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1. Grundriß der Geschichte des Mittelalters - S. 74

1824 - Bonn : Weber
Krieg mit dem französischen Könige Philipp August seine Kraft geschwächt hatte. Friedrich Ii. (1214 — 1250) verband mit dem Heldenmuthe seines Großvaters einen tiefblickenden Geist, der ihn weit über die Vorur- theile seiner Zeit erhob. Beides machte ihn zum natür- lichen Gegner der Päpste, die ihn mit unauslöschlichem Haffe verfolgten, so daß sein ganzes Leben ein ununter, brochenrr, harter Kampf mit dem heiligen Stuhle war. Anfangs begünstigte den Kaiser das Glück. Er brachte auf einem Kreuzzuge Jerusalem in seine Gewalt und dessen Königskrone auf sein Haupt; er kämpfte siegreich gegen die Lombarden, und vertrieb den Papst aus Nom, wahrend in Deutschland sein wackerer Sohn Konrad, die von der päpstlichen Parthei geschaffenen Gegenkönige, den Landgrafen Heinrich Raspe von Thüringen und den Grafen Wilhelm von Holland zu Paaren trieb. Zuletzt unterlag jedoch Friederich, weder der größeren Klugheit noch der Macht feiner Geg- ner, sondern der Gewalt der öffentlichen Meinung, die ihm, als einem Gebannten, entgegen war; und ee starb von Gram über die beständigen Verfolgungen vcr- rehrt. 3. Das Interregnum oder Zwischen reich — 1273. Mit Friedrichs Tod änderte sich Europas und des deutschen Reiche« Gestalt. Die Kaiser, bisher die mach- tigsten Herrscher der Christenheit, von denen Böhmen, Polen, Ungarn, Dänemark und Italien mehr oder we- niger abhängig gewesen waren, hörten auf, dem übrigen Europa furchtbar zu seyn, während zugleich die Gewalt, die sie im Innern geübt hatten, größtentheils in die Hände der Ncichsstände überging. Dreß geschah beson» ders in den nächsten 23 Jahren, welche mir Recht das Zwischen reich genannt werden, weil da- Reich in denselben eigentlich ohne Oberhaupt war. Denn, nach- dein K o n r a d Iv. inbehauptung feiner italienischen Erb- lande an Gift umgekommen war, besaßen Wilhelm von Holland und nach ihm Richard von Corn» wallis und Alphons von Castilien nur den Titel, nicht aber die Gewalt eines Kaisers von Deutschland, da< der letzte nicht einmal sah. Da also kein Herr

2. Grundriß der Geschichte des Mittelalters - S. 104

1824 - Bonn : Weber
104 führtkn, durch die Treulostgkeit der Griechen und die Anfälle der Türken aufgerreben, und nur mit wenigen Unglücksgefährten kehrten beide Herrscher, nach der miß. lungencn Belagerung oon Damaskus, in ihre Heimakh zurück. Immer ungünstiger wurde darauf die Lage der palästinischen Christen, bis der ägyptische Sultan Gala» din, nachdem er durch Unteriochung der kleinen türkischen Herrscher die Kräfte der Türken oereinigt und ihnen neue Furchtbarkeit gegeben hatte, den König Veit von Lusignan bei Liberias besteate, ihn gefangen nahm, und darauf Jerusalem eroberte 1187. Als König Veit späterhin seine Freiheit wieder bekam, kaufte er oon Richard Löwen herz die Inst! Copern, welche über 300 Jahre lang oon leinen Nachkommen a!S ein König- reich beherrscht wurde. Um Jerusalem den Ungläubi- gen wieder zu en reisten, setzte sich das ganze Abendland, der Kaiser Friedrich 1, der König Richard L ö» wen herz oon England, der König Philivp August von Frankreich, die italienischen Freistaaten, und Normänner, Danen und Fla n derer in Be- wegung. Zuerst trat nach weilen Vorkehrungen Fciede- rich I. den dritten Kreuzzug an (1189 — 1190). Er eroberte Jconium, und näherte stch, nach glücklich vollendetem Marsche durch Kleinasien, dem Ziele seines Unternehmens, als sein plötzlicher Tod in den Fluthen des Flusses Saleph alle Hoffnungen eines günstigen Aus- gangs vereitelte. Zwar setzten die Deutschen unter dem Herzoge Fried erich oon Schwaben den Zug fort, aber ste kamen auf demselben größtenthejls nebst ihrem Anführer an der Pest um; und nur wenige sahen, nach der Eroberung von Ptolemais, ihr Vaterland wieder. Richard Löwenhecz und Philipp August unter- nahmen zur See den vierten Zug (1190 - 1192), auf dem ste, besonders durch Richards Heldenmuth, nach neun Schlachten Ptolemais 1191 und Zypern er» vberten, und nur durch ihre Uneinigkeit an der Besttz- nähme Jerusalems gehindert wurden. Der fünfte Kreuzzug (1203 — 1204) wandte stch gegen Konstans tinovel, und hatte hier, wie schon oben erzählt wurde, die Errichtung eines lateinischen Kaiserthums zue Folge. Der üble Ausgang der bisherig.r Züge schreckte die Fürsten vor ähnlichen Unternehmungen zurück; um

3. Grundriß der Geschichte des Mittelalters - S. 119

1824 - Bonn : Weber
119 »higet wurde, beide Forderungen aufzugeben. Hierauf loste stch da- Band immer mehr auf, welches die Schweiz an Deutschland knüpfte; dagegen wurde sie, nachdein ste in den italienischen Kriegen als Frankreichs furchtbarster Feind ausgetreten war, durch den Frieden zu Freiburg 1517 dessen beständiger Bundesgenosse. Frankreich. Wie Lude wi g Ix. durch feine Tugenden die könig- liche Macht erweiterte, so geschah dieß durch List und Gewalt unter Philipp Iv, dem Schönen (1285 — 1314), der fein Reich durch Raoarra vergrößerte, in seinem Streite mit Bonifaciuö Viii. zuerst die päpst- liche Macht erschütterte, dein Adel das Recht des Münz, schlügen- entzog, und ungerechter Weise die Aufhebung des Templerordens bewirkte. Sein Kampf mit dem Papste veranlaßte ihn. zu einer Rcichsverfammlung 1303, außer dem Adel und der Geistlichkeit, auch Abgeordnete der Städte, Gemeinden und Hochschulen zu berufen, wo« dureb bec drittestand (tiers - élut) zuerst vollständig vertreten, und in Hinsicht der Angelegenheiten des Lan- de- den beiden andern Ständen gleichgestellt ward. Als nach Philipps Iv. Tod. binnen dreizehn Iah. ren, stin durch drei Söhne befestigtes Geschlecht erlosch, kam die Krone, init stinein Bruderssohne Philipp Vi, an das Haus Valois (1327). Unter Philipp Vi. wurde die Dauphins mit Frankreich vereiniget, aber durch das Aussterben des cape*ingischen Hauptstamme^ der Grund zu einem mehr als hundertjährigen Kampfe (1337 — 1141) mit England gelegt; indem dessen König Eduard 10, als der Sohn Isabellas, Philipps des Schölten Doch- ter, Einsprüche auf den französtschen Thron erhob. Edu- ard schlug Phi'ipp Vi. in der Sästachk bei Ere ssn l 3^6, und eroberte Calais, den Schlüssel zu Frankreich. Roch unglücklicher fochten die Franzostn unter ihrem schwachen Könige Johann, der in der Schlacht bei M au per t u is 1356 von Eduards Sohne dem schwar- zen Prinzen, bestegt, gefangen und im Frieden zu Bretigny zur Abtretung von Poitou, Guienne, Calais u. a. O genokhiget ward. Mehr als diestr Friedensschluß schadeten Frankreich die inneren Unruhen, welche während des Königs Gefangenschaft ausbrachen.

4. Grundriß der Geschichte des Mittelalters - S. 295

1824 - Bonn : Weber
295 den Heldenmuth Arnold Struthans von Win- kelried bei èempach a. 9- Jul. geschlagen, undizlb fällt hier mit der Blüthe seines Adels. Die vstreichischen Herren erleiden durch die Glar- ner eine neue Niederlage bei Naefels a. 9. Apr. 1383 Dieß bewegt Oestreichs Herzoge zu einem 7 jähr. 1339 Frieden, der 1396 und 1411 erneuert wird. Aufgefordert von Kaiser Sigismund, erneuern 1415 die Eidgenossen den Kampf gegen Oeftreich, fallen in das Gebiet des in die Reichsacht erklärten Herzoges Friedrich von Oestreich ein, und erobern die hads- durgischen Sta mm guter im Argau. Wallis schließt sich den Eidgenossen an. 1417 lieber die Erbschaft des letzten Grafen Fried- richs von Tokenburg geräth Zürich mit Schwyz 1436 . und Glarus in Streit. — Stüssi. — Reding. Als die andern Eidgenossen auf die Seite von Schwyz treten, schließt Zürich ein Bündniß mit Oestreich. 1442 Friedrich Iii. ruft Frankreich zu Hilfe, um das von den übrigen Eidgenossen bedrohete Zürich zu retten. Der Dauphin Ludwig dringt mit 50,000 M. in die Schweiz ein, wird aber durch den heldenmüthi- gen Widerstand der 1600 Schweizer auf dem Kirch- hofe zu S. Jacob an der Birs a. 28. Aug. zur Rückkehr und zum Frieden bewogen. 1444 Zürich muß einen nachtheilrgen Frieden eingehen, 145v worin es der Verbindung mit Oestreich entsagt, und Schwyz und Glarus das Eroberte behalten. Seitdem erhält die Eidgenossenschaft bei Auswärtigen den Na- men des S chw eiz erb un d es. Im neuen Kampfe mit Oestreich wird der Thur-1460 gau erobert. Krieg der Schweizer in Verbindung mit dem 1474 Herzoge von Lothringen gegen Karl den Kühnen von Burgund. Karl dringt in die Schweiz ein, wird bei Gran-1476 fon a. 2. März, bei Murten a. 22. Iun. gänzlich geschlagen, und büßt in der Niederlage bei Nancy a. 12. Jan. das Leben ein. 1477 Ewige Union zwischen Oeftreichundde* E id g e n offe n.

5. Grundriß der Geschichte des Mittelalters - S. 296

1824 - Bonn : Weber
296 Der Herzog Sigismunb von Oestreich-Tyrol thut auf alles durch die Schweizer Entrissene Verzicht, und beide garanticen sich wechselseitig ihre Besitzungen. *480 Erster Subfidienvertrag mitfrankreich. Der Ausbruch eines neuen Bürgerkriegs wird 1461 durch den Stanzer Vergleich (Claus von der Flüe) verhindert, und Solothurn und Freyburg in den Bund ausgenommen. In dem Kriege mit Maximilian I. schließt 1493sich Graubündten an die Eidgenossen an. M. endigt den unglücklichen Krieg mit den Schwei- 1499 zern durch den Frieden zu Basel, worin er den Thurgau abtritt. 150t Basel, Schafhausen 1513 und Appenzell werden in die Eidgenossenschaft ausgenommen. Die Schweizer, welch» als Bundesgenossen des 1510 (Papstes an den italienischen Kriegen seit 1510 Theil 1513 nehmen, werden durch die Schlacht bei Nova r a Herren von Mailand, erwerben Bellinzona, Veltlin und Chtavenna, müssen aber nach der Niederlage bei 1515 Ma rig n ano Mailand wieder raumen, und schließen mit Franz l. den Frieden zu Fr eh bürg, der sie zu beständigen Bundesgenossen Frankreichs 1517 macht. Ii. Frankreich. 1271 (Philipp Iii. der Kühne, 1271 — 1285, ver- einiget alle Lheile der Grafschaft Toulouse auf 1273 immer mit der Krone. Durch die Verbindung des Kronprinzen (Philipp mit Johanna der Erbin von Navarra kommt dieß 1274 Königreich zu Frankreich. 1276 (p. bekriegt Castilien 1284 und Aragon ohne günstigen Erfolg. 1265 (Philipp Iv. der Schöne, 1285 — 1314, beendigt den Krieg mit Castilien und Aragon. Die Franche Comte und Lyon, bisher Theile Deutschlands, unterwerfen sich der französischen Herr- " 1292 schaft. 1293 (P. kämpft glücklich gegen Eduard I. von Eng-

6. Heimatgeschichte der Rheinprovinz - S. 120

1915 - Bonn : Hanstein
120 dessen Anfänge in den letzten Regierungs jahren Wilhelms des Reichen liegen. Der Kaiser Rudolf drohte, das Land bis zur Beilegung der Streitigkeiten als erledigtes Reichslehen einzuziehen. Um dem vorzubeugen, einigten sich die streitenden Parteien 1609 zu Dortmund zu einer gemeinsamen /erwaltung der Länder. Sogleich ließen sie auch die Stände schwören, dem die Treue zu halten, der in der Folge als rechtmäßiger Herrscher gelten werde. Der Kaiser erkannte diesen Vertrag nicht an und ließ seine Truppen in die jülichschen Länder einrücken, um diese einzuziehen. Erzherzog Leopold nahm am 23. Juli Jülich ein und machte die Stadt zum Stützpunkte seiner Macht. Den Kaiserlichen gelang es, sich in den Burgen Kalkofen bei Aachen und Breitenbend bei Linnich festzusetzen. Am 19. Dezember kam es zu einem ernsten Zusammenstoß der Brandenburger und Pfalz-Neuburger einerseits und des Erzherzogs Leopold anderseits. Letzterer mußte von Düren weichen. Gegen Ende des Jahres war er auf Jülich, Breitenbend und einige andere feste Orte beschränkt. In Breitenbend wurden die Kaiserlichen 1610 von den Brandenburgern belagert und nach einem erbitterten Kampfe zum Rückzuge genötigt. Die Union, die eine Herrschaft der Katholiken über die Länder am Rhein nicht dulden wollte, schloß ein Bündnis mit Heinrich Iv. von Frankreich. Der drohende Religionskrieg brach nicht aus, weil der französische König ermordet wurde. Die gemeinschaftliche Regierung führte bald zu Mißhelligkeiten. Der Versuch, Wolfgang Wilhelm mit der Tochter des Kurfürsten zu vermählen, mißlang und verschärfte die Gegensätze. Der Erzherzog Leopold wurde im Laufe des Jahres 1610 mit Hilfe Frankreichs aus Jülich gänzlich vertrieben. Im Jahre 1613 trat Johann Sigismund von Brandenburg zur reformierten Kirche über und erhielt, Hilfe von der Union und den Holländern. Wolfgang Wilhelm trat 1614 in Düsseldorf zum Katholizismus über, vermählte sich mit der Schwester des Herzogs Max von Bayern, dem Haupte der Liga, und erhielt von dieser und den Spaniern Hilfe. Spanische Truppen unter Spinola und holländische unter Moritz von Oranien drangen in Jülich und Cleve ein. Im Jahre 1612 hatte Kaiser Matthias gegen die emporblühende, aber widerspenstige Stadt Mülheim am Rhein die Reichsacht ausgesprochen. Diese wurde 1614 unter blutigen

7. Heimatgeschichte der Rheinprovinz - S. 122

1915 - Bonn : Hanstein
i 122 Kurfürst von Brandenburg erhielt Cleve, Mark, Ravensberg und das bergische Amt Windeck, der Herzog von Neuburg Jülich, Berg, Ravenstein, Ysselburg und Winickendonk. Dieser Vertrag wurde 1629 zu Düsseldorf auf 25 Jahre verlängert. Nach mehreren vergeblichen Kämpfen am Niederrhein faßten die Spanier 1624 den Plan, von Rheinberg nach Venlo einen Kanal zu bauen. Sie wollten dadurch den bedeutenden Rheinhandel in die Maas und so auf spanisches Gebiet lenken, um die Holländer dauernd zu schädigen und zu schwächen. Trotz der Hindernisse, welche die Holländer ihnen beim Bau bereiteten, war der Kanal doch 1627 soweit fertiggestellt, daß er von Rheinberg bis Geldern mit flachen Schiffen befahren werden konnte. Da den Spaniern aber bald die Geldmittel zum weiteren Kriege fehlten und ihre Soldaten meuterten, gelang es den Holländern 1629, Wesel zu erobern. Sie nahmen dann Duisburg und Ruhrort ein und vertrieben die letzten Spanier aus Wetzlar, Diese Verluste führten 1630 den Vertrag zu Brüssel herbei; dieser bestimmte, daß die umstrittenen Gebiete (Jülich, Cleve usw.) von Spaniern und Holländern geräumt werden sollten. So zeigten auch die Rheinlande das Gepräge eines dauernden Kriegszustandes. Leere Dörfer und Flecken, deren Bewohner sich vor den zuchtlosen Scharen in dichte Wälder und schützende Gebirgsschluchten flüchteten, waren keine Seltenheiten. Den Freveltaten der Spanier stellten sich die der Holländer „würdig“ zur Seite. Letztere verstanden es auch, unerhörte Rheinzölle zu erpressen und den Rheinverkehr schwer zu schädigen. Die Steuern zur Deckung der Kriegskosten erreichten eine unheimliche Höhe. Trotzdem auf dem Reichstage zu Regensburg 1629 die Neutralität der pfalz-neuburgischen und brandenburgischen Rheinlande anerkannt worden war, wurden diese mit den übrigen Rheinlanden in der Folgezeit doch zum Schauplatze des großen Krieges. Während Gustav Adolf selbst im mittleren und südlichen Deutschland sich zu schaffen machte und auch 1632 Kreuznach den Spaniern entriß, sandte er seinen Feldherrn Baudissin mit einem Heere ins nördliche Deutschland, wo er große Verwüstungen anrichtete. Im Oktober 1631 brach Baudissin, mit den Hessen vereinigt, in die Rheinlande ein, um die dortigen Fürsten aus ihrer Neutrali-

8. Heimatgeschichte der Rheinprovinz - S. 129

1915 - Bonn : Hanstein
129 Interesse dienstbar zu machen und jede partikularistische Regung zu unterdrücken. Einer solch absoluten Politik aber widersetzten sich die Landstände, besonders in Cleve, als die Vertreter der territorialen Selbständigkeit. Sie besaßen seit dem Anfänge des 16. Jahrhundert besonderen Anteil an der Landesregierung, und nur schrittweise konnte der Große Kurfürst ihnen ihre Rechte abringen. Im Jahre 1666 huldigten ihm zwar die Stände in feierlicher Weise, doch manche Rechte (die Steuerbewilligung, die Verleihung des provinzialen Bürgerrechts sowie das Versammlungsrecht ohne landesherrliche Genehmigung) behaupteten sie nach Vvie vor. Erst im 18, Jahrhundert drängte der aufstrebende preußische Absolutismus die ständischen Rechte machtvoll zurück. Die Zugehörigkeit zu Brandenburg-Preußen forderte besonders zur Zeit des Großen Kurfürsten von den westlichen Provinzen schwere Opfer. Bald aber machten sich auch die Segnungen der brandenburgischen Verwaltung bemerkbar, vor allem auf dem Gebiete des Finanzwesens und der bis dahin völlig vernachlässigten Domänenwirtschaft, Im 18, Jahrhundert bildete sich am Niederrhein ein gewisser preußischer Patriotismus heraus, der sich auch während der Fremdherrschaft erhielt. Um die Mitte des 17, Jahrhunderts saß auf dem erz-bischöflichen Stuhle zu Cöln Maximilian Heinrich. Dieser schloß im Jahre 1658 mit mehreren westdeutschen Fürsten den Rheinbund, dem bald auch der Große Kurfürst beitrat, und der durch den Anschluß Ludwigs Xiv. unter französische Führung geriet. Wenn der Rheinbund sich auch 1667 beim Ausbruch der Raubkriege Ludwigs Xiv. auflöste, blieb doch der Cölner Erzbischof der Bundesgenosse Frankreichs. Nachdem der Sonnenkönig den Dreibund (Niederlande, England und Schweden) gesprengt hatte, wurden die Rheinlande in den ersten Monaten des Jahres 1672 der Schauplatz großer Kriegsrüstungen. Hier versammelten sich die Reichstruppen des Westfälischen Kreises zum Schutze der Stadt Cöln, die sich dem Bündnisse des Erzbischofs mit Frankreich nicht angeschlossen hatte. Truppen wurden angeworben, Kriegssteuern erhoben, Schanzpfähle und anderer Kriegsbedarf geliefert. Der Marschall Turenne überschwemmte Anfang Juni das Erzstift mit fran- Kreuzberg, Geschichtsbilder aus dem Rheinlande. q

9. Heimatgeschichte der Rheinprovinz - S. 157

1915 - Bonn : Hanstein
157 lande durch die Franzosen die Erwerbsquelle der Industrie, die in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts schon nicht mehr unbedeutend war, nach und nach völlig versiegte. Nur die Industrie gedieh noch, die unmittelbar von den kriegerischen Begebenheiten Vorteil hatte, wie die Solinger Waffenindustrie. Zufällig gehört hierhin auch die Herstellung des „Cölnischen Wassers“, das die Franzosen als Eau de Cologne in die vornehme Pariser Welt einführten. Durch die Kontinentalsperre Napoleons gegen England, vor allem auch durch die Ausdehnung der Douane (Zollgrenze) bis zum Rhein erhielt die rechtsrheinische Industrie den Todesstoß, und auch die linksrheinische litt sehr. Das Ber-gische Land wurde so gut wie aller seiner Absatzgebiete beraubt. Die Einfuhr bergischer Textilwaren nach Frankreich, also auch auf das linke Rheinufer, wurde verboten, die Zölle auf Eisen- und Stahlwaren stiegen unerträglich. Seit 1808 stieg das Elend der bergischen Industriearbeiter ungeheuer. Die allgemeine Gärung, die in der Folgezeit entstand und 1813 zur Erhebung führte, war im Bergischen die furchtbare Antwort auf die systematische Aussaugungspolitik Napoleons. Auch auf die linke Rheinseite wirkte der Anschluß an Frankreich in wirtschaftlicher Beziehung vielfach ungünstig. Den Handelsherren wurde es schwer, günstige neue geschäftliche Beziehungen zu Frankreich anzuknüpfen. Bedeutende Zölle aber erschwerten den Verkehr mit Deutschland und anderen Ländern, mit denen die linksrheinischen Handelshäuser bisher in lebhaftem Verkehr gestanden hatten. Die Bedrängnis der Crefelder Seidenfabriken wurde sogar so bedeutend, daß Preußen darauf aufmerksam wurde und versuchte, die Inhaber der von der Leyenschen Fabrik zu bewegen, nach Westfalen überzusiedeln. Sie zauderten noch; währenddessen änderte sich die politische Lage, und so wurde aus den Unterhandlungen nichts. Wenn aber auch die linksrheinische Industrie große Schwierigkeiten zu überwinden hatte, gegenüber der rechtsrheinischen stand sie immer noch recht günstig. Die Zünfte und Innungen wurden durch die französische Herrschaft im Rheinlande völlig weggefegt. Gewerbefreiheit, freie Konkurrenz und Freizügigkeit traten an ihre Stelle. Daß aber auch diese Neuerungen ein zweischneidiges

10. Heimatgeschichte der Rheinprovinz - S. 155

1915 - Bonn : Hanstein
155 sehen Besitze auch die Grafschaft Mark mit einem Teile von Lippstadt, das Fürstentum Münster mit Kappenberg, die Grafschaften Tecklenburg und Lingen sowie die Grafschaft und Stadt Dortmund dem Großherzogtum Berg angegliedert. Dafür trat es die Festung Wesel an das linksrheinische Roerdepartement ab. Im Jahre 1808 hatte das Großherzogtum Berg seine größte Ausdehnung erlangt. Es umfaßte 315 Quadratmeilen mit 928 000 Einwohnern und zerfiel in das Rhein-, Sieg-, Ruhr- und Emsdepartement. Nachdem Murat 1808 König von Neapel geworden war, fiel Berg 1809 an Napoleons Neffen Louis Napoleon, den unwürdigen Sohn des Königs von Holland, der diese Länder jedoch nie sah. Napoleon selbst behielt sich die Verwaltung des Gebietes bis zur Großjährigkeit seines Neffen vor, und so wurde Berg mit dem Kaisertum zugleich verwaltet. Der nördlich von der Lippe gelegene Teil von Cleve wurde 1810 vom Großherzogtum Berg abgetrennt und kam zum Lippe-Departement. Dadurch verlor Berg 213 000 Bewohner. Die französischen Rheinlande umfaßten damals folgende Teile: Rhein-, Mosel-, Saar-, Roer- und Lippe-Departement, das Großherzogtum Berg, Teile des Herzogtums Nassau ~) und einen Teil des Erzbistums Mainz 3). So herrschte in den Rheinlanden-anfangs die Republik, dann der Kaiser Napoleon. Im Jahre 1811 besuchte dieser zum zweiten und letzten Male das Rheinland. * * * Sollen Licht und Schatten der französischen Herrschaft gerecht verteilt werden, so ist die Zeit der Republik (1794/99) von der Zeit Napoleons zu scheiden. Die hochgespannten Hoffnungen vieler Rheinländer wurden von der Revolution gänzlich vernichtet. Unter Napoleon aber setzten in den ruhigen Zeiten Entwicklungen ein, die für die Folgezeit reichen Segen versprachen. Diese erklären auch die Verehrung, die man dem Korsen entgegenlsrachte und die noch Jahrzehnte andauerte. 1) Murat verlor 1815 das Königreich Neapel und wurde in Pizzo erschossen. 2) Dierdorf, Altenwied, Neuerburg, Wied-Neuwied, Hohensolms, Solms, Braunfels und Greifenstein. 3) Wetzlar.
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