Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
«-Kl f.«, *Vt
107019 J9da 90
Guellensatze
zur
Geschichte unteres Volkes
von der Reformation bis zur Gegenwart.
Don
Dr. Luöwig Avnöt, §6erse£rer.
Erste Abteilung.
Schicksale unseres Volkes. Zusammenfallende Darltellung der Ifaatlichen Zultände unleres Volkes.
gof ß ert.
Oerlag von Otto Schulze.
1904.
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kommen, die Dissidenten sollten geduldet und dem Bürgerstande politische Rechte gewährt werden. Während dann Österreich und Preußen in den Krieg mit Frankreich verwickelt wurden, schickte sich Katharina von Rußland an, die polnische Beute einzuheimsen. Eine polnische Adelspartei, die Targowitzer Konföderation, rief die Russen ins Land. Vergebens trat ihnen der edle Kosciuszko entgegen (1792); die Russen machten sich zu Herren des Landes. Im Januar 1793 drang auch preußisches Militär in Polen ein; Preußen erklärte sich gegen die neue Verfassung und einigte sich noch in demselben Monate mit Rußland über die vorzunehmende Teilung. Als dann aber doch die Eifersucht Rußlands und Österreichs die Preußen von jeglicher Erwerbung polnischen Gebietes ausschließen wollte, erzwang Friedrich Wilhelm Ii. sich seinen Anteil an der Beute durch die Drohung, ganz vom Kriege gegen Frankreich zurückzutreten und sein ganzes Heer nach Polen zu werfen. Der vorher gegen Preußen gerichtete polnische Reichstag von Grodno stimmte jetzt, sich selbst verunehrend, den Forderungen Preußens zu (Sept. 1793). Preußen bekam Danzig und Thorn, dazu an Westpreußen und Schlesien angrenzende Gebiete, aus denen es die Provinz „Südpreußen" schuf. Rußland erhielt auch dieses Mal den Hauptanteil. Österreich ging leer aus. — Der Aufstand der Polen unter Thaddäus Kosciuszko führte schließlich zur dritten und letzten Teilung Polens. Jmmärz 1794 begann derausstand. Preußen warf sofort Truppen nach Polen. Krakau wurde von den Preußen genommen; doch zog sich die Belagerung Warschaus zu sehr in die Länge. Unverrichteter Dinge zog Friedrich Wilhelm Ii. von Warschau ab. Ein paar Monate später siel die Stadt dem russischen Feldherrn Suwörow in die Hände, nachdem Kosciuszko gefangen worden war. Rußland einigte sich darnach (im Jan. 1795) mit Österreich über die Teilung, auch über das Gebiet, das Preußen bekommen sollte. Auch verbanden sich die beiden Mächte in einem Geheimvertrage, dessen Spitze sich gegen Preußen richtete, noch enger. Im Oktober 1795, als Preußen hauptsächlich wegen des Zwiespaltes mit Österreich aus dem Kriege mit Frankreich ausgeschieden war (Frieden von Basel), kam dann endlich der Teilungsvertrag auch mit Preußen auf der Grundlage jener österreichisch-russischen Abmachungen zustande. Preußen erhielt das Land um Warschau und weitere Gebiete, die es zu „Neuostpreußen" zu-
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Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Polen Frankreich Polen Grodno Danzig Thorn Polen Polens Polen Krakau Warschaus Warschau Frankreich Basel Warschau
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noch in demselben Jahre drängten letztere die Franzosen über den Taunus und Westerwald. Auch Mainz, das von Pichegru eingeschlossen war, wurde befreit. Für das Jahr 1796 machte das Direktorium in Frankreich (1795—1799) gewaltige Anstrengungen. Jourdan ging wieder über den Niederrhein, während Moreau aus dem Elsaß nach Oberdeutschland eindringen sollte. Bei Wetzlar wies der Erzherzog Karl den ersteren zurück. Dem Vordringen Moreaus bis nach Bayern konnte der Erzherzog nicht Einhalt gebieten; der Franzose schloß Verträge mit Baden, Württemberg und Bayern: die Vorboten des Rheinbundes. Da schlug der Österreicher die französische Nordarmee unter Jourdan bei Arnberg und Würzburg (im August und September 1796), infolgedessen mußte auch Moreau zurück. So wurden die Lande rechts des Rheines durch österreichische Truppen von dem Erbfeinde befreit. Dadurch gewannen namentlich in Oberdeutschland die Österreicher Sympathien. Preußen erneuerte in diesem Jahre das Bündnis mit Frankreich und sicherte sich bestimmte rechtsrheinische Entschädigungen.
Anders verlief der Feldzug in Oberitalien. Hier trat Napoleon Bonaparte *) an die Spitze des französischen Heeres. Er brach gänzlich mit der alten Kriegführung und Taktik. Binnen kurzem führte er das völlig entmutigte französische Heer von Genua durch die Lombardei nach Mantua. Sardinien wurde zur Abtretung von Savoyen und Nizza genötigt (April 1796). Im Februar 1797 war die österreichische Festung Mantua nach den Siegen über das Entsatzheer bei Areole und Rivoli in Napoleons Händen. Auch der Erzherzog Karl, der jetzt in Italien erschien, konnte gegen Napoleon nichts ausrichten, er wich über den Tagliamento und Jsonzo zurück. Bis Leoben, in die Nähe des Semmering, drangen bis zum April die Franzosen. Zu gleicher Zeit durchzog ein anderer Teil des französischen Heeres das Etsch- und Pustertal. So entschloß sich der Minister Thugut zum Frieden. In Leoben wurden die Vorverhandlungen gepflogen, in Campo Formio bei Udine der Friede geschlossen (1797). Österreich bekam die von Napoleon in schnödester Weise bekriegte und eroberte Republik
!) Napoleon wurde 1769 (oder 1768) in Ajaccio auf Korsika geboren. Seine Vorbildung erhielt er nuf Militärschulen in Frankreich.
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Venedig, ferner Dalmatien und Istrien. Den Breisgau sollten die Österreicher an den Herzog von Modena abtreten, dafür wurde ihnen in einem geheimen Artikel das Erzbistum Salzburg und ein Stück von Bayern versprochen. Ebenfalls in einem geheimen Artikel trat der Kaiser das linke Rheinufer von Basel bis Andernach an Frankreich ab und stimmte der Errichtung der cisalpinischen Republik mit der Hauptstadt Mailand zu, zu der auch Modena und die päpstlichen Legationen geschlagen werden sollten. Belgien wurde gleichfalls an Frankreich abgetreten. Die auf der lmken Rheinseite geschädigten Reichsstände sollten durch Besitzungen auf dem rechten Rheinufer schadlos gehalten werden; es konnte das nur auf Kosten geistlicher Länder geschehen. So willigte also Österreich in die Vernichtung der geistlichen Staaten, wie es denn für sich selber das Erzbistum Salzburg als Beute ersehen hatte. Einer Erwerbung rechtsrheinischer Besitzungen durch Preußen hatte Österreich dadurch vorzubeugen gewußt, daß es Frankreich zum Verzicht aus die preußischen linksrheinischen Gebiete bestimmte. Die Entschädigungen sollten auf einem nach Rastatt zu berufenden
Kongresse geregelt werden. —
Seit Dezember 1797 tagten in Rastatt die deutschen und französischen Bevollmächtigten; letztere geberdeten sich in übermütigster Weise. Österreich suchte die geheimen Artikel von Eampo Fotbtio^179^!j!g01 ^ möglichst lange geheimzuhalten. Gegen den Gedanken durchgreifender Säkularisationen sträubte es sich. Mit den deutschen Reichsständen knüpfte Frankreich auf dem Kongresse Verbindungen an. Über den Reichssrieden wurde man überhaupt nicht einig. Noch während der Kongreß tagte, zog sich ein neues Kriegsungewitter zusammen, das den Kongreß, von dem Österreich seine Gesandten abberufen hatte, sprengte (Rastatter Gesandtenmord, April 1799). Der zweite Koalitionskrieg wurde durch allerlei neue Gewaltsamkeiten und Unternehmungen Frankreichs hervorgerufen: die Schweiz wurde zur helvetischen, von Frankreich abhängigen Republik umgewandelt, französische Soldaten rückten an die schweizerischösterreichische Grenze; der Kirchenstaat wurde ausgehoben und die römische Republik errichtet (Anfang 1798), Österreich fürchtete für seine Stellung in Italien; England wurde durch den ägyptischen Feldzug Napoleons (1798 und 1799) gefährdet; über Napoleons Mittelmeerunternehmungen war auch Paul I. von Rußland erbittert.
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So schlossen Rußland, England, Neapel, Österreich und die Türkei eine Koalition gegen Frankreich. Preußen, seit 1797 unter der Regierung des friedliebenden, ängstlich-gewissenhaften Friedrich W?lhelmlli.wilhelm Iii., blieb dem Bunde fern. Als ein russisches Heer in ?i797-i84o"^^Erreich einrückte, erklärte Frankreich an Österreich den Krieg (Februar 1799). Auch dieser Koalitionskrieg scheiterte an der inneren Uneinigkeit. Jede der beteiligten Mächte verfolgte ihre Sonderinteressen. Die kriegerischen Erfolge der Verbündeten waren anfangs gut. Die Österreicher unter dem Erzherzog Karl drängten die Franzosen, die über den Rhein gegangen waren, bei Stockach zurück und besetzten einen Teil der Schweiz, nachdem sie Massena bei Zürich geschlagen (Juni 1799). Die Russen unter Suworow eroberten im Bunde mit den Österreichern Oberitalien. Die napoleonischen Schöpfungen in Italien brachen zusammen. Dann ging der Erzherzog Karl nach Holland, um mit einem englischen Heere in Belgien einzufallen. Infolgedessen drangen die Franzosen in der Schweiz siegreich vor, überwältigten Österreicher und Russen bei Zürich (September 1799). Ungern und nur zögernd ging Suworow, den die Österreicher mit Absicht aus Oberitalien entfernen wollten, in die Schweiz. Sein ruhmvoller Übergang über den St. Gotthard und sein Abbiegen ins Muottatal und weiter nach Glarus und ins Vorderrheintal konnte und sollte schließlich auch gar nicht mehr den Österreichern Hilfe bringen. Paul I., auf Österreichs italienische Pläne eifersüchtig, rief sein Heer zurück und schied aus der Koalition aus. In Holland wechselte Glück und Unglück; die Franzosen behaupteten sich auch hier. In derselben Zeit war Napoleon aus Ägypten zurückgekehrt; im Dezember 1799 machte er sich zum ersten Konsul und stellte bald Ruhe und Ordnung im Innern Frankreichs her. Im Frühjahr 1800 führte er seine Korps über den Großen und Kleinen St. Bernhard und den Mont-Cenis-Paß, nahm Mailand und ging bei Piacenza über den Po. Zu spät trat ihm der österreichische Feldherr Melas entgegen, der Massena in Genua eingeschlossen gehalten und zur Ergebung gezwungen hatte. Bei Marengo (Juni 1800) errang Napoleon durch Desaix' glückliches Eingreifen den Sieg, der ihn zum Herrn von Oberitalien bis zum Mincio machte. In Oberdeutschland war Moreau ebenfalls siegreich vorgedrungen. Bei Hohenlinden wurde im Dezember 1800 der Erzherzog Johann besiegt. Unter
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dem Eindruck die]"es Sieges würden die Friebensverhanblungen schnell zum Abschluß gebracht (Februar 1801). Der Luneviller Friebe würde vom Kaiser — ohne England und zugleich im Namen des Reiches, wogegen der Kaiser sich bisher gesträubt hatte — aus der Grunblage der Bestimmungen von Campo Formio abgeschlossen.
Rhein und Etsch würden jetzt die Grenze gegen Frankreich. Die Entschäbigung der erblichen Fürsten, die linksrheinische Besitzungen ober Rechte verloren, würde im siebenten Artikel des Luneviller Friebens offen gesorbert. Die Großherzoge von Mobena und Toskana sollten durch beutfche Gebiete schablos gehalten werden, womit Österreichs Einfluß in Italien wesentlich beschränkt würde.
Auch der Erbstatthalter von Hollanb, der Prinz von Dramen, sollte ein beutsches Land bekommen. Die Tochterrepubliken
Frankreichs, die ligurische, cisalpinische, helvetische und batavische,
erkannte Österreich an. —
Der Reichstag in Regensburg hatte nichts bagegen ein-Kr Rerchs-
zuwenden, daß der Kaiser den Luneviller Frieden zugleich im Namen hauptschlutz. des Reiches unterschrieben hatte. Das wichtigste aber war nunmehr die Entschäbigungssrage. Erst im November 1801 einigten sich Kaiser und Reich bahin, daß eine aus acht Mitgliebern bestehenbe Reichsbeputation die Beratungen in die Hand nehmen sollte; *) und erst im August 1802 trat bieselbe in Regensburg zusammen. Doch nicht hier, sondern in Paris wurde das Schicksal Deutschlands entschieden. Die Uneinigkeit der Deutschen — Preußen und Bayern wünschten im Gegensatz zu Österreich möglichst weitgehende Säkularisationen — ermöglichte es dem ersten Konsul in Frankreich, die Entschädiguugssragen in seinem Sinne zu entscheiden. Deutschlands Fürsten hielten es nicht unter ihrer Würde, durch allerlei Schleichwege in Paris einen reichen Beuteanteil sich zu sichern. Napoleon ließ auch Rußland an der Länderverteilung sich beteiligen; doch der Ausschlag bei diesem wüsten, für Deutschland so schmachvollen Länderschacher wurde in Paris gegeben. Als das Geschäft dort abgeschlossen war, als z. B. Preußen durch Svnderverträge mit Napoleon seine neuen Erwerbungen sich gesichert hatte, da wurde dann im August 1802 in Regensburg der fertige Plan durch die französischen und russischen Gesandten in herrischer Weise zur Be-
Vgl. Sz. 85.
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Extrahierte Personennamen: Campo_Formio August Napoleon Napoleon August
Extrahierte Ortsnamen: England Frankreich Italien Frankreichs Regensburg Regensburg Paris Deutschlands Frankreich Deutschlands Paris Deutschland Paris Regensburg
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im Reiche. Die ganze Sache war ein ungeheurer Rechtsbruch, durch welchen die Reichsverfassung völlig untergraben wurde. So notwendig die Verminderung der Zahl der deutschen Kleinstaaten und die Aufhebung der geistlichen, nicht lebensfähigen Staatsgebilde war, so schmachvoll war es, daß Deutschland sich vom Auslande dazu nötigen liess und daß Deutschlands hoher Adel auv Gewinn-
sucht sich selbst erniedrigte. —
Schon im Jahre 1803 waren Napoleons Pläne wieder auf Der^ anen Krieg mit England gerichtet. Der Friede, den Frankreich mit England 1802 zu Amiens geschlossen hatte, war nur ent Waffenstillstand gewesen. Das mit England durch Personalunion verbundene Kurfürstentum Hannover wurde durch ein französisches Korps 1803 besetzt; die tapfere hannoversche Armee mußte kapitulieren.
Zwei Jahre blieb das Land in den Händen der Franzosen.
Friedrich Wilhelm von Preußen hatte den Nachbarstaat nicht zu besetzen gewagt, da Rußlands Kaiser Alexander I. keine sichere Hilfe gegen Napoleon versprach, und da Hannovers Adel gegen Preußen gestimmt war. Im Mai 1804 wurde Bonaparte nach Entdeckung einer Verschwörung zum Kaiser gewählt und im Dezember vom Papste gesalbt; zwei Jahre vorher war er zum Konsul aus Lebenszeit ernannt worden. Im Jahre 1804 nahm der deutsche Kaiser Franz Ii. den Titel eines österreichischen Kaisers (als solcher Franz I.) an. Gelegentlich eines Besuchs des französischen Kaisers in den Rheinlanden wetteiferten deutsche Fürsten, ihm ihre Huldigung darzubringen. An jener gegen den Korsen gerichteten Verschwörung sollte auch der mit den Bourbonen verwandte Herzog von Enghien beteiligt gewesen sein; auf badischem Gebiete ließ ihn Napoleon ausheben, über die Grenze bringen und trotz seiner Unschuld erschießen, ein Bruch des Völkerrechts und zugleich ein Justizmord, wogegen nur die fremden Gesandten auf dem Regensburger Reichstage Protest erhoben. [ Durch diese und andere Gewaltsamkeiten entfremdete sich Napoleon den Kaiser von Rußland. Allerlei Neuerungen in Italien — Einverleibung der ligurischen Republik in den französischen Staat; Napoleon macht sich zum König von Italien — verstimmte auch Österreich von neuem gegen Frankreich. So begann wiederum eine Koalition sich zusammenzuziehen. England, wo der jüngere Pitt zum Kampfe trieb, Schweden, Rußland und Österreich schlossen die dritte
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Koalition. Preußen blieb auch jetzt neutral. Die geringschätzige Behandlung Preußens durch den Zaren, der es mit Gewalt zum Kriege fortreißen zu können meinte, rief eine Spannung zwischen den beiden Ländern hervor. Napoleon kam die Bildung des neuen Kriegsbundes sehr gelegen. Den längst geplanten Angriff Englands von Boulogne aus scheute er doch; so ließ er blitzschnell seine Korps von den verschiedensten Seiten strahlenförmig auf Oberdeutschland marschieren. Nassau, Hessen-Darmstadt, Baden, Württemberg und Bayern traten auf Frankreichs Seite. In Ulm wurde der österreichische Feldherr Mack von allen Seiten eingeschlossen und mußte am 17. Oktober 1805 sich ergeben. Kutusow ging vom Inn nach Mähren zurück. Anfang November besetzte Napoleon Wien. Trotz dieses Siegeszuges stand die Sache für die Franzosen nicht günstig. Preußen fühlte sich durch den Marsch Bernadottes durch Ansbachisches Gebiet in seiner Neutralität verletzt. Es schloß mit Rußland und Österreich am 3. November den Potsdamer Vertrag, wonach es in den Kriegsbund gegen Frankreich einzutreten versprach, wenn dieses bis zum 15. Dezember auf seine Bedingungen nicht eingehen würde. Es wollte u. a. die Unabhängigkeit Deutschlands, die Wiederherstellung Hollands, der Schweiz und Neapels von Napoleon verlangen. Auch näherte sich der Erzherzog Karl, der in Italien gegen Massena glücklich gekämpft hatte. Bei Trafalgar hatte im Oktober die französisch-spanische Flotte gegen Nelson unglücklich gekämpft. Doch der preußische Minister Haug-witz, von seinem Könige insgeheim beauftragt, den Krieg mit Napoleon auf jeden Fall zu vermeiden, versäumte es, die preußischen Forderungen überhaupt zu überbringen; und Alexander ließ sich, statt den Beitritt Preußens zu erwarten, zu früh in eine Schlacht mit Napoleon ein: die Schlacht bei Austerlitz am 2. Dezember 1805 war ein neuer Sieg der Franzosen. Unmittelbar nach dieser Dreikaiserschlacht schloß Franz I. von Österreich Waffenstillstand mit Frankreich. Am 15. Dezember schloß der geängstigte Haug-witz, ohne einen Auftrag zu haben, den Schönbrunner Vertrag. Preußen mußte in diesem Vertrage im voraus alle Abmachungen anerkennen, welche Napoleon von Österreich erzwingen wollte; es mußte Ansbach an Bayern, Kleve und Neuburg an Frankreich abtreten; dafür sollte es Hannover besetzen. Für Ansbach war noch eine Entschädigung in Aussicht gestellt. Die Genehmigung
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ober boch Teile dieser Provinz an Napoleon abzutreten; der König hatte bar auf hm bieses Ministerium entlassen. Allerhanb sich über-stürzenbe Steuergesetze Harbenbergs vermochten bei der Verarmung des Volkes das Übel nicht zu heben. Die Staatsbomänen würden verkauft, die Güter der Kirche eingezogen. Die Macht der Gutsherrschaften brach Harbenberg durch das Gensbarmerieebikt vom 30. Juni 1812, führte aber statt der von Stein erstrebten Selbstverwaltung eine Verwaltung nach dem Muster des französischen Präfektensystems ein. Glücklicher war er mit seinen sozialen Gesetzen, mit der Einführung der allgemeinen Gewerbesteuer und Gewerbefreiheit, der Gesinbeorbnung und der Jubenemanzipation. Trotz der Unfreiheit nach außen und der Gelbnot im Inneren bewahrte sich der preußische Staat auch in biesen schlimmen Jahren seinen Jbealismus: besonbers auf Wilhelm von Humbolbts Betreiben würde 1810 die Universität Berlin gegrünbet; die be-beutenbsten Gelehrten würden hierher gerufen, Schleiermacher, Savigny, Eichhorn, Fichte, Niebuhr und anbere. Das Jahr darauf würde in Breslau die erste paritätische Universität gestiftet. Die Wissenschaft lernte, sich in den Dienst des Staates zu stellen. —
russisch- Inzwischen begann das Verhältnis zwischen Alexanber und
K^gsims)Napoleon immer mehr zu erkalten. Ersterer hatte schon längst die auf eine Wieberaufrichtung eines selbstänbigen Polens gerichteten Bestrebungen Napoleons, wie auch bte Annäherung Frankreichs und Österreichs ungern gesehen. Von den neuen Vergewaltigungen des Korsen — Hollanb, das Münsterlanb, das nörbliche Hannover, Olbenburg und die Hansastäbte würden dem französischen Kaiserreiche (Dez. 1810) einverleibt — hatte bte Vertreibung der mit dem Zaren verwanbten olbenburgischen Fürsten biesen besonbers verletzt. Ende des Jahres 1810 machte sich Alexanber frei von der auch für Rußlanb verberblichen, von Napoleon immer mehr verschärften Kontinentalsperre. So würde ein Krieg zwischen Rußlanb und Frankreich unvermeiblich. Für Preußen erhob sich wieberum die bange Frage, ob es Zeit sei, enblich loszuschlagen. Alexanber ließ sich nicht bereit sinben, den Krieg in Deutschland auf preußischem Boben zu beginnen; auch Österreich und England verstanben sich zu keiner festen, genügenben Bürgschaft für die Zukunft Preußens: so schloß sich Friedrich Wilhelm nach reifer
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Überlegung und mit blutendem Herzen, zu großem Verdrusse der leidenschaftlich aufgeregten Kriegspartei an Napoleon an (24. Febr. 1812) und rettete dadurch den Staat. Er verpflichtete sich, ein Hilfskorps von 20 000 Mann zu den Franzosen stoßen zu lassen, den Truppen den Durchzug durch sein Land zu gestatten und die Lieferungen für die durchziehenden Heere gegen spätere Vergütung zu besorgen. Von den unzähligen und ungezügelten Scharen, die jetzt nach Rußland zogen — eine Armee von über 600000 Mann, aus den verschiedensten Nationen Europas bestehend — hatte Preußen wieder unendlich viel zu leiden. Auch Österreich schloß sich an Napoleon an. Das Gros der Preußen unter Grawert und dann unter Aork stand auf dem linken Flügel der französischen Armee, der sich in der Richtung auf Riga vorwärtsbewegte; die Österreicher befanden sich auf dem rechten Flügel; das Hauptheer wurde von Napoleon, der im Mai 1812 noch einmal Deutschlands Fürsten, auch den König von Preußen und den Kaiser von Österreich, in Dresden um sich versammelte, von Warschau aus in das Innere Rußlands geführt. Zn spät schloß der Zar mit den Türken Frieden, sodaß die bisher gegen die Türkei beschäftigten russischen Truppen anfangs gar nicht zurstelle waren. Die Russen machten schließlich aus der Not eine Tugend; sie gingen, wie die in russischen Diensten stehenden deutschen Offiziere von Anfang an geraten hatten, immer weiter zurück und lockten den Feind in das Innere Rußlands. Bei Smolensk im August, bei Borodino im September geschlagen, konnten sie den Franzosen den Einzug in Moskau nicht wehren, zündeten dann aber die Stadt an (14.—20. Sept.) und beraubten so den Gegner der Winterquartiere. Napoleon mußte zurück. Alexander ließ sich auf keinerlei Zugeständnisse ein, nach dem Rate des Freiherrn vom Stein, in dessen Begleitung sich auch Ernst Moritz Arndt befand. Erst im Oktober trat das französische Heer den Rückzug an; statt nach Norden, ging Napoleon nach Süden, der russischen Armee entgegen, wurde aber von dieser auf den Weg zurückgedrängt, den er gekommen war. Unsägliche Leiden kamen über das unglückliche Heer durch den russischen Winter, durch die Verfolgung der Feinde, in den menschenleeren, ausgeraubten Ländern. Der Übergang über die Beresina (28. Nov.) kostete vielen das Leben; von da an war jede Disciplin dahin. Nur klägliche Reste der stolzen Armee kehrten in die Heimat zurück.
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