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1. Mittelalter - S. 113

1879 - Dillenburg : Seel
— 113 — Nun wählten die deutschen Fürsten den Grasen Heinrich von Luxemburg, der als Heinrich Vii. den Thron bestieg. Dieser stellte die Ruhe im Reiche wieder her, schützte die Städte gegen die Großen des Reiches und bestätigte auch den schweizerischen Städten ihre Freiheitsbriese. Aus die Bitten der Böhmen gab er ihnen seinen Sohn Johann als König und legte durch die Vermählung desselben mit der Tochter des letzten Böhmeukönigs (s. D.) den Grund Zu der luxemburgischen Hausmacht. Nachdem er den Grasen Eberhard Ii. von Wnrtemberg wegen seines Be-drängens der Städte gestraft hatte, unternahm er einen Zug nach Italien, erwarb die lombardische und römische Krone, starb aber plötzlich an einem Fieber (nach andern durch Gift) im Jahre 1313. Mit dem Tode Heinrichs Vii. begann für Deutschland eine schwere Zeit, indem durch eine zwiespältige Wahl Streit in dem Reiche und in Folge dessen viele Jahre lang verderblicher Krieg herrschte. Von der bairisch-luxemburgischen Partei wurde nemlich Ludwig der Baier, von der habsburgischen Partei dagegen Friedrich der Schöne von Oesterreich gewählt. Besonders 1314 des letzteren Bruder Leopold war es, der den Krieg mit Erbitterung und, vom Papste und dem französischen Könige unterstützt, mit Ausdauer betrieb. Da sich auch die Schweizer für Ludwig erklärten, zog Leopold gegen sie, um sie zu züchtigen und zur Anerkennung seines Bruders zu zwingen, erlitt aber in der Schlacht bei Morgarten (1315) eine totale Niederlage. Diese brachte jedoch sür Ludwig keine wesentlichen Vortheile; erst durch die Schlacht bei Mühldorf (oder A mp sing) erhielt er ein 1322 entscheidendes Uebergewicht, indem sein Gegner Friedrich in seine Gefangenschaft gerieth. Dennoch setzte Leopold den Krieg fort, um so mehr, da der Papst jetzt offen auf Friedrichs Seite trat, über Ludwig den Bann und über seine Lande das Interdikt aussprach. dem Jahre 1305 befanden sich die Päpste nicht in Rom, sondern in Folge des Einflusses, welchen der französische Hof auf den päpstlichen Ltuhl ausübte, in Avignon*) im südlichen Frankreich, woselbst der päpstliche Hof sich gegen siebzig Jahre aufhielt. Man nennt diese Zeit gewöhnlich das zweite babylonische Exil. Ludwig hätte gerne den Streit beendet gesehen; deshalb gab er den gefangenen Gegner frei zu dem Zwecke, daß dieser seine Anhänger zum Niederlegen der Waffen bewege, und unter der Bedingung, daß er wieder zurückkehre, wenn ihm die Beilegung des Streites nicht gelinge. Aber weder der Papst, noch Leopold *) spr. Awinjong. Hopf, Lehrbuch, Ii. r.

2. Neue und neueste Geschichte - S. 54

1880 - Dillenburg : Seel
— 54 — Bauer zurückgedrängt, schlug aber dann das östreichisch-sächsische 1 1636 Heer bei Wittstock anss Haupt, so daß damit ganz Brandenburg, . Sachsen und Thüringen in seine Hände fielen. Zugleich brach auch der Krieg am Rheine gegen-Frankreich aus, und auch hier j waren die kaiserlichen Heere im Nachtheile. Da starb Ferdinand Ii. j (1637), und Ferdinand Iii., sein Sohn, folgte ihm in der j Regierung (1637—1657). Noch elf Jahre dauerte der unselige Krieg; Deutschland war I von Nord nach Süd, von Ost nach West entsetzlich verwüstet; 1 Dörfer und Städte verschwanden vom Erdboden; wer vom Schwerte j verschont blieb, den rafften Hunger und Seuchen dahin; die Kriegs- 1 führuug verlor alles Menschliche, blutgierigen Raubthieren gleich j hausten die Menschen; der tiefere Grund des ganzen Krieges war j vergessen; ohne Unterschied des Geschlechtes, des Alters, des Stan-ß des und der Religion mordete jeder; viel größer als all' der I pecnniäre Nachtheil war der Verlust an Sittlichkeit und Mensch- j lichfeit; nur mit Schaudern und Entsetzen kann man Schilderungen» jener Zeit aus den Federn von Zeitgenossen lesen. Während § dieser letzten Periode des Krieges zeichneten sich auf schwedischer . Seite noch aus die Generale Torstenson und Wränget; erste-j rer brachte den Kaiser durch seine raschen Kreuz- und Querzüge i in große Noth, schlug zwei kaiserliche Heere und streifte zweimal: bis vor Wien; letzterer bedrängte Böhmen und Baiern so hart, daß Baiern einen Separatfrieden mit Schweden abschloß. f. Der Friedensschluß. Schon im Jahre 1636 war ein Versuch zum Frieden gemacht worden; dieser aber wurde durch* Frankreich und Schweden vereitelt. Ferdinand Iii. berief 1640 * einen Reichstag nach Regensburg, auf dem ebenfalls der Friede^ vermittelt werden sollte; aber auch dieser Versuch war vergeb- -lich. Da traten endlich im Jahre 1642 die Vertreter der verg schiebenen Parteien in Hamburg zusammen, um über die Friedenspräliminarien zu verhanbeln; nach dem Znstanbekommen der-^ selben begannen 1644 bte eigentlichen Friebensverhanblnngen wtb,-zwar in Münster mit den Franzosen und in Osnabrück mit bett . Schweden. Aber die Vollettbuttg des Friebeuswerkes ließ noch., lange auf sich warten, benn jebe Partei erwartete immer noch;; Siegesnachrichten vom Kriegsschauplätze, um ihre Forbernngem höher stellen zu können. Da hatten die Schweden wieber entern-Erfolg zu verzeichnen; ihr General Königsmark hatte Prag über--rascht und einen Theil der Stadt bereits genommen: nun gäbe

3. Neue und neueste Geschichte - S. 89

1880 - Dillenburg : Seel
— 89 — thum Geldern, ein Ländchen mit 50 000 fleißigen Bewohnern; noch bedeutendere Erwerbungen standen bevor. Im Jahre 1700 war zwischen Rußland, Polen und Dänemark einerseits und Schweden andrerseits der sog. nordische Krieg ansgebroch?n. Durch rechtzeitiges und kräftiges Auftreten in diesem Kriege (s. S. 94) erlangte Friedrich Wilhelm die Inseln Usedom und Sb oll in, sowie Stettin und das Land zwischen Oder und Peene. Neue Verwicklungen brachte der polnische Erbfolgekrieg. Auf Kaiser Leopold I. (1658 — 1705) war Joseph I. (1705—1711) gefolgt; von 1711 bis 1740 regierte Karl Vi. Da letzterer feine männlichen Erben hatte, so war er eifrig bemüht, feiner Tochter Maria Theresia die Erbfolge in allen östreichischen Ländern zu sichern. Zu diesem Zwecke hatte er schon 1713 eilt Hausgesetz gegeben, Me pragmatische Sanction, für welche er die Anerkennung der Mächte zu erlangen bemüht war; mit Spanien war ein Bündnis abgeschlossen. Aber Frankreich und England waren dem Vertrage entgegen und bewarben sich um die Bundesgenossenschaft Preußens, dessen Königin eine Tochter des englischen Königs war. Da die Königin eine Heirat ihrer Kinder Friedrich und Wilhelmine mit Gliedern des englischen Königshauses wünschte und der König von England scheinbar darauf einging, so schloß Friedrich Wilhelm mit England und Frankreich den Vertrag zu Herrenhausen (bei Hannover, 1725), in welchem sie sich gegenseitigen Schutz zur Vertheidigung ihrer Staaten zusicherten. Aber auch dem Kaiser lag sehr viel daran, Preußen auf seine Seite zu bringen; er bot alles auf, den Vertrag zu Herrenhaufen zu lösen. Sein General Seckendorf, ein bei Friedrich Wilhelm beliebter Mann, übernahm die Mission, Preußen für den Kaiser zu gewinnen. Die Aufgabe Seckendorfs war leichter, als er gedacht hatte; gegen die Franzosen war Friedrich Wilhelm ohnedies eingenommen, und gegen England hegte er bereits Groll, weil es die versprochenen Heiraten immer verzögerte. Seckendorf brachte es bald dahin, daß der König das Bündnis mit England und Frankreich löste und mit dem Kaiser den Vertrag zu Wusterhausen schloß; der schon 1700 geschlossene Kronvertrag wurde bestätigt; der Kaiser versprach, alles aufzubieten, um das Herzogthum Berg an Preußen zu bringen, und Friedrich Wilhelm sagte die Vertheidigung der pragmatischen Sanction zu. Als England und Frankreich drohten, rüstete der König, und als seine Gemahlin und der Kronprinz die Verbin-

4. Neue und neueste Geschichte - S. 95

1880 - Dillenburg : Seel
— 95 — Krieg eingetreten, weil er bei etwaigem Siege der äserbünbeten bic Besitzergreifung Pommerns bnrch Polen fürchtete. Die bereinigten Russen und Polen hatten Stettin erobert, traten es aber an Frieb-rtch Wilhelm gegen eine Entschäbignng von 400 000 Thaler ab; bei der Rückgabe der Stadt sollte ihm diese Summe wieber ersetzt werben. Karl forberte Stettin zurück, wollte aber die Summe nicht zahlen; ba ergriff Friedrich Wilhelm die Waffen. Der alte Dessauer eroberte Rügen; muthvoll hielt sich Karl in Stralsnnb bis zum Dezember 1715; als er die Stadt nicht mehr halten konnte, verließ er sie und balb nach feinem Weggange ergab sich bieselbe. Mit dem ebenfalls balb erfolgenben Falle von Wismar ging die letzte Besitzung der Schweden in Dentschlanb verloren. Trotzbem die Kassen völlig leer waren und das Laub in gänzlicher Erschöpfung barnieberlag, bachte Karl nicht an Beenbignng des Krieges; er unternahm sogar noch einen neuen Krieg, um Norwegen den Dänen zu entreißen (1718). In den Laufgräben vor der Festung Friebrichshall traf ihn die töbtliche Kugel; er war erst sechsuubbreißig Jahre alt. Mit seinem Tode änberte sich die ganze Sachlage. In bett baranf folgettbett Friebensschlüssen verlor Schweden an Hannover die Herzogtümer Bremen und Verben, an Preußen Vorpommern, an Rnßlattb Livlanb, Esthlanb ltttb Jngermann-lattb; August Ii. blieb König von Polen, und Dänemark bekam eine bebeittenbe Kriegsetttschäbigmtg. Schweden ging aus dem norbischen Kriege so geschwächt hervor, daß es aus der Reihe der Großstaaten ausschieb. e. Peter's d. Gr. Verdienste um Rußland. Den Gebauten, Rußlaub in die Reihe der europäischen Culturstaaten einzuführen, hielt Peter fest; eine treue Stütze babei war ihm fein Günstling Menfchifoff. In dem eroberten Jngerrnannlanb legte er eine neue, befestigte Reichshauptftabt an und nannte sie zu Ehren des Apostels Petrus St. Petersburg. Viele Tau-senbe von Arbeitern mußten baran arbeiten, so daß schon im zweiten Jahre die Festungswerke und eine Menge Gebäube vollenbet waren. Die meisten Arbeiter blieben gleich hier wohnen; ans allen Stäbten mußten Hanbwerker und Kaufleute hierherziehen; der Abel mußte wenigstens einen Theil des Jahres in der neuen Stadt wohnen. Auch viele Frembe, befonbers Deutsche, zogen hierher, so daß St. Petersburg balb die bevölkertste und die herrlichste Stadt des Zarenreiches war.

5. Neue und neueste Geschichte - S. 107

1880 - Dillenburg : Seel
— 107 — siebter heran und ließ wüste Strecken urbar machen; so gewann er aus dem großen Sumpflanbe zwischen Freienwalbe und Frankfurt a/O. fruchtbares Ackerlanb. — Im Staatshaushalte beobachtete Friedrich die größte Sparsamkeit: für Bauten pflegte auch er, wie sein Vater, stets Gelb Zu haben. In Berlin entstanben der Dom, das Juvcilibeuhaus, die katholische Kirche und das neue Opernhaus. g. Der siebenjährige Krieg. Veranlassung. Maria Theresia hatte bnrch bett Frieden von Aachen (1748) Ruhe vor ihren Feinben bekommen und sah sich nun nach Bundesgenossen um, um Schlesien wieder zu erobern. Günstig war ihr dazu der Neid vieler europäischen, auch vieler deutschen Fürsten, welche in dem Emporkommen Preußens eine Gefahr für ihre eignen Länber erblickten ; bazn hatte sich Friedrich an den Fürstenhösen manche zu Feinben gemacht. So hatte er über die lasterhafte Kaiserin Elisabeth von Rußlanb (Tochter Peter's b. Gr.) offen und ohne Rückhalt gespottet, und diese ließ sich gerne Zu einem Bnnb-nis mit Oestreich herbei. In Sachsen war der Minister Graf Brühl Friebrich's persönlicher Feind, benrt Friedrich hatte bessen Eilzenthümlichkeiten ebenfalls verspottet. In Frankreich war am Hose Lnbwigs Xy. die Marquise Pompabour sehr mächtig; Friedrich hatte auch sie beleibigt, inbem er einst zu Voltair, welcher ihm Grüße von ihr überbrachte, sagte: „Ich kenne sie nicht." Maria Theresia schrieb an die Pompabour und nannte sie sogar „meine theure Cousine." So kam im Jahre 1756 ein Bünbnis zwischen Oestreich, Frankreich, Sachsen und Rußlanb zu Staube, welches die Demüthigung Preußens bezweckte; Rußlanb sollte Ostpreußen, Oestreich Schlesien und Glatz, Sachsen Magbeburg und Halberstabt, Schweden, das auch mit in's Geheimnis gezogen war, . Vorpommern erhalten, und Frankreich sollte im Westen entschädigt werben. Den König von Preußen wollte man zum Markgrafen von Brandenburg erniebrigen. — Friedrich erfuhr durch einen sächsischen Geheimschreiber den ganzen Plan, nach welchem er im Jahre 1757 angegriffen werben sollte. Nachbem er sich Englanbs als Bnnbesgenossen versichert hatte, beschloß er, seinen Feinben zuvorzukommen. Vor Beginn des Krieges traf er um-fassenbe Anorbnnngeu, bestimmte, daß, wenn er falle ober gefangen werbe, der Krieg ohne jebe Rücksicht auf seine Person solle fortgesetzt werben, daß man im Falle seiner Gesangennehmnng kein Lösegelb und keine Provinz für die Befreiung bieten solle.

6. Neue und neueste Geschichte - S. 117

1880 - Dillenburg : Seel
— 117 — Ueberall wurde der Wunsch nach Frieden laut, welcher denn 15 » auch am 15. Februar 1763 auf dem Schlosse Hubertsburg (in Brimr Sachsen) zu Stande kam und in welchem Friedrich alles znrück-1763 erhielt, was er vor dem Kriege besessen hatte. Sieggekrönt kehrte er nach Berlin zurück. Die Berliner wollten ihm einen festlichen Empfang bereiten; aber er verbat sich denselben; spät abends am 30. März traf er in feiner Hauptstadt ein. Einige Tage darnach begab er sich nach Charlottenburg. In die dortige Schloßkapelle bestellte er seine Sänger und Musiker und ließ von ihnen das Lied: „Herr Gott, dich loben wir," anstimmen. Der König erschien ganz allein in der Kapelle, und als der Gesang in mächtigen Accorden zum Himmel tönte, neigte er das Haupt und brach in Thränen aus. h. Spätere Friedenszeit. Friedrich hatte im siebenjährigen Krieg mit mächtigen Feinden gerungen und hatte gezeigt, was die innere Kraft eines Volkes, was Ausdauer, was Muth und Entschlossenheit in schweren Zeiten vermögen; er hatte nicht nur den Bestand seines Landes, wie er vor dem Kriege war, gesichert; er hatte auch Deutschland vor der Losreißung von Landestheilen durch auswärtige Mächte bewahrt. Es sei hier noch eines Ländererwerbes gedacht, den er ohne Blutvergießen machte, der Erwerbung von polnischen Landestheilen. Polen, ein früher mächtiger und angesehener Staat, war im letzten Jahrhundert mehr und mehr gesunken; die unbegrenzten Freiheiten des polnischen Adels waren die Ursachen des Verfalles; ein Gesetz scheiterte oft an dem Widersprüche eines einzigen Edelmannes. Es fehlte dem Lande ein tüchtiger, gesunder Mittelstand; neben dem reichen Adel gab es nur noch lange Zeit geknechtete und in Folge dessen sclavisch gesinnte Bauern. Das Land hatte feine Existenzfähigst gänzlich verloren, weshalb die zunächst wohnenden Nachbarn, Preußen, Rußland und Oestreich, auf eine Theilung des Landes bedacht waren. Die beiden ersteren Mächte besetzten als Beschützer des Protestantismus das Land, da^ dort immer noch Verfolgungen der Protestanten vorkamen; diese theilweife Besetzung des Landes führte im ^ahre 1772 zur ersten Theilung Polens, durch welche das Bisthum Ermelaud, Westpreußeu und der Netzediftrikt an Preußen fielen. Friedrich's größte Sorge nach dem siebenjährigen Kriege war die Heilung der Wunden, welche der Krieg feinem Lande geschlafn hatte; die für einen neuen Feldzug bereits gesammelten Gelder * x

7. Neue und neueste Geschichte - S. 132

1880 - Dillenburg : Seel
— 132 — Wö llner (Zedlitz war auf Betreiben einiger Günstlinge entlassen worden) erließ er ein Religio ns edi et, welches den Geistlichen zur strengsten Pflicht machte, nur nach den kirchlichen Grundwahrheiten zu lehren, für das Zuwiderhandeln die Strafe der Entlassung aus dem Amte androhte und eine strenge Überwachung der Geistlichen und Lehrer anordnete. Dieses Ediet ries großen Widerspruch hervor; man klagte über Glanbenszwang und Entziehung der Gewissensfreiheit; die Absicht, das Bekenntnis zu schützen und die Sittlichkeit zu heben, wurde nicht erreicht, um so weniger, als Friedrich Wilhelm auch nicht auf Sittenreinheit an seinem Hose drang. b. Auswärtige Politik. Krieg gegen Frankreich. Friedrich d. Gr. hatte seinem Lande eine allerwärts geachtete Stellung erworben; an seinem Nachfolger war es nun, dieses Ansehen zu erhalten. Friedrich Wilhelm fühlte diese Verpflichtung, denn von Anfang seiner Regierung an war er bedacht, den Einfluß Preußens zu erhalten und zu verstärken. Als sein Schwager, der Prinz von Oranien, von der republikanischen Partei in Holland bedrängt wurde, ließ der König ein Heer in Holland einrücken, so daß der Prinz von Oranien wieder nach Holland zurückkehren konnte. Darauf schloß Friedrich Wilhelm mit England und Holland ein Bündnis gegen Rußland und Oestreich, welche gemeinschaftlich Krieg gegen die Türkei führten, um dieselbe zu vernichten; durch Preußen blieb die Türkei erhalten. Unterdessen war in Frankreich die Revolution ausgebrochen; das Ausehen des Königthums sank immer mehr, alle Grundlagen eines geordneten Slaatswesens wurden vernichtet. Da die deutschen Fürsten fürchteten, die Revolution möchte sich auch diesseits des Rheins erheben und weil ferner Marie Antoinette eine Schwester des deutschen Kaisers war, so verbündeten sich Preußen und Oestreich, um die alte Verfassung und die königliche Gewalt in Frankreich wieder herzustellen; bestärkt wurden beide Mächte in ihrem Vorhaben durch französische Emigranten, welche behaupteten, daß die meisten Bewohner Frankreichs treue Anhänger des Königthums seien und sich wie ein Mann erheben würden, wenn ein deutsches Heer zu Hülfe käme. Um feinen Feinden zuvorzukommen, erklärte Frankreich an Oestreich den Krieg; gegen Preußen sprach es die Erwartung aus, daß es in Erkennung seiner wahren Interessen sich vom Kriege ferne halten werde; die Antwort hierauf war die Kriegserklärung Preußens. Die preußischen Officiere zehrten

8. Neue und neueste Geschichte - S. 133

1880 - Dillenburg : Seel
— 133 — noch von dem Ruhme des preußischen Heeres aus dem siebenjährigen Kriege; alle waren erfreut über biesen Krieg; an die Schwierigkeiten besfes&en, an mögliche Nieberlagen bachte niemanb. Der preußische Oberbefehlshaber, Herzog Ferbiuaub von Braunschweig, sagte zu seinen Officieren: „Nicht zu viel Gepäck, meine Herren! Es hanbelt sich um einen militärischen Spaziergang." Aber biefer Spaziergang sollte sehr ernster Natur werben. ' Beim Einmarsch in Frankreich hatte der Herzog von Brannschweig ein Manifest an die Bewohner Frankreichs erlassen, in welchem er sie Zu der Rückkehr zur Treue gegen den König aufforberte, im anberen Falle würden harte Strafen in Aussicht gestellt; Paris, so brohte er, wolle er in einen Schutthaufen tierwanbeln. Anfangs brangen die deutschen Heere vor und eroberten mehrere Gebiete; ba aber erhob sich das französische Volk zu verzweifeltem Wiberstanbe. i>on allen Seiten eilte das Volk zu dem Heere, um das bebrohte Vaterlanb zu retten; dem König aber, zu besten Gunsten der Krieg begonnen worben, warf man vor, daß er bte Feinde zum Kriege veranlaßt habe, und die Folge bavon war feine Absetzung und 'fein Tod durch die Guillotine. Die Franzosen übertrugen den Oberbefehl ihrem General Dnmoriez*). Derselbe verlegte den vorbrtngenben Preußen den Weg; einer seiner Unterselbherrn schlug den Ansturm der Deutschen auf das befestigte Lager von Valmy zurück (1792), so daß sich der Herzog von Braunschweig, bessen Truppen in dem ausgesogenen Lanbe keine Lebensrnittel wehr fanben, genöthigt sah, den Rückzug über den Rhein anzutreten. Die Oestreichs würden von Dumou-riez bei Jernappes geschlagen und verloren die Nieberlanbe an Frankreich; der französische General Eustine**) rückte an den Rhein vor und nahm die Festung Mainz durch Verrath (1792). Diese Erfolge steigerten den Muth der Franzosen, die sich berufen rührten, allen Völkern die Freiheit zu bringen. Als daher im Anfang des Jahres 1793 ßubtoig Xvi. unter dem Beil der Guillotine gefallen war und die Franzosen nun offen allen Nationen den Königsmorb prebigten, ba traten Euglanb, Preußen, Oestreich, das bentfche Reich, Hollanb, Neapel und Spanien zur ersten Koalition zusammen (1793), um das aufrührerische Frankreich zur Ruhe zu bringen. Anfangs waren die Verbünbeten glücklich, einige französische Heere würden geschlagen; mehrere Provinzen erhoben sich zu Gunsten des Königthums. In biefer Noth erließ *) fpr. Sümuriee. **) fpr. ßüftien.

9. Neue und neueste Geschichte - S. 134

1880 - Dillenburg : Seel
die französische Regierung ein allgemeines Aufgebot; alle wehrhaften Männer wurden unter die Waffen gerufen; wer nicht mitziehen konnte in den großen Kampf, der sollte Waffen fchmteben, Zelte verfertigen und den Muth der Abziehenben durch begeisterte Reben entzitnben und steigern. Bald war ein großes^ Heer zusammen- ; gebracht; fehlte es bemselben auch an Uebung, so war es um so j mehr von Kühnheit und Siegesmuth erfüllt. Schon zu Ende bcs Jahres mußten die Verbünbeten den Angriff aufgeben nnb konnten nur an Vertheibigung benfett. Zwar würden die Franzosen int ^ Mai 1794 bei Kaiserslautern von den vereinigten Preußen und Oestreichern total geschlagen, aber etwa zwei Monate später trugen j sie (ebenfalls bei Kaiserslautern), nachbem sie achtmal zurückgeschlagen worben waren, bei dem neunten Anstürme einen glänzenben j Sieg bavou, durch welchen das ganze linke Rheinufer in ihre Hänbe fiel.' Auch Hollaub würde erobert und zur batavischeu Republik gemacht. Noch wäre die Sache für die Verbnnbeten nicht verloren ge- j wesen, wenn sie einig geblieben wären, aber barem fehlte es gerabc< einer machte den andern für die kriegerischen Mis er folge verant- 1 wörtlich. Besonbers war es Friedrich Wilhelm, der über allzu j laue Kriegführung von Seiten Oestreich'? zu klagen hatte. Als j nun der König horte, daß Oestreich insgeheim mit Frankreich unter- 1 hßiible, benutzte er den ltmstanb, daß seine Kriegsmittel erschöpft . seien, zum Vorwanbe, von dem Bünbnifse zurückzutreten, und schloß I 1795 mit Frankreich ant 5. April 1795 den Frieden von Basel, durch welchen er alle Besitzungen jenseits des Rheines den Franzosen preisgeben mußte. Damit sank aber auch das Ansehen j Preußens bebeutenb. c. Zweite und dritte Theilung Polens. Des König's Ende. Während des Krieges gegen Frankreich hatte Polen seinen Untergang gefunben. Friedrich Wilhelm hatte mit Polen ein < Bünbnis geschlossen und bemselben feinen Schutz zugesagt, wenn es seine Verfassung verbessern würde. Aber Rnßlanb war gegen diese Verbesserung und suchte sie zu hintertreiben; gleichzeitig rückte ein russisches Heer in Polen ein (1792). Da aber die Polen von den revolutionären Jbeen der Franzosen angesteckt waren, hielt Friedrich Wilhelm die versprochene Hülfe zurück. Das Auftreten . des Polenhelden Kosciusko hielt das Vordrängen der Ruffen nur kurze Zeit auf; der König und die Großen des Landes^stei-gerten die Verwirrung mehr und mehr, nnb balb war ganz Polen

10. Neue und neueste Geschichte - S. 136

1880 - Dillenburg : Seel
— 136 — der Spartaner gefiel ihm so sehr, daß er sie in seinen Reden nachzuahmen suchte; Alexander d. Gr. und Cäsar waren seine Lieblingshelden. Im Jahre 1785 trat er als Unterlieutenant in die Armee ein und zeichnete sich auch hier bald durch sein Wissen und durch seine große Pünktlichkeit im Dienst aus. Als die Revolution ausbrach, trat er aus die Seite des Volkes und ließ 1793 Toulon*) beschießen, welches sich gegen die Republik erklärt hatte. Dafür ward er zum General ernannt. Bei dem Sturze Robespierre's und seiner Freunde wurde auch Napoleon verhaftet, da er ein Anhänger Robespierre's gewesen war, erhielt aber seine Freiheit i wieder. Da ihm seine Stellung genommen war, so ging es ihm ' eine Zeit lang kümmerlich und er dachte schon daran, Frankreich zu verlassen; da erhielt er sein Kommando wieder. Um diese Zeit hatten sich die Pariser gegen den Convent erhoben, und dieser beauftragte Napoleon, die Ruhe wieder herzustellen, was ihm auch ; dadurch gelaug, daß er mit Kartätschen unter das Volk schießen ließ (1796). Bald darnach vermählte er sich mit der Witwe eines ; Generals, Josephine Beanharnais**), und wurde dadurch ; in den Besitz eines nicht unbedeutenden Vermögens gesetzt. Erst ! 27 Jahre alt, wurde er von dem Directorinm zum Oberbesehls- 1 Haber der in Italien gegen die Destreicher kämpfenden Armee ernannt, i b. Erster Krieg gegen Oestreich. Im März 1796 brach ; Napoleon gegen Me Destreicher auf; innerhalb 14 Tagen hatte er ' das sardinische Heer vou dem östreichischen getrennt und viermal , geschlagen und so den König von Sardinien zum Frieden ge- j zwuugeu. Nun wandte er sich gegen die Destreicher, schlug sie bei Lodi und nöthigte sie zum Rückznge nach Mautua. Nachdem Napoleon seinen Einzug in Mailand gehalten und von hier aus den italienischen Fürsten gegen hohe Summen den erbetenen Frie- ■ den gewährt hatte, belagerte er Mantua, wandte sich aber, als ein östreichisches Heer zum Entsätze heranzog, gegen dieses und schlug es bei Ars nie***). In Folge dieser Schlacht fiel auch das feste Mantua mit allen Kriegsvorrätheu in seine Hände. Die Lombardei wurde zur cis alpinischen, Genua zur ligurischen Republik (unter Frankreichs Oberherrschaft) gemacht. Das Direc-torium zu Paris bot Oestreich den Frieden an, aber Kaiser Franz wies denselben zurück, weil seine Heere am Rhein einige Vortheile *) spr. Tulong (an der Slldkme Frankreichs). **) spr. Boharnäh. ***) Flecken an der Etsch/
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