Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Kurze Geschichte von Hessen - S. 57

1881 - Gießen : Roth
— 57 — in welche ein fremder Eroberer es geschmiedet hatte und auch Hessen schloß sich, nach Auflösung des Rheinbundes, den zur Bekämpfung des Erbfeindes verbündeten Mächten an und ließ seine Truppen, die unter dem Prinzen Emil für Napoleon bei Badajoz in Spanien, bei Wagram und auf den Eisgefilden Rußlands gekämpft und geblutet hatten, der nach Frankreich ziehenden großen Armee sich anschließen. Der nachfolgende Friede und die Bestimmungen des Wiener Kongresses hatten für das Großherzogthum eine abermalige Gebietsveränderung zur Folge. Westfalen, nebst Wittgenstein und Berleburg mußten an Preußen, Alzenau, Amorbach, Miltenberg und-Heubach an Baiern abgetreten werden; es erhielt dafür Rheinhessen. Hiermit waren für das Großherzogthum Hessen die Gebietsveränderungen für eine lange Reihe von Jahren geschlossen und es konnte, was die Zeitverhältnisse bisher nur in unvollkommener Weise gestattet hatten, die Herstellung dauernder, ans Hebung der Volks-wohlfahrt berechneter Einrichtungen begonnen werden. f) Die erste Sorge des Regenten nach wiederhergestelltem Frieden war darauf gerichtet, durch Hebung des Volksunterrichts, Errichtung von Lehrerseminarien, Verbesserung der Gymnasien, Gründung vou Real- und Gewerbeschulen die geistige und sittliche Bildung seines Volkes zu erhöhen, durch Befreiung des Bauernstandes aber von den Lasten, welche ihn seither gedrückt, eine sichere Grundlage für die Vermehrung des Wohlstandes zu schaffen. Die dem Bauernstande erwiesenen Wohlthaten lassen sich nicht treffender schildern, als dnrch Zusammenstellung der Inschriften, welche die Standarten der Vertreter dieses Standes bei Einweihung des Ludwigsmonumentes (1844) trugen: 1) Aufhebung der Leibeigenschaft 1811, 1827; 2) Frohnfreiheit 1811, 1819, 1824, 1827; 3) Aufhebung des Novalzehntens 1816, 1820, 1821; 4) Verwandlung der Zehnten 1816, 1824; 5) Ablösung der Grundrenten 1821; 6) Vergütung des Wildschadens 1810; 7) Gemeinheitstheilungen 1814, 1827; 8) Aufhebung des Mühlbannes 1818; 9) Beförderung der Wiesenkultur 1829; 10) Freier Absatz der Produkte — Zollverein 1828. b)Das kostbarste Geschenk jedoch, welches Hessen seinem ersten Großherzog verdankt, ist die Verleihung einer Verfassung. Die-selbe wurde als „Staatsgrundgesetz" am 17. December 1820 veröffentlicht. Sie sichert jedem Staatsangehörigen Freiheit der Per-

2. Kurze Geschichte von Hessen - S. 35

1881 - Gießen : Roth
an dessen Spitze die Herzoge Ludwig von Baiern und Heinrich von Braunschweig standen. Letzterer wurde, weil er die dem schmalkaldischen Bunde befreundeten Städte Goslar und Brauu-schweig befehdet hatte, durch die Häupter des Bundes aus seinem Lande vertrieben. Der Kaiser mußte es vorerst geschehen lassen, weil er die Hülfe der evangelischen Fürsten gegen die Türken und die Franzosen nöthig hatte. Nachdem er jedoch Frieden mit Frankreich und einen Waffenstillstand mit den Türken abgeschlossen hatte, fühlte er sich stark genug, gegen die Protestanten einzuschreiten. Er begann kriegerische Rüstungen in Deutschland, Niederland und Italien und sicherte sich den Beistand der katholischen Fürsten sowie des protestantischen Herzogs Moritz von Sachsen, des Schwiegersohnes Philipps des Großmüthigen. Letzteren gewann er dadurch, daß er ihm das Land seines Vetters Johann Friedrich nebst der Knrwürde versprach. Als alles vorbereitet war, wurden die beiden Häupter des schmalkaldischen Bundes in die Acht erklärt. Der schmalkaldische Krieg begann. Da jedoch die Häupter der Protestanten sich nicht in Uebereinstimmung befanden, namentlich anfangs, als sie dem Kaiser überlegen waren, zu lange zögerten, so wurde es dem Kaiser, der mittlerweile die niederländischen und italienischen Hülsstruppeu au sich gezogen hatte, leicht, den Kurfürsten von Sachsen bei Mühlberg zu schlagen und gesamten (1547-} O^e Hülfe, nur auf sich beschränkt, sah nun auch Philipp ein, daß er sich der kaiserlichen Uebermacht gegenüber mcht behaupten könne. Er ließ daher durch seinen Schwiegersohn und_ den Kurfürsten von Brandenburg Unterhandlungen mit dem Kaiser anknüpfen. Doch dieser tierlrmntp. dnfc mir;** l"7' «uyuuut uiucuucijc, |ioj iym zu Minen leqe lerne Festungen schleife und 150,000 Gulden Buße zahle. In die-u er "weder ant Leben noch mit einiger Gefangen- imrtrf" npv+rnvf ttiovs»« ' ° schaft" bestraft werden. ' a jungen m) Natiß hartem föppfpnfrmthfo n»s o___<.r,... c :rv v»i»mmu»a ctiyeiu ijuuen, gtng Pyiiipp ans diese harten Be-imgungen etit, erschien 1547 vor dem Kaiser in Halle und that vor feierlicher Versammlung Abbitte. Als er sich entfernen wollte, wurde er tmhpr Unb.i”/^ V.“ i'-mic«, üutnjteaier in oer ©efangentdbaft zuruck behalten. Der Kaiser beschönigte sein Verfahren damit, daß er den Landgrafen mcht in „ewiger" Gefangenschaft halten wolle wie er versprochen habe. Philipp wurde zuerst nach Ondenarde um. dann nach Mecheln (in Belgien) gebracht, wo er 5 Jahre in

3. Hessische Geschichte - S. 96

1897 - Gießen : Ricker
— 96 — Am 2. Dez. schritten die Preußen und Hessen, die von Gießen aus durch die Wetterau hierher vorgerückt waren, zum Sturme. Der Angriff wurde vom Allerheiligen- und Friedberger Thor unternommen. Am heftigsten war derselbe am Friedberger Thor, wo die Hessen-Kasseler unter Anführung des Lieutenants Ruchel eine Stunde lang dem heftigsten Feuer standhielten und dann in die Stadt eindrangen. General van Helden wurde mit dem größten Teile der Garnison gefangen genommen. Ein weiteres Gefecht entwickelte sich bei Bockenheim, wohin Custine mit 8000 Mann geeilt war. Dieser zog sich noch am Abende nach Mainz zurück. Die Verluste der Hessen bei dem Sturme auf Frankfurt waren 161 Tote, Verwundete und Vermißte; der Verlust der Franzosen betrug 1322 Mann. An der Stelle, „wo die edelen Hessen im Kampfe für das Vaterland siegend fielen," wurde auf Befehl des Königs von Preußen ein Denkmal errichtet. f) Die Eroberung von Mainz. Nach der Eroberung von Frankfurt wurden Anstalten getroffen, um mit Beginn des nächsten Jahres die Belagerung von Mainz thatkräftig aufnehmen zu können. Die Truppen wurden zusammengezogen, und Ende 1792 standen die Verbündeten vor Mainz. Bei dem zunehmenden Mangel an Lebensmitteln wurden 1500 Personen von dem französischen Kommandanten ausgewiesen. Ende Juni begann die Beschießung. Am 22. Juli wurde die Kapitulation unterzeichnet, und am 23. nahm der preußische General Kalkreuth Besitz von der Stadt. 41 Clubisten wurden ergriffen und nach Koblenz und Königstein gebracht. Nach der Schlacht bei Fleuris (1794), in welcher die Österreicher von dem französischen General Jourdan geschlagen wurden, wurde Mainz wieder von den Franzosen cerniert und 14 Monate belagert. Die Verschanzungen der Franzosen „die Mainzer Linien"'wurden durch einen großen Ausfall der Belagerten erstürmt, und reiche Beute gemacht. In dem Friedensschluß zu Eampoformio (1795), in welchem das linke Rheinufer an Frankreich abgetreten wurde, willigte der Kaiser auch in die Abtretung der Stadt und Festung Mainz. So blieb dasselbe bei Frankreich bis zum 4. Mai 1814. g) Der Mainzer Landsturm. In vielen Gegenden, auch im Mainzer Obererzstifte, im Spessart und Odenwald erhoben sich manche aus dem Volke, um die Fesseln der Franzosen abzustreifen. Angesichts der drohenden Haltung Frankreichs traten England, Österreich, Rußland, die Pforte und Neapel zur zweiten Koalition zusammen, der sich auch die Kurfürsten von Mainz, Bayern und Württemberg anschlossen. Bei der großen Gefahr, welcher die Mainzer Lande durch die Franzosen ausgesetzt waren, errichtete der Freiherr von Albini den Landsturm. Die Bewaffnung des Landsturms bestand in Gewehr mit Bajonett, Patrontasche und Säbel, in erster Zeit nur aus Sense und Heugabel. Nach alt-

4. Hessische Geschichte - S. 117

1897 - Gießen : Ricker
— 117 — 5. Die (25.) hessische Division im Feldzrige 187« ?*♦ a) Ursache des Krieges. Die Erfolge der preußischen Waffen im Jahre 1866 hatten Frankreichs Neid erregt. Der Kaiser der Franzosen, Napoleon Iii., rüstete im stillen im Jahre 1870 zum Kriege. Bald fand sich auch ein Vorwand, denselben zu beginnen. Die Spanier hatten dem Prinzen Leopold von Hohenzollern, einem Verwandten des preußischen Königshauses, die Königskrone angeboten. Da stellte Napoleon Iii. durch seinen Botschafter Benedetti an König Wilhelm das Ansinnen, daß er als Familienhanpt der Hohenzollern dem Prinzen Leopold die Annahme der spanischen Königskrone verbieten solle, weil es für Frankreich gefährlich sei, wenn ein Verwandter des preußischen Hauses in Spanien regiere. Obgleich nun Prinz Leopold freiwillig auf die spanische Krone verzichtete, so verlangte Napoleon, König Wilhelm sollte noch weiter das Versprechen abgeben, daß sich in Zukunft kein Hohenzoller um den spanischen Thron bewerbe. Außerdem wurde dem Könige zugemutet, sich wegen dieses Vorfalles bei Napoleon in einem Schreiben zu entschuldigen. Als der ritterliche Wilhelm diese Forderung zurückwies, erblickte man darin eine Beleidigung der französischen Nation und einen Grund zum Kriege. Am 19. Juli erfolgte denn auch seitens Frankreichs die förmliche Kriegserklärung an König Wilhelm. Auf Frankreichs Herausforderung erhoben sich sämtliche Fürsten und Völker Deutschlands wie ein Mann und scharten sich begeistert um den greisen Heldenkönig. Norddeutsche und Süddeutsche, seit langer Zeit zum erstenmale vereinigt, rückten nun zusammen in Frankreich ein. Es wurden drei Armeen ausgestellt. Die erste führte General Steinmetz, die zweite Prinz Friedrich Karl und die dritte Kronprinz Friedrich Wilhelm von Preußen. Letzterer schlug am 4. August die Franzosen unter Mac Mahon bei Weißenburg (Geisberg). Noch heftiger war der Kamps bei Wörth, am Fuße der Vogesen, woselbst am 6. August, nach wütendem Kampfe, bei den Dörfern Fröschweiler und Elsaßhausen, Kronprinz Friedrich Wilhelm das Heer des Marschalls Mac Mahon abermals schlug. An demselben Tage hatte die erste Armee unter Steinmetz gleichfalls glücklich gefochten. Die Franzosen hatten unter ihrem General Frossard die steilen Höhen von Spicheren bei Saarbrücken besetzt. Diese nahmen die mit Todesverachtung kämpfenden Preußen und schlugen die Franzosen in die Flucht, welche sich nun nach Metz zurückzogen. Den Oberbefehl über diese Truppen hatte Napoleon dem Marsch alle Bazaine übertragen. Es mußte nun den Deutschen daran gelegen sein, diesen von der Verbindung mit Paris abzuschneiden und in die Festung Metz hineinzudrängen. Dies gelang in den blutigen Schlachten am 14., 16. und 18. August.

5. Hessische Geschichte - S. 69

1897 - Gießen : Ricker
— 69 — welche unter diesem Durchzuge sehr litt, nach Kassel zurück. Ein anderer kasselischer General brandschatzte mit Geise die Dörfer um Gießen entsetzlich. Butzbach mußte sich ergeben; ebenso Marburg, das von hessendarmstädtischen Truppen besetzt war. Nun überließ der Kaiser dem Landgrafen Georg von Darmstadt vier Regimenter Reiter und unterstützte ihn mit einer Summe von 12000 Thlr. Das Jahr 1646 war für Georg von Darmstadt günstig; seine Truppen besetzten Kirchhain und schlugen den kasselischen General Geise bei Treysa. Bald war außer Marburg das streitige Gebiet wieder in dem Besitze von Darmstadt. Im Winter 1646/47 schien der Krieg dem Ende zu nahen. Die darmstädtischen Truppen lagen unthätig bei Grünberg, als Alsfeld von Geise belagert wurde. Die Darmstädter Besatzung und die Bürger Alsfelds wehrten sich heldenmütig. Der Bürgermeister und der Geistliche der Stadt bestiegen das Kirchendach, hieben die bleiernen Rinnen herunter und gossen daraus Kugeln, da es an denselben mangelte. Trotzdem mußte sich Alsfeld ergeben. Als bei Frankenberg am 20. November 1646 die darmstädtischen Truppen geschlagen wurden, schloß Landgraf Georg einen Waffenstillstand bis zum 1. April 1647. Wohl gelang es ihm, mit Hilfe der kaiserlichen Truppen das ganze Gebiet bis Kassel wieder zu besetzen; aber durch die Uneinigkeit der Führer sah sich Landgraf Georg genötigt, mit der Landgrüfin Amalie Frieden zu schließen. Durch einen Vertrag vom 14. April 1648 wurde die Marburger Erbschaftsangelegenheit erledigt. Hessen-Darmstadt erhielt außer dem ihm im Jahre 1604 zugefallenen Teile noch das sogenannte Hinterland, während Marburg ihm verloren ging. Die Universität Marburg sollte für beide Länder gemeinschaftlich sein; jedoch wurde für Hessen-Darmstadt die Universität 1650 wieder nach Gießen zurückverlegt. f) Der westfälische Friede. Schon seit dem Jahre 1642 wurde seitens des Kaisers mit Frankreich zu Münster i. W., mit den Schweden zu Osnabrück Unterhandlungen wegen des Friedens gepflogen. Erst am 14. Oktober 1648 wurden die Friedensbedingungen von den Gesandten Frankreichs, Schwedens, des Kaisers und der deutschen Reichsstände unterzeichnet. Die Schweden erhielten 5 Millionen Thaler an Entschädigungsgeldern, und da von den zehn Kreisen^ in welche das Reich zerfiel, der bayerische, österreichische und bnrgundische von der Zahlung befreit waren, so mußten sieben Kreise diese ungeheure Summe aufbringen. Der Krieg kostete die Stadt Friedberg allein, ohne was den Bürgern von den Soldaten genommen wurde, 379234 Reichsthaler. Manchen Gemeinden war es nicht möglich, die auf sie entfallene Summe an Kriegsgeldern aufzubringen. Während zweier Jahre lag eine beträchtliche Zahl schwedischer Soldaten in Deutschland, die von den einzelnen Gemeinden verpflegt werden mußten. „O Wetteran, o Wetterau," rief um das Jahr 1647 ein Friedberger Diakonus aus, „wo ist deine alte Fruchtbarkeit! Zerstöret und

6. Hessische Geschichte - S. 79

1897 - Gießen : Ricker
— 79 — 1685 die simmersche Linie ausstarb und mit Philipp Wilhelm von Neuburg die katholische Neuenburger Linie die pfälzische Kurwürde erlangte. Jetzt verlangte Ludwig Xiv., da sein Bruder mit einer pfälzischen Prinzessin aus der simmerschen Linie verheiratet war, die Herausgabe von Simmern, Lautern, Sponheim und des Amtes Germersheim. Als er dies auf gütlichem Weg nicht erreichte, erklärte er, der soeben abgeschlossene Friede Deutschlands mit der Türkei fei für Frankreich beunruhigend, und er müsse deshalb die deutsche Westgrenze besetzen. Französische Truppen rückten in die Pfalz ein und nahmen 1687 Kaiserslautern, Alzey, Neustadt, Oppenheim, Worms und Speyer m Besitz. Das Deutsche Reich, England und Holland vereinigten sich wohl zur Abwehr; aber Ludwig wollte keinen ehrenhaften Krieg ausfechten, sondern billigte den Befehl seines Kriegsministers, „de brnler le Palatinat“. 1688 zogen die französischen Horden am linken Neckarufer entlang und zerstörten die blühenden Orte. Nicht besser erging es dem rechten Neckarufer; bis in die Umgebung von Mainz wurde alles versengt und verheert. Das Schloß des Kurfürsten von Mainz wurde als Lazarett be- nutzt, die kostbaren Möbel verbrannt und verkauft. In den Stuben der Bürger wurden die Pferde gefüttert, und alle möglichen Gewalt- und Schandthaten verübt. Kastei und Bingen wurde von den Franzosen verbrannt. Vom 7. Juni bis 8.^September 1689 wurde Mainz von den deutschen Truppen, Bayern, Sachsen und Hessen eingeschlossen und belagert. Bei dem Sturme am 6. September fielen von 4640 Mann 1002 Mann, sowie beinahe alle Offiziere. Am 8. September mußten die Franzosen die Stadt übergeben. — Das Schloß zu Heidelberg wurde ausgeplündert, die Thore und Mauern durch Pulver zersprengt, der Otto-Heinrichsbau verbrannt, die Stadt so verwüstet, daß kaum einige Gebäude der Zerstörungswut entgingen. In welch furchtbar roher Weise die Horden des „allerchristlichen" Königs wehrlose Bürger mißhandelten und schändeten, läßt sich nicht wiedergeben. Die schönen Dome zu Worms und Speyer wurden angezündet, Kirchengeräte und Reliquien verbrannt und geraubt, die Grabstätte der deutschen Kaiser bei Speyer erbrochen und die Gebeine derselben auf die Straße geworfen. Wohl endete der Friede zu Ryswick (1697) den Krieg; aber den Wohlstand und das Glück konnte er der Pfalz nicht bringen. Das Land war von einem Fürsten beherrscht, der ihm nicht aus seinem kläglichen Zustand aufhelfen konnte. Ein Herrscher, der, statt seinem verarmten Volk aufzuhelfen, sein Geld durch heillose Verschwendung vergeudet, war noch das größte Unglück für das arme Pfälzerland. Diese Mißwirtschaft am pfälzischen Hofe, die sich unter den folgenden Fürsten noch steigerte und die Verfolgung Andersgläubiger eifrig betrieb, führte denn auch zum Untergang des pfälzischen Kui'ftaats. Im Frieden^zu Lnneville (1801) kamen die rechtsrheinischen Telle an Baden, Hessen und Bayern, die linksrheinischen an Frankreich. Letztere fielen 1815 zum größten Teile an Bayern und Hessen.

7. Hessische Geschichte - S. 101

1897 - Gießen : Ricker
— 101 — Burggrafentum Friedberg, die Herrschaft Breuberg, Grafschaft Erbach, die Besitzungen der fürstlich- und gräflich-folmsischeu Häuser in der Wetterau mit Ausschluß der Ämter Hohen-Solms und Braunfels, die Grafschaft Schlitz, im ganzen ein Zuwachs von 122 000 Einwohnern. 1809 kam Schiffenberg an den Staat, 1810 das Amt Babenhausen, das Amt Rodheim, Heuchelheim, Münzenberg und Ortenberg. Ludwig mußte 1806 an dem Kriege gegen Preußen und 1809 an dem gegen Österreich teilnehmen. 1812 war Hessen verpflichtet, ein bestimmtes Kontingent der französischen Armee nach Rußland zu stellen. Im Feldzuge des Jahres 1813 kämpften die Hessen auf Napoleons Seite. Stach der Schlacht bei Leipzig sagte sich Ludwig von Napoleon los und schloß sich durch den Vertrag vom 2. November 1813 zu Dörnigheim bei Hanau dem deutschen Bunde an. Die Hessen drangen mit den Verbündeten in Frankreich ein und nahmen, nachdem Napoleon 1815 von Elba zurückgekehrt war, an den Kämpfen bei Straßburg teil. Durch die Wiener Schlußakte von 1815 gab Hessen Westfalen an Preußen ab und erhielt dafür Rheinhessen. 1816 erwarb es von den ehemaligen fürstlichen isenburgischen Besitzungen Offenbach, Dreieichenhain, Götzenhain, Hausen, Heusenstamm, Neu-Jfenburg, Öffenthal, Philippseich und Sprendlingen. b) Ludwigs I. Verdienste um das Volkswohl. Großherzog Ludwig I. hat sich durch eine Reihe humaner Reformen große Verdienste um das Volkswohl erworben. Schon 1810 gab er das Gesetz über Vergütung des Wildschadens. Leibeigenschaft und Fronen betrachtete er als seiner Zeit unwürdig und hob sie 1811 auf. Durch Verbesserung des Volksschulunterrichts, die Gründung zweier Lehrerseminare, Errichtung von Real- und Gewerbeschulen hob er das geistige und sittliche Wohl seines Volkes. Die Universität Gießen förderte er durch reichliche Geldmittel und Berufung von tüchtigen Lehrern. In religiösen Dingen zeigte er eine seltene Duldsamkeit. Geistreiche Männer liebte er um sich, namentlich Freunde und Kenner der Kunst. An seinen Hofe zog er den großen Komponisten und Orgelspieler Abbe Vogler, unter dem Carl Maria v. Weber und Meyerbeer ihre musikalischen Studien machten. Er unterstützte das Talent, gab ihm Mittel, sich im In- und Auslande zu entwickeln und zu bilden. Er legte die Bildergallerie an, das Museum, das Opernhaus, erweiterte die Hofbibliothek, deren Benutzung er dem Publikum gestattete. Einfach und schlicht in seinem Wesen, liebte er innere Gediegenheit und Biederkeit. Als Freund der Natur verweilte er gern in den nahen Wäldern, wie er auch schöne Punkte in Anlagen umschaffen ließ. Wie ein Vater sorgte er für sein Volk, gab ihm eine Verfassung, nahm sich der Witwen und Waisen, Armen und Notleidenden an. Durch seine Minister du Thil und v. Hofmann brachte er am 14. Februar 1828 den Zollverein zum Abschluffe, der den Grundstein zu einem großen einigen Deutschland legte. Am 6. April 1830 verschied Großherzog Ludwig

8. Hessische Geschichte - S. 78

1897 - Gießen : Ricker
— 78 — sieben weitere Glocken; außerdem wurde es zeitgemäß umgearbeitet und mit einem neuen Uhrwerk versehen. 1842 wurde das Glockenspiel neu gestimmt. So hat denn das Glockenspiel seit mehr als 200 Jahren in guten und bösen Tagen seine frommen Weisen erschallen lassen und die im Getriebe des Alltagslebens Dahinwandelnden schon gar oft gemahnt, auch zuweilen Herz und Sinn zu erheben zu dem allmächtigen Weltenmeister. 2. Die Rarrbzüge Ludwigs Xiv. nach bet Ofalz. Kaum hatte sich die Pfalz, wozu auch unser Rheinhessen gehörte, von den furchtbaren Folgen des unseligen 30 jährigen Krieges unter der weisen Regierung Karl Ludwigs (Sohn Friedrichs V.) erholt, als abermals die wilde Kriegsfurie am Rhein dahertobte. In Frankreich regierte damals der stolze König Ludwig Xiv. Dieser, die Schwäche des immer mehr verfallenden Deutschen Reiches erkennend, strebte darnach, seinen Einfluß auch in deutschen Angelegenheiten geltend zu machen. Dabei trachtete er darnach, die Grenzen seines Reiches zu erweitern, so daß der Rheinstrom die Grenze seines Landes bilde. In dem Kriege, den Ludwig Xiv. gegen den deutschen Kaiser Leopold im Bunde mit Holland (1671—1678) führte, bewahrte der Kurfürst Karl Ludwig von der Pfalz strenge Neutralität. Dafür erfuhr sein Land völkerrechtswidrige Durchzüge der Franzosen, Erpressungen und Gewaltthaten aller Art. Als nun gar infolge dieser Drangsale der Pfälzer Kurfürst sich an den Kaiser anschloß, rückten die Franzosen sengend und brennend in die Pfalz ein; Germersheim und Umgegend wurden eine Brandstätte. Die kaiserlichen Truppen geboten wohl diesem Treiben Einhalt; aber bald verheerten die Franzosen die blühende Bergstraße. Gegen diese Verwüstuugszüge, die sich 1676 und 1677 wiederholten, konnte das Reich nur wenig Widerstand leisten. Das Amt Neustadt, Schloß und Stadt Zweibrücken wurden ausgeplündert, die Fluren versengt, und die Gebäude in Asche gelegt. Endlich kam 1679 zwischen Ludwig und dem Kaiser ein Friede zustande, der jedoch der Pfalz nicht den ersehnten Frieden brachte. Ludwig Xiv. setzte seine Raublust fort und ließ, um seinen unverschämten Forderungen den Schein eines Rechts zu geben, die „Reunionskammern" errichten. Dieses waren Gerichtshöfe, welche die seit alten Zeiten zu Lothringen, zum Elsaß und zur Grafschaft Burgund gehörigen „deutschen Lehen" aufsuchen und Frankreich ohne weiteres zusprechen sollten. So forderte Ludwig nach kaum geschlossenem Frieden die Grafschaft Zweibrücken als eine „Dependenz" des Bistums Metz. Fünf pfälzische Dörfer bei Weißenburg wurden in Besitz genommen. Während dieser Drangsale starb zum Unglück des Landes der Kurfürst Karl Ludwig (1680). Noch schlimmer wurden die Verhältnisse in der Pfalz, als mit dessen Sohn

9. Hessische Geschichte - S. 99

1897 - Gießen : Ricker
— 99 — bedeutende Gefechte statt. Am 12. Juli kam es bei Neu-Isenburg zu einem Treffen, in welchem der Mainzer Landsturm siegreich war. Sprendlingen wurde den Franzosen entrissen. Die Mainzer wollten ihre Vorteile ausnützen; da brachten Eilboten die Nachricht von dem am 15. Juli geschlossenen Waffenstillstände. Die Kurmainzer Truppen zogen sich in die Stadt Aschaffenburg zurück. Die Friedensverhandluugeu zerschlugen sich, und die Franzosen rückten vor Aschaffenburg, welches kapitulierte. Am 9. Februar 1801 wurde der Friede zu Luueville aus Grundlage des Friedensschlusses von Camposormio geschlossen. Die Räumung der Stadt Aschaffenburg seitens der Franzosen fand am 26. April 1801 statt, und Kurfürst Friedrich Karl Joseph von Mainz zog ein. Die Bestimmungen des Lnneviller Friedens wurden durch den Reichstag zu Regensburg am 24. März 1803 ratifiziert. In den Lnneviller Bestimmungen war die Säkularisierung der geistlichen Fürstentümer vorgesehen, welche nun jetzt auch ausgeführt wurde. Der erzbischöfliche Stuhl zu Mainz und die Würde eines Reichskanzlers von Deutschland, wurde auf die Domkirche zu Regensburg übertragen. Der Kurfürst-Erzkanzler behielt das Fürstentum Afchaffenbnrg, das Bistum Regensburg und die Grafschaft Wetzlar. Der Kurfürst von Mainz und der Hoch-nnd Deutschmeister blieben die einzigen geistlichen Fürsten Deutschlands. Von dem früheren Mainzer Gebiete erhielt Preußen das Eichsfeld und Erfurt, Hessen-Kassel Amöneburg und Fritzlar, Hessen-Darmstadt die Bergstraße nebst Steinheim, Alzenau und Seligenstadt. Dem Erzkanzler des Reiches blieb nur ein kleiner Teil des ehemaligen Mainzer Kurstaates. Die Gründung des Mainzer Landsturms verdanken wir dem Freiherrn Albini von Mainz. In schwerer Zeit hatte er den richtigen Blick und ein klares Verständnis für den Gedanken, daß die Verteidigung des Vaterlandes in der Wehrkraft des Volkes liegt. Die Leistungen des Landsturmes und der Landmiliz waren während der Jahre 1799 und 1800 in Deutschland von wesentlicher Bedeutung. Der Landsturm bildete eine feste Kette am Main bis Mainz durch die Bergstraße und am Neckar. Der Kurfürst Friedrich Karl Joseph von Mainz stiftete in Anerkennung der Tapferkeit des Landsturms und der Landmiliz eine Medaille, welche auf der einen Seite das Mainzer Rad mit der Umschrift: „Belohnet Friedrich Carl Jos. Churfürst 1800" trug, auf der anderen Seite einen Degen mit Lorbeer zeigte mit der Umschrift: „Die Treue und Tapferkeit." Die Errichtung des Kur- mainzer Landsturmes hat den Nationalgeist und die vaterländische Stimmung der Bevölkerung inmitten der Verderbtheit der damals herrschenden französischen Richtung geweckt. Es war derselbe Geist, welcher 1813 und 1814 das ganze deutsche Volk ergriff, als es sich in den Befreiungskriegen gegen die französische Knechtschaft erhob und den Erbfeind vertrieb. 7*

10. Hessische Geschichte - S. 102

1897 - Gießen : Ricker
— 102 — nach vierzigjähriger glorreicher und denkwürdiger Regierung. Das Andenken dieses hervorragenden Fürsten ehrte die Nachwelt, indem sie ihm im Jahre 1846 in Darmstadt ein Denkmal errichtete mit der Aufschrift: „Ludewig dem Ersten sein dankbares Volk“. c) Beteiligung hessischer Truppen während der Napoleomscheu Kriege. Wir wissen bereits, daß Ludwig I. als Mitglied des Rheinbundes gezwungen war, 4000 hessische Soldaten von jeder Waffengattung zum Bundesheere stoßen zu lassen. Die hessischen Truppen kämpften zuerst auf Napoleons Seite in der Schlacht bei Jena am 14. Oktober 1806, in welcher die Preußen und Sachsen unter dem Fürsten von Hohenlohe trotz tapferer Gegenwehr von Napoleon so vernichtend geschlagen wurden, daß ihr Rückzug in eine regellose Flucht ausartete. Von Januar bis 30. Juni 1807 finden wir hessische Truppen vor der Festung Graudenz an der Weichsel, die von Courbiere tapfer verteidigt wurde. 1807 war Napoleon ohne weiteres in Spanien eingerückt, wo er sich zum Schiedsrichter zwischen Karl Iv. und seinem Sohne Ferdinand Vii. aufwarf und beide veranlaßte, dem Throne zu entsagen. Hier setzte Napoleon seinen ältesten Bruder Joseph zum Könige ein. Als sich die Spanier gegen das französische Joch erhoben, und ein allgemeiner Volksaufstand entstand, in welchem die Guerillas (leichte Gebirgstruppen) zu einer Volksarmee organisiert wurden, mußte Napoleon diesen Aufstand dämpfen. Unter den zu diesem Zwecke nach Spanien gesandten französischen Truppen befanden sich auch hessische Soldaten, welche bei Durengo und Zorensa mitfochten. Im Jahre 1809 erfolgte Österreichs Kriegserklärung an Napoleon. Dieser eilte aus Spanien herbei, schlug den Erzherzog Karl von Österreich im Jahre 1809 bei Landshut und Eckmühl und hielt im Mai in Wien seinen Einzug, an dem hessische Truppen teilnahmen. Auch in der Schlacht am 21. Mai 1809 bei Aspern und Eßlingen, in welcher Napoleon vom Erzherzoge Karl geschlagen wurde, kämpften Hessen, wie sie außerdem am 5. und 6. Juli diese Niederlage durch den Sieg bei Wagram auszumerzen suchten. Als Kaiser Alexander von Rußland die von Napoleon angeordnete Handelssperre, wodurch er den Handel des ihm verhaßten England vernichten wollte, nicht beachtete, beschloß er den Krieg gegen Rußland. Mehr als eine halbe Million Menschen folgten den französischen Fahnen. Das hessische Truppenkorps unter seinem General-Kommandeur Prinz Emil von Hessen, dem Sohne des Großherzogs Ludwigs I., befand sich im Gefolge Napoleons. Prinz Emil wohnte der Schlacht von Smolensk am 17. August, dem Einzuge des Kaisers in Moskau am 14. und 15. September und dessen Abzug am 19. Oktober bei. Von den 1800 Hessen unterlagen bei dem Rückzüge die Hälfte der Kälte und dem Hunger. Diese hessischen Regimenter schmolzen so sehr zusammen, daß sich in der Schlacht an der Beresina am 28. November nur noch 200 Mann unter dein Befehle des Prinzen befanden. Am 8. Dezember bildeten 31 Offiziere und 24 Unteroffiziere und Soldaten den Rest von
   bis 10 von 127 weiter»  »»
127 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 127 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 150
1 93
2 67
3 78
4 107
5 176
6 68
7 286
8 241
9 45
10 202
11 130
12 43
13 31
14 78
15 76
16 220
17 63
18 89
19 345
20 83
21 170
22 45
23 94
24 60
25 95
26 100
27 96
28 128
29 44
30 179
31 121
32 13
33 105
34 127
35 79
36 101
37 438
38 110
39 160
40 73
41 81
42 84
43 53
44 33
45 374
46 156
47 72
48 122
49 77

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 1
1 6
2 0
3 0
4 5
5 1
6 0
7 2
8 15
9 58
10 0
11 0
12 0
13 0
14 0
15 17
16 22
17 20
18 1
19 5
20 17
21 1
22 0
23 18
24 0
25 2
26 1
27 0
28 2
29 38
30 0
31 0
32 8
33 2
34 9
35 0
36 4
37 2
38 16
39 1
40 2
41 7
42 1
43 1
44 11
45 4
46 4
47 0
48 1
49 0
50 1
51 10
52 0
53 0
54 1
55 0
56 1
57 0
58 0
59 5
60 15
61 4
62 0
63 1
64 4
65 0
66 0
67 10
68 3
69 0
70 0
71 2
72 4
73 8
74 51
75 0
76 1
77 0
78 11
79 0
80 9
81 0
82 0
83 1
84 0
85 7
86 9
87 0
88 0
89 3
90 4
91 0
92 10
93 1
94 4
95 0
96 46
97 10
98 21
99 4

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 0
1 0
2 1
3 2
4 1
5 1
6 0
7 3
8 0
9 60
10 0
11 1
12 0
13 0
14 0
15 0
16 11
17 3
18 0
19 7
20 0
21 12
22 0
23 0
24 3
25 1
26 2
27 0
28 0
29 0
30 2
31 3
32 0
33 6
34 0
35 9
36 2
37 0
38 0
39 6
40 7
41 0
42 0
43 0
44 9
45 1
46 0
47 1
48 0
49 3
50 1
51 0
52 1
53 6
54 1
55 14
56 0
57 2
58 1
59 6
60 1
61 6
62 0
63 3
64 0
65 1
66 2
67 8
68 2
69 0
70 0
71 16
72 0
73 8
74 1
75 4
76 2
77 0
78 3
79 22
80 2
81 13
82 0
83 0
84 0
85 0
86 0
87 2
88 20
89 0
90 0
91 5
92 0
93 11
94 0
95 0
96 0
97 0
98 4
99 0
100 1
101 0
102 0
103 38
104 0
105 1
106 0
107 0
108 0
109 0
110 0
111 2
112 1
113 1
114 1
115 0
116 0
117 2
118 0
119 0
120 0
121 2
122 1
123 0
124 1
125 0
126 1
127 2
128 1
129 1
130 0
131 4
132 0
133 0
134 0
135 0
136 2
137 0
138 1
139 1
140 14
141 3
142 1
143 5
144 8
145 6
146 0
147 1
148 2
149 0
150 14
151 1
152 0
153 1
154 2
155 11
156 8
157 5
158 0
159 0
160 0
161 1
162 0
163 0
164 1
165 6
166 1
167 1
168 0
169 0
170 10
171 0
172 2
173 1
174 5
175 3
176 14
177 3
178 0
179 0
180 0
181 0
182 10
183 5
184 1
185 0
186 4
187 0
188 2
189 0
190 0
191 3
192 0
193 2
194 1
195 0
196 0
197 13
198 7
199 1