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und schon darin wird ein Faktor der Bedeutsamkeit gegeben, daß
Frankreich überhaupt Anteil am Mittelmeer hat, das, Uue es neulich
noch Höckel ausgesprochen hat, als das „interessanteste aller Meere"
bezeichnet werden muß. Die Franzosen hat es daher auch von je
mehr zum Mittelmeer als zum Ocean gezogen, und ihr politischer
Ehrgeiz laust darauf hinaus, das Mittelmeer zu einem französischen
See nmznstempeln.1 Sie haben am afrikanischen Rande wichtige
Kolonieen erworben - und wachen eifersüchtig darüber, daß der Kanal
von Suez ihnen jederzeit offen steht. Die Flotte überhaupt, hat
man gesagt, ist für den Franzosen mehr eine Frage der politischen
Notwendigkeit, und ihn fesselt vor allem sein schönes Heimatland.
Wir wollen uns jetzt diese belle France etwas näher ansehen.
Ein Blick aus die Karte überzeugt uns, daß wir in dem heutigen
Frankreich den Nordwesten von dem Südosten und Süden unter-
scheiden müssen. Dort haben wir Getreide- und Waldboden, hier
von Burgund bis Bordeaux die Rebenzucht, wozu noch im Süden
die Pflege des Maulbeerbaums, der Olive hinzutritt, so daß Seide,
Ol und Südfrüchte als einheimische Erzeugnisse in Betracht kommen.
Dort herrscht die Sprache langue d'oni, hier gilt die langue d'oc,
die provenyalische Mundart: dorthin sind Franken eingewandert, hier
sinden wir Burgunden und Westgoten als älteste germanische Zuzügler
vor; dort ist kirchliche ^Einheit vertreten gewesen unter dem rex
christianissimus oder tres chretien, hier hat sich seit den Zeiten der
Albigenser und Reformierten die Ketzerei geltend gemacht. Die Haupt-
fache aber ist, daß sich von der breit gelagerten Ebene des Nord-
Westens, ebenso hier wie in England und Deutschland, die monarchische
Einheit des Landes vollzogen hat. Dank solchen energischen Königen
wie Ludwig Xi. und Ludwig Xiv. und den allgewaltigen Ministern
Richelieu und Mazarin hat sich Frankreich zu einem geschlossenen
einheitlichen Staatsgebilde entwickelt und seine politisch überlegene
Stellung sehr auf Kosten des zersplitterten Deutschlands ausgenutzt.
Die schroff durchgeführte Centralifierung in Frankreich schließt nicht
aus, daß wir innerhalb des Landes sehr verschiedenartigen territorialen
Typen begegnen.
Wenn wir nun diese einzelnen Landschasten charakterisieren wollen,
so sehen wir ab von den Territorien, die erst seit wenig über 40 Jahren
sranzöfifch geworden sind, von Savoyen und Nizza. Dort haben..wir
Europas Eisriesen, den Mont Blanc mit seiner unwirtlichen Ode,
hier den entzückendsten Küstenstrich der Riviera mit seinen Palmen
und Agaven. Wir wenden uns zu älterem sranzösischen Besitztum
und beginnen zunächst mit dem Südosten Frankreichs. Das sran-
1 Wecken der Freundschaft mit Italien wurde es auch jüngst genannt: das
lateinische Meer par excellence.
2 Deren Gebiet sich jetzt bis zum Kongo erstreckt.
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_Xi Ludwig Ludwig_Xiv Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Suez Frankreich Burgund Bordeaux England Deutschland Frankreich Deutschlands Frankreich Nizza Europas Frankreichs Italien
— 113 —
's ist ein Wallon! Respekt vor dem!
sagen die übrigen und ordnen sich willig ihm unter. — Aber die
größere Hälfte in Belgien bilden die Vlämen, * die sich energisch ihrer
germanischen Eigenart bewußt sind, wie das in ihrem volkstümlichen
Verbände het nederduitsche Bond zum Ausdrucke kommt.
Davon abgesehen, ist auch sonst der Gegensatz zwischen den beiden
Königreichen so augenfällig wie nur möglich. Belgien hat nur 67 km
Seeküste und zwar an der Nordsee, Norwegen dagegen wird in einer
Ausdehnung, die etwa der Entfernung zwischen Kopenhagen und
Neapel gleichkommt, von der Nordsee, dem Atlantic und dem nörd-
lichen Eismeer bespült. In Belgien haben wir die größte Volks-
dichtigkeit auf dem Kontinente, 230 Bewohner auf dem □ km, in
den nördlichsten Regionen Norwegens rechnet man nur 1 Menschen
auf den □ km. Dementsprechend giebt es dort ein Kirchspiel von
8000 □ km, und die gesamte Ackerbaufläche des ungeheuren Gebietes
beträgt nicht mehr als die Hälfte des Regierungsbezirks Köslin.
Belgien ist ein reiches Land mit überwiegender städtischer Bevölkerung,
jeder dritte Belgier ist ein Stadtkind, daher blüht daselbst die In-
dustrie. Norwegen wiederum lebt von Fischfang und Seefahrt, und
der norwegische Bauer hat sich gleich dem russischen Mushik daran
gewöhnt, sich alles selbst anzufertigen. In Belgien ist das dichteste
Eisenbahnnetz der Erde, 18 km auf 100 dkm, in Norwegen ist
nur Drontheim durch einen südlichen und einen östlichen Eisenbahn-
sträng binnenwärts verbunden; dafür kann es aber, wenn erst die
geplante Bahn von Viktoriahavn am Westfjord nach dem Erzgebirge
fertig sein wird, darauf pochen, noch fast unter dem 69. Breitengrade
eine Eisenbahnstation zu besitzen. Und weiter hat Norwegen bei allen
diesen materiellen und physischen Mängeln einen Ruhm, um den es
von dem reichen Belgien sehr beneidet werden könnte: fast jeder Nor-
weger kann lesen und schreiben, während es in Belgien 32% An-
alphabeten giebt, so daß der dritte Teil der Rekruten die Buchstaben
nicht kennt.
Belgien hat nach der Losreißung von Holland 1830 den aus
Eäfars Zeit bekannten Namen der Belgae sich zugelegt und ihn in
die politische Nomenklatur der europäischen Staaten eingeführt. Sonst
haben wir in dem kleinen Königreiche altniederländifches Territorium,
und als burgundischer Kreis bildete es mit Holland zusammen den
zehnten circulus des heiligen Römischen Reiches. Der Ruf großen
Reichtums haftet dem Lande schon seit dem 15. Jahrhundert an; die
belgische Ebene ist die rechte „Lombardei des Nordens". Wenn es
heute als erster Manufakturstaat des europäischen Festlandes bezeichnet
wird, so datiert dieser Ruhm eigentlich auch schon seit 500 Jahren.
1 Sprich slämm.
£amiete, Erdkundl. Aufsätzc. Ii.
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Extrahierte Ortsnamen: Belgien Nordsee Norwegen Kopenhagen Neapel Nordsee Belgien Norwegens Belgien Norwegen Westfjord Norwegen Belgien Belgien Holland Holland
— 129 —
Die Dänen sind eigentlich schon seit früher Zeit den Deutschen
immer recht unbequem gewesen. Sie beherrschten die beiden Seiten
des Sundes, und das war namentlich für die Hanseaten eine leidige
Thatsache. Denn bei Falsterbo zogen die Heringsschwärme vorbei,
und fast jede größere Hansestadt hatte dort ihre Bitten und mußte
den dänischen Vögten ihre Abgaben zahlen. Die dänischen Walde-
mare haben sich den Deutschen gegenüber recht übermütig gebärdet,
die Hansestädte verspotteten sie als „Gänse"; dann aber kam die
Vergeltung in dem bekannten Friedensschlüsse zu Stralsund 1370.
In ' den Zeiten des Dreißigjährigen Krieges sind die Dänen nicht
sehr hervorgetreten; auch in den Verwickelungen mit Schweden standen
sie mehr auf Seite der Deutschen. In der zweiten Hälfte des 18. Jahr-
Hunderts sollte Dänemark sogar Deutschland beschämen, da es sich der
deutschen Dichter in hochherzigster Weise annahm. Klopstock dichtete
in Kopenhagen, Schiller erhielt von dänischer Seite ein großmütiges
Jahrgeld, das den kranken Mann vor dem größten Elend sicherte.
In den innerdänischen Verhältnissen spielte damals die tragische Epi-
sode des Ministers Struensee. Im 19. Jahrhundert hat Dänemark
Deutschland recht herausgefordert, und das Lied: Schleswig-Holftein
meerumschlungen hat wie ein Tyrtäischer Gesang zum erstenmal
wieder die Deutschen aufgerüttelt und ein Gefühl aufsteigen lassen,
das man deutsches Nationalbewußtsein nennen konnte. So durfte
man Dänemark schließlich Dank wiffen, daß es sozusagen der ßlaiog
Ölödoxalog der Deutschen gewesen ist. Aus den Kriegen von 1848—50
und 1864 ist aber ein gewisser Bodensatz des Grolls bei den Dänen
zurückgeblieben, und großer Sympathieen können wir Deutsche uns
in den Landen des Danebrog gerade nicht ersreuen.
Dänemark ist „echtes Küsten- und Jnselland, wie es in Europa,
außer vielleicht im griechischen Archipel, nicht wieder vorkommt". Und
wenn man weiter seine Lage zwischen Nord- und Ostsee berücksich-
tigt, und wie durch dieses Jnselreich aller Verkehr und alle Schiffahrt
stattfinden muß, so könnte man als Analogie die hinterindische Insel-
Welt heranziehen, durch die ja aller merkantile Austausch zwischen
Indischem und Stillem Ocean hindurchgeht. Die Straße von Singa-
Pore würde dann dem Oresund an die Seite zu stellen sein. Durch
geognostische Forschungen ist festgestellt, daß die dänischen Jnselgebiete,
namentlich Jütland, früher noch durch viel mehr Meeresarme durch-
furcht und durchzogen worden sind, wie das die mannigfachen Namen
von binnenländischen Ortschaften mit den Endungen —ö und —Holm
(beides bedeutet Insel) erweisen. Uns interessieren die drei Meeres-
straßen, durch die in historischer Zeit die Schiffahrt aus der Nord-
see in die Ostsee sich ermöglicht hat, der Sund, der große und kleine
Velt. Unter ihnen ist der Sund die bevorzugteste, einmal schon wegen
der Kürze, dann wegen ihrer „geraden nordsüdlichen Erstreckung".
Hanncke, Erdkundl. Aussähe. Ii. g
Georg-Eckert-Institut
für international«
Schulbuchforschung
Braunschweig
-Schulbuchbibhothek -
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Extrahierte Personennamen: Schiller Struensee
Extrahierte Ortsnamen: Stralsund Deutschland Kopenhagen Dänemark
Deutschland Europa Nord- Ostsee Ostsee
Frankreich.
an hat nachgewiesen, daß England und Frankreich in dem
geologischen Bau große Ähnlichkeit besitzen. Das Gebirge
der Bretagne findet in den Gebirgen des westlichen Englands, und
das nordfranzösische Becken im mesozoischen Tafellande Ostenglands
seinen gleichartigen Gegenpart. Diese Ebenen insbesondere haben in
ihrer sanftwelligen, hügeligen Beschaffenheit denselben Charakter, und
da zudem der canal la Manche nicht breit und nicht sonderlich tief
ist,1 so haben England und Frankreich über den Kanal weg die
mannigfachsten Berührungen gehabt. Die englisch-französischen
Successionskriege wiesen doch in ihren Ursachen auf Neigungen
und Überzeugungen von der Zusammengehörigkeit beider Länder hin;
als schließlich den Engländern in Calais der letzte festländische Besitz
verloren ging, soll das Marie der Blutigen, der Königin von Eng-
land, das Herz gebrochen haben, so daß sie äußerte, man werde nach
ihrem Tode in ihrem Herzen den Namen Calais geschrieben finden,
und selbst heute wohnen mit Vorliebe zahlreiche Englishmen in den
französischen Hafenstädten des Kanals, wie in Calais und Boulogne.
Neben diesen unleugbaren Analogieen finden sich aber doch sehr be-
deutsame Unterschiede zwischen den beiden Nachbarländern: England
ist ein Inselstaat, und Frankreich hat seinen Zusammenhang mit dem
Kontinente. An der engsten Stelle zwischen zwei belebten Meeren,
dem Atlantischen Ocean und dem Mittelmeere gelegen, erscheint es
als ein kompaktes Ganze, das vor Italien die Abrundung und vor
Deutschland die festere Begrenzung voraus hat. In seiner heutigen
Zusammensetzung hat es wohl 1000 km Längenausdehnung, und fast
ebensoviel beträgt seine Breite; es lehnt sich an zwei Hochgebirge,
die Alpen und Pyrenäen, und nur auf der Nordostseite ist seine
Grenze fließender. Als wichtigster Bestandteil hat sich seit uralten
Zeiten der Saum am Mittelmeer und das weit nach Norden hinein-
greifende Thal der Rhone und Saone erwiesen. Denn dadurch ist
1 Man kann mit einem Paar Stelzen von der Größe eines mäßigen Kirchturms
über den Kanal von einem Lande zum andern marschieren. Übrigens entbehrt auch
die engtische Pflanzen- und Tierwelt jeder Originalität.
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Extrahierte Ortsnamen: Frankreich England Frankreich Bretagne Englands Tafellande_Ostenglands England Frankreich Calais Boulogne England Frankreich Atlantischen_Ocean Italien Deutschland
— 110 —
dafür, daß das alte Bild vom Riesen mit den thönernen Füßen,
das man für Rußland gebraucht hat, noch immer berechtigt ist.
Wir müssen zunächst die Lage berücksichtigen, die geographischen
Vorbedingungen, unter denen Rußland sich als Staatengebilde unseren
Augen darbietet. Nicht allein das nordische Klima, wo in Perm
z. B. schon Ende November der Schnee so hoch liegt, daß er bis zu
den Fenstern des ersten Stockes reicht, wirkt auf die Entfaltung
dieser ungeheuren Menschenmasse lähmend, sondern auch die kolossale
Ausdehnung des Reiches, die räumliche Weitläufigkeit. Die Russen
haben ja in dem Rufe gestanden, blitzschnelle Märsche machen zu
können, wie unter Suworow in Italien, und doch brauchten in dem
letzten russisch-türkischen Kriege die Garden volle zwei Monate, um
nach Plewna zu kommen. — Das Land leidet sodann an einer
eigenen merkantilen Unbeholsenheit. Jetzt, wo man damit umgeht,
ein Welteisenbahnsystem zu gründen, so daß die Ware wie der Post-
bries für billige Frachtsätze überallhin zu expedieren ist, und man
mit glücklichem Bilde die Eisenbahnen „die Hochzeitsbänder" der be-
glückten Erde nennt, stößt man aus die Ungeheuerlichkeit, daß Ruß-
land zwar über Eisenbahnen verfügt, daß aber diese eine ganz andere
Spurweite besitzen als die westeuropäischen. — Wie ist es ferner mit
dem Anteil beschaffen, den Rußland an den offenen Weltmeeren hat?
Ein Blick auf die Karte überzeugt uns, daß Rußland im Falle eines
Krieges mit seinen Flotten sozusagen in der Mausefalle sitzt. So-
wohl die Ostsee wie das Schwarze Meer sind nur durch ganz enge
Offnungen vom westlich flutenden Meere her zugänglich, was in
kriegerischen Zeiten doch gewiß nicht ungefährlich zu nennen ist. Die
Ostsee sperrt der Sund, den Schiffe bis 1857 sogar nur unter Ent-
richtung eines Zolles passieren durften, das Schwarze Meer dagegen
die Straße des Bosporus. Wie sehr leuchtet es da eiu, daß für
Rußland der Besitz von Konstantinopel je länger desto mehr eine poli-
tische Notwendigkeit geworden ist. Es bleibt endlich Rußland noch
das Weiße Meer und der Zugang zum Nördlichen Eismeer. Aber
auch hier ist die Eissperre zu berücksichtigen. Den karischen Golf
nennt man den Eiskeller Europas, an der Mündung der Dwina mißt
man im Winter —47°, wo doch das Quecksilber schon bei 40° ge-
friert, und die Schiffahrt ist auf 4 Monate beschränkt, völlig eissrei
ist der Nordrand sogar mir 2. Allerdings versucht Rußland aus der
mehr nördlich gelegenen Halbinsel Kola, wo der Einfluß des Golf-
stroms vielleicht noch zu spüren ist, sich einen Welthafen zu errichten,
und wir müssen erst abwarten, ob der Versuch mit Alexandrowsk ge-
lingt. Am aussichtsvollsten sind immer die russischen Flottenstationen
am Stillen Ocean in Wladiwostok und Port Arthur; doch sieht man
jetzt noch nicht ab, wie sich in Zukunft die Verhältnisse hier an
der Grenze Chinas politisch gestalten werden. — Einen weiteren
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Extrahierte Personennamen: Suworow Arthur
Extrahierte Ortsnamen: Perm Italien Konstantinopel Europas Wladiwostok Chinas
Der Nordwestrand
des europäischen Kontinents.
enn wir eine Karte Europas betrachten, so fällt es auf, daß
ebenso wie an der Südostkante an dem Nordwestrande des
Kontinents die kleineren Staaten in großer Zahl sich vorfinden.
Tort hatten wir Rumänien, Bulgarien, den Sultanstaat, Griechen-
land, Serbien, Montenegro, hier folgen aufeinander Belgien, Holland,
Dänemark, Norwegen, Schweden. ^ Wir haben bisher die 6 Groß-
mächte Europas ausführlicher besprochen und müssen jetzt auch dieser
letzten Staatengruppe gedenken, wenn es auch nur politische Gebilde
zweiten oder dritten Ranges sind. Ähnlich wie in Amerika sich
zwischen den größeren Republiken Nord- und Südamerikas die
kleineren in Centralamerika eingelagert haben, so nehmen diese
5 letzten Königreiche ihren bescheidenen Platz ein in dem politischen
Konzerte Europas.
Alle 5 sind mehr oder minder Seemächte, sie sind germanischer
Abstammung und haben leider noch eine fatale Ähnlichkeit, nämlich
sie empfinden alle Deutschland, dem Stammesvetter, gegenüber einen,
um es gelinde zu sagen, Mangel an Wohlwollen. Den größten Gegen-
satz unter ihnen stellen wohl Belgien und Norwegen dar, Belgien
auch schon darum, weil es den größten Prozentsatz nichtgermanischer
Bevölkerung auszuweisen hat. Denn 3/8 der Staatsangehörigen sind
Wallonen, also Romanen, und Brüssel selbst sowie die Behörden
halten an der französischen Sprache fest. Die Wallonen stehen natür-
lich uns Deutschen am fernsten, sind uns am wenigsten sympathisch,
und es will uns daher auch immer nicht recht gefallen, daß Schiller
in Wallensteins Lager gerade diesem Volksteil eine so bevorzugte
Stellung einräumt. Der erste Kürassier, die edelste Gestalt und der
Wortführer der Friedländifchen Truppen, ist ein Wallone.
1 Will man den Parallelismus vollständig haben, so könnte als 6. Staat
entweder Großherzogtnm Luxemburg oder Großfürstentum Finnland hinzugerechnet
werden.
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Extrahierte Personennamen: Brüssel Schiller
Extrahierte Ortsnamen: Europas Bulgarien Serbien Montenegro Belgien Holland Dänemark Norwegen Schweden Europas Amerika Centralamerika Europas Deutschland Norwegen Belgien Luxemburg Finnland
— 122__
Hansa traten die Holländer zurück; sie lagen ja auch am Rande der
damaligen terra cog-nita; aber als das oceanische Zeitalter begann,
erwachte ihre Energie. Ties zeigte sich zuerst in dem langen Frei-
heitskampse, den sie gegen die Spanier führten. Recht bezeichnend
ist das Wort der Rehdener, die von Hunger und Elend arg bedrängt
wurden: sie wollten ihre linke Hand verzehren und mit der rechten
fechten. Der Kalvinismus, um derentwillen sie gegen die papistischen
Beherrscher Spaniens kämpften, entsprach ihrem klaren, nüchternen
Perstande, die Brabanter Provinzen blieben allerdings den Spaniern
und dem Katholicismus treu. Und in dieser ganzen Zeit des Kampses
waren sie das ermunternde Porbild für die ostdeutschen Protestanten;
dort bei den Holländern und bei den großen Oraniern hat der Große
Kurfürst seine Lehrzeit gehabt; in Agrikultur, Kriegswesen und Handel
hat er viel von den Holländern gelernt. Wenn er im Lustgarten zu
Berlin selbst mit seiner Gemahlin Gemüse und Blumen pflanzte,
wenn er die einheimischen Flüsse durch Kanäle zu verbinden suchte,
wenn er Festungen anlegte und überseeische Kolonieen gründete, so
ist in allem holländischer Einfluß, holländisches Porbild nachweislich.
Tann traten die Holländer als erste See- und Handelsmacht an die
Stelle der Hanseaten. In dem sernen Königsberg deutet noch bis
in unsere Tage die Bezeichnung Holländer Baum am Pregel auf den
regen Schiffsverkehr, den die Holländer, die größten Spediteure der
Welt, mit jenen Ostseeküsten unterhielten, und Peter der Große war
hochbeglückt, als zu Ansang des 18. Jahrhunderts die erste hollän-
dische Fregatte in sein neu gegründetes Petersburg einlief. Die
Holländer waren die anerkannten Meister des Schiffsbaus und der
Schiffahrt, bis sie später ihre führende Stellung an England ab-
traten. Schon zu den Zeiten der Hansa waren die Niederländer die
Westerländer gewesen, während die Lübecker Leute die Osterlinge hießen.*
Pon der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts ab prägte sich in
Holland mehr und mehr das Gesühl der beati possidentes aus, der
Holländer erschien phlegmatisch, blies aus den weißen Pfeifen, die
aus der einzigen Mineralerde, die sich im Lande vorfand, dem Pfeifen-
thon, gemacht waren, seine Tampswolken, erfreute sich an dem echt
holländischen, charakteristischen Wort Moje, dem Inbegriff alles Zier-
lichen und Wohlgeordneten, und wurde mehr und mehr jenem Myn-
Heer ähnlich, wie ihn uns meisterhaft Jmmermann in feinem Münch-
Haufen geschildert hat, der mit größter Peinlichkeit die Trekschuiten
notiert, die in seinem Kanal hinauf und hinab fahren. Die Farben-
freude ist die besondere Liebhaberei des Holländers. Gerade, da in
dem feucht-nebligen Lande der klare Sonnenblick oft vermißt wird,
will er in feiner Umgebung die bunten, schillernden Farben zum
1 Davon soll das englische Sterling lein Pfund Sterling) herrühren.
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Extrahierte Personennamen: Peter_der_Große
Extrahierte Ortsnamen: Spaniens Berlin Königsberg Petersburg England Holland
7
deshalb auch den Ehrentitel trägt: Dach der Erde. Und hier an
dieser interessantesten physikalisch-geographischen Stelle unseres Erd-
planeten bereiten sich auch politische Ereignisse von entschieden welt-
historischer Wichtigkeit vor. So wie etwa im lo. Jahrhundert unserer
Zeitrechnung Unteritalien den Tummelplatz und das Konfliktgebiet für
die drei damaligen Weltmächte abgab, die Deutschen, die Griechen und
die Araber, so haben sich hier auf dem Pamirplateau, zunächst aller-
dings mit Protesten und völkerrechtlichen Streitpunkten, gegenüber-
gestanden die drei Weltmächte Asiens: die Russen, Chinesen und
Engländer. Wenn der alte lateinische Spruch des Seipio noch gilt,
«plus animi est inferenti quam propulsanti periculum», so hat Ruß-
land den Vorteil der größeren Kampfesfreudigkeit und wohl auch des
Erfolges für sich. Denn planmäßig und ununterbrochen ist die russische
Eroberung vorgedrungen, den Russen fällt die Rolle des siegreichen
Angreifers zu, China und England müssen sich verteidigen, natürlich
mit verschiedener Widerstandsfähigkeit. — In der letzten Zeit hat
Rußland viel für die strategischen Sicherungen eines späteren An-
griffskrieges gethan. Das Wichtigste ist natürlich der Bau einer
Eisenbahn. Wenn wir die ganze Richtungslinie derselben verstehen
wollen, so müssen wir schon einige westlichere Anschlußlinien auf-
zählen. Demnach haben die Russen zunächst von Tiflis im Siiden
des Kaukasus, der Stadt des Mirza Schaffy, eine Bahn gebaut nach
Baku am Kaspischen Meere. Es ist das die heilige Stätte der alten
Parsen oder Feueranbeter, wo die Naphthaquellen ihre flammenden
Gase aus der Erde auflohen lassen und wo ringsherum Tempel zur
Verehrung dieses Naturwunders einladen. Von Baku fahren Dampf-
schiffe quer über den Kaspischen See nach Michailowsk im Turkmenen-
lande, und dann beginnt jene merkwürdige Bahn im Wüstensande,
deren beschwerlicher Bau wohl seines Gleichen gesucht haben mag.
Dicht am persischen Gebiete entlang — und Grenzstreitigkeiten und
Reibungen sind auch da schon vorgekommen — führt die Bahn nach
der Oase Merw, dann wendet sie sich etwas nordwärts, überschreitet
den Amu oder alten Oxus und mündet in Buchara und Samarkand.
Von Merw ist es leicht, einen Vorstoß gegen Afghanistan zu machen,
und von hier wird dann zum letzten Schlage gegen Indien ausgeholt.
Den Amudarja befahren jetzt regelmäßig russische Dampfschiffe, und
bis an die afghanische Grenze sind kreuzende russische Kriegsschiffe vor-
geschoben. Da liegt in unmittelbarster Nähe Batch, das alte Bactra,
und von Balch nach Kabul zum berühmten Eingangspasse Indiens, durch
den schon Alexander der Große zog, rechnet man nur zehn Tagemärsche.
Rußland hat sich den Grundsatz des alten Macedonierkönigs
Philipp angeeignet, in seinem großen Eroberungswerke sich mehrere
stellen zum Angriffe zugleich offen zu halten und die Gegner, wenn
man an der einen Seite Einbuße erleidet, schnell wieder auf der
TM Hauptwörter (50): [T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit]]
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Extrahierte Personennamen: Merw Alexander Philipp Philipp
Extrahierte Ortsnamen: Unteritalien Asiens China England Tiflis Kaukasus Mirza_Schaffy Baku Kaspischen_Meere Baku Kaspischen_See Michailowsk Buchara Samarkand Afghanistan Indien Balch Kabul Indiens
16
von Ober Ungarn, das den Türken entrissen wurde,
von Galizien und Lodomirien und von der Buko-
wina gelangt (vgl. Jys* 48).
Dem Hause Bourbon ist es gelungen, auf
die Throne von Spanien, Neapel und Parma seine
Mitglieder zu erheben.
Spanien, das von 1580 —1640 Portugal be-
sass, hat seine frühere Machtstellung verloren.
Frankreich ist durch den Eisass, Metz, Toul
und Verdun, fast ganz Artois, Roussillon etc., die
Franche Comté, Lothringen und das den Genuesen
abgekaufte Corsica vergrössert worden (vgl. J\@ 60).
Über Italien siehe j\s* 53.
Die nördlichen Niederlande haben sich
von Spanien losgerissen und sich zu einer Repu-
blik unter einem Erbstatthalter aus dem Hause
Oranien vereinigt.
England, Schottland und Irland sind zu
Einem Staate vereinigt, an dessen Spitze nach Ab-
setzung der Stuarts das Haus Oranien und später
Hannover gesetzt wurde.
Über die innern Verhältnisse Deutschlands
siehe Jw 39. 40.
Schweden war schnell zu einer Hauptmacht
aufgestiegen, aber von dieser Höhe eben so schnell
durch die tollkühnen Unternehmungen Karl’s Xii.
herabgesunken. Von seinen Eroberungen sind ihm
nur Hailand, Schonen und Bleckingen, Jämteland
und Herjedalen und in Deutschland Vorpommern
und Rügen verblieben.
Dänemark und Norwegen sind noch ver-
einigt.
Russland hat seine Macht bedeutend erwei-
tert; dadurch, dass es den Schweden Esthland und
Liefland abnahm und die mongolischen Reiche ims.
sich unterwarf, fasste es festen Fuss an der Ostsee
und an dem schwarzen Meere. Im W. hat es von
den Polen bedeutende Gebiete erworben.
Polen hat bei der ersten Theilung 1772 fast
den vierten Theil seines Gebietes verloren und ist
zu einem völlig ohnmächtigen Staat herabgesunken.
Blatt Xiii.
J\? 33.
D as Reich Napoleons im J. 1812.
Deutschland (vgl. Bl.xvii. Jy? 40) verlor
1791 an Frankreich die im Eisass und in Lothrin-
gen liegenden Länder, im Frieden zu Basel 1795
die preuss. überrheinischen Besitzungen (einen
Theil von Kleve, Geldern, Mors), im Frieden zu
Luneville 1801 das ganze linke Rheinufer (1200
Q. M. mit 4mill. Einw.). Die dadurch beeinträch-
tigten Fürsten wurden durch geistliche Besitzungen
und Reichsstädte entschädigt. Nach dem Reichs-
Deputations-Hauptschluss vom 25. Februar
1803 erhielten Oesterreich diebisthümertrident
und Brixen (für den Breisgau); Preussen diebisth.
Plildesheim und Paderborn, ein Dritttheil des Bisth.
Münster, Erfurt nebst dem Eichsfelde, die Reichs-
städte Goslar, Mühlhausen, Nordhausen etc. (vgl.
Jy? 43); Bayern die Bisth. Würzburg, Bamberg,
Augsburg etc.; Württemberg 7 Abteien, Stifter,
9 Reichsstädte; Baden Heidelberg, Mannheim, das
Bisth. Constanz; Hessen-Darmstadt das zu
Cöln gehörige Herzogth. Westphalen; Hannover
das Bisth. Münster, Oldenburg das Fürstenth.
Lübeck. Zugleich bekamen auch fremde Fürsten
für ihre anderweitigen Verlüste Entschädigungen
in Deutschland, nämlich der Grossherzog von
Toscana das Erzbisth. Salzburg, der Herz, von
Modena den österr. Breisgau und der Erbstatt-
halter der Niederlande die Abteien Fulda und
Corvey. Von 48 Reichsstädten blieben nur 6 übrig.
Zu den 5 alten weltlichen Kurfürsten Bayern,
Sachsen, Brandenburg, Böhmen, Hannover kamen
4 neue: Hessen-Kassel, Württemberg, Baden,
Salzburg. Von geistl. Reichsständen blieb nur der
Hoch- und Deutschmeister und der Kurfürst von
Mainz, welcher Aschaffenburg, Regensburg (Resi-
denz), Wetzlar und den Titel Kurerzkanzler erhielt.
Im Frieden zu Pressburg, 26. Dec. 1805,
verlor Oesterreich, ausser dem venetianischen
Gebiete, alle seine Besitzungen vom Rhein bis zur
Grenze des Erzherzogthums. Davon erhielten
Baden und Württemberg die schwäbischen
Länder, Bayern die Grafschaft Tyrol, Trident,
Brixen, Eichstädt, wogegen es Würzburg an den
Kurfürsten von Salzburg abtrat, dessen Lande
Oesterreich erhielt.
Im Traktat zu Wien, 15. Decbr. 1805, be-
kam Preussen für Anspach, das an Bayern kam,
und für Neufchatel und den Rest von Cleve, die
an Frankreich kamen, Hannover.
Bereits am 10. August 1804 hatte Kaiser
Franz Ii. den Titel Erbkaiser von Oesterreich an-
genommen; als nun am 12. Juli 1806 deutsche
Fürsten den Rheinbund schlossen, resignirte er am
6. August 1806 auf die deutsche Kaiserkrone und
erklärte den deutschen Reichsverband für aufgelöst.
Der Rheinbund wurde später erweitert und bestand
aus dem Rath der Könige (4 Königreiche: Bayern,
Württemberg, Westphalen, Sachsen und 5 Gross-
herzogthümer) und dem Rath der Fürsten (12 Her-
zogth. und 13 Fürstenth.).
Im Frieden zu Tilsit, 9. Juli 1807, verlor
Preussen alle Länder westlich der Elbe. Aus
ihnen, sowie aus Hessen-Cassel, Braunschweig und
einem Theile von Hannover wurde das Kgr. West-
phalen für Hieronymus Bonaparte und aus den
preussisch-polnischen Provinzen das Grossherzogtli.
Warschau für den König von Sachsen geschaffen.
Danzig wurde eine Freistadt, Erfurt behielt Napo-
leon für sich.
Im Frieden zu Wien, 14. Oct. 1809, trat
Oesterreich Salzburg und Berchtesgaden an
/
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Extrahierte Personennamen: Napoleons Mors Cleve August Franz_Ii Franz August Hieronymus_Bonaparte
Extrahierte Ortsnamen: Ungarn Galizien Spanien Neapel Spanien Portugal Frankreich Verdun Lothringen Italien Spanien England Schottland Irland Haus_Oranien Deutschlands Deutschland Norwegen Russland Schweden_Esthland Ostsee Napoleons Deutschland Frankreich Eisass Lothrin- Basel Oesterreich Brixen Paderborn Erfurt Goslar Mühlhausen Nordhausen Bamberg Augsburg Württemberg Baden_Heidelberg Mannheim Hessen-Darmstadt Oldenburg Deutschland Salzburg Modena Fulda Corvey Bayern Sachsen Brandenburg Hannover Hessen-Kassel Württemberg Baden Salzburg Mainz Aschaffenburg Regensburg Wetzlar Pressburg Oesterreich Rhein Brixen Salzburg Oesterreich Wien Frankreich Hannover Oesterreich Württemberg Sachsen Tilsit Hessen-Cassel Braunschweig Warschau Sachsen Danzig Erfurt Wien Oesterreich_Salzburg Berchtesgaden
28
Durch die gegen Napoleon geführten Kriege erhielt
es nicht nur vergrösserten Einfluss, sondern auch
ergiebige Kolonieen (Capland, Guyana, Ceylon)
und die wichtigsten Seestationen (Helgoland, Malta,
das Protectorat über die ionischen Inseln).
Irland kam durch die Streifzüge der Norman-
nen und die Fehden der einheimischen Könige in
grosse Verwirrung; 1169—72 wurde es von den
Engländern erobert; als diese hier die Reformation
mit Gewalt einführen wollten, empörte es sich
wiederholt und wurde erst 1691 nach blutigen
Kriegen gänzlich unterworfen. Nunmehr sank es
in die tiefste Noth herab. Die franz. Revolution
führte Unruhen herbei, weshalb die Auflösung des
irischen Parlaments und dessen Vereinigung mit
dem englishen durch die Unionsakte 1800 bewirkt
wurde.
Jv? 56.
Die Niederlande im J. 1 648.
Philipp der Kühne, der 1363 von seinem Vater
Johann dem Guten von Frankreich nach dem
Aussterben des altburgundischen Hauses Burgund
erhalten hatte und die neuburgundische Linie stiftete,
erheirathete Flandern, Artois, Antwerpen, Mecheln.
Seine Nachfolger Johann der Unerschrockene (1404
bis 1419), Philipp der Gütige (1419—67) und Karl
der Kühne (1467 — 77) erweiterten jenen Besitz
durch Gewalt, Kauf und Erbschaft. Der Letztere
war einer der mächtigsten Fürsten Europa’s (vgl.
Blatt Xxii. .,V°‘ 59) und strebte nach dem Königs-
titel. Nach seinem Tode zerfiel das burgundische
Reich. Ludwig Xl vereinigte die französischen
Lehne mit der Krone; die übrigen Länder brachte
Karl’s einzige Tochter Maria, vermählt mit Maxi-
milian von Oesterreich, an das habsburgsehe Haus.
Ihr Enkel, der Kaiser Karl V., fügte ihnen noch
Overyssel, die utrechtsehen Stiftslande, Groningen
hinzu, war aber nicht im Stande, diese Länder,
wie er es wünschte, zu Einem Staate zu vereinigen,
noch auch die schnelle Ausbreitung der Reformation
zu hindern. Im .1. 1555 übergab er sie seinem
Sohne Philipp von Spanien. Dieser verletzte ihre
alten Freiheiten und suchte den Protestantismus
mit Gewalt auszurotten. Deshalb schlossen die 7
nördl. Provinzen (Holland, Seeland, Utrecht, Gel-
dern, Groningen, Frisland, Overyssel) die utrech-
ter Union 1579, kündigten Philipp 1581 den Ge-
horsam auf und gründeten einen Bundesstaat, an
dessen Spitze ein Prinz aus dem Flause Oranien
gestellt wurde. Im westphäl. Frieden 1648 erhiel-
ten sie die Anerkennung ihrer Unabhängigkeit
und die Bestätigung der Generalitätslande (Theile
von Flandern, Brabant, Limburg).
Die 10 südl. Provinzen Luxemburg, Limburg,
Obergeldern, Brabant, Antwerpen, Mecheln, Na-
mur, Hennegau, Artois und Flandern blieben
katholisch und bei Spanien.
Jw 57.
Holland und Belgien im J. 1831.
Im J. 1748 wurde Wilhelm Iv. zum General-
capitain der ganzen Union und die Statthalter-
schaft in allen Provinzen für dessen männliche
und weibliche Nachkommen als erblich erklärt.
Da die Republik an der ersten Coalition gegen
Frankreich Theil nahm, so rückten die Franzosen
in sie ein und verwandelten sie nach Vertreibung
des Erbstatthalters 1795 in eine batavische Repu-
blik; 1806 wurde sie zu einem Königreiche für
Louis Napoleon und 1810 zu einer französischen
Provinz gemacht.
Letzteres war bereits 1795 mit Belgien gesche-
hen, das nach dem spanischen Erbfolgekriege 1713
an Oesterreich gefallen war.
Nach dem Sturze Napoleons trennten sich so-
fort die nördl. Provinzen von Frankreich und riefen
Wilhelm I., den Sohn des geflüchteten Erbstatt-
halters, zum souveränen Fürsten aus, der durch
den Congress zu Wien auch die ehemaligen öster-
reichischen Niederlande und die Anerkennung der
Königs würde, so wie durch eine Uebereinkunft mit
England die meisten früheren Kolonieen wieder-
erhielt. Die Vereinigung von Nord- und Süd-
Niederland stand indessen mit dem Charakter,
den Sitten und den Interessen der Einwohner in
zu grossem Widerspruch. Deshalb trennte sich
1830 dieses von jenem, bildete einen eigenen Staat
(Belgien) und erwählte den Prinzen Leopold von
Sachsen Koburg zum Könige. Die von der lon-
doner Conferenz bestimmten Grenzen zwischen
beiden Reichen zeigt die vorliegende Karte.
Blatt Xxii.
Jy? 58.
Frankreich und Arelat bis zum Re-
gierungsantritt Philipp’s Ii. August
1180.
Die ersten Kapetingischen Könige besassen, den
mächtigen Vasallen gegenüber, nur geringe Macht.
Im N. lagen die Gebiete der Grafen von Flandern
und von der Champagne (früher von Vermandois
genannt), im O. das Herzogth. Burgund, der Rest
des frühem burgundischen Reichs, der mit Frank-
reich in Verbindung geblieben war, ferner die
Grafschaften Nevers, Forez, Bourbon etc., im S.
die Grafschaft Toulouse und am Nordfusse der
Pyrenäen mehrere kleinere Herrschaften; ferner
waren hier seit 1067 die Grafen von Barcelona,
die 1137 den aragonischen Königsthron erhalten
hatten, in den Besitz eines bedeutenden Gebietes
(der Grafschaften Rouergue, Gevaudan, Carcas-
sonne etc.) gelangt. Der ganze Westen, welcher
auf der Karte mit rother Farbe umzogen ist, be-
fand sich im Besitz der englischen Könige, Hein’
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Philipp Johann Johann Philipp Karl
der_Kühne Karl Ludwig_Xl Ludwig Maria Maria Karl_V. Karl_V. Philipp_von_Spanien Philipp Philipp Philipp Wilhelm Louis_Napoleon Napoleon Napoleons Wilhelm_I. Wilhelm_I. Leopold_von
Sachsen_Koburg Leopold August
Extrahierte Ortsnamen: Guyana Ceylon Helgoland Malta Irland Niederlande Frankreich Burgund Antwerpen Mecheln Oesterreich Overyssel Groningen Holland Seeland Utrecht Groningen Overyssel Flandern Brabant Limburg Luxemburg Limburg Brabant Antwerpen Mecheln Hennegau Spanien Holland Belgien Frankreich Belgien Oesterreich Napoleons Frankreich Wien England Niederland Belgien Frankreich Flandern Burgund Barcelona