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1. Weltgeschichte in funfzig Lebensbildern - S. 323

1849 - Halberstadt : Frantz
— 323 — den Rhein zu Frankreichs Grenze zu machen und vielleicht noch darüber hinaus zu greifen. Nachdem er sich ein tüchtiges Heer geschaffen hatte, schickte er unter dem Vorgeben, auf die spanischen Niederlande ein altes Recht zu haben, seine Feldherren Turenne und Conde dorthin, zog aber, als England, Schweden und Holland sich gegen ihn verbanden, seine Truppen zurück, gab das eroberte Land wieder heraus, freilich mit geschleiften Festungen, und behielt deren zwölf für sich. Nun ließ er aufsuchen und zusammenlügen, welche Ansprüche Frankreich auf andere Länder habe, und da kamen natürlich beinahe alle angrenzenden, ja auch entlegenere Länder, wie England, Italien rc. an die Reihe. Holland hatte durch seinen Seehandel große Macht und außerordentlichen Neichthum erworben; danach war Ludwig lüstern. Auch zu diesem Kriege, der gar keinen Grund, nicht einmal einen Schein des Rechts hatte, fand er Bundesgenossen: der Kurfürst von Cölln, der Bischof von Münster, Hannover und andere deutsche Fürsten sagten Hülfstruppen zu, selbst der bestochene Minister des Kaisers schloß ein heimliches Bündniß mit den Franzosen; bloß der Kurfürst Friedrich Wilhelm von Bran- denburg dachte deutsch und sagte den Holländern seine Hülfe zu. Conde und Turenne brachen mit einem Heere von 112,000 Mann auf. So tüchtigen Feldherrn konnten die Holländer, welche wohl zur See mächtig waren, aber darüber ihre Landmacht ganz ver- nachlässigt hatten, nicht widerstehen, eine Menge fester Plätze siel in die Hände der Sieger. Aber diese hielten sich beim Besetzen derselben zu lange auf, und als sie auf Amsterdam losgehcn woll- ten, hatten die Holländer ihre Schleusen geöffnet und weit und breit ihr Land in einen See verwandelt. Endlich kamen auch die Brandenburger, mit ihnen unter Montecuculi 12,000 Kaiserliche. Da aber diese den geheimen Befehl hatten, nicht zu schlagen, und dadurch den Kurfürsten an Allem hinderten, so schloß dieser seinen Frieden mit Frankreich ab. Auch der König von Schweden, durch sein Volk gezwungen, und Münster und Cölln sielen von diesem Raubbunde ab. Ludwig aber schickte auf's Neue drei Heere in's Feld: Conde zog in die Niederlande, Turenne drang in Deutsch- land ein und verwüstete die Pfalz auf die schändlichste Weise, siel aber am Tage vor einer Schlacht, die er mit Montecuculi zu schla-

2. Weltgeschichte in funfzig Lebensbildern - S. 324

1849 - Halberstadt : Frantz
— 324 — gen gedachte. Die Verwüstungen am Rhein dauerten fort, ohne daß es zu einer ernstlichen Schlacht kam; tausende von Orten gin- gen in Flammen auf. Auch nach Spanien wurde der Krieg ge- spielt und nicht ohne Glück geführt. Indessen nun ging das Geld aus, der Finanzminister Colbert erklärte, ohne Frankreichs Unter- gang den Krieg nicht fortsetzen zu können, der König entschloß sich zum Frieden: er erhielt die Franche Comte und 16 niederländische feste Plätze von Spanien, von Deutschland Philippsburg; aber Holland büßte auch nicht ein Dorf ein. Ein Eroberer aber ist wie das Raubthier, das einmal Blut geleckt hat, eine unwiderstehliche Begier treibt nach Mehr, und Ludwig war ein Eroberer. Er ent- warf in den nächsten Jahren, wo er sich ausruhen, neues Geld zusammenpressen und gleichsam neue Soldaten wachsen lassen musste, einen großartigen Plan. Da er Deutschland und seines Kaisers Schwäche kennen gelernt hatte, so sollte der Türke Wien einnehmen, bis an den Rhein Vordringen, und dann wollte Ludwig als der Netter des christlichen Europa auftreten und natürlich auch Herr desselben werden. Ehe aber noch dieser Plan ausgeführt wurde, wurde etwas ganz Neues erfunden und eingerichtet. Es wurden s. g. Neunionskammern den einzelnen Parlamenten beige- fügt, welche untersuchen mussten, welche Länder und Städte einst als Lehen oder sonst wie zu den deutschen Gebieten gehört hätten, die Frankreich durch den westphälischen Frieden erhalten hatte. Bald waren an 666 Städte, Flecken und Schlösser herausgebracht. Nun wurden die deutschen Fürsten aufgefordert, sich damit auf's Neue von Frankreich belehnen zu lassen und, als sie nicht erschie- nen, die Lehen für verfallen erklärt. Man brauchte Gewalt. Die Verletzten klagten beim deutschen Reichstage; allein dieser stritt sich lieber darüber herum, wie man sitzen oder das Wort Kurfürst schreiben solle, als daß er die Neichsangelegenheiten behandelte, und unversehens hatte Ludwig Straßburg und Casale, die Schlüssel zu Deutschland und Italien, genommen. Das herrliche Münster in Straßburg wurde wieder eine katholische Kirche; der Bischof war so verrückt, den König bei seinem Eintritt in dasselbe mit den Wor- ten zu empfangen: „Herr, nun lässest du deinen Diener in Frieden fahren, nachdem er deinen Heiland gesehen!" Dann brach er in

3. Weltgeschichte in funfzig Lebensbildern - S. 325

1849 - Halberstadt : Frantz
325 die Niederlande ein, nahm Courtray, Dirmuyden, Luxemburg, Trier und verlangte die Pfalz. Nun schien sich Deutschland zu erman- nen. Aber was halfs? Melac brach mit 80,000 Franzosen in die Rheinpfalz ein und bekam Befehl, aus derselben eine Wüste zu machen. Er that's. Erst wurden die Einwohner gebrandschatzt, dann mussten sie Alles hergeben, was sie hatten, konnten nun aus- wandern, mussten aber selbst da noch ihre Kleider und sogar die Lebensmittel aus den Reisetaschen zurücklassen, und hinter ihnen gingen ihre Städte und Dörfer in Flammen auf: so brannten Mannheim, Frankenthal, Worms, Speier (wo man sogar die Kai- sergräber umwühlte), Heidelberg und sein schönes Schloß nieder. Ketzer, hieß es, müsse man nicht anders behandeln. Das Reich erklärte 1680 den Krieg. Aber überall siegte Frankreich, freilich mehr noch durch Bestechung und Verrath, als durch die Überle- genheit seiner Truppen. Endlich kam der Friede zu Ryswick 1607 zu Stande: Einiges gab Ludwig an Deutschland zurück, wie Kehl, Philippsburg, Freiburg, Breisach, nahm statt der pfälzischen Ansprüche 300,000 Thaler; aber der Religionszustand musste in den zurückgegebenen Orten so bleiben, wie er eben war. An 1000 Orten hatte Ludwig den Katholicismus eingeführt. Das Reich legte keinen weiteren Widerspruch ein. So ungerecht und despotisch, wie Ludwig als Eroberer ver- fuhr, machte er es auch in seinem eigenen Lande. Durch Bürger- kriege war vor ihm das Land arm und unglücklich geworden, er sorgte durch Einrichtung der ersten Polizei dafür, daß Niemand mehr an Unruhen, Aufruhr, Revolution denken konnte. Aber frei- lich schloß er auch das Volk von aller Theilnahme an der Regie- rung aus, selbst die Parlamente, die letzte Stütze des Rechts, wur- den zum Schweigen gebracht, ungerechte Urtheile waren an der Tagesordnung. Ein ehebrecherisches Weib bat um seinen Schutz gegen ihren von der Reise zurückkehrenden Mann; er ließ den un- schuldigen Mann über ein Jahr ins Gefängniß stecken und, als die Frau unterdessen gestorben war, ihm sagen, seine Haft sey ein Ver- sehen gewesen. Um den Adel für seinen verlorenen Einfluß schein- bar zu entschädigen, brachte er ihn Theils in die höheren Militär- stellen, Theils an den Hof. Hier herrschte zwar eine peinliche Eti-

4. Weltgeschichte in funfzig Lebensbildern - S. 375

1849 - Halberstadt : Frantz
— 37l — Aber er mochte noch nicht in Paris bleiben, er sagte: „Meine Macht hängt vom Ruhme, mein Ruhm von den Siegen ab; meine Macht würde fallen, wenn ich ihr nicht noch mehr Siege zur Un- terlage gäbe." Also Krieg und Kriegsruhm für sich und seine Sol- daten, das war jetzt sein nächstes Ziel. Armee, Flotte und Geld zur Eroberung von Ägypten wurden ihm bewilligt. England musite durch das Gelingen dieses Planes am meisten leiden. Gegen die- ses, den französischen Revolutionsideen feindselig gesinnte Land trug Napoleon den glühendsten, einen nie erlöschenden Haß in seinem Herzen. Am 20. Mai 1798 lief die Flotte aus. In der Schlacht bei Abukir wurde zwar von den Engländern die französische Flotte vernichtet; aber Napoleon tröstete sich damit, daß er nun den 3ten Theil mehr Landsoldaten hatte. Die erste große Schlacht „bei den Pyramiden" wurde gegen die Ägypter gewonnen: „Franzosen, hatte der Feldherr seinem Heere zugerufen, bedenkt, daß von den Gipfeln dieser Pyramiden 40 Jahrhunderte auf euch niederblicken!" Weiter vorgedrungen, richtete er überall neue Regierungen ein und benahm sich, um nicht anzustoßen, ganz als Mohamedaner. Dann ging's nach Syrien. 3000 gefangene Türken, die man nicht ernähren konnte, wurden ohne Weiteres hingerichtet: also auch von gewöhn- lichstem menschlichen Gefühl bei dem General keine Spur! Nach manchen Siegen, aber ohne für die Dauer den Franzosen nützliche und haltbare Eroberungen, mit großem Ruhm bedeckt, verließ Na- poleon plötzlich Ägypten, als er nach 10 Monaten zufällig durch einen englischen Kapitain die ersten französischen Zeitungen bekom- men und daraus ersehen hatte, wie nach dem Rastadter Con- greß ganz Italien wieder verloren gegangen war und wie schlimm es in Paris stand. Hier hatten neue Parteikämpfe Statt gefunden, die Jacobiner waren wieder kecker hervorgetreten, und man war nahe daran, das Vaterland in Gefahr zu erklären. Alles sah sich nach einem Netter um. Da kam Napoleon allein aus Ägypten, aus einem fernen, unbekannten Lande, dadurch schon mit einer räthselhaften, geheimnißvollen Glorie umgeben. Seine Reise nach Paris war ein Triumphzug. Dort angekommen, brauchte er sich nicht lange zu besinnen, was zu thun sey. Das Direktorium musste gestürzt werden, wenn

5. Weltgeschichte in funfzig Lebensbildern - S. 377

1849 - Halberstadt : Frantz
— 377 — ließ er unter seiner Aufsicht ein vortreffliches Gesetzbuch (Code Na- leon) ausarbeiten; eine Art von neuem Adel schuf die Stiftung der Ehrenlegion. Aber Ruhe hatte er nicht, überall gab es im Innen und Auslande Vereine, Verschwörungen zu Gunsten der Bourbonen; wie thatig auch die geheime Polizei war, dennoch musste er jeden Augenblick einen Ausbruch fürchten. Diese Furcht verleitete ihn auch zu dem scheußlichen Verbrechen, den unschuldigen Prinzen von Enghien auf badnischem Grund und Boden aufheben und erschießen zu lassen. Mit diesem Morde bestieg Napoleon den Thron, am 18. Mai 1804 wurde er als „Napoleon I. durch Gottes Gnaden und die Constitutionen der Republik Kaiser der Franzosen." Der Papst Pius Vii. ließ sich bewegen, selbst nach Paris zu kommen und ihn und seine Gemahlin zu salben; die Kronen setzte er sich und ihr selbst auf. Der arme Lieutenant, der sich die Stiefel geputzt, war jetzt Kaiser! Sollte, konnte ein Mensch von solchen Leidenschaften stehen bleibend — Zunächst durste das vielverletzte Österreich gegen dieses neue Kaiserreich nicht gleichgültig bleiben. Es verband sich (1805) mit England, Rußland und Schweden. Allein ehe noch die Russen ka- men, war schon der österreichische General Mack bei Ulm mit 80,000 M. gefangen genommen, und Napoleon drang unaufhalt- sam vor. Der junge russische Kaiser Alexander I. und der Kaiser von Österreich standen dem neuen Kaiser der Franzosen gegenüber, die Dreikaiserschlacht von Austerlitz wurde geschlagen, Napoleon er- focht einen vollständigen Sieg. Jetzt wollte sich auch Preußen dem Bunde anschließen; allein der Korse brachte es durch die Zu- sicherung von Hannover zurück; er entehrte erst seine Gegner, da- mit sie nachher desto leichter ihm zur Beute sielen. Österreich er- kaufte seinen Frieden mit ungeheuren Verlusten. Nun kirrte Na- poleon die meisten deutschen Neichsfürsten durch Verleihung höhe- rer Titel und durch Bewilligung der Oberherrlichkeit in ihren Ländern zum Abfall vom deutschen Kaiser, sechzehn Fürsten des westlichen Deutschlands vergaßen so sehr ihre Pflichten gegen Kai- ser und Reich, daß sie unter dem Schutze Napoleons den s. g. Rheinbund stifteten und sich damit in allen äußeren Verhältnissen ihm unterwarfen. Am 1. Aug. 1806 erklärte er denn auch: das

6. Weltgeschichte in funfzig Lebensbildern - S. 378

1849 - Halberstadt : Frantz
deutsche Reich hat aufgehört. Niemand konnte widersprechen. Kaiser Franz Ii- legte auch am 6. Aug. die deutsche Kaiserkrone nieder und erklärte das Reich für aufgelöst. Ein tausendjähriger Bestand war in Trümmer gefallen! Halb Deutschland gehörte der Sache nach zu Frankreich! Dabei gründete Napoleon überall neue Fürstenthümer: sein Bruder Joseph wurde König von Nea- pel, sein Bruder Ludwig König von Holland, sein Stiefsohn Eu- gen Beauharnois Vicekönig von Italien, sein Schwager Murat, ehemals ein gemeiner Reiter, Großherzog von Berg, sein erster Adjutant Berthier Fürst von Neufchatel u. s. w.; sie alle waren aber nach einem Familiengesetz seiner Oberherrschaft unterworfen. Hatte er doch hochmüthig gesagt, in 10 Jahren solle seine Dyna- stie die älteste von Europa sein! Jetzt konnte Preußen auch nicht mehr neutral bleiben, es sah seinen Untergang voraus. Seine Ehre bei den anderen Mächten war ohnedies durch die Annahme von Hannover beschmutzt. Die vielgeliebte Königin Luise feuerte zum Kampfe an, Rußland ver« sprach Hülfe, es erklärte den Krieg. Der ganze Rheinbund zog mit Napoleon, Deutsche gegen Deutsche! Allein der Geist Frie- drichs des Großen war aus dem Heere gewichen, schlechte An- führung kam hinzu, die Schlacht bei Jena und Auerstädt (den 14. Octbr. 1806) ging verloren, in wenigen Stun- den begab sich das ganze Heer auf die Flucht. Alles verlor die Besinnung. Verräterische Commandanten übergaben die besten Festungen ohne Schwertstreich. Napoleon selbst sagte, er wisse nicht, ob er sich über so leichte Siege freuen oder schämen solle. Preußen wurde besetzt, der König Friedrich Wilhelm Ui. floh zu den Russen, nur zwei Festungen (Colberg unter Gneisenau, Grau- denz unter Courbiere) hielten sich, sonst war bis an die Weichsel Alles verloren. Sachsen schloß einen schmachvollen Bund mit Na- poleon und wurde dafür ein Königreich; den Polen wurde die Freiheit versprochen. Im I. 1807 eröffnete Napoleon den Feld- zug in Altpreußen. Ein neuer Geist begann sich im preußischen Heere zu regen. Bei Eilau kam es zu einer mörderischen Schlacht, Keiner hatte den Sieg. Aber die folgende Schlacht bei Friedland ging für Preußen verloren, Rußland schloß einen Was-

7. Weltgeschichte in funfzig Lebensbildern - S. 379

1849 - Halberstadt : Frantz
379 fenstillstand, dann kam gemeinschaftlich der Friede zu Tilsit zu Sande: Preußen verlor die Hälfte seiner Länder, die besten Fe- stungen, 140 Mill. Franken Kriegssteuer, es kam in's tiefste Elend. Aus den abgetretenen Provinzen wurde das Königreich Westphalen unter Napoleons gemeinem, wollüstigem, tyrannischem, niederträchti- gem Bruder Hieronymus gemacht. Die gefährlichsten Feinde für Napoleon waren die auf ihrer Insel und auf dem Meere unbezwinglichen Engländer. Sie zu vernichten, verbot Napoleon auf dem ganzen Festtande von Euro- pa, so weit er zu befehlen hatte, allen Handel mit ihnen, ließ alle Vorgefundenen englischen Maaren verbrennen und alle auf dem Festlande befindlichen englischen Unterthanen als Kriegsgefangene verhaften. Dies s. g. Continentalsystem richtete den Handelsstand des Festlandes zu Grunde, empörte namentlich die gebildeten Klas- sen gegen den Unterdrücker und schadete dem reichen England doch wenig. Durch Aufhetzung des Kronprinzen gegen seinen Vater und umgekehrt brachte er Beide in seine Gefangenschaft und Spa- nien an seinen Bruder Joseph. Das spanische Volk, dadurch im Innersten gekränkt, empörte sich, und Napoleons sieggewohnte Truppen wurden zum ersten Male in heißen Kämpfen von bloßen Bauern geschlagen. Bei einer Zusammenkunft mit dem charakter- schwachen Kaiser von Rußland in Erfurt theilten sich Beide in die Herrschaft von Europa, der Eine sollte den Westen, der Andere den Osten haben: Preußen und Österreich saßen seufzend in der Mitte. Rußland siel auch in Schweden ein, bekam Finnland, und die Anwartschaft auf und die schwedische Krone selbst erhielt ein General Napoleons, Bernadotte. Deutschland war jetzt in der tiefsten Erniedrigung, die es ähnlich nie erlebt hatte: seine Ausländerei, seine Nachäffung der Franzosen, sein Unglaube und die Uneinigkeit und unpatriotische Gesinnung seiner Fürsten hatten es dahin gebracht. Schmach und Schande lasteten schwer auf jedem ordentlichen Deutschen, und blutrothe Scham darüber, daß unter seinen Brüdern noch so viele feige Franzosenknechte seyn konnten. Dazu ging durch die fremden Kriege und Heere aller Wohlstand zu Grunde, und die Soldaten des Eroberers verbreiteten auch in die fernsten Winkel Deutsch-

8. Weltgeschichte in funfzig Lebensbildern - S. 382

1849 - Halberstadt : Frantz
382 — Napoleon selbst verließ zeitig genug das Heer, eilte nach Paris, log den Franzosen Was vor und — rüstete von Neuem. Preußen erkannte jetzt die Zeichen des göttlichen Gerichts. General Pork war schon auf dem Rückzuge aus Rußland zu den Russen übergetreten, nun sagte auch der vielgeprüfte, fromme und demüthige König Friedrich Wilhelm Iii., daß es Zeit sey, begab sich nach Breslau, erließ einen Aufruf *) an sein Volk und erklärte an Frankreich den Krieg. Helle Begeisterung entflammte das ganze Volk, die Jüngeren brannten vor Begierde mitzuziehen, die Alten und Schwachen, die Frauen und Jungfrauen gaben das Beste her, was sie hatten, Gold, Silber, Schmuck, ja die eignen Haare, um ärmere Krieger auszurüsten; Gelehrte, Studenten, Schüler, selbst Jungfrauen ergriffen das Schwert; ganz Preußen war wie eine große Waffenstätte: es galt, die alte Ehre wieder zu erringen, das Vaterland frei zu machen von den Schergen der Tyrannei. Preußen und Russen, 200,000 M. stark, rückten in Sachsen ein. Aber Napoleon hatte auch nicht gesäumt, er hatte in Frankreich nun 300,000 M. ausheben lassen, dazu die alten Truppen aus Spanien gezogen und neuen Zuschuß vom Rhein- bünde erpresst. Er sollte jetzt aber seinen Gegner finden: der alte Blücher, der schon unter Friedrich dem Großen gedient hatte und welcher der Abgott seiner Soldaten war, hatte den Oberbefehl *) „So wenig für mein treues Volk, als für alle Deutsche, bedarf es einer Rechenschaft über die Ursachen des Krieges, welcher jetzt beginnt. Klar lie- gen sic dem unverblendcten Sinne vor Augen. Wir erlagen unter der Über- macht Frankreichs. Der Friede schlug uns tiefere Wunden, als selbst der Krieg; das Mark des Landes ward ausgcsogen, der Ackerbau, so wie der Kunsiflekß der Städte, gelahmt; die Hauptfcstungcn blieben vom Feinde be- setzt. Übermuth und Treulosigkeit vereitelten meine besten Absichten, und nur zu deutlich sahen wir, daß Napoleons Verträge mehr noch, wie seine Kriege uns langsam verderben mussten. Jetzt ist der Augenblick gekommen, wo alle Täuschung aufhbrt. Brandenburger, Preußen, Schlesier, Pommern, Lithauer! Ihr wisst, was euer trauriges Loos scyn wird, wenn wir den beginnenden Kampf nicht ehrenvoll endigen! — Große Opfer werden von Allen gefordert werden; denn unser Beginnen ist groß und nicht gering die Zahl und die Mittel unserer Feinde. Aber welche auch gefordert werden, sie wiegen die heiligen Güter nicht auf, für welche wir sie hingebcn, für die wir streiten und siegen müssen, wenn wir nicht aufhdren wollen, Preußen und Deutsche zu sein. — Mit Zuversicht dürfen wir vertrauen, Gott und ein fester Wille werden unserer gerechten Sache den Sieg verleihen, und mit ihm die Wiederkehr einer glücklichen Zeit!"

9. Weltgeschichte in funfzig Lebensbildern - S. 383

1849 - Halberstadt : Frantz
— 383 — über die Preußen bekommen, Gneisen au, der gelehrte Feldherr, welcher dem Alten immer die Schlachtplane entwerfen musste, stand ihm zur Seite. Die erste Schlacht wurde bei Lützen und Groß- Görschen (2. Mai 1813) geschlagen und von Napoleon gewonnen, ebenso die zweite bei Bautzen (19. — 21. Mai). Allein die Sie- ge waren doch, da die Preußen sich stets in guter Ordnung zu- rückzogen, von der Art gewesen, daß Napoleon einen Waffenstill- stand wünschte, die Verbündeten auch darauf eingingen. In dieser Zeit musste sich das Schicksal Europa's entscheiden. Bisher war Österreich neutral geblieben. Auf wessen Seite dies trat, dem war der Sieg wahrscheinlich. Man zweifelte Anfangs nicht an der Macht der Verwandtschaft. Österreich erö'ffnete einen Friedenscon- greß zu Prag. Aber Napoleon wollte sich gar nicht zum Nachge- den verstehen, der Hochmuth hatte ihn zu blind gemacht: Alles oder Nichts, war sein Wahlspruch. Am 19. August ging der Waffenstillstand zu Ende, und zwei Tage später erklärte auch Öster- reich an Frankreich den Krieg. Napoleon stand mit seinen Hauptheere von 359,909 M. um Dresden, die Verbündeten zogen ihre Hauptmacht bei Prag zusam- men: die Österreicher unter Schwarzenberg, die Russen unter Bark- lay de Tolly und Wittgenstein, ein Theil der Preußen unter Kleist, der andere in Schlesien unter Blücher, der Kronprinz von Schweden, Bernadotte, und Bülow führten das dritte Heer. Die gesammte Macht der Verbündeten betrug gegen eine Million Krie- ger, Napoleon hatte um die Hälfte weniger, aber sie alle gleichsam in Einer Hand. Im August brach das Kriegsfeuer überall los. Auch dies Mal schienen die Elemente den Deutschen, wie einst im Teutoburger Walde, bei Erringung ihrer Freiheit helfen zu wollen: Wochen lang stürmte und regnete es in ganz Norddeutschland. Bei Groß-Beeren wurde der französische Marschall Oudinot ge- schlagen und ließ 18,999 Gefangene zurück: Berlin war befreit. Zwar erlitten die Verbündeten bei Dresden eine Niederlage, dafür aber schlug Blücher die Franzosen unter Macdonald an der Katz- bach so tüchtig, daß vicle Tausende ertranken oder unter den Kol- benstoßen der schlesischen Landwehr erlagen. Bei dem alten Klo- ster Wahlstatt, wo einst die Tartaren geschlagen waren, hatte auch Gei

10. Weltgeschichte in funfzig Lebensbildern - S. 384

1849 - Halberstadt : Frantz
— 384 — Blücher gesiegt, er erhielt von seinem Könige den Titel eines Für- sten von Wahlstatt, von seinen Soldaten den des Marschall Vor- wärts. Zwei Tage später (28. Aug.) wurde Vandamme bei Culm durch das glückliche Zutreffen des General Kleist von der Rollen- dorfer Höhe her geschlagen und mit ziemlich 30,000 M. gefangen genommen. Marschall Ney wurde von Bülow bei Dennewitz (6. Sept.) besiegt. Durch so viele Siege musste wohl den Ver- bündeten der Muth wachsen. Sie zogen sich immer näher um Dresden herum. Napoleon merkte, daß man ihn einschließen wolle; er trat also den Rückzug an. In der großen Ebene von Leipzig sammelte er alle seine Streitkräfte. Er stellte sie rings um die Stadt auf. Schon am 16. Oktober begann der Kampf. Auf dem rechten Flügel siegte Blücher bei Möckern. Am 17. Octbr. geschah nichts Bedeutendes, man rückte nur in die rechten Stel- lungen. Aber am 18. Octbr. entbrannte der Kampf auf allen Seiten; Napoleon zeigte sich noch einmal in seiner ganzen Feld- herrngröße. Aber was vermag alle Klugheit und Berechnung des Verstandes gegen die warme Begeisterung des Herzens? Von solcher hatte sein steinern Herz nie Etwas gewußt, vollends an deutsche Erhebung und Begeisterung sein Hochmut!) nie geglaubt: hier musste er's erkennen, was ein einig Volk, das treu um sei- nen König sich schaart und mit Gott für ihn und das Vaterland kämpft, in den Stunden der Entscheidung vermag. Noch war der Tag des 18. Octbr. nicht ganz vorüber, da wusste sich Napoleon schon geschlagen und befahl den Rückzug. Das war die große Völkerschlacht bei Leipzig, die Geburtsstätte eines neuen, fteien, einigen Deutschlands! Die Franzosen flohen dem Rheine zu. Bei Hanau mussten sie sich noch durch die Baiern unter Wrede, welche sich schon seit dem 8. Octbr. für die gemeinsame deutsche Sache erklärt hatten, durchschlagen und kamen endlich, nur noch 70,000 M. stark, in ihr Vaterland zurück. Die noch in deutschen Festungen steckenden 100,000 M. mussten auch nach und nach das Gewehr strecken. Nun wurde der Abfall groß: Holland, die Schweiz, Italien, der Rheinbund, selbst Murat, der König von Neapel, schlossen sich den Verbündeten an. Diese zogen von vier Seiten zugleich nach Frankreich hinein. Man bot Napoleon noch einmal das ganze alte Frankreich und den Frieden an; er sagte immer noch im alten Hochmuth: entweder Alles oder Nichts. Jetzt bekam der Bruder des unglücklichen Königs, Ludwig Xviii., Hoffnungen. Die Ar- meen drangen vor, und nach mehreren bedeutenden Siegen, beson- ders Blüchers (bei Laon, Arcis sur Aube, la Fere Champenoise, beim Montmartre), zogen sie am 31. März 1814 als Sieger in
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