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1. Der Regierungsbezirk Lüneburg - S. 14

1895 - Lüneburg : Herold & Wahlstab
- 14 — an, das Land förmlich auszusaugen. Wie knirschte das tüchtige Volk vom alten Sachsenstamme mit den Zähnen und ballte heimlich die Fäuste! Napoleon verschenkte will- kürlich Throne und Länder und gründete das Königreich Westfalen, wozu er 1807 einen Teil, 1. März 1810 auch den Rest vom Lüneburgschen schlug. Jedoch trennte er am 13. Dez. 1810 wieder den nordwestlichen Teil (Grenzscheide eine Linie von Ahlden über Lüneburg nach Artlenburg) von Westfalen und vereinigte ihn direkt mit dem Kaiserreich. Obwohl die Franzosen in unserm Vaterlande furchtbar hausten, so gebührt doch Napoleons Organisationstalent alle Anerkennung. Er gab den Gerichten und der veralteten Landes- Verwaltung eine zeitgemäße Einrichtung und beförderte Handel und Wandel durch Anlegung von Kanälen und Chausseen. So nahm er den alten Plan, den Oberlauf der Aller schiffbar zu machen, wieder auf, brachte ihn aber nicht zur Ausführung. Die Chausseen von Harburg nach Bremen, von ulzen nach Braunschweig und von Ülzen nach Hannover sind sein Werk. (Siehe S. 37.) Eine Änderung that dringend not. Die Poststraßen waren wohl mit Steinen gepflastert; aber diese waren unbehauen und ohne Genauigkeit an- einander gelegt. In kurzer Zeit waren darum die Straßen derartig zerwühlt, daß sich tiefe Geleise bildeten, in welche die Wagenräder der schweren Frachtfuhrwerke bis über die Achsen einsanken. Besser waren die sog. Knüppelstraßen, die durch über den Weg gelegte „Knüppel" gebildet wurden. Aber infolge der Glätte und Rundung der Hölzer stürzten die Pferde leicht, der Wagen flog beim Fahren auf und nieder, und die Insassen des Wagens wurden in ein be- ständiges erschütterndes Hüpfen versetzt. Waren schon die Hauptstraßen so, wieviel schlechter mußten dann die Neben- straßen sein! Viele Ortschaften waren von dem Verkehr völlig abgeschlossen, und die Bewohner lebten stumpfsinnig in den Tag hinein. Erst Napoleons Allgewalt schaffte durch ein gutes Straßennetz Wandel. Doch das rasch erblühte Glück Napoleons verwelkte bald. Durch Rußlands Kälte ward seine Macht gebrochen, und der Ruf des Preußenkönigs Friedrich Wilhelms Iii. verfehlte auch in Hannover seine Wirkung nichl. Leider

2. Hülfsbuch für den Unterricht in der Handels- und Verkehrsgeographie - S. 27

1900 - Lüneburg : Herold & Wahlstab
I 27 6) Gespinstpflanzen: Baumwolle, Flaclis, Hanf, Jute etc. 7) Farbpflanzen: Indigo, Krapp etc. 8) Nutzhölzer: Mahagoni, Ebenholz, Teakholz, Rosen- holz etc. Inländische: Eiche, Walnuss, Ahorn, Buche etc. 9) Futterpflanzen: Gräser, Klee etc. § 41. Wichtige Produktionsgemete sind für: Getreide: Vereinigte Staaten, Russland, Deutschland, Frankreich, Österreich-Ungarn, Australien etc. Zticker: Westindien, Brasilien, Java. — Deutschland, Frankreich etc. Kaffee: Brasilien, Java, Ceylon etc. Wein: Frankreich, Italien, Spanien, Portugal, Österreich- Ungarn, Deutschland etc. Gewürze: Ostindische Inseln, Ceylon, Westindien etc. Tabak: Vereinigte Staaten, Brasilien, West- und Ost- indien, Österreich-Ungarn, Deutschland, Türkei etc. Baumwolle: Vereinigte Staaten, Ostindien, Ägypten, Brasilien etc. Flachs: Russland, Deutschland, Frankreich etc. Hanf: Philippinen, Italien, Russland. Kautschuk: Brasilien, Java, Venezuela etc. § 12. Die Tierwelt, die dem Menschen an Nährstoffen sowie an Rohstoffen für die Industrie einen reichlichen Beitrag liefert, und deren Dienste und Kräfte er ausserdem auch bei der Warenerzeugung und dem Waren- und Personen- transport in Anspruch nimmt, ist in ihrer Verbreitung nicht allein an das Vorkommen gewisser Pflanzen oder anderer Tierarten gebunden, sondern auch von der Ein- wirkung des Menschen abhängig. Wie manche Pflanzen, so sind auch manche Tiere durch den Menschen des Nutzens wegen über grosse Teile der Erde verbreitet worden (Rind, Schwein, Hund, Pferd etc.), und man versucht immer mehr, nützliche Tiere über ihren bisherigen Ver- breitungsbezirk hinaus zu acclimatisieren. So sind die meisten Haustiere Europas aus Asien eingeführt, und auch die Neue Welt, die ursprünglich so arm an Haus- tieren war, ist mit solchen bereichert,

3. Handbuch der Geschichte der Lande Braunschweig und Lüneburg - S. 166

1838 - Lüneburg : Herold und Wahlstab
166 Zweites Buch. Dritter Abschnitt. licher Treue die durch den Krieg seinen deutschen Staaten geschlagenen Wunden zu heilen, den Gewerbfleiß der verheerten Provinzen zu heben. Doch konnte er bei seiner Sorge für Großbritannien und seiner Stellung als König, welcher das Schiedsrichter-Amt in Europa zu übernehmen pflegte, nur einen Theil seiner Thatigkeit den Kurlanden schenken. Seine mit Kö- nig Christian Vii. von Dänemark vermahlte Schwester Karoline Mathilde lebte in einer unglücklichen Ehe, weil der Gemahl, schwach und willenlos, durch seine Umgebung zu Ausschweifungen jeder Art verleitet wurde. Als sich endlich eine Art von Geistesschwache bei ihm offenbarte, welche ihm die Leitung des Staates nnmöglich machte, nahm sich Karoline Mathilde der Regierung an und suchte mit edlem Eifer, unterstützt von Struensee, die zahlreich eingeschlichenen Mißbrauche zu tilgen. Aber gegen sie warb die Königin-Wittwe Juliane Maria, eine Tochter des Herzogs Ferdinand Al- brecht von Braunschweig, eine mächtige Partei unter dem Adel von Copen- hagen, bemächtigte sich 1772 ihres schwachsinnigen Stiefsohns und ließ die Königin verhaften. Erst durch die Bemühungen Georgs Iii. erhielt Karoline Mathilde die verlorene Freiheit wieder. Seitdem lebte sie abgeschieden auf dem ihr angewiesenen fürstlichen Schlosse zu Celle, woselbst sie 1775 vom Tode hingerafft wurde. Zu eben jener Zeit wurden einige Bataillons Hannoveraner nach Gibraltar eingeschifft, woselbst sie unter Elliot rühmlichst gegen Spanier und Franzosen kämpften. Sieben Jahre darauf gingen 2000 Freiwillige aus den Kurlanden nach Ostindien, um auch hier für die Besitzungen Georgs Iii. gegen den mächtigen Hyder Ali und die Söldner Ludwigs Xvi. die Waffen zu führen. Im Jahre 1785 ging Georg Iii. mit Friedrich Ii., als Kurfürsten von Brandenburg, und dem Kurfürsten von Sachsen zu Berlin den soge- nannten Fürstenbund ein, dessen Zweck, die-Ausdehnung der Macht des Hauses Oestreich auf Kosten von Baiern und damit die Verletzung der Rechte der deutschen Reichsstände zu hintertreiben, vollkommen erreicht wurde.

4. Handbuch der Geschichte der Lande Braunschweig und Lüneburg - S. 150

1838 - Lüneburg : Herold und Wahlstab
150 Zweites Buch. Dritter Abschnitt. der Kurfürst von seinem Vater ererbt. An dem Kriege, welchen Rußland, Polen und Dannemark 1700 gegen Karl Xlf. und den Herzog von Hol- stein-Gottorp unternahmen, mußten Georg Ludwig und Georg Wilhelm Theil nehmen, weil das jüngere Haus der Welfen den 1689 geschlossenen Frieden von Altona verbürgt hatte. Aber vergeblich suchte das Heer von Celle und Calenberg die sich zurückziehenden Danen im Holsteinischen zum Treffen zu nöthigen, und der Friede von Travendahl glich, zu früh für den kriegerischen Muth des Kurfürsten, die Streitigkeiten zwischen Schweden und Dannemark aus. Einige sächsische Regimenter, welche wahrend des Aufenthalts des welfsschen Heeres in Holstein sich an der Oker lagerten und von hier aus die zunächst gelegenen lüneburgischen Aemter durchstreif- ten, wurden durch den im Dienste von Georg Ludwig stehenden Josua von Bülow zum Rückzuge gezwungen. Als in Folge des spanischen Erbfolgkrieges die Heere Ludwigs Xiv. den Rhein überschritten und deswegen der Reichskrieg gegen Frankreich er- klärt wurde, fühlten nur wenige deutsche Landesherren Muth und Vater- landsliebe genug in sich, um mit allen ihnen zu Gebote stehenden Mitteln den Kaiserhof zu unterstützen. Die Kurfürsten von Baiern und Cöln tru- gen sogar kein Bedenken, ihre Waffen mit denen des Feindes zu vereinigen. Dagegen bot Georg Ludwig alle Kräfte seines Landes zur Rettung Deutsch- lands auf. Wahrend Eugen in Italien focht, Marlborough an der Spitze des englisch-holländischen Heeres am Niedecrhein den Franzosen gegenüber- stand, gelang es diesen, in Verbindung mit dem Kurfürsten von Baiern, bis in's Herz des Reiches vorzudringen. Da erfolgte die Vereinigung von Eugen und Marlborough, und wurde am 13. August 1704 der glanzende Sieg bei Hochstadt erstritten, welcher das bairisch-französische Heer vernich- tete und den Marschall Tallard seine Freiheit verlieren ließ. An diesem Tage nahmen auch die Regimenter von Georg Ludwig und Georg Wil- hem Theil. So bedeutend ihr Verlust war, so groß war der Ruhm, wel- chen sie errangen. Doch entsprachen die Folgen des Sieges nicht den ge- rechten Erwartungen. Der Markgraf Christian von Baireuth, welcher am Oberrhein kämpfte, war seinem Gegner, dem Marschall Villars, nicht ge- wachsen. Deshalb gab der Kurfürst Georg Ludwig den dringenden Vor- stellungen Englands und der Staaten nach, und übernahm, anstatt des Markgrafen, den Oberbehl über die Reichsarmee. Demnach begab er sich, nachdem ihm mehrere Forderungen in Betreff der freien Führung des Krieges zugestanden waren, im Jahre 1707 in das Lager bei Ettlingen. Hier konnte dem Scharfblick des Kurfürsten nicht entgehen, wie er sich nur dann einen glücklichen Erfolg seiner Unternehmungen werde versprechen

5. Handbuch der Geschichte der Lande Braunschweig und Lüneburg - S. 174

1838 - Lüneburg : Herold und Wahlstab
174 Zweites Buch. Dritter Abschnitt. rechten Beschwerden an Hannover wandten. Deßhalb besetzte Georg Lud- wig, nachdem er sich zuvor, wiewohl ohne Erfolg, der gütlichen Unterhand- lungen mit dem Domkapitel bedient hatte, den großem Theil des Stifts, und zwang die katholische Geistlichkeit zur Anerkennung aller den hildes- heimischen Protestanten zugebilligten Rechte. Unter der Regierung von Friedrich Wilhelm, aus dem Hause der Edlen von Westphalen, (1/61 bis 1789) mehrte sich der Wohlstand des Hochstifts, welches in Franz Egon, Freiherrn von Fürstenberg, dem Nachfolger von Friedrich Wilhelm, seinen letzten, mit fürstlicher Gewalt begabten Vorsteher erblickte. Unter allen Städten der welsi'schen Lande wußte Osnabrück am läng- sten einen Schimmer von Unabhängigkeit zu erhalten. Hier wirkte im achtesten deutschen Patriotismus der unvergeßliche Möser; noch war ein großer Theil des alten Wohlstandes der Stadt geblieben, welche namentlich mit Leinwand einen gewinnreichen Handel trieb. Braunschweig wurde Residenzstadt, und sah seinen Wohlstand von Tage zu Tage verkümmert. Doch sah sich der Bürger hier, wie in Lüneburg, wo 1705 dem Kurfürsten Georg Ludwig, als Erben von Georg Wilhelm, feierlich gehuldigt wurde, durch den Handel vor einer ähnlichen Armuth geschützt, wie ihr die kleine- ren Städte des Kurfürstenthums bald unterliegen mußten. Nur Hannover wuchs fortwährend an Umfang und Reichthum, weil der bemittelte Adel des Landes durch den auch wahrend der Abwesenheit des Kurfürsten seinen Glanz entwickelnden Hof dahin gezogen wurde, und fast alle höheren Regierungsbehörden nur dort anzutreffen waren. Die Wunden, welche der siebenjährige Krieg dem Lande geschlagen hatte, konnten nur nach und nach verharschen. Richelieu hatte mit erfin- derischer Habgier geherrscht, ein französischer Generalpächter nur auf Berei- cherung in möglichst kurzer Zeit gesonnen. Die rüstige Jugend wurde den französischen Regimentern mit Gewalt einvecleibt, Duderstadt seiner Fe- stungswerke beraubt; unerschwingliche Abgaben lasteten auf den südlichen Provinzen. Um st treuer suchte nach der Beendigung des Krieges die an- gestammte Regierung den Druck zu mindern, welches vornehmlich durch die Abdankung des größern Theiles des stehenden Heeres geschah. Hl

6. Handbuch der Geschichte der Lande Braunschweig und Lüneburg - S. 175

1838 - Lüneburg : Herold und Wahlstab
Erstes Kapitel. 17.5 Vierter Abschnitt. Von der französischen Revolution bis zur Schlacht bei Waterloo. 1789 bis 1815° Erstes Kapitel. Die Kurlande und das Herzogthum Braunschweig. Von der französischen Revolution bis zum Frieden von Basel. 1789 bis 1795. Gegen das Ende des achtzehnten Jahrhunderts war das deutsche Volk und seine Fürsten in eine Erschlaffung versunken, deren nachtheilige Folgen unmöglich ausbleiben konnten, sobald das Reich von einem unvor- hergesehenen, seine Kräfte in Anspruch nehmenden Ereignisse bedroht wurde. Unter diesen Umstanden mußten die Kriege, in welche das Reich in Folge der großen in Frankreich geschehenen Umwälzung verflochten wurde, von mehr als einer Seite verderblich sein. Ludwig Xvi. war ein wohlwollen- der Mann, dem das Glück seines Volkes am Herzen lag-, aber seit den Zeiten Ludwigs Xiv. hatten sich Gründe der verschiedensten Art gehaust, um in dem französischen Volke -einen hohen Grad von Mißtrauen rege zu machen und überall eine gesteigerte Unzufriedenheit über den geltenden Zu- stand hervorzurufen. Die Mittel, deren sich die Regierung bediente, um die wachsende Spannung beizulegen, waren häufig so unweise gewählt, daß sie nur zur Vergrößerung der allgemeinen Aufregung dienen konnten. Noch drohender wurde die Lage des Staats, seit in den zusammenberufenen Ständen, statt ruhiger Ueberlegung und richtigen Abwägens der Heilmittel, die höchste Leidenschaftlichkeit sich kund gab, und bald die einzelnen Parteien mit der schärfsten Erbitterung gegen einander in die Schranken traten. Die bis- herigen Formen der Verwaltung wurden vernichtet, und es gestaltete sich ,ein wildes Volksregiment, dessen Wortführer keinesweges verheimlichten, wie ihr Streben darauf gerichtet sei, die Unterthanen auch der benachbarten Staaten gegen ihre rechtmäßige Regierung aufzuwiegeln. Deßhalb und wegen erduldeter Kränkungen der verschiedensten Art erklärten Oestreich und dann Preußen 1792 den Krieg an Frankreich. Karl Wilhelm Ferdinand,

7. Handbuch der Geschichte der Lande Braunschweig und Lüneburg - S. 178

1838 - Lüneburg : Herold und Wahlstab
i 78 Zweites Buch. Vierter Abschnitt. alle europäischen Mächte, mit Ausnahme des einzigen England, ihre Hul- digungen darbringen sollten. Die muthigsten östreichischen Heere, von den kühnsten Feldherren geführt, erlagen hinter einander seinen Talenten, und Kaiser Franz Ii. mußte sich zu den nachtheiligsten Friedensschlüssen beque- men. Nur England setzte unverdrossen den Krieg gegen Frankreich fort. Wegen der Strenge, mit welcher dessen Flotten die Schiffe aller Nationen einer Untersuchung unterwarfen, bildete sich eine s. g. nordische Neutralität, welcher, gezwungen durch Rußland, auch Preußen beitrat. Hierdurch wurde das bisherige gute Vernehmen zwischen Friedrich Wilhelm Iii. und Georg Iii. gestört. Demzufolge besetzte im Frühjahre 1801 ein preußisches Heer das Kurfürstenthum, welches jedoch schon gegen Ende des nämlichen Jahres, bei Gelegenheit der Friedensunterhandlungen zwischen Frankreich und Eng- land, seinem rechtmäßigen Oberherrn wieder übergeben wurde. Ohne die Entscheidung von Regensburg abzuwarten, woselbst eine Commission er- nannt war, um für die durch die Abtretung des linken Rheinufers an Frankreich betheiligten deutschen Fürsten eine Entschädigung ausfündig zu machen, nahm Preußen von dem Stifte Hildesheim und der Reichsstadt Goslar 1802 Besitz. Nach dem zu Regensburg 1803 erfolgten Deputa- tions-Beschlüsse erwarb Preußen überdieß das Elchsfeld, und wurde der erbliche Besitz des Bisthums Osnabrück dem Kurfürsten von Hannover zugesprochen. Bald nach dem Abschlüsse des Friedens zu Amiens brachen die Feind- seligkeiten zwischen England und Frankreich wieder aus. Unfähig, den Gegner in seinem eigenen Lande anzugreifen, beschloß Napoleon die Ueber- ziehung Hannovers. Hier war man auf keine Weise auf eine kräftige Ge- genwehr vorbereitet. Aber so gering auch der augenblickliche Bestand des Heeres war, und so entschieden Preußen auch die erbetene Hülfe ablehnte, hätte man doch durch Widerstand den benachbarten Fürsten Muße geben können, zu erwägen, daß nur die Vertheidigung Hannovers ihnen die eigene Sicherheit verbürge. Dagegen lebten die kurfürstlichen Räthe in einer ver- derblichen Unentschlossenheit. Ohne auf die dringenden Vorstellungen des Feldmarschalls Wallmoden zu achten, ohne selbst den ausgesprochenen Wil- len Georgs Iii. zu erwägen, wurden die Rüstungen kraftlos und saumselig betrieben und das kaum erlassene Aufgebot der gesammten waffenfähigen Bevölkerung wieder zurückgenommen. Bei einem solchen Verfahren verlor das Heer das Selbstvertrauen. Noch waren die Regimenter durch Einbe- rufung der Beurlaubten und durch Werbungen nicht vollzählig, als Mor- tm bereits mit einem französischen Heere die holländische Grenze überschritt und in Eilmärschen der Weser nahte. Jetzt wurde jeder Versuch, den

8. Handbuch der Geschichte der Lande Braunschweig und Lüneburg - S. 181

1838 - Lüneburg : Herold und Wahlstab
Drittes Kapitel. 181 Beitritt des russisch-östreichischen Bundes zu bewegen, da setzten sich die Schweden unter ihrem Könige, die Russen unter General Tolstoy in Be- wegung und gingen bei Lauenburg über die Elbe. Gleichzeitig landete an der Mündung der Weser ein englisches Heer, welchem die deutsche Legion, eine Schaar kühner Männer, die nach der'convention von Lauenburg in englischen Kriegsdienst getreten waren, beigegeben war. Alsbald wurde Hameln mit vereinten Kräften belagert; in Hannover hatte sich das kur- fürstliche Ministerium wieder an die Spitze der Verwaltung gestellt; man glaubte die Dränger für immer fern, als der Unbestand Preußens alle diese Hoffnungen vernichtete. Lange hatte diese Macht geschwankt, sich den Fein- den des französischen Kaiserreichs beizugesellen. Als es endlich durch man- cherlei Kränkungen, die es von Napoleon erduldet hatte, so wie durch die Vorstellungen Englands und Rußlands dazu bewogen wurde, war der günstige Augenblick verschwunden. Bei Austerlitz hatte Napoleon noch ein Mal gesiegt, und Preußen befliß sich jetzt, statt den Besiegten durch sein Hinzutreten neue Kräfte zu verleihen, seine bisherige Ansicht vor dem Kai- ser der Franzosen zu verbergen. Wiewohl nun dieser die Gesinnungen Preußens vollkommen durchschaut hatte, lag ihm doch zu viel daran, in Friedrich Wilhelm Iii. einen Bundesgenossen gegen England zu erwerben. Deßhalb bot er ihm, gegen Abtretung von Cleve, Neufschatel und Baireuth den Besitz des Kurfürstenthums Hannover an. So ungern Preußen sich auch zu diesem Austausche bequemte, war es doch schwach genug, den For- derungen des Siegers von Austerlitz nachzugeben. Hiernach erfolgte die Besitzergreifung von Hannover, und in einem am 1. April 1806 erlassenen Manifeste erklärte der Graf von Schulenberg-Kehnert, daß an Preußen die von Napoleou durch das Recht der Eroberung erworbenen braunschweigi- schen Kurlande gegen Abtretung anderer Provinzen übertragen seien. Ein solches Verfahren mußte in Hannover den größten Unwillen gegen den Hof von Berlin Hervorrufen. Kam dazu, daß die preußischen Behörden auf eine wenig schonende Art die Verwaltung umgestalteten, und häufig das Bestehende mit Härte stürzten, ohne auf die dagegen erhobenen Vor- stellungen zu achten, so konnte auf eine feste Anhänglichkeit von Seiten der neuerworbenen Unterthanen unmöglich gerechnet werden. Schon oft hatte Deutschland wegen der Uneinigkeit seiner Häupter schwer büßen müssen; noch entschiedener war dieses 1806 der Fall. Eine Anzahl deutscher Fürsten, die, statt bei dem wiederentbrannten Kriege sich an Oestreich anzuschließen, die Niederlage desselben zum Theil nicht ungern sahen, waren in Paris zu einer Einigung zusammengetreten, die unter dem Namen des Rheinbundes bekannt ist und in welcher Napoleon als Pro-

9. Handbuch der Geschichte der Lande Braunschweig und Lüneburg - S. 159

1838 - Lüneburg : Herold und Wahlstab
Zweites Kapitel. 139 Niederlanden zu führen, woselbst sie sich mit dem Heere der Holländer und Engländer vereinigten und einen Theil der sogenannten pragmatischen Ar- mee bildeten. | Widrige Jahreszeit und Uneinigkeit unter den Anführern hielt dieselbe bis zum Frühling 1743 in den Niederlanden auf. Dann setzte sie sich in Bewegung und zog, die Hannoveraner unter dem Ober- befehle des Generals Pontpietin, nach dem Mainstrom, um sich zu Gun- sten Oestreichs im Mittelpunkte des Reiches aufzustellen. An der anderen Seite des Mains lagerten sich, um den Uebergang über diesen Strom zu bewachen, der Herzog von Noailles mit einem an Kopfzahl überlegenen französischen Heere. Da eilte Georg Ii. in Begleitung des Herzogs von Cumberland von Hannover nach Aschaffenburg, um in diesem mißlichen Augenblicke persönlich die Führung der pragmatischen Armee zu übernehmen. Schon lief die letztere Gefahr, von den verbündeten Hessen und zugleich von der Zufuhr von Lebens- mitteln abgeschnitten zu werden, als Georg Ii. den Aufbruch des Lagers be- fahl und am 27. Junius 1743 bei Dettingen auf den Feind stieß. Alsbald fetzte sich der König, der Gefahr nicht achtend, an die Spitze seiner kur- fürstlichen Garden und führte der Herzog von Cumberland die Engländer auf die Gegner. Der geschlagene Feind mußte sich bei Seligenstadt über den Main zurückziehen. Aus der errungenen Wahlstatt ließ der König das Tedeum singen. Sodann begab sich das verbündete Heer nach einem kur- zen Vordringen bis Worms nach den Niederlanden zurück. Im Jahre 1744 schloß sich auch England dem Kriege gegen Frank- reich an, und stellte unter dem Herzoge von Cumberland ein Heer in den Niederlanden auf. Doch erlag er, trotz der Tapferkeit der Engländer und der mit diesen vereinigten Hannoveraner, am 11. Mai 1745 in der Schlacht bei Fontenoy vor dem ungleich stärkeren Marschall von Sachsen, einem zu Goslar geborenen natürlichen Sohne des Königs August Ii. von Polen Der zu Aachen 1748 abgeschlossene Friede beendigte diesen Kampf, dessen Vortheile durchweg den mit stärkeren Streitkraften auftretenden Franzosen zu Theil wurden. Trotz des durch die Bemühungen Georgs Ii. bewirkten Friedens von Breslau waren die Mißverständnisse zwischen Friedrich H. von Preußen und dem kurfürstlichen Hofe zu Hannover nicht ausgeglichen; sie müßten viel- mehr eine bedenkliche Höhe gewinnen, als nach dem 1744 erfolgten Tode von Karl Edzard, dem letzten Fürsten von Ostsriesland, Hannover und Brandenburg ihre Ansprüche auf das herrenlose Land zugleich erhoben. Die Schnelligkeit, mit welcher der König von Preußen das Fürstenthum Ostfriesland besetzte, sicherte ihm zwar den Besitz desselben zu, konnte aber

10. Handbuch der Geschichte der Lande Braunschweig und Lüneburg - S. 184

1838 - Lüneburg : Herold und Wahlstab
184 Zweites Buch. Vierter Abschnitt. durch ihre Thätigkeit das auf den Unterthanen lastende Weh zu mildern hofften; andere, weil jede Regierung ihnen zusagte, die ihrem Ehrgeize Nahrung bot. Dadurch aber, daß der größere Theil der Umgebung des Königs aus Deutschen bestand, geschah es, daß Westphalen keinesweges, wie Napoleon es erwartete, völlig sich dem französischen Wesen hingab, wenn schon das Königreich in politischer Hinsicht in einer knechtischen Ab- hängigkeit von dem Kaiserreiche stand. Von der andern Seite konnte nicht fehlen, daß manche Einrichtungen dieses neugegründeten Staates, an dessen Spitze zum Theil höchst verständige Männer standen, sich als wohlthatig bewahrten. Doch konnten diese einzelnen Vortheile die unendlichen Nach- theile nicht aufwagen, welche von der Regierung zu Eassel ausgingen. Das Beispiel von Sittenlosigkeit, welches der Hof bot, fand mitunter auch in den Provinzen Nachahmung; eine geheime Polizei drang in die Ge- heimnisse der Familien ein und zwang die Bessergesinnten zu einer ängst- lichen Abwägung jedes Wortesx Der Aufwand des Hofes, die Bildung eines westphälischen, die auserlegte Verpflegung eines französischen Heeres, die Absendung von Regimentern für den Dienst Frankreichs in Spanien, erheischte so bedeutende Summen, daß die Abgaben der Unterthanen bis zu einer unerträglichen Höhe gesteigert wurden. Und doch waren durch die fast gänzliche Vernichtung des Handels die ergiebigsten Erwerbsquellen ver- siegt. Deßhalb schritt man, trotz der erhöhten Steuern, zur Veräußerung von Kammergütern und hob die von Herzog Julius gestiftete Universität zu Helmstedt auf (1808), um deren Einkünfte zu anderweitigen Zwecken zu benutzen. Im Jahre 1809 regte sich in den Herzen vieler westphälischen Unter- terthanen, welche mit Liebe an ihrem rechtmäßigen Herrscherhause hingen, die heimliche Hoffnung einer Umgestaltung der Verhältnisse. In dieser Zeit, als Oestreich sich noch ein Mal erhoben und mit Aufbietung aller Kräfte den Krieg gegen Frankreich unternommen hatte, reichten sich drei edle deutsche Männer zur Befreiung ihres Vaterlandes die Hand. Es wa- ren der preußische Major von Schill, der in westphälischen Diensten ste- hende Obrist von Dörnberg und Friedrich Wilhelm, Herzog von Braun- schweig-Oels. Doch ging der Plan derselben, im nördlichen und mittleren Deutschland einen allgemeinen Aufstand zu bewerkstelligen, während Napo- leon im Süden gegen Oestreich kämpfe, nicht in Erfüllung, vornehmlich, weil das Volk noch nicht reif genug war, Alles für die Erringung der Frei- heit zu wagen. Dörnberg wurde kurz vor dem Ausbruche des von ibm in der Umgegend von Cassel heimlich betriebenen Aufstandes verrathen und entging mit Mühe den Nachstellungen seiner Verfolger. Schill stritt eine
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