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Geschichte -es deutschen Reichs.
25. Die deutschen Könige aus dem Geschlechte
der Karolinger. 843 — 911.
Ludwig, genannt der Deutsche, bekam gleich bei
seinem Regierungsantritte viel für die Ruhe Deutschlands
zu kämpfen, indem von den östlichen Grenzen her die sla-
vischen Völker, und von Norden und Nordwesten die
N o r m ä n n e r, ein wüthiges und sehr kriegerisches Seevolk,
aus Norwegen, Schweden und Dänemark verheerende Raub-
züge in Deutschland machten. Die Residenz des Kaisers
war meistens Frankfurt am Main. Er starb im I. 876.
Nach dem Tode Ludwigs des Deutschen theilten sich
seine drei Söhne K a r l m a n n, Ludwig Ii. und Karl
der D i ek e in die deutschen Länder. Glücklich vereinigte
zwar Karl der Dicke 882 ganz Deutschland und brachte
durch Erbschaft fast die ganze Karolingische Monarchie wie-
der zusammen, aber seine Unfähigkeit, einem solchen Reiche
vorzustehen, und innere Unzufriedenheit veranlaßte seine Ab-
setzung auf dem Reichstage zu Tribur, einem kaiserlichen
Pallaste, drei Stunden von Mainz, 887. Ec starb 888.
Das Reich wurde abermals zersplittert; Deutschland sie!
Arnulph, dem Herzoge von Kärnthen, einem Sohne
von Karls Bruder und Großsohne Ludwigs des Deutschen,
zu. Er regierte Deutschland von 887 — 899, und behaup-
tete es durch Klugheit und Muth. Die Normänner schlug
er bei Löwen in den Niederlanden und dieser Sieg verbrei-
tete seinen Ruhm durch alle Länder. Auch nach Italien
ging Arnulph, um dieses uneinige Land, wo sich Viele um
die Oberherrschaft stritten, wieder unter deutsche Hoheit zu
bringen. 896 drang er bis Rom vor, eroberte es und ließ
sich daselbst zum Kaiser krönen. Arnulph trug diese Würde
nur drei Jahre; er bekam Gift; kehrte krank nach Deutsch-
land zurück und starb nach langem Siechen im Jahr 899,
beklagt von allen Deutschen und zu früh für sein Reich,
welches nie mehr als jetzt seinen kräftigen Arm bedurfte.
Auf Arnulph folgte sein unmündiger Sohn, Ludwig
das Kind, der letzte Karolinger in Deutschland, der von
898 bis 911, König von Deutschland hieß. Es waren
vielleicht die unglücklichsten Jahre, die jemals über unser
Vaterland gekommen sind; denn fast jedes Jahr machten
3 .
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Extrahierte Personennamen: Ludwig Ludwig Ludwigs Ludwig_Ii Ludwig Karl Karl Karls Karls Großsohne_Ludwigs Ludwigs Muth Arnulph Ludwig Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Norwegen Schweden Deutschland Frankfurt_am_Main Deutschland Mainz Deutschland Deutschland Niederlanden Italien Rom Deutschland Deutschland
86
8) D i e Schweiz und Holland wurden als unab-
hängig erklärt.---
So endigte sich der beweinenswürdige Krieg, der Deutsch-
land zu einer Brandstätte und Wüste machte. — Der
Handel war zu Grunde gegangen; die Hansa zernichtet;
die L-itten verdorben, und wo man noch etwas Vermögen
witterte, da raubten die entlassenen Krieger. Das einzige,
was hierbei trösten kann, ist die Aussicht: es war in
Deutschland der letzte Religionskrieg.
Der Kaiser Ferdinand Hi. regierte nach dem westphä-
lischen Frieden noch 9 Jahre, und bot alles auf, um das
harte Schicksal Deutschlands mildern zu helfen, aber bis
1652 blieben noch Franzosen und Schweden in demselben,
bis der ihnen zugesicherte Kostenersatz von 5 Millionen Tha-
lern zusammengebracht war. 1657 starb Ferdinand Iii.,
und sein Sohn
78. Leopold!. 1658 — 1705.
folgte ihm als Kaiser. Er war gutmüthig und fromm,
aber wenig scharfsichtig und seinem schlauen ehrgeizigen Geg-
ner Ludwig Xiv., König von Frankreich, keineswegs ge-
wachsen. 1672 griff Ludwig auf die ungerechteste Weise
Holland an. Den Holländern leistete der kriegerische Chur-
fürst von Brandenburg, Friedrich Wilhelm, gewöhn-
lich der große Churfürst- genannt, weil er den Grund zu
Preußens Größe legte, wirksame Hilfe, und vermochte auch
den Kaiser zum Beistände. Ludwig hatte sich aber mit den
Schweden verbunden, welche plötzlich verwüstend in Friedrich
Wilhelins Churfürstenthum einbrachen, doch bald bei F e h r-
bcllin in der Mittelmark am 28. Juni 1675 völlig ge-
schlagen wurden. 1675 schlug auch der östreichische Gene-
ral Montccuculi die Franzosen am Rhein; und 1679 kam
es endlich zu Nimwegen zum Frieden. Hierauf nahm
Ludwig treuloser Weise, 1681 mitten im Frieden, die
freie Reichsstadt Straßburg in Besitz, und damit .^er
Kaiser, der sich dagegen beschwerte, in seinem eignen Lande
zu thun hätte, hetzte er die Türken gegen ihn auf. Diese
drangen 1683 mit großer Uebermacht vor, und belagerten
mit einem furchtbaren Heere die Hauptstadt Wien, welche
in der Barbaren Hände gefallen seyn würde, wenn nicht
der tapfere Johann Sobicsky-, König von Polen, und
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Wilhelins_Churfürstenthum Friedrich Ludwig_treuloser Ludwig Johann_Sobicsky- Johann
Extrahierte Ortsnamen: Holland Deutschland Deutschlands Schweden Frankreich Holland Brandenburg Rhein Nimwegen Wien Polen
87
mehrere deutsche Fürsten, die Retter gewesen waren. Der
Krieg mit den Türken dauerte indessen noch 15 Jahre, und
nach neuen Siegen, welche der Herzog Karl von Lo-
thringen und der Prinz Eugen von Savoyen gegen die-
selben erfochten, erhielt der Kaiser Ungarn wieder, und mit
den Türken wurde 1697 ein Waffenstillstand auf 25 Jahre
zu Karlowitz geschlossen. Unterdessen erneuerte Ludwig Xiv.
den Krieg mit Deutschland (1688) schon wieder, indem
er die Erbrechte einer pfälzischen Prinzessin, die an einen
französischen Prinzen vermählt war, geltend machen wollte.
Mit der größten Grausamkeit sielen seine Heere in die
Rheinpfalz ein, brannten unter dem unmenschlichen An-
führer Melac die Städte Heidelberg, Mannheim, Fran-
kenthal, Speier, Worms, Oppenheim, Kreuznach, Alzei,
u. s. w. nieder, und trieben die Einwohner nackt und hilf-
los in die Fremde. Jedoch halfen diese Grausainkeiten dein
Könige nichts; aus Entkräftung seines Landes mußte er
1697 zu R y s w i ck Frieden machen und mehrere Festun-
gen, die er früher genommen hatte, aber leider nicht Straß-
burg, wieder herausgeben.
In diese Zeit fallt auch die Erhöhung mehrerer deut-
schen Fürsten. Dem Herzoge Ernst Ludwig von Hannover
ertheilte Leopold 1692 die 9te Churwürde; der Churfürst
von Sachsen, Friedrich August Ii., wurde 1697, nach dem
Tode des tapfern Sobiesky, von den Polen zum König ge-
wählt, nachdem er zur katholischen Kirche übergetreten war;
und 1701 am 17. Jänner, erhob der große Churfürst von
Brandenburg, Friedrich Wilhelm, Preußen zum Königreiche,
und nannte sich König Friedrich I.
79. Der spanische Erbfolgekrieg. 1701—1714.
Eine Hauptursache, warum Ludwig Frieden schloß, war
die, daß er einen neuen wichtigen Krieg voraussah, zu wel-
chem er sich rüsten wollte. Es war der spanische Erbfolge-
krieg. Aus den Thron des alten kinderlosen Königs Karl
Ii. von Spanien, hatten Baiern und Oestreich die nächsten
Erbansprüche. Als aber der baierische Prinz Johann Fer-
dinand starb, den Karl zu seinem Nachfolger im Testament
bestimmt hatte, wußten die französischen Gesandten von
dem schwachen Könige ein anderes Testament zu erschleichen,
worin er den Enkel Ludwigs, Philipp von Anjou, zu sei-
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Extrahierte Personennamen: Karl_von_Lo- Karl Eugen_von_Savoyen Eugen Ludwig_Xiv Ludwig Ernst_Ludwig_von_Hannover Ernst Ludwig Leopold Leopold Friedrich_August_Ii Friedrich August Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_I. Ludwig_Frieden Ludwig Karl
Ii Karl Oestreich Johann_Fer- Johann Karl Karl Enkel_Ludwigs Ludwigs Philipp_von_Anjou Philipp
00
sey, dem französischen Volke einen fremden Willen aufzu-
dringen , und machte mehrere der Verbündeten müde, den
Krieg fortzusetzen, obgleich zu keiner Zeit ein inniges Zu-
saminenhaltcn nöthiger gewesen wäre, als damals. Preu-
ßen, nebst Hannover und Hessen, schlossen zu Basel 1705
(den 5. April) mit der französischen Republik Frieden, in
welchem das nördliche Deutschland vermittelst einer Demar-
kationslinie vom Kriegsschauplätze abgesondert wurde. Bald
darauf schloß auch Spanien Frieden.
89. Fortsetzung des Revolutionskrieges bis
zum Frieden von Campo Formio 1797.
Oestreich sah sich jetzt von den meisten seiner Bundes-
genossen verlassen, und mußte mit England allein den Krieg
fortsetzen. Im Sommer des Jahres 1705 ruhten die Waf-
fen, bis Iourdan die Oestrcicher rasch von Düsseldorf aus
bis hinter den Main drängte. Doch sammelten sich diese
wieder, und warfen unter dem Feldmarschall Clairsait die
Franzosen eben so schnell über den Rhein zurück. Das
neue französische Direktorium beschloß nun, in das Herz
von Deutschland auf 8 Wegen einzudringen. Die ersten
Waffenthaten geschahen in Italien. Ein junger Feldherr,
dessen Namen bald ganz Europa erfüllte, Napoleon Bo-
naparte (Sohn eines Advokaten, geboren zu Ajaeeio auf
der Insel Eorsika 1760) trat an die Spitze der französisch-
italienischen Armee, die in großer Unordnung, ohne Unter-
halt und Kleidung, sogar ohne Geschütz war, und entfal-
tete jetzt eine furchtbare Kraft. Durch sein Genie wußte
ec eine unglaubliche Gewalt über seiner Krieger zu gewinnen,
sie wagten das Aeußerste und so folgte Sieg auf Sieg.
Die Oestrcicher, von ihren italienischen Bundesgenossen ge-
trennt, mußten beständig zurückweichen, und sogar die Lom-
bardei räumen. Von der andern Seite drangen nun auch
Iourdan bis Regensburg, und Moreau bis München vor,
und die östreichische Monarchie war in der äußersten Gefahr.
Da erhob sich der Erzherzog Karl und trieb durch die
Siege bei Neu mark und Am berg das Iourdan'sche Heer
in eine solche Flucht, daß auch Moreau zu einem äußerst
gefährlichen, aber vortrefftich ausgeführten Rückzüge an den
Qberrhcin gezwungen war. Doch waren alle diese Vor-
theile nicht beträchtlich genug, um die großen Verluste zu
7 .
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Extrahierte Personennamen: Oestreich Napoleon Karl Karl
Extrahierte Ortsnamen: Hessen Basel Deutschland Spanien England Main Rhein Deutschland Italien Europa Eorsika Regensburg
101
bei Mare», go (14. Juni 1800), und durch den Lieg
Moreau's bei Hohenlinden, östlich von München, (den
3. Dezbr. 1800) den Frieden von Lüneville herbei-
führte, (den 9. Februar 1801.-) — Durch diesen Frie-
den bekam Frankreich das linke Rheinufer mit 4 Millionen
Einwohnern, und um die dadurch verlierenden deutschen
Fürsten zu entschädigen, wurde eine Reichsdeputation nie-
dergesetzt , »velche Alles ins Gleiche bringen sollte. Diese
Versammlung arbeitete an dem Entschädigungsgeschaste in
Regensburg bis zum 10. Mai 1803 , und der Schluß, der
an diesen, Tage zu Stande kam, und den man den Re ich s-
deputationsschluß nennt, enthielt folgende Haupt-
bestimmungen : Alle Lander der geistlichen Reichsfürsten
wurden ausgehoben, und damit die weltlichen Fürsten ent-
schädigt. Blos der Churfürst von Mainz blieb als Rcichs-
erzkanzler und verlegte seinen Sitz nach Regensburg. —
Statt der Churwürden von Trier und Cöln, wurden 4
neue errichtet: Salzburg, Baden, Hessen und Wür-
teinbcrg.
Alle Reichsstädte (48), die noch übrig »varen, wurden,
bis auf 6, aufgehoben und den Fürsten zugetheilt. Nur
Hamburg, Bremen, Lübeck, Frankfurt, Nürn-
berg und Augsburg blieben.
Die n,eisten der freien Reichsgrafen und Ritter wur-
den m e d i a t i s i r t, d. h. mittelbar gemacht, oder als Un-
terthanen unter andere große Fürsten gestellt. Auch wurde
der Rhein als Gränze zwischen Frankreich und Deutschland
bestimmt. — So willkührlich gingen die Franzosen mit un-
serm Vaterlands um. Mit Wehmuth sahen Vaterlands-
freunde den nahen völligen Umsturz des morschen Reichs-
gebäudes vor Augen, und wirklich »var es in wenigen Jah-
ren nicht mehr.
91. Neuer Krieg Englands, Oestreichs und
Rußlands gegen Frankreich bis zum Preß-
burger Frieden. 1803 — 1805. -
Nach dem Frieden zu Lüneville kain auch zwischen
Frankreich und England der Friede von Amiens 1802 zu
Stande, der aber, so wie jener, nur von kurzer Dauer
war. Schon in demselben Monate, wo der Reichsdeputa-
tionsschluß erschien (Mai 1803), fing der Krieg mit Eng-
land wieder an. Der erste Schritt, den Bonaparte nun
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Extrahierte Personennamen: Dezbr
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Regensburg Mainz Regensburg Trier Salzburg Baden Hessen Hamburg Bremen Frankfurt Rhein Frankreich Deutschland Englands Frankreich Frankreich England Amiens
102
that, war, daß er das hannoversche Land mit seinen
Truppen besetzte. Im Jahre 1804 ließ er sich als erblichen
Kaiser von Frankreich, unter dein Namen Napoleon I.,
ernennen. Nicht zufrieden mit der Kaiserkrone, verwandelte
er auch das nördliche Italien, welches bis dahin ein Frei-
staat war, (cisalpinische Republik) in ein Königreich, er-
klärte sich selbst zum Könige, seinen Stiefsohn Eugen
Beauharnois zum Vizekönige von Italien, und verei-
nigte außerdem ansehnliche Stücke von Italien mit Frank-
reich. Aufgebracht darüber, versuchte Oestreich in Verbin-
dung mit England und Rußland, es noch eininal, seinen
gefährlichen Unternehmungen Gränze zu setzen, und fing
1805 einen neuen Krieg an, der aber unglücklich ausfiel.
Der östreichische Anführer Mack wurde am 15. Oktober
mit seinem ganzen Heere bei U l m gefangen, und Napo-
leon rückte den 13. November 1805 in Wien ein. Seine
Freude über diesen glücklichen Feldzug wurde jedoch durch
die Nachricht von dein Verluste der großen Seeschlacht beim
Kap Trafalgar am 21. Oktober, in welcher der britti-
sche Seeheld Nelson fiel, nicht wenig getrübt. Die
Schlacht bei Austerlitz gegen das vereinte östreichisch-rus-
sische Heer, am 2. Dezember (die Z Kaiserschlacht genannt),
entschied sich ebenfalls für Frankreich, und kurz darauf er-
folgte der P r e ß b u r g e r Friede (26. Dezember 1805).
Oestreich verlor die vorderöstreichischen Besitzungen, das
Breisgau und die Ortenau, theils an Baiern, theils an
Würtemberg und Baden, Tyrol an Baiern, Venedig an
das Königreich Italien, (zusammen 1000 Q.. M. mit 3
Mill. E.) und exhielt dafür Salzburg und Berchtholsgaden:
der Churfürst von Salzburg aber bekam Würzburg. Bai-
crn und Würtemberg wurden zu Königreichen erhoben. Die-
sen Bedingnissen folgten noch einige Austauschungen: Preu-
ßen bekam Hannover, und gab dafür Anspach an Baiern;
Murat, ein Schwager Napoleons, das Großherzogthum
Cleve - Berg, der Marschall B e r t h i e r das Fürstenthum
Neuschatel. Seinen Bruder Joseph machte Napoleon
zum Könige von Neapel. Die Republik Holland verwandelte
er in ein Königreich und gab cs seinem Bruder Ludwig.
92. Der rheinische Bund. Ende der deut-
schen Reichsverfassung. 1806.
Nachdem Napoleon mehrere neue Staaten gegründet.
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Extrahierte Personennamen: Napoleon_I. Eugen
Beauharnois Eugen Oestreich Nelson Oestreich Napoleons Joseph Napoleon Ludwig Ludwig Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Italien Italien Italien England Wien Frankreich Baiern Baden Tyrol Baiern Venedig Italien Salzburg Salzburg Baiern Napoleons Neapel Holland
103
und diese mit Regenten aus seiner Familie besetzt hatte,
trat er deutlich mit seinem Plane, eine Universalmonarchie
in der Form einer Familienherrschaft zu gründen, hervor,
zu welcher die Stiftung eines großen Bundesstaates der
Weg seyn sollte. In diesem Sinne wurde am 12. Juli
1806 zu Paris der Rheinbund errichtet. Die Könige
von Baiern und Würtemberg, der Churfürst von Baden,
der Landgraf von Hessen - Darmstadt, der Herzog von Berg,
die 3 letztem als Großherzoge, nebst einigen kleinern Für-
sten, trennten sich vorn deutschen Reichsverbandc, erkannten
den Kaiser von Frankreich als Protektor oder Beschü-
tzer, und verpstichteten sich bei jedem Kriege desselben zur
Stellung von Hilsstruppen, wogegen sie unbeschrankte Her-
ren ihrer Unterthanen seyn sollten. Den Vorsitz bei der
Bundesversammlung sollte der jedesmalige Fürst Primas
führen, zu welchem Napoleon den Churerzkanzler, nachheri-
gen Großherzog von Frankfurt (Karl Dalberg) ernannte.
Nun konnte der Kaiser Franz die deutsche Krone nicht
mehr behalten, denn es gab kein deutsches Reich mehr;
und die meisten bisherigen Glieder desselben waren nun so
mit Frankreich verbunden, daß sie auf Napoleons Wink
gegen ihren bisherigen Kaiser die Waffen kehren mußten.
Er legte daher am 6. August 1806 seine tausendjährige
Würde nieder, und führte von nun an als Franz Ii. nur
den Titel eines Erbkaisers von Oestreich, den er schon
1804 angenommen hatte. — So endigte das ehrwürdige
deutsch-römische Reich, welches Karl der Große im Jahre
800 stiftete, nach einer Dauer von 1006 Jahren. Von
Karl bis auf Franz Ii. regierten 56 Kaiser.
93. Preußens Unglück. 1806 u. 1807.
Als Napoleon vermuthete, Preußen gehe mit dem
Gedanken um, einen nordischen Bund gegen den rheini-
schen zu errichten, da hörte er nicht aus, Preußen zu be-
leidigen , bis sich der König entschließen mußte, dem über-
müthigen Manne den Krieg anzukündigen. Napoleon, wel-
cher indeß seine Heere, die noch gerüstet in Franken stan-
den , zusammengezogen hatte, rückte gegen den Thüringer
Wald heran. Das unglückliche Treffen bei S a a l f e l d
am 10. Oktober, worüi der Prinz Ludwig Ferdinand
von Preußen aus unzcitiger Kampfbegierde seinen Tod
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Karl_Dalberg Karl Franz Franz Napoleons_Wink Napoleons August Franz_Ii Franz Oestreich Karl_der_Große Karl Karl Karl Franz_Ii Franz Napoleon Napoleon Ludwig_Ferdinand
von_Preußen Ludwig Ferdinand
Extrahierte Ortsnamen: Paris Rheinbund Baiern Würtemberg Baden Hessen Darmstadt Frankreich Frankfurt Frankreich
111
zichtete er selbst auf Frankreichs Thron und erhielt die In-
sel Elba bei Italien als Herzogthum. Dahin reiste Na-
poleon am 20. April ab und schlug dort seinen Wohnsitz
auf. In Paris aber zog am 3. Mai Ludwig Xviii.
ein und bestieg seines Bruders Thron, 21 Jahre nach des-
sen Hinrichtung. Am 30. Mai unterzeichneten die verbün-
deten Monarchen zu Paris einen großmüthigen Frieden mit
Frankreich, indem Frankreich alles behielt, was es zur
Zeit der Könige, und sogar noch einige Landstriche, die es
seit der Revolution besaß. — Jetzt schien Europa beruhigt
zu seyn.
98. Der Wiener Congreß im Winter 1814—15.
Neuer Kampf wider Napoleon 1815.
Durch die über 25 Jahre geführten Kriege, waren
nicht nur die Angelegenheiten Deutschlands, sondern die
des halben Europa, in Verwirrung gerathen und es be-
durfte vieler Ausgleichungen, um die Ordnung wieder her-
zustellen. In dieser Absicht kamen die verbündeten Fürsten
Europa's im Oktober 1814 in Wien zusammen, selbst die
minder mächtigen Fürsten Deutschlands durften diesen Con-
grcß beschicken, um bei der neuen Einrichtung und Verfas-
sung , welche Deutschland erhalten sollte, mitzusprechen.
Schon war das Geschäft weit gediehen, doch lag auch noch
Vieles unentschieden da, und es fanden sich große Schwie-
rigkeiten zu beseitigen. Da erscholl plötzlich, zum unbe-
schreiblichen Erstaunen und Schrecken von ganz Europa,
die Kunde, Napoleon habe (am 26. Februar 1815) Elba
verlassen , und sey bei E a n n e s , an der Küste der Pro-
vence (1. Marz) mit 1100 Mann von seiner alten Garde,
an das Land gestiegen. Ludwig Xviii. erklärte den Ge-
landeten als Verräther und Rebellen, und schickte seine Heere
gegen ihn aus, die ihn lebendig oder todt einliefern sollten.
Aber diese Heere gingen zum Feinde über, ganz Frank-
reich erklärte sich für Napoleon, schon nach 20 Tagen (am
20. Marz) zog er in Paris ein, und schien wieder im
Besitze dieses Reiches zu seyn. Ludwig Xviii. flüchtete
in die Niederlande. Man mußte sich also zu einem neuen
Kampfe rüsten. Gleichzeitig suchte Joachim Murat,
König von Neapel, der bisher zum Schein von seinem
Schwager abgefallen war, und auf dem Thron von Nea-
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_Xviii Ludwig Napoleon Napoleon Ludwig_Xviii Ludwig Napoleon Ludwig_Xviii Ludwig Joachim_Murat
Extrahierte Ortsnamen: Frankreichs Elba Italien Paris Frankreich Frankreich Europa Deutschlands Europa Wien Deutschlands Deutschland Europa Elba Paris Niederlande Neapel
73
sän, Karls Vasall, bekam Tunis wieder; Hayradin floh
nach Algier. Dort sollte er im nächsten Jahre angegriffen
werden; aber die bereits erwähnten Kriege mit Franz I.
hinderten Karl, dieß auszuführen. Erst 1541 am 20. Okt.
landete Karl bei Algier. Aber ein Sturm, welcher die
Flotte vom Heere trennte, und furchtbarer Regen, vereitel-
ten dies rühmliche Unternehmen. Karl mußte zurückkehren,
ohne Algier erobert zu haben.
64. Der schmalkaldische Krieg. 1546 u. 47.
Die protestantischen Fürsten benützten die Ruhe, welche
ihnen der Nürnberger Religionssriede gönnte, zur Verstär-
kung ihres Bundes, und weigerten sich hartnäckig, dem von
Deutschland entfernten Concilium zu Trient in Tyrol
(1545 — 63) ihre Sache zur Entscheidung zu geben, wel-
ches endlich, aber zu spät, vom Papste, auf dringendes Be-
gehren des Kaisers, zusammen berufen ward. Nachdem
auch dieses Mittel zur Wiedervereinigung, wovon sich Karl
am meisten versprochen hatte, fehl schlug, schloß er mit dem
Papste Paul Iii. ein Bündniß, um die Wiederspenstigen
mit Waffengewalt zur alten Kirche zurück zu bringen. Der
Papst gab nicht allein 12,000 Mann Fußvolk und 500
Reiter, sondern auch bedeutende Geldsummen.
Die evangelischen Stände, welche die Gefahr längst
schon vorausgesehen hatten, erklärten, um ihr zuvorzukom-
men, nun dem Kaiser den Krieg. Aber statt, um ihrer eig-
nen Selbstständigkeit willen, mit aller Kraft zusammen zu
halten, waren sie nicht unter sich einig. Der Pfalzgraf
Friedrich, der Markgraf Albrecht von Brandenburg und der
Herzog Moritz von Sachsen traten dem schmalkaldischen Bun-
de gar nicht bei. Auch waren die beiden Oberhäupter des
Bundes von ganz entgegengesetztein Charakter, der Churfürst
Johann Friedrich vonsachsen zu bedächtlich, der
Landgraf Philipp vonhessen rasch und unternehmend,
so daß sie, immer von verschiedener Meinung, weder durch-
greifend zusammenwirkten, noch die kühnen Entwürfe des
trefflichen Feldhauptmanns, Sebastian Schärtlin
von Burtenbach, befolgen mochten, welcher mit dem
Hecreshaufen der zum Bunde gehörigen Städte Augsburg,
Ulm, Heilbronn rc. die Tyrolcr Pässe nach Italien besetzt
hatte. — Als im Sommer 1546 das ganz wohlgerüstete
TM Hauptwörter (50): [T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst]]
TM Hauptwörter (100): [T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem]]
TM Hauptwörter (200): [T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T186: [Stadt Insel Hauptstadt Tunis Handel Afrika Land Hafen Küste Algier], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet]]
Extrahierte Personennamen: Karls_Vasall Karls Franz_I. Karl Karl Karl Karl Karl Karl Karl Karl Friedrich Friedrich Albrecht_von_Brandenburg Albrecht Moritz_von_Sachsen Johann_Friedrich Johann Friedrich Philipp Philipp Sebastian_Schärtlin
von_Burtenbach
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Bekanntlich hat der 19. Artikel der deutschen Bun-
desakte freien Handel und Verkehr in Deutschland ver-
sprochen; allein die Erfüllung dieses Versprechens zog sich
immer mehr in die Lange. Es blieb dem Gutachten ein-
zelner Staaten überlassen, was sie für die Handelsfreiheit
thun wollten. Die Zahl der Schlagbaume wuchs jährlich;
Ein Fürst nach dem andern erließ mehr oder weniger strenge
Zollgesetze. Die Klagen darüber wurden immer lauter und
vermehrten sich ins Unendliche. Mord und Todschlag zwischen
den Zollbeamten und Schleichhändlern waren nicht selten.
Da der Bundestag einen allgemeinen freien Handels-
verkehr nicht zu Stande bringen konnte, so entschlossen sich
endlich mehrere deutsche Regierungen sogenannte Zollvereine
unter sich zu errichten, wodurch der Verkehr zwischen die-
sen «Staaten so viel als möglich erleichtert wurde, lind ein
großer Schritt zur allgeincincn Vereinigung, nach der sich
die Völker sehnen, gethan war. — Oestreich blieb in sich
abgeschlossen; Preußen hingegen nahm Darmstadt, Anhalt
und Sondershausen in seinen Zollverband auf; Baiern,
Würtemberg und Hohenzollern traten für sich in einen be-
sondern Verband, vereinigten sich aber bald nachher mit
Preußen und Darmstadt. Hannover, Braunschweig, Kas-
sel und Oldenburg bildeten den mitteldeutschen Handels-
verein, so daß Baden, Mecklenburg und noch einige andere
kleinere Staaten allein standen. Mit dem Jahre 1832
ist auch Hessenkassel und Weimar dem preußisch - darmstadti-
schen Zollverein beigetrctcn, welches im Hanauischen tu-
multuarische Auftritte veranlaßte, wobei mehrere Menschen das
Leben verloren und einige Zollhäuser niedergebrannt wurden.
Die rheinisch - westindische Compagnie in Elberfeld dehnte
ihren Verkehr immer weiter aus, und machte nicht unbe-
deutende Geschäfte.
Die freie Schifffahrt auf dem Rhein bis ins Meer,
die von Holland so lange bestritten und gehemmt worden,
ist nach langwieriger Unterhandlung durch eine in Mainz
niedergesetzte Comniission 1831 zu Stande gekommen.
104. Die zweite französische Revolution,
Ende Juli 1830, und ihre Folgen.
Die ältere Linie der Bourbonen,, welche nach dem Sturze
Napoleons durch die verbündeten Machte wieder aus den
französischen Thron gelangte, hatte, obwohl Ludwig Xviii.
TM Hauptwörter (50): [T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung]]
TM Hauptwörter (200): [T174: [Preußen Sachsen Hannover Holstein Provinz Königreich Staat Oldenburg Braunschweig Dänemark], T67: [Preußen Bund Staat König Regierung Deutschland Verfassung Frankfurt Reichstag Bundestag], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T46: [Körper Blut Wasser Luft Haut Magen Herz Speise Muskel Mund]]
Extrahierte Personennamen: Oestreich Napoleons Ludwig_Xviii Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Darmstadt Sondershausen Baiern Würtemberg Darmstadt Braunschweig Oldenburg Baden Mecklenburg Hessenkassel Weimar Hanauischen Elberfeld Rhein Holland Mainz Napoleons