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1. Vaterländische Geschichte für den Schul- und Selbstunterricht - S. 109

1895 - Neu-Ruppin : Petrenz
— 109 — neue Schulen errichtet; in Ostpreußen, wo das Volk ganz besonders noch in tiefster Unwissenheit und Roheit dahinlebte, verdanken allein 1160 Landschulen der Fürsorge des Königs ihre Entstehung. Doch fehlte es immer an Lehrern, und die Landschulen mußten sich noch immer mit Tagelöhnern, Handwerkern und ausgedienten Unteroffizieren behelfen. Darum wandte Friedrich Wilhelm auch auf die Heranbildung eines tüchtigen Lehrerstandes die größte Sorgfalt. Auf seinen Reisen besuchte der König gar oft die Schulhäufer und wohnte dem Unterrichte bei, um sich persönlich von den Leistungen der Schüler und Lehrer zu überzeugen. Frömmigkeit und Wohlthätigkeit. Bei aller Rauheit seines Wesens war Friedrich Wilhelm doch ein wahrhaft frommer Mann. Wie er selbst den Gottesdienst regelmäßig besuchte, so verlangte er dasselbe auch von seiner Familie, seinen Offizieren und Beamten. Er stellte Feldprediger an, ließ unter das Volk und die Soldaten Erbauungsbücher verteilen und ermahnte die Geistlichen zu religiöser Duldsamkeit. Obwohl er von Herzen dem Protestantismus zugethan war, die evangelische Kirche in jeder Beziehung ehrte und stützte und sich überall der gedrückten Glaubensgenossen kräftig annahm, war er doch duldsam gegen Andersgläubige. Der aufrichtigen Frömmigkeit des Königs entsprang seine Wohlthätigkeit. In den Jahren der Teuerung ließ er seine Magazine öffnen, um den Hungernden billiges Brot zu verschaffen. Viele sehr segensreiche Anstalten verdanken ihm ihre Entstehung ober Erweiterung. So grünbete er das große Berliner Krankenhaus, die Eharite, und das große Potsdamer Militär-Waisenhaus, wodurch er sich ein bleibendes Denkmal geschaffen hat. Verhalten in auswärtigen Angelegenheiten. Obwohl Friedrich Wilhelm mit Leib und Seele Soldat war und eine der schlagfertigsten Armeeen besaß, so vermied er doch mit ängstlicher Sorgfalt, in die Welthändel verwickelt zu werden. Überhaupt kümmerte er sich so wenig wie möglich um die auswärtigen Verhältnisse, da seiner geraden, offenen Natur die Ränke und Schliche der Diplomaten zuwider waren. Dessenungeachtet hat er sein Land durch eine wichtige Erwerbung ansehnlich vergrößert. Bald nach seinem Regierungsantritte erwarb er im Frieden zu Utrecht, womit der spanische Erbsolgekrieg abschloß, das Oberquartier Geldern, ein fruchtbares Ländchen im heutigen Regierungsbezirk Düffeldorf, das 50000 gewerbfleißige Einwohner zählte. Zu gleicher Zeit mit dem spanischen Erbfolgekriege war der nordische Krieg ausgebrochen, den Peter I. von Rußland und die Könige von Dänemark und Sachsen gegen den jugendlichen, aber kriegstüchtigen und tapferen Schwedenkönig Kart Xii.

2. Vaterländische Geschichte für den Schul- und Selbstunterricht - S. 121

1895 - Neu-Ruppin : Petrenz
— 121 — Verbesserung des Heeres. Da der König von vornherein die Befürchtung hegte, Maria Theresia, die nur mit Widerstreben in die Abtretung Schlesiens gewilligt hatte, könne ihm das neu erworbene Land wieder zu entreißen suchen, so arbeitete er nach dem Friedensschluß fortgesetzt an der Vermehrung und Verbesserung des Heeres, namentlich der Kavallerie, die zwar während des Krieges schon bedeutende Fortschritte gemacht, aber sich der österreichischen noch nicht ebenbürtig gezeigt hatte. Mehrere Hnsaren-Regimenter, die als leichte Kavallerie gegen die Kroaten und Panduren der Österreicher Verwendung finden sollten, wurden neu formiert. Um die Ausbildung dieser neuen Truppe hat sich besonders Oberst (später General) von Zieten sehr verdient gemacht. Bald sollte das Heer zu neuen Thaten berufen werden. Erwerbung von Ostfriesland. Vorher aber machte Friedrich noch eine Erwerbung auf friedlichem.wege, indem Ostfriesland an Preußen fiel. Schon Friedrich Iii. erhielt 1695 gegen Abtretung des Kreises Schwiebus die Anwartschaft auf dieses Land, das dann, nachdem der letzte Fürst von Ostfriesland im Jahre 1744 ohne männliche Nachkommen starb, von Friedrich Ii., ehe noch andere Bewerber mit ihren Ansprüchen auftreten konnten, in Besitz genommen wurde. Das Fürstentum zählte 54 Quadratmeilen mit 97000 Einwohnern und war wegen feiner Lage an der Nordsee für Preußen von großer Wichtigkeit. Der zweite schlesische Krieg. Veranlassung. Inzwischen hatte Maria Theresia, von den Ungarn auss kräftigste unterstützt, mit gutem Erfolge den Kampf gegen Frankreich und Karl von Bayern, der inzwischen als Karl Vii. zum beutfchen Kaiser gekrönt worben war, fortgesetzt und die Feinde bis an den Rhein zurückgedrängt. Sie schloß mit England, Holland und Sardinien ein Schutz- und Trutzbündnis zur Behauptung aller ihrer Staaten. Da auch Sachsen diesem Bunde beitrat, so war Friedrich mit Recht um Schlesien besorgt. Er nahm daher die Unterstützung des deutschen Kaisers zum Vorwanbe und rückte im August 1744 mit 80000 Mann kaiserlicher Hilfsvölker in Böhmen ein. Krieg. Prag wurde von allen Seiten eingeschlossen und nach kurzer Belagerung mit Sturm genommen. Die Preußen drangen von hier weiter nach Süden vor, sahen sich aber wegen Mangels an Lebensmitteln, schlechter Witterung und der Feindseligkeit der Bewohner genötigt, sich nach Schlesien zurückzuziehen, wohin ihnen die Österreicher folgten. Hier

3. Vaterländische Geschichte für den Schul- und Selbstunterricht - S. 167

1895 - Neu-Ruppin : Petrenz
— 167 - Auch Blücher rettete feine Ehre. Mit einem kleinen Corps schlug er sich bis Lübeck durch und leistete in den verfallenen Festungswerken der Stadt den tapfersten Widerstand, bis er aus Mangel an Brot und Munition bei Ratkau mit allen Ehren kapitulierte (7. November). Im Gegensatze zu ihm hatte der Fürst Hohenlohe nach der Schlacht von Jena und Auerstädt, von den Franzosen verfolgt und umzingelt und über die wirkliche Stärke der Feinde getäuscht, sich mit den Trümmern seines geschlagenen Heeres auf freiem Felde bei Preuzlau gefangen nehmen lassen. Nun stand Napoleon der Weg nach Berlin offen. Am 27. Oktober hielt er dort seinen Einzug und schlug sein Hauptquartier im königlichen Schlosse auf. Zwar hatten die Bürger noch eine Gegenwehr versuchen wollen, aber der Gouverneur von Berlin ermahnte die Bevölkerung zur Ruhe, indem er den berüchtigten Befehl gab: „Ruhe ist die erste Bürgerpflicht. Ich fordere hierzu alle Einwohner Berlins auf!" So konnte Napoleon ungehindert in die Hauvtstadt einziehen. Die Viktoria mit dem Viergespann auf dem Brandenburger Thore sandte er nach Paris. Ans den königlichen Schlöffern wurden die wertvollsten Gegenstände und teuersten Andenken, darunter die ans Friedrichs des Großen Schlachten heimgebrachten Siegeszeichen, geraubt. Auch die in den Zeughäusern aufgehäuften Vorräte fielen den Feinden in die Hände. Die Staatskassen hatte der Freiherr von Stein vorher noch rechtzeitig in Sicherheit gebracht. Der gebeugte Monarch hatte sich nach Küstrin geflüchtet, wo er mit seiner Gemahlin und seinen Kindern zusammentraf. Von hier aus setzte die königliche Familie die Flucht nach Königsberg fort. Gerne hätte Friedrich Wilhelm, da auch Sachsen als Königreich dem Rheinbünde beitrat und Napoleon 20 000 Mann Hilfstruppen stellte, nun mit Frankreich Frieden geschlossen, aber der übermütige Sieger wollte von ehrenhaften Friedensbedingungen nichts wissen. Um, wie er hoffte, einen tödlichen Streich gegen England zu führen, erließ er von Berlin aus die sogenannte Kontinentalsperre, wodurch aller Handel und Verkehr mit England streng untersagt wurde. Nachdem er die Marken und Pommern besetzt hatte, rief er die Polen zum Aufstande und nahm dann ihr Land in Besitz. Hierauf zog er über die Weichsel und rückte gegen Preußen vor. Inzwischen hatten sich die Trümmer des preußischen Heeres mit einem russischen Hilfsheere vereinigt. Bei Preußisch-Eylau kam es am 7. und 8. Februar 1807 zu einer blutigen Schlacht, in der sich beide Heere, welche mit ruhmreicher Tapferkeit gefochten hatten, den Sieg zuschrieben. Jetzt bot Napoleon dem Könige von Preußen vorteilhafte Friedensbedingungen an, wenn er bereit sei, von dem russischen Bündnisse

4. Vaterländische Geschichte für den Schul- und Selbstunterricht - S. 181

1895 - Neu-Ruppin : Petrenz
— 181 — Jerome von Westfalen abgesehen hatte; aber der von ihm geführte Hansen war des Krieges zu ungewohnt und zerstob bei dem ersten Angriffe der Feinde. Dörnberg kam, als Bauer verkleidet, nach mancherlei Abenteuern zum Herzoge Friedrich Wilhelm von Braunschweig, den er eine Zeit lang begleitete, bis er sich zuletzt in preußischen Militärdiensten eine ehrenvolle Stellung errang. Major Ferdinand von Schill, ein tapferer Held, der sich bei der Verteidigung von Kolberg besonders hervorgethan hatte, führte fein Regiment aus Berlin und erließ einen feurigen Aufruf, um das Volk zu einer allgemeinen Erhebung zu begeistern, doch ohne Erfolg. Nach vielen planlosen Kreuz- und Querzügen schlug er sich mit feiner Freischar bis nach Stralsund durch, um sich dort gegen die Feinde zu verteidigen. Er wurde aber nach einem harten Kampfe von der feindlichen Übermacht überwältigt und starb den Heldentod. Der Rest feiner Waffengefährten geriet in Gefangenschaft. Die Offiziere wurden in Wesel erschossen, die Gemeinen auf französische Galeeren gebracht. Ebenso erfolglos wie das Unternehmen des Majors von Schill erwies sich der von dem Herzoge Friedrich Wilhelm von Braunschweig mit einer tapferen Schar schwarzer Husaren auf eigene Hand unternommene Krieg gegen Sachsen. Der heldenmütige Herzog schlug sich mit feiner „schwarzen Schar" zwar bis an die Nordsee durch, wurde dann aber genötigt, sich mit seinen Gefährten nach England einzuschiffen, um dort bessere Zeiten abzuwarten. So hatte denn das kühne Unternehmen der vorgenannten Männer einen unglücklichen Ausgang genommen, aber dessenungeachtet war dasselbe nicht ohne Bedeutung; es gab ein schönes Beispiel der Thatkraft, die in dem deutschen Volke schlummerte und die nur angefacht zu werden brauchte, um zur mächtigen Flamme der Begeisterung emporzulodern. Erzwungenes Bündnis mit Frankreich. Die Stunde der Befreiung unseres Vaterlandes war indessen noch nicht gekommen. Friedrich Wilhelm hätte sich zwar gerne mit dem Kaiser Alexander zum Kampfe gegen den kühnen Eroberer verbündet, aber mit Rücksicht darauf, daß die gewaltigen Heere der Franzosen schon an feinen Grenzen standen, die Russen dagegen noch zu entfernt waren, nm ihn gegen den ersten Stoß jener Übermacht zu unterstützen, ließ er sich durch die Drohungen Napoleons zu einem Bündnis mit Frankreich nötigen, das am 5. März 1812 in Paris geschlossen wurde. In demselben verpflichtete er sich, den Durchzug der französischen Truppen durch sein Land zu gestatten und außerdem ein Hilfscorps von 20000 Mann zu stellen. Nach kurzer Zeit erfüllten die französischen Heere unser schwergeprüftes Vaterland und lebten darin ganz nach Feindes Art.

5. Vaterländische Geschichte für den Schul- und Selbstunterricht - S. 184

1895 - Neu-Ruppin : Petrenz
— 184 — gefürchtet. Diese Freischar, deren Glieder eine schwarze Uniform und einen Totenkopf an der Mütze trugen, führte den bezeichnenden Namen „Schar der Rache". Die edelsten Jünglinge, besonders viele Studierende, meldeten sich zur Aufnahme in dieselbe. Auch der jugendliche Dichter-Theodor Körner trat, die Leier mit dem Schwerte vertauschend, unter die Lützowsche Freischar und begeisterte alle gleichgesinnten deutschen Jünglinge durch seine schwungvollen Kriegslieder („Leier und Schwert") aufs höchste. Bündnis zu Kalisch; Kriegserklärung; „Aufruf an mein Volk". Der König, gerührt über die Opferfreudigkeit seiner Unterthanen, entschloß sich nun zu einem entscheidenden Schritte. Er schloß am 28. Februar mit Rußland den Vertrag zu Kalisch, tu welchem Kaiser Alexander sich verpflichtete, „die Waffen nicht eher niederzulegen, bis Preußen in dem Umfange und mit der Kraft, die es vor 1806 besessen, wieder hergestellt sei". Diesem Bündnis trat auf Scharnhorsts Vermittlung auch England bei. Nachdem Friedrich Wilhelm am 10. März, dem Todestage der unvergeßlichen Königin Luise, als Sinnbild der Tapferkeit für den bevorstehenden Kampf das Eiserne Kreuz gestiftet hatte, erfolgte am 16. Marz die Kriegserklärung an Frankreich. Am folgenden Tage erließ der König den ewig denkwürdigen „Aufruf an mein Volk": „So wenig für mein treues Volk als für Deutsche bedarf es einer Rechenschaft über die Ursachen des Krieges, welcher jetzt beginnt. Klar liegen sie dem unverblenbeteu Europa vor Augen. Wir erlagen unter der Übermacht Frankreichs. Der Friebe, der die Hälfte meiner Unterthanen mir entriß, gab uns seine Segnungen nicht, beim er schlug uns tiefere Wunden als selbst der Krieg. Das Mark des Landes war ausgesogen. Die Hauptfestungen blieben vorn Feinde besetzt; der Ackerbau war gelähmt, so wie der sonst so hoch gebrachte Kunstfleiß unserer Städte. Die Freiheit des Handels war gehemmt und baburch die Quelle des Erwerbes und des Wohlstaubes verstopft. Das Land war ein Raub der Verarmung. Durch die strengste Erfüllung eingegangener Verbinblichkeiten hoffte ich meinem Volke Erleichterungen zu bereiten und den französischen Kaiser endlich zu überzeugen, daß es sein eigener Vorteil sei, Preußen seine Unabhängigkeit zu lassen. Aber meine reinsten Absichten würden durch Übermut und Treulosigkeit vereitelt, und nur zu deut« lich sahen wir, daß des Kaisers Verträge mehr noch wie seine Kriege uns langsam verderben mußten. Jetzt ist der Augenblick gekommen, wo alle Täuschung über unsern Zustand aufhört. Brandenburger, Preußen, Schlesier, Pommern, Litauer! Ihr wißt, was Ihr seit sieben Jahren erduldet habt; Ihr wißt, was Euer trauriges Los ist, wenn wir den beginnenden Kampf nicht ehrenvoll enden. Erinnert Euch an die Vorzeit, an den großen Kurfürsten, den großen Friedrich! Bleibet eingedenk der Güter, die unter ihnen unsere Vorfahren blutig erkämpften: Gewissensfreiheit, Ehre, Unabhängigkeit, Handel, Kunstfleiß

6. Vaterländische Geschichte für den Schul- und Selbstunterricht - S. 226

1895 - Neu-Ruppin : Petrenz
— 226 — abgeschlossen, der vom 12. Mai bis 26. Juni dauerte. Da jedoch die eingeleiteten Friedensverhandlungen zu keinem Ergebnis führten, so nahm der Krieg seinen Fortgang. Übergang nach Alsen. An Stelle des alten Feldmarschalls von Wrangel übernahm jetzt der ritterliche Prinz Friedrich Karl den Oberbefehl. Es galt nur noch, die Dänen aus ihrer festen Stellung auf der Insel Alsen, von wo aus sie das Festland von Schleswig bedrohten, zu vertreiben. Der preußische General Herwarth von Bittenfeld unternahm mutig dieses kühne Wagnis. Am 29. Juni, nachts 2 Uhr, ließ er in möglichster Stille seine Truppen in einer Menge von Kähnen an vier Stellen gleichzeitig über den Alsensund setzen. Trotz des heftigen Geschütz-uud Gewehrfeuers der Feinde, die das Herannahen der Preußen erst ziemlich spät bemerkten, wurde die Landung glücklich bewerkstelligt. Mit „Hurra!" ging es die steile Uferwand hinauf, auf die Schützengräben zu. Es entspann sich noch ein heftiger Kampf, aber binnen wenigen Stunden war die ganze Insel in den Händen der Preußen. Fast das gesamte dänische Heer wurde gefangen genommen. Wieder hatten die Preußen in kurzer Zeit eine der glänzendsten Waffenthaten vollbracht. Der Friede. Nachdem das letzte Bollwerk der Dänen zertrümmert war, baten dieselben um Frieden. Dieser kam am 30. Oktober 1864 in Wien zustande. Dänemark mußte die drei Herzogtümer Schleswig, Holstein und Lauenburg an Preußen und Österreich abtreten. Einstweilen wurden diese Länder von den Siegern gemeinschaftlich verwaltet. Im Vertrage zu Gastein (14. August 1865) einigten sich beide Regierungen aber dahin, daß Preußen Schleswig, Österreich dagegen Holstein verwaltete. Lauenburg ging gegen eine Geldentschädigung von 2vs Millionen Thalern in den alleinigen Besitz von Preußen über. Der deutsche Krieg von 1866. Ursache und Ausbruch des Krieges. Die Erwerbung der Elbherzogtümer sollte für Preußen und Österreich bald die Veranlassung zum Ausbruche eines Krieges werden. Österreich, das schon lange auf Preußens wachsende Macht eifersüchtig war, wollte nämlich aus Schleswig-Holstein einen neuen Kleinstaat bilden und begünstigte daher die angeblichen Erbansprüche des Prinzen Friedrich von Augustenlmrg auf die Herrschaft in diesen Ländern, wogegen die preußische Regierung ein Recht desselben nicht anerkannte. Es kam daher zu lebhaften Verhandlungen zwischen den Höfen in Berlin und Wien. Plötzlich rüstete Österreich und stellte die Entscheidung über die schleswig-holsteinische Angelegenheit

7. Vaterländische Geschichte für den Schul- und Selbstunterricht - S. 233

1895 - Neu-Ruppin : Petrenz
— 233 — überdrüssig sei, als gewaltsamer Vermittler auftreten und wichtige Eroberungen am Rhein und in Belgien machen könne. Aber er hatte sich gründlich getäuscht. Preußen, auf dessen Niederlage er wohl im stillen gerechnet hatte, war als Sieger aus dem Kampfe hervorgegangen und hatte durch seine glänzenden Waffenthaten sich einen kriegerischen Ruhm erworben, der selbst den des ersten Napoleon überstrahlte; Deutschland aber war einiger und stärker als je zuvor. Die Eitelkeit des französischen Volkes konnte es nun nicht ertragen, sich in der Waffenehre von einem anderen Volke überflügelt zu sehen; es verlangte daher „Rache für Sadowa" und forderte als Entschädigung für Preußens Erhebung den Besitz der linken Rheinfeite. Als diese Forderung von dem ritterlichen Könige Wilhelm natürlich abgelehnt wurde, sann Kaiser Napoleon, der durch einen glücklichen Krieg seinen wankenden Thron glaubte neu befestigen zu können, auf Mittel und Wege, den Kampf mit Preußen aufzunehmen, zu dem er bereits feit einigen Jahren bedeutende Vorbereitungen getroffen hatte. Endlich bot sich Gelegenheit, den lange gewünschten Krieg vom Zaune zu brechen. Im Jahre 1868 hatte das spanische Volk seine Königin Jsabella vom Throne gestoßen, und nachdem es sich vergebens um einen neuen König bemüht hatte, trug es dem Erbprinzen Leopolb vonhohenzollern, einem entfernten Verwanbten des preußischen Herrscherhauses, die Königskrone an. Hierüber war Frankreich, das eine Schäbigung feiner Ehre und eine Vergrößerung der preußischen Macht befürchtete, sehr entrüstet. Der Kaiser Napoleon sanbte seinen Botschafter, den Grafen Benedetti, zu dem preußischen König, der gerade in dem im waldigen, berg-umschlossenen Thäte der Lahn gelegenen Bade Ems weilte, und stellte an ihn die Forderung, dem Prinzen Leopold die Annahme der spanischen Königskrone zu verbieten. Natürlich wies König Wilhelm dies Ansinnen zurück, da er kein Recht habe, den freien Entschließungen des Prinzen irgend welchen Zwang anzuthun. Als nun Prinz Leopold, um nicht die Ursache eines Krieges zu werden, freiwillig auf den Königsthron ver- zichtete, schien die Angelegenheit beseitigt. Da verlangte der französische Botschafter plötzlich, König Wilhelm solle das Versprechen geben, „daß er die Kanbibatur des Prinzen für die spanische Krone in Zukunft niemals wieber zulassen werbe". Auch biefe schamlose Zumutung wies König Wilhelm mit Entrüstung zurück, inbem er dem Gesanbten durch seinen Begleiter die Antwort geben ließ, er habe ihm in biefer Angelegenheit nichts weiter mitzuteilen. Das französische Volk erblickte in biefer Ab- fertigung seines Gesanbten eine Verletzung der Ehre Frankreichs, die nur durch Blut gesühnt werben könne. „Krieg! jubelten des Kaisers Freunbe

8. Vaterländische Geschichte für den Schul- und Selbstunterricht - S. 246

1895 - Neu-Ruppin : Petrenz
— 246 — mußte denn Paris, nachdem die Deutschen aus die stolze Stadt ein gewaltiges Bombardement eröffnet hatten und die Hungersnot immer schrecklicher geworden war, am 28. Januar kapitulieren. Die Forts von Paris und sämtliche Waffen der Verteidigungsarmee wurden an die Deutschen ausgeliefert; die Truppen blieben in der Stadt kriegsgefangen. Letztere mußte außerdem 200 Millionen Franken Kriegssteuer zahlen. Gleichzeitig wurde ein vierzehntägiger Waffenstillstand abgeschlossen, damit während desselben eine französische Nationalversammlung berufen würde, die über Krieg oder Frieden entscheiden sollte. Der Friede. Nun war der Krieg zu Lande überall glorreich für Deutschland beendigt; auch die französische Flotte konnte, obwohl sie in die Ostsee eingelaufen war, einen nennenswerten Erfolg nicht aufweisen. Trotz aller Drohuugeu hatte sie es nicht gewagt, irgend eins der unter der Leitung des Generals Vogel von Falckenstein in den kräftigsten Verteidigungszustand gesetzten deutschen Küstenländer anzugreifen. Die Unmöglichkeit längeren Widerstandes einsehend, sehnten sich die Franzosen endlich nach Frieden. Eine sofort zusammenberufene Nationalversammlung, die in Bordeaux tagte, wohin die Regierung sich von Tours geflüchtet hatte, ernannte den alten Thiers zum einstweiligen Leiter der Regierung und beauftragte ihn, in Gemeinschaft mit I. Favre Friedensunterhandlungen anzuknüpfen. Schon am 26. Febrnar kam der Friedens-Prüliminar-Vertrag von Versailles zustande, der am 2. März durch die Nationalversammlung zu Bordeaux bestätigt wurde. Am Tage vorher hatten 30 000 deutsche Truppen durch den Triumphbogen einen siegreichen Einzug in die französische Hauptstadt gehalten, um den stolzen Parisern den thörichten Wahn zu nehmen, daß die Deutschen die „heilige Stadt" nicht betreten dürften. Nachdem Kaiser Wilhelm den Friedensoertrag vollzogen hatte, verkündigte er dies freudige Ereignis mit den Worten: „So weit ist also das große Werk vollendet, welches durch siebeumonatige siegreiche Kämpfe errungen wurde, dank der Tapferkeit, Hingebung und Änsdaner des unvergleichlichen Heeres in allen seinen Teilen und der Opferfreudigkeit des Vaterlandes. Der Herr der Heerscharen hat überall unser Unternehmen sichtlich gesegnet und diesen ehrenvollen Frieden in seiner Gnade gelingen lassen; ihm die Ehre, der Armee und dem Vaterlande meinen Dank!" Die Friedensbedingungen waren folgende: Frankreich mußte Elsaß und Lothringen mit Ausnahme von Belfort an Deutschland abtreten und außerdem vier Milliarden Mark Kriegskosten zahlen. Bis die Zahlung geschehen, sollte eine deutsche Armee einen Teil Frankreichs auf Kosten des Landes besetzt halten. Dieser vorläufige Friedensschluß

9. Vaterländische Geschichte für den Schul- und Selbstunterricht - S. 287

1895 - Neu-Ruppin : Petrenz
— 287 — Exerzierplätze viel Zeit in Anspruch genommen hatte, fielen fort. Bald darauf wurde die Frage der Infanterie-Bewaffnung einer Lösung entgegengeführt, und das jetzige vorzügliche kleinkalibrige Gewehr M/88, sowie das rauchlose Pulver eingeführt. Die Feldartillerie erhielt im Frühjahr 1889 gleichfalls ein neues Reglement. In der gesamten Kavallerie wurde die bis dahin nur von den Ulanen gebrauchte Lanze eingeführt, um hauptsächlich dem ersten Anprall der Reitermassen im Gefecht eine größere Wucht zu geben. Allmählich war die Vermehrung des Heeres zur unaufschiebbaren Notwendigkeit geworden, wenn Deutschland nicht gegen seine Nachbarn im Osten und Westen zurückstehen wollte. Deutschlands Lage zwischen Rußland und Frankreich erfordert ja an und für sich schon eine größere Kriegsbereitschaft. So unterzeichnete Kaiser Wilhelm am 27. Januar 1890 eine Kabinettsordre, nach der größtenteils durch Zusammenstellung bereits vorhandener Truppenteile zwei neue Armeecorps gebildet wurden. Eine abermalige Verstärkung des Heeres wurde im Jahre 1893 nötig, da die politische Lage immer ernster geworden war. Der Gesetzentwurf, den die Regierung dem Reichstage infolgedessen vorlegte, setzte die Friedensstärke des deutschen Heeres auf 492068 Mann fest. Das Mehr gegen früher konnte nur dadurch gedeckt werden, daß alle Diensttauglichen herangezogen werden sollten, was bisher lange nicht geschehen war. Um die Opfer, welche die neue Heeresverwaltung dem Volke auferlegte, nach Möglichkeit aufzuwiegen, war für die Infanterie die Einführung der zweijährigen Dienstzeit ins Auge gefaßt. Als die Mehrheit des Reichstages hierfür nicht zu haben war, wurde derselbe ausgelöst. Der neue Reichstag setzte im wesentlichen die Friedensstärke des Heeres so fest, wie die Regierung sie vorgeschlagen hatte. Die Friedenspräsenzstärke des deutschen Heeres beträgt gegenwärtig 479229 Mann, und zwar sind formiert: die Infanterie in 538 Bataillone und 173 Halbbataillone, die Kavallerie in 465 Eskadrons, die Feldartillerie in 494 Batterieen, die Fußartillerie in 37 Bataillone, die Pioniere in 23 Bataillone, die Eisenbahntruppen in 7 Bataillone und der Train in 21 Bataillone (Ges. v. 3. 8. 1893). Trotzdem Kaiser Wilhelm ein echter Friedensfürst ist, hat er doch eine wichtige — allerdings unblutige — Erwerbung gemacht. Im Jahre 1890 schloß nämlich das Deutsche Reich mit England einen Vertrag, durch welchen gegen Abtretung eines neuermorbenen Gebietes in Ostafrika (Wttuland) die Insel Helgoland zurmerroorben und damit dem Reiche ein altdeutsches Land, der deutschen Kriegsflotte ein roichtiger Stützpunkt in der Nordsee geroonnen rnnrde.

10. Vaterländische Geschichte für den Schul- und Selbstunterricht - S. 77

1895 - Neu-Ruppin : Petrenz
— 77 — Seine Kriege. Teilnahme am dreißigjährigen Kriege. Friedrich Wilhelm, der durch die Gründung eines ihm allein ergebenen Heeres dem Kaiser gegenüber freier geworden war, that nun sofort die nötigen Schritte, um mit den Schweden ein friedliches Verhältnis anzubahnen. Er schloß mit ihnen einen zweijährigen Waffenstillstand, nach welchem jeder Teil vorläufig das behielt, was er besaß. Den Kaiser, dem die eigenmächtige Handlungsweise des Kurfürsten mißfiel, wußte er durch Lift zu beruhigen. Er vermehrte sein Heer allmählich bis auf 8000 Mann, trat aber während der ferneren Dauer des Krieges weder auf die Seite der Schweden noch auf die der Kaiserlichen, um mit Hilfe seiner Heeresmacht bei dem Friedensschlüsse möglichst günstige Bedingungen zu erzielen. Inzwischen war man in ganz Deutschland des langen Krieges müde geworden und sehnte sich nach Frieden, der endlich im Jahre 1648 zu Münster und Osnabrück geschlossen wurde. Es gelang dem Kurfürsten indessen nicht, die Herrschaft über ganz Pommern zu erlangen, auf welches Land er nach des alten Herzogs Tode berechtigte Ansprüche hatte. Er bekam nur Hinterpommern und Kammin, sowie die Stifter Halberstadt, Magdeburg und Minden als weltliche Fürstentümer. Wenn er auch für den Verlust in Pommern reichlich entschädigt war, so schmerzte es ihn tief, daß er die pommerfchen Küstenländer nicht erhielt, weil er schon damals den kühnen Plan gefaßt hatte, Preußen zu einer Seemacht zu erheben. Die Erwerbung der schönen Länder im Innern Deutschlands aber war, was man allerdings erst später anerkannte, insofern von hoher Bedeutung, als durch dieselben das bis dahin von Brandenburg gänzlich getrennte Herzogtum Preußen mit dem mittleren Deutschland in eine immer innigere und folgenreichere Berührung kam. Der schwedisch-polnische Krieg. In Schweden legte Königin Christine, die Tochter Gustav Adolfs, im Jahre 1654 freiwillig die Krone nieder, welche nun an den von ihr zum Nachfolger bestimmten Herzog Karl Gustav von Pfalz-Zweibrücken, ihren Vetter, überging. Da aber aiich der König Johann Kasimir von Polen Ansprüche auf den schwedischen Thron machte, kam es zwischen beiden zu einem Kriege. Friedrich Wilhelm suchte in demselben zuerst den Frieden zu vermitteln. Die Schweden indessen zogen durch Pommern und die Neumark nach Polen, welches Land sie schnell besetzten. Als sie hierauf auch den Kurfürsten bedrängten, der einstweilen nur sein Herzogtum Preußen zu schützen gesucht hatte, sah sich dieser genötigt, den Vertrag zu Königsberg zu schließen, durch welchen
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