42 Die Wirtschaftsreiche der Erde und ihre Bedeutung für Deutschland.
dem Weltmarkte geltend zu machen. Für die Teilnahme am
Welthandel haben diese Staaten fast sämtlich, mit Ausnahme der Schweiz
und Österreich-Ungarns, eine güustige Lage. England liefert auf
deu Weltmarkt feine Jndnstrieerzengnisse, die Waren anderer Länder
und die Erzeugnisse feines riesigen Kolonialreiches, während es große
Mengen von Nahrungsmitteln und industrielle!: Rohstoffen braucht.
Deutschland ist im Bezug industrieller Rohstoffe noch stärker als
England vom Weltmarkte abhängig, weniger aber in der Volksernäh-
rung; es führt sogar bedeutende Mengen Zucker aus. Seine Ausfuhr
besteht aber wie bei England hauptsächlich iu Jndnstrieerzeuguissen.
Frankreich zieht ebenso aus seinem Pflanzenbau wie aus seinen
industriellen Erzengnissen großen Nutzen; Hauptgegenstände seiner Ans-
fuhr sind Wein und Mode- und Luxuswaren. Belgien führt besonders
industrielle Erzeugnisse, Holland Erzeugnisse aus seinen Kolonien, Öfter-
reich-Ungarn Holz, Getreide, Vieh und Zncker,die Schweiz kondensierte
Milch, Käse und industrielle Erzeugnisse, Dänemark Milch, Butter und
Vieh, Norwegen Fische und Holz, Schweden Holz und Eisenerze aus.
f) Die Bedeutung des Wirtschaftsreiches für Deutschland.
Unser Vaterland hat zu deu Ländern Mittel- und Nordwesteuropas
eine sehr günstige Lage. Es liegt ziemlich in der Mitte derselben,
stößt mit sechs von ihnen, nämlich mit Österreich-Ungarn, der Schweiz,
Frankreich, Belgien, Holland und Dänemark, unmittelbar zusammen
und ist von den übrigen, von England, Norwegen und Schweden, nur
durch ein schmales Meeresgebiet getrennt. Kein anderer Staat
Europas hat eine solch' günstige Lage zu den übrigen
Staaten. Es kann also Deutschland vieles Fehlende aus unmittel-
barer Nähe beziehen, und ebenso kann es an seine Nachbarn viele
Waren absetzen. Außer dieser Gunst des Nahverkehrs fällt noch
ein anderer Umstand fehr ins Gewicht. In einigen Nachbarstaaten,
in Österreich-Ungarn und der Schweiz, besteht ein großer Teil der
Bevölkerung ans Deutschen, die übrigen Staaten, mit Ausnahme
von Frankreich, sind vorwiegend oder ausschließlich von stammver-
wandten Völkern bewohnt, und in allen Staaten wohnen viele
Reichsdeutsche, die die Fäden des Handels knüpfen und festigen.
Den bedeutendsten Handelsverkehr unterhält Deutschland mit
Großbritannien oder England, mit Österreich-Ungarn, Frank-
reich, den Niederlanden oder Holland. Belgien und der Schweiz.
Der Warenaustausch mit Euglaud steht an der Spitze, weil dieses
deutsche Waren nicht nur selbst in großer Menge verbraucht, sondern
auch Welthandel mit ihnen treibt.
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland England Deutschland England England Frankreich Holland Norwegen Schweden Deutschland Nordwesteuropas Frankreich Belgien Holland England Norwegen Schweden Europas Deutschland Österreich-Ungarn Schweiz Frankreich Deutschland England Holland Schweiz
Deutschlands Weltstellung im Vergleich p den wichtigsten anderen Staaten. 99
wiegend im Dienste des Weltverkehrs, während andere Staaten
die meisten Schiffe im Küstenverkehr beschäftigen müssen. (Welche sind
die beiden größten deutschen Schiffahrtsgesellschaften? Wo haben sie
ihren Sitz?)
Iii.
Deutschlands Weltstellung
im "Vergleich zu den wichtigsten anderen Staaten.
Der Wettbewerb auf dem Gebiet des Welthandels und des § 51.
Weltverkehrs wird sich iu Zukunft hauptsächlich zwischen 6 Staaten
der Erde abspielen, zwischen England, den Vereinigten Staaten
Nordamerikas, Deutschland, Frankreich, Rußland und Japan.
1. England steht unter den 6 Handelsmächten an der Spitze. Es
hat eine sehr günstige Meereslage (weise dies nach!), besitzt eine sehr
leistungsfähige Industrie, verfügt über ein ungeheures Kolonial-
reich, besitzt die größte Handels- und stärkste Kriegsflotte und
hat sich für diese überall gut gelegene Stützpunkte gesichert. (Zähle
die englischen Kolonien und die Stützpunkte der englischen Seemacht
auf! Welche Verkehrswege beherrscht England?)
2. Die Bereinigten Staaten von Nordamerika besitzen kein aus-
gedehntes Kolonialreich; aber im eigenen Lande stehen einer hochent-
wickelten Industrie größere natürliche Hülssmittel zur Ver-
fügung. Die Weltlage ist nicht so günstig wie die Englands. Gleich
England ist es aber unangreifbar.
3. Deutschland, deffeu Handelsverkehr sich ebenfalls auf eine hoch-
entwickelte Industrie stützen kann, steht in der Gunst der Meeres-
läge hinter England zurück, doch nicht soweit, als man gewöhnlich
anzunehmen Pflegt. Trotz des schmalen holländifch-belgischen Zwischen-
larides ist es eine atlantische Macht (nachzuweisen!). Für den Handels-
verkehr mit den europäischen Völkern hat es sogar als Kernstaat
Europas eine bevorzugte Lage. Im Vergleich zu England besitzt
Deutschland aber nur ein kleines Kolonialreich. Auch geht ihm die Guust
der fast unangreifbaren Jnsellage Englands ab, vielmehr liegt es gleichsam
in der Pressnng zwischen zwei mächtigen Staaten, zwischen Frankreich
und Rußland.
4. Frankreich hat in Europa eine günstigere Lage als Deutsch-
land, da es nur auf der einen Seite einen mächtigen Gegner hat. (Zeige
dies!) Seine Meereslage ist ebenfalls günstiger; denn es stößt mit
7 *
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Deutschlands England Vereinigten_Staaten
Nordamerikas Deutschland Frankreich Japan England Nordamerika Englands England Deutschland England Europas England Deutschland Englands Frankreich Frankreich Europa
198 Das Mündungsgebiet des Rheines, der Maas und der Scheide.
Tasmania und Neuseeland entdeckend und ein grosses Kolonial-
reich gründend. Die Schätze der Welt strömten in das Mutter-
land, das die Fäden des Handels in seiner Hand hielt, und es
entwickelte sich ein grosser Wohlstand. Holland wurde die
erste Handels- und Geldmacht der Welt. Der Verfall der
politischen Macht trat ein, als es in der Mitte des 18. Jahr-
hunderts die Vorherrschaft zur See an England verlor. Im
Jahre 1795 wurde Holland zur Batavischen Republik erklärt
und 1810, nachdem es kurze Zeit wieder als Königreich unter
einem Bruder Napoleons bestanden hatte, der französischen
Republik einverleibt. Auf dem Wiener Kongresse wurde aber
das vereinigte Königreich der Niederlande und Belgien
wieder hergestellt, bis 1830 die Trennung der beiden Staaten
stattfand.
In Belgien gelangte der von den Vlamländern bewohnte
Teil des Landes, das fruchtbare und an das Meer grenzende
Flandern, schon frühzeitig zu einer hohen wirtschaftlichen
Blüte und politischen Macht. Den flandrischen Städten
gab der Anschluss an den zur Zeit so mächtigen Hansabund
einen starken Rückhalt. Die Stadt Brügge war eine Zeit lang
die erste Handelsstadt Europas. Durch die steten Anschwem-
mungen an der belgischen Küste büsste die Stadt allmählich ihre
günstige Meereslage ein. Andere ungünstige Umstände, das Sinken
der Macht des Hansabundes, mehr aber noch religiöse und
politische Wirren, die den grössten Teil der trefflich geschulten
Weber zur Auswanderung, besonders nach England, nötigten, be-
schleunigten den Verfall. Ein ähnliches Geschick hatte das eben-
falls sehr mächtige Gent. Die flandrischen Städte konnten zusammen
es wagen, mit mächtigen Königen Krieg zu führen. Bei Kortryk
wurde von ihren tapfern Zünften, die zusammen mit den übrigen
Bürgern 100000 Mann ins Feld stellten, das gewaltige Heer des
Königs Philipp von Frankreich vernichtend geschlagen.
Der Glanz der grossen Vergangenheit ist geschwunden. Eine
Gegenwart, die zwar weniger glanzvoll ist, deren Kulturbild
aber doch noch viele reiche Züge zeigt, lacht den beiden Völkern.
Wir sehen, wie besonders Handel und Verkehr kraftvoll blühen,
und wie die Volkskraft in jedem Staate ungeschwächt weiter
schafft. Der Unternehmungsgeist ist so rege wie früher. Für
holländisches Geld ist das Arbeitsfeld der Kolonieen noch immer
gross genug, obschon der Kolonialbesitz Hollands bedeutend abge-
nommen hat, und belgisches Kapital beteiligt sich fast in der ganzen
Welt, besonders aber in dem grossen, reichen Russland an lohnen-
den Unternehmungen.
13. Kultureigentümlichkeiten und Volksleben.
Die eigenartige Natur des Landes hat seinem Kulturbilde
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Extrahierte Personennamen: Napoleons Philipp_von_Frankreich Philipp
Extrahierte Ortsnamen: Rheines Neuseeland England Holland Batavischen_Republik Niederlande Belgien Belgien Europas England Hollands Russland
t^3sbb?3003s8sb3s038$ 37
daher einen nnvershnlichen Ha nachtrug. Er benutzte bald darauf eine geringe uere Veranlassung, um dem Erzbischof von Trier blutige Fehde anzusagen. Im Jahre 1522 fiel er mit einem Heere in das trierische Land ein, eroberte Blieskastel, St. Wendel, die Grim-brg und verwstete die umliegenden Orte. Dann zog er gegen Trier und belagerte die Stadt. Nachdem er dieselbe lngere Zeit erfolglos beschossen hatte, zog er sich auf seine Burg Landstuhl zurck, wo er von Kurfürst Richard belagert wurde. Bei der Beschieung der Burg wurde der Ritter verwundet und starb bald nach. Eroberung derselben.
S. Staatliche Anerkennung der Lehre Luthers. Ebensowenig wie zu Worms gelang es auf spteren Reichstagen, die kirchliche Einheit wiederherzustellen. Um sich gegenseitig beizustehen, schlssen die An-Hnger Luthers, die den Namen Protestanten erhielten, einen Bund gegen den Kaiser. Im Jahre 1546 brach ein Religionskrieg aus, der mehrere Jahre dauerte. Im Jahre 1555 wurde zu Augsburg ein Friede geschlossen, in welchem den Anhngern Luthers freie Aus-bung ihrer Religion gewhrt wurde. Dadurch war die Kirchen-spaltung in Deutschland gesetzlich anerkannt.
4. Katholische und protestantische Landesteile in Deutschland. Nach einer Bestimmung des Augsburger Religionsfriedens konnte jeder Fürst seinen Untertanen vorschreiben, welche Religion sie annehmen mten. Dadurch ist es gekommen, da die einen Lnder ganz der katholischen Religion treu blieben, die andern aber der lutherischen oder evangelischen Kirche sich zuwandten. Von den grern deutschen Staaten blieben Osterreich und Bayern katholisch, Wrttemberg, Baden, Hessen, Sachsen, Brandenburg, Mecklenburg, Preußen u. a. nahmen
die neue Lehre an.
Unter den ehemaligen Landesteilen des jetzigen Regierungsbezirks Trier wurde die lutherische Lehre in den Grafschaften Saarbrcken, Sponheim und Veldenz, sowie in den Besitzungen der Wildgrafen ein-gefhrt. In der Stadt Trier verfuchte i. 1.1559 ein geborener Trierer, namens Kaspar Olevian, die neue Lehre einzufhren. Der Kurfürst zog nach Pfalzel und zwang von hier aus die Bewohner zur Wieder-Herstellung der Ruhe und Ordnung. Olevian mute unverzglich die Stadt verlassen.
26. Der Dreiigjhrige Krieg (16181648).
1. Ausbruch des Krieges. Durch die Kirchentrennung war Deutschland in zwei feindliche Lager geschieden. Genau 100 Jahre nach dem Austreten Luthers kam es abermals zum Kriege zwischen Katho-liken und Protestanten. Er nahm seinen Anfang damit, da die pro-testantischen Bhmen sich von dem Kaiser lossagten und den Kur-[B88888383883830383000b00086868866666686608sd]
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40
und verurteilt. Nun lebte bamals der Jesuitenpater Friedrich von Spee, geb. 1591 zu Kaiserswerth a. Rh. Er war von seinem Obern beauftragt, die unglcklichen Opfer des Hexenwahns auf den Tod vorzubereiten. So hatte er Gelegenheit, sich von der Unschuld der Ver-urteilten zu berzeugen. In dieser verzweiflungsvollen Lage verfate er eine Schrift gegen die Hexenprozesse, ohne jedoch seinen Namen zu nennen. Diese Schrift erregte groes Aufsehen und gab Veranlassung zur allmhlichen Abschaffung der Hexenprozesse.
Die letzten Jahre seines Lebens war Fr. v. Spee in Trier. Als die Stadt im Dreiigjhrigen Kriege 1635 von den Kaiserlichen erobert wurde, fand daselbst ein furchtbarer Straenkampf statt. Pater Spee eilte während des Kampfes hinaus auf die Straen, um den Ver-wundeten und Sterbenden in ihren Leibes- und Seelennten beizu-stehen, und auch nachher war er mit grter Aufopferung in den Hospitlern ttig. Den bermenschlichen Anstrengungen aber erlag der edle Mann. Von einem pestartigen Fieber ergriffen, starb er als Opfer seiner Nchstenliebe am 7. Aug. 1635. Er wurde in der Jesuiten-kirche zu Trier beigesetzt.
2s. Franzsische Raubkriege gegen Deutschland.
1. Eroberung unseres Landes durch die Franzosen. Noch waren die Wunden des Dreiigjhrigen Krieges nicht geheilt, als unser Vater-land von neuem durch Kriege heimgesucht wurde. Der eroberuugssch-tige König Ludwig Xiv. von Frankreich suchte seine Herrschaft bis an den Rhein auszudehnen. Ohne Kriegserklrung besetzte er das deutsche Herzogtum Lothringen, wodurch die franzsische Grenzlinie bis an das Kurfrstentum Trier und die Grafschaft Saarbrcken vorgeschoben war. Im Jahre 1672 unternahm Ludwig einen Raub-krieg gegen Holland. Er forderte den Kurfrsten Karl Kaspar von Trier und den Grasen Gustav Adolf von Saarbrcken auf, sich ihm an-zuschlieen. Da beide als treue deutsche Landesfrsten sich weigerten, so rckten alsbald franzsische Heere in ihre Lnder ein und brand-schtzten Städte und Drfer in furchtbarer Weise. Es waren schlim-mere Zeiten als die Jahre des Dreiigjhrigen Krieges.
Der Graf von Saarbrcken war als Gefangener nach Metz ge-fhrt worden. Im Jahre 1674 erhielt er seine Freiheit wieder, aber er durfte nicht in sein Land zurckkehren. Als kaiserlicher General kmpfte der Graf ruhmvoll gegen die Franzosen und wurde 1677 in einer Schlacht tdlich verwundet. Er hat sein Land nicht mehr wieder-gesehen.
33s888888s88s0883888e8es8e6e88sss80eeseeen]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_von_Spee Friedrich Spee Ludwig_Xiv Ludwig Ludwig Ludwig Karl_Kaspar_von_Trier Karl Gustav_Adolf_von_Saarbrcken Gustav Adolf
Extrahierte Ortsnamen: Kaiserswerth Trier Deutschland Frankreich Rhein Lothringen Trier Holland
41
2. Befreiung der Stadt Trier. Nachdem die franzsische Schreckens-Herrschaft in Trier zwei Jahre gedauert hatte, nahte die Stunde der Befreiung. Auf Anregung des Groen Kurfrsten von Brandenburg wurde ein deutsches Reichsheer gebildet, das Trier wiedererobern sollte. Anfangs August 1675 langte dieses vor Trier an und begann die Belagerung. Unterdessen war auch ein franzsisches Heer herangezogen, um den in Trier eingeschlossenen Landsleuten Hilfe zu bringen. Dieses wurde aber von den Deutschen in der Ebene zwischen Saar und Mosel an der Conzer Brcke besiegt und in die Flucht geschlagen (11. August 1675). Vier Wochen spter erfolgte auch die bergabe der Stadt Trier, in die sodann der Kurfürst wieder seinen Einzug hielt.
3. Neue Kriegsleiden. Mit der Befreiung Triers war der Krieg noch nicht zu Ende. Der ganze sdliche Teil unseres Landes war noch von den Franzosen besetzt. Im Jahre 1677 zog der .Herzog von Lothringen mit einem Reichsheere heran, um sein'land wiederzu-erobern. Er drngte die Feinde der den Huusrck nach der Saar hin. Hierbei verwsteten die Franzosen die ganze Gegend. St. Wendel, Ottweiler und etwa 400 Drfer wurden zerstrt. Am 15. April langte die deutsche Armee vor Saarbrcken an. Da der franzsische Kom-Mandant die bergabe verweigerte, so begann die Beschieung. Da legten die Franzosen Feuer an, und so ging die ganze Stadt bis auf einige Huser in Flammen auf. Von Saarbrcken rckte der Herzog nach Lothringen vor. Er mute aber vor der feindlichen bermacht zurckweichen, und so wurde das Saarbrcker Land abermals von den Franzosen besetzt.
4. Lnderraub. Im Jahre 1679 kam zu Nimwegen ein Friede zustande. Dieser brachte aber fr einen groen Teil unseres Landes keine Befreiung von franzsischer Herrschaft. Ludwig Xiv. lie durch einen Gerichtshof in Metz untersuchen, welche Orte von dem Bistum Metz lehensabhngig seien. Da er von dem uneinigen und geschwchten deutschen Reiche keinen Widerstand zu frchten hatte, so erklrte er diese Landesteile als franzsische Gebiete. Auf diese Weise kamen an Frankreich: die Grafschaft Saarbrcken, Blieskastel, St. Wendel, Tholey, das Erver Reich, Veldenz, Thalfang, der untere Saargau, Merzig, das Nalbacher Tal, Berus, Wallerfangen, Siersberg it. a. Alle diese Gebiete blieben bis 1697 mit Frankreich vereinigt. Im Jahre 1681 raubte der König auch die freie Reichsstadt Straburg, die bis 1870 französisch blieb. Auf geraubtem Gebiet lie Ludwig in den Jahren 16801685 die Festung Saarlonis erbauen, die in der Folgezeit als Anssallstor der franzsischen Armeen gegen Deutsch-land lind zunchst gegen die Nachbargebiete Saarbrcken und Trier diente.
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Extrahierte Personennamen: August August Wendel Ludwig_Xiv Ludwig Wendel Berus Ludwig Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Trier Brandenburg Saar Lothringen Lothringen Nimwegen Frankreich Blieskastel Tholey Merzig Wallerfangen Siersberg Frankreich Deutsch-land
46
Poleon Bonaparte, schwang sich an die Spitze der Regierung und stellte die Ruhe und Ordnung in Frankreich wieder her. Durch siegreiche Feldzge erwarb er sich das Vertrauen und die Zuneigung der Armee in hohem Mae. So konnte er es wagen, im Jahre 1804 die Republik aufzuheben und sich zum Kaiser der Franzosen zu machen. Bald nachher unternahm er eine Reise durch den Norden seines Reiches, auf welcher er am 6. Oktober 180-^ auch die Stadt Trier besuchte.
6. Saarbrcken zur Zeit der Kriege Napoleons. Kaiser Napoleon lie zum Zwecke der Truppenbefrderung die beiden groen Heer-straen Metz-Saarbrcken-Mainz und Straburg-Saarbrcken-Trier-Aachen bauen, die auch als Verkehrsstraen eine groe Bedeutung er-langt haben. Saarbrcken lag an dem Kreuzungspunkte der beiden Straen; dadurch trat es in Beziehung zu all den groen Weltereig-nissen, die sich zur Zeit Napoleons abspielten. Am 27. September 1806 reiste Napoleon durch Saarbrcken, um den Feldzug gegen Preußen zu beginnen. Nach den Schlachten bei Jena und Eylan wurden Tag sr Tag preuische und russische Truppen als Gefangene durch Saarbrcken gefhrt. Vom Februar bis Mai 1812 durchzog die Armee, die fr den russischen Feldzug ausgehoben war, die Stadt; Napoleon selbst reiste am 11. Mai durch. Nach dem Untergang der Armee in Rußland kam Napoleon auf seiner Flucht am 17. Dezember unerkannt durch Saarbrcken. Eine neu ausgehobene Armee von 270 000 Mann wurde dann während des Frhjahrs und Sommers 1813 durch Saarbrcken nach Deutschland gefhrt; Napoleon selbst kam am 16. April durch die Stadt. Nachdem seine Herrschaft bei Leipzig zusammengebrochen war, sah er auf seiner Rckreise am 6. November Saarbrcken zum letztenmal.
31. Untergang des deutschen Reiches.
Der Kaiser Napoleon wollte nicht nur der Frankreich, sondern der ganz Europa herrscheu; darum berzog er einen Staat nach dem andern mit Krieg. Im Jahre 1805 siel er in Deutschland ein und besiegte ein deutsch-russisches Heer in der Dreikaiserschlacht bei Auster-litz. Um die deutschen Fürsten auf feine Seite zu ziehen, erhob er Bayern und Wrttemberg zu Knigreichen, Baden zum Groherzogtum. Dann schlo er mit 16 deutschen Fürsten, die sich vom deutschen Kaiser losgesagt hatten, den Rheinbund unter seiner Oberherrschaft. Das war die Veranlassung, da Kaiser Franz Ii. die deutsche Kaiserwrde nieder-legte und fortan den Titel Kaiser von sterreich" fhrte. So war das tausendjhrige deutsche Reich in Trmmer gesunken (1806).
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Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Napoleons Jena Rußland Deutschland Frankreich Europa Deutschland Wrttemberg Baden Rheinbund
73
C. Der franzsische Krieg 1870/71.
1. Die Kriegserklrung. Die Veranlassung zur vlligen Einigung Deutschlands und zur Wiederausrichtuug des Kaisertums sollte von Frankreich, dem alten Erbfeind Deutschlands, ausgehen. Die Franzosen samt ihrem Kaiser Napoleon Iii. sahen mit Neid und Migunst auf Preuens ruhmreiche Erfolge und Deutschlands Einigung. Nun ge-schuh es, da die Spanier den Prinzen von Hohenzollern-Sigmaringen, einen entfernten Verwandten unseres Herrscherhauses, zu ihrem Könige whlten. Da verlangte der Gesandte Napoleons, da König Wilhelm niemals dem Prinzen seine Einwilligung zur Annahme der spanischen Knigskrone gebe. Da- der König das Ansinnen zurckwies, so erklrte Napoleon am 19. Juli 1870 an Preußen den Krieg.
Die Kriegserklrung hatte eine ungeahnte Wirkung. Ganz Deutsch-land erhob sich wie ein Mann. Der Sden wetteiferte mit dem Norden und stellte seine Armeen unter Preuens Fhrung. Es war eine Be-geisterung fr den Krieg hnlich wie 1813. Zur Auszeichnung fr Tapferkeit erneuerte König Wilhelm den Orden des Eisernen Kreuzes.
2. Aufmarsch der deutschen Armeen. Das gesamte deutsche Heer wurde in drei Armeen eingeteilt, die schon in den ersten Tagen des Monats August kriegsbereit waren und unter den Klngen der Wacht am Rhein" nach der Grenze marschierten. Die erste Armee, unter General Steinmetz, zog durch den Regierungsbezirk Trier nach Saar-brcken zu. Zu ihr gehrten auch die Truppen des rheinischen Armee-korps. Die zweite Armee, unter dem Befehl des Prinzen Friedrich Karl, stand in der Pfalz und zog gleichfalls gegen Saarbrcken zu. Die dritte Armee, unter dem Befehl des Kronprinzen Friedrich Wilhelm, zog durch die Pfalz gegen die elfifche Grenze; ihr gehrten auch die Truppen aus Sddeutschland an.
3. Die Wacht an der Saar. Es war vorauszusehen, da die Franzosen ihre Angriffe zunchst gegen das Grenzland Saarbrcken richten wrden. Dort, bei Forbach, nahm denn auch schon am 19. Juli eine franzsische Armee Ausstellung. Zur Beobachtung des Feindes waren in Saarbrcken drei Kompagnien 40er und eine Schwadron des 7. Ulanenregiments, unter Major von Pestel, aufgestellt. Vierzehn Tage hat die kleine tapfere Schar es verstanden, den Feind der die schwache Besatzung zu tuschen und alle Angriffe auf Saarbrcken ab-zuwehreu. Da unternahm der franzsische General Frossard am 2. August mit seiner ganzen Armee einen Angriff. Erst nach zhem Wider-stnde zogen sich die tapfern Verteidiger aus die rechte Seite der Saar zurck. Kaiser Napoleon, der mit seinem Sohne Lulu auf der Hhe von Saarbrcken dem Kampfe zugeschaut hatte, sandte alsbald eine [8800008888838880030888688888808888888888888?!]
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Frankreich Deutschlands Deutschlands Napoleons Deutsch-land Rhein" Forbach
48
Besitzer wurden nach und nach unabhngige Landesfrsten, und so ent-standen die zahlreichen Kleinstaaten. Dazu gehrten in den Rhein-landen u.a. die Erzbistmer Trier und Cln; die Grafschaften Saar-brcken, Sponheim, Veldenz; die Herzogtmer Jlich, Cleve, Berg; im ganzen waren es 97 verschiedene Landesteile, von denen 28 auf den Regierungsbezirk Trier entfielen. hnlich war die Zerfplitteruug auch in den brigen Teilen des deutschen Reiches; dazu kam im 16. Jahrhundert noch die Glaubensspaltung, welche Deutschland in zwei feindliche Lager teilte. Seit dieser Zeit wurde unser Vaterland von den Franzosen durch Raubkriege heimgesucht, worunter namentlich die an der Grenze gelegenen Rheinlande furchtbar zu leiden hatten. Die franzsische Revolution fhrte endlich den Untergang aller Kleinstaaten auf dem linken Rheinufer herbei, die fortan 20 Jahre lang unter fran-zsischer Herrschaft blieben.
4. Die franzsische Zeit. Im Jahre 1794 nahmen die franzsischen Heere das trierische Land in Besitz. Durch die Friedens-Vertrge zu Campo Formio 1797 und zu Lueville 1801 erfolgte die frmliche Abtretung des linken Rheiuufers an Frankreich. Die Ber-einiguug unseres Landes mit Frankreich hatte eine vollstndige Um-gestaltung aller bisherigen Einrichtungen und Verhltnisse zur Folge. Was in den einzelnen Kleinstaaten seit Jahrhunderten Gesetz oder Brauch war, mute den republikanischen Einrichtungen weichen. Die Zeit der franzsischen Herrschaft war eine der schwersten Zeiten in der Geschichte des trierischen Landes. Armeelieferungen, Kriegssteuern, Plnderungen, Beraubuugen und Bedrckungen mancherlei Art durch die franzsischen Beamten vernichteten den Wohlstand der Bewohner. Dazu kamen die vielen Aushebungen zu den groen Kriegen der da-maligen Zeit, wodurch die Unzufriedenheit des Volkes noch gesteigert wurde. Die unruhigen Kriegszeiten verhinderten auch, da die Wohl-fahrtseiurichtuugen in der kurzen Zeit der franzsischen Herrschaft sich entwickeln konnten.
5. Besitznahme durch Preuszen. Nur 20 Jahre lang blieb das trierische Land nnter franzsischer Herrschaft. Im Jahre 1814 nahm Feldmarschall Blcher es im Namen des Knigs von Preußen in Besitz, und auf dem Wiener Kongre erfolgte im Jahre 1815 die frmliche Vereinigung der Rheinlande mit Preußen. Die knigliche Regierung richtete darauf die Einteilung und Verwaltung des Landes ein, wie sie noch jetzt besteht. Am 22. April 1816 begannen die Behrden des neu-gebildeten Regierungsbezirks Trier ihre Wirksamkeit. Der jetzige Kreis St. Wendel gehrte damals noch als Frstentum Lichtenberg zu Coburg-Gotha und wurde erst 1834 von Preuen-durch Kauf erworben. König Friedrich Wilhelm Iii. wandte den neu erworbenen Landesteilen seine besondere Frsorge zu, und unter dem Zepter der Hohenzollernfrsten hat sich sodann das schwer heimgesuchte Land zu einem einheitlichen Ganzen und zu neuer Blte entwickelt.
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Extrahierte Personennamen: Cleve Feldmarschall_Blcher Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Rhein-landen Trier Sponheim Deutschland Rheinlande Frankreich Frankreich Rheinlande Lichtenberg
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Sie wurde aber von der Armee des Kronprinzen besiegt und auf. die Festung Sedan zurckgeworfen. Unter König Wilhelms persnlicher Leitung erkmpften die Deutschen hier einen glnzenden Sieg der die Franzosen und nahmen die ganze Armee samt dem Kaiser Napoleon am 2. September gefangen. Napoleon berreichte selbst seinen Degen an König Wilhelm und wurde als Gefangener nach Schlo Wilhelms-hhe bei Kassel abgefhrt.
7. Eroberung von Paris. Die Franzosen erklrten jetzt ihren Kaiser fr abgesetzt und machten ihr Land zu einer Republik. Es wurden neue.armeen gebildet, um den Krieg fortzusetzen. Der Krn-Prinz zog daher sofort mit seiner Armee gegen Paris und schlo die Stadt ein.
Unterdessen hatten die deutschen Armeen die Belagerung der Feshm-gen Metz und Straburg fortgesetzt. Am 27. September wurde die alte deutsche Reichsstadt Straburg wiedererobert, nachdem sie 189 Jahre zu Frankreich gehrt hatte. Einen Monat spter mute auch die sehr starke Festung Metz bergeben werden. Dadurch gerieten fast 200 000 Franzosen in Kriegsgefangenschaft und die deutschen Be-lageruugsarmeen wurden frei. Diese zogen darauf ihren Kameraden zu Hilfe und besiegten die zur Befreiung von Paris gebildeten franz-fischen Heere. Paris mute sich am 28. Januar ergeben, worauf die Franzosen um Frieden baten. Am 1- Mrz zogen die Deutschen in Paris ein.
8. Die Erfolge des Krieges. Nach langen Unterhandlungen wurde der Friede am 10. Mai zu Frankfurt am Main geschlossen. Frankreich mute die ehemaligen deutschen Lnder Elsa und Lothringen an Deutschland zurckgeben und eine Kriegsentschdigung von 4 Milliarden Mark zahlen.
Der herrlichste Ersolg des ruhmreichen Krieges war aber die Eini-gung der deutschen Stmme und die Wiederherstellung des deutschen Kaiserreiches. Auf den Schlachtfeldern Frankreichs war die Waffen-brderschaft der deutschen Truppen besiegelt worden, und alles drngte dazu, die Einheit Deutschlands auch uerlich, zum Ausdruck zu bringen. Deutschlands Fürsten und Volk richteten daher an den König Wilhelm die Bitte, die deutsche Kaiserkrone anzunehmen. Nachdem dieser sich . bereit erklrt hatte, wurde er am 18. Januar 1871 in dem franzsischen Knigsschlosse zu Versailles bei Paris feierlich zum erblichen beut-fchen Kaiser ausgerufen.
9. Empfang des Kaisers in Saarbrcken. Als Kaiser Wilhelm nach Beendigung des Krieges wieder heimkehrte, da wurde ihm in Saar-brcken, der ersten preuischen Stobt, die er betrat, am 15. Mrz 1871
' ein hochfestlicher Empfang bereitet. Dort hatten sich auch die Abgeord-
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