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über Heere gegen die Feinde und sprachen ganz taut, alle Fürsten
müßten von den Thronen gestoßen werden. Mit Macht zog man
wiederholt von allen Seiten gegen diese Wüthenden; auch die preu-
ßische Armee wurde wieder in Stand gebracht und erfocht in den
folgenden Jahren einmal bei Pirmasens und dreimal bei Kaisers-
lautern herrliche Siege. Doch die übrigen Heere waren nicht glück-
lich, und es gelang den Franzosen sogar, die vaterländischen Ge-
bietstheile Mors, Geldern und Cleve wegzunehmen. Da mußten
unsere Krieger zurück, um das Vaterland zu beschützen. Der König
aber, des unrühmlichen Kampfes müde, machte mit Frankreich bald
darauf zu Basel Frieden, nach welchem zwar die preußischen Länder
jenseit des Rheines in Feindes Hand blieben, unserm Vaterlande
jedoch dafür beim allgemeinen Frieden Entschädigung versprochen wurde.
Während dieses Alles in Westen vorging, war auch in Osten
ein harter Streit gewesen. In Polen herrschte fortwährend Uneinig-
keit. Die Grenznachbarn schürten den Zank immer mehr an, um
sich in die Angelegenheiten des Landes mischen zu können. Nur zu
bald fand sich dazu die Gelegenheit. Polnische Unzufriedene wende-
ten sich an Rußland, und die Kaiserin dieses Landes ließ 100,000
Mann in Polen einrücken, um, wie es hieß, den Zänkereien ein
Ende zu machen. Damit dies aber desto leichter geschehe, sollten
abermals große Landestheile an Rußland, Preußen und Oesterreich
abgetreten werden. Die Polen mußten nachgeben und Preußen er-
hielt Danzig, Thorn und das sogenannte Südprcußcn.
Mit der größten Erbitterung sahen die Polen dieser Theilung
zu. Kosciuszko, ein tapferer Edelmann, sammelte die Racheglühen-
den um sich, und ehe man sich's versah, brach ein furchtbarer Auf-
stand los, und die Fahne des Aufruhrs flatterte von Ort zu Ort.
20,000 Polen unter Kosciuszko standen bereit, das Vaterland zu
vertheidigen. Doch Russen und Preußen ziehen von allen Seiten
heran; in einer großen Schlacht fällt Kosciuszko besiegt, und das
Ende Polens ist da. Die Sieger theilen das ganze Land; unser
König erhält Mu-Ostpreußen. Durch diese Ländererwerbungen, zu
welchen auch die Fürstenthümer Anspach und Baireuth kamen, wurde
das Königreich Preußen 5250 Quadratmeilen groß und hatte acht
und eine halbe Million Einwohner.
35. König Friedrich Wilhelm Iii., der Gerechte und Geliebte.
„Meine Zeit mit Unruhe,
Meine Hoffnung in Gott!"
Friedrich Wilhelm, der Dritte, wurde am 3. August 1770 ge-
boren. Er führte mit Recht den Beinamen: der Geliebte. Das
ganze Volk verehrte ihn schon aufs höchste, als er noch Kronprinz
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Extrahierte Personennamen: Kosciuszko Friedrich_Wilhelm_Iii Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm August
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Basel Polen Polen Oesterreich Danzig Thorn Polens
63
war. Denn er und seine schöne, vortreffliche Gemahlin Luise führten
ein solches häusliches Leben, wie man es noch nie von Fürsten
gesehen hatte. Friedrich Wilhelm war ein wahrer Hausvater unter
den Seinen. Ein Kreis blühender Kinder umgab das Königliche
Paar, und man konnte nichts Schöneres, als diese Familie sehen.
Die Unterthanen waren stolz auf dieselbe. Dabei zeigte der junge
Fürst eine große Thätigkeit, Ordnung und Sparsamkeit. Und in
allen diesen Stücken ist er sich bis an seinen Tod treu geblieben.
Was war daher natürlicher, daß das Volk jubelte, als Friedrich
Wilhelm den 16. November 1797 den Thron bestieg. Und wohl
hatte es dazu große Ursache. Denn der junge König führte Spar-
samkeit und Ordnung in das Land zurück, er verlangte Thätigkeit
und Redlichkeit von Allen, die dem Reiche dienten. Manche Steuern
erließ er, mit dem Heere nahm er sehr zweckmäßige Veränderungen
vor, und damit die Heranwachsende Jugend zu frommen und nütz-
lichen Menschen gebildet werde, sorgte er so für die Schulen aller
Art, wie noch nie ein König gesorgt hatte. In den Jahren 1797
bis 1806 verwendete Friedrich Wilhelm für Landesverbesserungen,
für Wiederaufbauung abgebrannter Oerter, für Bauten von Kirchen
und Schulen fast 26 Millionen Thaler, und dazu tilgte er von
den vom Vater nachgelassenen 49 Millionen Thaler Schulden an
23 Millionen. Das Alles sah das Volk und freute sich. Es hing
mit Liebe an seinem Landesvater. Und wohl war es nöthig, daß
Fürst und Volk fest zusammenhielten, denn es geschahen damals
unerhörte Dinge, die Europa erschütterten.
Unter den Franzosen war ein Mann aufgetreten, der viel Kraft
und Fähigkeit besaß und vom Glücke wunderbar begünstigt wurde.
Er hieß Napoleon Bonaparte und war der Sohn eines Advokaten
auf der Insel Corsica. Als Knabe war er nach Frankreich in eine
Kriegsschule gekommen, und als er heranwuchs, warf er sich keck in
den Strom des Aufruhrs, welcher damals Frankreich durchtobte..
Er war kaum 26 Jahr alt, so erhielt er schon den Oberbefehl über
die französische Armee in Italien gegen die Oesterreicher. Hier that
er Wunder der Tapferkeit. Wie ein Prophet sagte er seine Siege
vorher, und seine Worte trafen ein. Die Franzosen vergötterten
ihn, machten ihn zum Ersten in ihrer Republik und nannten ihn
Cónsul. Mit Uebermuth fuhr er fort, die Länder und Völker an-
zugreifen, von denen er glaubte, daß sie Frankreich's Feinde wären,
denn Krieg war Napoleon's Lust und Eroberung seine Freude.
Jeder zitterte vor dem argen Angreifer, denn noch Niemand hatte
gegen ihn aufkommen können, so sehr war das Glück mit ihm.
Den Engländern nahm er Hannover weg, und die Oesterreicher
schlug er so hart, daß sie mit ihm Frieden machen und das ganze
linke Rheinufer abtreten mußten. Dadurch verlor unser König
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Extrahierte Personennamen: Luise Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich
Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Europa Corsica Frankreich Frankreich Italien
.70
ihre Gesundheit angegriffen. Das sah man allerdings, aber man
hoffte eine baldige Genesung. Schon lange hatte die Königin da-
nach verlangt, ihren Vater, den Herzog von Mecklenburg-Strelitz,
zu besuchen. In den letzten Tagen des Juni 1810 reiste sie auch
nach Strelitz ab. Kaum war sie dort, als sie schwer erkrankte.
Eilboten flogen mit der Schreckensnachricht nach Berlin. Man kann
gar nicht die Bestürzung beschreiben, welche den König und alle die
Seinen überfiel. Schnell reiste er hin, und nur zu bald sah er,
welch' ein Unglück ihm bevorstehe. Sein Schmerz war unendlich.
Man wollte ihn trösten und sagte, noch sei nicht alle Hoffnung zur
Genesung verloren. „Ach," erwiederte der gebeugte Fürst, „wenn
es nicht meine Frau wäre, so bliebe sie gewiß am Leben, aber
nun sie mein ist, stirbt sie gewiß." Und leider! die Krankheit der
Königin nahm zu, ihre Schmerzen wurden heftiger. Um ihr Lager
knieten weinend die Prinzen; die Dulderin konnte nur matt sagen:
„O meine guten Kinder! — Erlöser, kürze meine Leiden!" —
Nach wenigen Minuten war die Fürstin verschieden.
Als die Todesnachricht im Lande bekannt wurde, blieb kein
Auge trocken. Jeder jammerte und klagte. Die sterbliche Hülle der
Entschlafenen brachte man nach Charlottenburg, wo sie in einem
eigends dazu erbauten Begräbnißtempel ruht; ihr Andenken lebt
aber in den Herzen der treuen Unterthancn fort.
38. Napoleon wird durch Gottes Hand gedemttthigt.
Bis zum Jahre 1812 waren dem Kaiser Napoleon alle Unter-
nehmungen wunderbar geglückt. Die Fürsten und Völker, welche
mit ihm Krieg führten, hatte er alle besiegt und ihnen, außer großen
Geldsummen, auch viele Provinzen abgenommen. Diese vereinigte
er nun theils mit Frankreich, theils gab er sie andern Fürsten, die
dafür seine Bundesgenossen werden und ihm bei seinen Eroberungen
helfen mußten. So kann man wohl sagen, daß der größte Theil
von Europa unter Napoleon's Botmäßigkeit stand. Nur wenige
Mächte hatten den Angreifer von sich abgchalten, und auch sie
wußten nicht, wie lange cs Napoleon gefiel, mit ihnen in Frieden
zu bleiben. Denn wenn irgend ein Volk noch frei und selbstständig
war, so suchte es der schlaue französische Kaiser erst durch listig
ausaesonnene Vertrüge an sich zu ziehen, dann nach und nach ihm
Befehle zu geben, und wenn man diesen sich nicht fügen wollte,
das Kricgsschwcrt zu zeigen. So hatte er es auch mit Rußland
gemacht. Lange stellte er sich, als ob er des russischen Kaisers
bester Freund sei: aber bald fing er an, stolz zu befehlen, und da
Alexander sich das nicht gefallen lassen wollte, so beschloß der
grausige Eroberer Rußlands Vernichtung. Er sammelte schnell die
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleon Napoleon Alexander Alexander
Extrahierte Ortsnamen: Mecklenburg-Strelitz Berlin Charlottenburg Gottes Frankreich Europa
93
führung. Es war ein schöner Mondschein, und es begann eine grausige
Jagd. In den Feldern und in den Dörfern wurden btc Franzosen
aufgejagt: wer nicht schnell genug fliehen konnte, wurde nieder-
gehauen, oder mußte sich ergeben. Es währte nicht lange, so waren
unsere braven Soldaten vor Genappe. Rasch wurde das Städtchen
genommen, und im Nn waren die Wagen umzingelt. Mit Ent-
setzen erwachte Napoleon; kaum hatte er Zeit, aus dem Wagen zu
springen und davon zu laufen, dann sich auf ein Pferd zu werfen
und aus der Stadt zu sprengen. Wagen, Hut, Degen, Krone,
Kaisermantel, Edelsteine und sonstige Kostbarkeiten fielen in die
Hände der Sieger. Napoleon eilte nach Paris. Zehn Tage nach-
her standen auch die Verbündeten vor den Thoren der treulosen
Stadt. Drinnen war wieder, wie das erste Mal, Schrecken und
Verwirrung. Am 7. Juli ergaben sich die Pariser, und die Preußen
und Engländer hielten zum zweiten Male einen schönen Sieges-
einzug. Diesmal wurde aber die Hauptstadt hart mitgenommen.
Der alte Blücher züchtigte das leichtsinnige Frauzosenvolk recht
ordentlich. Zuerst sagte er: „Die Franzosen haben es sich lauge
Zeit sehr wohl in Berlin schmecken lassen, die Preußen sollen cs
eben so auch in Paris haben." Und wie der deutsche Held befahl,
so mußte es ohne Widerrede geschehen. Dann gebot er, 100 Mil-
lionen Franken Kriegssteuer zu zahlen. Das war die zweite Demü-
thigung. Ucber die dritte jammerten die Franzosen am ärgsten.
Sie hatten auf ihren Siegeszügen überall au8 den Ländern die
schönsten Gemälde, Bildsäulen und sonstigen Kunstwerke geraubt
und im Triumphe nach Paris geschleppt. Dort standen diese
prachtvollen Sachen als Siegeszeichen aufgestellt. „Ich werde Alles
zurücknehmen, was preußisches Eigenthum ist," sprach Blücher, und
nun ließ er ausräumen und hörte nicht eher auf, bis er das kleinste
Stück zurückgenommen und in das Vaterland gesendet hatte. Als
das die andern Völker sahen, griffen sie auch zu und nahmen das
Ihrige, so daß die Franzosen von dem Geraubten nichts behielten.
Am 8. Juli kehrte der geflüchtete König Ludwig, der Achtzehnte,
nach Paris zurück. Mit ihm wurde der zweite Pariser Frieden
geschlossen. Frankreich mußte mehrere Landcstheile an der Grenze
abtreten, 700 Millionen Franken Kriegskosten bezahlen und eine
Reihe Festungen hergeben, welche auf 3 bis 5 Jahre von den Bun-
destruppen besetzt wurden. Das war die Strafe für die Franzosen,
weil sie Napoleon wieder ausgenommen hatten. Er selbst entging
seinem Richter auch nicht. Von Paris aus war er an die Meeres-
küste geflohen, um nach Amerika zu entwischen. Das wollte ihm
aber nicht glücken, und als ihm nun die Preußen nahe kamen,
gerieth er so in Angst, daß er sich den Engländern ergab. Diese
sollten ihn, so meinte er, nach England bringen, dort wollte er ruhig
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleon Ludwig Ludwig Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Paris Berlin Paris Paris Paris Frankreich Amerika England
Zu der Nacht zog Napoldöu mit seinen Schaarcn eilig fort.
Der ungeheure Zug ging durch Leipzig, und hier war ein Drängen
und Treiben ohne Gleichen. Die Angst trieb jeden Franzosen
vorwärts. Und wohl mochten sie auch nur machen, daß sie davon
kamen, denn die Verbündeten saßen ihnen auf der Ferse. Kaum
graute der Tag, so stürmten die Preußen aus Leipzig los, drangen
in die Stadt und nahmen gefangen, was ihnen'vorkam. Die
ganze Beute in der Leipziger Schlacht bestand aus 23 Generalen,
30^000 Soldaten, 4ö0 Kanonen, 7 Addern und 21 Fahnen. Viel
verloren die Franzosen auch noch auf dem Rückzüge, denn in Ver-
wirrung eilte alles durch einander hin, und hinterher die Sieger,
um die Angst zu vergrößern. Als Napoleon in die Gegend von
Hanau kam, siehe, da traten ihm die Baiern, welche sich von ihm
losgesagt hatten und zum Bunde übcrgetreten waren, in den Weg,
und er mußte sich erst mit vielem Verluste durchschlagen, ehe er
fortkam. Darauf eilte er schnell von dannen über den Rhein. Die
Verbündeten aber besetzten alle Länder bis an diesen Fluß, befreiten
Holland und die Schweiz und nahmen den Franzosen eine Menge
Festungen in Deutschland ab, welche von ihnen noch besetzt waren.
So herrlich schloß das Jahr 1813.
44. Ter Einsall in Frankreich.
Die Heere blieben am Rheine steh'n.
Soll irum hinüber nach Frankreich geh'n?
Man dachte hin und wieder nach,
Allein der alte Blücher sprach:
„Generalkarte her!
Nach Frankreich geh'n, ist nicht so schwer!
Wo steht der Feind?" — der Feind? Dahier!
„Den Finger drauf, den schlagen wir.
Wo liegt Paris?" — Paris? Dahier!
„Den Finger drauf, das nehmen wir.
Nun schlagt die Brücken über'n Rhein,
Ich denke, der franzch'sche Wein
Wird, wo er wächst, am besten sein!"
Es war nicht genug, Napoleon über den Rhein gejagt zir
haben, er mußte auch noch jcnseit des Rheins angegriffen werden,
wenn wahrer Frieden in Europa bleiben sollte. Darum zogen
überall zu Tausenden die Krieger der Verbündeten über den schönen
deutschen Strom, immer vorwärts in Frankreich. Bedenklich sahen
dies die Franzosen, und so ganz wohl wurde ihnen bei der Sache
nicht. In Paris sprachen angesehene, verständige Männer mir Ernst
6«
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleon Ernst
Extrahierte Ortsnamen: Leipzig Leipzig Hanau Baiern Rhein Holland Deutschland Frankreich Rheine Frankreich Frankreich Paris Paris Rhein Rhein Europa Frankreich Paris
88
nicht, was er machen sollte. Bald wollte er Paris stürmen, bald
bat er die Fürsten demüthig um Frieden. Aber diese sagten kurz
und gut: „Weder mit Napoleon, noch mit einem Gliede seiner
Familie unterhandeln wir. Ihr Franzosen könnt euch eine andere
Regierung wühlen." Nun versammelte sich der Senat von Frank-
reich, setzte Napoleon förmlich ab und rief den Bruder des Hin-
gerichteten Königs Ludwig, unter dem Namen: Ludwig der Acht-
zehnte, auf den französischen Königsthron. Napoleon weinte, als
er dies erfuhr; da er aber sah, daß man auf ihn gar nicht hörte,
zog er still nach Elba bei Italien, welche Insel man ihm zum
Wohnsitze angewiesen hatte.
Mit dem neuen französischen Könige schlossen die Herrscher den
ersten Pariser Frieden. Dann zogen die fremden Heere aus
Frankreich. Auch unsere braven Soldaten wendeten sich der Hei-
math zu. Der König dankte ihnen für ihre Treue und Tapferkeit
und befahl, daß Jeder, der dem großen Kampfe beigewohnt, eine
Denkmünze aus dem Metalle- der eroberten Kanonen zur Erinne-
rung haben sollte. Am 7. August hielt der geliebte Monarch mit
den Garden einen feierlichen Einzug in Berlin. Das war ein
wahrer Festtag! Die Zuschauer weinten Freudenthränen, daß nun
das schöne Ziel errungen sei. Bis vor das königliche Schloß ging
langsam der majestätische Zug. Dort hatte man einen Altar er-
richtet, denn vor Allem dem gnädigen Gott Lob und Preis zu
bringen, das hatte der gute, fromme König befohlen. In großen
Reihen standen da die Schaaren und Tausende von Zuschauern, in
der Mitte der König und das Gefolge. Ein feierlicher Gottesdienst
wurde gehalten. Und als am Schluffe der Geistliche im inbrün-
stigen Gebet die Hände gen Himmel erhob, sank der König auf
die Kniee und mit ihm alle die Tausende, welche zugegen waren.
In demselben Augenblicke brach die Sonne mit freundlichen Strahlen
aus dem bisher düsteren Himmel und beschien mild die Betenden.
47. Napoleon kommt wieder nach Frankreich.
Es waren seit 20 Jahren in Europa durch die Franzosen und
ihren Kaiser solche Umwälzungen geschehen, daß man jetzt genug
zu thnn hatte, um Alles wieder in Ordnung zu bringen. Die
Fürsten und Abgeordneten versammelten sich daher in Wien und
wollten dort gemeinschaftlich bcrathen, wie man Jeden nach Ge-
bühr befriedige. Das war aber nicht leicht. Der Eine forderte
dies, der Andere jenes, und cs war schon im Voraus zu denken,
daß man in allen Stücken nicht gleich einig sein werde. Als Na-
poleon dies hörte, freute er sich, denn er meinte, nun entstände
große Uneinigkeit unter den verbündet gewesenen Fürsten, und jetzt
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleon Ludwig Ludwig Ludwig_der Ludwig Napoleon August Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Paris Frank- Elba Italien Frankreich Berlin Frankreich Europa Wien
125
machte ihn der Minister-Präsident Graf Bismarck auf die Gefahr
aufmerksam, doch ruhig antwortete er: „Ich weiß es wohl, aber ich
reite nicht zurück, da meine brave Armee im Feuer steht. Hier ist
mein Platz!"
Als die Feinde in wilder Flucht waren, trafen sich der König
und der Kronprinz auf dem Schlachtfelde. Beide fielen sich mit
Thränen in den Augen in die Arme; der König hing seinem
Thronerben einen hohen Orden um.
Es war ein schöner Sieg. 180 Kanonen, 25,000 Gefangene,
viele Fahnen und Wagen fielen den Siegern in die Hände.
61. Der Zug gegen Wien, der Waffenstillstand und der
Frieden.
Der Feind floh, um nach Mähren und Wien zu kommen, die
Sieger hinter ihm her. Prag, die Hauptstadt von Böhmen, wurde
genommen. Am 15. Juli stießen die Preußen wieder auf größere
Feindesmassen. Bei dem Dorfe Tobitschau entspann sich der
Kampf. Die Oesterreicher wurden zurückgetrieben. Eine Schwadron
preußischer Kürassiere drang mit Windesschnelle auf die feindlichen
Batterien ein, eroberte 16 Kanonen mit der Bespannung und nahm
die Officiere und Soldaten gefangen.
Nun ging's weiter nach der Grenze von Ungarn zu. Am
22. Juli trafen bei Blumen au, nahe bei Presburg, die Heere
auf einander. Der General von Bose war über die March und
hinter den Höhen hergegangen und dadurch den Oesterreichcrn in
den Rücken gekommen. Gerade wollte er losbrechen und die Feinde
wären verloren gewesen, als plötzlich die Trompeter bliesen und
das Kommando: „Halt! Hahn in Ruh'!" erschallte. Man wußte
anfangs nicht, was das bedeuten sollte, doch bald wurde verkündet:
es ist Waffenstillstand eingetreten.
Der König war mit dem Hauptheere nach Brünn und von
da nach Nikolsburg gegangen, 10 Meilen von Wien. Jetzt ge-
riethen die Oesterreicher in große Angst und baten um Frieden.
Es wurde auf 5 Tage Waffenstillstand geschlossen. Am 23. August
kam der Frieden zu Prag zwischen Preußen und Oesterreich zu
Stande. Um seine deutschen Verbündeten kümmerte sich der öster-
reichische Kaiser nicht; sie mochten sehen, wie sie fertig würden.
Die Friedensbedingungen waren: Der Kaiser von Oesterreich leistet
auf Schleswig-Holstein Verzicht und überträgt seine Rechte an den
König von Preußen, — Oesterreich zahlt an Preußen 40 Mil-
lionen Thaler Kriegskosten, — der deutsche Bund wird aufgelöset
und Oesterreich mischt sich nicht mehr in die deutschen Angelegen-
heiten, — es erkennt schon im voraus alle Gebietsveränderungen
Vormvaum, Erzählung-». 15. Aufl. 9
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Extrahierte Personennamen: Graf_Bismarck August
Extrahierte Ortsnamen: Wien Wien Ungarn Presburg Nikolsburg Wien Oesterreich Oesterreich Schleswig-Holstein Oesterreich Oesterreich
64
Mors, Singen und Geldern, ungefähr 46 Quadratmeilen, aber er
bekam dafür Hildesheim, Paderborn, Erfurt, das Eichsfeld, Münster
und noch mehrere Landestheile, an 241 Quadratmeilen mit 600,000
Einwohnern, wieder und konnte also znfrieden sein. Napoleon war
aber mit seinem Glücke und Ruhme noch nicht znfrieden. Im
Jahre 1804 ließ er sich zum Kaiser der Franzosen krönen, und ob-
gleich er dadurch nun die höchste irdische Größe erreicht hatte, so
war er doch nicht ruhig, sondern zog ohne Recht und Ursache Länder
ein, wo er konnte, und verübte Gewaltthätigkeiten, wie es ihm be-
liebte. Dies wollten Rußland, England und Oesterreich nicht länger
dulden. Sie verbanden sich, um die Franzosen mit den Waffen
zur Ordnung zu bringen. Jeder wollte nun Preußen zum Bundes-
genossen haben. Napoleon that große Versprechungen, doch unser
edler König verachtete den ungerechten Eroberer und wies seine An-
träge zurück. Das nahm aber der französische Kaiser sehr übel,
und von dieser Zeit an haßte er unser Vaterland, und benutzte jede
Gelegenheit, um Preußen zu kränken. Ohne erst Anfrage zu thuu,
ließ er seine Kriegsheere durch preußische Länder marschiren, um
Russen und Oesterreicher an der Donau zu überraschen, und als der
König sehr ernst darüber redete, that er, als ob ihm solche Dinge
Niemand wehren könne. Dies konnte Friedrich Wilhelm nicht gleich-
gültig hinnehmen. Er neigte sich auf die russische Seite. Der
russische Kaiser Alexander kam nach Berlin, und dort schloß man
ein Bündniß, nach welchem Preußen Alles zur Erhaltung des Frie-
dens anwenden, wenn aber Napoleon eigensinnig wäre, mit den
Waffen auftreten sollte.
Alexander eilte zu seinem Heere, ein preußischer Minister zu
Napoleon, um die Vermittelung auszurichten, oder den Krieg zu
erklären. Aber Napoleons Glücksstern war noch immer im Steigen.
Am 2. Deeember gewann er die große Schlackt bei Austerlitz, und
der österreichische Kaiser gerieth dadurch in solchen Schrecken, daß
er einen schimpflichen Frieden dem Kriege vorzog. Die Russen
zogen in ihr Reich zurück. Nun gerieth der preuß. Minister Haug-
witz in Verlegenheit. Bei dem Glücke der Franzosen war ein Krieg
gewagt und eine Vermittelung unmöglich. Haugwitz dachte deshalb,
ein Vergleich sei am besten, und man bestimmte, daß Preußen die
Länder Cleve, Neuenburg, Anspach, Baireuth und die Festung Wesel
abtreten und dafür Hannover erhalten sollte. Das war aber eine
schändliche Schlinge, in welcher Napoleon unser Vaterland gefangen
hatte. Denn die Engländer hatten Hannover noch nicht abgetreten
und wurden nun unsere erbittertsten Feinde. Das wollte aber ge-
rade der französische Kaiser. Je mehr Feinde er uns auf den Hals
hetzen konnte, desto besser war es für ihn. Ja, um seinen Hohn
auf's höchste zu treiben, bot er ohne Vorwissen des Königs den
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land]]
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleon Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Alexander Alexander Napoleon Alexander Alexander Napoleon Napoleons Deeember Cleve Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Hildesheim Paderborn Erfurt England Oesterreich Donau Berlin Napoleons Neuenburg
103
über die Machthaber in Sachsen uns für die Hülfe in der Noth
und für das vergossene preußische Blut wenig gedankt, denn statt
nun treu mit dem helfenden Preußen zu gehen, wendeten sie uns
den Rücken und dienten fremden Göttern.
In Baden gewann im Jahre 1849 der Aufstand ganz die
Oberhand, und der Großherzog mußte aus dem Lande fliehen. Die
Aufrührer übernahmen die Regierung, und da auch ein großer Theil
der badenschen Soldaten treulos von seinem Fürsten abfiel, so kamen
die Festungen und Städte und somit das ganze Land in die Hände
der Aufständischen. Eben so ging es in der baierschen Pfalz. Es
hätte der Aufruhr gewiß auch die benachbarten Länder ergriffen und
überwältigt, wäre auf dringendes Bitten der Fürsten nicht unser
König mit seinen braven Truppen eingeschritten. Der Prinz von
Preußen erhielt den Oberbefehl über eine Heeresmacht und rückte
gegen die Aufrührer vor. Diese wehrten sich aus Leibeskräften, aber
die braven Preußen schlugen die Rebellen kräftig zurück, nahmen die
Länder, Städte und Festungen ein und ernteten großen Kriegsruhm.
Die Fürsten wurden wieder in den Besitz der Länder gesetzt. Als
der schwere Kampf beendigt war, vergaßen die Fürsten und Re-
gierungen, was Preußen für sie gethan hatte, denn Undank ist der
Welt Lohn.
Im Jahre 1853 fingen Frankreich, England und die Türkei
einen Krieg gegen Rußland am schwarzen Meere an. Man wollte
unfern König auch gegen Rußland aufreizen, doch er sprach: „Mich
und mein Volk geht dieser Krieg Nichts an. Leben und Blut, Hab
und Gut meiner Unterthanen achte ich viel zu hoch, als daß ich es
für eine fremde Sache sollte aufs Spiel setzen." —
Um den Handel zur See zu schützen, baute man Kriegsschiffe,
damit man eine Seemacht — „Kriegsmarine" bilde. Vom Groß-
herzoge von Oldenburg kaufte Preußen am Ausflusse der Iahde in's
Meer ein großes Stück Land und man baut dort einen Kriegs-
Hafen an der Nordsee.
Im Jahre 1851 erbte der König die Länder Hohenzollern-
Hechingen und Sigmaringen, so daß das Königreich Preußen 5120
Quadratmeilen groß wurde und über 18 Millionen Einwohner zählte.
Bis zum Jahre 1857 erfreute sich Friedrich Wilhelm Iv. einer
dauerhaften Gesundheit. Plötzlich wurde er im October dessel-
den Jahres so sehr krank, daß man fürchtete, er werde gleich
sterben. Die Gefahr ging jedoch vorüber und das ganze Land
hoffte schon auf eine baldige und glückliche Genesung. Da trat
eine völlige Gehirnerweichung ein und alle Hoffnung zum Beffer-
werden verschwand. Endlich erlösete Gott den königlichen Dulder
von seinen langen Leiden und nahm ihn auf in sein Himmelreich.
König Friedrich Wilhelm starb am 2. Januar 1861 und wurde.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Baden Frankreich England Oldenburg Nordsee Hohenzollern-
Hechingen Sigmaringen
738
Vergeblich lag General Graf von Sparre vier Monate lang vor
der Festung, auf welche er feurige Kugeln entlud. Er mußte abziehen
und Wiederhold streifte sogar bis nach Blaubeuren, vier Stunden von
Ulm, und plünderte das dortige Kloster. Von Ueberlingen nahm er eine
Orgel mit, die er in die von ihm erbaute Kirche auf Hohentwiel nöthig
hatte und welche noch zu sehen ist. Nur ein einziger, mit Brücken
abgeschnittener Zugang führte zu der auf einem steilen Felsen gele-
genen Burg.
127.
Friedrich Wilhelm der Große.
Nachdem Preußen lange im Besitze der deutschen Ritter gewesen
war (der Sitz der Ordeusregieruug war Marienburg) kam es 1525
durch Vertrag an den Hochmeister Markgraf Albrecht von Brandenburg,
der es als ein lehnbares Herzogthum von Polen annahm. Einer seiner
Nachfolger, Friedrich Wilhelm, war es, der den Keim zu einer mäch-
tigen Monarchie legte (1640). Während der Fortdauer des 30jährigen
Krieges benahm er sich mit ausnehmender Klugheit und verschaffte seinem
Lande alle mögliche Erleichterung. Durch den Besitz von Preußen in
den Krieg mit Schweden verwickelt, zeigte er große Thätigkeit. Er
hatte die Mittel dazu, da er seine Einkünfte sehr vermehrt hatte, und
auch seine Kriegsmacht war auf einen Fuß gesetzt, die Achtung einflößte.
Anfangs auf der Seite der Schweden, half er die drei Tage andauernde
Schlacht bei Warschau gewinnen, 1656. Da aber Rußland und Oestreich
Polen beitraten, mußte auch er seine Nolle wechseln. Nach dem mit
Schweden 1660 geschlossenen Frieden wandte sich der thätige Fürst
inneren Einrichtungen zu, suchte den Wohlstand seines Volkes zu heben
und unterstützte besonders Handel und Gewerbe.
Als Ludwig Xiv. von Frankreich die Republik der Niederlande
bedrohte, trat Friedrich Wilhelm auf ihre Seite, mußte aber später
diesem Bündnisse entsagen. Im Jahr 1674 begab er sich zu der Reichs-
armee in den Elsaß, konnte aber den Feind nicht zu einer Schlacht
. bringen, so sehr er es gewünscht hätte; endlich trug sogar Turenne,
der sein Heer verstärkt hatte, bei Mühlhausen einen Sieg über die
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Extrahierte Personennamen: Wiederhold Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Albrecht_von_Brandenburg Albrecht Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Oestreich Ludwig_Xiv Ludwig Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm