40 —
Die meisten Kolonieen besitzt England, nämlich in 4 Erdteilen; auch
Frankreich und Spanien haben in 4 Erdteilen Kolonieen. In 3 Erdteilen
besitzen die Holländer, Deutscheu und Dänen, in 2 Erdteilen die Portugiesen
Kolonieen. Die Europäer beherrschen in ihren auswättigen Besitzungen 380 Mill.
Nienschen.
5. üultiu* ober Bildung. Die Bevölkerung Europas nimmt in
Bezug auf Kultur, Kunst und Wissenschaft die höchste Stelle ein und ist in
geistiger Beziehung „die Beherrscherin der Erdkugel". Die
Kultur Europas wurde begünstigt a) durch die Lage unseres Erd-
teils in der Mitte der Landhalbkugel, b) durch die günstigen Klimaverhältnisse,
c) durch den gänzlichen Mangel an undurchdringlichen Wüsten und schwer
übersteiglicheu Gebirgen, d) durch die Mannigfaltigkeit der Ländernatur,
e) durch den Reichtum des Bodens an nutzbaren Mineralschätzen, namentlich
an Kohlen und Eiseu, f) durch die reiche Gliederung des Landes im 8. und
W., g) durch die eigenartige Ausbildung der Flußsysteme und h) dadurch, daß
der Erdteil hauptsächlich von der Mittelländischen (Kaukasischen) Rasse, der
geistig begabtesten, bewohnt wird. — „Das Klima Europas bietet einen an-
genehmen Wechsel der Jahreszeiten, es erschlafft nicht durch zu arge Hitze und
peinigt nicht durch zu strenge Kälte; es zeitigt nicht, wie in den Tropen,
ohne Zuthuu des Menschen Früchte, aber es nimnit anch nicht, wie im hohen
Norden, die Arbeit des Menschen zu sehr in Anspruch für die bloße Be-
friedigung des Kleidungs- und Nahrungsbedürfnisses, sondern spornt zur
Arbeit an, verstattet indessen auch Muße zu höherer Beschäftigung." So ist
Europa die Pflanzstätte der höchsten menschlichen Kultur geworden;
es hat seine Bewohner zu thatkräftigeu, arbeitsfrendigen Menschen erzogen,
die auch auf geistigem Gebiete, in Kunst und Wissenschaft unaufhaltsam fort-
schreiten. Die Europäer fiud in gewissem Sinne die Herren der Erde geworden.
Die unterste Kulturstufe, das Jäger- und Fischerleben, wird in
Europa gar nicht augetroffeu, und ein Nomadenleben führen nur etwa
1 Mill. im N. und So. wohnender Menschen. Unser Erdteil wird somit fast
nur von ansässigen Völkern bewohnt, deren Hanpterwerbs-
quellen Ackerbau, Viehzucht, Bergbau, Gewerbe und Handel sind. Am
höchsten ist die Gesittung der großen Volksmassen bei den Germanen; ihnen
stehen die Romanen ziemlich nahe; die Slaven jedoch bleiben gegen jene ziem-
lich weit zurück.
6. Staatsverfassung. Die Staatsform der meisten europäischen Staaten
ist die erbliche Monarchie. Die Monarchen führen verschiedene
Namen: Kaiser, König, Sultan, Großherzog, Herzog, Fürst. Große
Republiken giebt es nur 2, nämlich Frankreich und die Schweiz.
Anmerkung: „Unter den Großmächten Europas begreift man Rußland, Öfter-
reich, das Deutsche Reich, Frankreich, Großbritannien und Italien; sie zeichnen sich durch
bedeutende Bevölkerung aus und wirken bestimmend auf die Geschicke des Erdteils ein; unter
den Weltmächten versteht man Frankreich und Großbritannien, unter den nordischen
Brächten Dänemark, Schweden und Norwegen, unter den Seemächten Großbritannien»
Holland, Frankreich, Spanien und Portugal/'
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
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Extrahierte Ortsnamen: England Frankreich Spanien Deutscheu Europas Europas Europas Europa Europa Frankreich Europas Frankreich Italien Frankreich Schweden Norwegen Holland Frankreich Spanien
— 4 —
Natürliche Grenzen sind die Sudeten, das Erzgebirge, der Böhmer-
wald, die Alpen, der Wasgenwald, die Nord- und Ostsee.
Die Grenzen Deutschlands sind meist sehr offene. Dadurch wird der
Verkehr und Handel mit den Nachbarländern begünstigt; doch ist Deutschland
auch leicht feindlichen Einfällen ausgesetzt, und es sind darnm viele Festungen
zur Landesverteidigung nötig.
Wichtigkeit der Ostgrenze: I. Von Rußland bekommen wir Getreide,
Holz, Haus, Lein (Flachs), Pelzwerk und Gedärme. 2. Die Deutschen haben
die Aufgabe, die Bildung mit nach Osten zu verpflanzen. Das russische Volk
ist im ganzen noch nicht so gebildet, wie das deutsche. (Schulen.) 3. Wir
haben die russische Macht zu sürchteu. (Festungen zu unserem Schutze sind
z. B. Königsberg, Thorn, Posen.)
Bedeutung der Südgrenze: I. Durch diese stehen wir in Verbindung
mit Österreich, in welchem viele Deutsche wohnen und welches bis 1866 mit
Deutschland vereinigt war. Österreich ist jetzt zur Erhaltung des Friedens
mit Deutschland verbündet. 2. Aus Ungarn bekommen wir Getreide (Mehl),
Holz, Schweine (Bakonier), Schafe und Schafwolle. 3. In der Schweiz
wohnen viele Deutsche, weil die Schweiz früher zu Deutschland gehörte.
4. Dnrch die Südgrenze wird die Natnrliebe gefördert: die Alpen bieten
eine Fülle der herrlichsten Natnrbilder und sind alljährlich das Ziel zahl-
loser Reisender.
Bedeutung der Westgrenze: 1. Sie ist wichtig für den Handel:
aus Frankreich bekommen wir Wein, Baumöl, Seide, aus Belgien Spitzen
(die Brüsseler Spitzen sind weltberühmt!), aus Holland Käse, Tabak, Blumen
(Tulpen) u. s. w. 2. Wir müssen vor den Franzosen auf uuserer Hut sein;
sie sind unsere „Erbfeinde" und möchteu gern den Rhein zur Grenze haben.
Jedoch: „Sie sollen ihn nicht haben, den freien deutschen Rhein", und: „Fest
steht und treu die Wacht am Rhein!" Gegen sie sind im Westen viele und starke
Festungen (Metz, Straßburg) errichtet. 3. Die Deutschen ahmen den Franzosen
in Sitten, Moden und Schriften nach. Ein Nationalfehler der Deutschen
war und ist zum Teil heute noch die Sucht, alles, was aus der Fremde,
namentlich aus Frankreich, kommt, über Gebühr wert zu halten, das Ein-
heimische dagegen zu unterschätzen. Nicht allein das Gute, das von jenfeit
des Rheines nach Deutschland gebracht wurde, ahmte man nach; auch die
französischen Laster schlichen sich bei uns ein. Es gab eine Zeit, in welcher
unser edles Volkstum durch Einführung französischer Sitte, Mode und Sprache
vergiftet wurde. Unsere herrliche Muttersprache mußte in den Palästen und
Schlössern ihrer französischen Schwester Platz machen (Friedrich der Große
von Preußen!), und nur beim Bürger- und Bauernstande, beim „Volke"
fand sie noch eine Heim- und Pflegestätte. Jetzt ist das deutsche National-
gesühl wieder erwacht. („Deutsche Industrie.")
Bedeutung der Nordgrenze: 1. Sie ist die einzige Grenze, an der
das Deutsche Reich vom Meere bespült wird. 2. Das Meer ist wichtig:
a) für den Fischsang (Hering, Stockfisch, Sprotten, Schellfisch); b) für
den Handel (mit England, Rußland, Skandinavien, den deutschen Kolonieen,
Amerika); c) für Entwicklung einer deutschen Seemacht (Kiel, Wilhelms-
Häven); 6) für Entstehung von Seebädern: auf Norderney, Rügen (größte
deutsche Insel), an der Ostseeküste; e) für Gewinnung des Bernsteins
an der Ostseeküste, namentlich im Samlande. 3. In die Nord- und Ostsee
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Extrahierte Personennamen: B._Königsberg Friedrich_der_Große Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Deutschland Thorn Posen Deutschland Deutschland Deutschland Frankreich Belgien Holland Rhein Rhein" Rhein Straßburg Frankreich Deutschland England Skandinavien Amerika Kiel Wilhelms-
Häven Norderney
— 309
Deutsche Reich der Erwerb eigener Kolonien verhindert, seine
wirtschaftliche Entwicklung gefährdet und der Erwerb von Reichtum
und wirtschaftlicher Blüte in jenen andern Ländern begünstigt.
Die hanseatischen Städte vermochten ihre alte Geltung zur See
nicht zu behaupten; denn es gab keine deutsche Reichskriegsflagge,
die ihren Wünschen auf Teilnahme am Kolonialhandel Rachdruck
verschaffen konnte. So bestand ihr Handel als ein Überrest aus
großen Zeiten zwar noch fort, er war indes nur sehr geringfügig.
Zag und vorsichtig mußten sich der Hamburger und Bremer-
Kaufmann, mit dem Hute in der Hand, durch die Länder hindurch-
drücken. Nur durch die Eifersucht der einzelnen Mächte gegen-
einander, durch die Geschicklichkeit, mit der man sich bald diesem,
bald jenem Fremden als Schutzbefohlener unterordnete, blieb man
am Leben. Im Kriege schließlich nahm bald dieses, bald jenes
Land willkürlich die hanseatischen Schiffe als gute Beute fort.
Auch noch im 19. Jahrhundert trat im Hafen von Hamburg
die eigene Flagge weit zurück hinter den Flaggen der fremden
Mächte, vor allem Englands. Im Jahre 1836 kamen von
640 000 r, die im Hamburger Hafen verkehrten, auf die Hamburger-
Flagge 80 000 k oder etwa 12°/0, auf alle deutschen Flaggen
zusammen rund 160000 r oder 25°/0, während die Engländer
allein über 280 000 t oder 44 °/0 verfügten. Dabei arbeiteten
die Hanseaten vielfach mit fremdem Gelde oder gar für fremde
Rechnung.
Selbst der mächtigste deutsche Staat, Preußen, mußte es sich
nach den Befreiungskriegen gefallen lassen, daß er durch die nord-
afrikanischen Seeräuber vom Mittelmeerhandel und vom Handel
nach Südamerika ausgeschlossen blieb. Preußen konnte nicht zur
Abschließung von Verträgen mit jenen Raubstaaten gelangen und
mußte, als England die angerufene Hilfe versagte, bei Schweden
um Flaggenschutz nachsuchen. Roch am 28. Januar 1842 wandte
sich der preußische Gesandte Bunsen im Auftrage des Staats-
ministeriums abermals um Hilfe an England, als man sich durch
die Entsendung marokkanischer Kreuzer bedroht meinte; und wieder-
erhielt man von hier eine hochfahrende, kühle Abweisung.
Eine Änderung brachte das mächtige Aufblühen des Deutschen
Reiches infolge der siegreichen Kriege von 1866 und 1870/71;
erst dadurch konnte man zu einer Kraftentfaltung auf den ver-
schiedenen Gebieten gelangen. War das Fehlen des Seeverkehrs
eine der für Deutschland verhängnisvollsten Folgen seiner früheren
ungünstigen, politischen Zustände gewesen, so mußte jetzt der ^Auf-
schwung hier vor allem beginnen. Daher entwickelte sich der
deutsche ^Außenhandel gerade in der Richtung nach der See zu
seit Anfang der siebziger Jahre in hervorragendem Maße und
hob sich in Hamburg um 110 °/0. Zugleich gewann er zusehends
an Selbständigkeit, indem er sich vom Zwischenhandel frei inachte
und die Waren überseeischer Herkunft durch direkte Zufuhren
heranzog. Die Zufuhren von Großbritannien urtb Irland nach
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447
Die „Wacht am Rhein" hatte in den heißen Sommertagen
von 1870 die französische Grenze überschritten. Vor Frankreichs
starker Flotte mußte unsere Marine eine Seeschlacht zu vermeiden
suchen und sich auf die Verteidigung der Küsten und Häfen be-
schränken. Zu ihrem Leidwesen konnten die Franzosen ihren
Plan. ein Heer an der deutschen Küste zu landen, nicht ausführen.
Aber die deutsche Marine sollte nicht untätig dem gewaltigen
Ringen zuschauen. Fern vom heimatlichen Kriegsschauplatz, im
Hafen von Havanna lag das deutsche Kanonenboot „Meteor", zu
welchem sich der schnellere und größere französische Aviso „Bouvet"
gesellte, der am 8. November den neutralen, spanischen Hafen ver-
ließ. Nach den Bestimmungen des Völkerrechts durfte ihm unser
„Meteor" erst nach 24 Stunden folgen. Nach Ablauf der Frist
stach auch er in See, um den Gegner zu suchen und anzugreifen.
Bald rollte der Donner der Geschütze über die Meereswogen: der
Zwischenraum verringerte sich schließlich auf 200 m. Da ging
„Bouvet" unter Volldampf auf das preußische Kanonenboot los.
um es mit dem scharfen Rammsporn in den Grund zu bohren.
Aber sofort erkennt man dort die große Gefahr und weiß durch ge-
schicktes Manövrieren die Absicht des Feindes wenigstens teilweise
zu vereiteln. Ein Zusammenstoß, der unserem Schiffe argen
Schaden zufügt, ist unvermeidlich. Der Groß- und Vesanmast
gehen über Bord. Da trifft eine wohlgezielte preußische Granate
den Kessel des „Bouvet" und macht ihn kampfunfähig. Jetzt ist
der Augenblick der Revanche für unseren „Meteor" gekommen, doch
seine Schraube wird durch überhängendes Tauwerk unklar, und
die Maschinen müssen stoppen. Auf dem Franzosen arbeitet man
mit fieberhafter Haft: Segel werden gesetzt, um gen Havanna zu
entfliehen. Kaum hat „Meteor" die Verfolgung wieder aufge-
nommen, als von spanischer Seite ein Signalschuß erdröhnt, der
den Kämpfern bedeutet: die neutrale Zone ist überschritten, alle
Feindseligkeiten sind einzustellen. — Bald lagen die beiden Schiffe
wieder im Hafen von Havanna nebeneinander, wie es vor 24 Stun-
den der Fall gewesen war.
Im Dezember 1870 erschien die deutsche Korvette „Augusta"
im Hafen von Bordeaux und kaperte drei feindliche Schiffe, zwei
Segler und einen Dampfer. Letzterer wurde verbrannt, die beiden
Segelschiffe aber als wertvolle Prisen nach Deutschland geschickt.
Ungeheure Aufregung rief dieser kecke Streich in Frankreich her-
vor. Sechs Panzer wurden ausgesandt zur Bestrafung der
„Augusta", die aber inzwischen im spanischen Hafen Vigo einen
Unterschlupf gefunden hatte und hier den Friedensschluß erwartete.
Die aus dem Gefecht von Jasmund rühmlichst bekannte
„Nymphe" befand sich bei Ausbruch der Feindseligkeiten in Dan-
zig. Als sich französische Panzer in der Danziger Bucht vor Anker
legten, ließ der Kommandant der „Nymphe" die Hafensperre von
Neufahrwasser beseitigen und ging im Schatten der Küste gegen
die Feinde vor. zwei Breitseiten auf sie abfeuernd. Dann eilte
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Extrahierte Ortsnamen: Rhein" Havanna Havanna Havanna Bordeaux Deutschland Frankreich Jasmund Dan-
420
Heere zu schlagen und zu vernichten. Das wäre richtig, wenn das
Meer für uns lediglich eine Grenze bildete, die uns von anderen
Staaten abschließt. Es ist aber nicht nur das. sondern vielmehr
eine Verbindung, und das Verbindungsmittel bildet die deutsche
Schiffahrt. Schon vor vielen hundert Jahren wurden einzelne Städte,
die an der Küste oder an Flußmündungen lagen, wie hauptsäch-
lich Hamburg. Bremen und Lübeck, durch die Schiffahrt und den
durch sie vermittelten Handel nach allen Ländern der Erde reich
und blühend. Sie gingen unter, ihr Handel und ihre Blüte nahmen
ab, und ihre Macht verschwand, nachdem andere Staaten, wie
England und Holland, durch ihre Kriegsflotten das Meer be-
herrschten und zugunsten ihres eigenen Handels den unseren unter-
drückten. Damals hatte man keine Seefestungen, keine Minen
und Torpedos, aber auch sie würden unsere Schiffahrt nicht haben
schützen können, weil das freie Meer ihr genommen war. Sehen
wir weiter, wie in dem Kriege, den im Jahre 1864 Preußen gegen
Dänemark siegreich führte, so treffen wir auf die überraschende Er-
scheinung. daß das kleine und schwache Dänemark mit seiner Flotte
alle preußischen Häfen von hoher See aus einfach sperrte. Es
konnten weder aus der Elbe. noch aus der Weser Handelsschiffe
auslaufen, weil dänische Kriegsschiffe davor lagen und sie gefangen
genommen oder vernichtet hätten. Die preußische Flotte war
damals so schwach, daß sie nicht daran denken konnte, den Kampf
aufzunehmen. Immerhin konnte der Krieg siegreich zu Ende ge-
führt werden, weil die preußischen Armeen imstande waren, die
dänische Macht zu Lande zu brechen. Es kam das Jahr 1870, und
die französischen Flotten lagen vor unseren Häfen, ohne daß unsere
schwachen Geschwader ihnen wirksam hätten entgegentreten können.
Auch hier war es die Armee, welche die Macht Frankreichs so
schnell zertrümmerte, daß die französische Flotte nicht wagte,
unseren Küstenstädten Schaden zuzufügen. Der Seehandel Deutsch-
lands war damals noch gering, und das Land konnte sich aus sich
selbst ernähren, es hatte nicht nötig, daß zur Ernährung der Be-
völkerung Güter über See in die deutschen Häfen eingeführt wur-
den. Nach 1870 und der Gründung des geeinten Reiches nahm
nun nicht nur Handel und Schiffahrt einen ganz gewaltigen Auf-
schwung, sondern auch die Industrie, und die Bevölkerung wuchs
von Jahr zu Jahr sehr stark an. Das kam nicht nur davon, daß
Tausende, welche früher jährlich wegen der schlechten Verhältnisse
im Lande ausgewandert waren, jetzt zu Hause blieben, sondern
daß man überhaupt wohlhabender wurde und infolgedessen Ehe-
schließungen und Kinderreichtum sich vermehrten. Jetzt wächst die
Bevölkerungszahl in Deutschland jährlich um 800 000 Köpfe. Man
bedenke, was das besagen will. Der Aufschwung der Industrie
auf allen Gebieten hatte aber nicht nur die gute Folge, daß viele
Leute Arbeit fanden und finden, die es früher nicht konnten, son-
dern daß auch Deutschland nicht mehr ein beinahe reiner Acker-
bauftaat blieb wie früher, sondern ein Ackerbau- und Industrie-
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Extrahierte Ortsnamen: Hamburg England Holland Frankreichs Deutschland Deutschland
472
Ventrich, so ist es ganz in der Ordnung, dag du zu deren Unter-
haltung ebenfalls beitragen mutzt. Übrigens sind die Steuern in
Preutzen überhaupt viel niedriger als in anderen Ländern, z. V.
in Frankreich."
Jetzt gab Wiebach dem Gespräche eine andere Wendung, da
er daran dachte, weshalb der junge Bauer ihn aufgesucht hatte.
„Deine Einberufung patzt dir gewitz sehr schlecht. Wer soll
denn bei euch zu Hause deine Arbeit tun? Ich kann überhaupt nicht
einsehen, weshalb die vielen militärischen Übungen erforderlich
sind: sie verursachen nur unnütze Geldausgaben." „Sie scheinen
mir aber ganz unentbehrlich zu sein," bemerkte Karl Reif gelassen:
„denn im Falle eines Krieges reichen die Soldaten, die gerade ihrer
Militärpflicht genügen, das find zwei oder drei Jahrgänge, bei
weitem nicht aus, und es müssen auch die Reservisten und Land-
wehrleute zu den Waffen gerufen werden. Diese würden aber alles
Erlernte vergessen und dann im Kriege wenig brauchbar sein, wenn
sie nicht von Zeit zu Zeit wieder in den bunten Rock gesteckt würden."
„Wir leben aber doch mitten im Frieden, und einen Krieg
sollten wir überhaupt nicht mehr führen. Die Kriege bringen un-
säglich viel Jammer und Elend und sind gegen die christliche Lehre:
sie mützten gänzlich verboten werden." „Das ist leicht gesagt, aber
schwer ausgeführt!" bemerkte Karl Reif, „wer besitzt denn die
Macht, die Kriege zu verbieten, und vor allem, wie will man ein
Volk, das den Frieden nicht will, zwingen, mit uns in Frieden zu
leben? Doch nur durch Gewalt, also durch einen Krieg."
Er wollte noch weiter reden, wurde aber von Anna Wiebach
unterbrochen, die aus dem Schlafzimmer in die Wohnstube zurück-
kehrte, das Geld von der Fensterbank nahm und in ihr Porte-
monnaie steckte. Im Begriff, fortzugehen, wandte sie sich an ihren
Vater: „Soll ich unterwegs beim Fleischer vorgehen und zu
morgen Rindfleisch bestellen?" Sie erhielt aber nur ein barsches
Rein zur Antwort, und als sie zur Tür schritt, hörte sie noch, wie
der Vater mit verdrießlichem Tone sagte: „Das Fleischessen werden
wir uns im Hause noch ganz abgewöhnen müssen, damit die
Herren Soldaten, deren Zahl, wie ich in der Zeitung gelesen habe,
wieder vermehrt werden soll, ernährt werden können. Im letzten
Manöver sind so viel Patronen unnütz verschossen worden, datz von
dem in die Luft gejagten Gelde zahlreiche Familien ihren ganzen
Lebensunterhalt ein volles Jahr hindurch Hütten bestreiten können.
Da braucht man sich nicht zu wundern, datz die Steuern immer
höher werden."
„Da möchte ich doch an das Gespräch erinnern," bemerkte Reif,
„das vor vierzehn Tagen beim Gastwirt Büttner geführt wurde,
als wir dort nach der Beerdigung des Tischlers Meier, der den
Feldzug 1870/71 mitgemacht hatte, eingekehrt waren. Alle seine
Feldzugskameraden waren der Ansicht, datz die Franzosen sehr-
schlimm bei uns gehaust haben würden, wenn man sie damals ins
Land hineingelassen hätte. Das Fleischessen hätten wir uns gewitz
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Extrahierte Personennamen: Karl_Reif Karl Karl_Reif Karl Anna_Wiebach Büttner Meier
400
H. Die Wehrpflicht (Heer und Marine).
153. Ist die Armee überflüssig?
Ist die Armee nicht überflüssig? Leben wir nicht schon in
einem fast 40jährigen Frieden? Zerstreuen sich nicht immer wieder
die Gewitterwolken, wenn sie sich drohend am politischen Gesichts-
kreise zusammengezogen haben?
Wohl ist es wahr, daß unser Allerhöchster Kriegsherr im Ver-
ein mit unseren Verbündeten treue Wache gehalten und den
Frieden erhalten har, aber er hätte es doch nicht gekonnt, wenn
nicht sein ruhmreiches, tatkräftiges Heer hinter ihm stände. Ohne
Heer wäre unsere äußere Politik kraftlos, denn wer nicht imstande
ist. seinem Wort durch das Volk in Waffen den nötigen Nachdruck
zu geben, der bleibt ungehört, und er Hütte besser daran getan, zu
schweigen. Ohne Heer wäre der Weg zu uns frei, die Bahn offen,
und es würde wahrlich nicht lange dauern, dann erschienen un-
gebetene Gäste, um sich in unserem geliebten Vaterlande zu Herren
zu machen.
Es gibt keinen ewigen Frieden, solange wir Menschen eben
Menschen sind mit allen unseren menschlichen Fehlern. Wenn zwei
Menschen das gleiche Ziel verfolgen, so werden sie Freunde, wenn
sie es vereint schneller und sicherer erreichen, aber sie werden
Feinde, wenn einer dein anderen dabei im Wege steht. So sehen
wir im Leben. daß zwei Kaufleute, die dasselbe Geschäft haben,
sich miteinander verbinden, aber wir sehen auch, daß sie sich ver-
feinden und mit allen Mitteln des Wettbewerbs einander be-
kämpfen.
Wie es im Leben der einzelnen Menschen zugeht, so ist es auch
in den Gemeinden, im ganzen Volkes und wie einzelne Menschen
in inniger Freundschaft, in Liebe und Eintracht miteinander leben,
während andere sich in Feindschaft miteinander befehden, so ver-
bindet hier eine herzliche Zuneigung zwei verschiedene Völker,
während dort Mißtrauen, Neid und Eifersucht zwei andere trennen.
Wir selbst sind friedliebend und gönnen jedem fremden Volke
seine Entwicklung und seine Fortschritte, aber leider denken an-
dere Völker nicht so. Frankreich trägt sich noch immer mit Rache-
gedanken für 1870/71: England mißgönnt uns den Aufschwung
unserer Industrie und unseres Handels, weil es den Wettbewerb
fürchtet. Was unsere Gegner abhält, über uns herzufallen, ist
nur unser Heer. Das Heer ist also nicht überflüssig: wir bedürfen
seiner heute wie bisher und haben alle Ursache, es stark und
kampfesfreudig zu erhalten.
Die Lage unseres deutschen Vaterlandes im Herzen Europas,
die offenen Grenzen nach Osten und Westen zwingen uns zu den
größten militärischen Anstrengungen. Die fehlenden natürlichen
Mauern müssen durch die lebendigen Schutzwälle starker Armeen
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
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401
ersetzt werden. Ringsum sind wir voll starken Staaten einge-
schlossen und iir viel höherein Grade der Gefahr ausgesetzt, in
kriegerische Verwicklungen zu geraten als irgendein anderes Volk
Europas. Unser deutsches Volk hat mit allen Nachbarn Kämpfe
auszufechten gehabt. Wir gerieten aber auch oft in Mitleiden-
schaft, wenn andere Völker sich schlugen. Deutschland ist infolge
seiner zentralen Lage und seiner offenen Grenzen durch Jahr-
hunderte hindurch der Kriegsschauplatz für ganz Europa gewesen.
Kein Land hat so viele Schlachtörter als unser Vaterland. „Im
weiten Umkreis Europas g-bt es kein Volk, von den Spaniern bis
zu den Mongolen, von den Finnen bis zu den Mauren, das sich
nicht auf deutschem Boden geschlagen hätte." Fast alle großen
Kriege: der Dreißigjährige, der Siebenjährige Krieg, die Raub-
kriege Ludwig Xiv., die Napoleonischen Kriege, sind ganz oder
zum Teil in Deutschland ausgefochten worden. Man hat daher
Deutschland auch „das Schlachtfeld Europas" genannt. Durch diese
Kriege ist der Wohlstand Deutschlands sehr arg geschädigt worden.
Also: Deutschland muß unter allen Umständen militärisch stark
und den Nachbarn gewachsen sein. Unsere geographische Lage be-
wahrt uns vor Erschlaffung, macht uns wachsam und zwingt uns
zu den größten Kraftanstrengungen. Bismarck sagte einmal mit
Recht: „Gott hat üns in die Lage versetzt, in der wir durch unsere
Nachbarn daran verhindert werden, irgendwie in Versumpfung
und Trägheit zu geraten. Die französisch-russische Pression, in die
wir genommen werden, zwingt uns zum Zusammenhalten und
wird unsere Zusammenhangskraft auch durch Zusammendrücken
erheblich steigern, so daß wir in dieselbe Lage der Unzerreißbarkeit
kommen, die fast allen anderen Nationen eigentümlich ist. und die
uns bis jetzt noch fehlt."
Für unser deutsches Vaterland liegt in seiner mittleren, nach-
barreichen Lage sowohl Schwäche als auch Kraft. Deutschland
b e st e h t nur. wenn e s st a r k i st, ein schwacher Staat würde
dem konzentrischen Drucke erliegen. Und Deutschland kann die
Vorteile der zentralen Lage nur nützen, wenn es stark ist.
Daher braucht Deutschland ein starkes, schlagfertiges Heer,
jederzeit bereit und stark genug, unberechtigte Eingriffe in deutsche
Wirtschasts- und Herrschaftsgebiete mit Nachdruck zurückzuweisen.
Darunst ist unsere Armee nicht nur nicht überflüssig, wie eine
Partei immer behauptet, sondern sie ist eine bittere Notwendig-
keit zur Erhaltung des Bestandes, des Wohlstandes und des
Glückes unseres geliebten Vaterlandes. Nach Verschiedene».
154. Die Wehrpflicht.
„Oh. welche Lust. Soldat zu sein", heißt es in einem fröh-
lichen Liede. Die Waffenfreudigkeit steckt unserem germanischen
Volke im Blute. Die Liebe zum Schwerte ist uns von den alten
Bodesohn, Sinais- imd Biirgcrlmndc. 26
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland]]
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_Xiv. Ludwig_Xiv. Bismarck
Extrahierte Ortsnamen: Europas Deutschland Europa Europas Deutschland Deutschland Deutschlands Deutschland Deutschland Deutschland Deutschland
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24
forcejagden, Truppenmanöver wechselten miteinander ab, was
aber den Prinzen nicht abhielt, die reichen Kunstschätze auch dieser
Stadt in Augenschein zu nehmen.
Die Kaiserin Eugenie sagte damals zu einem ihrer Ver-
trauten: „Der Prinz ist ein großer, schöner Mann, fast einen
Kopf größer als der Kaiser (Napoleon), schlank, blond, mit stroh-
farbenem Schnurrbart, ein echter Germane, von ritterlicher
Höflichkeit. Sein Begleiter, ein Graf Moltke, ist ein wortkarger
Herr, aber nichts weniger als ein Träumer, immer gespannt und
spannend; er überrascht durch die treffendsten Bemerkungen.
Es ist eine Achtung gebietende Rasse, diese Deutschen. Der
Kaiser sagt: Die Rasse hat eine Zukunft. Ach was, so weit
sind wir noch nicht!"
Nein, ganz so weit war's noch nicht! Aber doch waren die
Schwerter vielleicht schon geschmiedet zum Waffentanz von Wörth
und Weißenburg, von Sedan und Paris.
Unser Held sah die Kaiserin nach 1856 noch einmal
gelegentlich der Weltausstellung in Paris, dann bei der Eröffnung
des Suezkanals; als er aber 1870 nach Paris kam, war sie
bereits geflohen, und Napoleon saß wohlgeborgen im Schlosse
Wilhelmshöhe bei Kassel.
Für die nächsten Jahre mußten größere Reisen unterbleiben.
Es erfolgte die Vermählung des Prinzen Friedrich, dann die
Thronbesteigung seines Vaters und darauf der schleswig-hol-
steinsche und deutsch-österreichische Krieg. Nach 1866 aber, sobald
der Friede hergestellt war, erwachte die alte Wanderlust beim
Kronprinzen von neuem. Nach kleineren Reisen im Jnlande
begab er sich 1868 zunächst nach Italien, um dort der Ver-
mählung des Kronprinzen Humbert beizuwohnen. Sein Empfang
dort war ein so großartiger, wie bisher noch nirgend. Italien
verdankte Preußen die Erwerbung von Venedig im Jahre 1866;
beide waren Bundesgenossen gewesen, und der Kronprinz Friedrich
Wilhelm hatte sich in diesem Feldzuge einen ruhmreichen Namen
erworben. Seine Reise in Italien nach Turin und Florenz glich
deshalb einem Triumphzuge. Leider mußte er sehr schnell zurück-
kehren nach Berlin, da ihn dorthin wichtige Geschäfte riefen.
Der Sommer dieses Jahres aber brachte noch mancherlei Ab-
wechselungen, besonders die Reisen nach Worms zur Enthüllung
des Lutherdenkmals und nach Bonn zur Jubelfeier der Universität.
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
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Extrahierte Personennamen: Eugenie Napoleon Napoleon Friedrich Friedrich Friedrich
Wilhelm Friedrich Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Weißenburg Sedan Paris Paris Paris Kassel Italien Venedig Italien Turin Berlin Worms Bonn
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42
An Erfahrungen reicher und wohl vorbereitet für seine bald
folgende Heldenlaufbahn, kehrte der Kronprinz am 7. Mai nach
Berlin zurück, wo ihm der Vater alsbald durch Ernennung zum
kommandirenden General des Ii. Armeekorps eine große Freude
bereitete.
Der dänische Krieg ging nun seinem Ende entgegen. Nach-
dem am 29. Juni durch Eroberung der von den Dänen während
des Feldzuges als Waffen- und Proviantmagazin benutzten,
stark verschanzten Insel Alfen die Niederlage des Feindes vollendet
war, wurde Waffenstillstand gemacht und bald nachher, am
30. Oktober 1864, der Friede zu Wien abgeschlossen, in welchem
der König von Dänemark alle seine Rechte auf die Herzogtümer
Schleswig, Holstein und Lauenburg an den König von Preußen
und den Kaiser von Österreich abtrat und sich zugleich verpflichtete,
alle Änderungen, welche die beiden Fürsten in bezug auf diese
Herzogtümer treffen würden, anzuerkennen.
Durch diesen Friedensschluß, durch die gänzliche Befreiung
der genannten drei Herzogtümer von jeder Verbindung mit Däne-
mark war einer der sehnlichsten Wünsche des Volkes, ein Wunsch,
der seit langen Jahren die Herzen aller Vaterlandsfreunde be-
wegt hatte, weit über die kühnsten Erwartungen hinaus erfüllt;
für Deutschland war ein Zuwachs an Land, an Macht und
Einfluß gewonnen, wie es seit Jahren nicht mehr der Fall ge-
wesen war.
* Trotz dieser erfreulichen Thatsache aber zeigte es sich jetzt
so recht, daß der deutsche Einheitsgedanke noch recht bedenklich ge-
trübt war durch die Sonderinteressen der Einzelstaaten. Deutsch-
land bestand aus mehr denn dreißig Staaten und Stätchen, von
denen jeder eifersüchtig auf die geringste Vergrößerung der Macht
des anderen schaute. Als deshalb Preußen vorschlug, die be-
freiten Herzogtümer möchten doch nun auch von ihren Befreiern
regiert werden, um der überreichen Zahl der Einzelstaaten Deutsch-
lands nicht noch mehr hinzufügen, da widersetzte sich dem die
Mehrzahl der Bundesstaaten. Preußen blieb jedoch fest bei seiner
Forderung, zog Österreich mit auf seine Seite und setzte so mit
einer gewissen Gewalt durch, was durch Güte nicht zu erreichen
war. In der Übereinkunft zu Gastein wurde demnach die
schleswig-holsteinsche Angelegenheit vorläufig dergestalt geregelt,
daß Österreich die Verwaltung von Holstein, Preußen dagegen
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land]]
TM Hauptwörter (100): [T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T51: [Armee General Schlacht Franzose Truppe Mann Feind Heer Metz Preußen]]
TM Hauptwörter (200): [T67: [Preußen Bund Staat König Regierung Deutschland Verfassung Frankfurt Reichstag Bundestag], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T117: [Schleswig Däne Insel Holstein Eider Preußen Schanz Jütland Dänemark Karl], T9: [Frieden Napoleon Krieg Kaiser Frankreich Friede Preußen Rußland Jahr Franz], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke]]
Extrahierte Ortsnamen: Berlin Wien Dänemark Holstein Lauenburg Deutschland Holstein