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1. Leitfaden für den Unterricht in der deutschen Geschichte in Volksschulen - S. 122

1879 - Berlin : Nicolai
brachte, die Ordnung, welche unter seiner Regierung wiederkehrte, die wohlthätigen Maßregeln, welche er traf, erhoben ihn zu einem solchen Ansehen, daß er die höchste Gewalt über Frankreich in seiner Familie erblich machen konnte. Unter der Zustimmung des Volkes stürzte er die Republik und erhob sich als Napoleon I. zum Kaiser der , Franzosen (1804). Allein auch damit fand seine Ehr- und Herrschsucht keine Befriedigung; er trachtete nach der Oberherrschaft über Europa. Rastlos ging er auf dieser Bahn weiter. Er vereinigte Italien mit Frankreich, drang in Deutschland ein und entriß dem Könige von England Hannover. Diese Umwälzungen aber bewirkten, daß sich Oestreich und Rußland aufs Neue zum Kriege Wider ihn verbanden. Der Jel'dzug von 1805; der Wheinöund. Nun aber drang Napoleon in Deutschland ein, zwang die süddeutschen Staaten, Baden, Würtemberg, Baiern, Nassau, sich mit ihm zu verbinden, nahm ein östreichisches Heer bei Ulm gefangen, zog die Donau abwärts und besetzte Wien. Die Oestreicher wichen nach Mähren zurück, wo sie sich mit den Russen verbanden. Hier kam es zu der Dreikaiserschlacht bei Austerlitz (2. Dez.), wo Napoleons Feldherrngenie wieder einen glänzenden Sieg erfocht. Eilig schloß der Kaiser Franz Frieden. Nun war Napoleon Herr in Deutschland. Reich belohnte er seine Bundesgenossen. Baiern und Würtemberg erhob er zu Königreichen, Baden zum Range eines Großherzogthums. Dem deutschen Reiche aber versetzte er den Todesstoß dadurch, daß er mit seinen deutschen Verbündeten den Rheinbund schloß (1806). Durch denselben wurden diese der Oberhoheit des Kaiser Franz entzogen, erkannten Napoleon als ihren Beschützer (Proteetor) an und stellten ihre Heere unter seinen Oberbesehl. Durch den Rheinbund wurde das deutsche Reich gesprengt. Der französische Kaiser gebot im Süden und Westen, aus seinen Wink standen deutsche Heere zum Kampfe gegen ihre Brüder bereit. In Folge dessen legte der Kaiser die deutsche Krone nieder und nannte sich Franzi.,Kaiser von Oestreich. So endete das deutsche Reich, welches einst so glänzend dagestanden, auf schmachvolle Weise. Seine Völker hatten vergessen, daß sie eines Landes Kinder seien, und seine Kaiser und Fürsten hatten oft den eigenen Vortheil auf Kosten des Ganzen gesucht. Wo das geschieht, muß ein Reich zu Grunde gehen. f Wreuhen im Kampf gegen Frankreich. Jena. Tilsit. 1806-7. Preußen hatte an dem letzten Kriege gegen Napoleon keinen Theil

2. Leitfaden für den Unterricht in der deutschen Geschichte in Volksschulen - S. 137

1879 - Berlin : Nicolai
137 Weke-Amance. Die verbündeten Fürsten und ihre Gesandten ms. traten zu Wien zu einem Congreß zusammen, um die Angelegenheiten Europas zu ordnen. Aber hier wurde keine Einigkeit erzielt; man stritt lange vergeblich über die Vertheilung der eroberten Länder. Da machte plötzlich allem Streite die Nachricht ein Ende, daß Napoleon seine Insel verlassen habe und in Frankreich gelandet sei, daß die Heere, welche Ludwig ihm entgegengeschickt hatte, zu ihm übergegangen seien. Bald erschien er auch in Paris, von der wankel-müthigen Bevölkerung mit Jubel empfangen, und vertrieb den König Ludwig. Jetzt versprach er Wohl Frieden zu halten; aber die Verbündeten trauten ihm nicht, waren vielmehr der Meinung, daß Europa so lange keine Ruhe haben würde, als er an der Spitze eines so mächtigen Staates stände. Sie beschlossen daher, ihn wieder zu vertreiben. Als seine Anträge zurückgewiesen waren, rüstete er mit allem Eiser und rückte in Belgien ein. Hier traf er auf die Preußen unter Blücher und die Engländer uuter Wellington. Plötzlich warf er sich auf die ersteren. Bei Ligny kam es zur Schlacht. Blücher selbst stürzte, lange lag er unter seinem Pferde und wäre verloren gewesen, hätte ihn sein Adjutant Nostiz nicht errettet. Der Sieg ging den Preußen verloren, so tapfer sie auch gekämpft hatten. Napoleon aber, in der Meinung, daß Blüchers Armee für die nächste Zeit kampfunfähig sein werde, warf sich zwei Tage später (18. Juni) auf die Engländer. Bei Waterloo kam es zum Kampfe. — Wellington hatte an Blücher die Bitte gesandt, ihm mit einem Corps zu Hülse zu kommen. „Mit der ganzen Armee!" hatte der greise Feldherr geantwortet. Und er hielt Wort, obgleich sein Heer kurz vorher geschlagen war, obgleich er selbst an den Folgen des Sturzes schwer litt. Unter unsäglichen Mühseligkeiten, auf so aufgeweichten Wegen, daß es fast unmöglich war, die Geschütze fortzuschaffen, arbeiteten sich die braven Soldaten sort. Ost wollten sie verzagen, aber Blücher erinnerte sie an das Versprechen, das er Wellington gegeben. Ihm zu Liebe strengten sie ihre Kräfte auf das äußerste an und kamen zur rechten Zeit. Schon war Wellington in der höchsten Gesahr, mit Mühe widerstand er dem immer erneuten Angriffe der Franzosen, seine Regimenter schmolzen immer mehr zusammen. „Ich wollte," sagte er, „es wäre Abend oder die Preußen kämen." Da erscholl Kanonendonner zu seiner Rechten. „Gottlob", rief er, „das ist der

3. Leitfaden für den Unterricht in der deutschen Geschichte in Volksschulen - S. 139

1879 - Berlin : Nicolai
139 den zu heilen, welche der langjährige Krieg geschlagen hatte. Durch die weiseste Sparsamkeit suchte der König die Schulden des Staates allmählich zu tilgen, durch eine zweckmäßige Verwaltung des Staates das Wohl der Unterthanen zu fördern. Das Heer und die Schule erhielten zweckmäßige Verbesserungen; durch die Errichtung von Seminarien wurde es möglich, tüchtige Lehrer auszubilden. Der Zollverein. Eine große Störung des Verkehrs entstand dadurch, daß steuerpflichtige Waaren, welche aus einem deutschen Staate in den andern gebracht wurden, an den Grenzen versteuert werden mußten. Preußen schloß daher mit dem größten Theile der deutschen Staaten den Zollverein. Innerhalb desselben hörten die Steuerschranken auf, die Waaren wurden nur an seinen Grenzen verzollt. Dadurch erhielt der Handel eine große Erleichterung. f Die Mnion. Was seine Vorfahren vergeblich versucht hatten, nämlich die häßlichen Streitigkeiten zwischen Lutheranern und Re-formirten zu beseitigen, das gelang dem Könige durch die Gründung der Union. Durch dieselbe wurden beide Confeffionen zur evangelischen Kirche geeint, ohne doch ihre eigenthümlichen Glaubenssätze und Gebräuche aufgeben zu müssen. — Der König sah den Frieden seines Landes nicht mehr getrübt. Der schlichte, gerechte, fromme und duldfame Monarch wurde von seinem Volke geliebt, mit dem er in Leid und Freud dreiundvierzig Jahre verbunden war. Von beiden gilt, was an seinem Denkmale im Lustgärten geschrieben steht: „Sie haben mich gedränget von Jugend auf, aber sie haben mich nicht übermocht." (Ps. 129, 2). — Im Schloßgarten zu Charlottenburg liegt er an der Seite Luisens begraben. — f 23. Friedrich Wilhelm Iv. 1840—61* Friedliebend wie der Vater war auch der Sohn. Mit hohen Geistesgaben ausgestattet, für die Kunst begeistert, war er ganz geschaffen, ein rechter Fürst des Friedens zu sein. Allein er lebte in einer stürmischen Zeit. Unruhen erschütterten einen großen Theil Europas. In Frankreich war der König bereits 1830 durch eine Revolution entthront und ein anderer — Louis Philipp — an seine Stelle gesetzt; die Belgier hatten sich von den Holländern, die Griechen von den Türken losgerissen. Auch

4. Leitfaden für den Unterricht in der deutschen Geschichte in Volksschulen - S. 141

1879 - Berlin : Nicolai
141 Auch als später ein Krieg zwischen Preußen auf der einen, Oestreich und Baiern auf der andern Seite auszubrechen drohete, gab er nach und trat wieder in den deutschen Bund ein. öd war zwar der Krieg vermieden, aber die Einheit Deutschlands wurde nicht hergestellt — Preußen erfuhr auch unter seiner Regierung einige Erweiterungen seines Gebietes auf friedliche Weise. Die hohenzollernschen Fürsten traten ihre Länder Sigmaringen und Hechingen an Preußen ab, und der Großherzog von Oldenburg uberließ an dasselbe einen Strich Landes am Jahdebusen. Dort ist seitdem der so wichtige Wilhelmshasen angelegt worden. — Friedrich Wilhelm Iv. war kinderlos; daher war sein ältester Bruder Wilhelm Thronerbe. Derselbe mußte als Prinz-Regent schon bei Lebzeiten des Königs die Regierung ms. übernehmen, weil dieser unheilbar erkrankt war. Friedrich Wilhelm starb am 2. Januar 1861 und fanb in der Friedenskirche zu Potsdam 186l Ruhe von den vielen Leiden, welche ihm im Leben bereitet waren. f 34. Wilhelm I. Fs«. König Wilhelm war berufen, die Sehnsucht des deutschen Volkes, zu ^inem Reiche wiedervereint zu werden, welche sich immer lauter kundgab, zu erfüllen. Unterstützt durch den Rath Otto's von Bismarck, umgeben von einer Anzahl hervorragender Feldherren, unter welchen Graf Moltke als ein Stern erster Größe hervorragt, war der König entschlossen, für Preußen diejenige Machtstellung zu gewinnen, welche auch zum Wohle Deutschlands nöthig war. Dazu hielt er eine Umgestaltung (Reorganisation) des Heeres sür nothwendig und setzte dieselbe auch durch. Schon nach wenigen Jahren traten Ereignisse ein, welche Preußen nöthigten, zum Schwerte zu greisen. Es starb nämlich der König von Dänemark, seine Nachfolger legten Hand an, den geschlossenen Verträgen zuwider Schleswig mit Dänemark zu einem Staate zu verbinden. Oestreich und Preußen aber beschlossen, sich dem mit der Gewalt der Waffen zu widersetzen. Das kleine Dänemark, in der Hoffnung, von andern Mächten unterstützt zu werden, nahm den Kampf auf. f puppet und Meu. 1864. Während ein östreichisches Heer unter Gablenz in der Mitte des Landes einrückte, die Dannewerke nahm und bis in den Norden der Halbinsel eindrang, zogen die Preußen unter dem Prinzen Friedrich Karl an der Ostseeküste entlang.

5. Leitfaden für den Unterricht in der deutschen Geschichte in Volksschulen - S. 93

1879 - Berlin : Nicolai
93 ähnlicher Blüthe zu bringen. Auch lernte er hier den Krieg kennen. Der Ernst, mit welchem er seine hohen Aufgaben in das Auge faßte und den Lockungen gemeinen Lasters widerstand, erregte die Bewunderung des Prinzen von Oranien, des Erbstatthalters der Niederlande. Als der Prinz nach der Mark zurückkehrte, welch ein Bild der Verwüstung bot sich ihm dar! Welche Arbeit war da nöthig, um das arme Land wieder in eine gute Verfassung zu bringen! Durch den Tod seines Vaters an die Spitze der Regierung gestellt, war seine erste Sorge, durch Bildung einer Streitmacht sich unter den kriegführenden Mächten Ansehen und Einfluß zu verschaffen. Nachdem er die Regimenter, welche auch dem Kaiser geschworen hatten, entlassen, bildete er neue, die nur ihm zum Gehorsam verpflichtet waren. Allmählich vergrößerte er diese Truppenmacht, gab ihr tüchtige Führer (Spart, Derfflinger) und bildete sie zu großer militärischer Tüchtigkeit heran. Als man wegen des Friedens unterhandelte, verlangte Schweden Pommern für sich, auf welches Brandenburg wohl begründete Ansprüche hatte. Endlich vereinigte man sich zu einer Theilung. Brandenburg begnügte sich mit Hinterpommern, erhielt aber als Entschädigung für Vorpommern, für Stettin und einige Gebiete auf dem rechten Oderufer die Bisthümer Magdeburg, Halberstadt, Camin (Kolberg, Köslin) und Minden. Nach den Erwerbungen, welche die branden-burgischen Kurfürsten seit dem Jahre 1618 gemacht hatten, erstreckten sich ihre Lande durch ganz Norddeutschland, vom Memel bis über den Rhein. Allein einmal wurden dieselben durch anderer Herren Länder getrennt, und dann waren ihre Bewohner weit entfernt, sich -als Söhne eines Vaterlandes zu fühlen. Jedes Gebiet behauptete seine eigenen Rechte und Freiheiten und betrachtete das andere als Ausland. — Beim Abschluß des westfälischen Friedens setzte Friedrich Wilhelm auch für die Reformierten Glaubensfreiheit durch. — Z>ie Souveränität in ^reichen. Acht Jahre darauf fiel der Schwedenkönig Carl X. in Polen ein, um dort Eroberungen zu machen. Friedrich Wilhelm eilte nach Preußen, um dieses sein Land zu schützen. Allein die Schweden waren ihm an Macht so überlegen, daß er sich genöthigt sah, einen Bund mit ihnen gegen Polen einzugehen. Bei Warschau kam es zu einer dreitägigen blutigen Schlacht. Die Bran- me. denburger, geführt von dem Kurfürsten und feinen Generalen Sparr

6. Leitfaden für den Unterricht in der deutschen Geschichte in Volksschulen - S. 95

1879 - Berlin : Nicolai
95 sie verweigerten so lange die Huldigung, bis er alle ihre Privilegien bestätigt hätte. In Königsberg kam es sogar zu einer Empörung. Aber der Kurfürst ließ den Bürgermeister Rhode ergreifen und auf die Festung Peitz bringen, wo er nach sechzehnjähriger Gefangenschaft starb; den Oberst von Kalkstein, der nach Warschau gegangen war, um die Hülfe der Polen gegen ihn anzurufen, ließ er dort ergreifen und in Memel hinrichten. So große Unzufriedenheit das bei den Preußen auch erregte, der Kurfürst setzte seinen Willen bei ihnen durch, überzeugt, daß solche Maßregeln zum Wohle des Ganzen nöthig seien. So gründete er den brandenburgischen Staat. t Die Schlacht öei Jehröellin. Unter allen Staaten Europas war damals Frankreich der mächtigste. An der Spitze desselben stand Ludwig Xiv., ein ehrgeiziger und eroberungssüchtiger König, der um seines Ruhmes und seines Landes Vergrößerung willen vier blutige Kriege führte. Zuerst griff er die Spanier an, und als ihnen die Holländer so wirksam zu Hülfe kamen, daß er Frieden schließen mußte, war sein Zorn gegen diese so groß, daß er plötzlich mit überlegener Macht in ihr Land einfiel. Das kleine Volk der Holländer war ihm im Felde nicht gewachsen; es gerieth daher in große Noth, schaute sich aber lange vergebens nach Hülfe um. Da erschien Friedrich Wilhelm mit einem Heere; denn er hatte richtig erkannt, daß die Uebermacht Frankreichs auch Deutschland bedrohe. Zwar mußte er sich, weil er vom Kaiser nicht unterstützt wurde, zu einem Frieden verstehen. Als aber die Fortschritte der Franzosen das deutsche Reich immer mehr bedroheten, und der Kaiser ihnen deßhalb den Krieg erklärte, erschien auch Friedrich Wilhelm mit 20000 Mann, um sich mit den Feinden Frankreichs zu vereinen. Er lagerte in den Maingegenden; da aber gelangte die Nachricht zu ihm, daß die Schweden in die Mark Brandenburg eingefallen seien. Ludwig Xiv. hatte nämlich, um den Kurfürsten, seinen gefährlichsten Feind, vom Kriegsschauplätze zu entfernen, diese seine Verbündeten dazu bewogen. Die schwachen Truppenabtheilungen, welche in der Mark standen, waren ihnen nicht gewachsen. Zwar bewaffneten sich die über die Bedrückungen erzürnten Bauern und schaarten sich unter Fahnen zusammen, welche die Inschrift trugen: „Wir sind Bauern von geringem Gut und dienen unserm Kurfürsten und Herrn mit unserm Blut!" Allein was vermochten sie gegen die schwedischen Heeres-

7. Leitfaden für den Unterricht in der deutschen Geschichte in Volksschulen - S. 146

1879 - Berlin : Nicolai
146 Bimbnijs ab. Als am 20. und 21. September bte siegreichen Truppen in Berlin einrückten, war bte Freube allgemein. Der Krieg mit Frankreich 1870—71. Nur vier Jahre bürste sich König Wilhelm ungestört den Werken des Friebens, besonbers der Drbnung der Dinge in den neuerworbenen Provinzen wibmen, ba brach, wie bei- Blitz aus heiterm Himmel, ein Kriegsungewitter über das Land herein, das ihn wie sein Volk nöthigte, die ganze Kraft zur Erhaltung des Vaterlanbes einzusetzen. Die französische Republik war nämlich durch den Präsibenten berselben, Louis Napoleon, 'den Neffen Napoleons I., gestürzt worben; berselbe hatte sich mit Zustimmung des französischen Volkes unter dem Namen Napoleon Iii. zum Kaiser der Franzosen erhoben. Wenngleich ohne Felb-herrntalent, brachte er es durch seine kluge Staatsleitung (Politik) boch zu Stanbe, daß Frankreich wicber als die erste Macht Europas angesehen würde. In mehreren Kriegen hatte seine Armee sich ausgezeichnet und glückliche Erfolge erzielt. Die Franzosen, in ihrer Eitelkeit baburch geschmeichelt, machten, wie einst zu den Zeiten Lub-wigs Xiv. und Napoleons I., den Anspruch, daß ihr Wille in allen wichtigen Angelegenheiten entscheiben sollte. Daher sahen sie auf die stets Wachsenbe Macht Preußens mit neibischen Blicken und fanben in jebem Siege Preußens eine Verletzung ihrer Macht und ihres Ansehens. Napoleon hätte Wohl schon 1866 zu Gunsten Oestreichs mit den Waffen eingegriffen, wäre er bamals nicht in eine kostspielige und wenig ruhmvolle Unternehmung (Expebition) gegen Mexiko verwickelt gewesen. Aber seitbern war er in der Achtung der Franzosen gesunken; bei dem Wankelmuthe bieses Volkes mußte er für seinen Thron fürchten. Er beburfte also eines großen Waffenerfolges, um sein gesunkenes Ansehen wieber herzustellen. Konnte er Preußen von seiner errungenen Höhe herabstürzen, so burfte er des Beifalls des ganzen französischen Volkes gewiß sein. Er suchte also nach einem Vorwanbe zum Kriege. t Aer Krieg von 1870 und 71. Nun geschah es, daß die Spanier, welche ihre Königin vertrieben hatten, die Krone dem Prinzen Leo-Polb von Hohenzollern-Sigmaringen anboten. Dieser zeigte sich geneigt, biefelbe anzunehmen. Da entstammte in Paris plötzlich eine wilbe Leibenschaft; Preußen, sagte man bort, wolle auch jenseits der Pyrenäen herrschen; Frankreich bürfe das nicht bulben. Der König

8. Leitfaden für den Unterricht in der deutschen Geschichte in Volksschulen - S. 97

1879 - Berlin : Nicolai
97 hatte, erreichte er doch nicht, seine Bundesgenossen hatten schon mit Frankreich Frieden geschlossen; hartnäckig bestand Ludwig darauf, daß er alle Eroberungen an Schweden wieder herausgebe. Mit schwerem Herzen mußte der Kurfürst sich in das fügen, was er nicht abwenden konnte; denn gegen Schweden und Frankreich zu kämpfen, dazu reichten die Kräfte seines Landes nicht hin. Als 1675 der letzte Herzog von Liegnitz gestorben war, verlangte der Kurfürst nach dem Erbvertrage vom Jahre 1537 die Herzogtümer Liegnitz, Brieg und Wohlau. Allein der Kaiser behauptete, der Vertrag sei ungültig, nahm selbst von jenen Landen Besitz und verstand sich nur dazu, den Kurfürsten durch die Abtretung des Schwie-buser Kreises zu entschädigen. Im Geheimen aber schloß er einen Vertrag mit dem Kurprinzen Friedrich, worin dieser sich verpflichtete, bei seinem Regierungsantritte den Kreis gegen eine Geldentschädigung wieder herauszugeben. — Fernere Wegierung. Wie der Kurfürst seine Landmacht bedeutend vergrößert hatte, so richtete sich seine Sorge auch auf die Herstellung einer Seemacht. Er nahm zu diesem Zwecke den Holländer Raule in seine Dienste, welcher ihm Schiffe verschaffte, ausrüstete und einübte. Pillau wurde zum Kriegshafen bestimmt. In dem schwedischen Kriege thaten seine Schiffe ihm gute Dienste; als die Spanier sich weigerten, ihm die versprochenen Kriegshülfsgelder (Sub-ftdien) zu zahlen, ließ er ihnen mehrere Schiffe auf offener See wegnehmen. Um dem Handel seiner Unterthanen neue Absatzgebiete zu eröffnen, beschloß er, überseeische Niederlassungen (Kolonien) zu gründen. Zu diesem Zwecke erwarb er an der Küste Westafrikas (Guinea) einige Gebiete und legte dort unter anderen die Veste Groß-Friedrichsburg an. Allein diese Versuche wurden von seinem zweiten Nachfolger wieder aufgegeben. Um die Wohlfahrt seines Landes zu fördern, rief der Kurfürst viele Ausländer in sein Land, so betriebsame Holländer und Rheinländer. Als der König Ludwig Xiv. in übergroßem Eifer für die katholische Kirche den Protestanten seines Landes ihren Glauben rauben wollte, zogen es Hunderttausende vor, ihr Vaterland zu verlassen. Ihrer nahm der Kurfürst eine große Zahl in seine Lande, namentlich in Berlin auf (französische Colonie), gab ihnen Stätten, auf denen sie sich anbauen konnten und unterstützte sie freigebig. Die Einwanderer waren im Handwerk, im Garten? Schillmann, Leitfaden. y

9. Leitfaden für den Unterricht in der deutschen Geschichte in Volksschulen - S. 109

1879 - Berlin : Nicolai
109 Friedrich rückte darauf in Böhmen ein und besiegte den östreichischen Feldherrn Karl von Lothringen bei Chotusitz (1742). Durch diese Erfolge gezwungen, schloß Maria Theresia mit Friedrich den Frieden Zu Breslau und überließ ihm, wenn auch mit schwerem Herzen, Schlesien. Das hatte sie aber nur gethan, um sich desto ungehinderter gegen ihre andern Feinde wenden zu können. Denn sie war eine herzhafte Königin und fest entschlossen, ihr Reich zu vertheidigen. In ihrer Bedrängniß hatte sie sich an die Ungarn gewendet und von ihnen auch Hülfe erhalten. Der Feind mußte Böhmen räumen und Karl Albert sogar aus seinem Lande fliehen. Friedrich fürchtete nun, Maria werde sich nach Beendigung dieses Krieges (östreichischer Erbfolgekrieg) mit ganzer Macht gegen ihn wenden, um ihm Schlesien wieder zu entreißen. Dem Angriffe zuvorkommend, begann er den zweiten schlesischen Krieg. Auch diesen führte er siegreich zum Ziele. Nachdem er die Oestreich er und Sachsen bei Hohenfriedberg geschlagen, drang er in Böhmen ein und besiegte die Feinde bei Sorr. Auch der alte Dessauer hatte nach Erstürmung der eisbedeckten Höhen von Kesselsdori (bei Dresden) einen ruhmvollen Sieg errungen. Da willigte Maria Theresia in den Frieden von Dresden (1745), in welchem sie aufs Neue auf Schlesien verzichtete. t Der dritte schlesische (siebenjährige) Krieg 1756 — 63. In der Zeit von 1745 bis 56 lebte Friedrich den ernsten Geschäften der Regierung, sowie den heitern Genüssen der Kunst und der Geselligkeit im Verkehr mit geistvollen Männern, meist in Potsdam auf seinem Schlosse Sanssouci. Allein die Hoffnung, fortan fein Land in Frieden regieren zu können, betrog ihn, denn es zogen sich Wolken über seinem Haupte zusammen, welche auf noch größere Stürme hindeu-teten, als er sie bisher überstanden hatte. Maria Theresia hatte nie den Wunsch aufgegeben, Schlesien wieder zu erobern. Der Neid, welchen das mächtige Wachsthum Preußens bei den alten europäischen Großmächten erregte, bewirkte, daß sie Bundesgenossen fanb. Der fcharfe Spott, welchen Friedrich über die sittenlose Kaiserin Elisabeth von Rußland und die lasterhafte Marquise von Pompadour, welche durch den schwachen König Ludwig Xv. Frankreich beherrschte, ausgoß, hatte diese Frauen zu feinen erbitterten Feindinnen gemacht. So schlossen Oestreich, Rußland, Sachsen, Frankreich und Schweden, welches Pommern wieder zu gewinnen hoffte, einen Bund gegen

10. Leitfaden für den Unterricht in der deutschen Geschichte in Volksschulen - S. 64

1879 - Berlin : Nicolai
64 die Katholiken den Bunb zu Torgau. Für bieses Mal rettete die gemeinsame Gefahr, welche von den Türken brohete, vor dem Ausbruche des Bürgerkrieges. Schon 1529 brangen biefe bis nach Wien vor und belagerten es; allein die Tapferkeit der Besatzung schlug alle Stürme zurück und zwang den Sultan zum Rückzug. Jetzt aber brohete berselbe von Neuem, gegen Wien vorzudringen. Da schloß Karl mit den Protestanten Frieden und erreichte baburch, daß ein so stattliches Reichsheer zusammen kam, daß die Türken nicht wagten, die Stadt anzugreifen. Unter schrecklichen Verwüstungen traten sie schleunig den Rückzug an. Luthers Aod. Die Reformation verbreitete sich weit über feie Grenzen Deutschlanbs hinaus, so nach Schweden, Norwegen, Dänemark und England. Auch Holland und ein Theil der Schweiz fiel vom Papste ab, doch nahm man hier nicht das Bekenntniß Luthers, sondern das Zwinglis und Calvins an (helvetische Consesfion). Selbst in Frankreich, in Böhmen, in Ungarn, in Polen fand die Reformation zahlreiche Anhänger. Aber mit Trauer sah Luther die Wolken sich aufthürmert, welche den Religionskrieg anzeigten; zudem wurde er von Krankheit schwer heimgesucht. Im Jahre 1546 war er nach Eisleben berufen worden, um einen Streit der Mansfelder Grafen Zu schlichten. Dort, an fernem Geburtsorte, ereilte ihn am 18. Februar i5«. der Tod, nachbem er auf feinem Sterbelager erklärt hatte, daß er auf die Lehre, welche er geprebigt, sterben wolle. Das Volk strömte von allen Seiten zusammen, als seine Leiche nach Wittenberg übergeführt würde. In einem marmornen Sarge ist sie bort in der Schloßkirche beigesetzt. t Der schmamaldische Krieg. Der Religionskrieg in Deutschland war nur aufgeschoben. Karls Bemühungen, die Protestanten zum Wiebereintritt in die katholische Kirche zu bewegen, waren gescheitert. Auswärtige Kriege hatten ihn bisher gehindert, seinen Forderungen Nachbruck zu geben, llrtermüblich thätig, unternahm er zwei Züge nach Nordafrika, um die Seeräuber, welche in Tunis und Algier ihren Sitz hatten, zu vernichten. Auf dem ersten Zuge hatte er die yreude, viele kaufende von Christen aus der Sklaverei zu befreien; der zweite Zug mißlang indeß wegen der heftigen Seestürme und der Ungunst des Wetters nach der Lanbung. Nachbem Karl aber durch einen Zug in das Innere Frankreichs feinen Hauptgegner Franz
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