476 — 1100.
17
Dänen und Friesen, ein Schrecken der nördlichen Gränz-
länder; von der Elbe aus, nach Norden und Osten verbreiteten
sich unter verschiedenen Namen die slavischen Völker, welche
gegen das Ende der großen Völkerwanderung (im 5ten und 6ten
Jahrhundert) ihre zahllosen Massen vom Osten vorwärts ge-
walzt und in Mähren ein mächtiges Reich errichtet hatten.
Obwohl Frankreich und Deutschland, jedes für sich
die Oberherrschaft eines Königs anerkannte, war doch die Ge-
walt in den einzelnen Landestheilen in den Händen der Her-
zöge , Bischöfe, Grafen und der übrigen mächtigen Vasallen,
welche die unruhigen Zeiten benutzt hatten, um ihre Macht, der
Krone gegenüber, zu befestigen. Denn in den großen Gefahren,
welche von allen Seiten das Reich bedrohten, waren die mäch-
tigen Vasallen an den Gränzen, des Landes natürliche Verthei-
diger; sie bauten, trotz dem Verbote der Könige, befestigte Bur-
gen, welche einerseits ihnen und ihren Unterthanen zum Schutz
gegen feindliche Einfälle, allein andrerseits ebenfalls zur Sicher-
heit gegen die Eingriffe der Krone in ihre Macht dienten. Auf
diese Weise wurden die einzelnen Landestheile fast ganz unab-
hängig von der Krone.
Frankreich von 88^—1108.
Einer der mächtigsten Vasallen Frankreichs, Graf
Bofo von Provence, ließ sich zum König des cisjuranischen
Burgunds," welches die Provence, Dauphine, Lyo-
nais und Savoyen in sich faßte, erwählen (876). Ungefähr
zur selbigen Zeit bemächtigte Herzog Rudolf Welff sich mit
dem Königsnamen des transjuranischen Burgunds (888). Diese
Reiche, welche (930) durch den Sohn Rudolfs, Rudolf Ii.
unter dem Namen des Königsreichs Are lat (nach der Stadt
Arles benannt) vereinigt wurden, bildeten einen Zwischenstaat
zwischen Frankreich und Deutschland, eine Vormauer für Frank-
reich gegen die Angriffe der Araber vom Süden. Am Fuße
Dohrs Lehrb. der Gesch. des Mittelalters. 2
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Extrahierte Personennamen: Graf
Bofo Rudolf_Welff Rudolf Rudolfs Rudolf_Ii Rudolf Dohrs_Lehrb
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Deutschland Frankreich Frankreichs Burgunds Burgunds Rudolfs Arles Frankreich Deutschland
1100 — 1517.
171
tmfte *) neue Gegenstände des Handels dar, während zugleich
eine Cultivirung des Landes nöthig wurde, um sie hervorzu-
bringen und die europäische und astatische Vegetation in den
reichen Boden Amerikas zu verpflanzen; so bahnten stch die
europäischen Kräfte durch die amerikanischen Kolonien einen
neuen Weg; damit verminderte stch die Bedeutung des Grund-
besitzes in Europa und dadurch wiederum die Uebermacht des
Adels, während der Bauernstand sich durch den Handel zu einer
kräftigen Selbstständigkeit emporschwang.
Die Staaten Italiens. Das Gleichgewichtssystem.
Der Kampf der Franzosen, Venetianer, Deutschen,
Spanier um Italien.
In Italien hatte der Kampf zwischen Welfen und
G h i b e l l i n e n lange Zeit hindurch die Staaten gegen ein-
ander gewaffnet und jeden Staat mit dem Streben erfüllt, seine
Nebenbuhler weder in kriegerischer Beziehung, noch durch Handel
oder ausländische Verbindungen ein Uebergewicht erlangen zu lassen.
Ein solches Gleichgewicht zwischen den Staaten zu bewahren
machte sich die italienische listige, oft grausame und treulose Staats-
kunst zur Aufgabe. Allein als die Italien umgebenden Mächte
Frankreich, Deutschland und Spanien sich im In-
nern befestigt hatten, war ihnen daran gelegen, auch in Italien
Einfluß zu erhalten; dorthin riefen die geschichtlichen Erinne-
rungen die Kaiser Deutschlands, dorthin der kriegerische Geist
und der nationale Ehrgeiz den Adel Spaniens und Frankreichs,
*) Bis dahin unbekannte amerikanische Produkte, die nach und nach
im Handel Bedeutung erlangten, waren: Tabak. Kartoffeln, Ka-
kao, Vanille, Chinarinde, viele Holzarten und Farbholz; aus der
alten Welt nach Amerika verpflanzt wurden: das Zuckerrohr,
Kaffee, Kornarten, ferner Pferde und Hornvieh, welches Alles
vortrefflich gedieh und Handel und Verbrauch bedeutend vermehrte
und die Lebensweise der Nationen sowohl in der alten, wie in
der neuen Welt theilweise veränderte.
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Extrahierte Ortsnamen: Amerikas Europa Italiens Italien Italien Italien Frankreich Deutschland Spanien Italien Deutschlands Spaniens Frankreichs Amerika
174
1100—1517.
zu finden, in Italien ein; Florenz öffnete ihm seine Thore und
bewilligte seine Forderungen; der Papst wurde ängstlich, als
die Franzosen sich näherten, und brach das Bündniß, welches
er mit den Neapolitanern geschlossen hatte; das französische Heer
rückte durch das eine Thor in Rom ein, als das neapolitanische
durch ein andres hinauszog. Die bedeutendsten Festungen des
Kirchenstaats sielen den Franzosen in die Hände: unaufhaltsam
rückten sie gegen Neapel vor, ein Theil der Städte und des
Adels schloß sich ihnen an und kaum zwei Monate nach der
Besetzung Roms hielt Karl Viii als König von Neapel seinen
Einzug in seine neue Hauptstadt; der vorige König Ferdinand
entstoh. Mit Ausschweifungen und Grausamkeiten vertrieben die
Franzosen im schönen Neapel die Zeit, während ein drohender
Bund verschiedener Staaten das gestörte Gleichgewicht in Italien
wicderhcrzustellen suchte. Ferdinand der Katholische er-
neuerte die Ansprüche seiner Familie auf Neapel, der Papst, der
Lehnsherr Neapels, weigerte sich Karl mit dem eroberten Kö-
nigreiche zu belehnen; auch der deutsche Kaiser Maximilian
rüstete sich, die Vcrgrößerungspläne der Franzosen mit Miß-
trauen betrachtend. In Venedig wurde darauf 1495 ein
Bündniß lliga) geschlossen zwischen Venedig, Mailand, dem
Papste, Ferdinand dem Katholischen und Maximi-
lian, um die alte Ordnung der Dinge in Neapel wiederher-
zustellen. Karl Viii verließ Neapel mit dem größten Theile
seines Heeres, um nach Frankreich zurückzukehren. Die neapoli-
tanischen Städte standen in seinem Rücken auf und Karl Viii
erreichte mit genauer Noth und beständigen Kämpfen, besonders
bei Foronuovo (1495) mit seinem durch Ausschweifungen,
Krankheiten und das Schwert der Feinde fast aufgeriebenen
Heere, Frankreich. Noch im selben Jahre war die alte Regie-
rung in Neapel wiederhergestellt. Der französische König Lud-
wig Xii (1498—1515), Enkel Ludwigs von Orleans
machte die Ansprüche des Hauses Anjou auf Neapel und
■Mh
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Extrahierte Personennamen: Karl_Viii Karl Ferdinand Ferdinand Karl Karl Maximilian Maximilian Ferdinand Karl_Viii Karl Karl_Viii Karl Enkel_Ludwigs_von_Orleans Ludwigs
Extrahierte Ortsnamen: Italien Rom Neapel Roms Neapel Neapel Italien Katholische Neapel Neapels Venedig Venedig Mailand Neapel Neapel Frankreich Frankreich Neapel Neapel
176
1100—1517.
und brachte darauf durch seine Vermittlung einen sogenannten
heiligen Bund (die heilige Liga 1511) zwischen Venedig,
Spanien, dem Kaiser, England und den schweizerischen Eid-
genossen zu Stande, um die Franzosen aus Italien zu ver-
treiben. Die Franzosen kämpften vergebens, um ihre Eroberun-
gen in Norditalien zu behaupten; Gaston von Foix bezahlte
den Sieg bei Ravenna mit seinem eignen und dem Leben vieler
tapfrer Kameraden; allein die Schweizer schlugen Ludwig Xu
bei Novara (1513), eroberten Mailand, drangen in Burgund
ein und belagerten Dijon. Ferdinand der Katholische
bemächtigte sich Navarras im Süden der Pyrenäen (1512);
denn der König von Navarra hatte sich Frankreich angeschlossen;
Heinrich Viii, König von England und Kaiser Maximi-
lian griffen die nördlichen Provinzen Frankreichs an und sieg-
ten bei Guinegate (1513). Da sah sich Ludwig Xii
gcnöthigt, nachzugcben, gab Mailand auf, befriedigte England
und die Schweizer durch Geld und räumte Ferdinand dem Ka-
tholischen den Besitz von Navarra ein.
Der Nachfolger Ludwig Xii, Franz I (15)5 — 1547)
der Enkel Ludwigs von Orleans, bestieg, 21 Jahr alt, den
französischen Thron. Voll Begierde nach kriegerischen Thaten
und kriegerischem Ruhme riesen ihn alle Lockungen der Jugend
und des Krieges nach Italien. Er besiegte die Schweizer in
einer glänzenden, zwei Tage währenden, Schlacht bei Marig-
nano (1515) und durch den Frieden zu Freiburg (1516)
blieb Frankreich der zweifelhafte Besitz Mailands.
Die osteuropäischen Reiche.
Einleitung.
Das oströmische Kaiserthum. Als die lateinischen Chri-
sten Konstantinopel eroberten (1204) wurde das oströmische
Reich zersplittert. Die Venctianer bemächtigten sich ungefähr
des vierten Theilcs desselben (p. 95), ein unabhängiges Reich
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Extrahierte Personennamen: Foix Ludwig_Xu Ludwig Ferdinand Heinrich_Viii Heinrich Ludwig_Xii Ludwig Ferdinand Ludwig_Xii Ludwig Franz_I Franz Ludwigs_von_Orleans Ludwigs
Extrahierte Ortsnamen: Venedig Spanien England Italien Norditalien Ravenna Mailand Burgund Dijon Navarras Navarra Frankreich England Frankreichs Mailand England Navarra Italien Marig- Freiburg Frankreich Mailands Konstantinopel
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Extrahierte Personennamen: Knud Magnus Magnus Magnus Magnus Swend_Estridtsen Ulf_Spragel- Knud
Regionen (OPAC): Dänemark, Schleswig, Holstein, Lauenburg
Geschlecht (WdK): koedukativ
96
Einkünfte verlangte, welche Dännemark seither von dem
vormaligen Holstein-Gottorpschen Schleswig gehoben hatte.
Schon rückte eine Armee von 70,000 Mann unter dem
Oberbefehl eines berühmten Französischen Generals, St.
Germain, welchen der König, aufbernstorff's Anrathen,
ins Land gerufen hatte, in Mecklenburg ein, und eine
große Flotte, unter Commando des Admirals Fontenay
kreuzte in der Ostsee; schon waren die Befehle, ein großes
Russisches Magazin wegzunehmen, unterschrieben, als plötz-
lich, zur großen Freude aller friedlich gesinnten Danen,
die Nachricht von Peters Gefangennehmung durch Catha-
rina Ii. einlief. Bald darauf ward Peter entthront und
ermordet und Catharina schloß Frieden mit Dännemark
(1762). — Bis 1758 waren unter Friedrich V. keine
Staatsschulden gemacht worden; von der Zeit aber gerie-
thcn die Finanzen wieder in Verfall. Die Ursachen hier-
von waren: die Einrichtung kostspieliger Fabriken; die groß-
ßen, gegen Rußland gemachten Rüstungen; die Unterhal-
tung einer Armee in Holstein während des siebenjährigen
Krieges in Deutschland, und die Anlegung von Colonien
in den unbebaueten Haiden. Hierzu kam noch die Be-
gierve, die am französischen Hofe herrschende Pracht und
Ueppigkeit nachzuahmen. Alles dies hatte zur Folge, daß
sich die Staatsschulden beim Tode des Königs auf 26
Mill. Ehaler beliefen. — Es traten unter Friedrich V
zwei Jubeljahre ein, welche auch beide gefeiert wur-
den; nämlich 1748, da 300 Jahre verflossen waren, seit-
dem das Oldenburgische Haus auf den dänischen Königs-
thron gelangte; und 1760, da vor 100 Jahren die Sou-
verainität eingeführt worden war. — Friedrich V. fiel im
Jahre 1765 in eine langwierige Krankheit und starb den
14. Januar 1766 in seinem 43sten Lebensjahre. Er wurde
von seinen Unterthanen in einem sehr hohen Grade geliebt,
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Extrahierte Ortsnamen: Mecklenburg Ostsee Holstein Deutschland Oldenburgische_Haus
Regionen (OPAC): Dänemark, Schleswig, Holstein, Lauenburg
Geschlecht (WdK): koedukativ
102
bare Feindseligkeiten ausbrachen. Eine mächtige Englische
Flotte unter des berühmten Admirals Nelson Commando
erschien vor Kopenhagen. Am 2. April kam es zu einer
mörderischen Schlacht, während welcher die Dänen so hohen
Muth an den Tag legten, daß die Britten selbst Waffen-
stillstand anbieten ließen. Dieser kam gleich zu Stande
und den 20. July wurde ein Vergleich zwischen Großbri-
tanien und den nordischen Mächten getroffen. Dänne-
marks Finanzwesen hatte indessen sehr gelitten, weshalb
eine neue Grundsteuer ausgeschrieben werden mußte.
Doch der Handel lebte wieder auf und Alles erholte sich
wieder. — Christian erhielt in der Folge, durch die wei-
sen Maaßregeln seines Ministeriums, selbst in der schwie.
rigsten Lage, Frieden und Ruhe bis gegen das Ende seines
Lebens, während der größte Theil von Europa unter den
Nebeln des Kriegs geseufzt hat. — Aber im Jahre 1807
ward Dännemark wieder von England mit einer großen
Kriegsmacht überfallen. Es konnte diesen Anfall nicht
erwarten, denn es herrschten damals keine Mißhelligkeiten
zwischen beiden Ländern, vielmehr hatte die Englische Re-
gierung noch kurz vorher der Dänischen ihre Freundschaft
aufs feierlichste versichert. Dennoch erschien den 3. Aug.
plötzlich ein große Englische Flotte im Sunde, umzingelte
Seeland und verlangte nichts weniger als die Auslieferung
der Dänischen Flotte, welche höchst ungerechte Forderung
natürlich abgewiesen wurde. Darauf landete eine beträcht-
liche Anzahl Englischer Truppen (4o,Ooo Mann) auf See-
land, und da der Widerstand der Dänen nur schwach war,
(indem das Dänische Heer zur Vertheidigung Holsteins
wahrend des Krieges in dem nördlichen Deutschland an
der Gränze stand), so mußte, nachdem Kopenhagen ein
dreitägiges Bombardement (2 —6sept.) ausgehalten hatte,
die Dänische Flotte, etwa 70 Schiffe stark, ausgeliefcrt
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Extrahierte Personennamen: Nelson Christian
Extrahierte Ortsnamen: Europa England Seeland Deutschland
Regionen (OPAC): Dänemark, Schleswig, Holstein, Lauenburg
Geschlecht (WdK): koedukativ
108
worin Dännemark bei der Thronbesteigung unsers jetzigen
Königs den 13. März 1808 verwickelt war, wurde die
Krönung erst am 31. July 1815 auf dem Schlosse zu
Friedrichsburg vollzogen. Friedrich Vi. empfing seine
Reiche der Kriegsflotte beraubt und in einem zerstören-
den Krieg mit England verwickelt, das alle Meere be-
herrschte. Dieser Raubzug Englands, der sogar ohne vor-
hergegangene Kriegserklärung geschah, bewirkte, daß die
Dänische Regierung mit dem damaligen, in ganz Europa
eben so sehr geachteten als gefürchteten Beherrscher Frank-
reichs in ein näheres Bündniß trat. Allein die Folgen
hiervon waren für Dännemark höchst Nachtheilig; die Eng-
länder kaperten eine große Menge Dänischer Handelsschiffe,
verkauften die reichen Ladungen derselben und zerstörten
auf diese Weise den Dänischen Handel Dieses, so wie
die Unterhaltung eines Französischen Hülfsheeres (1808)
und die kostspielige Verproviantirung Norwegens bewirkte
eine beständig zunehmende Verschlechterung des Dänischen
Papiergeldes. Es mußte eine Veränderung mit dem Geld-
wesen vorgenommen werden und den 6. Januar 1813 er-
schien die Neichsbankverordnung. — Der Krieg mit
Schweden, welcher an der Granze Norwegens geführt
ward, und im April 1808 begann, endigte sich im nächst-
folgenden Jahre, nachdem König Gustav Iv. von Schwe-
den des Throns entsetzt, und seinem Oheime, Karl Xlll.,
weil er unbeerbt war, ein Thronfolger aus dem Herzogs.
Holsteinischen Hause zugetheilt worden war, nämlich Prinz
Christian August von Schleswig. Holstein - Sonderburg-
Augustenburg, der aber schon im folgenden Jahre plötzlich
starb. Allein schon im Jahre 18l3 ward Schweden wie-
der, so wie auch Rußland und Preußen der Krieg erklärt,
weil unser König, den Schaden der Schande vorziehend,
dem Bündnisse mit Napoleon treu blieb, als dessen Macht
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Extrahierte Ortsnamen: England Englands Europa Norwegens Schweden Norwegens Holstein Schweden
Regionen (OPAC): Dänemark, Schleswig, Holstein, Lauenburg
Geschlecht (WdK): koedukativ
Schweden, durchschwärmten Europa viele Jahre lang, dran-
gen endlich ins Römische Gebiet ein und setzten sich im
fünften Jahrhundert sowohl in Italien als in Spanien
fest. — Die Langobarden, ein anderer nordischer Völ-
kerzug aus Jütland, errichteten ebenfalls, und zwar im
sechsten Jahrhundert, ein eigenes Reich in Italien, welches
die Lombardei genannt wurde. — Die Angeln im
Herzogthum Schleswig und die Sachsen in Holstein zo-
gen im Jahre 449 nach Britannien, eroberten es und nann-
ten es England, d. i. das Land der Angeln. — Die
Normanner, auch ein nordisches Volk, schwärmten auf
der See umher und plünderten die Küsten von England,
Deutschland, Holland und Frankreich. In dem letztern
Lande errichteten sie im Anfänge des zehnten Jahrhunderts
ein eigenes Reich, welches noch heutigen Tages die Nor-
mandie genannt wird.
§. 2.
Götzendienst dieser Völker. Odin gründet ein neues
Religionssystem und macht sich den ganzen Norden
unterwürfig. Skiold. Skioldunger.
Diese nordischen Völker bekannten sich zu einer heid-
nischen Religion, welche in dem Dienste der Hertha d. i.
der Erde bestand, Menschenopfer duldete, ein ewiges Leben
lehrte und die Tapferkeit im Kriege als die größte Tugend
und das beste Mittel zur Seligkeit anpries. Der Haupt-
opferplatz war ein Hain bei der alten dänischen Residenz
Leire (Lethra) auf Seeland. Hier wurden alle 9 Jahre
auf eine feierliche Art, Thiere, auch wohl Menschen, ge-
opfert. Odin, welcher 70 Jahre nach dem Zuge dercim-
brer und Teutonen vom Donflusse in Asien kam, und sich
Dännemark, Schweden und Norwegen unterwürfig machte,
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Extrahierte Personennamen: Odin
Extrahierte Ortsnamen: Schweden Europa Italien Spanien Italien Schleswig Sachsen Holstein Britannien England England Deutschland Holland Frankreich Seeland Asien Schweden Norwegen
Regionen (OPAC): Dänemark, Schleswig, Holstein, Lauenburg
Geschlecht (WdK): koedukativ
82
welches Schweden im Westfälischen Frieden erhalten
hatte. Kaum war aber der Schwedische König hiervon
benachrichtigt, als er gleich mit Men Frieden schloß und,
nachdem er das Herzogthum Bremen wieder erobert hatte,
in Dännemark cinrückte, schnell Holstein, Schleswig und
Jütland einnahm, darauf über die zugefrornen Belte ging
und Fühnen, Langeland, Laaland und Falster eroberte,
endlich auf Seeland landete und 1658 den 26. Fcbr. den
Roeskilder Frieden erzwang, durch welchen Dännemark sich
verpflichten mußte mehrere Provinzen, 12 Kriegsschiffe
und 2000 Reuter an Schweden abzutreten. Doch, dieser
Friede war von sehr kurzer Dauer. Bei dem, am 18ten
August erneuerten Angriffe der Schweden, gerieth Dan-
nemark in die schrecklichste Lage, indem Kronenburg erobert
und Kopenhagen belagert ward. Allein Friedrich zeigte
sich hier sehr heldenmüthig und wollte lieber, wie er sagte,
in seinem Neste sterben, als sein Reich verlassen. Alle Ein-
wohner Kopenhagens, mit Einschluß der Studenten der
Universität wurden angefeuert und aufgefordert, die Waffen
zu ergreifen und ihnen große Bortheile verheißen. Die
Generäle Güldenlöwe und Ahlefeld, der Commandant
Schack und der Stadthauptmann Thureson zeichneten
sich als Anführer aus, und Kopenhagen hielt eine sechs-
monatliche Belagerung ab. Endlich erschien eine Hollän-
dische Flotte unter dem Admiral Opdam und entsetzte
Kopenhagen. Dännemark hatte nun vollkommen über
Schweden triumphiren können, wenn Holland Truppen
nach Seeland hatte senden wollen; allein es wollte nicht,
daß eine Macht Besitzerinn beider Sundlander seyn sollte.
England, Frankreich und Holland wurden nun Vermittler;
da sie aber beide Partheien durch ihre Vermittelung belei-
digten, schlossen sie selbst einen Frieden zu Kopenhagen.
Dännemark verlor abermals einige Provinzen und kam
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Extrahierte Personennamen: August Friedrich Friedrich Dännemark Dännemark
Extrahierte Ortsnamen: Westfälischen Dännemark Holstein Langeland Seeland Schweden Schweden Kopenhagen Kopenhagen Kopenhagen Holland Seeland England Frankreich Holland Kopenhagen