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1. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 104

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 104 — dem Herrn von Syberg, zu dessen Tochter er eine innige Zuneigung gefaßt hatte, gehörte. Von hier begab er sich über Altona nach England, um hier zur Verwirklichung der Pläne, die man damals hegte, — man wollte nämlich unser Vaterland mit Hilfe einer englischen Landuugsarmee und eines Volksaufstandes in Westfalen und Hessen von der Franzosenherrschaft erlösen, — beizutragen. Als aber durch den für Preußen so traurigen Frieden von Tilsit (1807) alle diese Bemühungen vereitelt wurden, kehrte er aus England zurück, blieb aber mit der preußischen Regierung in ge- heimer Verbindung und stand seinem Freunde Stein beim Werke der Neugestaltung Preußens treu zur Seite. Am 20. Mai 1810 schloß Viucke mit feiner geliebten Eleonore von Syberg den Bund sürs Leben und zog mit ihr auf das ihm von seinem Schwiegervater übergebene Gut Jekeru. Aus dem Staats- dieuste geschieden, lebte er hier ganz wie ein Landmann. Vom Morgen bis zum Abend war er im blauen Kittel, wie ihn der westfälische Bauer trägt, draußen thätig, überall selbst Hand an die Arbeit legend. Seine Gesundheit, die durch die ausreibende Thätigkeit im Staatsdienste sehr gelitten hatte, ward durch das Leben und Bewegen in freier, frischer Luft gestärkt und gehoben. In seinem häuslichen Leben war er fehr glücklich; seine Eleonore war ihm eine treue Gehilsiu bei seinen Arbeiten. Ihre Ehe ward mit zwei Söhnen, Georg und Gisbert, gesegnet. In diesem stillen, glücklichen Landleben vergaß Vincke aber nicht, daß sein Vaterland unter den Leiden und Drangsalen der französischen Fremdherrschaft seufzte. Nur im Geheimen konnte er für dasselbe wirken, und doch war feilt Wirken nach dieser Richtung den Feinden nicht verborgen geblieben. Mitten aus seinem glücklichen Leben heraus ward er verhastet und nach Düsseldorf gebracht, bald aber wieder entlassen, da man keine Beweise gegen ihn hatte. Als aber durch die Schlacht bei Leipzig 1813 Napoleons Macht gebrochen und seine Truppeu über den Rhein zurückgedrängt wurden, litt es auch unsern Vincke nicht länger in der stillen Häuslichkeit; gehörte doch sein Herz, sein Kopf und sein Leben dem Könige und dem Vaterlande. Er ging nach Hamm, um in sein früheres Amt

2. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 241

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 241 — Anfange des dreißigjährigen Krieges besetzten die mit dem Kur- fürsten verbündeten Holländer die Bnrg. Bald zogen Feinde heran, und im Jahre 1629 nahmen kaiserliche und spanische Truppen den Sparenberg mit List ein. Sie hatten einige holländische Soldaten gefangen genommen, die in der Grafschaft lagen. Diesen zogen sie die Kleider aus, steckten kaiserliches Volk hinein und schickten sie vor die Thore der Feste. Dort baten sie um schnellen Einlaß, weil der Feind sie verfolge. Ohne Arg öffnete man die Thore und ließ die Zugbrücke herunter; aber kaum war dies geschehen, so fielen die Einziehenden über die Wachen her, von allen Seiten eilten versteckte kaiserliche Soldaten herbei und drangen in die Burg. Nach tapferer Gegenwehr mußten sich die Holländer ergeben. Fünf Jahre hielt der Feind den Sparenberg besetzt, da räumte er ihn, weil die Schweden überall siegreich vordrangen. Bevor er abzog, zerstörte er manche der Festungswerke und verschüttete einen der Brunnen, welcher im Jahre 1834 wieder gereinigt wurde, und in welchem man 84 Bomben und viele Eimer nebst Ketten fand. Der französische König Ludwig Xiv. fing mit den Nieder- ländern Krieg an. Um die deutschen und clevischeu Länder zu schützen, schloß der Kurfürst im Jahre 1671 mit dem Pfalzgrafen von Neu- bürg und dem Bischöfe von Münster, Bernhard von Galen, einen Vertrag zu Bielefeld, nach welchem sich diese Fürsten gegen den Andrang der Kriegsgefahr treu beistehen wollten. Als aber der Kurfürst den Oberbefehl über das Heer verlangte, wollte der Bischof von Münster, welcher es heimlich mit Frankreich hielt, nicht ein- willigen, und die Freundschaft hatte ein Ende. Bernhard von Galen verband sich offen mit Frankreich. Friedrich Wilhelm sendete den Niederländern ein Hilfsheer von 20 000 Mann gegen Frankreich und Münster. Er langte Ende des Jahres 1672 auf dem Sparen- berge mit seiner zweiten Gemahlin Sophie Dorothee an, und diese gebar ihm hier einen Sohn, welcher den Namen Karl Philipp erhielt und 1695 in Italien starb. Am 9. April 1673 rückte Bischof Bernhard von Galen in eigener Person mit 3000 Mann münsterscher Truppen in die Grafschaft, belagerte Schloß Sparen- berg und die Stadt Bielefeld und warf 84 Bomben hinein. Eine Schulze, Heimatskünde. lg

3. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 340

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 340 — von Stolberg-Wernigerode verlobt war, vor Overberg zum Katho- lizismus über. Er verweilte oft auf dem Gute Lütgenbeck in der Nähe Münsters. 1812 zog er nach dem Gute Tatenhausen (Kreis Halle) und pachtete die Hannöversche Domäne Sondermühlen im Osnabrückschen. Am 5. Dezember 1819 ging er in Frieden heim und wurde in Stockkämpen bei Tatenhausen beerdigt. Von dem großen Münsterianer, Oberpräsidenten von Vincke, haben wir schon gehört. Der letzte Fürstbischof Münsters war Maximilian Franz von Österreich, ein Bruder der unglücklichen Marie Antoinette; von ihr bewahrt der Dom ein von ihr für den Bruder verfertigtes Meß- gewand. Die Säkularisierung geschah infolge des Luneviller Friedens durch den Reichsdeputationshauptschluß am 25. Februar 1803. Damals umfaßte das ganze Stift außer der Haupt- und Residenz- stadt 1. das Niederstift mit den drei Ämtern Meppen (Emsland), Vechta, Kloppenburg, von denen als Entschädigung für Abtretungen am linken Rheinufer das erste der Herzog von Arenberg, die beiden letztern der Herzog von Oldenburg erhielt, in das Oberstift mit den neun Ämtern: Ahaus, Bocholt, Dülmen, Horstmar, Sassen- berg, Stromberg, Werne mit Lüdinghausen, Wolbeck, Rheine mit Bevergern, im wesentlichen also die östliche Hälfte. Diese wurde samt der Stadt Münster mit Ausschluß kleiner Gebiete dem Königreiche Preußen als Erbfürstentum zugeteilt, während die westliche verschiedene Landesherren bekamen. Durch die Rheinischen Bundesakte vom 12. Juli und nach Auflösung des deutschen Reiches am 1. und 6. August 1806 wurde erneut das Oberstift Preußen zugesprochen; in Bezug auf die übrigen Teile fanden einige Ver- ändernngen statt. In dem Kriege Preußens mit Napoleon I. 1806 nahm der König Louis Bonaparte Münster und das ganze Land in Besitz. Im Frieden zu Tilsit 1807 gingen alle preußischen Ge- biete im Münsterschen verloren und an den Großherzog Joachim von Berg über; seit 15. Juli 1808 aber fiel es in die Hände des französischen Kaisers, der den Titel Großherzog von Berg und Cleve annahm, 1809 aber den minderjährigen Sohn des Königs

4. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 330

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 330 — Auch entkleidete der Bischof die Stadt all ihrer Privilegien und erbaute zur Verhütung künftiger Empörung ein jetzt nicht mehr vorhandenes Blockhaus, die Engelsburg, auf dem Bispiughofe und den jetzt zur Strafanstalt dienenden Zwinger am Neubrückenthor. Aber schon 1553 mußte er dem Rate und den Gilden die alten Vorrechte wieder einräumen. Nachdem Münster Land viel vom dreißigjährigen Kriege er- litten — Grimmelshausen erzählt manches Schreckliche davon in seinem sittengeschichtlichen Romane: Simplex. Simplicissimus — wurde in der Stadt, sowie in Osnabrück der westfälische Friede 1648 geschlossen. 1640 hatte der Regensburger Reichstag den französischen Vorschlag angenommen, die Städte Münster und Osnabrück für eine Friedensversammlung auszuwählen. Die zu Hamburg zwischen dem Kaiser und Frankreich geschlossenen Prä- liminarien erklärten beide Orte für neutral, aber erst 1643 zog der kaiserliche Gesandte, Gras Ludwig von Nassau, feierlich eingeholt, in Münster ein, und so ermüdet von dem langen Kriege auch die Mächte alle sein mochten, es währte noch lange, bis ihre Boten endlich in ihren sammetbedeckten Kutschen, mit ihrem prunkhaften Gefolge aus Edelleuten, Pagen und Hellebardieren, von Knuonen- donner begrüßt, durch die dunklen Thore der beiden Städte ein- rollten. Die spanische Grandezza z. B- sand es ihrer unwürdig, eher als Frankreichs Ambassadenre zu erscheinen; diese wollten dagegen später, als die Spanier anlangen, jeder in seiner Sprache reden, keiner den andern zuerst besuchen, und man begreift, wie die Verhandlungen dabei sich förderten. Am bescheidensten zog der päpstliche Nuntius ein: die Franzosen spot- teten, daß auf einem Korbe des Gepäckes ein Barfüßermönch säße, wie ein schwarzer Hahn auf dem Gepäck eines Marketenders. Der Schwede Oxenstierna ließ sich sogar anfangs gar nicht herab, zu erscheinen, er blieb in Minden, auf seinen Mitgesandten Calvins eifersüchtig, wie den endlosen Hader denn meist die Eifersucht der Gesandten einer und derselben Macht unter sich noch erhöhte. End- lich brachte die Ankunft des Herzogs von Longueville und des Grafen Maximilian von Trauttmaunsdorff etwas Licht in das Chaos der

5. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 331

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 331 — Verhandlungen. Wenn auch die Franzosen anfangs über den langen hagern Trauttmannsdorff mit seinen tiefliegenden Augen, seiner aufgezogenen Nase, seiner abscheulichen Perücke lachten, so diente doch sein hoher Ernst, sein Alter, sein prachtvolles Geleite von vielen deutschen Freiherrn und Rittern nur dazu, auch ihnen zu imponieren, und bald wußte er durch die Anmut seiner Rede, die helle Entwick- lnng des Verworrensten, den tiefen Verstand seines Urteils, vor allem auch unermüdliche Konsequenz einmal rechten Ernst und Willen in die hadernden Gemüter zu bringen. Endlich nach Jahren, während welcher fortwährend die Heerpauke wüster Kriegsvölker die zer- tretenen deutschen Lande durchwirbelte und Ströme Blutes fließen mußten, zeigte sich ein Sinn der langen Rede und di- plomatifche Weisheit. Darüber entstand eine nicht zu fassende Freude; es war am 5. Mai 1648, als man das Rathaus zu Münster festlich mit Gewinden schmückte und aus den Fenstern der Häuser umher Symphonien tönen ließ, die Ratsherrn ihre schmucksten Halskrausen über das Sammtwams legten und die Gilden zu den blankgeschliffenen Hellebarden griffen. Gegen Mit- tag erschien der Graf von Penneranda, Spaniens Ambassadeur an Zappades Stelle, mit großer Pracht in sechs Kutschen, jede mit sechs Rossen bespannt, umströmt von Garden und Pagen und Dienern, die reich geschmückt voll castilianischen Stolzes einher- schritten; ein glänzendes Reitergeschwader führte den Zug an; so begab sich Penneranda durch die Reihen der aufgestellten Bürger- garde, der Bürgermeister und Ratsherrn in den Friedenssaal, wo er sich zu oberst an die goldnmfranzte Tafel zwischen die Ge- sandten der Niederländischen Provinzen setzte und jenes Wort aus- sprach, die Anerkennung der sieben vereinigten Provinzen als freie und selbständige Republik. Die Urkunde, die er untersiegelt und beschworen, ward dann von erhöhter Bühne auf dem mit Tep- pichen und Zweigen geschmückten Marktplatze verlesen, Trommeten und Pauken schmetterten, die Geschütze dröhnten von den Wällen, und der reiche Spanier ließ zwei Tage hinter einander Fontainen von Wein dem Volke springen. Diesem Separatfrieden folgte nun nach mäßigen Zwischenräumen der allgemeine, er wurde zu Münster

6. Bd. 1, Schülerh. 2 - S. 45

1912 - Arnsberg i. Westf. : Stahl
45 Überblick. § 125, 126. Unter den Städten ist Konstantinopel [7] berühmt wegen seiner herr- lichen Lage; es ist der wichtigste Handelsplatz der Halbinsel. Die zweite Stelle nimmt Athen ein. Im 5. Jahrhundert vor Chr. war es die glänzendste Stadt; an diese Zeit erinnern noch die Trümmer der alten Burg Akropolis. Ein bedeutender Seehafen für den Weltverkehr ist Saloniki /\. Entsprechend der niedrigen wirtschaftlichen Stellung der Balkanstaaten ist auch unser Waren- anstausch ein geringer. Aus der Türkei beziehen wir unter anderem Teppiche, Meerschaum, Tabak, aus Rumänien Weizen und Mais, aus Bulgarien Getreide, Rosenöl und Rosenwasser, aus Griechenland Traubeu, Korinthen, Wein, Schwämme, aus Serbien getrocknete Pflaumen. Die wichtigste Eisen- bahnlinie führt von Budapest über Belgrad, Sofia nach Konstantinopel. Aufgabein 1. Trage die Städte in die Skizze ein! 2. Gib die Lage, Größe und Bedeutung jeder Stadt an! 3. Worin liegt der geringe Warenaustausch begründet? 4. Reise mit der Bahn nach Konstantinopel! § 126. Überblick über Europa (10 Mill. qkm, 435 Mill. Einw.). Die Staaten. Unter den Staaten Europas gelten 6 als Großmächte, die nach der Einwohnerzahl sich so ordnen: I. Rußland, Ii. Deutsches Reich, Iii. Österreich-Ungarn, Iv. Großbritannien, V. Frankreich, Vi. Italien. Dann folgen 13 Mittelstaaten: 1. Spanien, 2. Belgien, 3. Rumänien, 4. Türkei, 5. Niederlande, 6. Schweden, 7. Portugal, 8. Bulgarien, 9. Schweiz, 10. Serbien, 11. Dänemark, 12. Griechenland, 13. Norwegen, endlich noch 7 Kleinstaaten. Aufgabe: Ordne die Großmächte auch nach Größe und Bolksdichte!

7. Bd. 1, Schülerh. 2 - S. 99

1912 - Arnsberg i. Westf. : Stahl
99 Ergänzung zur Volkswirtschaftskunde. § 177. London und ganz besonders Leipzig. Die hohe Bedeutung der deutschen Leder- industrie geht daraus hervor, daß Deutschland die größte Einfuhr von Häuten und Fellen hat, im Jahre 1908 allein für 370 Mill. Mark. Um den Bedarf an Elfenbein zu decken, müssen jährlich etwa 70000 Ele- santen, zumeist afrikanische, ihr Leben lassen. Kohlen. Deutschland führte 1908: 21191.000 t Steinkohlen aus, und zwar nach Österreich-Ungarn 40%, den Niederlanden 20%, außerdem nach Belgien, Frankreich, der Schweiz, Rußland; an Koks führte es 1907: 3793000 t aus. Dagegen bezog es 11662000 t Steinkohlen zumeist aus England besonders nach den großen Häsen der Nordsee, außerdem 8582000 t Braunkohle aus Österreich-Ungarn. Petroleum. Deutschland führte 1907: 1332000 t Petroleum (Naphtha) ein aus den Verein. Staaten, Rußland, Österreich-Ungarn usw. Eisenerze. An Eisenerzen führte Deutschland 1908: 7 733000 t ein, vor allem aus Schweden und Spanien; dagegen führte es 3604000 t nach Belgien und Frankreich aus. An Kupfer bezog Deutschland 1907: 124000 t Rohkupfer aus den Verein. Staaten, Großbritannien, Australien, Japan, Spanien usw. Aufgaben: 1. Wieviel t Baumwolle lieferten die genannten Staaten? 2. Für wieviel Mark Bau- und Nutzhölzer lieferten die einzelnen Ausfuhrländer? 3. Wieviel kg Wolle lieferten die genannten Staaten? 4. Wieviel kg Rohseide? 5. Wieviel t Kohlen^und Koks führte Deutschland mehr aus als ein? 6. Wieviel t Eisenerze führte Dentschland mehr ein als aus? Ltahls Hilssbücher I. (Schülerheft 2.) 8

8. Westfälische Heimatgeschichte - S. 70

1913 - Münster (Westf.) : Coppenrath
— 70 — volles Hofleben erregte bei den Untertanen berechtigten Unmut. Größer wurde noch der Haß gegen das korsische Regiment durch die unerschwinglichen Kriegssteuern und die dauernden Besatzungen. Münster hatte an einem Tage über 14 000 Mann Einquartierung. In dieser schweren Zeit plante der gute Vincke einen Aufstand gegen den Welteroberer. Er wurde verhaftet. Kein freier Mann durfte seine deutsche Gesinnung mehr bekunden. Elende, besoldete Franzosenknechte horchten und belauschten die Volksmeinung. In manchen Städten wurde die Guillotine öffentlich aufgestellt, um die empörte Volksseele einzuschüchtern. Die Stimmung des Volkes klingt noch deutlich aus den Drohungen der französischen Verwalter, wenn es heißt: „Mit den Waffen in der Hand hofft ihr eine Milderung der eurem Lande auferlegten Steuern zu erlangen. Mit Lautung der Sturmglocken ruft ihr die Gnade eures Landesherrn an. Strenge soll eure Empörung bestraft werden. Wenn vor Ankunft der Truppen in eurem Lande der Aufruhr nicht gestillt, und wenn die Truppen den mindesten Widerstand finden, so befehle ich, daß alle Einwohner niedergehauen und ihr Eigentum in Brand gesetzt werden soll." Das Gerichts- und Militärwesen trug ein französisches Gepräge. Die Franzosenzeit brachte uns das öffentliche, mündliche Gerichtsverfahren. In der Verwaltung verdrängten die französischen Beamten die westfälischen, und man verlangte im amtlichen Verkehr die französische Sprache. Zu den Siegen der Franzosen mußten in unseren heimatlichen Kirchen die Glocken geläutet werden. — Im Jahre 1808 wurden das Fürstentum Münster und die Grafschaften Mark und Tecklenburg dem Großherzogtum Berg eingegliedert. Westfalen in den Freiheitskriegen. Zug 1812. Unter dem französischen Joche stieg die Not in unserer Heimat immer höher. Infolge der Festlandssperre gegen England, die Napoleon über Preußen und die angrenzenden Länder verfügt hatte, war der Handel und Verkehr auch für uns mit dem Ausland abgebrochen. Vergebens baten die Kaufleute um Aufhebung der Sperre. Die Lebensmittelpreise stiegen erheblich. Gebrannter Roggen galt als Kaffee, und Tabak ersetzte man durch Huflattich. In der großen Armee gegen Rußland stand die Blüte der westfälischen Jugend, wohl 25 000 Westfalen. Auf den russischen Schneefeldern sollten sie ihr Leben lassen. Nur wenige kehrten heim. In den Schmerz um die gefallenen Heimatsöhne mischte sich der Jubel über die Niederlage des frechen Korsen. Mit dem nun einsetzenden Vormarsch der Russen kam auch für Westfalen endlich die Stunde der Befreiung. Ein russischer General rückte vor Kassel, das Hieronymus schleunigst verlassen hatte. „Das

9. Bilder aus der Geschichte der Provinz Westfalen - S. 154

1917 - Bielefeld : Velhagen & Klasing
154 Xiii. Freiherr vom Stein. nimmt in Deutschland täglich zu, und es ist ratsam, sie zu nähren und auf die Menschen zu wirken." Napoleon erhielt Kenntnis von dem Inhalt des Briefes und forderte zornentbrannt von Friedrich Wilhelm Iii. die sofortige Entlassung des Ministers. Als er noch zögerte, reichte Stein seine Entlassung ein, um nicht durch längeres Verweilen im Amte dem schwer bedrängten Lande noch weitere Verlegenheiten zu bereiten. Der König mußte sich entschließen, die Entlassung anzunehmen, um Napoleon einen Beweis seiner friedlichen Gesinnung zu geben. Aber damit begnügte sich Napoleon nicht. Am 16. Dezember 1808 kam aus dem kaiserlichen Lager zu Madrid ein Befehl, der den „namens Stein (nomine Stein), der Unruhen in Deutschland zu erregen suche," für einen Feind Frankreichs und des Rheinbundes erklärte, seine Güter mit Beschlag belegte, und ihn selbst überall, wo er zu erreichen war, in Haft zu bringen befahl. Heimatlos, verfolgt, des uralten Eigentums seiner Ahnen beraubt, floh der Geächtete in den ersten Tagen des Jahres 1809 durch Schlesien nach Böhmen und von da nach Petersburg. Wohl hatte der edle Stein eine Heimat im Herzen aller Deutschen, aber es mußte ihn doch tief schmerzen, daß derselbe Staat, dessen Steuerruder er bisher geführt und an dessen Erhebung er gearbeitet hatte, sich genötigt sah, aus ihn wie auf einen Verbrecher zu fahnden. f. Steins Wirken für Preußens Erhebung. Von Petersburg aus wirkte Stein unablässig für die Erhebung Preußens gegen den Unterdrücker. Und als 1812 die Macht Napoleons in Rußland so jämmerlich zusammenbrach und die Russen siegreich nach Ostpreußen vordrangen, da trat er begeistert dafür ein, jetzt den günstigen Augenblick zu benutzen und die Herrschaft Napoleons für immer zu stürzen. Da schrieb er: „Jetzt ist es Zeit, daß Deutschland sich erhebe, daß es Freiheit und Ehre wiedererringe, daß es beweise, wie nicht das Volk, sondern seine Fürsten sich freiwillig unter das Joch gebeugt haben." Am 21. Januar 1813 erschien er selbst in Königsberg, und mit dem ganzen Feuer und der Kraft seiner starken Persönlichkeit begeisterte er alle zu dem einen großen Werke: Aufbietung der Volkskraft zur Vertreibung des gemeinsamen Feindes. Während des Freiheitskampfes trat er an die Spitze des Verwaltungsrats, der die wiedergewonnenen Länder vorläufig in seine Obhut nahm. Er folgte den verbündeten Heeren auf ihrem Siegeszuge und zog mit den jubelnden Truppen in Paris ein. g. Am Lebensabend wieder in Westfalen. Gern und häufig hatte er in Westfalen geweilt, wo er feine ersten Erfolge errungen hatte. Nach den Freiheitskriegen zog er sich nach seiner segensreichen Lebensarbeit wieder nach Westfalen zurück, wo ihm die ehemalige Abtei Kappenberg auf einer schön bewaldeten Höhe bei Lünen als Lohn und Anerkennung seiner großen Verdienste verliehen worden war. Das alte, schön gelegene Kloster ließ er zu einem prächtigen Schlosse umbauen. Die ländliche Stille seiner

10. Bilder aus der Geschichte der Provinz Westfalen - S. 122

1917 - Bielefeld : Velhagen & Klasing
122 Viii. Der Große Kurfürst in Westfalen. wälzen zu können. Für seine Verdienste um die Kirche wurde er von den Päpsten hoch geehrt; sie bezeichneten ihn als „den Arm des apostolischen Stuhles." Als er den Bischofsstuhl von Münster bestiegen hatte, führte er ein strenges Kirchenregiment und säuberte das Bistum von den fremden Völkern, die sich dort eingenistet hatten, von Hessen, Schweden und Holländern. Dann aber geriet er in heftige Streitigkeiten mit seiner eigenen Bischofsstadt Münster, die reichsunmittelbar werden wollte. Der Bischof schloß ein Bündnis mit den Kurfürsten von Cöln und Trier und dem Pfalzgrafen von Neuburg und ging gegen die Stadt vor. Dreimal wurde Münster Galen-Denkmal in Telgte. belagert und eingenommen. Nach der dritten Übergabe nahm der Bischof der Stadt ihre Rechte und übernahm selbst das Stadtregiment. Er nahm aber nicht dort seinen Wohnsitz, sondern blieb wie vorher in dem stark befestigten Coesfeld. b. Gegen Holland. In diesen Streitigkeiten hatten sich die Münsterschen mit den Holländern verbündet, die der Bischof nun als seine Hanptfeinde ansah. Als die Holländer Teile des Bistums besetzten, verbündete er sich mit England, das 1665 den Krieg gegen die Generalstaaten begann. Mit 15000 Mann überschritt Galen die holländische Grenze und eroberte mehrere Städte. Der französische König kam mit 6000 Mann den Holländern zu Hilfe, so daß sich der Bischof zurückziehen mußte. Aber die Feinde konnten den tapferen geistlichen Kriegsmann nicht bezwingen. Der Krieg schleppte sich eine Zeitlang hin. Da trat der Große Kurfürst als Vermittler auf. Er forderte den Bischof auf, die Feindseligkeiten einzustellen.
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