2 Wirtschaftsgeographie des Deutschen Reiches.
3. Lage in Europa. Porteile. Das Deutsche Reich liegt inmitten des euro-
päischen Festlands. Drei Großmächte: Rußland, die Österreichisch-Ungarische Mon-
archie und die Republik Frankreich, dann fünf Kleinstaaten: die Schweiz, das
Großherzogtnm Luxemburg. Belgien, Holland und Dänemark umgrenzen es. Nur
ein Randmeer, die Nordsee, trennt Deutschland von dem industrie- und Handels-
reichen England; nur schmale Meeresstraßen (Sund, Kattegat, Skagerrak) und
ein Binnenmeer, die Ostsee, scheiden es von den skandinavischen Königreichen.
Der Alpenwall bildet zwar eine hohe natürliche Grenzmauer gegen das an Natur-
erzeugnissen reiche Italien, aber oielbenntzte Schienenwege (Simplon, Gotthard,
Brenner, Tauernbahn, Semmering) haben seinen verkehrshindernden Einfluß be-
deutend gemindert. Die unmittelbare Nachbarichast der bedeutendsten Kultur-
und Handelsstaaten begünstigt in hohem Maße den Handel und Berkehr
Deutschlands.
Dank seiner Mittellage in Europa besorgt Deutschland hauptsächlich den
Warenaustausch zwischen dem industriellen Westen und dem vorwiegend acker-
bautreibenden Osten des Erdteils wie den Verkehr zwischen dem Norden und Süden.
Zwei westöstliche und zwei nordfüdliche Weltverkehrslinien durchschneiden das
Reich in seiner ganzen Ausdehnung, nämlich die Linien: Paris- Berlin -Peters-
burg (Nordexpreßzug) und Paris—münchen—wien—-Konftantinopel (Balkanzug),
dann die Liuieu Berlin—münchen—rom (Nord-Südexpreßzug) und Blissingen
(Ostende)—Köln—gotthard—genua.
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TM Hauptwörter (100): [T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T93: [Alpen See Schweiz Rhein Berg Bodensee Fuß Italien Schweizer Paß]]
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Extrahierte Personennamen: Gotthard
Extrahierte Ortsnamen: Europa Frankreich Luxemburg Belgien Holland Nordsee Deutschland England Ostsee Italien Deutschlands Europa Deutschland Berlin
Ii. Das deutsche Volk. 47
Sozialgesetzgebung, durch die das Deutsche Reich weit über seine Grenzen hinaus
bahnbrechend gewirkt hat*).
Das Reich ist ferner eine wirtschaftliche Einheit. Die Grenzen der Glied-
staaten sind nicht mehr, wie ehedem, durch lästige Zollschranken voneinander ge-
trennt. Insbesondere ist auch das Nachrichtenwesen einheitlich geregelt und verwaltet 5
nur Bayern und Württemberg verwalten selbst ihr Post- und Telegraphenwesen.
Dem neuen Reiche danken wir auch die stärkste Heeresmacht der Gegenwart,
die ganz vorzugsweise uns über 40 Jahre den Frieden gesichert und somit die freie
Entfaltung der wirtschaftlichen Kräfte des deutschen Volkes ermöglicht hat. Unsere
Flotte bleibt freilich noch reichlich um das Doppelte hinter der englischen zurück;
immerhin hat sie schon bedeutende Fortschritte gemacht und dem deutschen Wirt-
schastsleben im Auslande schon treffliche Dienste geleistet. Dabei betragen die Aus-
gaben für Heer und Flotte auf den Kopf der Bevölkerung, von Rußland abgesehen,,
noch erheblich weniger als in den europäischen Nachbarländern^).
----i) Arbeiterversicberung.
Summe der im Jahre 1911 au Arbeiter gezahlten Entschädigungen:
der Krankenversicherung . . 399 Mill. M.
der Unfallversicherung ... 167 „ „
der Invalidenversicherung. . 204 „ „
zusammen 770 Mill. M.
Gesamtsumme der von 1885—1911 an Arbeiter gezahlten Entschädigungen: 9160 Mill. M.
1913 wurden aus den Kassen der deutschen Sozialversicherung wie ans denen der deutschen
Privatversicherung weit über je 800 Mill. M. au Entschädigungen zur Auszahlung gebracht,
also monatlich rund 133 Mill. M. oder täglich 4,4 Mill. M.
Jeder zweite bis dritte Deutsche gehört heute der sozialen Kranken-, Unfall-, Alters-, Invaliden-,
Hinterbliebenen- oder Angestellten-Versichernng an.
2) Heer und Flotte:
1913 Heerespräsenz- stärke Kriegsschiffe Wasserverdrang*) in 1000 Tvnnen
Total Großkamp sschisse
Deutschland............. Großbritannien (regulär army)..... Frankreich.............. Vereinigte Staaten von Amerika .... 790 800 137 500 780 000 100 000 1 273,6 2 857,3 1 003,4 1 054,6 603,9 990.8 400,2 344.9
*) Der Wasserverdrang gibt das Gewicht des von einem Schiff verdrängten Wassers an und damit des
Schisses selbst.
Militärische Ausgaben:
1913 Deutschland Millionen Mark England Millionen Mark Frankreich Millionen Mark Ber. Staaten von Amerika Millionen Mark
Armee und Flotte. . 1 476,1 1 520,4 1 178,0 1 017,2
Für den Kopf Mark Mark Mark Mark
Armee und Flotte. . 21,86 33,05 29,67 10,50
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe]]
TM Hauptwörter (200): [T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T5: [Jahr Recht Person Gemeinde Staat Steuer Familie Kind Lebensjahr Vermögen]]
Extrahierte Ortsnamen: Deutsche_Reich Deutschland Frankreich Amerika Deutschland England Frankreich Amerika
B. Kahle, Henrik Ibsen und Björnstjerne Björnson.
239
vom 5. Mai Björnson für dessen Unermüdlichkeit im Wirken für seine
Interessen dankt, bittet er in einem Schreiben vorn 5. Oktober desselben
Jahres einen Freund in einer literarischen Angelegenheit die einzuschla-
genden Schritte vor Björnson und einigen anderen geheimzuhalten, da
er sonst „Kontramanöver" fürchte. Doch will Ibsen, nach einem Brief
an Björnson ans demselben Monat, in dem er diesen mit „lieber,
prächtiger Björnson" anredet, in dem „kleinen Zusammenstoß" nur
„etwas Vorübergehendes" sehen, und er führt fort: „Ich weiß bestimmt,
was im Ernst mein Herz Dir und Deiner Sache entfremden könnte, das
wird nie zwischen uns treten."
Doch kommt es immer von neuem zu kleinen Zusammenstößen.
Ibsen ist verstimmt über Björnsons Stellung zum „Peer Gynt", Björn-
son darüber, daß Ibsen einen Orden angenommen, und als Ibsen 1869
zur Mitarbeit an einer literarischen Zeitschrift aufgefordert wird, lehnt
er ab, indem er unter anderen Gründen auch anführt, er habe gelesen,
daß auch Björnson Mitherausgeber sein werde. Schon dieser Umstand
würde allein für seine Absage ausschlaggebend sein. So geht Ibsens
Verbitterung immer tiefer, so daß er sich sogar in einem Schreiben vom
selben Jahre an Georg Brandes zu folgender Charakterisierung seines
früheren Freundes versteigt, von dem er einst geschrieben, daß es das
Größte für ihn und die Richtung seines Lebens gewesen sei, ihm be-
gegnet und ihn wirklich gefunden zu haben, diese „warme prächtige
Seele, die ihm mehr des Großen und Herrlichen geschenkt habe, als er
ihm je vergelten könne": „für ihn existieren nur zwei Sorten von
Menschen: die, aus denen er Nutzen ziehen kann, und die, die ihn genieren
können." Im Jahre 1870 spricht er schon von einem Bruch mit
Björnson, den er bedauert, und von dem er hofft, daß er nicht von
Dauer sein werde. Er hält Björnsons publizistische Wirksamkeit für
unheilvoll. Zu einem — für lange Jahre wenigstens — endgültigen
Bruch kommt es dann im Jahre 1872. Während des deutsch-franzö-
sischen Krieges hatte Norwegen wie die anderen skandinavischen Länder
mit seinen Sympathien auf seiten Frankreichs gestanden. In dem er-
wähnten Jahr trat nun Björnson plötzlich mit einem Vortrag auf den
Plan mit dem Titel: „Werden wir eine Zuknnst mit Frankreich oder
Rußland haben, oder aber mit Deutschland?" In diesem forderte er,
es müßten „die Signale geändert werden". Man dürfe nicht länger
auf die Einigung Deutschlands mit Haß sehen. Die Dünen sollten
Schleswig nicht aufgeben, aber Deutschland müsse sicher sein, daß man
sich nicht auf die Seite seiner Feinde schlagen wolle. Dann erst könne
die Versöhnung erfolgen. Das germanische Stammesgefühl müsse die
Tat Deutschlands als eine Großtat seines alten Kampfgeistes empfinden.
„Des Nordens Bestimmung in der Weltgeschichte" führe ihn „zu dem
Volk, mit dem wir Blut und Christentum gemeinsam haben."
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Extrahierte Personennamen: Henrik_Ibsen Björnstjerne_Björnson Ibsen Ernst Ibsen Ibsens Georg_Brandes
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Deutschland Deutschlands Deutschland Deutschlands
I. Jastrow, Die Einheit des deutschen Reiches.
389
den freien Reichsgrafen wurde später nur einer, von den kleinen Fürsten
nur einige wenige restauriert.
So kam es, daß der deutsche Bund statt mit Hunderten oder, wenn
man will, mit Tausenden von regierenden Herrn nur noch mit 38
souveränen Fürsten und 4 freien Städten in die Welt eintrat, und
durch die späteren Ereignisse wurde diese Zahl von 42 Territorien durch
Erbschaften in einigen kleineren Häusern, durch Annexionen usw. auf
25 vermindert. Dazu kam 1871 das Reichsland.
Die Vielköpfigkeit aber war noch nicht das größte Übel im alten
Reichskörper. Schlimmer noch war die Grenzenlosigkeit dieses Staats-
ungetüms, mit dessen altererbten weltmonarchischen Traditionen es sich
so wohl vertrug, an allen Ecken und Enden auch die Nachbarn in den
Untertanenverband hineinzuziehen, d. h. sie in deutschen Angelegenheiten
mitreden zu lassen.
Parallel der Zusammenfassung der Territorien im Innern können
wir nun auch die klare Fixierung der Grenzen nach außen hin ver-
folgen.
Der Verschwommenheit der deutschen Grenzen machte im Westen
Frankreich selbst ein Ende.
Indem die französische Revolution mit der rücksichtslosen Energie,
mit der sie den Staatsgedanken auffaßte, die Gesetzgebung, die sie
für heilsam hielt, in allen Teilen Frankreichs gleichmäßig zur Durch-
führung brachte, indem sie völlig außer Acht ließ, daß Frankreich die
elsüssischen Landestelle unter anderm Rechtstitel besaß, als alle seine
übrigen Provinzen, hat sie aller Welt deutlich gemacht, daß niemand
zween Herren dienen könne. Bei allen Annexionen der Folgezeit hat
Frankreich dasselbe Prinzip verfolgt; und so oft es sich noch den Besitz
deutscher Länder angemaßt hat, niemals mehr hat es dies in zwei-
deutiger Weise getan. Seit damals ist an dieser Grenze Klarheit an
Stelle der Unklarheit getreten, Bestimmtheit an Stelle der Unbestimmt-
heit. Und als Frankreich das linke Rheinnfer zurückgeben mußte,
mußte es dasselbe vorbehaltlos ausliefern; als es das Elsaß behielt,
war es nicht wieder die Vogtei über elsüssische Städte, die ihm ab-
getreten wurde, sondern das Elsaß selbst, welches es als französische
Provinz haben wollte, wie jede andere, also daß auch der Blödeste
sehen sollte, wie man ein herrliches Stück deutscher Erde den Welschen
überantwortete.
An der Westgrenze hat Deutschland am frühesten gelernt, daß,
wenn ein Teil bedroht ist, das Ganze bedroht ist. Im Jahre 1806
waren die Franzosen bis in das Herz Deutschlands vorgedrungen, ohne
daß das Volk darin etwas anderes sah, als eine preußische Niederlage.
Als im Jahre 1840 sich nur ganz von ferne her Geliiste auf das linke
Rheinufer vernehmen ließen, da durchzuckte es ganz Deutschland. Da
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
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Extrahierte Personennamen: I._Jastrow
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Frankreichs Frankreich Frankreich Frankreich Deutschland Deutschlands Deutschland
I. Jastrow, Die Eiulicit des deutschen Reiches.
391
Auf die schmerzloseste Art löste sich die Verbindung der beiden
Welfenreiche, als eine Frau den Thron von England bestieg und nach
deutschem Recht den deutschen Thron ihrem männlichen Anverwandten
und seinen Nachkommen überließ. Unter schweren Kämpfen hat das
Aufflammen von ganz Deutschland bei dem Aussterben der dänischen
Hauptlinie die drohende Danisierung der Herzogtümer schließlich noch
verhindert; nach mannigfachen Schicksalen wurden sie zuletzt eine Pro-
vinz des norddeutschen Großstaates.
Den gordischen Knoten der drei übrigen Fragen hat das Jahr
1866 mit dem Schwert durchhauen. Von den beiden Großmächten schied
die eine mit ihrem ganzen Lünderbestande aus, und die andere trat mit
ihrem ganzen Lünderbestande ein. Der so begründete norddeutsche Bund
vermied es von vornherein, einen fremden Souverän in seine Mitte auf-
zunehmen. Er hat ans Luxemburg verzichtet, und sich später daran be-
teiligt, den Zankapfel der Bundesfestung aus der Welt zu schaffen.
Mit dem norddeutschen Bunde wurde auch eine andere Art der
Fremdherrschaft beseitigt. Der westfälische Friede hatte die gesamte
Reichsverfassung unter die Garantie von Frankreich und von Schweden
gestellt; seit dem Teschener Frieden war Rußland in ein ähnliches Ver-
hältnis getreten. Der „Schutz", den die Garanten dem bestehenden
Zustand angedeihen ließen, d. h. das Recht des Widerspruchs, das sie
gegen jeden Versuch einer Besserung üben durften, hörte mit dem Zer-
fall des Reichs von selbst auf.
Der deutsche Bund hat zwar keinen besonderen Protektor bekommen,
allein die Bundesakte war der Wiener Kongreßakte einverleibt und dm
mit für einen Beschluß der europäischen Mächte erklärt, also auch unter
deren Gesamtgarantie gestellt. Damit war der beständigen Aufsichts-
führung bestimmter Garantiemächte zwar ein Ende bereitet, aber die
unbestimmte Anschauung, daß Deutschland nichts weiter sei als eine
europäische Angelegenheit, war bestehen geblieben. Dieser Anschauung
gegenüber nahmen die Begründer des norddeutschen Bundes den Stand-
punkt ein, der eines freien Volkes würdig ist: sie ignorierten sie, sie
gaben der neuen Organisation die einzige Grundlage, ans der ein freies
Staatsleben ruhen kann: sie stellten sie auf sich selbst.
Indem so der norddeutsche Bund die Mächte, die dem alten
Deutschland nur halb angehört hatten, entweder ganz aufnahm oder
ganz ausstieß, richtete er die Gemeinschaft mit den süddeutschen Staaten
von vornherein so ein, daß sie zu voller Reichsgemeinschaft sich ent-
wickeln sollte.
Als dann nach diesem Schutz- und Trutzbündnis aus der ersten
Waffenbrüderschaft das deutsche Reich hervorging und dieses auch von
den lange entfremdeten elsaß-lothringischen Landen wieder Besitz nahm,
da geschah alles in so klarer und fest bestimmter Weise, daß man rings um
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
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Extrahierte Personennamen: I._Jastrow
Extrahierte Ortsnamen: England Deutschland Luxemburg Frankreich Schweden Deutschland Deutschland
344
Prosaheft Vil
mal mit einer Getreideflotte ins Mittelmeer gefahren, und als Philipp Iii.
1603, beeinflußt vom Herzog von Lerma, in blindem Haffe gegen die
Niederländer nicht nur jeden direkten Verkehr mit ihnen verbot, sondern
auch alle Einfuhr wie Ausfuhr, die nicht nachweisen konnte, daß sie
weder durch Ware, noch durch Schiff in irgendwelcher Verbindung mit
den Niederländern gestanden hatte, mit einem Zuschlagszoll von 30 Pro-
zent belegte, waren sie geradezu herausgefordert, den gewaltsamen
Schmuggelverkehr mit dem spanischen Amerika zu beginnen, der die
Anfänge der westindischen Kolonisation so wild und schaurig romanhaft
gestaltet hat. Es erwuchs in den Niederlanden eine Partei, die den
Krieg mit Spanien zur Lebensfrage der Staaten erklärte, die ihn mög-
lichst unausgesetzt führen wollte, um auf den Weltmeeren der spanischen
und portugiesischen Beute nachgehen und den „Handel von fern" in die
eigenen Hände bringen zu können. Im Jahre 1621, als nach zwölf-
jährigem Stillstände der Krieg mit Spanien wieder ausbrach, entstand
auch die westindische Kompagnie, die seit 1606 von seiten der Kriegs-
partei in den Niederlanden gefordert worden war, um Spaniens Außen-
handel an seiner empfindlichsten Stelle treffen zu können.
Den Niederländern waren die Engländer vorangegangen. Ihre
erste Fahrt in die Kolonialgewässer, Franz Drakes berühmte Weltum-
segelung 1577 — 1580, war ein offenbarer Raub- und Plünderungszug,
unternommen mitten im Frieden. Die überaus reiche Beute und die
zunehmende Spannung mit Spanien reizten zur baldigen Wiederholung.
Aber zu einer eigentlichen Handelsfahrt sind die Engländer erst ge-
kommen in Nachahmung der Niederländer, wenngleich sie dann noch vor
diesen, am letzten Tage des Jahres 1600, zu einer ostindischen Kom-
pagnie gelangten. Auch hier fand der erwerbslustige Teil der Nation
bald heraus, daß Krieg mit Spanien, besonders seitdem Portugal diesem
angeschlossen war, ein Vorteil sei. Als unter Jakob I. mit Spanien
geliebäugelt wurde, der König für die spanische Monarchie eine Schwäche
zeigte, ging ein allgemeines Murren durch das Land, und zwar nicht
allein aus konfessionellen und parlamentarisch-freiheitlichen Beweggründen;
das Scheitern des spanischen Heiratsprojektes und die Aussicht auf einen
neuen spanischen Krieg (1623) erfüllten weite Kreise der Nation mit
Jubel, weil sich jetzt wieder die Möglichkeit bot zu gewinnbringenden
überseeischen Unternehmungen, die nicht beengt waren durch einen offi-
ziellen Friedensstand. Die Gewerbe des Kapers und des Kaufmanns,
des Schiffers und des Seeräubers haben lange hart beieinander
gelegen bei den Völkern, welche die modernen Herren der Meere ge-
worden sind.
Wenn man nun aber fragt, wie es mit der Hanse stand zu der
Zeit, als der durch die großen Entdeckungen ermöglichte Verkehr anfing,
nicht mehr Alleingut der Spanier und Portugiesen zu bleiben, so lautet
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
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Extrahierte Personennamen: Philipp_Iii Philipp Franz_Drakes Franz Schiffers
346
Prosaheft Vii.
nordische Stellung stritt, war es klar geworden, daß die Zeit vorüber
sei, in der deutsche Bürger europäischen Fürsten Vertrüge aufzwingen
konnten. Sie sahen sich aufs Bitten und Vorstellen angewiesen, auf all
die kleinen Mittelchen, die dem klugen Kaufmann auch gegenüber weniger
willigen Gewalthabern gelegentlich zu einem Erfolge verhelfen; wo sie
einst forderten, mußten sie jetzt flehen. So wuchs ihnen die Haltung
an, von der Gustav Adolf in seiner treffenden Weise bemerkt: „Die
Hansestädte wollen lieber bemitleidet, als beneidet sein." In Rußland
und England, in Schweden und Dänemark, in Frankreich und Burgund
ward ein Zweig nach dem anderen abgehauen von dem stolzen Baume,
ohne daß der Deutsche mehr tun konnte als sich in Klagen ergehen, auf
fein verbrieftes Recht verweisen und, wenn alle Hoffnung geschwunden
war, sich bei Kaiser und Reich beschweren.
Hilfe und Unterstützung bei den deutschen Nachbarfürsten zu suchen
verbot sich durch den Gegensatz städtischer und ländlicher Betriebsamkeit,
der längst und unter überwiegender Schuld der Städte erwachsen war.
Deutschland war wirtschaftlich um keinen Deut mehr als politisch
geeinigt. Das geringe Maß von Zusammenhalt, das von jeher
unter den Städten gewesen war, ward durch den Andrang des Aus-
landes nur noch mehr gelockert. Bald hatte jedes Glied der Hanse
nur noch sich selbst im Auge, und den Fremden war Tür und Tor-
geöffnet.
Von jeher waren die Friesen der nördlichen Niederlande die Kon-
kurrenten der Hanse gewesen, vereinzelt mit ihnen verbunden gemeinsam
einen Störenfried zu strafen, zumeist aber wetteifernd in rivalisierender
Eifersucht. Seitdem sie eingefügt waren in die Weltmonarchie Karls V.,
genossen sie eines starken Schutzes. Es wird in Beurteilung der Be-
ziehungen der Niederlande zu Spanien über den Trennungskampf, der
die Blicke auf sich lenkt, doch zu häufig übersehen, was die Provinzen
ihren mächtigen Herrschern verdanken. Bis in die Aufstandszeiten hinein
findet man das Regiment der Niederlande entscheidend beeinflußt von
der Rücksichtnahme auf die wirtschaftlichen und ganz vornehmlich auf
die merkantilen Interessen der Provinzen. Zumal in allen baltischen
Fragen ist die Politik Karls V. und Philipps Ii. fast ausschließlich
bestimmt worden durch diese Interessen. Unter diesem Schutz, unter dem
Ansehen einer starken Regierung ist die niederländische Schiffahrt be-
sonders in den mittleren Jahrzehnten des sechzehnten Jahrhunderts mächtig
emporgeblüht und hat überall, zumal aber in der Ostsee, vor der han-
sischen den Vorsprung gewonnen. Von Hunderten vermehrte sich die
Zahl ihrer durch den Sund gehenden Schiffe zu Tausenden. Ihre Lage
vor den Toreir des Weltmarktes Antwerpen begünstigte sie; auch den
neuen Fischereigründen lagen sie näher. Als Antwerpen fiel, war Amster-
dam genügend entwickelt, an feine Stelle zu treten. Ihre Stellung
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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TM Hauptwörter (200): [T176: [Frankreich England Rußland Deutschland Preußen Krieg Italien Spanien Schweden Holland], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen]]
Extrahierte Personennamen: Gustav_Adolf Gustav Adolf Karls_V. Karls_V. Philipps
Extrahierte Ortsnamen: England Schweden Frankreich Burgund Deutschland Karls Niederlande Spanien Niederlande Karls Ostsee Antwerpen
C. v. Noorden, König Friedrich Wilhelm I. von Preußen.
361
die Armee zu nähren, zu kleiden, zu verdoppeln, sich das Brot vom
Munde, den Rock vom Leibe abspart, der die Kassen der Beamten, die
Gerichtsstuben der Advokaten, die Dungwirtschaft der Domänenpächter
in allerhöchst eigener Person revidiert — dieser König, der die Zucht
des deutschen Pfarrhauses auf Preußens Thron verpflanzt, an dessen
Arbeitslust und Arbeitsmacht kein Minister und kein Subalterner heran-
reicht, der seine ganze Erholung allabendlich bei Tabak und Doppelbier
im Kreise der körnigsten Generäle und erprobtesten Räte sucht, dieser
König, der das, was er denkt und meint, mit ehrlicher Derbheit jedes-
mal heraussagt, der alles, was zum königlichen Schein gehört, grund-
sätzlich abtut, der aber in jeder Frage sein königliches „ich will" mit
erdrückender Wucht hervorkehrt: angesichts der Vielzahl scheinbarer
Widersprüche, die in dieses Mannes geistiger Gestalt so hart aufeinander
platzen, wissen die ausländischen Beobachter nicht Rat, nicht Bescheid.
Sie haben, und von der oberflächlichen deutschen Geschichtsschrei-
bung des achtzehnten Jahrhunderts gilt das Gleiche, diesen preußischen
Monarchen in keinem Augenblick seines Wirkens zu begreifen vermocht.
Der jugendliche Friedrich Wilhelm erscheint ihnen als ein Phänomen,
das zu keiner der üblichen Charakterkategorien stimmt. Die Fremden
rätseln und deuten; darüber aber sind alle einig, daß mit dieses Königs
Regiment ein Außerordentliches den Anfang genommen, daß in dem bis
dahin verachteten preußischen Königreiche eine neue Entwickelung ein-
gesetzt hat.
Die Mehrzahl gelangte zu dem Schlüsse, daß Krieg und Eroberung
den Inhalt dieses Lebens ausmachen würden. In Frankreich überlegt
Ludwig Xiv., wie man der veränderten deutschen Lage mit veränderten
Maßnahmen der französischen Allianzpolitik gerecht werden solle. Die
niederländischen Generalstaaten sorgen um die künftige Selbständigkeit
ihrer Republik. England glaubt sich in Hannover bedroht, Polen in
Danzig und Elbing, Schweden in Stettin und Stralsund.
Lediglich diese letzte Besorgnis war begründet. Vorpommern, einen
Teil des schwedischen Raubes am deutschen Reiche, durste er kraft des
Stockholmer Friedens 1719 der Monarchie einverleiben.
Im Rückblick auf die militärische Schulung seiner Jünglingsjahre,
im Hinblick ans die tüchtige Führung des schwedischen Krieges, unter
Vergegenwärtigung seines männlichen Wesens, in dem Energie und Um-
sicht einhellig zusammenwirkten, kann über die kriegsherrliche Befähigung
Friedrich Wilhelms I. kaum noch ein Zweifel übrig bleiben. Dennoch
hat er, seitdem er an dem nordischen Dränger die Ahnen gerächt, allen
von Osten und Westen an ihn herantretenden Versuchungen zuin Kriege
widerstanden. In Füllen sogar, wo es, wie in der bergischen, wie in der
chtfriesischen Besitzfrage, sich um unzweifelhafte Ansprüche der preußischen
Krone gehandelt, hat Friedrich Wilhelm zwar kein Titelchen des pren-
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Extrahierte Personennamen: C. Friedrich_Wilhelm_I._von_Preußen Friedrich Wilhelm_I. Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Ludwig_Xiv. Ludwig_Xiv. Friedrich Wilhelms_I. Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich England Hannover Polen Danzig Elbing Schweden Stettin Stralsund
372
Prosaheft Vii.
Erneuerer des preußischen Staates, von glühender Sehnsucht nach der
Befreiung Deutschlands verzehrt, hatte zur Empörung gegen die franzö-
sische Herrschaft aufgefordert; doch der Brief, verräterisch aufgefangen,
war in die Hände Napoleons geraten. Arndt aber hatte in seinem
Buche „Geist der Zeit" die Regierung des Kaisers mit flammenden
Worten als unmoralisch gebrandmarkt und die Deutschen zur Freiheit
aufgerufen. Da wurde Stein von Napoleon geächtet, Arndt, wenn auch
nicht tatsächlich, für vogelfrei erklärt, war doch seines Lebens nicht mehr
sicher und „hatte keine Lust, sich einfangen und wie einen tollen Hund
von den Wälschen totschießen zu lassen". So gingen beide Männer in
die Verbannung.
Stein verließ den preußischen Staat und ging nach Prag, dann
aber, von Alexander I. eingeladen, nach St. Petersburg. Arndt wandte
sich von Greifswald, das damals noch schwedisch war, nach Stockholm,
kehrte später nach Deutschland zurück und lebte eine Zeitlang in der
Verborgenheit. Da brach 1812 der russisch-französische Krieg aus; die
ungeheuren Heeresmassen des neuen Attila wälzten sich gen Osten. Nun
hielt es Arndt nicht länger. In gefahrvoller Reise eilte er, von Stein
eingeladen, nach St. Petersburg. Wie war's gekommen, daß Stein unter
allen deutschen Namen den Namen Arndt so fest im Gedächtnis behielt,
daß er den Träger dieses Namens durch alles Kriegsgetümmel hindurch
zu sich ins ferne Rußland rief? Er hatte ihn in seinen Schriften er-
kannt, hatte die Flamme seiner Seele verstanden, den grimmigen Haß
gegen Napoleon, den gewaltigen sittlichen Ernst seiner Persönlichkeit, die
unauslöschliche Liebe zum deutschen Volke.
Dieser elementare Haß der beiden Männer gegen Napoleon wurzelte
in demselben Erdreich. Weil beide, Stein und Arndt, tief angelegte,
durch und durch sittliche Charaktere waren, darum mußten sie mit einer
Art Naturnotwendigkeit Todfeinde Bonapartes sein, der ihnen als die
Verkörperung alles Unsittlichen galt. Schon seit Marengo hatte Arndt
ein Grauen vor der Riesengröße dieses Mannes ergriffen, bald mischte
sich in dieses Grauen der glühende Zorn, als die unersättliche Herrsch-
gier des Eroberers keine Grenzen mehr kannte. „Bewunderung und
Furcht erzeugt der Vulkan", so schreibt Arndt, „und das Donnerwetter
und jede seltene Naturkraft, und sie kann man auch Bonaparte nicht
versagen. Aber welche Triebe setzen diese ungeheure Naturkraft in Be-
wegung! Nichts Edles und Menschliches ist in ihm, von diesem finstern,
verschlossenen, tückischen Geiste darf die Welt nur Verderben erwarten.
Furchtbarer ist kein Mann der Fürsten und Völker. Er ist dem Welt-
meere gleich, das, ewig hungrig, Bäche und Ströme in sich verschlingt
und keinen Tropfen zurückgibt."
So Arndt. Stein aber verglich Napoleon mit den großen mongo-
lischen Eroberern, mit Dschingis Khan und Timur, und redete von dem
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Extrahierte Personennamen: Napoleons Arndt Napoleon Arndt Alexander_I. Arndt Attila Arndt Napoleon Ernst Napoleon Arndt Arndt Arndt Arndt Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Napoleons Prag Petersburg Greifswald Stockholm Deutschland Petersburg
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Prosaheft Vii.
Lebens" vergessen. Stein war als Bevollmächtigter Kaiser Alexanders
gekommen, um die Hilfsquellen Ost- und Westpreußens sür die gute
Sache nutzbar zu machen. Er berief den Landtag der Provinz; die
Bewaffnung der Nation, die Errichtung einer Landwehr und eines
Landsturmes war es, was er wollte; ein Volkskrieg sollte gegen Napo-
leon entstammt werden. Und der Landtag versagte nicht. Die arme,
gänzlich ausgesogene, niedergetretene Provinz war zu jeglichem Opfer
bereit und beschloß im Geiste Steins. Arndt aber, wie kaum ein zweiter
berufen, als Mann des Volkes unmittelbar auf das Volk zu wirken,
erhielt von Stein den Auftrag, die Bevölkerung über diese neue Ein-
richtung aufzuklären, und er tat es gern im Sinne seines Herrn und
mit gewohnter Meisterschaft. „Was bedeutet Landsturm und Landwehr?"
so lautete der Titel seiner neuen Schrift. Ein waffengerüstetes, waffen-
geübtes Volk, die Bewaffnung aller deutschen Männer ohne Unterschied
des Standes und des Berufes vom sechsundzwanzigsten bis zum sech-
zigsten Lebensjahre, das sind Steins und Arndts Forderungen. Ist aber
der Krieg mit Gottes Hilfe siegreich beendet, dann sollen Landwehr und
Landsturm nicht aufhören. Als bleibende Einrichtung können sie viel-
leicht zwei Drittel des stehenden Heeres unnötig machen und dadurch
unendliche Lasten vom Rücken des Volkes wälzen.
Der Freiheitskampf begann. Stein, nunmehr Mitglied des Ver-
waltungsausschusses für die eroberten Gebiete, konnte die Hilfe seines
treuen Mitarbeiters nicht entbehren; in Dresden, in Reichenbach, in
Leipzig, in Frankfurt ist Arndt um den Minister gewesen, der ihin wie
in St. Petersburg sein unbedingtes Vertrauen schenkte und sich bei wich-
tigen Sendungen seiner bediente.
Die Schlacht bei Leipzig wurde geschlagen, und der Dichter pries
die freundliche Lindenstadt ob ihres leuchtenden Ehrenmales. Aber was
das Schwert gut gemacht hatte, wollten Diplomaten verderben. Wenige
Wochen nach jenem glänzenden Siege bot Metternich Napoleon den
Frieden an, den Rhein als Grenze zwischen Frankreich und Deutschland.
Da regte sich Arndts deutsches Herz, und er machte seinem Unmut,
seinen Hoffnungen und Wünschen Luft in der berühmten Schrift: „Der
Rhein, Deutschlands Strom, aber nicht Deutschlands Grenze." Das
Recht, die Politik, die Ehre und die Treue des deutschen Volkes erheben
gleichmäßig diese Forderung.
Dieselbe Forderung erhob unter den Diplomaten Stein, der alles
linksrheinische Gebiet, Elsaß und Lothringen für Deutschland zurück-
verlangte.
Dieses Ziel Steins und Arndts wurde freilich damals nicht ganz
erreicht. Aber Deutschland war doch frei geworden bis zum Rhein und
altes deutsches Land links vom deutschen Strom teilweise zurückgewonnen.
Von nun an trennte das äußere Leben die beiden gleichgesinnten Männer,
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