7. Das Gradnetz. 25
Mitteleuropäische Zeit. Der verschiedene Gang der Uhren führte
zu mancherlei Unzuträglichkeiteu. Reiste z. B. jemand in westöstlicher Rich-
tuug, so mußte er, um die richtige (natürliche) Ortszeit zu haben, seine Uhr
fortwährend vorstellen. Reiste er nach W, so war ein stetiges Zurückstellen
nötig. Man kam deshalb überein, für Mitteleuropa (Deutschland, Skandi-
navien, Dänemark, Luxemburg, die Schweiz, Österreich-Ungarn, Italien,
Serbien und die westliche Türkei) eine Einheitszeit einzuführen. Nun
bilden 15" immer einen Stundenstreifen, d. h. ein vom Nordpol zum Süd-
pol reichendes Gebiet, dessen Ostgrenze eine Stunde frühere Zeit hat als
seine Westgrenze. Da Mitteleuropa fast geuau in einen Stundenstreifen
fällt, so hat man als Mitteleuropäische Zeit die natürliche Zeit be-
stimmt, die auf dem über Görlitz sstargard) gehenden 15. Grade gilt.
Dieser Grad verläuft etwa in der Mitte des Stundenstreifens. An der
Ost- und der Westgreuze des Deutscheu Reiches zeigen Ortszeit und Mittel-
europäische Zeit einen Unterschied von je einer halben Stunde. Bei der
Post wird den Beamten die genaue Zeit jeden Morgen um 9 Uhr tele-
graphisch übermittelt.
TM Hauptwörter (50): [T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian], T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T110: [Tag Jahr Stunde Nacht Monat Uhr Zeit Winter Sommer Juni], T176: [Frankreich England Rußland Deutschland Preußen Krieg Italien Spanien Schweden Holland], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute]]
Extrahierte Ortsnamen: Mitteleuropa Deutschland Dänemark Luxemburg Schweiz Italien Serbien Mitteleuropa
— 174 —
Erzeugnisse gelangen zur Ausfuhr? (Handel mit Deutschland.)
Dazu besitzt das Land auch bedeutende Bodenschätze (Gold, Silber,
Kupfer, Eisen, Salz, Schwefel, Kohlen u. a.), aber allen Ver-
suchen der Europäer, den Mineralreichtum des Landes zu er-
schließen, wurde mit offener Ablehnung vonseiten der marokka-
nischen Regierung entgegengetreten. — Marokko ist heute der Wetter-
Winkel Europas. Die Hoffnungen, welche die Mächte auf die
Algeciras-Konferenz setzten, haben sich nicht erfüllt. Die Unruhen
im Innern veranlaßten zunächst Frankreich, dann das begreiflicherweise
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke]]
TM Hauptwörter (200): [T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral], T176: [Frankreich England Rußland Deutschland Preußen Krieg Italien Spanien Schweden Holland], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T126: [Land Handel Europa Meer Osten Zeit Westen Volk Deutschland Jahrhundert]]
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Marokko Wetter-
Winkel_Europas Frankreich
— 129 —
durch den Rhein-Marne-Kanal mit dem Rhein und durch
den Kanal von Burgund mit der Saöne und Rhone ver-
bunden. Die Rhone steht sodann vom Doubs aus durch den
Rh ein-Rhone-Kanal mit dem Rhein und durch den Mittel-
kanal (canal du centre) von der Saöne aus mit der Loire in
Verbindung, und der Süd kanal (canal du midi) verbindet die
Garonne mit dem Mittelländischen Meer.
Bewohner. Über 900/0 der Bewohner sind der Nationalität
und der Sprache nach Franzosen. Von den übrigen sind etwa
l/z Belgier (im N), ein zweites Drittel Italiener (im S); die
übrigen sind Deutsche (90000), Spanier, Schweizer, Briten. Der
Religion nach gehören 98% der Bevölkerung der römisch-katho-
lischen Kirche an; die übrigen sind Reformierte und Juden.
Landwirtschaft (Acker- und Gartenbau sowie im N und Nw
die Viehzucht) und gewerbliche Tätigkeit sind die beiden Haupt-
beschäftigungen der Bewohner. Mehr als die Hälfte des
Bodens ist Acker- und Gartenland, das, fleißig und sorgsam be-
baut, besonders Weizen, Wein, Obst und Oliven erzeugt. Die
Erzeugnisse des Gewerbsleißes (Seiden-, Leinen-, Woll- und
Baumwollwaren, Spitzen, Uhren, Schmucksachen) stellen Frankreich
in die Reihe der ersten Industrieländer Europas (England,
Deutschland, Belgien); hervorragend ist Frankreich seit langem in
allen Zweigen des Kunstgewerbes. Wein, Ol, Rohseide, Seiden-
waren, Luxus- und Modewaren sind Frankreichs hauptsächlichste
Ausfuhrgegenstände.
Staatenkundliches. Frankreich ist seit dem 4. September 1870
Republik. Es ist so groß wie das Deutsche Reich (536000 qkm), hat aber
nur etwa 40 Mill. Einwohner, 74 auf 1 qkm. Seine auswärtigen Be-
sitzungen sind zusammen 2l/2 mal so groß als die Deutschlands; die be-
Äeutendsten Kolonien sind die afrikanischen. Frankreich ist nach England
der größte Kolonialstaat. Städte in Frankreich?
Das Königreich Belgien.
Lage und Grenzen. Mit welchen Teilen Mittel- und Süddeutsch-
lands liegen N- und S-Grenze ungefähr unter einer Breite? Bestimme
die Grenzen! Welcher Form nähert sich das Kartenbild?
Belgien umfaßt den nw-sten Teil des deutschen Mittelge-
birges und die fw-ste Fortsetzung des Norddeutschen Tieflandes
bis in die Nähe der Straße von Calais.
Oberflächenbild. Die Folge des Bodens ist im allgemeinen
dieselbe wie in Norddeutschland. Man unterscheidet von So
nach Nw Hoch-, Mittel- und Niederbelgien.
Den Hauptteil von Hochbelgien bilden die Ardennen.
Diese sind gleich dem Rheinischen Schiefergebirge ein flaches, von
gewundenen, zum Teil tief eingeschnittenen Tälern bestehendes
Hochland. In der sö-en Hälfte ist es mit Heiden und Hochmooren
bedeckt, weiter nach Nw eignet es sich besser zum Anbau. Die
N-Grenze ist die Sambre-Maas-Linie. An dieser Grenze
Wulle, Erdkunde für Lehrerbildungsanstalten I. 9
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
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Extrahierte Ortsnamen: Rhein-Marne-Kanal Rhein Burgund Rhein Frankreich Europas England Deutschland Belgien Frankreich Rohseide Frankreichs Frankreich Deutsche_Reich Deutschlands Frankreich England Frankreich Belgien Norddeutschland Niederbelgien Rheinischen
Europa.
(10 Mill. qkm, 420 Mill. Simu., 42 auf 1 qkm.)
Europa bildet die Mitte der Landhalbkugel (siehe Teil I).
Es erscheint wie eine Halbinsel Asiens. Natur (Größe, Küsten-
gliederung, Aufbau des Bodens, Bewässerung, Klima, Pflanzen-, Tier-
und Menschenwelt) und Geschichte kennzeichnen Europa jedoch als
selbständigen Erdteil.
Die Schweiz.
(41000 qkm — Brandenburg, 3^ Mill. Eimv,, 85 auf 1 qkm.)
Die Schweiz liegt im Südwesten Mitteleuropas zwischen
Deutschland, Österreich-Ungarn, Italien und Frankreich. Die Grenzen
werden gegen Deutschland von Jura, Rhein und Bodensee, gegen
Österreich-Ungarn von Rhein, Rhätikon, Ötztaler und Ortler-
Alpen, gegen Italien von Walliser, Tessiner oder Leponti-
nischen, Luganer und Bernina-Alpen, gegen Frankreich von
Jura und Doubs gebildet.
Rhein und Bodensee müssen mehr als Verbindungen statt als
trennende Scheiden zwischen der Schweiz und Deutschland angesehen
werden. Der Jura im Nordwesten der Schweiz bildet gegen Elsaß-
Lothringen einen natürlichen Wall, der aber im Handelsverkehr keine
schroffe Scheidewand darstellt. So kann mau also die Grenze gegen
Deutschland im allgemeinen als eine offene bezeichnen. Von Norden
kamen die Deutschen in die Schweiz, und diese blieb ein 'Glied des
Deutschen Reiches bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges.
Mit Deutschland ist daher die Schweiz noch heute am engsten
verbunden.
Nirgends wird die Schweiz vom Meere berührt. Sie ist also
ein ausgesprochener Vinnenstaat und weist als solcher andere Lebensbe-
dingungeu auf als Staaten von ähnlicher Größe, welche an das Meer
grenzen, wie die Niederlande und Belgien. So sind z. B. die Einfuhr von
Rohstoffen und die Ausfuhr von Erzeugnissen schwierigere als in Ländern,
die am Wettbewerb auf dem Meere teilnehmen und Kolonien gründen
können, Handels- und Kriegsflotten besitzen (vgl. auch England, Deutsch-
land u. a.). Wenn die Schweiz trotz der Ungunst der Lage in ihrer Wirt-
schaftlichen und geistigen Kultur dennoch auf der Höhe steht, so ist
Heise u. Marquardt, Erdkunde für Lehrerbildungsanstalten. Ii. 1
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
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TM Hauptwörter (200): [T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima], T90: [Alpen See Schweiz Inn Rhein Bodensee Gotthard Paß Rhone Italien], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz]]
Extrahierte Ortsnamen: Europa Europa Asiens Europa Brandenburg Mitteleuropas Deutschland Italien Frankreich Deutschland Rhein Rhein Rhätikon Frankreich Rhein Deutschland Elsaß-
Lothringen Deutschland Schweiz Deutschland Niederlande Belgien England
weniger warm für uns, so daß von unserer Regierung der Oftgrenze gegen
früher mehr Beachtung geschenkt werden muß, namentlich seit Frankreich so
eifrig um Rußlands Gunst wirbt.)
Die Grenzen gegen Österreich fallen in der Hauptsache mit
den Sudeten, dem Erzgebirge und dem Böhmerwald zusammen. Zwar
sind auch hier mannigfach Lücken — u. a. die Donaus^assg, — und die
Gebirge haben zahlreiche Übergänge, so dass die beiden Länder durch ca.
20 Eisenbahnen miteinander verbunden werden konnten, aber das kann zur
Zeit, wo Deutschland und Österreich eng befreundete Mächte sind, keine
Besorgnis erregen.
Im Süden schützt der mächtige Alpenwall hinreichend gegen feind-
liche Einbrüche. —
6. Deutschlands Geschichte und Kultur, beeinflußt durch die Lage.
Die centrale, zu großeu Teilen offene Lage ist im Laufe der Geschichte
häufig verhängnisvoll für Deutschland geworden. 1. Von Osten her, der Donau-
straße solgeud (s. o.) brachen verwüstend die Hunnen herein, durch deren
Vorstoß bekanutlich fast alle deutschen Stämme in Bewegung gerieten. Durch
dasselbe Thor drangen später wiederholt die Magyaren, bis Heinrich I. nud
Otto I. ihren räuberischen Gelüsten ein Ziel setzten. Ebenfalls von Osten her
kamen die Slaven, das Land bis zur Elbe füllend, nachdem die früher hier
seßhaften deutschen Stämme, vom Strudel der Volkerwanderung erfaßt, westwärts
abgezogen wareu. — 2. Im Westen versuchte Frankreich, nachdem es in dem-
selben Maße erstarkt war, in dem Deutschland durch Uneinigkeit sich geschwächt
hatte, mit großer Zähigkeit, deutsches Gebiet an sich zu reißen. Zunächst be-
teiligte es sich am dreißigjährigen Krieg und trug als Beute das Elsaß, aller-
dings ohne die freien Reichsstädte, wie Straßburg u. a., davou. Daun folgten
die Raubkriege Ludwigs Xiv., dereu zweiter Lothringen zu Fraukreich brachte,
und deren dritter gegen die Pfalz gerichtet war. An 1200 Städte und Dörfer,
darunter Heidelberg, Speier und Worms, wurden eingeäschert, und noch heute
erzählt die Heidelberger Schloßruine von jenen schrecklichen Zeiten. Kaum 100
Jahre später treffen wir die Franzosen, am siebenjährigen Kriege teilnehmend,
wieder mitten in Deutschland, und nur dem tapferen Preußeuköuig ist es zu
danken (Roßbach), daß nicht wiederum deutsche Gebiete an den ländergierigen
Nachbar fielen. Es folgt die Zeit der Revolutionskriege und im Anschluß
daran die Gewaltherrschaft Napoleous. Halb Deutschland gehorchte ihm, und
die französische Grenze wurde über Hamburg und Lübeck hinaus bis an die
Ostsee verlegt. Durch die offeue Westgrenze herein und durch die offene Ost-
grenze hinaus wälzte sich dann die ungeheure Armee, die Napoleon gegen
Rußland ins Feld führte. Und als dann endlich sein Stern zu erlöschen be-
gann, da wurden all die Schlachten, in denen das Schicksal fast ganz Europas
zur Entscheidung kam, naturgemäß in Deutschland als dem Mittelpunkte des
Erdteils ausgesochten. 55 Jahre später dachten die Franzosen abermals Deutsch-
land iu einem „Spaziergang" zu durchstreifen, aber jetzt endlich hatte das
deutsche Volk seine 200jährige Schwäche überwunden und trat dem Erbfeind
mit seiner alten Urkraft entgegen, diesmal die Schlachten auf französischen
Grund und Boden verlegend. — 3. Im Norden faßten seit dem 30jährigen
Krieg die Schweden festen Fuß. Ihre vollständige Verdrängung gelaug den
preußischen Königen erst 1815. Selbst das kleine Dänemark versuchte eine
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden]]
TM Hauptwörter (200): [T71: [Deutschland Krieg Preußen Volk Napoleon Frankreich Macht Frieden Europa Land], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß], T176: [Frankreich England Rußland Deutschland Preußen Krieg Italien Spanien Schweden Holland], T10: [Sachsen Karl Franken König Land Jahr Chlodwig Reich Krieg Volk], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution]]
Extrahierte Personennamen: Heinrich_I. Otto_I. Straßburg Ludwigs_Xiv. Ludwigs_Xiv. Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Böhmerwald Deutschland Deutschlands Deutschland Frankreich Deutschland Heidelberg Worms Deutschland Roßbach Napoleous Deutschland Hamburg Ostsee Europas Deutschland Schweden
— 289 —
Rußland, Deutschland, Österr.-Ungarn. Frankreich, Großbril.
zu einander wie 15 : 5 : 4 : 4 : 2j)
während die Länderflächen
sich Verhalten wie 53 : 5 : : 5 : 3
Es baut also das 10mal so große Rußland nur 3 mal soviel Getreide,
und da die anderen Staaten schon in der Zahl hinter Deutschland zurückbleiben
(obgleich sie teilweise, wie Österreich-Ungarn, noch größer sind), so dürfen
wir behaupten, daß Deutschland den höchstentwickelten Ackerbau in
Europa hat (und, dürfen wir hinzufügen, auf der Erde überhaupt). (Auffällig
ist die genüge Getreideproduktion Englands. Dieselbe ist jedoch nicht in den
Fruchtbarkeitsverhältnissen, sondern in dem Überwiegen der Industrie begründet,
welch letztere durch die Gesetzgebung und durch die ganzen Verhältnisse mehr
begünstigt wurde.) —
Trotz dieser großartigeu Getreideproduktion können wir unfern eignen
Bedarf nicht decken. Es mußten 1894 über 3 Millionen t eingeführt
werden (und zwar reichlich 1 Mill. t Weizen aus Argentinien, den Ver-
einigten Staaten, Rußland und Rumänien, reichlich 1/2 Mill. t Roggen aus
Rußland und Rumänien, reichlich 1 Mill. t Gerste aus Rußland, Osterreich-
Ungarn und Rumänien, fast */2 Mill. t Hafer aus den Vereinigten Staaten,
Rumänien und Rußland). Von dem reichlich fabrizierten Mehl kann dann
ca. 1 Mill. t wieder ausgeführt werden (namentlich nach England). Gleichfalls
einführen mußten England (6^ Mill. t), Frankreich (2x/2 Mill. t), Nieder-
lande und Belgien, also diejenigen Länder, die wie Deutschland eine blühende
Industrie und infolgedessen eine dichte Bevölkerung besitzen. — Ausführen
können in Europa Rußland (über 5 Mill. t, namentlich Roggen), Rumänien
(l1/4 Mill. t) und Österreich (richtiger Ungarn, 1j2 Mill. t). Dazu kommen
dann noch die ausführenden Staaten der anderen Erdteile. ^)
Wie sehr sich der Ackerbau gegeu früher gehoben hat, sehen wir daraus,
daß man zu Aufaug dieses Jahrhunderts auf 1 ha 7—8 hl Roggen (ä ca.
75 kg, genauer 72,75 kg) erntete, jetzt dagegen (nach dem Durchschnitt
1875—1886) 15—16 hl, also mehr als das Doppelte. (Weizen 17—18
gegen 7—8, Hafer 26 gegen 14, Gerste 17—18 gegen 12). Dieser Fortschritt
ist erreicht durch eine gründlichere Bearbeitung, wobei man sich zweckmäßigerer
Gerätschaften (neukonstruierte Pflüge:c.) bedienen konnte, ferner durch Übergang
zu einer richtigeren Fruchtfolge, durch reichlichere Erzeugung von Natur-
1) In Millionen hl nach Hübner-Jurascheks Tabellen für 1893 in Rußland
769.0, Deutschland 249,6, Österreich- (93,2) Ungarn (112,4) 295,6, Frankreich
195.1, Großbritannien und Irland 104,7.
Man rechnet 1 hl Weizen — 76,5 kg
1 „ Roggen = 72,75 „
1 „ Gerste — 63,0 „
1 „ Hafer —45,25 „
1 „ Buchweizen— 58,75 „
2) In Geld umgerechnet führten aus (nach Langhans Handelsatlas)
Rußland für 902 Mill. Mark
die vereinigten Staaten „ 700 „
Rumänien „ 275
Ungarn „ 147 "
Argentinien „ 116
Britisch-Ostindien „ 104
Harms, Vaterländische Erdkunde. lg
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
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TM Hauptwörter (200): [T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T137: [Wein Obst Weizen Kartoffel Frucht Getreide Gerste Hafer Mais Flachs]]
Extrahierte Personennamen: Harms
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Frankreich Deutschland Deutschland Europa Englands Argentinien Osterreich-
Ungarn England England Frankreich Belgien Deutschland Europa Ungarn Hübner-Jurascheks Rußland Deutschland Ungarn Frankreich Irland Langhans_Handelsatlas Ungarn Argentinien
— 308 —
deutsche Eisenbahn wurde 1835 zwischen Nürnberg und Fürth, die erste größere
Strecke 1839 zwischen Leipzig und Dresden erbaut. — (Ganz Europa hatte
1892: 237 Tausend, die Vereinigten Staaten 282 Tausend, die ganze Erde
654 Tausend km Bahnen. Es ist das eine Strecke, die 16 mal um die Erde,
l3/4 mal nach dem Mond reicht.)
Das Po st Wesen Deutschlands ist so musterhaft eingerichtet, daß es durch
seine Pünktlichkeit und Sicherheit allen anderen Staaten als Vorbild dienen
kann. An der Spitze desselben steht z. Z. der weithin berühmte Staatssekretär
Dr. Stephan, der Begründer des Weltpostvereins, dem ganz Europa, der
größte Teil Amerikas und Teile Asiens, Afrikas und Australiens mit im
ganzen 800 Mill. Menschen angehören. Im Gebiet desselben kostet die
Frankierung von Postkarten 10 Pf., von Briefen bis zu 15 g 20 Pf. Auf
Grund dieser Bestimmungen kann man also eine Nachricht für zehn Pfennige
beispielsweise nach Afrika befördern lassen! Keine andere Einrichtung lehrt die
Menschheit so nachdrücklich, was sie ermöglichen kann, wenn sie sich in Einigkeit
zusammenschließt! (Österreich-Ungarn steht mit Deutschland in besonders engem
Verband; beide Länder behandeln sich gegenseitig als Inland; es kostet also
ein Brief nach Österreich nur 10 Pf., eine Postkarte 5 Pf. :c.) — Welch eine
Riesenarbeit die deutsche Post alljährlich zu bewältigen hat, zeigen einige Zahlen.
An Briefsendungen wurden 1891 ca. 2000 Mill. (in Großbritannien 2100,
in Frankreich 1600 Mill.) und durch Postaufträge, Postanweisungen, Post-
Nachnahmen rund 9000 Mill. Mk. vermittelt. (Die Briefsendungen pr. Kopf
berechnet wird Deutschland von England und der Schweiz übertrofsen. Die
betreffenden Ziffern sind 54, 37, 34 Briefe pr. Kopf. — In Frankreich 27,
in Belgien 26.) — Bayern und Württemberg verwalten ihr Postwesen
selbst, haben also besondere Briefmarken ?c.; alle anderen deutschen Staaten
bilden das Reichspostgebiet.
Die Länge der Telegraphen - Drähte Deutschlands beträgt (1893:)
444 Tausend km; (zum Vergleich Eisenbahnen 44 Tausend km). Damit über-
trifft es alle anderen europäischen Staaten. (Großbritannien hatte im
gleichen Jahre 406 Tausend, Rußlaud 305 Tausend, Frankreich 302 Tausend
km Drahtlänge.) 1888 stand Frankreich obenan, und dann folgten Deutsch-
land und Großbritannien. Auch in der Telephonie scheint Deutschland die
erste Stelle in Europa einzunehmen.
d) Deutschlands Außenhandel.
(1. Geschichtliches.) Zur Zeit der Karolinger war es das Morgenland,
mit dem man Handelsverbindung suchte. Die Donau war deshalb die wichtigste
Fahrstraße, Regens bürg der hervorragendste Handelsplatz. In Regensburg
schifften sich, beiläufig gemerkt, auch die Kreuzfahrer ein, um bis Serbien zu
fahren und dann den Landweg nach Konstantinopel einzuschlagen. — In der
Folge übernahmen an Stelle Konstantinopels die italienischen Städte, namentlich
Venedig, die Vermittlung zwischen Abend- und Morgenland. Es lagen also
wieder süddeutsche Städte den europäischen Haudelsmittelpuukteu am nächsten.
Neben Regensburg gelangten Augsburg — (hier die reichen Handelshäuser
der Fugger und Welser) — Nürnberg und Ulm zu hoher Blüte. Aber auch
die Rheinstädte Süddeutschlands, Straßburg, Speyer, Worms, Mainz,
knüpften Verbindungen mit Italien an. Sie vertrieben die morgenländischen
Waren, — man tauschte deutsche Leinen- und Wollengewebe und Metallwaren
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst]]
TM Hauptwörter (200): [T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T3: [Hebel Last Brief Ende Gewicht Rolle Gleichgewicht Punkt Seite Fig], T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr]]
Extrahierte Personennamen: Stephan
Extrahierte Ortsnamen: Nürnberg Leipzig Dresden Europa Deutschlands Europa Amerikas Asiens Afrikas Afrika Deutschland Großbritannien Frankreich Deutschland England Frankreich Belgien Deutschlands Frankreich Frankreich Deutschland Europa Deutschlands Regensburg Serbien Konstantinopel Morgenland Nürnberg Rheinstädte_Süddeutschlands Straßburg Speyer Worms Mainz Italien
erkannten wir bereits. (Wiederholen.) Der mittlere Breitenkreis der nörd-
lichen Halbkugel, also der 45., verläuft südlich von Deutschland und
zwar geht er u. a. durch das südliche Frankreich, die Lombardei und
Rumänien. Während diese Gebiete also genau gleich weit von Äquator
und Pol entfernt sind, liegt Deutschland dem Pol etwas näher. Um wie
viel, lehrt folgende Berechnung. Durch Deutschland verläuft der 50. Breiten-
kreis, und zwar trennt er, der Mainlinie folgend, Norddeutschland von
Süddeutschland. Es ist also der Main 50 Grad^), gleich (1h'2)X50) 5550 km
vom Äquator, 40 Grad, gleich (111x40) 4440 km vom Pol entfernt (bezw.
15 X 50 — 750 und 15 X 40 — 600 Meilen). Darans folgt, daß die Tem-
peratur Deutschlands unter der mittleren Erdtemperatur liegen muß. Während
letztere etwa 10" beträgt, kann man erstere mit 8—9° ansetzen.
Von den Nachbarstaaten haben Österreich-Ungarn und England eine nuttlere
Temperatur von 10°, Frankreich gar von 12°, die mit Deutschland in gleicher Breite
liegenden Teile Rußlands dagegen nur 6°, das südliche Skandinavien gleichfalls 6". Die
höhere Temperatur Österreichs erklärt sich zum größten Teil aus der südlicheren Lage,
diejenige Englands aus der Beeinflussung durch den Ocean (f. S. 38), diejenige Frank-
reichs aus beiden Ursachen, während das kältere Klima Skandinaviens durch die nördlichere
Lage, dasjenige Rußlands in der Entfernung vom Ocean begründet ist (kontinentales Klima).
Der südlichste Punkt Deutschlands, in den Algäuer Alpen gelegen,
liegt 471j4° [47° 16'), der nördlichste Punkt, Dorf Nimmersatt, nördlich
von Memel, 558/4° (55° 55') vom Äquator. Deutschland erstreckt sich also
durch einen Erdraum von — (iiix#1/^) rund 950 km Breite.
Der ivestlichste Punkt liegt auf dem 6. (50 52'), der östlichste auj
dem 23. (50 52') Grad ö. v. Gr. Im Osten geht die Sonne also (4 Min. X 17 —)
1 Stunde und 8 Minuten früher auf als im Westen. Seit dem 1. April 1893
zeigen jedoch alle Uhren in Deutschland die gleiche Zeit. Es ist nämlich ge-
setzlich angeordnet worden, für das ganze Reich die Zeit des 15. Längengrades
(Grund! 15. Grad verfolgen!) anzusetzen. Nur die Uhren der Ortschaften, die
auf dem 15. Grad liegen (Stargard, Görlitz), zeigen die richtige, die Sonnenzeit.
In allen andern Orten Deutschlands sind die Uhren der Sonnenzeit entweder
voraus oder hinter ihr zurück.'^) Man nennt diese Einheits-Zeit die Mittel-
europäische Zeit (M. E. Z.), weil außer Deutschland auch Österreich-Ungarn
und Schweden sie angenommen haben und Italien, die Schweiz und Dänemark
in nächster Zeit nachfolgen werden. Veranlaßt wurde die Neuerung durch den
sich immer mehr steigernden Eisenbahnverkehr, für den die verschiedenen ^rts-
zeiten sehr lästig, ja sogar gefährlich wurden.
Auch die Nachbarstaaten im Westen und Osten haben bereits ihre Einheitszeit.
In England ist es die Zeit von Greenwich (0°), in Frankreich von Paris (2°, genauer
2° 20'), in Rußland von Petersburg (30°, genauer 30° 20'). — (Berechnung, daß die
Uhren in England genau 1 Stunde [in Frankreich ca. 50 Minuten) früher, in Rußland
1 Stunde später zeigen als bei uns.) — Wird die Feststellung der Zeitangabe für die
ganze Erde nach diesem Prinzip geregelt, so ergiebt sich eine Einteilung derselben in
24 Zeitzonen mit je 1 Stuude Differenz. Maßgebend für die einzelnen Zonen würden
dann fein der 0-Grad, der 15., der 30., 45., 60. u. f. f. (Was ergiebt sich über das
Stellen der Uhr bei einer Reise um die Erde?)
1) Eine Strecke in der Heimat nennen, die einen Grad beträgt. (In Schleswig-
Holstein: die Strecke Hamburg-Schleswig.)
2) 1 Grad genauer = 111,317 km. _ ,
3) Gehen die Uhren in unserm Ort gegen die Sonnenzeit zu früh oder zu spät. Äteviel.
TM Hauptwörter (50): [T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian], T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter]]
TM Hauptwörter (200): [T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T180: [Erde Punkt Sonne Kreis Linie Ort Horizont Richtung Aequator Zone], T176: [Frankreich England Rußland Deutschland Preußen Krieg Italien Spanien Schweden Holland], T110: [Tag Jahr Stunde Nacht Monat Uhr Zeit Winter Sommer Juni], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge]]
Extrahierte Personennamen: Nimmersatt
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Frankreich Deutschland Deutschland Norddeutschland Main Deutschlands England Frankreich Deutschland Skandinavien Englands Skandinaviens Deutschlands Deutschland Deutschland Stargard Deutschlands Deutschland Schweden Italien England Frankreich Paris Petersburg England Frankreich Schleswig-
Holstein
— 8 —
Wir sollten uns nun den Grenzgebirgen und offenen Grenzen zu-
wenden. Es erscheint aber zweckmäßig, die Betrachtung dieser Grenzgebiete mit
dem folgenden Abschnitt zu verknüpfen.
5. Deutschlands Lage zu den Nachbarstaaten.
Deutschland nimmt in Europa eine centrale Stellung ein. Berlin
ist vom mittleren Skandinavien soweit entfernt wie vom \mittleren Italien
(.1200 km), von der Strasse von Gibraltar soweit wie von der asiatischen
Grenze (am Uralßuss; 2400 km). Kein anderer Staat hat so viele Nachbar-
länder als unser Vaterland. Im Westen grenzen H., B. u. Fr., im Süden
Sch. u. 0. - U., im Osten R. und im Norden D. hinan. Italien ist nur
durch die Alpenländer von Deutschland getrennt und konnte Jahrhunderte
lang mit ihm unter einem Scepter stehen, und Skandinavien wird nur durch
einen verhältnismässig schmalen Meeresarm davon geschieden. Eine zahl-
reiche Nachbarschaft bedeutet zunächst eine Gefaltr (Wiederholung nach
S. 5), zumal wenn das Land offene Grenzen hat, und solche finden sich
leider zahlreich in Deutschland.
Die Grenze gegen Frankreich (Atlas, *S. b) beginnt im Süden
gleich mit einer breiten Einsenkung zwischen dem Schweizer Jura und
dem Wasgenwald, der Burgundischen Pforte, nach der hier belegenen
französischen Festung — es ist die Stadt von 20 000 Einw. - Beifort,
auch wohl das Bei forter Thor genannt. Durch dasselbe sollte 1871 be-
kanntlich Bonrbaki in Deutschland einbrechen, doch wurde dieser verhängnisvolle
Plan durch den heldenmütigen Widerstand der Werderschen Truppen, die 43 000
Mann stark, vier Tage lang (Schlacht an der Lisaine, 14.—17. Januar) den
Anprall der 150 000 Franzosen aushielten, glücklich vereitelt. Wie einst Leonidas
tapfere Scharen die Thermopylen, so deckten Werders Truppen mit gleicher
Todesverachtung als eine lebendige Mauer das Thor bei Belfort. —. Nach dem
Kriege ist dasselbe namentlich sranzösischerseits sehr stark befestigt worden. —
An die Burgundische Pforte schliesst sich als wertvoller Schutzwall der
Wasgenwald, aber gleich darauf wendet sich die Grenze in einem Bogen
durch das offene lothringische Grenzgebiet, das wieder beiderseits durch
Festungen geschützt wird. Deutschland hat hier die neuerworbene, starke
Festung Metz, Frankreich u. a. das südlicher gelegene Nancy. — Zum
Schutz der deutschen Westgrenze dienen auch die starken Rheinfestungen
Strassburg, Mainz, Koblenz (□ an der Moselmündung), Köln und Wesel
(G o.n der Lippemündung). (Andere kleinere Festungen müssen hier unbe-
rücksichtigt bleiben, verschwiegen werden dars aber nicht, daß die Anzahl der
deutschen hinter derjenigen der französischen zurückbleibt.^)
Bedenklicher noch erscheint die Grenze gegen Russland, die ohne
Ausnahme eine offene ist. Einen Schutz bieten hier erst die weiter west-
wärts gelegenen Festungen Posen a. d. Warthe), Thorn (A a- d.
Weichsel), Graudenz (O d. Weichsel), Königsberg und Danzig.
(Seit dem siebenjährigen Kriege, also durch reichlich ein Jahrhundert, war
Rußland der Freund seines preußischen Nachbarn. Nachdem aber an Stelle
Preußens ein achtunggebietendes Deutschland getreten ist, fühlt der Riese
*) Richter, Deutschland in der Kulturwelt. S. 12 u. 13.
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Extrahierte Personennamen: Leonidas Nancy
Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Deutschland Europa Berlin Italien Italien Deutschland Skandinavien Deutschland Frankreich Deutschland Belfort Deutschland Frankreich Rheinfestungen
Strassburg Mainz Koblenz Wesel Russland Posen Thorn Königsberg Danzig Deutschland Deutschland
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Zeitlang, in einem schönen deutschen Lande wie in seinem Eigentum zu schalten. —
4. Noch muß der vielen Kriege gedacht werden, die fremde Nationen mitein-
ander zum Teil auf deutschem Boden aussochten, ohne daß es sich dabei um
deutsche Interessen handelte. (Schwedisch-polnischer Thronstreit 1655—60,
spanischer Erbfolgekrieg 1701—14, der nordische Krieg 1700—21, der polnische
Thron streit von 1733—35, der österreichische Erbfolgekrieg von 1740—48.)
Wir sehen: Deutschland ist infolge feiner centralen Lage und seiner
offenen Grenzen durch Jahrhunderte der Kriegsschauplatz für ganz
Europa gewesen. Es hat denn auch fein Land so viele Schlachtörter
als unser Vaterland. — Unsere gefährdete Lage zwingt uns zu den größten
militärischen Anstrengungen. Die fehlenden natürlichen Mauern müssen durch
die lebendigen Schutzwälle starker Armeen ersetzt werden. Wenn Deutschland
stark und den Nachbarn gewachsen ist, dann ist ihm seine centrale Lage nnr
von Vorteil, da es dann einen um so vielseitigeren Einfluß ausüben kann.
So war es im Mittelalter, als ein Otto I. und ein Barbarossa die Geschicke
fast ganz Europas beeinflußten, und anch heute ist Deutschland wieder, das
dürfen wir ohne Überhebuug sagen, die erste Macht Europas. So kauu es
denn auch aufs neue die schönste Mission eines centralen Landes üben, durch
Fernhaltung aller Angriffe auf das eigene Gebiet und durch Vermittelung
zwischen den Nachbarn dem ganzen Erdteil einen gerechten Frieden in be-
sonders hohem Maße wahren zu helfen. —
Doch nicht bloß für Krieg und Kriegsgefahr hat die centrale Lage unseres
Vaterlandes besondere Bedeutung, sondern auch für die friedliche Eutwicke-
lung ls. oben, S. 5). Zunächst ist eine solche Lage günstig für Handel und
Verkehr, indem nach allen Seiten hin Verbindungen angeknüpft werden
können. Auch muß sich der Verkehr der Nachbarstaaten miteinander oft zu
einem großen Teil durch Deutschland wenden (Transitverkehr, s. oben, S. 7).
Schon im Mittelalter war Deutschland der Mittelpunkt des europäischen Handels
(Hansa!). Der deutsche Kaufmann beherrschte das nördliche, wie der italienische
das südliche Europa. Die Hauptrichtung des Handels ging damals vom
Mittelländischen Meer durch Deutschland nach der Ostsee. Gleichzeitig mit
Macht und Ansehen ging schließlich auch die Bedeutung des Handels verloren,
und erst mit der erneuten Erstarkung gewinnt Deutschland auch zusehends durch
Ausbau der Handelsflotte wie der sie schützenden Kriegsflotte und durch schnelle
Vermehrung der Schienenwege — Deutschland hat dariu bereits alle europäischen
Länder überholt — seine Centralstellung für den Welthandel wieder. Berlin
wird immer mehr, was es nach seiner Lage sein kann (s. oben, S. 8), der
Mittelpunkt des europäischen Binnenhandels. — Aber auch auf dem
Gebiet der geistigen Kultur kann ein centralgelegenes Land leichter als jedes
andere die Führung haben, und Deutschland hat sie ohne Zweifel. Es sei hier
nur aus vier Thatsacheu hingewiesen. Erstens: Kein Staat hat bis jetzt die
Höhe des deutschen Schulwesens und den Grad deutscher Volksbildung
erreicht.*) gerner: Wohl kein Volk kann in Vergangenheit und Gegenwart einen
i) Doch: „Was du ererbt von deinen Vätern hast, erwirb es, um es zu besitzen."
Bereits lassen sich manche Stimmen vernehmen, die auf die außerordentlichen Fortschritte
des Bildungswesens anderer Nationen, speziell des französischen, hinweisen, und dringend
mahnen, in der Fortentwicklung des Volksschul- und Volksbildungswesens nicht zu rasten.
Ein Staat, der, wie Deutschland, gezwungen ist, ungeheure Summen ans seine Wehrkraft
zu verwenden, steht erklärlicherweise in Gefahr, auf andern Gebieten sparsamer zu sein
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Europa Deutschland Europas Deutschland Europas Deutschland Deutschland Europa Deutschland Deutschland Deutschland Berlin Deutschland Deutschland