weniger warm für uns, so daß von unserer Regierung der Oftgrenze gegen
früher mehr Beachtung geschenkt werden muß, namentlich seit Frankreich so
eifrig um Rußlands Gunst wirbt.)
Die Grenzen gegen Österreich fallen in der Hauptsache mit
den Sudeten, dem Erzgebirge und dem Böhmerwald zusammen. Zwar
sind auch hier mannigfach Lücken — u. a. die Donaus^assg, — und die
Gebirge haben zahlreiche Übergänge, so dass die beiden Länder durch ca.
20 Eisenbahnen miteinander verbunden werden konnten, aber das kann zur
Zeit, wo Deutschland und Österreich eng befreundete Mächte sind, keine
Besorgnis erregen.
Im Süden schützt der mächtige Alpenwall hinreichend gegen feind-
liche Einbrüche. —
6. Deutschlands Geschichte und Kultur, beeinflußt durch die Lage.
Die centrale, zu großeu Teilen offene Lage ist im Laufe der Geschichte
häufig verhängnisvoll für Deutschland geworden. 1. Von Osten her, der Donau-
straße solgeud (s. o.) brachen verwüstend die Hunnen herein, durch deren
Vorstoß bekanutlich fast alle deutschen Stämme in Bewegung gerieten. Durch
dasselbe Thor drangen später wiederholt die Magyaren, bis Heinrich I. nud
Otto I. ihren räuberischen Gelüsten ein Ziel setzten. Ebenfalls von Osten her
kamen die Slaven, das Land bis zur Elbe füllend, nachdem die früher hier
seßhaften deutschen Stämme, vom Strudel der Volkerwanderung erfaßt, westwärts
abgezogen wareu. — 2. Im Westen versuchte Frankreich, nachdem es in dem-
selben Maße erstarkt war, in dem Deutschland durch Uneinigkeit sich geschwächt
hatte, mit großer Zähigkeit, deutsches Gebiet an sich zu reißen. Zunächst be-
teiligte es sich am dreißigjährigen Krieg und trug als Beute das Elsaß, aller-
dings ohne die freien Reichsstädte, wie Straßburg u. a., davou. Daun folgten
die Raubkriege Ludwigs Xiv., dereu zweiter Lothringen zu Fraukreich brachte,
und deren dritter gegen die Pfalz gerichtet war. An 1200 Städte und Dörfer,
darunter Heidelberg, Speier und Worms, wurden eingeäschert, und noch heute
erzählt die Heidelberger Schloßruine von jenen schrecklichen Zeiten. Kaum 100
Jahre später treffen wir die Franzosen, am siebenjährigen Kriege teilnehmend,
wieder mitten in Deutschland, und nur dem tapferen Preußeuköuig ist es zu
danken (Roßbach), daß nicht wiederum deutsche Gebiete an den ländergierigen
Nachbar fielen. Es folgt die Zeit der Revolutionskriege und im Anschluß
daran die Gewaltherrschaft Napoleous. Halb Deutschland gehorchte ihm, und
die französische Grenze wurde über Hamburg und Lübeck hinaus bis an die
Ostsee verlegt. Durch die offeue Westgrenze herein und durch die offene Ost-
grenze hinaus wälzte sich dann die ungeheure Armee, die Napoleon gegen
Rußland ins Feld führte. Und als dann endlich sein Stern zu erlöschen be-
gann, da wurden all die Schlachten, in denen das Schicksal fast ganz Europas
zur Entscheidung kam, naturgemäß in Deutschland als dem Mittelpunkte des
Erdteils ausgesochten. 55 Jahre später dachten die Franzosen abermals Deutsch-
land iu einem „Spaziergang" zu durchstreifen, aber jetzt endlich hatte das
deutsche Volk seine 200jährige Schwäche überwunden und trat dem Erbfeind
mit seiner alten Urkraft entgegen, diesmal die Schlachten auf französischen
Grund und Boden verlegend. — 3. Im Norden faßten seit dem 30jährigen
Krieg die Schweden festen Fuß. Ihre vollständige Verdrängung gelaug den
preußischen Königen erst 1815. Selbst das kleine Dänemark versuchte eine
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Extrahierte Personennamen: Heinrich_I. Otto_I. Straßburg Ludwigs_Xiv. Ludwigs_Xiv. Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Böhmerwald Deutschland Deutschlands Deutschland Frankreich Deutschland Heidelberg Worms Deutschland Roßbach Napoleous Deutschland Hamburg Ostsee Europas Deutschland Schweden
— 289 —
Rußland, Deutschland, Österr.-Ungarn. Frankreich, Großbril.
zu einander wie 15 : 5 : 4 : 4 : 2j)
während die Länderflächen
sich Verhalten wie 53 : 5 : : 5 : 3
Es baut also das 10mal so große Rußland nur 3 mal soviel Getreide,
und da die anderen Staaten schon in der Zahl hinter Deutschland zurückbleiben
(obgleich sie teilweise, wie Österreich-Ungarn, noch größer sind), so dürfen
wir behaupten, daß Deutschland den höchstentwickelten Ackerbau in
Europa hat (und, dürfen wir hinzufügen, auf der Erde überhaupt). (Auffällig
ist die genüge Getreideproduktion Englands. Dieselbe ist jedoch nicht in den
Fruchtbarkeitsverhältnissen, sondern in dem Überwiegen der Industrie begründet,
welch letztere durch die Gesetzgebung und durch die ganzen Verhältnisse mehr
begünstigt wurde.) —
Trotz dieser großartigeu Getreideproduktion können wir unfern eignen
Bedarf nicht decken. Es mußten 1894 über 3 Millionen t eingeführt
werden (und zwar reichlich 1 Mill. t Weizen aus Argentinien, den Ver-
einigten Staaten, Rußland und Rumänien, reichlich 1/2 Mill. t Roggen aus
Rußland und Rumänien, reichlich 1 Mill. t Gerste aus Rußland, Osterreich-
Ungarn und Rumänien, fast */2 Mill. t Hafer aus den Vereinigten Staaten,
Rumänien und Rußland). Von dem reichlich fabrizierten Mehl kann dann
ca. 1 Mill. t wieder ausgeführt werden (namentlich nach England). Gleichfalls
einführen mußten England (6^ Mill. t), Frankreich (2x/2 Mill. t), Nieder-
lande und Belgien, also diejenigen Länder, die wie Deutschland eine blühende
Industrie und infolgedessen eine dichte Bevölkerung besitzen. — Ausführen
können in Europa Rußland (über 5 Mill. t, namentlich Roggen), Rumänien
(l1/4 Mill. t) und Österreich (richtiger Ungarn, 1j2 Mill. t). Dazu kommen
dann noch die ausführenden Staaten der anderen Erdteile. ^)
Wie sehr sich der Ackerbau gegeu früher gehoben hat, sehen wir daraus,
daß man zu Aufaug dieses Jahrhunderts auf 1 ha 7—8 hl Roggen (ä ca.
75 kg, genauer 72,75 kg) erntete, jetzt dagegen (nach dem Durchschnitt
1875—1886) 15—16 hl, also mehr als das Doppelte. (Weizen 17—18
gegen 7—8, Hafer 26 gegen 14, Gerste 17—18 gegen 12). Dieser Fortschritt
ist erreicht durch eine gründlichere Bearbeitung, wobei man sich zweckmäßigerer
Gerätschaften (neukonstruierte Pflüge:c.) bedienen konnte, ferner durch Übergang
zu einer richtigeren Fruchtfolge, durch reichlichere Erzeugung von Natur-
1) In Millionen hl nach Hübner-Jurascheks Tabellen für 1893 in Rußland
769.0, Deutschland 249,6, Österreich- (93,2) Ungarn (112,4) 295,6, Frankreich
195.1, Großbritannien und Irland 104,7.
Man rechnet 1 hl Weizen — 76,5 kg
1 „ Roggen = 72,75 „
1 „ Gerste — 63,0 „
1 „ Hafer —45,25 „
1 „ Buchweizen— 58,75 „
2) In Geld umgerechnet führten aus (nach Langhans Handelsatlas)
Rußland für 902 Mill. Mark
die vereinigten Staaten „ 700 „
Rumänien „ 275
Ungarn „ 147 "
Argentinien „ 116
Britisch-Ostindien „ 104
Harms, Vaterländische Erdkunde. lg
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
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Extrahierte Personennamen: Harms
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Frankreich Deutschland Deutschland Europa Englands Argentinien Osterreich-
Ungarn England England Frankreich Belgien Deutschland Europa Ungarn Hübner-Jurascheks Rußland Deutschland Ungarn Frankreich Irland Langhans_Handelsatlas Ungarn Argentinien
— 308 —
deutsche Eisenbahn wurde 1835 zwischen Nürnberg und Fürth, die erste größere
Strecke 1839 zwischen Leipzig und Dresden erbaut. — (Ganz Europa hatte
1892: 237 Tausend, die Vereinigten Staaten 282 Tausend, die ganze Erde
654 Tausend km Bahnen. Es ist das eine Strecke, die 16 mal um die Erde,
l3/4 mal nach dem Mond reicht.)
Das Po st Wesen Deutschlands ist so musterhaft eingerichtet, daß es durch
seine Pünktlichkeit und Sicherheit allen anderen Staaten als Vorbild dienen
kann. An der Spitze desselben steht z. Z. der weithin berühmte Staatssekretär
Dr. Stephan, der Begründer des Weltpostvereins, dem ganz Europa, der
größte Teil Amerikas und Teile Asiens, Afrikas und Australiens mit im
ganzen 800 Mill. Menschen angehören. Im Gebiet desselben kostet die
Frankierung von Postkarten 10 Pf., von Briefen bis zu 15 g 20 Pf. Auf
Grund dieser Bestimmungen kann man also eine Nachricht für zehn Pfennige
beispielsweise nach Afrika befördern lassen! Keine andere Einrichtung lehrt die
Menschheit so nachdrücklich, was sie ermöglichen kann, wenn sie sich in Einigkeit
zusammenschließt! (Österreich-Ungarn steht mit Deutschland in besonders engem
Verband; beide Länder behandeln sich gegenseitig als Inland; es kostet also
ein Brief nach Österreich nur 10 Pf., eine Postkarte 5 Pf. :c.) — Welch eine
Riesenarbeit die deutsche Post alljährlich zu bewältigen hat, zeigen einige Zahlen.
An Briefsendungen wurden 1891 ca. 2000 Mill. (in Großbritannien 2100,
in Frankreich 1600 Mill.) und durch Postaufträge, Postanweisungen, Post-
Nachnahmen rund 9000 Mill. Mk. vermittelt. (Die Briefsendungen pr. Kopf
berechnet wird Deutschland von England und der Schweiz übertrofsen. Die
betreffenden Ziffern sind 54, 37, 34 Briefe pr. Kopf. — In Frankreich 27,
in Belgien 26.) — Bayern und Württemberg verwalten ihr Postwesen
selbst, haben also besondere Briefmarken ?c.; alle anderen deutschen Staaten
bilden das Reichspostgebiet.
Die Länge der Telegraphen - Drähte Deutschlands beträgt (1893:)
444 Tausend km; (zum Vergleich Eisenbahnen 44 Tausend km). Damit über-
trifft es alle anderen europäischen Staaten. (Großbritannien hatte im
gleichen Jahre 406 Tausend, Rußlaud 305 Tausend, Frankreich 302 Tausend
km Drahtlänge.) 1888 stand Frankreich obenan, und dann folgten Deutsch-
land und Großbritannien. Auch in der Telephonie scheint Deutschland die
erste Stelle in Europa einzunehmen.
d) Deutschlands Außenhandel.
(1. Geschichtliches.) Zur Zeit der Karolinger war es das Morgenland,
mit dem man Handelsverbindung suchte. Die Donau war deshalb die wichtigste
Fahrstraße, Regens bürg der hervorragendste Handelsplatz. In Regensburg
schifften sich, beiläufig gemerkt, auch die Kreuzfahrer ein, um bis Serbien zu
fahren und dann den Landweg nach Konstantinopel einzuschlagen. — In der
Folge übernahmen an Stelle Konstantinopels die italienischen Städte, namentlich
Venedig, die Vermittlung zwischen Abend- und Morgenland. Es lagen also
wieder süddeutsche Städte den europäischen Haudelsmittelpuukteu am nächsten.
Neben Regensburg gelangten Augsburg — (hier die reichen Handelshäuser
der Fugger und Welser) — Nürnberg und Ulm zu hoher Blüte. Aber auch
die Rheinstädte Süddeutschlands, Straßburg, Speyer, Worms, Mainz,
knüpften Verbindungen mit Italien an. Sie vertrieben die morgenländischen
Waren, — man tauschte deutsche Leinen- und Wollengewebe und Metallwaren
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
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Extrahierte Personennamen: Stephan
Extrahierte Ortsnamen: Nürnberg Leipzig Dresden Europa Deutschlands Europa Amerikas Asiens Afrikas Afrika Deutschland Großbritannien Frankreich Deutschland England Frankreich Belgien Deutschlands Frankreich Frankreich Deutschland Europa Deutschlands Regensburg Serbien Konstantinopel Morgenland Nürnberg Rheinstädte_Süddeutschlands Straßburg Speyer Worms Mainz Italien
erkannten wir bereits. (Wiederholen.) Der mittlere Breitenkreis der nörd-
lichen Halbkugel, also der 45., verläuft südlich von Deutschland und
zwar geht er u. a. durch das südliche Frankreich, die Lombardei und
Rumänien. Während diese Gebiete also genau gleich weit von Äquator
und Pol entfernt sind, liegt Deutschland dem Pol etwas näher. Um wie
viel, lehrt folgende Berechnung. Durch Deutschland verläuft der 50. Breiten-
kreis, und zwar trennt er, der Mainlinie folgend, Norddeutschland von
Süddeutschland. Es ist also der Main 50 Grad^), gleich (1h'2)X50) 5550 km
vom Äquator, 40 Grad, gleich (111x40) 4440 km vom Pol entfernt (bezw.
15 X 50 — 750 und 15 X 40 — 600 Meilen). Darans folgt, daß die Tem-
peratur Deutschlands unter der mittleren Erdtemperatur liegen muß. Während
letztere etwa 10" beträgt, kann man erstere mit 8—9° ansetzen.
Von den Nachbarstaaten haben Österreich-Ungarn und England eine nuttlere
Temperatur von 10°, Frankreich gar von 12°, die mit Deutschland in gleicher Breite
liegenden Teile Rußlands dagegen nur 6°, das südliche Skandinavien gleichfalls 6". Die
höhere Temperatur Österreichs erklärt sich zum größten Teil aus der südlicheren Lage,
diejenige Englands aus der Beeinflussung durch den Ocean (f. S. 38), diejenige Frank-
reichs aus beiden Ursachen, während das kältere Klima Skandinaviens durch die nördlichere
Lage, dasjenige Rußlands in der Entfernung vom Ocean begründet ist (kontinentales Klima).
Der südlichste Punkt Deutschlands, in den Algäuer Alpen gelegen,
liegt 471j4° [47° 16'), der nördlichste Punkt, Dorf Nimmersatt, nördlich
von Memel, 558/4° (55° 55') vom Äquator. Deutschland erstreckt sich also
durch einen Erdraum von — (iiix#1/^) rund 950 km Breite.
Der ivestlichste Punkt liegt auf dem 6. (50 52'), der östlichste auj
dem 23. (50 52') Grad ö. v. Gr. Im Osten geht die Sonne also (4 Min. X 17 —)
1 Stunde und 8 Minuten früher auf als im Westen. Seit dem 1. April 1893
zeigen jedoch alle Uhren in Deutschland die gleiche Zeit. Es ist nämlich ge-
setzlich angeordnet worden, für das ganze Reich die Zeit des 15. Längengrades
(Grund! 15. Grad verfolgen!) anzusetzen. Nur die Uhren der Ortschaften, die
auf dem 15. Grad liegen (Stargard, Görlitz), zeigen die richtige, die Sonnenzeit.
In allen andern Orten Deutschlands sind die Uhren der Sonnenzeit entweder
voraus oder hinter ihr zurück.'^) Man nennt diese Einheits-Zeit die Mittel-
europäische Zeit (M. E. Z.), weil außer Deutschland auch Österreich-Ungarn
und Schweden sie angenommen haben und Italien, die Schweiz und Dänemark
in nächster Zeit nachfolgen werden. Veranlaßt wurde die Neuerung durch den
sich immer mehr steigernden Eisenbahnverkehr, für den die verschiedenen ^rts-
zeiten sehr lästig, ja sogar gefährlich wurden.
Auch die Nachbarstaaten im Westen und Osten haben bereits ihre Einheitszeit.
In England ist es die Zeit von Greenwich (0°), in Frankreich von Paris (2°, genauer
2° 20'), in Rußland von Petersburg (30°, genauer 30° 20'). — (Berechnung, daß die
Uhren in England genau 1 Stunde [in Frankreich ca. 50 Minuten) früher, in Rußland
1 Stunde später zeigen als bei uns.) — Wird die Feststellung der Zeitangabe für die
ganze Erde nach diesem Prinzip geregelt, so ergiebt sich eine Einteilung derselben in
24 Zeitzonen mit je 1 Stuude Differenz. Maßgebend für die einzelnen Zonen würden
dann fein der 0-Grad, der 15., der 30., 45., 60. u. f. f. (Was ergiebt sich über das
Stellen der Uhr bei einer Reise um die Erde?)
1) Eine Strecke in der Heimat nennen, die einen Grad beträgt. (In Schleswig-
Holstein: die Strecke Hamburg-Schleswig.)
2) 1 Grad genauer = 111,317 km. _ ,
3) Gehen die Uhren in unserm Ort gegen die Sonnenzeit zu früh oder zu spät. Äteviel.
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Extrahierte Personennamen: Nimmersatt
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Frankreich Deutschland Deutschland Norddeutschland Main Deutschlands England Frankreich Deutschland Skandinavien Englands Skandinaviens Deutschlands Deutschland Deutschland Stargard Deutschlands Deutschland Schweden Italien England Frankreich Paris Petersburg England Frankreich Schleswig-
Holstein
— 8 —
Wir sollten uns nun den Grenzgebirgen und offenen Grenzen zu-
wenden. Es erscheint aber zweckmäßig, die Betrachtung dieser Grenzgebiete mit
dem folgenden Abschnitt zu verknüpfen.
5. Deutschlands Lage zu den Nachbarstaaten.
Deutschland nimmt in Europa eine centrale Stellung ein. Berlin
ist vom mittleren Skandinavien soweit entfernt wie vom \mittleren Italien
(.1200 km), von der Strasse von Gibraltar soweit wie von der asiatischen
Grenze (am Uralßuss; 2400 km). Kein anderer Staat hat so viele Nachbar-
länder als unser Vaterland. Im Westen grenzen H., B. u. Fr., im Süden
Sch. u. 0. - U., im Osten R. und im Norden D. hinan. Italien ist nur
durch die Alpenländer von Deutschland getrennt und konnte Jahrhunderte
lang mit ihm unter einem Scepter stehen, und Skandinavien wird nur durch
einen verhältnismässig schmalen Meeresarm davon geschieden. Eine zahl-
reiche Nachbarschaft bedeutet zunächst eine Gefaltr (Wiederholung nach
S. 5), zumal wenn das Land offene Grenzen hat, und solche finden sich
leider zahlreich in Deutschland.
Die Grenze gegen Frankreich (Atlas, *S. b) beginnt im Süden
gleich mit einer breiten Einsenkung zwischen dem Schweizer Jura und
dem Wasgenwald, der Burgundischen Pforte, nach der hier belegenen
französischen Festung — es ist die Stadt von 20 000 Einw. - Beifort,
auch wohl das Bei forter Thor genannt. Durch dasselbe sollte 1871 be-
kanntlich Bonrbaki in Deutschland einbrechen, doch wurde dieser verhängnisvolle
Plan durch den heldenmütigen Widerstand der Werderschen Truppen, die 43 000
Mann stark, vier Tage lang (Schlacht an der Lisaine, 14.—17. Januar) den
Anprall der 150 000 Franzosen aushielten, glücklich vereitelt. Wie einst Leonidas
tapfere Scharen die Thermopylen, so deckten Werders Truppen mit gleicher
Todesverachtung als eine lebendige Mauer das Thor bei Belfort. —. Nach dem
Kriege ist dasselbe namentlich sranzösischerseits sehr stark befestigt worden. —
An die Burgundische Pforte schliesst sich als wertvoller Schutzwall der
Wasgenwald, aber gleich darauf wendet sich die Grenze in einem Bogen
durch das offene lothringische Grenzgebiet, das wieder beiderseits durch
Festungen geschützt wird. Deutschland hat hier die neuerworbene, starke
Festung Metz, Frankreich u. a. das südlicher gelegene Nancy. — Zum
Schutz der deutschen Westgrenze dienen auch die starken Rheinfestungen
Strassburg, Mainz, Koblenz (□ an der Moselmündung), Köln und Wesel
(G o.n der Lippemündung). (Andere kleinere Festungen müssen hier unbe-
rücksichtigt bleiben, verschwiegen werden dars aber nicht, daß die Anzahl der
deutschen hinter derjenigen der französischen zurückbleibt.^)
Bedenklicher noch erscheint die Grenze gegen Russland, die ohne
Ausnahme eine offene ist. Einen Schutz bieten hier erst die weiter west-
wärts gelegenen Festungen Posen a. d. Warthe), Thorn (A a- d.
Weichsel), Graudenz (O d. Weichsel), Königsberg und Danzig.
(Seit dem siebenjährigen Kriege, also durch reichlich ein Jahrhundert, war
Rußland der Freund seines preußischen Nachbarn. Nachdem aber an Stelle
Preußens ein achtunggebietendes Deutschland getreten ist, fühlt der Riese
*) Richter, Deutschland in der Kulturwelt. S. 12 u. 13.
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Extrahierte Personennamen: Leonidas Nancy
Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Deutschland Europa Berlin Italien Italien Deutschland Skandinavien Deutschland Frankreich Deutschland Belfort Deutschland Frankreich Rheinfestungen
Strassburg Mainz Koblenz Wesel Russland Posen Thorn Königsberg Danzig Deutschland Deutschland
— 10 —
Zeitlang, in einem schönen deutschen Lande wie in seinem Eigentum zu schalten. —
4. Noch muß der vielen Kriege gedacht werden, die fremde Nationen mitein-
ander zum Teil auf deutschem Boden aussochten, ohne daß es sich dabei um
deutsche Interessen handelte. (Schwedisch-polnischer Thronstreit 1655—60,
spanischer Erbfolgekrieg 1701—14, der nordische Krieg 1700—21, der polnische
Thron streit von 1733—35, der österreichische Erbfolgekrieg von 1740—48.)
Wir sehen: Deutschland ist infolge feiner centralen Lage und seiner
offenen Grenzen durch Jahrhunderte der Kriegsschauplatz für ganz
Europa gewesen. Es hat denn auch fein Land so viele Schlachtörter
als unser Vaterland. — Unsere gefährdete Lage zwingt uns zu den größten
militärischen Anstrengungen. Die fehlenden natürlichen Mauern müssen durch
die lebendigen Schutzwälle starker Armeen ersetzt werden. Wenn Deutschland
stark und den Nachbarn gewachsen ist, dann ist ihm seine centrale Lage nnr
von Vorteil, da es dann einen um so vielseitigeren Einfluß ausüben kann.
So war es im Mittelalter, als ein Otto I. und ein Barbarossa die Geschicke
fast ganz Europas beeinflußten, und anch heute ist Deutschland wieder, das
dürfen wir ohne Überhebuug sagen, die erste Macht Europas. So kauu es
denn auch aufs neue die schönste Mission eines centralen Landes üben, durch
Fernhaltung aller Angriffe auf das eigene Gebiet und durch Vermittelung
zwischen den Nachbarn dem ganzen Erdteil einen gerechten Frieden in be-
sonders hohem Maße wahren zu helfen. —
Doch nicht bloß für Krieg und Kriegsgefahr hat die centrale Lage unseres
Vaterlandes besondere Bedeutung, sondern auch für die friedliche Eutwicke-
lung ls. oben, S. 5). Zunächst ist eine solche Lage günstig für Handel und
Verkehr, indem nach allen Seiten hin Verbindungen angeknüpft werden
können. Auch muß sich der Verkehr der Nachbarstaaten miteinander oft zu
einem großen Teil durch Deutschland wenden (Transitverkehr, s. oben, S. 7).
Schon im Mittelalter war Deutschland der Mittelpunkt des europäischen Handels
(Hansa!). Der deutsche Kaufmann beherrschte das nördliche, wie der italienische
das südliche Europa. Die Hauptrichtung des Handels ging damals vom
Mittelländischen Meer durch Deutschland nach der Ostsee. Gleichzeitig mit
Macht und Ansehen ging schließlich auch die Bedeutung des Handels verloren,
und erst mit der erneuten Erstarkung gewinnt Deutschland auch zusehends durch
Ausbau der Handelsflotte wie der sie schützenden Kriegsflotte und durch schnelle
Vermehrung der Schienenwege — Deutschland hat dariu bereits alle europäischen
Länder überholt — seine Centralstellung für den Welthandel wieder. Berlin
wird immer mehr, was es nach seiner Lage sein kann (s. oben, S. 8), der
Mittelpunkt des europäischen Binnenhandels. — Aber auch auf dem
Gebiet der geistigen Kultur kann ein centralgelegenes Land leichter als jedes
andere die Führung haben, und Deutschland hat sie ohne Zweifel. Es sei hier
nur aus vier Thatsacheu hingewiesen. Erstens: Kein Staat hat bis jetzt die
Höhe des deutschen Schulwesens und den Grad deutscher Volksbildung
erreicht.*) gerner: Wohl kein Volk kann in Vergangenheit und Gegenwart einen
i) Doch: „Was du ererbt von deinen Vätern hast, erwirb es, um es zu besitzen."
Bereits lassen sich manche Stimmen vernehmen, die auf die außerordentlichen Fortschritte
des Bildungswesens anderer Nationen, speziell des französischen, hinweisen, und dringend
mahnen, in der Fortentwicklung des Volksschul- und Volksbildungswesens nicht zu rasten.
Ein Staat, der, wie Deutschland, gezwungen ist, ungeheure Summen ans seine Wehrkraft
zu verwenden, steht erklärlicherweise in Gefahr, auf andern Gebieten sparsamer zu sein
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Europa Deutschland Europas Deutschland Europas Deutschland Deutschland Europa Deutschland Deutschland Deutschland Berlin Deutschland Deutschland
— 48 —
an. (In der benachbarten Pyrenäen-Halbinsel waren Ausgang der siebziger Jahre
noch s/4 der Bevölkerung ohne Schulbildung. Inzwischen ist Schulzwang eingeführt, und
die Verhältnisse bessern sich.) Italien hat Schulzwang vom 6. bis 9. Lebensjahr; 1885
waren aber die Hälfte der Rekruten uoch Analphabeten. — Auf deu Balkanstaaten ist,
wie auf der Pyrenäen-Halbinsel, noch ca. 3/4 der Bewohner ohne Schulbildung. Nicht
viel besser sieht es in Rußland aus, wo reichlich 2/S aller Rekruten Analphabeten sind.
Eine glänzende Ausnahme macht Finnland, wo Schulzwang herrscht und wo sich unter
den Rekruten nur halb so viel Analphabeten (l,9°/0) finden wie in Ost- und Westpreußen.
Schulzwang besteht auch in den Ostseeprovinzen. Übrigens plant man, wie verlantet, die
Einführung des Schulzwanges für das ganze Reich. — Die Bildungsverhältnisse Öster-
reich-Ungarns sind in den verschiedenen Ländern sehr verschieden. Während in den
beiden Erzherzogtümern kein Kind ohne Schulunterricht aufwächst, war 1887 in Galizien
und Bukowina nur ungefähr die Hälfte der schulpflichtigen Kinder wirklich in Schulen
untergebracht. 1887 war in Österreich ein Viertel, in Ungarn fast die Hälfte der Re-
kruten Analphabeten. — Zurückblickend können wir die europäischen Staaten nach dem
Bildungsstand ihrer Bewohner etwa in folgende Gruppen ordnen:
I: Deutschland, Dänemark, Frankreich, Schweden-Norwegen, Schweiz (Finnland).
Ii: Niederlande, Großbritannien.
Iii: Österreich-Ungarn, Belgien, Italien.
Iv: Rußland, Balkanstaaten, Spanien, Portugal.
4. Der deutsche Volkscharakter.
(Siehe letzten Abschnitt des Buches.)
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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Extrahierte Ortsnamen: Italien Finnland Galizien Ungarn Deutschland Frankreich Schweiz Finnland Niederlande Belgien Italien Spanien Portugal
— 293 —
Großartige Gemüse- und Blumenzucht treibt, wie wir sahen, vor
allen Dingen Erfurt, wo ganze Felder der Blumenkultur dienen (S. 164).
Im Harzgebiet zeichnet sich Quedlinburg, in Schlesien Liegnitz, in Branden-
bürg die Umgegend Berlins (z. B. Steglitz S. 251), bei Hamburg das Marsch-
land Vier landen und das Alte Land, in Bayern das Becken von Bamberg
(S. 107) aus.
e) Viehzucht.
Die Pferdezucht deckt nicht ganz den Bedarf. Reichlich 70 000 Stück
wurden 1892 mehr ein- als ausgeführt (zu je % aus Rußland und Belgien,
zu je % aus Dänemark, Österreich-Ungarn, Niederlande und Frankreich). Der
gesamte Bestand beträgt fast 4 Millionen. Damit steht es neben Österreich-
Ungarn in Europa an zweiter Stelle (Rußland 21 Mill., Österreich-Ungarn
und Deutschland je 4 Mill., Frankreich 3% Mill., Großbritannien 2 Mill.).
Diese großen Staaten werden aber nach der Dichtigkeit des Pferdebestandes
von einigen kleinen Ländern übertroffen, so kommen z. B. in Dänemark auf
100 Einwohner 17 Pferde (Finnland und Bosnien 13), in Deutschland nur 8.
— In Deutschland stehen im Pserdebestand voran Ostpreußen, Elsaß-Lothringen,
Königr. Sachsen und Schleswig-Holstein. In Ostpreußen (in Trakehnen) be-
findet sich auch das berühmteste der drei preußischen Hauptgestüte.
Auch im Rindviehbestand folgt Deutschland gleich hinter Rußland.
(Rußland 29, Deutschland 171/2, Österreich-Ungarn 15, Frankreich 13%, Groß-
britannien 111/^ Mill. Relativ werden diese großen Staaten aber, wie beim
Pferdebestand, von kleineren Staaten übertroffen: in Dänemark kommen auf
100 Einwohner 66, in Deutschland 35 Rinder.) Württemberg, das südliche
Bayern und das Königreich Sachsen stehen voran. In Preußen hat Schleswig-
Holstein, das stark nach England ausführt, den Vorrang. — Den Bedarf deckt
auch die Rindviehzucht nicht; es werden rnnd 250 000 Kopf (130 000 Kühe,
ferner Stiere, Ochsen, Jungvieh, Kälber) mehr ein- als ausgeführt.
Der Schafbestand geht immer mehr zurück. 1883 betrug die Zahl der
Schafe noch über 19, 1892 nur noch 13% Mill. Man entledigt sich der
Schafe (Ausfuhr 300 000 Stück mehr als die Einfuhr), weil durch die ungeheure
Konkurrenz Allstraliens (Bestand 120 Mill.) und Südamerikas (Argentiniens
Bestand 77 Mill.) die Wollpreise sehr heruntergegangen sind. Ähnlich liegen
die Verhältnisse in den anderen europäischen Ländern, von denen Rußland
(50 Mill.), Großbritannien (30 Mill.) und Frankreich (23 Mill.) das deutsche
Reich übertreffen. — In Deutschland steht Pommern obenan (S. 246). — Die
Zahl der Ziegen (2% Mill.) wird in Europa nur von Spanien übertroffen.
Die Ziege hat als die „Kuh der kleinen Leute" eine große Bedeutung.
In der Schweinezucht steht Deutschland mit seiner Gesamtzahl wieder
gleich hinter Rußland. (Rußland 15, Deutschland 12%, Österreich-Ungarn 12,
Frankreich 6, Großbritannien 4 Mill.) Relativ sind aber einige kleine Länder
reicher an Schweinen als diese großen Staaten; so kommen in Dänemark auf
100 Einwohner 35, in Deutschland 24 Schweine. — Die Bienenzncht Deutsch-
lands steht neben derjenigen Frankreichs in Europa voran. 1883 zählte man
in beiden Ländern je ca. 2 Mill. Stöcke. Ihr Hauptsitz in Deutschland ist die
Lüneburger Heide (S. 229).
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Holstein England Argentiniens Frankreich Deutschland Europa Spanien Deutschland Deutschland Österreich-Ungarn Frankreich Großbritannien Dänemark Deutschland Frankreichs Europa Deutschland Lüneburger_Heide
— 307 —
Um ihre Handelsflotten schützen, und im Kriege auch auf der See einem
Gegner gewachsen sein zu können, haben alle Seemächte zahlreiche Kriegsschiffe
erbaut. Mit seiner Kriegsflotte nimmt unser Vaterland leider erst
den fünften Platz in Europa ein, was seiner Stellung als zweite
Handelsmacht der Welt durchaus nicht entspricht. Großbritannien
(711 Kriegsschiffe mit 11j2 Mill. Tonnen), Frankreich (350 Schiffe mit x/2 Mill.
Tonnen), Italien (288 Schiffe mit 1/s Mill. Tonnen) und Rußland (264 Schiffe
mit reichlich Mill. Tonnen) stehen Deutschland (1892: 190 Schiffe mit
nicht ganz 1ji Mill. Tonnen) voran. (Dann folgen China, Vereinigte Staaten,
Österreich-Ungarn, Türkei, Spanien.) Ist es auch einerseits zu bedauern, daß
unser Vaterland mit seiner Kriegsflotte noch zurücksteht, so dürseu wir uns
andererseits doch freuen, daß das junge Reich in der kurzen Zeit seines Bestehens
— der Flottengründungsplan wurde 1873 aufgestellt — auch auf diesem Ge-
biete Großes geleistet hat. Nach 1892 (f. o.) ist die Kriegsflotte um vier
große Panzerschiffe I. Klasse, „Wörth", „Brandenburg", „Kürfürst Friedrich
Wilhelm" und „Weißenburg" erweitert worden. Jeder dieser Kolosse hält ca.
10 000 Registertonnen, ist 116 m lang, und 20 m breit, hat 12 Dampfkessel,
fährt 7x/2 m tief und kostet mit voller Ausrüstung ca. 15 Mill. Mark.^) Größer
noch sind die größten Schlachtschiffe Englands (S. 269 Fuß). Das größte
derselben, — es ist z. Z. das größte Kriegsschiff der Welt, — der Panzerkreuzer
„Terrible" ist 164 m (Vergleich!) lang, 211/2 m breit, mißt 14 200 Register-
tonnen und hat einen Tiefgang von 8,2 in. 48 Kessel liefern den nötigen
Dampf! In den Kohlenräumen können 3000 t Kohlen lagern. (Für 1895/96
plant England eine neue Erweiterung seiner Kriegsflotte. Es sollen u. a. vier
große Schlachtschiffe zu je 15 Mill. Mk. gebaut und im ganzen 200 Mill. Mk.
ausgewendet werden.) — (Zum Vergleich sei noch angefügt, daß Italiens und
Deutschlands Kriegsflotte zusammen so groß sind als diejenige Frankreichs; die-
jenige Italiens, Deutschlands und Österreichs zusammen noch nicht ganz halb so
groß als die englische.)
c) Eisenbahnen, Postwesen u. s. w.
Die Binnenwasserstraßen (S. 304) können nicht im entferntesten den groß-
artigen Verkehr bewältigen; ein dichtes Netz von Eisenbahnschienen tritt
ihnen zur Seite. Deutschland hat in dieser Beziehung alle anderen
europäischen Länder überflügelt. Es besaßen 1892 Deutschland 44,
Frankreich 39, Großbritannien 33, Rußland 31, Österreich-Ungarn 28 Tausend
km Bahnen. Im Verhältnis zur Fläche berechnet steht unter den größeren
Staaten jedoch Großbritannien voran, indem es auf 100 qkm 10,4 km Bahnen
hat. Deutschland steht dann erst in zweiter Linie (8,2 km auf 100 qkm).
Beide werden aber erheblich übertroffen durch Belgien, in welchem 18,4 km
auf 100 qkm kommen. — Die S. 305 genannten Hauptsitze des Binnenhandels
sind zugleich auch die wichtigsten Bahnknoten Deutschlands. — Die erste
*) Hinter diesen vier Hochseepanzern rangieren 2. die Panzerschiffe Ii. Klasse
mit einem Rauminhalt von 7500—10 000 Tonnen (König Wilhelm, Kaiser, Deutschland).
3. Die Panzerschiffe Iii^ Klasse mit 5000—7500 Tonnen (Preußen, Friedrich der
Große, Baden, Bayern, Sachsen, Württemberg, Oldenburg). 4. Küstenpanzer mit
3000—5000 Tonnen (z. Z 8). 5. Panzerkanonenboote unter 3000 Tonnen (z. Z. 13)
und darauf die schnellfahrenden Kreuzer, von denen z. B. die Kaiserin Auausta (6000
sonnen) 21 Knoten fährt (die Hochseepanzer 16).
20*
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Extrahierte Personennamen: Friedrich
Wilhelm" Friedrich Wilhelm Friedrich_der
Große Friedrich Auausta
Extrahierte Ortsnamen: Europa Frankreich Italien China Spanien Englands England Italiens Deutschlands Frankreichs Italiens Deutschlands Deutschland Deutschland Frankreich Großbritannien Rußland Österreich-Ungarn Deutschland Belgien Deutschlands Deutschland Baden Bayern Sachsen Württemberg Oldenburg
— 309 —
gegen morgenländische Prunkgewänder, Teppiche, Gewürze :c. ein, — rhein-
abwärts, wodurch dann wieder Köln als Stapelplatz zu großer Bedeutuug ge-
langte. Die Richtung von Süden nach Norden, die damals der Handel einschlug,
ging über Deutschland hinaus nach den nordischen Ländern. Dadurch wurde
die Ostsee nächst dem Mittelmeer das befahrenste Knltnrmeer. Lübeck und
andere Ostseestädte blühten auf. Der Hansabund unter dem Vorsitz Lübecks
entstand und wuchs zur bedeutendsten Macht des Mittelalters an. Selbst die
Könige von Dänemark, Norwegen und Schweden mußten sich ihm fügen. Er
verlor seine Bedeutung erst seit der Entdeckung Amerikas und zwar an Spanien,
Portugal, Niederlande und England. Alle diese Länder erwarben in fremden
Erdteilen nach und nach großartige Kolonialbesitznngen und.erstarkten zu mächtigen
Handelsstaaten, während gleichzeitig Deutschland immer mehr zerfiel (30jähriger
Krieg; politische Zersplitterung). — Einen kraftvollen Aufschwung hat der
deutsche Handel erst seit der deutschen Zolleinigung (deutscher Zollverein 1834)
und besonders seit Wiederanfrichtung des Deutschen Reiches genommen. An
Stelle der Ostsee ist aber die Nordsee und vor allem der Atlantische Oeean
getreten. Hamburg und Bremen haben infolgedessen die alte Führerin des
Hansabundes weit überflügelt.
(Z. Umfang des Außenhandels.) Wir erfuhren bereits, daß Deutsch-
land die zweitmächtigste Handelsflotte der Welt hat (S. 305). Dem
entspricht die Bedeutung des deutschen Außenhandels; er nimmt
ebenfalls die zweite Stelle ein. Der Umsatz Englands (Ein- und Ausfuhr)
betrug 1893 fast 13000 Mill. Mk., derjenige Deutschlands 7 000 Mill.
Mark (Einfuhr 4000, Ausfuhr 3000), derjenige der Vereinigten Staaten
6 800 Mill. Mk., Frankreichs 5 700 Mill. Mk., der Niederlande 4 000 Mill.
Mark :c. Leider übertrifft die deutsche Einfuhr die Ausfuhr um 1000 Mill. Mk.
Au diesem Zuviel der Einfuhr hat von allen Handelsgegenständen-
das Getreide mit 400 Mill. Mk. den größten Anteil. (In Groß-
britannien übertrifft die Einfuhr die Ausfuhr sogar um fast 4 000 Mill. Mk.,
in Frankreich um 500 Mill. Mk.; dagegen ist in den Vereinigten Staaten die
Ausfuhr um fast 500 Mill. Mk. größer als die Einfuhr.) (Auffällig ist der
Rückgang des französischen Handels. Derselbe betrug 1890 noch über
8 000 Mill. Fr., 1895 nur 7 000 Mill. Fr. Der französische Handelsminister
stellte darüber in einer Rede im Juni 1895 bittere Betrachtungen an, wobei
er eine Parallele zum deutschen Handel zog. Er sagte n. a.: Unser
Handel mit der Türkei ging in den letzten zwanzig Jahren um 20 Millionen
zurück, derjenige Deutschlands stieg von 0 aus 40 Mill. In Rumänien schritt
Frankreich von 15 auf 35, Deutschland von 4 auf 117 Millionen fort. In
China ging Frankreich von 3 anf 2 Millionen zurück, dagegen England von
21 auf 28, Deutschland vou nahezu nichts auf 33 Millionen vor.
Ganz ähnliche Betrachtungen stellte 1896 der Vorsitzende des Pariser Handels-
gerichtes an. — Daß die germanischen Stämme mehr Begabung sür den Handel
haben als die romanischen dürfte anch daraus hervorgehen, daß in französischen
Kolonien oft Deutsche und Engländer den Haupthandel in Händen haben.)
Den bedeutendsten Handel treibt Deutschland mit England (Umsatz
1 300 Mill. Mk.). Dann folgen Österreich-Ungarn (1 000 Mill.), die Ver-
einigten Staaten (800 Mill.), Frankreich (550 Mill.), Rußland (530 Mill.).
Wie sehr u. a. der Handel mit China und der Türkei sich gehoben hat, ersnhren
wir schon oben. Gerade der Handel mit China, wie mit Ostasien überhaupt,
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Extrahierte Personennamen: Lübecks
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Norwegen Schweden Amerikas Spanien Portugal Niederlande England Deutschland Atlantische_Oeean Hamburg Englands Deutschlands Vereinigten_Staaten Frankreichs Niederlande Groß- Frankreich Deutschlands Rumänien Frankreich Deutschland China Frankreich Deutschland Deutschland England Frankreich China China Ostasien