132
England und Portugal Gesetze vorschrieb. 1292 erhielt Ham-
burg seine Freiheit von dem Grafen von Holstein, wurde
1510 freie Reichsstadt und kaufte um derselben völlig sicher zu
sein, 1764 auch die Ansprüche ab, welche Dänemark noch
erhob, nachdem sie bereits 1712 nach mehrfachen unruhigen
Auftritten zwischen Rath und Bürgerschaft durch Vermittelung
der deutschen Kaiser, denen sie als Reichsstadt allein unterge-
ordnet war, ihre bisherige aristokratisch-demokratische Verfassung
erhielt. 1681 wurde sie von den Dänen vergeblich belagert.
1801 von ihnen, mährend des Krieges zwischen Dänemark
und England (von Ostern bis Pfingsten, wo beide Staaten
Frieden schlossen) ohne Rechtsgrund besetzt. Am i9.Nov. 1806
nach dem unglücklichen Kriege Preußens gegen Frankreich und
nach der Erstürmung Lübecks, wohin Blücher sich mit seiner
Heeres-Abtheilung gezogen hatte, nahmen die Franzosen die Stadt
widerrechtlich in Besitz, sperrten allen Handel mitengland, erlaub-
ten sich die schrecklichsten Erpressungen und erklärten sie am 19.
Dec. 1810 sogar für eine französische Stadt. Nachdem aber bei dem
Kriege mit Rußland das ganze französische Heer umgekommen
war, veranlaßte die Erbitterung der Bürger gegen ihre Unter-
drücker, am 24.Febr. 1813 einen Aufstand gegen die Franzosen,
und da am 18. März die Russen einzogen, wurden sie als Befreier
mit unbeschreiblichem Jubel aufgenommen und die Hanseatische
Legion errichtet, um zu Deutschlands Befreiung thätig mitzu-
wirken. Doch die Franzosen rückten mit überlegener Macht ge-
gen Hamburg an, nahmen die Elbinsel (Wilhelmsburg rc.) weg
und beschossen die Stadt, welche sich ihnen, nachdem Dänemark
sich den Franzosen angeschlossen, am 30. Mai übergeben mußte.
Nun wütheten die Franzosen noch ärger und sogen die Stadt
fürchterlich aus. Als uach der Schlacht bei Leipzig (den 18.
Oct.) die Russen, Preußen, Schweden wieder vordrangen und
sich der Stadt näherten, wurde die ganze Umgebung abgebrannt,
alle Bäume niedergehauen, Schanzen aufgeworfen, und viele
tausend Einwohner mitten im Winter aus der Stadt ver-
trieben, damit es den Franzosen nicht an Speise fehlen möge.
Doch nachdem die deutschen und russischen Heere die franzö-
sische Hauptstadt erobert und den Kaiser Napoleon abgesetzt
hatten, mußten auch die Franzosen Ende Mai 1814 die Stadt
räumen. Die alte Verfassung wurde wieder hergestellt, Han-
del und Gewerbe blüheten wieder auf, neue Straßen wurden
gebaut, der Wall verschönert rc,; obgleich die Stadt auch
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Extrahierte Personennamen: Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: England Portugal Holstein Dänemark England Frankreich Lübecks Deutschlands Hamburg Wilhelmsburg Leipzig Schweden
376
24. Der dreißigjährige Krieg.
Der erste große Krieg, welcher des Religionswechsels we-
gen geführt wurde, hatte in Holland seinen unseligen Ursprung.
Die Holländer nahmen die reformirte Religion an, und sag-
ten sich 1579 von ihrem Landesherrn, dem Könige von Spa-
nien , förmlich los. Darüber entspann sich ein Krieg, der an
60 Jahre währte, und das Münsterland, sogar das Herzog-
thum Westfalen und das Fürstenthum Paderborn oft und hart
mitnahm. Auf einem ihrer verheerenden Züge kamen die Hol-
länder nach Stromberg, und raubten aus der Mitte der Pro-
zession das dortige Kreuz, welches erst in Ostbevern von den
sie verfolgenden Spaniern zurückgenommen wurde. So war
unser Vaterland oft der Schauplatz des zerstörenden Krieges.
Städte, Dörfer und Flecken waren der Plünderung und den
Flammen, die Menschen mancherlei Grausamkeiten preisgegeben.
Der fürchterlichste aber, der 30jährige Krieg brach
1618 in Böhmen aus. Die Protestanten empörten sich
wider den Kaiser, ihren rechtmäßigen König, setzten eine pro-
testantische Negierung ein, und wählten das Haupt des pro-
testantischen Fürstenbundes, Friedrich V. von der Pfalz, zu
ihrem Könige. Dieser Friedrich wurde zwar bald von den ka- J
tholischen Fürsten besiegt und abgesetzt, aber nun drang der
Krieg ins Innere Deutschlands. Das Kriegsglück blieb dem
Kaiser treu, seine tapfern Feldherren schlugen die Feinde, auch
den dänischen König, der den Protestanten Hülfe leistete, aus
dem Felde. Als aber der siegreiche Kaiser den Protestanten
befahl, alle Kirchengüter, unter welchen 2 Erzbisthümer und
12 Bisthümer waren, zurückzugeben, da rafften sie alle Kräfte
zusammen. Der Schwedenkönig Gustav Adolph kam mit einem
starken Heere, und selbst die Franzosen sandten reiche Hülfe.
In den Heeren war allerlei Gesindel, unnütze Menschen, Land-
streicher und Räuber. Wer am besten bezahlte und am mei-
sten plündern ließ, hatte die meisten Soldaten. Jetzt wurde
gegenseitig mit verdoppelter Erbitterung gefochten. Auch unser
Westfalen erlitt die blutigsten und grausenvollsten Auftritte.
In Paderborn plünderte der Herzog Christian von Braun-
schweig, der Tolle genannt, den Dom, nahm den silbernen
Sarg des h. Liborius und viele andere Kostbarkeiten, und
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Extrahierte Personennamen: Stromberg Friedrich_V. Friedrich_V. Friedrich Friedrich Gustav_Adolph Gustav Christian_von_Braun-
Extrahierte Ortsnamen: Holland Westfalen Deutschlands Westfalen Paderborn
440
Gold liefern nur die Karpathen, wenig die Alpen und
andere Gebirge; Silber ist weit verbreitet, noch mehr aber
Kupfer, Eisen und Blei; Quecksilber trifft man in Spanien,
in den Krainer Alpen und in Rheinbaiern; Zinn in Eng-
land, weniger im Böhmisch-Sächsischen Erzgebirge. Groß ist
die Menge von Steinkohlen (England, Frankreich, Nieder-
lande, Deutschland) und Salz (Galizien, Deutschland, Un-
garn, England). An Salpeter, Alaun, Vitriol und Schwe-
fel ist kein Mangel; Edelsteine sind aber nicht von Wichtig-
keit; hingegen besitzt Europa schätzbare Thonarten, Walker-
erde, Reißblei, den herrlichsten Marmor, Alabaster und viele
andere nutzbare Mineralien. Höchst wichtig ist für das holz-
arme Tiefland der reiche Vorrath von Torf. An Mineral-
quellen hat Europa einen Reichthum.
Seine erste Bevölkerung hat cs von Asien aus er-
halten. Ihre jetzige Zahl kann man auf 260 Millionen
rechnen. Die Europäer bestehen aus Völkerschaften verschiede-
ner Abstammung und reden mehrere ganz von einander ver-
schiedene Sprachen. Diese sind aber größtentheils aus 3
ältern Sprachen entstanden, nämlich aus der lateinischen
die italienische, französische, spanische und portugiesische, aus
der germanischen die deutsche, die holländische, englische,
dänische und schwedische, und aus der slavischen die rus-
sische, polnische, böhmische, illirische u. s. w.
Mit Ausnahme der Türken, welche sich zum Islam (die
Glaubenslehre Muhameds) bekennen, herrscht überall die christ-
liche Religion, und zwar die katholische in Italien, Frank-
reich , Süd - und Westdeutschland, Belgien, Spanien , Por-
tugal , Ungarn und Polen, die griechische in Griechenland
und Rußland, die evangelische in Norddeutschland, Holland,
England, Dänemark, Norwegen und Schweden; Juden le-
den , mit Ausnahme von Norwegen und Schweden, in allen
Ländern Europas, und im höchsten Norden, in Lappland,
gibt es noch Heiden.
Nach seiner politischen Eintheilung zählt Europa mehr als
70 verschiedene Staaten. Unter diesen Staaten gibt es fünf
Großmächte: England, Frankreich, Rußland, Oesterreich
und Preußen.
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Extrahierte Personennamen: Krainer
Extrahierte Ortsnamen: Spanien Rheinbaiern Eng- England Frankreich Deutschland Galizien Deutschland England Europa Europa Asien Italien Frank- Westdeutschland Belgien Spanien Ungarn Polen Griechenland Norddeutschland Holland England Dänemark Norwegen Schweden Norwegen Schweden Europas Lappland Europa England Frankreich Oesterreich
380
hielten. Noch manche andere gute Einrichtung war sein Werk.
Er starb 1740 den 31. Mai und binterließ seinem Nachfolger
ein tüchtiges Kriegesheer von 80,000 Mann und einen Staats-
schatz von 8,700,000 Thalern.
£6. Friedrich Ii., der Große.
Er war der Sohn Friedrich Wilhelm I. und wurde ge-
boren 1712 den 24. Januar. Preußen gelangte durch ihn
zu einer Höhe und Bedeutung, welche auch die kühnste Erwar-
tung seiner Zeitgenossen übertraf. Nach drei blutigen Kriegen
wurde ihm Schlesien zu Theil. Der dritte dieser Kriege ist
unter dem Namen des siebenjährigen Krieges bekannt (1756
bis 1703). Friedrich stand in demselben Oesterreich, Ruß-
land, Frankreich, Schweden, Sachsen und den übrigen deut-
schen Neichsfürsten gegenüber; nur England, Kurhessen, Braun-
schweig und Gotha waren auf seiner Seite. Dennoch wußte
sich der große König gegen diese vereinte große Macht zu be-
haupten , und ging, obwohl er zuweilen stark ins Gedränge
kam, doch zuletzt glorreich aus diesem Kampfe hervor. Die
bedeutendsten Siege erfocht er bei Mollwitz (1741) und bei
Chotusitz (1742) im ersten; bei Hohenfriedberg und bald darauf
bei Sorr und Kesselsdorf (1745) im zweiten schlesischen Kriege.
Im dritten gewann er die Schlachten bei Prag den 6. Mai 1757,
bei Roßbach am 5. November und bei Leuthen am 5. De-
cember, im Jahre 1758 den 25. August die Schlacht bei
Zorndorf, im Jahre 1700 den 15. August die Schlacht bei
Liegnitz und am 3. November die bei Torgau.
Unter den Generalen Friedrichs Ii., die sich in den von
ihm geführten Kriegen rühmlich hervorthaten, verdienen der
Graf Schwerin, der Fürst von Dessau, gewöhnlich der alte
Dessaucr genannt, Ziethen, Seidlitz, Wintcrfcld und Kleist
vorzugsweise genannt zu werden. Nachdem der Friede zu
Hubertsburg (1703 den 15. Februar) geschlossen war und
dem siebenjährigen Kriege ein Ziel gesetzt hatte, war der
König ernstlich darauf bedacht, die schmerzlichen Wunden sei-
nes Staates zu heilen. Die durch den Krieg verarmten Un-
terthanen erhielten aus seinen Magazinen Brod und Saat-
korn , viele auch Pferde. Ganzen Provinzen erließ er auf
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Ii Friedrich Friedrich_Wilhelm_I. Friedrich Wilhelm_I. Friedrich Friedrich August August Friedrichs Seidlitz
Extrahierte Ortsnamen: Oesterreich Frankreich Schweden Sachsen England Kurhessen Gotha Hohenfriedberg Roßbach Liegnitz Torgau Friedrichs Graf_Schwerin Dessau
386
Finnland versprach, in sein Interesse. Als Napoleon die krie-
gerischen Vorkehrungen des russischen Kaisers vernahm, rief
er voll Zuversicht aus: „Rußland wird von seinem Verhäng-
nisse ergriffen; wohlan, es soll erfüllt werden!" und ließ von
den Pyrenäen bis an die Küsten der Ostsee, von dem Niemen
bis an das adriatische Meer das ganze Jahr 1811 hindurch
unausgesetzt rüsten; selbst Oesterreich und Preußen mußten Trup-
pen stellen._ Vom Frühjahr bis zum Herbst war Alles in Be-
wegung ; nie sah Europa größere und schönere Heere vorüber-
ziehen; der Zug glich einer Völkerwanderung. Ueber 500,000
Mann Franzosen, Oefterreicher. Preußen, Sachsen, Baiern,
Würtembergcr, Badener, Westfalen, Holländer, Italiener,
Polen, selbst Spanier und Portugiesen, mit Allem reichlich
versehen, traten den Zug an und rückten am 25. Juni über
den Grenzfluß Niemen. Der Untergang Rußlands schien um
so gewisser und näher, da cs grade mit den Türken in einen
Krieg verwickelt war. Aber unter Englands Vermittelung
schloß Alerander mit den Türken einen Frieden, in welchem der
Pruth die Grenze seines Reiches wurde, und wendete nun seine
ganze Macht gegen den neuen Feind, mit der feierlichen Be-
theuerung, den Krieg nicht zu enden, so lange ein feindlicher
Streiter auf Rußlands Boden stehe. Napoleon hatte eine Ab-
theilung seines Heeres unter Oudinot und Macdonald auf die
Straße nach Petersburg gegen den russischen Fürsten Wittgen-
stein geschickt; mit der Hauptmacht ging er selbst gerade auf
Moskau los. Die russischen Anführer Barclay de Tolly und
Bagration zogen sich kämpfend vor ihm zurück. Nach zweitä-
gigem mörderischen Kampfe bei Smolensk, am 17. und 18. Au-
gust, erstürmten die Franzosen diese Stadt, nachdem sie größ-
tentheils eine Brandstätte geworden war. Jetzt übernahm der
alte Kutusow, der eben siegreich aus dem Türkenkriege zurück-
gekehrt war, den Oberbefehl über das russische Heer. Auch er
zog sich zurück und brannte hinter sich die Städte und Dörfer
nieder, um dem Feinde nur eine Wüste zurückzulassen. An der
Moskwa, 15 Meilen von der alten Hauptstadt, machte er end-
lich Halt; die Ehre des Reichs schien eine Schlacht zu fordern
zu ihrer Rettung. Da rief Napoleon frohlockend: „Soldaten,
hier ist die Schlacht, die Ihr ersehnt habet. Sie ist nothwen-
dig; denn sie bringt uns Ueberfluß, gute Winterquartiere und
sichere Rückkehr nach Frankreich. Benehmet euch so, daß die
Nachwelt von jedem unter euch sagen kann: „Auch er war in der
großen Schlacht unter den Mauern Moskau's!" Zugleich ließ
er das Bildniß seines Sohnes an der Außenseite seines Zeltes
aufhängen, und Offiziere und Soldaten eilten begeistert herbei,
die Gestalt ihres künftigen Herrschers zu betrachten.
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Extrahierte Ortsnamen: Ostsee Oesterreich Europa Sachsen Baiern Westfalen Polen Grenzfluß_Niemen Englands Petersburg Moskau Smolensk Moskwa Frankreich
400
Nach der unglücklichen Schlacht bei Jena (1806) ging auch
das Münsterland für Preußen wieder verloren, die Franzosen
besetzten es und schlugen es anfangs zum Großherzogthum
Berg, welches Napoleon zuerst seinem Schwager Murat gab,
nachher aber selbst verwaltete. Im Jahre 1811 wurde es
zerstückelt; ein Theil wurde Bergisch, der größte Theil aber
unter dem Namen: Departement der Lippe, mit der Haupt-
stadt Münster dem Kaiserreiche Frankreich einverleibt. Es
erhielt französische Beamten und französisches Gesetz. — Die
Fremdherrschaft dauerte jedoch nur kurze Zeit. Die entschei-
dende Völkerschlacht bei Leipzig am 18. Oktober 1813 und
die Einnahme von Paris am 31. März 1814 änderte die Lage
der Dinge. Der König von Preußen gelangte wieder zum
vollen Besitze seiner Länder, und am 18.' Oktober 1815, also
gerade zwei Jahre nach der genannten Schlacht, wurde ihm
zu Münster unter hoher Begeisterung des Volkes von Neuem
gehuldigt.
34 Friedrich Wilhelm Hi. und Friedrich
Wilhelm Iv.
Nach den Freiheitskriegen trat für Deutschland eine geraume
Zeit der Ruhe und des Friedens ein. Die Erhaltung dieses Frie-
dens war wesentlich auch das Werk des vorletzten Königes
von Preußen, Friedrich Wilhelm Iii. Er folgte seinem
Vater Friedrich Wilhelm Ii. im Jahre 1797, bestieg
also den Thron zu einer Zeit, wo in Folge der französischen
Revolution alle Verhältnisse in Europa furchtbar erschüttert
waren. Kein preußischer Fürst hat einen gleichen Wechsel des
Glücks erfahren, als er während seiner 43jährigen Regierung.
Nach den unglücklichen Schlachten bei Jena und Auerstädt
mußte er im Frieden zu Tilsit (9. Juli 1807) seine Länder
bis zur Elbe an Frankreich abtreten. Aber gerade in dieser
tiefsten Erniedrigung begann Preußen unter seinem Könige
und dessen Minister Stein sich würdevoll zu erheben. Es
ist vorhin schon erzählt worden, wie Friedrich Wilhelm Iii.
im Jahre 1813 den übrigen Monarchen mit dem Beispiele
des Muthes und Gottvertrauens voranging, und wie er von
Breslau aus den begeisterten Aufruf an sein Volk erließ.
„Nichts bleibt uns übrig, sprach er, als ein ehrenvoller Friede
oder ein ruhmvoller Untergang. Im vorigen Kriege unterla-
gen wir der Uebermacht Frankreichs, aber der Friede mit ihm
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Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelm_Iii Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelm_Iii Friedrich Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Jena Großherzogthum
Berg Frankreich Leipzig Paris Deutschland Europa Jena Tilsit Frankreich Breslau Frankreichs
441
In der Hand dieser Großmächte liegt das Schicksal Eu-
ropas. Sehr groß ist aber auch der Einfluß Europas auf die
anderen Erdtheile; denn Frankreich hat in Nordafrika den
ehemaligen Naubstaat Algier erobert und hier, wie in den
übrigen Erdtheilen Colonien gegründet. Colonien besitzen fer-
ner noch Spanien, Portugal, Holland, Rußland, Dänemark
und Schweden. Wichtiger aber, als alle diese, sind Eng-
lands außereuropäische Besitzungen; denn außerdem, daß es
die Herrschaft auf allen Meeren erobert, und das reiche In-
dien unterworfen, besitzt cs Colonien in Südafrika, Nord-
und Südamerika und Australien. So stehen mehr als 130
Millionen Menschen in fremden Erdtheilen unter Europas
Herrschaft. Und wie Europa einst die christliche Religion und
mit ihr Gesittung und Bildung von Asien her erhalten hat,
so scheint es jetzt dazu berufen, Gesittung und Bildung, Kunst
und Gewerbefleiß nach allen Erdtheilen zu verbreiten.
Es sollen nun noch die Staaten Europas außer Deutsch-
land angeführt werden. Die von Deutschland westlich gelege-
nen Länder sind das Königreich Britanien: England mit der
Welthandelsftadt London an der Themse, Schottland mit Edin-
burg an der Nordsee, das katholische Irland mit Dublin,
d^s Königreich Holland mit der Hauptstadt Amsterdam am
Meere, das Königreich Belgien mit Brüssel, Frankreich mit
Paris an der Seine, Spanien mit Madrid, Portugal mit
Lissabon am Tajo. Im Süden von Deutschland liegt die
Schweiz, eine aus mehr als 20 Cantonen bestehende Bun-
des-Republik mit den Hauptstädten Basel, Bern, Zürich, Lu-
zern und Genf, Italien mit den Hauptstädten Mailand und
Venedig im östcrreichschen Antheile, Turin im Königreich
Sardinien, Rom im Kirchenstaate, Neapel im Königreich
beider Sicilien. Im Südostcn liegt Griechenland mit der
Hauptstadt Athen, die Türkei mit der Hauptstadt Constanti-
nopel, Ungarn mit Presburg. Im Osten liegt das nach sei-
nem Umfange gewaltige Kaiserthum Rußland mit der alten
Hauptstadt Moskau und der neueren Petersburg; es begreift
auch den Hauptheil Polens mit der alten Krönungsstadt War-
schau in sich. Im Norden von Deutschland liegen Dänemark
mit Coppenhagen und die dänische Insel Island, Norwegen
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189
den Europäern meistens in die Grbirge verdrängt wurden,
und da entweder als Wilde von Jagd oder Fischerei, oder als
Hirtenvölker leben.
Australien,
befindet sich der Lage nach in der mittägigen Erdhälfte zwi-
schen Afrika und Amerika, und wird von dem stillen und
dem indischen Meere umflossen. Es besteht aus vielen klei-
nen und zerstreuten Theilen, ist im Ganzen wenig bekannt»
Alle zerstreuten Inseln zusammen sind größer als Europa»
Die meisten haben eine angenehme und gesunde Witterung;
doch stehen sie an Produkten weit hinter den übrigen Erd-
theilen. So weit die Europäer vorgedrungen sind, fanden
sie fast allenthalben ein mildes und gesundes Klima. Unter
den Naturerzeugnissen sind am merkwürdigsten: die Kokos-
palme und der Brodftuchtbaum, ferner Schweine, Hunde
und Hühner, wildes Geflügel und vortreffliche Schalthiere,
als: Austern, Schildkröten und Muscheln. Die Einwoh-
ner find zum Theil Neger; diese sind sanfter Gemüthsart,
viele aber auch feindselig, wild, thierisch, und höchst ein-
fältig. Sie wissen von keiner andern Arbeit, als die zur
Norhdurft des Lebens und zum Schuhe gegen Feinde un-
entbehrlich ist.
Ei nt Heilung von Europa.
Zu dem Erdtheil Europa gehören: das Königreich
Portugal, das Königreich Spanien, das Königreich Frank-
reich, Italien, die Republik Schweiz oder Helvetien, Teutsch-
land, das Königreich der Niederlande, Großbritannien oder
England, das Königreich Dänemark, Schweden und Nor-
wegen, Preußen und Galizien, Polen, das europäische
Rußland, Ungarn, und die europäische Türkei.
Portugal,.
ist das äußerste, europäische Land gegen Abend und gränzt
gegen Mitternacht und Morgen an Spanien, gegen Mittag
und Abend aber an das atlandifche Meer. Das Land ist größt
renrheils fruchtbar, aber wenig angebaut. Der Weinbau ist
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Extrahierte Ortsnamen: Afrika Amerika Europa Europa Portugal Spanien Italien Helvetien Niederlande England Schweden Galizien Polen Ungarn Portugal Spanien
357
50 Wagen und an 12000 Gefangene. 'Nun versuchte Napoleon die Verbündeten
durch eine List los zu werden. Er zog mit seinem ganzen Heere dem Rheine
zu, in der Erwartung, daß die Bnndestruppen ihm folgen würden. Allein der
Bund merkte diese Finte, sandte den Franzosen in der Ferne 10000 russische
Reiter nach, um jene sicher zu machen; aber die ganze Armee setzte sich rasch in
Bewegung und marschirte auf Paris los. Am 29. März war das Ziel erreicht.
Die Stadt leistete kräftigen Widerstand; als aber der Montmartre erstürmt
und mit Kanonen bepflanzt war, bat inan um Schonung. Am 31. März zogen
die Verbündeten als Sieger in Frankreichs Hauptstadt ein. Napoleon wurde des
Reiches entsetzt (2. Apr.) und auf die Insel Elba verwiesen, deren Herzog er
sein sollte. Ludwig Xviii., ein Bruder Ludwig Xvi., wurde König von
Frankreich. Am 30. Mai kam darauf der erste pariser Friede zu Stande.
Der Bund benahm sich sehr großmüthig: Frankreich blieb in den »alten Grenzen
von 1792. So schien also endlich die lang ersehnte Ruhe hergestellt zu sein.
Aber der Friede war nicht von Dauer; denn einerseits herrschte in Frankreich
sehr bald wieder eine allgemeine Unzufriedenheit mit dem nxuen Könige; anderseits
entstanden auf beut Wienerko n g r c ß heftig? Entzweiungen unter den verbündeten
Mächten selbst. Dieses Alles beobachtete Napoleon unverwandten Blikkes von
seiner Insel aus, und plötzlich erschien er (1. März 1815) mit seinen 1100
Garden, die man ihm gelassen, wieder ans französischem Boden. Ganz Frankreich
empfing seinen alten Kaiser mit Frohlokken. Alle Soldaten gingen zu ihm über;
wie im Triumph gings vorwärts, und schon am 20. März zog er als Herrscher
in Paris ein. — Als die Nachricht von Napoleons Rülllehr nach Wien kam,
vergaß man schnell alle Zwistigkeiten. Oestreich, Preußen, Rußland lind England
erneuerten ungesäumt ihren Bund gegen den gemeinsamen Feind. Napoleon
versprach zwar, den pariser Frieden pünktlich beachten zu wollen und fortan nur
dem Glükke seines Volkes zu leben. Umsonst! Die Heere der Verbündeten zogen
über den Rhein. Aufs Neue sollte ein furchtbarer Kampf beginnen. Bald hatte
auch Napoleon seine alten Krieger um sich versammelt^ und mit einem ansehnlichen
Heere, voll Muth und Entschlossenheit, zu siegen oder zu sterben, zog er feinett
Feinden entgegen. - Der erste Angriff war dem alten Helden Blücher zugedacht.
Bei Ligny entbrannte eine mörderische Schlacht (Ili. Juni 1818) und die
braven Preußen erlitten eine entsetzliche Niederlage. 15000 Todte und Verwundete
und 15 Kanonen kostete ihnen der heiße Tag. (Sin ähnliches Schikkfal bereitete
der Marschall Ney den Engländern unter Lord Wellington. Ant folgenden
Tage stellten sich diese bei Belle Alliance oder Waterloo, einem Dorfe
unweit Brüssel,' auf, und Wellington ließ Blüchern sagen, wenn er ihn unter-
stützen wolle, so wollte er eine Schlacht wagen. „Ja wohl," sagte Blücher, „ich
komme morgen mit der ganzen Armee und werde tüchtig helfen." Am 18. Juni
(1815) ging Napoleon auf die Engländer los. Wüthend kämpften die Franzosen.
Aber die Engländer schlugen alle Angrisse zurükk; doch ihre Reihen wurden
immer dünner. Aengstlich sah Wellington nach der Sonne und sagte: „Ich
wollte, es wäre Nacht, oder die Preußen kämen." In diesem Augenblikke blitzte
auch das Feuer einer Batterie auf, und in der rechten Seite der Franzosen erhob
sich ein fürchterlicher Kanonendonner. „Nun, Gott sei Dank!" rief Wellington,
„da ist der alte Blücher." Durch schlechte Wege aufgehalten, hatte der Held
nicht eher eintreffen können. Aber nun ging er auch rasch ans Werk. „Marsch!
Vorwärts, meine Kinder!" Und der Kampf entbrannte aufs Neue. Vergebens
versuchte Napoleon, die Preußen zurükkzuhalten; unaufhaltsam drangen sie vor,
und die Fraitzosen wurden geschlagen, wie fast noch nie. In wilder Flucht ließen
sie Alles, Kanonen, Wagen und Gepäkk, im Stiche. Die rastlosen Preußen
stürmten den Fliehenden nach; überall wurden die Franzosen aufgejagt. Napoleon
selbst kam in Gefahr, gefangen zu werden. Ohne Hut und Degen mußte er
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleon Ludwig_Xviii Ludwig Ludwig_Xvi Ludwig Napoleon März Napoleons Oestreich Napoleon Napoleon Muth Blücher Napoleon Napoleon Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Rheine Paris Frankreichs Elba Frankreich Frankreich Frankreich Frankreich Paris Napoleons Wien England Rhein Ili Wellington Wellington Wellington Wellington
wenn nicht der Tod der russischen Kaiserin Elisabeth ihn von
einem Hauptgegner befreit hätte. Ihr Nachfolger, der Kaiser
Peter in., zog seine Truppen zurück, und schloß Frieden mit
dem Könige. Endlich wurden auch die übrigen Feinde des
Krieges müde, und im Jahre 1763 wurde zu Hubertsburg
in Sachsen ein allgemeiner Frieden geschlossen. Alle krieg-
- führende Mächte hatten ihre Kräfte erschöpft, Menschen und
Geld vergeblich geopfert, und blühende Länder umsonst ver-
wüstet. Preußen verlor keinen Fuß breit Land, und war so
in Achtung gestiegen, daß es seitdem zu den ersten Staaten
Europa's gerechnet worden ist.
Im Jahre >772 vergrößerte Friedrich Ii. seine Länder
durch die Provinz Westpreußen. Oesterreich, Rußland und
Preußen hatten sich nämlich vereinigt, das zerrüttete König-
reich Polen zu verkleinern und dadurch unschädlich zu machen,
wobei Preußen die erwähnte Provinz erhielt, die aber jetzt mit
Ostpreußen zu einer Provinz vereinigt ist.
In den Friedensjahren war Friedrich Ii. mit unermüdeter
Sorgfalt darauf bedacht, die Wunden, welche der Krieg ge-
schlagen halte, zu heilen, und dem Lande wieder zu Blüthe
und Wohlstand zu verhelfen. Jährlich durchreisete er seine
Staaten, sah überall und in allen Angelegenheiten selbst zu,
und seinem scharfen Blicke blieb nichts verborgen. Künste und
Wissenschaften suchte Friedrich zu befördern; nur hatte er eine
zu große Vorliebe für die französische Sprache, und begünstigte
daher französische Gelehrte und Beamte gar zu sehr. Mit
Recht nannten seine Zeitgenossen den als Feldherrn und
Regenten so ausgezeichneten König, den Großen. Friedrich
starb nach 46jähriger Regierung im Jahre 1786.
Fortsetzn n g.
Friedrich Ii. war kinderlos, und seines Bruders Sohn,
Friedrich Wilhelm Ii., erbte Thron und Reich. Die Zeit sei-
ner elfjährigen Regierung, von >786 bis 1799, war eine sehr
unruhige Zeit. Im Jahre >789 brach die französische Revo-
lution oder Staatsumwälzung aus, wodurch fast ganz Europa
mit in Bewegung gerieth. Frankreich hatte durch langjährige
Verschwendung eine unermeßliche Schuldenlast gehäuft, die
nach der damaligen Einrichtung der Bürgerstand allein zu
tragen hatte, während der reiche Adel und die Geistlichkeit
frei von allen Lasten waren Dagegen erhoben sich nun die
untern Stände mit Macht, stürzten die ganze Ordnung der
Dinge um, jagten die Reichen aus dem Lande, oder ermorde-
ten sie, und setzten den König, Ludwig Xvi., ab. Später
wurde sogar auch dieser zum Tode verurtheils und hingerichtet.
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Extrahierte Personennamen: Elisabeth Peter Friedrich_Ii Friedrich Friedrich_Ii Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich_Ii Friedrich Friedrich_Wilhelm_Ii Friedrich Wilhelm Ludwig_Xvi Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Hubertsburg Sachsen Oesterreich Europa Frankreich