— 129 —
mühl und der Donau) 1634 geschlagen, siegten Wieder unter Tor-
si en so n, da auch die Franzosen auf ihrer Seite waren. End-
lich kain der westphälische Friede zu Münster und Os-
nabrück am 24. Octobcr 1648 zu Stande.
Die Protestanten erhielten ungestörte Religionsfreiheit und gleiche
Rechte mit den Katholiken, die Franzosen das Elsaß und verschie-
dene Städte des deutschen Reichs, die Schweden Vorpommern, einige
Städte und fünf Millionen Thalcr, der Kurfürst von Brandenburg
bekam Hintcrpommern nebst Magdeburg, Halberstadt, Minden und Ka-
min; die Schweiz und Holland wurden für unabhängige Staaten
erklärt.
Deutschland war in diesem Kriege verwüstet; gegen 30,000
Ortschaften waren verbrannt worden. Die Soldaten waren
verwildert, der Handel hatte ganz aufgehört. Das Geld wür
verfälscht.
8. 72.
F r a n k r.e i ch.
Heinrich Iv. Ludwig Xiv.
Im Mittelalter bestand Frankreich, wie Deutschland, aus
Herzogthümern und Grafschaften unter dem König alsdberlehns-
herrn. Obgleich diese zu einem einzigen Reich vereinigt wur-
den, so sind doch ihre Namen bis in die neuere Zeit als Be-
nennungen der Provinzen geblieben. Einige für die Geschichte
besonders merkwürdige sind folgende:
Jsle de France an der Mittlern Seine. Wie es in Deutsch-
land ein Herzogthum Franken gab, so war Jsle de France das
französische Herzogthum Franken mit der.hauptstadt Paris.
Die Normandie mitten an der Nordküste. Die Champagne
östlich von Jsle de France. Lothringen an der obernmosel,
östlich von der Champagne, zwischen den Ardennen und Vo-
gesen. Das Elsaß östlich von Lothringen, zwischen den Vo-
gesen und dem Rhein. Burgund südlich von der Champagne
an der Mittelsaone. Die Provence am Mittelmeer, östlich
von der Rhone. Die Bretagne, die Nordwestspitze von Frank-
reich.
Die Protestanten wurden in Frankreich Hugenotten ge-
nannt, die Bürgerkriege zwischen ihnen und den Katholiken Hu-
genottenkriege. Die schwachen und wankelmüthigen Nach-
folger von Franz I. ließen sich von den Katholiken leicht bewe-
gen, immer neue Versuche zur gänzlichen Unterdrückung der
Hugenotten zu machen. Der Bartholomäusnacht oder pa-
riser Bluthochzeit, den August 1572, entging derpro-
Kapp, Striifaben. y
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T32: [Vgl Stadt Aufl Frankreich fig Maas Sch. Einw. Vergl Festung], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien]]
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Extrahierte Personennamen: Heinrich_Iv Heinrich Ludwig_Xiv Ludwig Franz_I. August Kapp
Extrahierte Ortsnamen: Donau Schweden Brandenburg Magdeburg Halberstadt Minden Holland Deutschland Frankreich Deutschland Deutsch- Paris Lothringen Lothringen Rhein Frank- Frankreich
— 144 —
Hierauf wurde der König nebst seiner Familie in den Tem-
pel gebracht, abgesetzt und Frankreich zu einer Republik er-
klärt. Die Heere der Oesterreicher und Preußen, welche geschickt
waren, um die Ordnung wieder herzuftellen, konnten gegen die
bis zur Wuth entflanunten Freiheitsmänner Nichts ausrichten.
Der König wurde, da man ihm Schuld gab, er habe die Deut-
schen zu seinem Schutz herbeigerufen, am 21. Januar und die
Königin im October 1793 guillotinirt. Von nun an dauer-
tcir die abscheulichsten Hinrichtungen unter der Schreckensregie-
rung des Robespierre (Marat, Charlotte Evrday) fort, wäh-
rend zugleich ein heftiger Bürgerkampf entbrannte, und der Krieg
gegen die äußeren Feinde mit abwechselndem Glück geführt wurde.
Die höchste Gewalt war von 1795 an in den Händen von
fünf Directoren.
Napoleon Bonaparte, geboren auf Corsica den 15. Au-
gust 1769, vom 9. bis zum 13. Jahre auf der Kriegsschule
zu Brienne, dann auf der zu Paris gebildet, wurde im 17.
Jahr Unterlieutenant bei der Artillerie. Sein bei der Eroberung
von Toulon 1793 bewiesener Muth erwarb ihm die Erhebung
zum General. 1796 siegte er in Italien gegen die Oesterreicher
in mehreren Schlachten am Po, und schloß 1797 den gewinn-
vollen Frieden von Campo Form io (nordöstlich von Venedig).
Von seinem erobernden Zuge gegen Aegypten kehrte er 1799
zurück, stürzte das Directoriuin und ließ sich zum ersten Kon-
sul ernennen.
Nach dem Siege bei Marengo (nördlich von Genua) 1800
schloß er mit dein deutschen Kaiser den Frieden zu Lüneville
(westlich von Straßburg) 1801, und wurde 1804 Kaiser der
Franzosen.
Jin folgenden Jahre ließ er sich zu Mailand zum König
von Italien krönen, gewann die Dreikaiserschlacht bei Auster-
litz (östlich von Brünn in Mähren) und wurde, als er seine Ver-
wandten zu Herrschern erhoben hatte, 1806 Protector des
Rheinbundes. Nachdem er 1806 über Preußen, 1807 über
Rußland und 1809 über Oesterreich gesiegt und sich mit einer
österreichischen Kaisertochter vermählt hatte, war er, obschon
Spanien und England sich gegen ihn behaupteten, auf dem
Gipfel seiner Macht. Schrecklich wurde er von diesem herabge-
stürzt durch sein Unglück in Rußland 1812. In dem Brande
von Moskau, in dem Rückzuge über die Berezina (einem
westlichen Sciteuflusse des ober» Dnjepr), in dem Untergänge seiner
Heere, in geängstigter Flucht büßte er seinen Uebermuth. Ver-
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Extrahierte Personennamen: Charlotte_Evrday Napoleon Corsica Muth Marengo
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Paris Toulon Italien Venedig Genua Mailand Italien Oesterreich England Moskau
— 145 —
gebens waren seine neuen Anstrengungen; die Völkerschlacht bei
Leipzig, vom 16. bis 19. Oktober 1813, schlug ihn auö
Deutschland. Der Einzug der Verbündeten in Paris, am 31.
März 1814, versetzte ihn auf die Insel Elba und rief aus dem
alten Königsgeschlcchte Ludwig Xviii., den Bruder Ludwig's
Xvi., auf den Thron.
Noch einmal erschütterte Napoleon Europa. Am 1. März
1815 landete er in Frankreich; noch einmal folgten die Heere
seinen Fahnen, bis die Engländer und Preußen in der Schlacht
bei la belle Alliance oder Waterloo (südlich von Brüssel) am
18. Juni 1815 auf immer den Planen seiner Herrschaft ein
Ziel setzten. Abermals zogen die Verbündeten in Paris ein,
Ludwig Xviii. kehrte zurück, und der Kaiser entsagte von
neuem der Krone. Fern auf eine einsame Insel des Weltmee-
res, St. Helena, verbannt, starb Napoleon Bonaparte
daselbst am 5. Mai 1821.
8. 79.
Deutschland.
Die Befreiungskriege von 1813 — 1815.
Friedrich Wilhelm Iii.
Der König Friedrich Wilhelm Iii., geboren am 3. Au-
gust 1770, welcher am 16. November 1797 den Thron bestiegen
hatte, war berufen, Preußen zum ersten deutschen Staat zu er-
heben. Muth und Ausdauer in bedrängten Zeiten, Kraft und
Mäßigung im Glück, Weisheit, Gerechtigkeit und Gottesfurcht
hatten ihm die allgemeine Liebe und das unbedingte Vertrauen
seines Volkes gewonnen. Als daher der Kaiser Napoleon nach
dem Untergang der „großen Armee" in Rußland sich auf's neue
gegen Deutschland rüstete, folgte vas preußische Volk dem am 3.
Februar 1813 erlassenen Aufruf seines Königs zur Vertheidi-
gung des Vaterlandes mit der höchsten Begeisterung, und erhob
sich wie Ein Mann gegen den gemeinsamen Feind.
Am 17. März wurde die Kriegserklärung gegen Frankreich
erlassen. Die Preußen, Russen und Oesterreicher standen
unter Schwarzenberg und Blücher schlagfertig. Friedrich
Wilhelm, die Kaiser Franz von Oesterreich und Alerander
von Rußland waren in der Mitte ihrer verbündeten Streiter.
Nach den Schlachten bei Lützen, Bautzen (an der Spree in Sachsen),
Großbeeren (südlich von Berlin), an der Katzbach, bei Dres-
den, Kulm (in der nördlichen Ecke von Böhmen zwischen dem Erzgebirge
Kapp, Lkufadcn. ' 10
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_Xviii Ludwig Napoleon März Ludwig_Xviii Ludwig Helena Napoleon_Bonaparte Napoleon Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Napoleon Schwarzenberg Friedrich
Wilhelm Friedrich Wilhelm Franz_von_Oesterreich Franz
Extrahierte Ortsnamen: Leipzig Deutschland Paris Elba Europa Frankreich Paris Deutschland Deutschland Frankreich Bautzen Sachsen Berlin Dres- Kulm Erzgebirge
Kapp Lkufadcn
— 146 —
und der Elbe), Dennewitz (nordöstlich von Wittenberg), Wartenburg
(südöstlich von Wittenberg) hatte Napoleon ferne Truppen bei Leip-
zig zusammengezogen. Am 16. October 1813 begann die
Völkerschlacht. Am 18. October war der große Sieg entschie-
den. Napoleon floh. Am 1. Januar 1814 setzten die Verbün-
deten über den Rhein. Die Engländer, Spanier und Portu-
giesen drangen unter Wellington über die Pyrenäen in Frankreich
ein. Die Siege bei Bricnne, la Rothiere, Laon, vor Paris
öffneten den Verbündeten die Thore von Frankreichs Hauptstadt,
und der erste Pariser Friede ward abgeschlossen am 30.
Mai 1814.
Die verbündeten Fürsten kamen im October 1814 zu dem
Wiener Congreß zusammen, um die Angelegenheiten Euro--
pa's zu ordnen. Napoleon's Rückkehr von Elba störte dies
Friedensgeschäft. Schwarzenberg rückte an den Oberrhein,
Wellington und Blücher in die Niederlande. Die Haupt-
schlacht vom 18. Juni bei la belle Alliance vollendete dieser
eben so herrlich, wie jener sie begonnen, und der zweite
Friede von Paris am 20. November 1815 war die Frucht
des denkwürdigen Sieges.
Auf dem Wiener Congreß vereinten sich alle deutschen Für-
sten zu einem Bunde, dessen Einrichtung in der deutschen
Bundes-Acte (1815) enthalten ist. Der Zweck des deut-
schen Bundes ist die Erhaltung der innern und äußern Si-
cherheit und die Unverletzlichkeit der Bundesstaaten. Der Bun-
desfriede verbietet den Krieg zwischen den einzelnen Bundesglie-
dern, deren Streitigkeiten auf der Bundesversammlung zu
Frankfurt, wo alle gleiche Rechte haben, entschieden werden.
Gegen auswärtige Feinde wird ein Bundesheer ausgestellt.
Die drei Monarchen stifteten unter sich am 26. Septem-
der 1815 den heiligen Bund, dem auch andere Fürsten bei-
traten, und dessen Mitglieder sich verpflichteten, fortan in Friede
und Eintracht unter einander zu leben. Auf daß die Ruhe von
Europa um so fester begründet würde, trafen die Fürsten der
europäischen Hauptmächte, Rußland, Oesterreich, England und
Preußen, Anordnungen auf dem Congreß zu Aachen 1818, wo
auch Frankreich als die fünfte Hauptmacht anerkannt wurde. ^
Friedrich Wilhelm Iii. hat nach den Freiheitskämpfer:
noch 25 Jahr lang durch eine friedliche Negierung die Wohlfahrt sei-
nes Volkes erstrebt. Er starb am 7. Juni 1840 und wird bei
der Nachwelt der Gerechte genannt. Ihm folgte Friedrich
Wilhelm Iv.
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleon Schwarzenberg Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich
Wilhelm Friedrich Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Wittenberg Wartenburg Wittenberg Rhein Wellington Frankreich Laon Paris Frankreichs Elba Wellington Niederlande Paris Bundesglie- Frankfurt Europa Oesterreich England Aachen Frankreich
- 118 —
Lehre von Christo, wie Ihr sie gepredigt habt, auch sterben?"
Seine freudige Antwort war: „Ja, Ja!" Mit den Worten:
„Herr, in deine Hände beseht ich meinen Geist!" verschied er
am 18. Februar 1546. Seine Leiche wurde in der Schloßkirche
zu Wittenberg beigesetzt, wo ihin 1827 auf dem Markt ein
schönes Monument errichtet worden ist.
Der Schmatkaldische Krieg, 1546—1547. Schlacht
bei Mühlberg an dem rechten Elbufer mitten zwischen Wit-
tenberg und Dresden. Moritz von Sachsen. Der Passauer
Vertrag 1552. Der Religio ns friede zu Augsburg 1555.
Ulrich Zwingli fing in der Schweiz die Reformation
1528 auf ähnliche Weise an wie Luther. — Ignatius von
Loyola stiftete 1540 den Jesuiterorden oder die Gesell-
schaft Jesu.
Karins V. vier Kriege mit Franzi, von Frankreich um Mailand und
Neapel; Züge gegen Tunis und Algier. Er legt 1886 die Regierung
nieder, und stirbt in einem spanischen Kloster 1888. Ihm folgte die Achtung
seiner Zeitgenossen, selbst die seiner Gegner nach.
Die Nachfolger Karl's V. waren: Ferdinand I. 1838—1864, Maxi-
milianll. 1864—1876, Rudolph Ii. 1876—1612, Matthias 1612—
1619.
Damals trieben manche deutsche Edelleute auf eigene Hand Krieg; Franz
von Sickin gen und sein Schwager Götz von Bcrlichingcn mit der
eisernen Hand. Die Kriege wurden mit großer Grausamkeit geführt. —
Handel und Gewerbe hatten sich durch die deutsche Thätigkeit und Ausdauer sehr
gehoben, geriethen aber bei den langen Unruhen sehr in's Stocken. Der
Luxus der Deutschen war sehr groß. Oft verwendete ein Fürst die Einkünfte
eines Jahres von seinem Lande auf die Kosten eines einzigen Reichstages.
Gegen den Kleidcraufwand wurden besondere Gesetze gegeben.
Merkwürdig ist es, daß mit dem Beginn der neuern Zeit die wahre An-
sicht von der Bewegung der Himmelskörper zusammen fällt. Im Alterthum
und durch das ganze Mittelalter hindurch hielt man die Erde für den ruhen-
den Mittelpunct des Weltalls. Nicolaus Kopcrnicus (geb. 1473 zu
Thorn an der Weichsel, gest. 1843) machte nach vieljährigem Nachdenken
die große Entdeckung, daß die Sonne im Mittelpunct des Planetensustems
stehe, daß die Erde als Planet um die Sonne kreise. Diese Entdeckung
heißt das Kop erni ca ni sche System.
8. 68.
Die Niederlande.
Ihr Abfall von Spanien.
Wilhelin von Oranien.
Die Niederlande haben ihren Namen von der niedrigen
Lage am Meer. Der größte Theil ist ebenes Land, und nur
südlich ist ein Zweig der Ardennen das einzige Gebirge.
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Extrahierte Personennamen: Christo Moritz_von_Sachsen Ulrich_Zwingli Ignatius_von
Loyola Karins_V. Franzi Ferdinand_I. Rudolph_Ii Matthias_1612— Franz
von_Sickin Franz Nicolaus_Kopcrnicus
— 153 —
fast eben so feurigem Blute wie die Franzosen, erhob sich, um
durch blutigen Kampf seiner alten Selbstständigkeit, deren Ver-
lust es nicht verschmerzen konnte, wieder theilhaftig zu werden.
Jedoch erlag es, trotz seiner bewundernswürdigen Tapferkeit, der
Üebermacht Rußlands.
8. 83. :
Die dritte französische Revolution.
Ludwig Philipp.
Ludwig Philipp hatte seine Krone aus den Händen der
Nation und insbesondere des zahlreichen gebildeten und begüter-
ten Bürgerstandes empfangen, und hieß daher nicht mehr König
von Frankreich, sondern König der Franzosen. Er war sonach
weder der Mann der Anhänger der Bourbons oder des Adels
und der hohen Geistlichkeit, noch der Mann der niedersten und
zahlreichsten Classen des Volkes, sondern des die Mitte dieser
beiden Gegensätze bildenden Bürgerstandes. Auf diesen mußte er
sich stützen, und deshalb in seiner Regierung die Marimen der
„rechten Mitte" verfolgen. So war ihm durch seine Wahl die j
Regierungsweise oder sein Benehmen im Innern Frankreichs vorge-
schrieben. Aber auch sein Benehmen gegen die fremden Mächte hing
davon ab. Von diesen nämlich hatte er allerdings, weil er zeigte, daß
ihm nach dem Sturze der ältern Bourbonischen Linie als dem Haupte
der jüngern die Thronfolge rechtmäßig gebühre, die Anerkennung
erlangt. Allein er konnte nur so lange auf ihre Freundschaft rech-
nen, als die Ereignisse keine Gelegenheit boten, die Bourbons der
ältern Linie, die für legitimer (rechtmäßiger) als er galten, auf den
Thron zurückzuführen. Deshalb mußte seine Sorge stets darauf
gerichtet sein, daß alle Veranlassungen zu Kriegen der fremden i
Mächte mit Frankreich und zu europäischen Kriegen überhaupt
vermieden würden. Kurz, er mußte, um seine und seiner Fa-
milie Herrschaft zu befestigen, wie im Innern, so auch nach
Außen den Zustand der Dinge, wie er einmal war, aufrecht zu
erhalten suchen; und da ihm dies viele Jahre hindurch gelang
und für sein ferneres Leben gelingen zu müssen schien, so wurde
er der Apostel oder der Napoleon des Friedens genannt.
Doch kam die Gefahr über den König zunächst aus dem
Innern. Nämlich um auf die Dauer die in der Regierung
eingeschlagene „rechte Mitte" durchzuführen, reichten seine viel-
fachen Erfahrungen und die große Gabe seines Verstandes, die
Dinge fein und klug zu seinem Vortheile zu berechnen, nicht
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_Philipp Ludwig Philipp Ludwig_Philipp Ludwig Philipp Apostel Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Rußlands Frankreich Frankreichs Frankreich
— 101 —
Die osmanischen Türken, so genannt von ihrem ersten
Sultan Os in an, faßten in Europa nach und nach im griechi-
schen Kaiserreiche festen Fuß und schränkten den Kaiser bis auf
Constantinopcl ein. Der Sultan Muhamed Ii. zertrümmerte
auch die Mauern dieser Stadt mit seinen Kanonen, erstürmte
und behauptete sie 1453. Die christlichen Kirchen wurden in
Moscheen verwandelt, und eine Menge gelehrter griechischer
Flüchtlinge ließ sich in Italien nieder. Von da aus verbreiteten
sich ihre Kenntnisse auch nach Deutschland.
8. 59.
Andere Länder außer Deutschland.
Johanna von Orleans. Heinrich der Seefahrer.
Frankreich und England. In Frankreich starb 1328 der
letzte Capetinger. Die Könige aus der Familie Valois kamen
aus den Thron. Da aber auch der König von England An-
sprüche auf den französischen Thron zu haben glaubte, so ent-
spann sich ein Krieg, welcher gegen hundert Jahre dauerte. Die
Engländer hatten schon das ganze nördliche Frankreich mit der
Hauptstadt Paris erobert und belagerten Orleans. Auf ein-
mal trat die Tochter eines Landmanns, Johanna d'arc, im
Kriegerschmuck auf, begeisterte durch ihre Prophezeiungen die
Franzosen, entsetzte Orleans und führte ihre Landsleute selbst in
mehreren siegreichen Schlachten an, 1430. Von den Feinden
gefangen, wurde sie im folgenden Jahre als Here verbrannt.
Die Engländer aber büßten ihre Vortheile wieder ein und muß-
ten Frankreich verlassen.
Die pyrenäische Halbinsel. Die christlichen Könige von
Castilien und Aragonien entrissen den Mauren siegreich eine
Provinz nach der andern. Durch die Vermählung Ferdi-
nands von Aragonien mitjsabella von Castilien wur-
den diese beiden Königreiche zu einem Ganzen kräftig vereinigt,
wodurch denn auch 1492 das Königreich Granada, die letzte
Besitzung der Araber in Spanien, erobert wurde. Wer von
diesen nicht Christ werden wollte, mußte auswandern; mit ihnen
800,000 Juden.
Rinas um die Castilische Hochebene (Neu-Castilien südlich und Alt«
Castilien nördlich), in deren Mitte 2000 F. über dem Meere Madrid
liegt, reihen sich die übrigen spanischen Provinzen, welche, mit Ausnahme
von Leon und Estremadura (westlich der Hochebene), zum Meere
abfallen. Galicien, Asturien, Biscaha, Navarra an der Nord-
seitc: Catalonien, Aragonien, Valencia, Murcia an der
Ostseite; Granada, Andalusien an der Südseite.
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Extrahierte Personennamen: Muhamed_Ii Johanna_von_Orleans Heinrich Johanna_d'arc Leon
Extrahierte Ortsnamen: Europa Italien Deutschland Deutschland Frankreich England Frankreich England Frankreich Paris Frankreich Aragonien Aragonien Granada Spanien Madrid Galicien Asturien Biscaha Navarra Aragonien Valencia Murcia Granada Andalusien
124
Flammen aus, und das Schwert sollte schützen, was die Rcchts-
Verbriefungen nicht mehr vermochten. Es wurden die Dänen,
vornehmlich als preußische und andere Bundcstruppen zu Hülfe
kamen, zurück und zuletzt ganz vom festen Lande weggedrängt.
Jedoch erschien der preußischen Regierung bei dem Mangel einer
deutschen Kriegsflotte der Kampf als ein ungleicher, besonders
da der nördliche und namentlich der preußische Seehandel große
Störungen und Verluste erlitt. Deshalb und weil noch außer-
dem Rußland, Schweden und England zu Gunsten Dänemarks
drohcten, ließ sich dieselbe, nachdem ihr die Ordnung dieser An-
gelegenheit übertragen war, auf Vermittelung und einen Waf-
fenstillstand (von Malmöe) ein, wodurch der kriegerische Eifer
sehr gelähmt wurde. Nachdem darauf im I. 1849 wieder
tapfer (Erstürmung der Düppeler Schanzen und Gefechte bei
Kolding und zuletzt bei Fridericia) gesochten war, folgte aus
gleichen Gründen Vermittelung und ein Waffenstillstand. Jedoch
auch im I. 1850 entbrannte der Kampf von Neuem, und dies-
mal mit dem eigenen Heere ohne Hülfe (mörderische Schlacht
bei Jdstädt und Bestürmung von Friedrichsstadt), soll indeß,
nachdem er einige Zeit geruht, durch dazwischen tretende Ver-
mittelung von Seiten dcs deutschen Bundes sein Ende finden.
2) Schweden und Norwegen. Die Gebirgsgegenden
mit den Bewohnern gleichen sehr denen der Schweiz. Hohe
Felsenzacken, Gletscher, Schneegipfel, Lawinen, Höchsten. Hol-
zung, Vieh, Kupfer und Eisen machen den Hauptreichthum der
skandinavischen Halbinsel aus.
Stockholm, Hauptstadt auf Inseln am Ausflusse des
Mälar-Sees in die Ostsee. Christiania, Hauptstadt von
Norwegen. Friedrichshall. Bergen. Upsala, nordwestlich
von Stockholm, mit einer Universität; Dannemora, nörd-
lich von Upsala, mit Eisenbergwerken; Sala, westlich
von Upsala, mit Silberbergwerken; Falun mit einem sehr
berühmten Kupferbergwerk. Man beabsichtigt jetzt, einen
Canal von der Ostsee in das Kattegat zu bauen, fahrbar für
die größten Seeschiffe, um den Sundzoll zu vermeiden.
In den ältesten Zeiten waren die Lebensweise und die Sitten der Be-
wohner Skandinaviens dieselben, wie die der deutschen Völkerschaften. Sie
waren in Stämme eingctheilt und hatten ihre Häuptlinge. Ihre Sänger
hießen Skalden. Nach den Gesängen derselben ist Odin (.Wodan) Göttcr-
könig. Von ihm und seiner Gemahlin Frigga, der Götterkönigin, stammen
alte übrigen Götter, die Äsen. Odin und Frigga sitzen auf einem wunder-
baren Throne, von dem aus man in alle Länder der Erde sehen kann. Ihre
Söhne sind Thor, Donnergott (mit dem Alles zermalmenden Hammer
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TM Hauptwörter (200): [T160: [Insel Hafen Meer Küste Stadt Halbinsel Neapel Straße Einw. Hauptstadt], T31: [Jahrhundert Schweden Norwegen Dänemark König Ende Jahr Anfang England Mitte], T117: [Schleswig Däne Insel Holstein Eider Preußen Schanz Jütland Dänemark Karl], T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral], T120: [Gott Göttin Zeus Tempel Sohn Gottheit Priester Erde Mensch Opfer]]
— 151 —
lung haben. Die neu aufgebaute Hauptstadt Athen liegt in
dem Nomos von Attika und Böotien.
3) D i e Türkei.
Die europäische Türkei ist ein Theil des türkischen Reichs
und ist aus dem ehemaligen griechischen Kaiserthum hervorge-
gangen. 1453 wurde Constantinopel die Hauptstadt der Türkei.
So lim an der Prächtige 1520—1566, welcher Belgrad und
Rhodus und den größten Theil von Ungarn eroberte und die
Oberhoheit über Algier und Tunis erwarb, war der letzte von
zwölf muthvollen auf einander folgenden Sultanen. Unter seinen
neunzehn Nachfolgern sank die Macht der Pforte, da sie meist
im Harem lebten und nicht mehr persönlich zu Felde zogen.
Der jetzt regierende Sultan heißt Abdul-Meschid.
Der Mufti ist rer oberste Geistliche und ter Großwessier herrscht
im Namen des Sultans. Das Schloß des Sultans heißt Serail, der
höchste Neichsrath D iv a n, der türkisch-kaiserliche Hof die ottomanische oder
os ma irische Pforte. Die Provinzen des Reiches sind: No Manien mit
den Städten Constantinopel, von den Türken Stambul oder Jstam-
bul genannt (eine berühmte Vorstadt ist Pera, der Wohnsitz der fremden
Gesandten), und Adrianopel, nordwestlich von der Hauptstadt; Bulga-
rien nördlich von Nomanien, Hauptstadt Sophia; im Norden des Reichs
von W. nach O. Bosnien, Servicn, Wallach ei, Moldau; südlich
Macedonien, Thessalien, Albanien (Cpirus).
Die europäischen Großmächte, mit Ausnahme von Frankreich,
halfen 1841 dem Sultan Mahmud Ii. bei der Unterwerfung
des abtrünnigen Vicekönigs von Aegypten Me hem ed Ali;
bei welcher Gelegenheit die Eroberung von St. Jean d'acre
an der syrischen Küste durch eine englisch-österreichische Flotte die
Ueberlegenheit der europäischen Kriegskunst in glänzendem Lichte
zeigte. Ueberhaupt wäre der Bau des türkischen Reiches schon
längst zusammengebrochen, wenn die übrigen Mächte denselben
nicht aufrecht erhalten hätten; so morsch und wankend ist
derselbe.
8. 82.
Die zweite französische Revolution.
Ludwig Xviii. und Karl X.
Ludwig Xviii., König von Frankreich, hatte zwar, als
er von den verbündeten Mächten auf den Thron seiner Väter
zurückgeführt war, eine Constitution oder Charte (Verfassung)
gegeben, wonach das Volk an der Aufstellung der Gesetze, nach
denen es zu seinem Wohle zu regieren sei, durch die Berathun-
gen und Beschlüsse von Abgeordneten Theil nehmen sollte. Dies
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Extrahierte Personennamen: Sophia Mahmud Ali Jean Ludwig_Xviii Ludwig Karl_X Karl Ludwig_Xviii Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Athen Attika Constantinopel Belgrad Ungarn Algier Tunis Constantinopel Stambul Bosnien Moldau Macedonien Thessalien Albanien Frankreich Frankreich
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mehr aus. Die rechts und links mit ihren Ansprüchen unbe-
achtet gebliebenen Parteien traten immer feindseliger auf; und
doch hielt er seiner Seits, je alter er wurde, im Hinblick aus
seine Nachkommenschaft, auf Kosten des allgemeinen Wohles,
am eignen Interesse nur noch fester und fester. Da griff er
denn auch immer mehr zu den Mitteln der Ungcsctzmäßigkeit,
der List und der Bestechung, und versammelte auch nur Men-
schen um sich und seinen Thron, welche fähig waren, ihn in der
Anwendung dieser Mittel zu unterstützen, so daß der Unwille
gegen seine Negierung von Tag zu Tage wuchs. Endlich brach
der Unwille gegen ihn los, so daß er (den 24. Februar 1848)
nach einer achtzehnjährigen Regierung mit seiner Familie aus
dem Lande fliehen mußte. Er starb den 26. August 1860 zu Claremout
tu England im 77. Jahre seines Lebens, in der Mitte seiner zahlreichen Fa-
milie. Wenn je ein Fürst, so hatte Ludwig Philipp ein an Erfahrungen
reiches Leben. Nachdem er eine vorzügliche Jugenderziehung erhalten hatte,
wandte er sich gleich seinem Vater, dem Herzog von Orleans, der Sache der
Revolution zu und zeichnete sich beim Ausbruche des Krieges, 1792, durch
Tapferkeit so aus, daß er. obgleich erst 19 Jahr alt, schon zum Gcnerallicu-
tcnant ernannt wurde. - In Folge der weiteren Kriegsereignisse aber flüchtig
geworden, mußte er sich unter fremdem Namen acht Monate lang als Lehrer
der Mathematik und Geographie zu Reichenau bei Chur in der Schweiz sei-
nen Unterhalt verdienen. Nachdem er die Hinrichtung seines Vaters erfah-
ren. faßte er den Entschluß, nach Amerika zu gehen. Doch aus Mangel an
Mitteln blieb er vorerst in Hamburg zurück, und machte von hier aus eine
Reise durch Dänemark, Schweden und Norwegen bis an das Nord - Cap.
Sein Schicksal trieb ihn nun (1797) nach Amerika, von da (1800) nach
England zurück, wo er eine Reihe von Jahren fette, und dann nach Malta
und Palermo, von wo er sich für die Sache der Bourbons zweimal nach
Spanien begab, und wo er sich mit der sicilischen Prinzessin Marie Amalie
vermählte. Als er nach dem Sturze Napoleon's nach Paris zurückgckehrt
war, suchte er sich dem regierenden Hause fortwährend zu nähern. Unter-
dessen war er der Gegenstand der Hoffnung aller freisinnigen Männer und
empfing daher nach der Absetzung Karl's X. erst die Regentschaft als Gene-
rallicutcnant des Reichs und wenige Tage darauf selbst die Krone.
Dies ist die dritte französische oder die französische Februar-
Revolution. Das französische Reich wurde zur Republik erklärt
und bald darauf als deren Präsident Ludwig Napoleon Bo-
naparte, der Neffe des Kaisers Napoleon, erwählt (10. Dec.).
Wie schon bei der ersten und zweiten ftanzösischen Revolu-
tion das übrige Europa mehr oder weniger erschüttert wurde,
so geschah es auch diesmal, aber ungleich heftiger und allge-
meiner; besonders Oesterreich (Wien, den 13. März) und seine
Kronländer Böhmen, Ungarn und Lombardei-Venedig,
Preußen (Berlin, den 18. u. 19. März), der deutschebund
und daö übrige Italien.
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Extrahierte Personennamen: August Ludwig_Philipp Ludwig Philipp Marie_Amalie Ludwig_Napoleon_Bo- Ludwig Napoleon Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: England Reichenau Chur Schweiz Amerika Hamburg Schweden Norwegen Nord Amerika England Malta Palermo Spanien Paris Europa Oesterreich Wien Ungarn Berlin Italien