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1. Deutsche Geschichte bis zum Ausgange des Mittelalters - S. 108

1908 - Leipzig : Deichert
108 Iv. Vom Untergange der Hohenstaufen bis zum Ausgange des Mittelalters. zogen die Saumrosse durch die Tiroler und Schweizer Alpen nach Bayern, Schwaben und Franken. Die Pfefferkrner Indiens, die Seidengespinste Chinas, der Safran Afrikas, die Gewrze und Spezereien Arabiens und gyptens, alle diese und andere Waren bewegten sich auf den alten Wegen der die Alpenpsse in den Tlern der Knlpa, der Drau, der Enns, des Inn, der Isar, des Lech zur Donau hinab, sammelten sich in Kempten, Augsburg, Ulm, Regensburg, Passau, Linz, Wien, wurden von da in die Nachbardistrikte verteilt und auf den alten Verbindungsstraen zum Rhein, zum Main, zur Elbe, zur Oder verfahren. Umgekehrt wurden die Erzeugnisse Deutschlands, die Augs-burger Kunstprodukte, die Nrnberger Fabrikate, die schlesische, bayrische, westflische Leinwand, die rheinischen und steierischen Waffen, Stahl-und sonstige Metallwaren, die niederdeutschen Wollengewebe und endlich die nordischen Pelze auf demselben Wege zum Meere geschafft und von Venedig aus nach Italien, Konstantinopel und endlich nach Arabien und gypten hin verschifft. Straburg, Frankfurt und Kln dienten als Stapelpltze fr die nach Frankreich und den Niederlanden gehenden Waren. Erfurt war der Mittelpunkt des deutschen Binnenhandels, und Wien endlich vermittelte die Verbindung mit Konstantinopel. 5. Die Kriegsflotte. Um dem Seeruberunwesen zu steuern, wie auch um die errungenen Rechte in der Fremde gegebenenfalls mit Waffengewalt zu verteidigen, unterhielten die Hanseaten auch eine stattliche Kriegsflotte.*) Mit ihrer Hilfe wurden sie vorbergehend auch eine politische Macht auf der Ostsee. Als König Waldemar Iv. von Dnemark Schonen, den sdlichen Teil von Schweden, an sich ri, wollte er den Hanseaten die Vorrechte nicht besttigen, die sie dort erworben hatten, und bemchtigte sich auch der Stadt Wisby. Da zwangen die deutschen Kaufleute in einem langen, ruhmreichen See-kriege den dnischen König endlich, alle ihre Vorrechte anzuerkennen und auch darein zu willigen, da seine Nachfolger nur mit Einwilligung des Hansabundes den dnischen Thron besteigen sollten. 6. Der Versall. Im 15. und 16. Jahrhundert verfiel die Hansa mehr und mehr. Zwietracht unter den verbundenen Stdten, die Er-starknng der nordischen Mchte (Vereinigung der drei Lnder Dne-mark, Norwegen und Schweden zu einem Reiche in der Union von Kalmar 1397), das Aufkommen starker Frstengewalten in der Heimat, Emporkommen der Mchte, in deren Lndern die Hanseaten bisher Handelsvorrechte besessen hatten, die Entdeckungen des 15. Jahrhunderts, die vornehmlich dem Handel der an der Westseite Europas wohnenden *) Die Kriegsschiffe (Koggen), hochbordige Fahrzeuge mit je drei Masten, hatten vorn und hinten einen schanzenartigen Aufbau, auf dem die Bewaffneten und die Wurfmaschinen aufgestellt waren. In den Mastkrben befanden sich auserlesene Bogenschtzen.

2. Deutsche Geschichte bis zum Ausgange des Mittelalters - S. 116

1908 - Leipzig : Deichert
116 Iv. Vom Untergange der Hohenstaufen bis zum Ausgange des Mittelalters. 6. Die Entwicklung Frankreichs im Mittelalter. Das Aufkommen des burgundischen Hauses. 1. Das Knigtum in Frankreich. Die Nachfolger Karls des Kahlen (gest. 877) in Frankreich konnten weder das Land gegen die Einflle der Normannen schtzen, noch selbst gegenber den aufsssigen Vasallen des Reiches ihr Ansehn wahren, und so fand big Herrschaft der Karolinger im Jahre 987 ein unrhmliches Ende. Unter den Fürsten des Reiches war Hugo Capet, Graf von Paris und Orleans und Herzog von Francien (das Land zwischen Seine und Loire), einer der mchtigsten, und ihn whlten seine Genossen nun zum Könige. Seine Macht erstreckte sich zunchst nur auf das ihm selbst gehrige Land, und neben ihm gab es mehr als 40 Territorialherren, die fo gut wie unabhngig waren. Mit der Zeit aber wuten Hugo und seine erblichen Nachfolger ihre knigliche Stellung mehr und mehr zu befestigen. 2. Die Kriege mit den Englndern. Unter den Vasallen der franzsischen Könige wurden die Herzge von der Normandie die mchtigsten. Denn nachdem Wilhelm der Eroberer 1066 mit einem Normannenheere in England gelandet und die Sachsen bei Hastings geschlagen hatte, wurden sie auch unabhngige Könige von England. Auch vermehrten sie ihren Landbesitz auf franzsischem Boden durch Vertrge und Heiraten auerordentlich. Heinrich Ii. von England (11541189) besa mehr als die Hlfte des franzsischen Landes, nmlich den grten Teil der Nordkste und den ganzen Westen bis an den Fu der Pyrenen. P h i l i p p Ii. A u g u st von Frankreich drngte die englische Macht allerdings erheblich zurck (Schlacht bei Bouviues 1214), und dasselbe geschah unter seinen Nachfolgern. In-folgedeffen war der englische Besitz um 1360 auf das Gebiet der mittleren und unteren Garonne beschrnkt. 3. Die Befestigung der kniglichen Macht durch Philipp It. Durch Philipp I.v., den Schnen" (12851314) wurde die unbedingte Macht des Knigs der alle Territorialgewalten nnerschtter-lich festgestellt, und dies gelang um so mehr, als der König auch dem Brgertum in Hinsicht auf die ffentlichen Angelegenheiten eine Be-beutung einrumte. Vertreter dieses Standes (des sogenannten tiers-etat) vereinigten sich mit eben solchen des Adels und der Geistlich-k e i t zu den sogenannten General st aaten (etats generaux), die der König berief, wenn es galt, Geldmittel aus dem Lande zu erheben. Dieser König setzte auch durch, da fr die Erbfolge in der Knigs-wrde wie in den Lehen das alte fatische Gesetz gelten sollte, wonach allein die Shne erbberechtigt seien. 4. Der hundertjhrige Krieg. Als nun Karl Iv. 1328 ohne

3. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 18

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
Einmischung Frankreichs. Charakter des Krieges: nicht mehr^, Religion^ krieg. 18 Vii. Der Dreißigjährige Krieg. treue und daher behielt der Friebe den Charakter eiues Souber-friebeus. § 77. Der Schwedisch-französische Krieg 1636—1648. 1. Die sowohl vou dem Kaiser als auch vou anbereu Fürsteu au den Prager Separatfrieden geknüpfte Hoffnung, er werbe die Einleitung zu einem allgemeinen Friebensznstanb bilben, ging nicht in Erfüllung. Vielmehr entbrannte bald darauf der Kampf mit neuer Heftigkeit; er zog sich sogar noch 12 lange Jahre hin und nahm bet der immer größer werbenben Versilberung der Truppen eine so grauenhafte Gestalt an, daß die letzte Periobe des 30 jährigen Krieges zu den trübsten und unheilvollsten Zeiten gehört, welche das beutfche Volk zu erleben hatte. Die Verantwortung, die Kriegsflamme von neuem angefacht und fortwährenb genährt zu haben, hat Frankreich zu tragen, befseit leitender Minister Richelieu danach strebte, die Macht Habsbnrgs zu schwachen und Frankreichs Grenzen bis an den Rhein auszudehnen. Frankreich ermunterte Schweden zur Fortsetzung der Feindseligkeiten, ermöglichte dem hochstrebenben Bern har b von Weimar durch finanzielle Unterstützung die Werbung neuer Truppen und brachte selbst ein Heer auf, das unter Zuxeinte und Goitbe in Deutschland einfiel und namentlich im Süden große Verheerungen anrichtete. Durch die Beteiligung Frankreichs erhielt der Krieg ein anderes Gepräge. Bisher hatte es sich um den Gegensatz zwischen Katholizismus und Protestantismus gehandelt; dem unversöhnlichen Haß beiber Religionsparteien waren die ersten blutigen Scenen in Böhmen entsprungen und die ernste Gesährbung des Protestantismus durch das Restitutionsedikt war einer der Grünbe gewesen, welche Gustav Aböls zur Einmischung bestimmt hatten. Jetzt aber trat das religiöse Moment in den Hintergrund. Keine der fremden Möchte dachte mehr an Verteidigung kirchlicher Interessen; jeder war es nur um Eroberung zu tun. Der Krieg artete aus zu einem Kampf Fremder gegen Fremde; denn außer Schweden und Franzofen tauchten Wallonen, Kroaten, Ungarn, Spanier zc. als Streitende auf. Das unglückliche Deutschland bot nur den blutgetränkten Schauplatz dar, auf welchem die Leidenschaften und Roheiten der verwilderten Massen zur Entfaltung kanten. Die geworbene Soldateska sah es als ihre Hauptaufgabe an, die Vorräte der Bürger und Bauern zu verbrauchen, das Land gänzlich auszusaugen und dem nachziehenden Gegner alle Hilfsquellen zu entziehen. So ward Deutfchland mit seinen einst blühenden Gefilden und volkreichen, wohlhabenden Städten und Dörfern

4. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 20

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
20 Vii. Der Dreißigjährige Krieg. 1646—1648 namentlich dem bayerischen Lande durch furchtbare Verheerungen tiefe Wunden. Der fchwedifche General Königsmark sollte die kaiserlichen Erbstaaten erobern. Er drang ins Herz von Böhmen vor und machte 1648 einen Angriff auf Prag. Schon hatte er die sog. Kleinfeite der Stadt weggenommen, da verkündeten Trompeten unter dem Geläute der Glocken dem Lande die längst ersehnte Botschaft von dem allgemeinen Frieden (Oktober 1648). Grollend zogen die Schweden von Prag ab. Sie schleppten aber reiche Beute mit heim und darunter befand sich die Handschrift von Ulfilas' gotischer Bibelübersetzung, der berühmte Codex argenteus (jetzt in der Universitätsbibliothek von Upsala). Paul Gerhardt saug: „Gott Lob, nun ist erschollen Das edle Fried- und Freudewort, Daß nunmehr ruhen sollen Die Spieß' und Schwerter und ihr Mord." § 78. Der Westfälische Friede 1648. Verhandlungen 1. Schon auf dem Regensburger Reichstag vorn Jahre 1640 zu Osnabrück und ^ ™ r , i ^ ' ns.. . Münster, kam der Wunsch nach Beendigung des Krieges zum Ausdruck. Allein die hieraus bezüglichen Beratungen verliefen resultatlos und der Kampf tobte weiter. Ernstlicher wurden die Friedensverhandlungen von 1645 an in Angriff genommen und zwar zu Osnabrück zwischen dem Kaiser und den Schweden, die zugleich die protestantischen Stände ver- traten, und in Münster zwischen dem Kaiser und den Franzosen. Aber auch jetzt noch fehlte es den beteiligten Parteien an dem rechten Eiser. Unbedeutende Vor- und Formfragen und die Selbstsucht der auswärtigen Mächte, die mit möglichst reicher Beute den deutschen Kriegsschauplatz verlassen wollten, bewirkten eine derartige Verzögerung der Verhandlungen, daß der endgültige Abschluß des Friedens erst am 24. Oktober 1648 erfolgte. Die Friedensbestimmungen zerfallen in 3 Gruppen: 1) in solche, welche sich auf territoriale Verhältnisse, 2) in solche, welche sich auf religiös-kirchliche Verhältnisse und 3) in solche, welche sich auf verfassungsrechtliche Zustände beziehen. Territoriale Be- 2. I. Xemtormte Bestimmungen. stimmungen. a. Frankreich erhielt: das österreichische Elsaß, den Sundgau, die Festung Breisach, das Besatzungsrecht in Philippsburg, die Bestätigung des Besitzes der Städte und Bistümer Metz, Tonl und

5. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 32

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
Allgemeines. 32 Viii. Vom Westfälischen Frieden bis zur Französischen Revolution. ihrer kulturellen Entwicklung um mehr als ein Jahrhundert zurückschleuderte und daß es ihr bei dem Vorsprung, den unterdessen die nördlichen und westlichen Nachbarstaaten gewonnen, in dem nun beginnenden geistigen Wettkampf nur mit der größten Mühe gelingen konnte, sich die Stellung zu erobern, die sie vor Ausbruch des Krieges hatte. Viii. Uom Wewueil Frieden bis jmmisifdjm gmiliitimi 1648-1789. A. Das Zeitalter Laöwigs Xiv, 1648—1740. izeit des Absolutismus und der Kabinettskriege.) § 82. Ludwig Xiv. 1643—1715. Leopold I. 1658—1705, 1. Der Verlauf des Dreißigjährigen Krieges und der Westfälische Friede hatten einen Umschwung in der Bedeutung und Stellung der Staaten herbeigeführt. Die Habsburgischen Monarchien (Österreich-Spanien), welche seit den Tagen Karls V. die machtvollsten waren, sanken von ihrer stolzen Höhe herab, und Frankreich bekam das Übergewicht in Europa. Die einflußreichste Person des Kontinents in der folgenden Periode war der französische König Ludwig Xiv. Er gab den Anstoß zu den meisten Kriegen, führte eine erhebliche Veränderung in den Territorialverhältnissen vieler Staaten herbei und übte auch auf das geistige und sittliche Leben seiner und der nachfolgenden Zeit, auf Denkart, Sitte, Literatur, Kunst 2c., namentlich in Frankreich und Deutschland, einen so maßgebenden Einfluß, daß man das ganze Zeitalter vom Westfälischen Frieden bis zum Regierungsantritt Friedrichs des Großen nach ihm benennt. 2. Ludwig Xiv. (Sohn Ludwigs Xiii., Enkel Heinrichs Iv.) war beim Tode seines Vaters (1643) noch ein Kind. Seine Mutter Anna führte für den minderjährigen König die Regentschaft. Das geschah jedoch nur dem Namen nach. In Wirklichkeit war ihr Minister, der Kardinal Mazarin (Nachfolger Richeliens), der Lenker des französischen Staatswesens. Dieser hatte auch den weitgehendsten Ein-

6. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 34

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
34 Viii. Vom Westfälischen Frieden bis zur Französischen Revolution. Lugwig Xiv., dem Königtum einen Glanz zu verschaffen, bessert es sich bisher noch nicht erfreut hatte. Die Franzosen blickten mit Be-wuuberuug und Stolz auf ihren großen König, und die Monarchen Europas suchten in vielen Stücken das Beispiel Lubwigs nachzuahmen. Frankreich: 4. Sein zweites Ziel: Erhebung Frankreichs zum ton- tdn©taatn6ei angebenben Staat in Europa, glaubte Ludwig nur durch Ver-größeruug Frankreichs und Schwächung der anberen Staaten erreichen zu können. Von Anfang an richtete er daher seinen Sinn auf Eroberungen und feilt begehrlicher Blick fiel babei auf die Nieberlaube, Deutschland iiitb Spanien. Ehe wir aber beit Verlauf berfelben fchilbern, werbe noch der Wahl eines neuen bentschen Kaisers und der Errichtung des Rheinbundes Erwähnung gethan. Wahl Leopolds I. 5. Im Jahre 1657 starb Ferbinanb Iii. Die Wahl eines Nachfolgers würde der Gegenstand von mancherlei Intriguen. Ma-zarin suchte auf dieselbe Einfluß zu gewinnen. Er war im Interesse Frankreichs bemüht, die Wahl Leopolds (Ferdinands Iii. Sohn) zu verhindern und die Wahl eines Nichthabsburgers, wo möglich des bayerischen Kurfürsten Ferdinand Maria, durchzusetzen. Ja er hegte sogar beit wunderlichen Gedanken (ein Beweis, wie tief in Deutschland das nationale Gefühl gesunken war), unter Umständen seinem jungen König Ludwig Xiv. die deutsche Krone zu verschaffen. Allein seine Bemühungen scheiterten an der Weigerung der Kurfürsten von Bayern mtd an der Haltung Friedrich Wilhelms von Brandenburg, der offen ttitb eifrig für Österreich eintrat. So würde im Sommer 1658 zu Frankfurt a. M. Leopold I. gewählt (1658—1705). Diefe Wahl war nur insofern zu begrüßen, als durch bieselbe einem bebrohlichen Einfluß Frankreichs anf beut)che Angelegenheiten gesteuert würde. An sich war Leopolb kein würdiger und fähiger Repräsentant des Deutschen Reiches. Zwar zierten ihn mancherlei Tngenben: er war gutmütig und hatte sittenstrenge Grnnbsätze; aber er war langsam im Denken, schwerfällig im Hanbeln, ohne Umsicht und Entschlossenheit uitb beut ränkevollen Ludwig Xiv. gegenüber nicht intstattbe, die bentschen Interessen zu wahren, zumal Deutsch-laub bamals im Osten und Westen von schweren Gefahren bebroht würde. Rheinische Bald nach Leopolbs Wahl kam die Rheinische Allianz (1658) zu staube, ein Bund, den die Kurfürsten von Mainz und Köln, der Pfalzgraf von Nenburg, die Herzoge von Braunschweig und andere mit Frankreich und Schweden schlossen und dem später noch Württemberg und die Markgrafen von Ankbach und Kulmbach beitraten. Die Allianz beabsichtigte angeblich: gegenseitige Verteidigung und Ausrecht-Haltung des Westfälischen Friedens; in Wirklichkeit jeboch hatte sie „die

7. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 35

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
§ 83. Der I. und Ii. Raubkrieg. 35 dauernde Beschränkung des Habsburgischen Kaisertums" im Auge und diente somit französischen Interessen. Wenden wir uns nun den kriegerischen Unternehmungen Ludwigs Xiv. zu. § 83. Der I. und Ii. Raubkrieg. a. I. Raubkrieg (Devolutiouskrieg) 1667—1668, 1. Ludwig Xiv. war mit der älteren Tochter des spanischen Ansprüche sut>= Königs Philipp Iv. vermählt. Dieselbe hatte aber vor der Eheschließung 'mt1e spanischen^ allen Ansprüchen auf die spanische Monarchie und deren Nebenländer 9tubcrian6u zu gunften ihrer jüngeren Schwester entsagen müssen. Im Jahre 1665 starb Philipp und hinterließ als Erben seiner Krone ein zartes Kind (Karl Ii.) Da erwachte in Ludwig der Gedanke, die Minderjährigkeit des spanischen Königs zum Vorteile Frankreichs auszubeuten. Trotz der Verzichtleistung seiner Gemahlin wollte er das privatrechtlich in einigen belgischen Provinzen bestehende Devolutionsrecht, ins devolutionis, wonach die Töchter erster Ehe ein Erbrecht vor den Söhnen zweiter Ehe haben, staatsrechtlich auf die spanischen Niederlande anwenden und erhob Ansprüche auf dieses Gebiet. Da Spanien die Abtretung verweigerte, schickte Ludwig 1667 zwei wohlgerüstete Heere uach Brabant unter der Anführung der uns aus dem Dreißigjährigen Krieg bekannten Feldherrn Tnrenne und Eon de. Die Fortschritte der Franzosen riefen in Holland die Besorgnis hervor, der ans Eroberung sinnende Monarch werde, nachdem er die Niederlande an Frankreich gebracht, noch weiter gegen Norden vordringen. Auf fein Betreiben vereinigten sich die protestantischen Mächte England, Schweden und Holland zu der sogenannten Tripelallianz und Tripelallianz, stellten sich die Aufgabe, für die Erhaltung der spanischen Herrschaft in Flandern und Brabant zu sorgen. Das Einschreiten des Dreistaatenbundes nötigte Ludwig, in den Frieden zu Aachen (1668)Aachener Friede zu willigen. Frankreich behielt 12 eroberte Grenzstädte, darunter Lille und Tournay. Der Kriegsbaumeister Bauban verwandelte dieselben sogleich in starke Plätze und schuf au der Nordgrenze Frankreichs einen Festungsgürtel. b. Ii. Raubkrieg (Holländischer Krieg) 1672—1679. 2. Holland war als Urheber der Tripelallianz der Stein, an Enmehun^s-^^ welchem das Unternehmen Ludwigs scheiterte. Unversöhnlicher Haß Adwigs nn^ erfüllte daher den ehrgeizigen Eroberer gegen die Männer, welche an Tripelallianz 3*

8. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 36

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
Bedrängnng Hollands. Friedrich Wilhelm von Brandenburg. 36 Viii. Vom Westfälischen Frieden bis zur Französischen Revolution. der Spitze des holländischen Staatswesens standen und dieser Haß wurde noch durch den Gegensatz gesteigert, welcher zwischen Frankreich und Holland in religiöser und politischer Beziehung vorhanden war: Frankreich katholisch, Holland protestantisch; in Frankreich ein Monarch, der alle Gewalt in seiner Hand hatte, in Holland freie republikanische Einrichtungen. Unter dem Einfluß solcher feindseligen Gesinnung reifte in Ludwigs Seele der Plan, die Holländer zu unterwerfen und ihr städtereiches Land mit seiner betriebsamen Bevölkerung zu einer französischen Provinz zu machen. Aber noch existierte die Tripelallianz. Sie zu sprengen, war daher das erste, das Ludwig Xiv. ins Auge faßte. Mit List und Klugheit gelang es ihm, England auf seine Seite zu ziehen, auch Schweden im April 1672 zu einem Vertrag zu bewegen, in welchem es sich gegen Zahlung von Snbsidiengeldern verpflichtete, „denjenigen deutschen Fürsten entgegenzutreten, welche versuchen sollten, Holland Hilfe zu leisten". Ebenso war Ludwig bemüht, die in Deutschland gegen ihn vorhandene Abneigung abzuschwächen oder zu beseitigen, indem er durch reiche Geldspenden manche unpatriotischen Ratgeber der Fürsten sich geneigt machte So brachte er it. a. den Kaiser Leopold I., dessen Minister Lobkowitz ganz im Solde Ludwigs Xiv. stand, in einem geheimen Vertrag zu dem Versprechen, „sich in keinen außerhalb des deutschen und französischen Reiches geführten Krieg einzumischen". 3. Als nun die Tripelallianz gesprengt war, beschloß Ludwig den Vernichtungskrieg gegen Holland. Ein starkes, französisches Heer fiel unter Tnrennes und Eon dös Leitung in Holland ein (1672). Es überflutete das Land. Eine Festung uach der anderen geriet in die Hände der Feinde. Alles schien verloren, „Holland in Not". In solcher verzweiflungsvollen Lage faßten die Holländer, die damals einen großen Mann, Wilhelm Iii. von Oranien, einen Urenkel des Helden der niederländischen Freiheitskümpfe, zu ihrem Statthalter und Oberbefehlshaber erhoben hatten, den heroischen Entschluß, mittels Durchstechung der Dämme und Öffnung der Schleusen das Land vor gänzlicher Unterjochung zu bewahren. Es geschah. Die Wogen des Meeres wälzten sich brausend über die Gefilde und hielten die Franzosen vor weiterem Vordringen ab. Der Gang der Ereignisse erfüllte den Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg mit Befürchtungen. Seine am Niederrhein gelegenen Besitzungen, Kleve und Mark, waren bedroht. Zudem erkannte er in Ludwigs Xiv. Verhalten ernste Gefahren für das Deutsche Reich und die Sache des Protestantismus. In weiser Würdigung aller dieser Umstände ergriff er offen Partei für Holland und bewog auch den deutschen Kaiser, aus seiner Untätigkeit herauszutreten. Es kam noch 1672 zu einem Bündnis zwischen Friedrich Wilhelm und Leopold I. Ein österreichisches

9. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 37

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
§ 83. Der I. und Ii. Raubkrieg. 37 Heer zog unter Montecuculis Führung gegen den Oberrhein und zu ihm gesellten sich die brandenbnrgischen Truppen. Ludwig mußte nun zu feiner Deckung eine Armee an den Rhein schicken. Allein die lahme Kriegführung Montecuculis, der von Lobkowitz die geheime Weisung erhalten hatte, jeden ernsten Zusammenstoß mit den Franzosen zu vermeiden, veranlaßte 1673 Friedrich Wilhelm, mit Lndwig Xi\. den Vertrag zu Vossem unweit Löwen zu schließen. Der Kurfürst 3?Dfiem 1673-trat vom Kampfe zurück, machte aber im Friedensschluß den Vorbehalt, daß er, wenn das Reich in Gefahr gerate, unbeschadet der Vertragsbestimmungen wieder in den Kampf eintreten könne. 4. Bald darauf machten die Franzosen nicht unerhebliche Fort- »§genojen schritte am Rhein. Ludwig Xiv. selbst eroberte die Frauche Comtö, sowie die 10 etfäffifchen Reichsstädte, über die er bisher nur die Landvogtei ausgeübt hatte (§ 78, 2) und Xurenne fiel verwüstend in die Pfalz ein. Nach solcher Verletzung des Reichsgebietes erklärten das Deutsche Reich als solches und Spanien den Krieg an Frankreich. Nun erschien auch Friedrich Wilhelm wieder auf dem Kriegsschauplatz und trat im Verein mit den Österreichern Xurenne entgegen. Aber nicht lange konnte er an Deutschlands Westgrenze das Schwert zur Verteidigung des Reiches führen. Von Ludwig Xiv. auf Grund des Vertrags von 1672 gedrängt, rückten dieschweden von Vorpommern ans in Brandenburg ein. Die Kunde davon bewog den Kurfürsten zum Rückzug in fein Land. In atemlosen Eilmärschen führte er denselben über Schweinfurt, den Thüringer Wald und Magdeburg aus. Überraschend erschien er mit seinem tapferen Feldherrn Derfflinger in Brandenburg und führte einige Tage später die Schlacht bei Fehrbellm herbei Fehrbellm i6?o. (Juni 1675). Erfüllt von der Liebe zum heimischen Boden, voll Anhänglichkeit an den Kurfürsten, stürzten sich die Brandenburger (6400 abgesessene Reiter gegen 11000) auf den Feind und erfochten den „ersten jener Reihe von strahlenden Siegen, die Deutschland von der Fremdherrschaft retteten und einigten". Der Zauber der Uuüberwiudlichkeit, der feit dem Dreißigjährigen Krieg an den schwedischen Waffen hastete, war gebrochen. Diese Schlacht legte den Grund zu Preußens Größe. Von Fehrbellin an heißt Friedrich Wilhelm der „Große Kurfürst". — Wenige Wochen nach der Fehrbettiner Schlacht verlor Ludwig Xiv. feinen tüchtigsten Feldherrn. Tnrenne fiel 1675 in der Schlacht bei S a ß b a ch im Badifchen. Nun erlangte der Große Kurfürst einen Erfolg nach dem anderen. Die Festungen Stettin und Greifswald ergaben sich; selbst Stralsund, das einem Wallenstein getrotzt hatte, mußte sich vor dem Sieger beugen und im Jahre 1678 war ganz Pommern mit Rügen dm Schweden entriffen. 5. Der Krieg gegen Frankreich wurde während diefer Zeit in den Niederlanden und am Rhein mit wechselndem Glück fortgesetzt.

10. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 38

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
38 Viii. Vom Westfälischen Frieden bis zur Französischen Revolution. Die Reunioiis' kammern 1680—1684. Unterdessen gelang es der diplomatischen Kunst Ludwigs Xiv., ans dem Wege der Unterhandlungen Erfolge zu erzielen. Holland und der Kaiser ließen sich entgegen den Vereinbarungen von 1674 zu Separatverhandlungen mit Frankreich ein. So kam 1678 zu Nhinwegen der Friede zwischen Frankreich und dem Deutschen Reiche zu staude. Holland erhielt seinen gesamten Länderbesitz wieder, Spanien mußte die Freigrafschaft Burgund und wieder eine Anzahl niederländischer Grenzstädte, das Deutsche Reich die Stadt Freiburg i. B. an Frankreich abtreten. Holland gedachte nicht seines Retters; der Kaiser trug Bedenken, zur Vermehrung der Bracht der Hohenzollern etwas beizutragen. In solch treuloser Weise von seinen Verbündeten verlassen, war der Große Kurfürst genötigt, den Kampf gegen Ludwig Xiv. aufzugeben. Im Frieden zu Saiut-Germain bei Paris 1679 mußte er fast alle seine Eroberungen in Pommern (Stettin, Stralsund, Rügen) an die Schweden herausgeben. § 84. Ludwigs Xiv. Gewaltherrschaft und der Iii. Raubkrieg. 1. Ludwig hatte bisher bedeutende Erfolge erzielt. Er hatte Frankreich um volkreiche Städte und um eine fruchtbare Provinz vergrößert und in Nymwegm war fein Übergewicht über seine Feinde in ausfallender Weise zum Ausdruck gekommen. Die Zahl der Schmeichler wuchs in der Umgebung des Königs; verschiedene französische Dichter verglichen ihn mit Alexauder, Cäfar. Aber obgleich er auf der Stufenleiter der Macht ziemlich hoch gestiegen war, so war er doch weit davon entfernt, sich mit dem Errungenen zu begnügen. Er dachte vielmehr auf neue Erwerbungen, und da sich die Gelegenheit zu kriegerischen Eroberungen nicht bot, so beschloß er, Eroberungen im Frieden zu machen. Wie fing er dies an? Schon während des Holländischen Krieges hatte er die zehn elsässischen Reichsstädte, über welche ihm im Westfälischen Frieden das Vogteirecht übertragen worden war, dem französischen Staate einverleibt. Nun kam er auf den Gedanken, daß er ein Recht habe, auch diejenigen Gebiete zu verlangen, die irgendwann einmal zu jenen elsässischen Reichsstädten sowie zu deu im Westfälischen Frieden an Frankreich gekommenen Städten in einem Lehensverbande gestanden waren. Verschiedene unklare und zweideutige Bestimmungen der Friedensschlüsse von 1648 und 1678 veranlaßten ihn zu dieser Auffassung. Mit der Aufgabe, die fraglichen Gebiete zu ermitteln, betraute er 1680 die vier eigens zu diesem Zwecke in Besäntzon, Breisach, Metz und Tonrnay errichteten Gerichts-
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