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1. Die Geschichte des Alterthums - S. 539

1873 - Köln : DuMont-Schauberg
146. Der Krieg mit Philipp Iii. von Macedonien. 539 es dem erst 20jährigen Könige an Entschloffenheit und Energie, um sich rechtzeitig und direct mit Hannibal in Verbindung zu setzen, und als ein solches Bündniß nach der Schlacht bei Cannä zu Stande gekommen war, that Philipp's matte Kriegführung gerade genug, um die künftige Rache der Römer herauszufordern. Diese schleuderten dem' thörichten Zauderer die Brandfackel in das eigene Haus, indem sie in Griechenland selbst einen neuen Krieg gegen die Macedonier entzündeten. Rom trat nämlich mit dem räuberischen Kriegervolke der Aet>oler in Verbindung, welche den König Philipp durch einen langwierigen Krieg (211—205) so sehr beschäftigten, daß er unmöglich an Italien auch nur denken konnte; allein von den Römern schlecht unterstützt, mußten sie zuletzt einen keineswegs Vortheilhaften Frieden mit Philipp schließen. Der makedonische König benutzte seine neue Machtstellung ^Griechenland nicht, wie man erwartete, um den bringend nach seiner Hülse rufenben Carthagern, die bamals Spanien verloren hatten und sich bereits in Africa bedroht sahen, im letzten Verzweiflungskampfe beizuspringen, sondern schloß selbst mit Rom einen leidlichen Frieden, und nachdem er auf die weitere Theilnahme am punischen Kriege verzichtet hatte, suchte er sich auf einem andern Gebiete zu entschädigen. In Aegypten war Ptolemäus Y. Epiphanes als unmündiger Knabe zur Regierung gelangt. Geg^nuesen verbündete sich Philipp Iii. mit dem Seleuciben Antiochus Iii., dem sog. Großen, in der Absicht, die Monarchie der Lagiden zu theilen. Während die Aegyptier in Syrien beschäftigt waren, eroberte Philipp ohne Hinderniß die (ägyptischen) Cycladm und die theils völlig freien, theils unter ägyptischer Hoheit in milder Abhängigkeit befindlichen Griechenstädte der kleinasiatmen Westküste, rief dadurch aber eine Coaliton der rüstigsten Staaten zweiten Ranges am Aegäischen Meere ins Leben. Die energischen Rhj>wr, in Verbindung mit König 2dmz von Pergamum (sowie mit den Byzantinern und Chiern), brachten eine starke Flotte zusammen und gewannen nach abwechselndem Glücke in einem kurzen Seekriege die Herrschaft auf dem Aegäischen Meere so entschieden, daß Philipp in Gefahr gerieth, von der Rückkehr nach Macedonien abgeschnitten zu werden, was um so bedenklicher war, als ihm ein neuer Krieg mit Rom drohte. Daher eilte er, Kleinasien zu verlassen und erreichte, nachdem er die feindlichen Flottenführer getäuscht, noch im Winter 200 glücklich seine europäischen Besitzungen. Wenn die Geschichte aller Zeiten lehrt, daß es in der Natur jeder lebenskräftigen politischen Macht liegt, nach jedem neuen Erfolge weiter zu streben, bis dieses Streben durch unüberwindliche äußere Hindernisse oder aber durch überlegene Staatsweisheit in bestimmte Schranken gebannt wird, so war es vorauszusehen, daß die Römer nach Zertrümmerung der karthagischen Macht an Macedonien Rache nehmen würden für das Bündniß mit Hannibal. Es galt nur, den Krieg diplomatisch vorzubereiten, eine Kunst,

2. Deutsche Geschichte bis zum Jahre 1648 - S. 57

1895 - Köln : DuMont-Schauberg
— 57 — 1) Katholiken und Protestanten erhielten gleiche Rechte. 2) Die Schweden bekamen Vorpommern (linke Oderseite), die Inseln Rügen, Usedom und Wollin/ außerdem eine Anzahl deutscher Städte an der Nord- und Ostsee, so daß sie die Mündungen der wichtigsten deutschen Ströme mit Ausnahme des Rheines beherrschten. Die Mündungen des Rheines waren in den Händen der Niederländer, deren Trennung vom deutschen Reiche ebenfalls im westfälischen Frieden anerkannt wurde. Frankreich erhielt das ganze Land zwischen Vogesen und Rhein (Elsaß), mit Ausnahme von Straßburg; außerdem wurde ihm der Besitz der lothringischen Städte, welche bereits vor 100 Jahren in seine Hände gekommen waren, bestätigt. Einzelnen deutschen Fürsten wurden neue Besitzungen, meistens aus eingezogenen geistlichen Gütern, zugesprochen. 3) Die Macht des deutschen Kaisers wurde beschränkt/ er konnte nicht mehr selbständig über Krieg und Frieden oder über Bündnisse entscheiden. Den Fürsten dagegen war von nun an gestattet, unter sich und mit auswärtigen Mächten Bündnisse einzugehen, nur sollten diese nicht gegen Kaiser und Reich gerichtet sein. Während des Krieges hatte Bayern die Kurwürde Friedrichs V. von der Pfalz erhalten/ für dessen Sohn wurde eine neue Kurwürde errichtet.

3. Die Geschichte der letzten 50 Jahre - S. 8

1867 - Köln : DuMont-Schauberg
8 2. Die Lage Europa's im Anfänge der neuesten Zeit. Preußens Wiedergeburt war durch die allgemeine, herrliche Begeisterung des Volkes bewirkt worden, die Unglaubliches geleistet, und sich in fast wunderbaren Großthaten geäußert hatte. Nur eine solche Begeisterung machte es ausführbar, daß der ganz verarmte und auf die Hälfte seines Gebietes beschränkte Staat ein trefflich gerüstetes und eingerichtetes Heer von mehr als 200,000 Mann auf- stellen konnte, das in den Schlachten der unsterblichen Feldzüge von 1813 bis 1815 fast allein entschieden hatte. Die natürliche und unmittelbare Folge davon war, daß Preußen die Bewunderung, die Achtung und das Vertrauen der Völker wiedererlangte. Die Augen von Europa und Deutschland waren erwartungsvoll aus Preußen gerichtet. Aber schon hatten die Staatsmänner des rechtlichen und biederherzigen Königs Friedrich Wilhelm Iii. mit voreiliger Bereit- willigkeit in Folge des Vertrages zu Kalisch Polen an Rußland, Hildesheim und das treue Ostfriesland an Hannover, d. i. an Eng- land, überlassen. Dafür mußte nun das preußische Cabinet auf Sachsen als auf eine allein angemessene und genügende Entschädigung Anspruch machen. Es berief sich dabei theils auf das Eroberungs- Recht, und theils auf den Umstand, daß der König von Sachsen für seine dem Neichsfeinde bewiesene Hingebung keine Schonung, viel- mehr Strafe verdiene. Dadurch, daß Preußen auf diese Art eine Entschädigung zu nehmen genöthigt war, ward es von der Gunst der übrigen Hauptmächte abhängig, die ihm an materiellen Macht- mitteln so weit überlegen waren. Preußen, empfindlich über den Widerstand, den es in seinen Ansprüchen von Seiten Oesterreichs, Englands und Frankreichs fand, warf sich mit unbedingtem Ver- trauen in Rußlands Arme, mußte aber bald erfahren, daß es auch von dieser Macht nur kalt und lau unterstützt ward. Daher war es, verlassen und selbst angeseindet von seinen deutschen Mitmächten, ausschließlich auf die eigene Kraft angewiesen. Diese, ihrer ganzen Fülle nach, in Anwendung zu bringen, verordnete Preußens König die allgemeine Waffenpflichtigkeit, und versprach feierlich und förm- lich eine zeitgemäße Verfassung. Die baierische Regierung zeigte immer entschiedener das Be- streben, sich zu einer großen und unabhängigen europäischen Macht zu erheben. Sie hatte Tirol und Salzburg an Oesterreich zurück- gegeben, und dafür Würzburg, Aschaffenburg und die Aussicht auf noch anderweitige Entschädigung erhalten. Noch leitete sowohl die äußere Politik, als die innere Verwaltung der kluge und schlau- gewandte Montgelas. Allein da seine Verwaltung eben so willkür- lich, als gewaltthätig war, so war er beim Volke fast allgemein ver- haßt, indem man den Druck seiner Verwaltung ausschließlich ihm, und keineswegs dem gutmüthigen und menschenfreundlichen Könige Maximilian Joseph beimaß; und so ließ sich der Sturz dieses Mi- nisters um so mehr voraussehen, je mehr es bekannt ward, daß der Kronprinz an der Spitze der Gegenpartei stand. Obgleich einerseits

4. Die Geschichte der letzten 50 Jahre - S. 10

1867 - Köln : DuMont-Schauberg
10 2. Die Lage Europa's im Anfänge der neuesten Zeit. und somit unmittelbar an England zurück, was für Deutschlands innere Vereinigung eben nicht vortheilhaft war, da es dadurch in eine zu nahe Berührung mit diesem Jnselstaate und dessen ihm ganz fremdartigen und oft feindlichen Interessen gerieth. Denn die Kriege, die zwischen dem Könige von Großbritannien und andern euro- päischen Mächten bis dahin geführt worden, wurden fast immer zugleich zu Kriegen mit dem Kurfürsten von Hannover. In Be- zug auf die innere Verwaltung zeigte sich, daß die hannoversche Regierung mehr darauf bedacht war, das Alte wiederherzustellen und festzuhalten, als fortzuschreiten und das Neue zu befördern. Eine gewisse schonende Milde und Rechtlichkeit, verbunden mit einer starren Unbeweglichkeit, bildeten wieder den Charakter der hannöver'schen Regierung. In Braunschweig kehrte der Sohn des bei Auerstädt gefallenen Fürsten zurück. Er schloß sich an Hannover an. Auch er suchte mit einer gewissen Härte das Alte wiederherzustellen. Noch entschie- dener zeigte dies Streben der Kurfürst von Hessen, dessen un- beugsamer Starrsinn jede Neuerung so entschieden zurückwies, daß er es verschmähte, ein Großherzog nach neuer Weise zu werden, und es vorzog, ein Kurfürst nach alter Art zu bleiben. Er führte das Alte sogar in äußern und unwesentlichen Formen, wie z. B. in Wiederherstellung der Zöpfe, wieder ein. Hamburg, Lübeck, Bremen und Frankfurt am Main wurden für freie Städte erklärt, theils mit Bezugnahme auf die ge- schichtlichen Verhältnisse, theils weil man sich über den Besitz dieser für den Handel Deutschlands so wichtigen Städte nicht einigen konnte. Sie sind zu klein, als daß sie irgend eine politische Bedeut- samkeit haben könnten. Die helvetische Republik verwandelte sich wieder in den Bund der schweizer Eidgenossen, der von allen europäischen Mächten als ein selbständiger europäischer Staat anerkannt, und dem für immer Neutralität zugestanden ward. Im Wesentlichen blieben die Verhältnisse, wie sie durch die Mediations-Acte im Jahre 1803 bestimmt und geordnet worden waren. Leider wurden auch die alten Verträge mit Frankreich erneuert, denen zufolge die freie Schweiz ihre Söhne in französischen Solddienst gab, ungeachtet sich die öf- fentliche Stimme laut und bestimmt dagegen erklärte. Das neue Königreich der vereinigten Niederlande ward aus Holland und Belgien gebildet, und dem Hause Oranien über- geben. Seiner geographischen Lage nach sollte es zu Deutschland gehören, dessen militärisches Vertheidigungs-System erst dadurch seine wahre Stärke und Vollendung erhalten haben würde. Als europäi- scher Staat aber war es offenbar zu schwach, um bloß durch die eigene Kraft seine Unabhängigkeit und Selbständigkeit Frankreich gegenüber zu behaupten. Es mußte sich entweder an den deutschen Bund, oder an England anschließen. In Folge seiner mercantilischen

5. Die Geschichte der letzten 50 Jahre - S. 12

1867 - Köln : DuMont-Schauberg
12 2. Die Lage Europa's im Anfänge der neuesten Zeit. lichen Verlust erlitten, der keineswegs durch Schwedisch-Pommern, und später durch Lauenburg, welches es für das an Preußen abgetre- tene Schwedisch-Pommern erhielt, ausgewogen oder ersetzt worden ist. Dänemark ward dadurch zu einem so schwachen Staate, daß es sein Dasein nicht durch die eigene Kraft, sondern nur durch die Recht- lichkeit, oder gegenseitige Eifersucht der andern europäischen Mächte behaupten kann. Schweden hatte Norwegen erhallen; allein dies war in keiner Beziehung eine angemessene Entschädigung für Finnlands Verlust, da die Abneigung der Norweger gegen Schweden und der große Starr- sinn derselben eine innere Spaltung und Schwäche erzeugte, welche die Macht Schwedens wesentlich lähmte, und durch die es genöthigt ward, sich nur mit sich zu beschäftigen. Auch beobachtete die schwe- dische Regierung wirklich das ihr durch ihre Lage gebotene und da- durch begünstigte System der Abgeschlossenheit mit großer Klugheit und strenger Folgerichtigkeit. Rußland hatte so eben den Angriff des vereinten Europa unter Leitung des außerordentlichsten und genialsten Feldherrn des Jahrhunderts zurückgeschlagen, zwar nicht durch die überlegene Tapfer- keit und Kriegskunst seiner Feldherren und Kriegsheere, aber doch durch seine eiserstarrte Winternatur. Die natürliche und unmittel- bar nothwendige Folge von diesem eben so unerwarteten, als außer- ordentlichen Ereignisse war, daß es sich an die Spitze Europa's ge- stellt sah, und gewissermaßen als Frankreichs Erbe betrachten durfte. Es machte nun Anspruch auf eine angemessene Entschädigung für die gebrachten Opfer und für seine zerstörte Hauptstadt, die nur in dem Herzogthume Warschau gefunden werden konnte. Dadurch drang Rußland in Herz und Mark des preußischen Staates gleichsam wie mit einem spitzen Keile ein. Es schien daher, als ob Preußen das nächste und wichtigste Interesse dabei haben müsse, sich dieser Ver- größerung und drohenden Annäherung Rußlands durch Polens Besitz zu widersetzen. Allein Preußen hatte sich der Großmuth Rußlands durch den Vertrag zu Kalisch unbedingt anvertraut. Die Erinnerung an die alte Freundschaft und Dankbarkeit für eine, durch die in Rußland erfolgte Vernichtung des großen französischen Heeres mittel- bar bewirkte Befreiung vom französischen Joche kamen hinzu, um alle politische Bedenklichkeiten zu unterdrücken. Die ottomannische Pforte befand sich noch fortwährend in ihrer alten, wüsten und wilden Anarchie, und ging immer mehr ihrer gänzlichen Auflösung entgegen. Nur durch die gegenseitige Eifersucht der europäischen Hauptmächte ward und wird sie aufrecht erhalten. Der Zusammensturz eines Reiches, das seit mehr als 300 Jahren mit dem europäischen Staatensysteme so eng verflochten war, würde nicht erfolgen können, ohne Zugleich einen allgemeinen Krieg zu entzünden, dessen Ausgang und Ende kein sterbliches Auge zu übersehen vermag.

6. Die Geschichte der letzten 50 Jahre - S. 15

1867 - Köln : DuMont-Schauberg
3. Die ersten 15 Jahre des deutschen Bundes. 15 und Frivolität des deutschen Charakters aber, wie er sich in Wien kund gab und von da aus verbreitete, konnte das Erwachen des bessern Bewußtseins bei den andern, Oesterreich unterworfenen Natio- nen um so weniger verhindern, als sich Oesterreich gegen das übrige Deutschland so schroff verschlossen, die Stärkung des deutsch-österrei- chischen Elements von Preußen, Sachsen und dem deutschen Westen her erschwert und verpönt hatte. Zuerst fingen die Böhmen, später die Ungarn an, ihre Sprache und Alterthümer mit einem Eifer zu ftudiren, der erst nur eine gelehrte und unschuldige Spielerei schien, bald aber einen politischen Charakter annahm. Je mehr Oesterreich sich allen patriotischen Hoffnungen in Deutsch- land versperrte, und den letzten großen Nationalkrieg nur als einen gewöhnlichen Cabinetskrieg, der die Nation nichts angehe, betrachtet wissen wollte, um so mehr war Preußen aufgefordert, im eigenen Interesse alle Herzen zu gewinnen, die sich von Oesterreich abwandten. Ein neues freies Deutschland war der geheime Gedanke, wenigstens das dunkle Gefühl seit dem Wiederauftreten Stein's. Jede Aussicht auf eine bessere Gestaltung und Erweiterung des deutschen Reiches war verschwunden, desto mehr Werth legte man auf die Entwicklung im Innern mittelst einer neuen Verfassung Preußens. Am 22. Mai 1815 hatte König Friedrich Wilhelm Iii. vom Wiener Congreß aus ein Decret erlassen, worin „eine Repräsentation des Volks" zugesagt wurde. Allein die dafür thätige Partei am preußischen Hofe wurde mehr und mehr durch russischen und österreichischen Einfluß zurück- gedrängt. Schon während des Krieges war der „Rheinische Merkur", in welchem Görres zu Coblenz am feurigsten für Vaterland und Freiheit, und zwar in preußischem Interesse unter den Auspicien des provisorischen Gouverneurs für die Rheinprovinz, Justus Grüner, geredet, im „Boten aus Tirol" von Gentz, Metternich's berühmter Feder, heftig angegriffen und als revolutionär verdächtigt worden. Auch aus den ehemaligen Rheinbundstaaten erhoben sich bittere Klagen über den „Merkur". Denn an einer Erhebung Preußens durch die Begeisterung der deutschen Nation war den ehemaligen Rheinbund- ftaaten eben so wenig gelegen als Oesterreich. Diesem gemeinschaft- lichen Angriffe erlag nun Görres; die preußische Regierung ließ ihn fallen, stellte den „Merkur" im Juli 1815 unter Censur, und unter- drückte ihn kurz darauf gänzlich. Görres wurde sogar vor Gericht gezogen und mußte sich vor den Assisen von Trier vertheidigen. Er selbst bemerkte damals, es sei doch seltsam, daß ein deutscher und preußischer Patriot, der unversöhnlichste Feind Frankreichs, zu franzö- sischen Gerichten seine Zuflucht nehmen müsse, um sich vor denen zu schützen, für die er Alles gethan und geopfert. Unmittelbar darauf, im Spätjahr 1815, schrieb ein preußischer Beamter in Berlin, Schmalz, eine Schmäh- und Anklageschrift gegen den Tugendbund, behauptend, dieser Verein bestehe noch fort und sei durchaus revolutionär. Zwäk erließen viele der hochgestelltesten Ehrenmänner der Monarchie, wie

7. Die Geschichte der letzten 50 Jahre - S. 20

1867 - Köln : DuMont-Schauberg
20 3. Die ersten 15 Jahre des deutschen Bundes. und die erste Stelle unter den constitutionellen Staaten Deutschlands übernehmen, vereitelt worden war, bildete sich das Verfassungswesen in den deutschen Mittelstaaten aus. Die Opposition, welche bisher eine echt deutsche, nationale gewesen war, wurde eine constitutionelle und nahm eine sehr französische Färbung an. Wenige Jahre nach dem großen Siege über das damals allgemein gehaßte Frankreich, wurde alles, was in Frankreich geschah, schon wieder Vorbild für die öffent- liche Meinung in Deutschland. Von den vielen Unnatürlichkeiten, welche die Zeit mit sich brachte, eine der größten. König Friedrich von Württemberg war es, der zuerst begriff, daß sich die von den Nheinbundfürsten bisher genossenen Vortheile nicht besser erhalten ließen, als durch das constitutionelle System, durch gleiches Schritthalten mit Frankreich. Er ließ also Vertreter des mediatisirten Adels wie der Gemeinen (nur nicht der Kirche) nach Ludwigsburg einberufen und machte ihnen die einseitig von seinen Rathen ausgearbeitete Verfassung zum Geschenk, am 15. März 1815. Aber die Versammlung rührte, nachdem der König sich ent- fernt hatte, die von ihm hinterlaffene, in rothen Saffian gebundene Verfassung nicht an, ließ sie liegen und erklärte, sie nehme keine ge- schenkte und einseitig vom König octroyirte Verfassung an, vielmehr bestehe die altwürttembergische Verfassung, welche der König im Jahre 1806 eben so einseitig aufgehoben habe, noch immer zu Recht. Alle Betheiligten waren fest entschlossen, auf dem „alten Recht" so lange zu bestehen, bis sich der König bequemen würde, ein neues mit ihnen zu berathen, ein Recht, das nur auf Uebereinkunft beruhen und vom König eben so wie von den Ständen beschworen werden sollte. Im ganzen Lande wurde dieser Entschluß gut geheißen, der König mit seinen bisherigen Günstlingen war vollkommen isolirt. Sein eigener Bruder machte Partei gegen ihn. Endlich gab der König nach und ernannte Commiffare, die mit einem ständischen Ausschuß die Verfassungsfrage berathen sollten. Aber man kam nicht überein; sei es, daß die Stände ihre Macht überschätzten, sei es, daß der König Zeit gewinnen und die erste Hitze der Opposition verfliegen lassen wollte. Die im October versammelten Stände wurden wieder heim- geschickt. Im December trat eine neue Commission zusammen, aber auch dem vom König dazu ausgewählten freisinnigen Minister von Wangenheim war es nicht möglich, den „Eigensinn des alten Rechts" zu brechen. Sein Nachfolger, Wilhelm I. (reg. 1816—1864), hatte sich als Feldherr im letzten Kriege gegen Frankreich Ruhm erworben, war durch seinen Eifer für eine Deutschland günstigere Abrundung unserer Westgrenze beim zweiten Pariser Frieden in ganz Deutsch- land, und durch seine constitutionelle Gesinnung in Württemberg insbesondere ungemein beliebt. Daß er mit seinem königlichen Vater lange Zeit in Zwist gelebt, kam ihm um so mehr in der öffentlichen Meinung zu Gute, als er im Jahre 1807 von Paris aus, wohin er dem strengen Vater entflohen war, gegen die Aufhebung der Ver-

8. Die Geschichte der letzten 50 Jahre - S. 28

1867 - Köln : DuMont-Schauberg
28 5. Der österreichische Staalskanzler Clemens Wenzel Fürst von Metternich. Verhältnisse, die Kunst, kleine Menschen zu behandeln und zu beherrschen. Als geistiger Sohn des 18. Jahrhunderts zeigte er sich in seiner re- ligiösen Nüchternheit und in seinem vornehmen Glauben an den bloß konventionellen Werth sittlicher Grundsätze. Durch seine Vermählung mit der Enkelin des Fürsten Kaunitz (1795) trat er in nähere Be- ziehungen zur österreichischen Aristokratie, in deren Kreisen er sich aber nie vollständig einbürgerte. Eben so früh und eben so wenig ernst, wie das eheliche Leben, begann er seine diplomatische Laufbahn auf dem Rastadter Friedens-Congresse als Gesandter des westfälischen Grafen-Collegiums. Darauf bekleidete er in rascher Folge die Posten eines österreichischen Gesandten in Dresden (1801), Berlin (1803) und Paris (1806). Seine persönliche Liebenswürdigkeit gewann ihm an den auswärtigen Höfen viele Freunde und bis in die höchsten Kreise Freundinnen (wie Napoleon's Schwester Caroline Murat), seine vornehme Natur, sein glattes, gefügiges Wesen stimmten selbst Na- poleon günstig für ihn. Durch unermüdliche Versicherungen von ungetrübter Freundschaft verstand er, Napoleon zu beschwichtigen und die österreichischen Rüstungen (1808) einiger Maßen zu beschönigen. Zugeben muß man, daß Metternich's Wirksamkeit während der Napoleonischen Periode die wahre Glanzzeit seines Lebens bildet. Die beiden Unterredungen mit Napoleon, im August 1808 in Paris und im Juni 1813 in Dresden, wo Metternich die ganze Wucht roher Zornausbrüche zu tragen hatte und mit bewunderungswürdiger Feinheit und scheinbarer Gelassenheit abprallen machte, sind und bleiben Ehrentage in Metternich's Leben, mag auch nach neueren Berichten die eine und andere dramatische Episode aus der Geschichte verwiesen werden müssen. Als Graf Stadion nach der Schlacht bei Wagram seine Stelle als Minister der auswärtigen Angelegenheiten niederlegte, übernahm Metternich, der wegen seiner mannichfachen Beziehungen zum franzö- sischen Hofe und wegen seiner genauen Kenntniß desselben unent- behrlich schien, dieses Ministerium (8. Oct. 1809), um es erst nach 39 Jahren (13. März 1848) niederzulegen. Wie er seine Stellung benutzte, das Bündniß mit Frankreich auf jede Weise zu befestigen suchte und eine Zeit lang ernstlich zu Napoleon's Fahne sich hielt, wie er sodann gegen das Ende des russischen Feldzuges zu schwanken begann, und auf eine Rückendeckung Bedacht nahm, mit welcher Vor- sicht und Gewandtheit, freilich auch mit welcher Doppelzüngigkeit und Zweideutigkeit er 1813 Oesterreichs Sache von jener Napoleon's trennte und in das Lager der Alliirten hinüberglitt, sein Antheil endlich an den Verhandlungen im Jahre 1814 — das alles ist schon so oft und so gut erzählt worden, daß man die allgemeine Kenntniß dieser Ereignisse wohl voraussetzen darf. Stein's oft angeführte Worte über Metternich's Stellung in jener Zeit zeichnen den Fürsten so vortrefflich, daß sie auch hier wiederholt werden müssen: „Metter- nich erhielt einen Einfluß in dem europäischen Rathe, wozu ihm

9. Die Geschichte der letzten 50 Jahre - S. 29

1867 - Köln : DuMont-Schauberg
5. Der österreichische Staatskanzlcr Clemens Wenzel Fürst von Metternich. 29 I weder sein Talent, noch sein Charakter, noch die militärische Stel- lung seines Landes den Anspruch gab." Die Zeit des Wiener Con- greffes bildet für Metternich zwar nicht den Gipfelpunkt seines An- sehens und seiner Macht — dieser fällt erst 20 Jahre später — wohl aber seines größten reellen Einflusses. Eben aus diesem Grunde aber, weil er die Neuordnung Europa's auf Grundlage der Verträge von 1815 gleichsam als „sein Werk" ansah, und an ihrer Unver- rückbarkeit festhielt, war auch aller Antrieb zu weiterer Entwicklung und schöpferischer Thätigkeit aus ihm verschwunden. Was die Noth der Zeiten entschuldigte, zum Theil sogar rechtfertigte, das bildete sich in ihm, weil der Erfolg dafür sprach, zu förmlichen Grundsätzen aus; er hielt die Politik des Temporisirens, des Hinhaltens und Beschwichtigens für unbedingt berechtigt. Er hatte für die folgenden politischen Thatsachen keinen andern Maßstab, als den ihrer Ueber- einstimmung oder ihres Widerspruches mit „seinem Werke". Die festgestellte Machtvertheilung unversehrt zu erhalten, Unruhe und Veränderungen aus der politischen Welt zu bannen, das war das ausschließliche Ziel der nunmehrigen Geschäftigkeit des Kaisers Franz wie seines ersten Ministers. Dieser ist die Schildwache, welche die europäischen Throne sichert, er und sein Kaiser haben den hohen Be- ruf, die von allen Mächten festgestellte Ordnung der Dinge, heute in Italien, morgen in Deutschland zu hüten und zu wahren, Oesterreich, oder was in seinen Augen dasselbe war, er, Metternich, „wird unter keiner Bedingung und niemals sein System ändern, niemals dulden, daß Ideologen Europa Gesetze dictiren", — diese und ähnliche Re- densarten bekunden des Fürsten Unfähigkeit, die neuen Aufgaben, welche der Staatskunst gestellt werden, zu lösen. Getragen aber wurde dieser mit jedem Jahre zunehmende Quietismus von den all- gemeinen Verhältnissen der Zeit, welche nach 20 stürmischen Jahren nur nach Ruhe sich sehnte, jede leidenschaftliche Erregung scheute und zum bequemen Genüsse der wieder gewonnenen Güter sich an- schickte. Wenn Metternich kein anderes Verdienst besitzt, so darf er doch auf jenes Anspruch erheben, diese Neigungen in sich verkörpert, sie am offensten ausgesprochen zu haben. Und darin liegt auch sein Recht zur Herrschaft. Nicht rasch und plötzlich vergeht Metternich's Stern. Im Ge- gentheil, der Schein unbegrenzter Macht und unantastbarer Stellung fällt in seine späteren Jahre, und auch seine diplomatischen Siege und Triumphe werden noch zahlreich nach dem Wiener Congresse gezählt. Aachen, Troppau, Laibach, Verona zeigten Metternich als den eigentlichen Wortführer der heiligen Allianz, als den Schieds- richter über Völkerschicksale. Näherstehende ließen sich aber durch den Schein nicht täuschen und bemerkten, daß aus jedem Congresse Met- ternich's erfolgreicher Einfluß geschmälerter hervorging. Zwar führten österreichische Truppenabtheilungen Spaziergänge in ganz Italien auf, und auch in Spanien kam die Intervention zu Gunsten des

10. Die Geschichte der letzten 50 Jahre - S. 30

1867 - Köln : DuMont-Schauberg
30 5. Der österreichische Staatskanzler Clemens Wenzel Fürst von Metternich. Absolutismus in Geltung, aber Metternich vermochte weder einen italienischen Staatenbund unter Oesterreichs Oberherrlichkeit in das Leben zu setzen, noch den persönlich gehaßten Carlo Alberto von der Thronfolge auszuschließen und machte außerdem schon in Verona die Erfahrung, daß Frankreichs und Rußlands Bereitwilligkeit, ihre be- sonderen Interessen den Reactionsplänen des Staatskanzlers zu opfern, ihre Grenze erreicht habe. Ja, ihre Zögerung verwandelte sich sogar in den Jahren 1823—1827 in eine offene Begünstigung der von Metternich so sehr gefürchteten Revolution; denn ihnen er- schien die griechische Revolution eben so berechtigt, als der innigsten Theilnahme werth. Das Verhalten Metternich's im russisch-türkischen Kriege 1828 bis 29 und die schlecht verhehlte Theilnahme für die polnische Re- volution könnten als Merkmale eines Wendepunktes in dem bis da- hin „unveränderlich" behaupteten Systeme gelten. Die Abneigung Metternich's gegen Rußland ist oft als Zeugniß angerufen worden, daß es ihm wahrlich nicht an dem rechten Jnstinct für Oesterreichs reale Interessen gebrach. Seine orientalische Politik empfing auch von den Feinden des Fürsten das Lob einer correcten, seine Be- mühungen, die politischen Folgen des Krieges zu verringern und die Gefahren für die Türkei zu mildern, waren ohne Zweifel aufrichtig gemeint. Vergegenwärtigt man sich aber die Schritte, die er in die- sem Sinne unternahm, so steigt der Verdacht auf, als ob er weniger durch die Einsicht, wie verderblich die russische Machterweiterung auf Oesterreich zurückwirken müsse, als durch eine schwächliche Sehnsucht nach Frieden und Ruhe bestimmt worden wäre. Daß man sich in Wien über die Verlegenheiten des Petersburger Cabinetes freute, ist wahrscheinlich, daß aber Fürst Metternich frei- willig alles, was er seit 15 Jahren über die gemeinsamen Ver- pflichtungen aller Herrscher der Revolution gegenüber gesprochen und geschrieben, verläugnen, die Unterstützung der Polen durch die öster- reichische Bevölkerung zulassen, zur Mißtrauen erregenden Neutralität greifen konnte, dies verlangt eine besondere Erklärung. Die öster- reichische Regierung, Diplomatie und Polizei waren einige Wochen lang paralystrt, sie lenkten nicht die Bewegung, sondern wurden von dem Strome mit fortgerissen. In der theils stammverwandten, theils durch gemeinsame Schicksale befreundeten österreichischen Be- völkerung entflammte ein Enthusiasmus, wie ihn die „Märztage" nicht glänzender und mächtiger offenbarten. Als die Ueberraschung besiegt war, trat die alte Politik in ihre Rechte wieder zurück, und wurde gegen Polen und Polenfreunde eben so gewüthet, wie gegen die Revolutionäre anderer Völker. Es gelang, die äußeren Spuren der Volksbewegung so ziemlich zu verwischen; das aber konnte nicht gehindert werden, daß an der polnischen Revolution das nationale und politische Bewußtsein der einzelnen österreichischen Stämme er- wachte, daß von diesem Augenblicke an Gedanken über ihre große
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