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1. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 44

1877 - Oldenburg : Stalling
44 Bei der in einem groen Theile Europas berrschenden politischen Ghrung, bei dem erbitterten Kampfe zwischen Legi-timitt und Volkssouvernett konnte Oestreich die im Knigreiche beider icilien ausgebrochene Revolution keineswegs mit gleichgltigen Augen ansehen. Bei dem Ingrimm, mit dem Lombarden und Venetianer die aufgedrungene streichische Herrschaft ertrugen, war vorauszusehen, da die Revolution, wenn sie in Neapel ihre Herrschaft behauptete, sich der die ganze Halbinsel verbreiten und auch den Kaiserstaat in seinem Innern ergreifen werde. Der streichische Staatskanzler Fürst Metternich war daher entschlossen, den neuen Zustnden im Knigreich 'Neapel mit aller Macht entgegenzutreten und die frhere Ordnung der Dinge wieder herzustellen. Die Be-Herrscher von Rußland und Preußen wute er durch sein bereits frher erprobtes Mittel, durch Vorspiegelung des Schreckbildes einer allgemeinen, auch ihre Staaten bedrohenden Revolution fr sich zu gewinnen, und Englands und Frank-reichs Einspruch glaubte er nicht bercksichtigen zu drfen. Im Oetober 1820 erschienen die Monarchen der drei Ostmchte und die Gesandten von England und Frankreich in Troppau im streichischen Schlesien. Hier stie Metternich Anfangs auf den unerwarteten Widerstand des Kaisers von Rußland, da Alexander von einer bewaffneten Intervention in Neapel nichts wissen wollte und die Ueberzeugung aussprach, die Neapolitaner wrden auch wohl auf friedlichem Wege zu einer Vernderung der Verfassung in monarchischem Sinne zu bewegen sein. Metternich gerieth in Verlegenheit, als ihm auf auerordentlichem Wege Kunde von einer am 17. October in St. Petersburg ausgebrochenen Meuterei eines Garde-regiments zukam. Der Vorfall hatte seinen Anla darin, da die Soldaten, durch die Hrte ihres Obristen gereizt, diesem den Gehorsam verweigerten, und mit der Politik nicht die mindeste Gemeinschaft; dennoch wute ihn Metternich zu seinen Gunsten auszubeuten und Kaiser Alexanders ngstliches und befangenes Gemth durch die vorgehaltenen Gefahren einer Militrrevolution zu schrecken. Nun wurde zu Troppau ein Vertrag geschlossen, in dem sich Rußland, Preußen und Oestreich zur Bekmpfung der revolutionren Bewegungen, nament-lieh auf der pyrenischen Halbinsel und in Italien, verpflich-

2. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 49

1877 - Oldenburg : Stalling
- 49 V. Griechenlands Erbebung und Wiedergeburt. Nuland und die Trkei. Durch die Eroberung Konstantinopels (1453) hatte das bildungsfeindliche Volk der Osmanen den Sdosten Europas in Besitz genommen und sich in die Reihe der europischen Staaten eingezwngt. Aber die beiden Volkselemente, Er-oberer und Besiegte, waren niemals zu einem eigentlichen Staate verschmolzen: sie blieben getrennt durch Religion, Sprache, Sitte und Charakter; Barbarei und Despotismus aus der einen Seite, Freiheitsdrang und Bildungstrieb auf der anderen muten sich gegenseitig abstoen. Mehr als viertehalb Jahrhunderte seufzten die Griechen, die, wenn auch mit Elementen slavischer Stmme vermischt, doch zum Theil als unmittelbare Nachkommen der Hellenen zu betrachten sind, unter trkischem Joche. Alles Rechtsschutzes beraubt, sahen sie Frauen und Tchter, Hab' und Gut der rohen Gewalt preisgegeben, ohne da das Freiheitsstreben in ihnen erloschen wre. Die Geschichte erwhnt mancher Befreiungsversuche des unglcklichen Volkes, das, oft ein Opfer tuschender Ver-sprechungen und trgerischer Hlfe, seine Erhebungen stets unter schrecklichen Folgen scheitern sah, den Blick bald nach dem glaubensverwandten Rußland, bald nach dem in ver-jngter Kraft erstehenden Frankreich und seinem jugendlichen Helden Bonaparte gerichtet. Im letzten Jahrzehnt des vorigen Jahrhunderts fate der Kaufmann Rhigas, aus Pher in Thessalien gebrtig und in Bukarest ansssig, ein Freund der abendlndischen Literatur, den khnen Gedanken, sein unterdrcktes Vaterland vom trkischen Joche zu befreien. Seine Hoffnungen waren dabei auf Bonaparte gerichtet, in dem damals noch viele Zeitgenossen den Vorkmpfer der Freiheit erblickten. Rhigas begab sich nach Wien, um die dort wohnenden Griechen fr seinen Plan zu gewinnen, von da nach Trieft, um mit Bona-parte persnlich zu unterhandeln. Aber ein feiger Freund verrieth ihn der streichischen Regierung, die in Rhigas nur einen unruhigen Kopf" sah und ihn seinem rechtmigen Herrn", dem Sultan, auslieferte. In Belgrad erlitt Rhigas eine entsetzliche Todesstrafe: er wurde zwischen zwei Brettern Stacke, neueste Geschichte 3. Aufl. 4

3. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 1

1877 - Oldenburg : Stalling
Lrster Zeitraum. Die Zeit vom Wiener Eongre bis zur Julirevolntion. (1815-1830.) I. Der heilige Bund. Deutsche Zustnde. (1815-1830.) ^urch den Pariser Frieden (30. Mai 1814) schien endlich Europa nach langen Strmen wieder zur Ruhe gelangt zu sein. Es kam nun darauf an, die Verhltnisse und Grenzen der einzelnen Staaten neu zu bestimmen. Zu diesem Zwecke wurde am 1. Nov. 1814 zu Wien ein Congre erffnet, bei welchem sich die Kaiser von Oestreich und Rußland, die Könige von Preußen, Dnemark, Baiern und Wrtemberg persnlich, und auerdem die Abgeordneten aller anderen Mchte Europas einfanden. Da es galt, die zahllosen alten Ansprche und neuen Forderungen mit einander auszugleichen, so mute nothwendig ein Gewirre von Verwickelungen und einander durchkreuzenden Interessen zum Vorschein kommen. Was Deutschland insbesondere betraf, so dachte man zunchst an die Wiederherstellung eines deutschen Reiches, das, mchtig nach auen und frei im Innern', die ihm gebhrende Stellung unter den Hauptmchten Europas einnehmen knnte. Diesem Plane aber stand einerseits die Staatskunst der aus-wrtigen Mchte Europas, andrerseits die Eifersucht der deut-schen Staaten unter einander im Wege. England, Frankreich und Rußland hatten kein Interesse, ein Deutschland in dem Stacke, neueste Geschichte. 3. Aufl. 1

4. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 140

1877 - Oldenburg : Stalling
140 Inzwischen hatten sich im ganzen Lande Reformvereine gebildet, und die Parlamentsreform war zu einer allgemeinen Angelegenheit der Nation geworden. Da erhob sich im Unter-Hause am 1. Mrz 1831 Lord John Rssel und trug einen Gesetzentwurf vor, der von den Whigs mit strmischem Bei-fall aufgenommen wurde. Das Ministerium erklrte, mit der Reformbill stehen oder fallen zu wollen. Der Vorschlag war keineswegs radical, sondern nur darauf berechnet, die Mi-bruche und Ungerechtigkeiten der bestehenden Wahlordnung zu beseitigen. Die Aristokratie behielt noch immer das Ueber-gewicht, nur sollte dem gebildeten Mittelstande das Unterhaus trat (18461851). Seit 1848 begnstigte er fast berall die frei-sinnigen und nationalen Bestrebungen. Wegen seines khnes Ein-schreitens nannte ihn der liberale Roebuck Lord Fenerbrand", oder noch witziger das diplomatische Allerweltsschwefelholz," Als er wegen der Forderung eines jonischen Juden, also eines englischen Staats-brgers, an die griechische Regierung Athen mit einem Bombardement bedroht hatte, verhinderte er seinen Sturz durch eine fnfstndige Rede, die er mit den Worten: Civis Romanus sum" schlo, denn wie diese Worte einst auf der ganzen Erde Schutz gewhrten, so sollte auch jenem Inden die Hinweifnng auf sein englisches Brgerthum gleichen Schutz gewhren. Allgemeiner Beifall ward ihm zu Theil, und fein Gegner Robert Peel erklrte: Wir Alle sind stolz auf ihn!" Als er bereilt, wie ein Dictator, die Billigung des Staatsstreiches in Frankreich vom 2. Dec. 1851 aussprach (vgl. Xix.), ehe seine Regierung einen Beschlu gefat hatte, mute er aus dem Ministerium ausscheiden. Bald bernahm et das Ministerium des Innern, das er mit gleicher Gewandtheit wie frher das des Auswrtigen leitete (18521855). Im Krimkriege folgte er auf Aberdeen als Premier-Minister (1855 bis 1858) und rettete als solcher die Trkei (vgl. Xx.), wie er den Bund mit Frankreich bewahrte. Als er nach Orsini's Attentat auf Napo-leon Iii. (vgl. Xix.) das Asylrecht politischer Flchtlinge durch die Verschwrungsbill beschrnken wollte, mute er vor Derby zurcktreten-Aber der Rutionalfampf in Italien fhrte Palmerston von neuem an die Spitze (1859 1865), und et blieb Premier bis zu feinem Tode (18. October 1865). Whrend er fr Italien die hchste Sympathie zeigte, opferte et die Rechte Schleswig-Holsteins der ffentlichen Meu nung in England und dem Anbringen der Gromchte in der Londoner Eonfetenz (1852). Er bekmpfte den Aufstand in Indien (1857) und unternahm zweimal den Kampf gegen China (1856-1858 und 1860) und sicherte den Frieden während des amerikanischen Unionskrieges (vgl. Xxviii.)

5. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 147

1877 - Oldenburg : Stalling
- 147 Feindseligkeiten bten, wurde ein neuer Krieg Englands und Frankreichs nthig, um den Uebermuth und die Treulosigkeit des himmlischen Reichs der Mitte" noch schrfer zu zchtigen (1860). Die Verbndeten eroberten die Peiho-Forts und drangen bis Peking vor, wo die Franzosen den kaiserlichen Sommerpalast ausplnderten, und erzwangen einen Frieden, der das abgeschlossene Reich in den europischen Verkehr hineinzog. Japan hatte bereits 1854 seine Hfen den Eng-lndern und bald darauf auch anderen Nationen geffnet. Auch in Amerika, Afrika und Australien nahm das bri-tische Colonialwesen einen gnstigen Fortgang. Unter-Canada, dessen Bevlkerung zum groen Theil franzsischen Stammes ist, drohte mit Losreiung, wurde aber durch die den Cana-diern verliehene Verfassung von 1840 zur Ruhe gebracht. Im Caplande erweiterte sich die britische Herrschaft immer mehr und evangelische Missionsstationen sorgten fr die Ver-breitung des Christenthums. In Neuholland, Vandiemens-land erfreuen sich die britischen Colonien einer raschen Ent-Wickelung, nur tritt die Entdeckung der reichen Goldschtze den Fortschritten hherer Bildung strend in den Weg. Xiv. Die Trkei. Sultan Mahmud n. und Mehe-med Ali, Viceknig von Aegypten. Rulands Panslavismus. Antagonismus zwischen Rußland und England. Nach dem Frieden von Adrianopel (vgl. V.) hatte sich Sultan Mahmud Ii. die Aufgabe gestellt, das Heer nach europischer Weise zu organisiren und eine durchgreifendere Ordnung in allen Zweigen der Verwaltung einzufhren, in der Ueberzeugung, da ohne solche Reformen das trkische Reich seiner Auflsung unaufhaltsam entgegengehen msse. Zunchst galt es, die aufrhrerischen Albanesen und Bosnier, die ihm im Kriege gegen Rußland nur geringe Hlfe geleistet hatten, zu unterwerfen. Das gelang endlich seinem Gro-vezier Reschid Pascha, der eben so durch Schlauheit wie durch 10*

6. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 149

1877 - Oldenburg : Stalling
- 149 nommen (20. December). Ibrahim brachte seine Streitkrfte auf 100,000 Mann, der Weg nach Konstantinopel lag ihm offen. Whrend England und Frankreich den Sultan ohne Hlfe lieen, suchte Rußland aus der Bedrngni der Pforte seinen Vortheil zu ziehen. Kaiser Nicolaus bot dem Sultan seine Hlfe an, und dieser sah sich in die drckende Noth-wendigkeit persetzt, die russische Untersttzung gegen seinen siegreichen Vasallen in Anspruch zu nehmen. Bald schlug ein russisches Heer bei Skutari. an der kleinasiatischen Kste, sein Lager auf. England und Frankreich konnten diese Einmischung Rulands in die Angelegenheiten der Trkei nicht gleichgltig mit ansehen; der franzsische Botschafter machte den Sultan auf die Gefhrlichkeit der russischen Hlfe aufmerksam, der-sprach Frankreichs Beistand und bot dessen Vermittelung mit dem Viceknig an. Der Sultan, der sich nur mit uerstem Widerstreben Rußland hingegeben hatte, nahm diese Vorschlge an. Aber Mehemed Ali verlangte die Abtretung von ganz Syrien und lie die Drohungen Englands und Frankreichs unbeachtet, da keine Macht bereit stand, ihnen Nachdruck zu geben. Um nur Rulands Einflu bei Seite zu schieben,, wuten der franzsische und englische Botschafter, denen sich auch Bestreich anschlo, den Sultan zu dem Frieden von Kutajah zu bewegen (6. Mai 1833), durch den der Viceknig Syrien und das Gebiet von Adana in Kleinasien erhielt. Rußland zog nun freilich seine Truppen zurck, bewog aber den Sultan zum Vertrage von Unkiar-Skelessi (8. Juli 1833), dem zufolge die Pforte im Falle der Noth russische Hlse zu Wasser und zu Lande beanspruchen konnte, sich aber verpflichten mute, die Dardanellen allen fremden Kriegsschiffen zu verschlieen. Durch die Sperrung der Dardanellen wurde das schwarze Meer in einen russischen Binnensee verwandelt, und die Trkei den Angriffen Rulands Preis gegeben, das seit Peters I. Zeiten auf den Besitz Konstantinopels seine lsternen Blicke richtete. Indessen brannte Mahmud Ii. von Rachedurst gegen Mehemed Ali. Er suchte ihm in seinen neuen Erwerbungen Gegner zu erwecken, wozu dieser durch Steuerdruck und starke Aushebungen Veranlassung gab. Dagegen unterhielt Mehemed

7. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 151

1877 - Oldenburg : Stalling
- 151 trkischen Angelegenheit abzuschneiden. Sie erlieen daher unter Preuens Anschlu eine Collectivnote an die Pforte (27. Juli 1839), worin sie erklrten, die Entscheidung der orientalischen Frage selbst in die Hand nehmen zu wollen. Rußland, das den Viceknig nicht allzumchtig werden lassen wollte, und in der schwachen Pforte seine zuknftige Beute sah, trat dieser Erklrung nach einigem Bedenken bei. lieber die Art und Weise, wie das Verhltni zwischen dem Sultan und dem Viceknig zu ordnen sei, waren Eng-land und Frankreich verschiedener Meinung. Sie waren zwar darin einig, Rulands Uebergewicht im Oriente herabzudrcken, aber Frankreich suchte dieses Ziel dadurch zu erreichen, da der Viceknig im vollen Besitze seiner erworbenen Macht bliebe, wobei es selbst die Herrschaft auf dem Mittelmeere zu ge-Winnen hoffte; England, und mit ihm Bestreich, frchtete von einer Machterweiterung Mehemedali's eine zu groe Schwchung der Trkei, die dieses Reich endlich Rußland in die Arme werfen msse. Letzteres aber besorgte, an Mehemed Ali einst einen gefhrlichen Gegner zu haben. Da Frankreich auf seinen Ansichten beharrte, so traten die brigen Mchte, denen sich auch Preußen anschlo, zu dem Londoner Vertrag vom 15. Juli 1840 zusammen. worin Mehemed Ali die erb-liche Herrschaft von Aegypten, aber unter trkischer Ober-hoheit, und einen Theil Syriens auf Lebenszeit erhalten, die brigen Eroberungen aber nebst Kandia und der zu ihm bergegangenen trkischen Flotte an die Pforte zurckgeben sollte. Da sich der Viceknig diesen Beschlssen nicht unterwarf, so begannen die Feindseligkeiten der verbndeten Mchte. Zwar hatte der Londoner Vertrag im franzsischen Volke den tiefsten Ha gegen England erweckt und ein Krieg schien sev nein Ausbruche nahe, aber die Gromchte kannten Ludwig Philipps Friedensliebe und kmmerten sich nicht um die Stimmung der Franzosen. Eine englisch-streichische Flotte segelte nach der Kste Syriens; Acre wurde erstrmt. Alex-andria von dem englischen Commodore Rapier bombardirt, so da sich die Bevlkerung daselbst gegen den Viceknig erhob. Dieser mute sich jetzt zur Rumung von Syrien, Arabien und Kandia verstehen und mit dem erblichen

8. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 93

1877 - Oldenburg : Stalling
Zweiter Zeitraum. Von der Julirevolution bis ?ur Februarrevolution in Frankreich. (1830-1848.) Viii. Die Revolution in Belgien. Prinz Leopold von Sachfen-Kobnrg, König der Belgier. Die Julirevolution in Frankreich hatte die erste tiefe Bresche in das Werk des Wiener Congresses geschossen. Den Sto', mit dem sie die Staaten Europas durchzuckte, fhlte zunchst das angrenzende Knigreich der Niederlande. Um gegen Frankreich im Norden eine strkere Vormauer zu haben, hatte der Wiener Congre ohne Rcksicht auf die Wnsche und Gesinnungen der Bevlkerung die sdlichen Pro-vinzen, Belgien, mit den nrdlicheren, Holland, zu einem Knig-reiche der Niederlande unter Wilhelm I. von Oranien der-einigt. Aber dem neuen Staate fehlte alle historische, nationale und confessionelle Grundlage. Belgien hatte seit der Auflsung Burgunds immer zu einem der groen europischen Reiche, erst zu Spanien, dann zu Oestreich, zuletzt zu Frankreich gehrt; Holland hatte sich zur Republik erhoben und ein aus-gedehntes Colonialgebiet beherrscht. Die Vereinigung mit dem kleinen Holland erschien den Belgiern, die zwei Dritttheile der Bevlkerung ausmachten, als Demthigung. In Belgien

9. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 103

1877 - Oldenburg : Stalling
103 franzsisches Heer unter Marschall Gerard einrckte und die Citadelle von Antwerpen belagerte (Nov. 1832). Nachdem sich der tapfere General Chasse der einen Monat lang verteidigt hatte, bergab er am 23. December die Citadelle. Chasse und seine Besatzung wurden als Kriegsgefangene nach Frankreick gefhrt, daselbst aber mit groer Auszeichnung be-handelt. ' Doch Wilhelms Hartnckigkeit war noch nicht ber-wunden; erst als eine franzsisch-englische Flotte die hollndischen Ksten blofirte, und in Folge des groen Schadens, den die Blokade dem hollndischen Handel zufgte, auch dte Generalstaaten in den König drangen, gab dieser endlich nach, nahm die 24 Artikel an (4. Mrz 1838) und bewilligte die freie Schifffahrt auf der Scheide. Bald darauf legte der greife König die Krone zu Gunsten des Prinzen von Dranien nieder (7. Dct. 1840), der nun als König Wilhelm Ii. den hollndischen Thron beftieg.*) König Leopold I., ausgezeichnet durch alle Tugenden des Regenten und des Staatsmannes, hat unter den schwierigsten Zeiten die Unabhngigkeit Belgiens behauptet und die von ibm angenommene Verfassung mit gewissenhafter Treue be-obachtet. Durch Einsicht und Geschick wute er dem belgi-schen Handel und Kunftflei neue Quellen zu erffnen, so da sich das Land unter ihm in geistiger und materieller Hinsicht ungestrt entwickeln konnte. Obgleich Protestant, verstand er es doch, sich inmitten der heftigsten Kmpfe der Parteien *) Unter Wilhelm Ii., dem es gelang, ein gutes Verhltni mit Belgien herzustellen, verbesserten sich die hollndischen Finanzen, und auch die Nersassuugskmpfe fhrten zum Ziele, indem am 3. Nov. 1848 die neue Verfassung vollendet ward. Aber erst unter der folgenden Regierung Wilhelms Iii., der 1849 den Thron bestieg, kam die libe-rale Richtung zum Siege, als Thorbecke, der bedeutendste der liberalen Staatsmnner, durch eine Reihe von organischen Gesetzen das Land in einen befriedigenden Zustand versetzte Die katholische Bewegung der letzten Jahre erstreckte sich auch auf Holland, aber der Posten fr eine Gesandtschaft beim Papste fiel weg. Im April 1872 ward der Gedchtnitag der Losreiung Hollands von Spanien, die Einnahme von Briel durch die Meergeusen am 1. April 1572, durch ein Nationalfest begangen. In demselben Jahre starb Thorbecke, der seit 1871 wieder am Ruder stand.

10. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 196

1877 - Oldenburg : Stalling
196 einem neuen Abenteuer. Er kleidete einige fnfzig Leute in die Uniform der alten Kaisergarde, landete mit ihnen an der franzsischen Kste und zog in Boulogne ein (6. August 1840), wo er in einer Proclamation erklrte, da die Bourbons-Orleans aufgehrt htten zu regieren", der franzsischen Na-tion ihre alte'gre wieder verhie und eine provisorische Regierung ernannte. Als Symbol des Kaiserreichs lie er einen lebendigen Adler, den er mitgebracht, in die Luft steigen. Als aber die Zollsoldaten auf ihn eindrangen, warf er sich in das Boot, auf dem er gelandet war. Dieses schlug um, und er ward gefangen. Der Pairshof verurtheilte ihn zu lebenslnglichem Gefngni, das er zu Ham antrat, von wo er 1846 wieder nach England entfloh. Waren auch die bev den Attentate Ludwig Napoleons milungen, so haben doch die Ereignisse von Straburg und Boulogne seinen Namen vor Vergessenheit geschtzt und zu seiner nachmaligen Erhebung beigetragen. Wenn auch Ludwig Philipp den Belgiern gegen Holland krftige Hlfe leistete, so ist es doch besonders seine Haltung gegen das Ausland, welche die Julimonarchie bei der Nation verhat machte. Ludwig Philipp fhrte bisweilen gegen schwchere Staaten eine drohende Sprache, aber den Gro-mchten gegenber bewies er eine Schwche und Nachgiebigkeit, wie sie der Gre und Bedeutung Frankreichs keineswegs ent-sprach. Dazu kam noch, da seine Politik nach auen nicht einmal aufrichtig war. Er erregte in der liberalen Partei im Kirchenstaate, in den Polen, in der Partei der Constitutionellen in Spanien Hoffnungen auf franzsische Untersttzung und lie sie dann der Reihe nach im Stiche. Seine Politik in dem Kampfe der Pforte mit dem Viceknig von Aegypten mute der Nation vollends verchtlich erscheinen. Sein Ministerium begnstigte Anfangs eine Zeit lang die Sache Mehemed Aivs. Als sich nun die Gromchte zu Gunsten des Sultans erklr-ten und die Quadrupelallianz bildeten, durch welche Frankreich isolirt wurde, unternahm der Ministerprsident Thiers (seit Mrz 1840) gewaltige Rstungen und drohte mit einem An-griff auf den Rhein, so da in ganz Frankreich die grte
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