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1. Die Grundzüge der Geographie - S. 34

1904 - Braunschweig : Westermann
— 34 — die Weichsel (§ 16), die an den Vorbergen der Karpaten entspringt und von rechts her den Bug aufnimmt. Die Flüsse der Deutschen Tiefebene (§ 16) ergießen sich in die Ost- und Nordsee, die der Französischen zum Teil in den Kanal, nämlich die Seine mit der Marne, zum Teil in den Golf von Biscaya, nämlich die Loire und Garonne; durch das Südfranzösische Tiefland strömt zum Golf du Lion die Rhone; durch das Lombardische zum Adriatischen Meere der Po, beide aus dem Alpenland; zum Schwarzen Meere endlich die Donau, die mit ihrem oberen Laufe dem Deutschen Mittelgebirge (§ 11), mit ihrem mittleren der Ungarischen und ihrem unteren der Walachischen Tiefebene angehört. [Vergl. Diercke, Karte der Meeresgebiete.] § 27. Politisch zerfallt Europa in 26 selbständige Staatenbildungen, und zwar in 3 Kaiserreiche: Deutschland, Österreich, Rußland; ein Großsultanat: die Türkei; 13 Königreiche: Großbritannien und Irland, Italien, Spanien, Ungarn (mit seinen Nebenländern), Rumänien, Belgien, die Niederlande, Schweden, Norwegen, Dänemark, Portugal, Griechenland, Serbien; ein Großherzogtum: Luxemburg; 4 Fürstentümer: Bulgarien, Montenegro, Monaco, Liechtenstein; 4 Republiken: Frankreich, der Schweizer Bundesstaat, San Marino, Andorra. Von diesen sind die Länder der ungarischen Krone mit dem Kaiserreich Österreich zu einer konstitutionellen Monarchie und Norwegen und Schweden durch Personalunion verbunden. Im folgenden werden diese Staaten gruppenweise nach ihrer geographischen Lage zusammengestellt: 1. Mitteleuropa (Deutschland, die Niederlande, Luxemburg, Belgien, die Schweiz, Liechtenstein, Österreich-Ungarn). Ii. Osteuropa (Rußlandj. Iii. Nordeuropa (Schweden u. Norwegen, Dänemark). Iv. Nordwest- und Westeuropa (Großbritannien und Irland, Frankreich). V. Südeuropa (Spanien [Andorra] und Portugal, Italien [Monaco, San Marino], die Türkei, Bulgarien, Rumänien, Serbien, Montenegro und Griechenland). L Mitteleuropa. Das Königreich der Niederlande (Holland) (33000 qkm mit 5 */4 Mill. Einw.) § 28. umfaßt das Mündungsgebiet des Rheins, der Maas und Schelde und bildet die Fortsetzung der Norddeutschen Tiefebene; es grenzt an die Nordsee, die zu verschiedenen Malen

2. Die Grundzüge der Geographie - S. 60

1904 - Braunschweig : Westermann
— 60 — selbständiges Reich wieder ausschied. Könige aus dem Hause der Karolinger regierten bis 987, aus dem Hause der Capetinger bis 1328, aus dem Hause Valois bis 1589, aus dem Hause Bourbon bis 1830 und Orleans bis 1848. Unterbrochen wurde ihre Regierung durch die erste französische Republik von 1792 bis 1804 und das erste französische Kaiserreich unter Napoleon 1. von 1804 bis 1814. Von 1848 bis 1852 bestand die zweite Republik und von 1852 bis 1870 das zweite Kaiserreich unter Napoleon Iii. Seit dem Jahre 1870, in welchem Kaiser Napoleon Iii. in deutsche Gefangenschaft kam, besteht in Frankreich die dritte Republik mit einem auf jedesmal sieben Jahre gewählten Präsidenten an der Spitze. Es zerfällt, nachdem im Frankfurter Frieden 1871 das Elsaß und ein Teil von Lothringen an Deutschland abgetreten sind, gegenwärtig in sechsundachtzig Departements; doch werden nicht diese im folgenden aufgeführt, sondern die wichtigsten der alten historischen Landschaften und Provinzen. Im Inneren des Landes, nirgend an das Meer oder die Grenze stoßend, liegen: 1) Isle de France um Seine, Marne und Oise. Hier liegt in einem weiten Talkessel zu beiden Seiten der Seine Frankreichs tonangebende Hauptstadt Paris, mit fast 2 3/4 Mill. Eimv., durch zahlreiche, weit vorgeschobene Forts eine sehr starke Festung (Belagerung der Stadt durch die deutschen Heere vom September 1870 bis Ende Januar 1871), Versailles, früher Residenz der französischen Könige (hier im Schlosse Ludwigs Xiv. wurde am 18. Januar 1871 König Wilhelm von Preußen zum Deutschen Kaiser proklamiert); Festung Laon (Blüchers Sieg über Napoleon I., 1814), Soissons, St. Quentin an der Somme (Sieg der Deutschen am 18. und 19. Januar 1871). 2) Orleanais um die mittlere Loire. Orleans am nördlichsten Punkte der Loire (Jungfrau von Orleans 1429, zweimalige Besetzung durch die deutsche Armee 1870). 3) Touraine, weiter flußabwärts an der Loire, der Garten Frankreichs. Tours an der Loire, Angers, Le Mans (siegreiche Gefechte der Deutschen vom 6. bis 12. Januar 1871). 4) Auvergne mit Clermont (Kirchenversammlung 1095) und Limoges an der Vienne. Am Kanal liegen: 5) Picardie mit Artois und Franzos isch-Flandern um die Somme und Schelde. Lille, starke Festung (220 000 Eiuw.); Amiens an der Somme (Schlachten 1871), beide Städte mit bedeutender Industrie; Arras; Boulogne? Calais und Dünkirchen, befestigte Häfen und Badeorte.

3. Die Grundzüge der Geographie - S. 35

1904 - Braunschweig : Westermann
— 35 — in historischer Zeit tiefe Buchten in das niedere Marschland gerissen hat, so im dreizehnten Jahrhundert die Zuidersee (seuder) und den Dollart. Jetzt sind die Küsten durch Deiche geschützt, und das ganze Land ist von einem Netz von Kanälen durchzogen. Als Rest der ehemaligen Festlandsküste zieht sich längs der jetzigen der Bogen der Westfriesischen Inseln hin. Bald nachdem der Rhein Deutschland verlassen hat, spaltet er sich in zwei Arme, der linke heißt Waal, nimmt die Maas auf und mündet in mehreren Armen ins Meer; der rechte behält den Namen Rhein und entsendet zum Zuidersee die Ijssel (eißel), dann gabelt er sich nochmals in den Lek links, der mit der Waal in Verbindung tritt, und den Krummen Rhein rechts; von diesem zweigt sich die Vechte zum Zuidersee ab, der letzte spärliche Rest mündet als Alter Rhein in die Nordsee. Die Schelde teilt sich in die Mündungsarme der Oster- und Westerschelde. Moore finden sich vielfach im Lande — das größte ist das Bourtanger Moor an der Ostgrenze —, in den letzten Jahren hat indes die Besiedelung derselben sowie die Verbesserung des Bodens günstige Fortschritte gemacht. Die Niederländer (Holländer) sind Abkömmlinge der alten Friesen und zu drei Fünfteln protestantisch, zu zwei Fünfteln katholisch; sie betreiben Ackerbau und Viehzucht, vornehmlich aber Handel und Schiffahrt. Der Handel des Landes, im siebzehnten Jahrhundert der erste Europas und durch eine starke Seemacht gesichert, ist zwar zurückgegangen, #der immer noch bedeutend, namentlich als Zwischenhandel zwischen den Kolonien und den Staaten Europas. Im zehnten und elften Jahrhundert gehörten die Niederlande nebst Belgien zum Herzogtum Lothringen, später bildeten beide für sich allein das von Oberlothringen abgetrennte Herzogtum Niederlothringen; 1556 fielen sie nach der Thronentsagung Kaiser Karls V. an Philipp Ii. von Spanien. Die Niederlande,^ welche sich der Reformation angeschlossen hatten, sagten sich unter Wilhelm von Oranien von Spanien los (Utrechter Union 1579), errangen nach schweren Kämpfen ihre Unabhängigkeit, die aber erst im Westfälischen Frieden 1648 anerkannt würde, und gewannen einen ausgedehnten Kolonialbesitz auf den südöstlichen Inseln Asiens (§ 59); von 1810 bis 1815 waren sie Frankreich einverleibt. Hauptstadt und erste Handelsstadt ist Amsterdam (530000 Einw.), auf Pfählen erbaut und durch viele Kanäle (Grachten) zerschnitten; Haarlem, am jetzt ausgetrockneten Haarlemer Meer, ist durch seine Kultur von Blumenzwiebeln bekannt; Leyden am Alten Rhein mit altberühmter Universität; Haag (220000 Einw.), Residenzstadt, mit dem Seebade Scheveningen; Rotterdam an der Maas (340000 Einw.), zweitgrößte Handelsstadt 3*

4. Bd. 6 - S. 13

1846 - Braunschweig : Westermann
13 Summe der politischen Begebenheiten. leidenschaftlichste unter den späteren Kämpfen, welcher zwischen Ludwig dem Bai er und den hochfahrenden Päpsten seiner Zeit geführt ward, bietet mehr Aergernisse, selbst Lächerlichkeiten als Gräuel dar, und nach ihm, bei immer mehr veränderten Verhältnissen, ermangelte solcher Kriegsflamme der Stoff. Dagegen entzündeten sich desto heftiger und in weiteren Kreisen die bürger- lichen und politischen Fehden. Früher waren die kampflustigen Kräfte abgelenkt oder beschäftigt worden durch die Krcuzzüge: nachdem man das hei- lige Land aufgegeben, blieb die Hcimath der alleinige Tummelplaz. Daher, obschon Rudolf den Landfrieden verkündete und mit starkem Arme schirmte, kehrten nach ihm, unter theils schwachen, theils unglücklichen Kaisern die alten Schrecken der Befehdungen wieder. Ja, sie nahmen zu an Menge, wie an Bedeutung durch die mehr und mehr erstarkende Selbstständigkeit der Fürsten, zumal aber durch die neben einander feindselig aufstrebende Macht der großen Häuser Baiern, Luxemburg und Oestreich. Von denselben ward das erste durch Ludwig's Iv. unermüdcten Eifer an teutschen Ländern vor allen anderen reich, verlor aber bald nach ihm durch Theilungen, einheimischen Hader und äußeren Krieg seine Größe wieder; worauf Luxemburg, wel- ches schon früher Heinrich Vii. durch seine Kaiserwürde erhöhet, Johann, sein Sohn, aber durch Erwerbung Boheims und anderer Länder gestärkt hatte, mit Karl Iv. abermals und für mehr als zwei Menschenalter den Thron der Teutschen bestieg, denselben auch trefflich zu selbsteigcner Vergrö- ßerung, jedoch mit Hintansezung der Rcichsrcchte benüzte. Nach Karl's Iv. mehr schimmernder als kräftiger, Wcnzeslaw's thatloser und Sieges- mund's meist unglücklicher Regierung fielen alle Kronen, die der Leztc ge- tragen, sielen Ungarn, Bo heim und Teutsch land — jedoch das erste von den Türken bedräuet, die beiden anderen noch von den Streichen der Hussiten blutend — dem, früher angefeindeten, später durch Verschwäge- rung verbundenen, Hause Habsburg zu; und es begann mit Albrecht Ii. die bis zur neuesten Zeit fortgehende Reihe der östreichischen Kaiser. §. 8. Oestreichische Kaiser. Damals war die Kaiscrmacht so tief schon gesunken, die Rcichsgütcr und Einkünfte waren so vollständig zersplittert, das Reichsgebiet selbst durch Ver- lust der meisten ar ela tischen Länder an Frankreich, durch die Losreißung der Schweiz, durch Tilgung oder Vergessenheit der meisten Rechte über

5. Bd. 6 - S. 132

1846 - Braunschweig : Westermann
132 Drittes Kap. Spanische u. italische Geschichten. Laufgräben von Mirandola das Geschüz anordnete und über die Trümmer der Festungswerke seinen Truppen voran in die Stadt drang. Indessen waren die Schweizer dem Bunde gemäß über die Alpen in Mailand gebrochen. Mit ihnen war Maximillan Sforza, Moro's Sohn. Das Herzogthnm wurde erobert. Anna (von Bretagne), des Königs Ge- mahlin, hemmte aus Anhänglichkeit a» den Papst den Kriegseiscr der Fran- zosen. Auch Genua ging verloren. In solcher Bedrängnis; schloß Ludwig Friede mit Venedig, ja er erhielt dessen Allianz, da er jezt der Schwächere war. Auch mit Spanien schloß er Friede und überließ Ferdinand dem Katholischen das südliche Navarra, seines Alliirten Land. Doch um- sonst! Durch einen großen Sieg bei Nvvara (1313) entschieden die Schweizer die Verdrängung der Franzosen aus Italien. Maximilian Sforza aber bezahlte mit schwerem Gelde und kostbaren Ländern die Hilfeleistung seiner Freunde. Der Tod Julius U. (1513) hatte Ludwig keinen Vortheil gebracht. Sein Nachfolger Leo X. hegte gleiche Gesinnung. Die Allianz wider Frank- reich wurde erneuert; der König sah die Feinde im eigenen Lande. Bei Guinegate in den Niederlanden, in dem „Sporengefechte" (weil es mehr Verfolgung als Schlacht war), verloren die Franzosen wider Heinrich Viii. und Maximilian ein berühmtes Treffen und in dessen Folge Terouenne und Tournai. Die Schweizer aber sielen in Bur- gund ein und belagerten Dijon. Der Marschall de la Tremonille — derselbe, welcher den Ludwig Morus von den Schweizern erhandelt — ent- sezte jedoch die Stadt durch List und Geld. Ludwig erkannte die Nothwendigkeit des Friedens. Er erkaufte den- selben von England durch Abtretung Tonrnai's und Bezahlung einer Geldsumme (1514). Mit den übrigen Feinden wurde Waffenstillstand ge- schlossen gegen große Opfer. Bald darauf starb der König. Die Erneuerung des Krieges durch Ludwigs Nachfolger Franz I., des- selben glorreichen Sieg bei Marignano und dessen Folge, die Wiedcrerobe- rung Mailands, erzählen wir in der neue» Geschichte. Die Venetianer verhielten sich leidend bei diesem abermaligen Umschwünge. Von dem Kaiser Maximilian, welcher noch immer den ca mbray'scheu Krieg— wiewohl kraftlos — wider sie fortgesczt hatte, erhielten sie endlich Frieden (1516) gegen Entrichtung einer mäßigen Geldsumme.

6. Bd. 6 - S. 134

1846 - Braunschweig : Westermann
134 Viertes Kap. Der Norden und Osten. die Krone erhielt derselbe seine Freiheit wieder und starb (1373), der lczte Folkunger in Schweden. Sein Sohn, Hakonviii., regierte in Norwegen fort, hinterließ die- ses Reich sammt dem Anspruch auf Schweden seinem jungen Sohne, Olaf Iv. (1380), welchen schon früher (1375) auch die Dänen zum Könige ge- wählt hatten. Denn seine Mutter war Margaretha, Tochter Walde- mar's Iii., mit welchem der Mannsstamm des alten Königshauses erloschen (1375). Waldemar hatte mit Ruhm regiert (seit 1340), das durch innere Kriege seit fast hundert Jahren zerrüttete Reich beruhigt und die Dänen zur bürger- lichen Ordnung kräftig zurückgeführt, nicht minder die äußeren Verhältnisse glücklich und weise geordnet, die früher an Schweden verlorenen Provinzen Schonen, Holland und Blcckingcn wieder zum Reiche gebracht und einen schweren Kampf gegen die Hanseaten ehrenvoll geendet. Nach seiner Ab- sicht sollte Albrecht von Meklenburg, Sohn seiner älteren Tochter Jn- giaborg, Erbe des Reiches werden: aber die jüngere Tochter, Margaretha, erhielt für ihren Sohn Olaf die Anerkenntniß der Stände, und, als auch Olaf in der Blüthe seiner Jahre starb (1387), so sezte sie sich Selbst auf den Thron der beiden Reiche. §. 2. Königin Margaretha. Die kalmarische Union. Margaretha, welche man die nordische Semiramis genannt hat, war die erste Frau, welche in Skandinavien herrschte, eine Fürstin voll Geist und Muth, und begünstigt durch's Glück. Das Mißvergnügen der Stände in Schweden mit Albrecht's Regierung verschaffte ihr noch die dritte Krone. Der Reichsrath bot ihr dieselbe an, und Margaretha, in der Schlacht bei Falkjöping (1388), behauptete das Geschenk. Albrecht ward ge- fangen; seine Partei jedoch sezte den Widerstand fort. Auch hier gaben die Städte das Beispiel der Treue. Während Adel und Geistlichkeit den König, welchem sie geschworen, an Margaretha verriethen, ertrugen Stockholm und Kalmar Jahre lang die Schrecken des Krieges und des Hungers, und hielten durch solche Beharrlichkeit die Hoffnung von Albrecht's Freunden auf- recht. Zu Land und zur See wurde vielfältig und wechselvoll gestritten. Die Schiffe der Hanseaten und Meklenburg er, zumal die sogenannten Vi- talianer (Viktualien-Brüder, weil sie Lebensmittel in das belagerte

7. Bd. 6 - S. 16

1846 - Braunschweig : Westermann
16 Viertes Kap. Allgemeinste Gestalt der Welt. Aus vielen Ländern theils teutscher, theils französischer Zunge erwuchs durch eines Fürstenhauses Talent und Glück der mächtige Staat von Bur- gund. Hätte er sich befestigt, so wäre er eine wohlthätige Scheidewand ge- worden zwischen Frankreich und Teutschland. Aber mit Karl's des Kühnen selbstverschuldetem Untergange verlor Burgund die Aussicht der Selbstständigkeit, und fiel in das Loos von Oestreich. In Italien, wo mit dem Ansehen des Kaisers und des Papstes auch der lange Hader zwischen Gibellinen und Guelsen, welchem jenes Ur- sprung und Bedeutung gegeben, allmälig ermattete, dauerte in den einzelnen Ländern und Städten der wechselvolle Kamps um Freiheit oder Herrschaft fort, bis zulezt in den meisten Gemeinwesen die Fürstenmacht wieder auf- kam, und Mailand, Mantua, Modena, Savoyen, Montferrat und selbst das edle Florenz einzelnen Gebietern huldigten. Dagegen blüh- ten Venedig und Genna herrlich zur Macht von Königreichen auf, und würden noch herrlicher geblüht haben, hätten sie nicht in langwieriger Fehde gegen einander ihre besten Kräfte vergeudet, und hätte nicht, zumal in Ge- nua, die Wuth einheimischer Faktionen wider die Segnungen der Freiheit sich verschworen. Im Kirchenstaate befestigte sich, nach vorübergehender Unterbrechung durch eitlen Frciheitstraum, die weltliche Macht des Papstes; Neapel und Sicilien aber, lange Zeit unglücklich durch Trennung und innere Kriege, unglücklicher noch durch den Kampf ausländischer Bewerber, fielen endlich beide — Neapel zulezt und bluttriefend — unter spanische Herrschaft. §. 8. Frankreich. England. Spanien. Unter den westlichen Staaten war Frankreich — ob auch durch Gunst der Lage und der Natur und durch die früh gestärkte Gewalt seiner Könige mächtig — ciit volles Jahrhundert lang in schrecklicher Zerrüttung, theils durch den Unwerth seiner Fürsten, theils durch die Unbestimmtheit des Thronfolgegcsezes. Die Kö- nige von E n g l an d, schon früher über wichtige Provinzen Frankreichs herrschend, streckten ihre Hand aus nach der französischen Krone, welche ihnen, nach den glor- reichsten Siegen und fast vollbrachter Sache, das Verhängniß wieder entriß. Die Macht natürlicher Verhältnisse, wunderähnlich unterstüzt durch außerordent- liche Zufälle, errang den vollkommensten Triumph über die ungerechte Anma- ßung eines fremden Hauses und über den verblendeten Nationalstolz eines

8. Bd. 6 - S. 129

1846 - Braunschweig : Westermann
Von Italien. 129 liehen Formen begangen, doppelt schändlich, und daß bei Dosen keine Treue sey. Der unglückliche König von Neapel, Friedrich, durch Gewalt und Verrath gedrängt, ergab sich verzagend an Ludwig gegen das Versprechen eines Jahrgehaltes, und starb in Frankreich (1804). Aber nicht lange währte die Eintracht der Verbündeten. Der Gran Capitano — also wurde Fer- dinands tapferer Heerführer und Statthalter, Gonsalvo Hernández de Cord ova, genannt —, welcher durch Arglist nicht minder als durch Waffen seinem Herrn diente, erhob Streit wider die Franzosen und vertrieb sie schnell aus Neapel. Drei neue Heere, welche Ludwig nach Italien sandte, zwei andere, mit welchen er Spanien angriff, vermochten Nichts wider Fer- dinand's und seiner Feldherren Glück. Neapel blieb verloren. §. 18. Von Venedig. Nicht lange daraus eröffnete die Ligue von Cambrah (1808) eine Reihe verwickelter Kriegsscenen. Der Geist der Eroberung war einmal ent- fesselt; die Künste der Politik, wenn sie mitunter ihm Schranken seztcn, ver- liehen ihm häufiger eine willkommene Bemäntelung und wirksame Hilfe. Venedig, durch seinen Reichthum und seine Macht ein Gegenstand des Neides, durch seinen Stolz des Hasses der Könige, war das feindliche Ziel der Ligue. In wenig unterbrochenen Fortschritten hatte diese Republik durch Weisheit, Beharrlichkeit und Glück die Sphäre ihrer politischen Macht nicht minder als jene ihres Handels erweitert. Die gemeine Freiheit zwar war der Aristokratie erlegen; aber die Eklen, aus Klugheit, übten ihre Gewalt mit Milde, und cs mochte die innere Ruhe, in Vergleichung mit den Stürmen, welche vielfältig in demokratischen Staaten wütheten, als Ersaz für jene hö- here Freiheit gelten. Wir haben schon im vorigen Zeiträume*) das Empor- kommen Venedigs auf kriegerischen und friedlichen Wegen geschildert. Nach- dem es Genua, die lauge furchtbare Nebenbuhlerin, gedcmüthigt hatte, konnte um so erfolgreicher die Kraft auf Vergrößerung sich richten; und es ward auch noch im vierzehnten, dann im fünfzehnten Jahrhundert ein könig- liches Gebiet auf beiden Seiten des adriatischen Mccrcs gewonnen, welches der Republik blieb, als die entfernteren Besiznngen — meist durch die Tür- en — verloren gingen. Eine köstliche Erwerbung war daö Königreich Cy- *) S, B. V. s. 109. ¡Tann in tcv Handel-geschichte der beiden Zeiträume, v. Nütteck, allgcm. Geschichte. Vi. S

9. Bd. 7 - S. 20

1846 - Braunschweig : Westermann
20 Erstes Kap. Vorläufiger Ueberblick. zelnen Glieder. Unter den lcztcn waren mehrere, zumal die kurfürstlichen, aber auch einige fürstliche Hauser, selbst einzelne Stabte, mehr noch deren Bündnisse, von nicht unwichtiger politischer Bedeutung; vor allen aber war Oe streich durch die Erwerbung Burgunds emporgekommen, und glanzte fortan als große europäische Macht. Dasselbe Ocstrcich hatte durch die Vermählung des Prinzen Philipp mit der spanischen Johanna die Aussicht auf die erst kurz vorher vereinigten Reiche Kastilien und Aragouien, nebst Sicilicn und mit denselben auch auf Granada — die frische Kriegsbeute des katholischen Ferdinand — und auf das neu entdeckte Amerika, endlich auch auf Neapel und Na- varra erworben. Philipp» Erstgeborner, Karl, auf welchen, nach seines Vaters frühem Tode, so reiche Erbschaft siel, wäre schon als Monarch der spanischen Reiche, auch ohne die teutschc Kaiserkrone, der Mächtigste der Könige gewesen, wenn nicht die Zerstreuung seiner Länder und die vielen kon- stitutionellen Freiheiten derselben dem willkürlichen Gebrauche seiner Macht engere Grenzen gesezt hätten. Dagegen war Frankreich, seitdem cs von den langwierigen engli- schen Kriegen sich erholt, und seitdem des Königs Ludwig Xi. arglistige und grausame Politik die Macht der Großen gebeugt hatte, seitdem endlich durch glückliche Erwerbungen die wichtigsten Vasallcngüter (zumal alle welt- liche Pairschaften) mit der Krone waren vereinigt worden, als wohlverbun- dcne und dem fast unumschränkten Willen des Monarchen dienstbare National- masse übergcwaltig und allen Nachbaren furchtbar. Die natürliche und durch besondere Umstände noch vermehrte Rivalität zwischen Spanien und Frank- reich bedrohte Europa mit Kricgsvcrhccruug, der entscheidende Sieg des Einen aber mit Unterjochung. §. 2. Uebrige Reiche; insbesondere Portugal, England und Italien. Zu gleicher Zeit fing auch in den meisten übrigen Neichen der Keim großer Dinge sich zu entfalten an. Portugals goldene Zeit, unter Ema- nuel dem Großen, war angebrochen. Afrika's, Indiens, Brasi- liens Schäze strömten nach Lisboa. Europa bewunderte die portugiesische Kraft. In England erblühten, nachdem Heinrich Vii. den scbrecklichcn Kampf der weißen und rothen Rose durch deren Vereinigung endlich be-

10. Bd. 7 - S. 21

1846 - Braunschweig : Westermann
21 Allgemeine Weltlage. schrborcn, unter dessen kluger und sparsamer Verwaltung Wohlstand und po- litische Starke wieder. Heinrich Viii., nach seinen Hilfsmitteln und seiner Stellung, schien den größten Unternehmungen gewachsen. Von ihm zumal erwartete Europa die Erhaltung des Gleichgewichtes zwischen den beiden furcht- baren Rivalen, Spanien und Frankreich, demnach das allgemeine Heil. Die Staaten Italiens — nachdem bereits Sardinien, Sicilien und Neapel mit Spanien vereint, und die lombardischen Fluren der abwechselnden Strömung der französischen, schweizerischen, teutschen und spanischen Kriegsmacht preisgegeben waren — konnten nur noch in inniger, treuer Verbindung gegen das Ausland eine Möglichkeit der Rettung fin- den. Das System des Partikularismus behauptete sich jedoch durch die Selbstsucht und Engherzigkeit der Machthaber. Der Papst, welcher für den schlimmsten Fall noch auf den vatikanischen Donner sich verließ, übrigens ge- wöhnlich die Erhebung seiner Familie zum näheren Ziele hatte, befolgte meist in weltlichen Dingen eine unstäte Politik, so wie sie das Interesse, ja oft die Leidenschaft des Tages mit sich brachte; und verkaufte gerne seine Freund- schaft dem Meistbietenden. Venedig, einerseits durch kaufmännische Rück- sichten der großen Politik entfremdet, auch durch den neuen Gang des Welt- handels um seine kostbarsten Hilfsquellen gebracht, anderseits nach dem Geiste seiner Verfassung immer behutsam und mehr den Blick nach innen auf Er- haltung der Aristokratie, als nach außen auf die entfernteren Gefahren für das gcsammte Vaterland richtend, leistete der gemeinen Sache weit geringeren Beistand, als seiner Macht und Stellung geziemte. Genua aber, nach sei- ner Lage den Fremden weit zugänglicher und zugleich innerlich von Faktionen zerrissen, huldigte meistens dem Eroberer Mailands. Die übrigen Staaten, selbst Savoyen, vermochten vereinzelt Nichts, und verloren meist, wie Flo- renz, durch einheimische Gährung politische Bedeutung und Konsequenz. 8. 3. Italische und Türkenkriege. Daher geschah es, daß die Kriege in Italien, wiewohl sie für das Schick- sal der Nation, ja für die Bestimmung Europa's entscheidend wirken muß- ten, nur im Geiste gemeiner Kriege geführt wurden. Nicht ob Italien, ob Europa frei oder nnterthänig seyn sollten, war die Hauptfrage; son- dern: ob Franz oder ob Karl Gebieter von Mailand seyn, ob in Flo- renz die Republik bestehen, oder das Haus der Medicis herrschen solle; ja
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