Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Teil 3 - S. 116

1895 - Leipzig : Wunderlich
— 116 — 4. Elsaß-Lothringen hat wichtige Festungen. Eine der stärksten Festungen ist Metz. Metz hat nicht nur einen Gürtel von Erdwällen, Mauern und Gräben aufzuweisen, sondern ist auch in weitem Umkreise mit einer Kette von einzelnen kleinen Festungen oder Forts umgeben. In ganz ähnlicher Weise ist auch Straßburg befestigt. Zur sachlichen Besprechung. a. Welchen Zweck haben die starken Festungen des Reichs- landes? Sie sollen den Franzosen den Einfall ins deutsche Reich wehren, indem sie wichtige Straßen und Eisenbahnen versperren, auf denen die Franzosen leicht ins Innere Deutschlands dringen können. Die Straßen, die Straßburg schützt, kennen wir bereits. Nenne und zeige sie noch einmal! Welche Wege aber schützt Metz? (Die, welche von Frankreich aus durch Lothringen nach Mannheim, Mainz und Koblenz führen! — Moselstraße!) — Welchen Zweck hatten diese Festungen, als sie sich noch in den Händen der Franzosen befanden? (Sie sollten den Deutschen den Einmarsch in Frankreich erschweren und den Franzosen den Einsall in Deutschland erleichtern.) Freilich haben sie im letzten Kriege diesen Zweck nicht erfüllt. Inwiefern? — Wie hat man wohl dafür gesorgt, daß es uns in einem späteren Kriege mit unseren Festungen nicht ähnlich geht, wie es den Franzosen 1870 mit den ihrigen erging? (Verstärkung der Befestigungen.) b. Hatten denn die Deutschen ein Recht, Elsaß-Lothringen den Franzosen wegzunehmen? Gewiß? Die Franzosen hatten es ja erst stückweise von Deutschland losgerissen. Straßburg war von Ludwig Xiv. sogar mitten im Frieden geraubt worden. c. Was erinnert wohl noch hente in den Reichslanden an die französische Herrschaft? Noch heute reden viele Bewohner die französische Sprache. Dies ist besonders in Lothringen der Fall. „Dort erblicken wir auch in Kleidung und Lebensweise der Landbewohner noch viel französische Art. Die Männer tragen mit Vorliebe die blaue Bluse und die gezipfelte Mütze. Die Frauen schmücken sich gern mit der weißen Morgenhaube und einem hellen über die Brust gekreuzten Schultertuche. Die Wohnhäuser sind nicht sehr breit, aber von größerer Tiefe. Grüne Holzklappläden (Jalousien) schließen die kleinen Fenster. In der Haus- flur weitet sich ein Kamin nischensörmig aus, in dem ein kupferner Kessel an einer Kette über dem Feuer hängt. In der Wohnstube aber fehlt vielfach der Ofen, dessen trauliche Nähe der Deutsche so ungern vermißt." (Schreyer.) — Allerdings ist französische Sprache und französische Art in den Reichslanden in Abnahme begriffen. Wie erklärst du dir dies? (Schule, Kirche, Militär, Verwaltung.) b. 3tfl: Wie es am Sonntage, am Johannisfest und bei Hochzeitsfeierlichkeiten in den elsäßifchen Dörfern zugeht.

2. Europa in natürlichen Landschaftsgebieten - S. 56

1898 - Leipzig : Wunderlich
— 56 — Zonen vom Äquator bis zu den Polen. Nach den Polen, ebenso nach oben nimmt die Wärme der Luft ab. Warum? Folge? Die deutscheu Kalkalpen, Deutschld. S. 91, 92, 97 — Pyrenäen und Sa. Nevada.) Tiefebenen, Untiefen, Sandbänke, Wasserfälle, Stromschnellen, Deutsch!. 4. 6. 97) Untiefen n. f. w. sind der Schisfahrt Hinderlich (Flüsse Spa- niens, oberrheinische Tiefebene, oberdeutsche Hochebene). Binnen- und ozeanisches Klima (Spanien S. 48, Italien S. 43, Griechenland S. 19, 23. Ostsee.) Industrien (Bergbau, Südfrüchte und tropische Gewächse — In- dustrie-, Haseu-, Haupt-, Universitätsstädte, Eisenbahnknotenpunkte u. s. w. zusammenstellen. Frankreich. Ziel: Das Land unserer Nachbarn im Westen, ein reich gesegnetes Land. I. Namen für Land und Bewohner — das Frankenreich unter Karl dem Großen — Teilung im Vertrag zu Verduu — 870 kommt noch Lothringen an Deutschland. Wie vertragen sich nun die beiden Nach- barn? — Der König Heinrich Ii. von Frankreich nahm während des Schmalkald. Krieges die deutschen Reichsstädte Metz, Tonl, Verduu — der Raub Straßburgs und Die Verwüstung der Pfalz nnter Ludwig Xiv. — Zersplitterung der deutschen Einheit (Rheinbund — Frieden zu Preßburg) und Vernichtung der deutschen Macht (Ansterlitz und Jeua) durch Napoleon I. Napoleon Iii. wollte alle Länder des linken Rheinufers für Fraukreich gewinnen — der deutsch-französische Krieg. Vermutungen über die Ursachen dieser Feindseligkeiten? Die na- türlichen Grenzen bieten wenig Schutz zwischen beiden Reichen — Grenz- bestimmungen schwankend u. s. w. Inwiefern ein reich gesegnetes Land? Lage — fruchtbare Landschaften u. s. w. Wovon werden wir demnach zu sprechen haben? — A. Lage und Grenzen. B. Einzelne Landschaften. A. Lage uitb Größe, Grenzen und Gestalt. Ii, 1. Lage in Europa? Weltlage? — 43—51.° n. B. Ausdehnung nach Graden und Meilen von N nach S und von 0 nach W? Flächen- inhalt nach qkm? (Siehe Ausdehnung der Grenzen!) 549 909. Einwohnerzahl? 49 Mill. Wieviel Einwohner kommen auf 1 qkm. (Vergleich mit Deutschland.) Durchschnittsbreitengrade in Frankreich und Deutschland? Wieviel Breitengrade liegt Frank- reich im Durchschnitt südlicher? Folge fürs Klima?

3. Europa - S. 84

1897 - Leipzig : Wunderlich
Vierte methodische Einheit. 1. Frankreich im allgemeinen. ^ik!: Wir lernen heute das Land unseres Erbfeindes kennen, ein von der Natur begünstigtes Land. Der Unterricht schreitet sort an der Hand dreier Fragen: I. Inwiefern ist Frankreich das Land des Erbfeindes? Die Kinder weisen auf Grund des Geschichtsunterrichts nach, wie seit Jahrhunderten die Franzosen feindlichen Sinnes gewesen sind und nehmen da besonders Bezug aus Ludwig Xiv. (Verwüstung der Pfalz), auf Napoleon I. (Preußens Demütigung. — Freiheitskriege) und auf Napoleon Iii. (Krieg 1870/71. — Der 2. September. — Versailles. — Revancheschreier.) Ii. Was lehrt die Karte über dieses Land? A. Sie verschafft uns zunächst eine genaue Kenntnis von der Gestalt und von der Lage der Republik. Wir finden: Frankreich hat ungefähr die Gestalt eines Vierecks*). Man kann unterscheiden eine 1. Nord seit e. Sie liegt am Ärmelkanal, also an dem Meeres- teile, der Frankreich von England trennt. 2. Ostseite. Sie beginnt an der Straße zwischen Dover und Calais (spr. kalä) und reicht bis zum Mittelmeere. (Grenze gegen Bel- gien, Deutschland, die Schweiz und Italien.) 3. Südseite. Sie wird gebildet von einem Teile des Mittel- meeres, dem Golfe äu Lion, (spr. dü liöng) und den Pyrenäen. (Grenze gegen Spanien.) 4. Westseite. Sie liegt an einem Teile des atlantischen Ozeans, am Golse von Biscaya, der einen nach Westen offenen Bogen bildet. Zur sachlichen Besprechung. a. Wie mag der Meeresteil, der England und Frankreich trennt, zu dem Namen „Ärmelkanal" gekommen sein? — Sprich dich über das französische Ufer des Kanals noch genauer aus! (Zwei Buchten, eine *) In gehobenen Schulen kann es auch als Sechseck mit drei Küsten und drei festländischen Seiten aufgefaßt werden.

4. Europa - S. 96

1897 - Leipzig : Wunderlich
— 96 — b. Bei beiden Ländern treten Hochgebirge nur als Grenz- gebirge auf. (Die Alpen in Deutschland. — Die Alpen und die Py- reuäen in Frankreich.) c. Beide Länder besitzen zahlreiche Mittelgebirge. (Seven- nenzug in Frankreich. — Fichtelgebirge, Erzgebirge, Thüringer Wald u. s. w.) 4. Bewässerung. a. Beide Länder werden von Meeren bespült. (Allerdings ist das bei Deutschland nur im Norden, bei Frankreich aber im Norden, Süden und Westen der Fall.) b. Beide Länder haben große, schiffbare Ströme. In Frank- reich kann man 4 Hauptströme (Garonne, Loire, Seine und Rhone), in Deutschland 6 Hauptströme unterscheiden. (Rhein, Weser, Elbe, Oder, Weichsel, Donau.) c. Beide Länder verbinden ihre Flüsse durch Kanäle. (Bromberger Kanal. — Canal du midi.) Doch ist Frankreich viel reicher an Kanälen als Deutschland.) 5. Erwerbsquellen. Beide Länder haben ziemlich dieselben Erwerbsquellen (Nämlich?) Doch ist in Frankreich der Wein- und Obst- bau bedeutender, der Berg- und Waldbau dagegen geringer als in Deutschland. 6. Hauptstadt. Die Hauptstädte beider Läuder liegen am Unter- laufe eines Flusses, in der Ebene und nicht weit von dem die Nord- grenze bildenden Meere. Von beiden Orten gehen nach allen Seiten hin große Eisenbahnlinien. Die Lage der Stadt Paris ist aber günstiger als die der Stadt Berlin, da Paris durch einen großen Fluß mit dem Meere direkt verbunden ist. 7. Verfassung. Frankreich ist eine Republik (Präsident), Deutsch- land ein Kaiserreich. Derselbe Krieg, (1870/71) der das französische Kaiserreich (Napoleon Iii.) zertrümmerte, bewirkte die Gründung des deutschen Kaiserreichs. b. Ziel: Wir vergleichen heute die französischen Flüsse unter- einand er. Zunächst werden die Vergleichungspnnkte festgesetzt. (Quelle, Rich- tung, Nebenflüsse, Mündung, Länge.) Dann führen die Schüler mit Hilfe der Karte möglichst selbständig aus: 1. Quelle. Zwei der französischen Hauptflüsse kommen von Hoch- gebirgen. (Rhone, Garonne, zwei entströmen dem französischen Mittel- gebirgsland. (Loire und Seine.)

5. Europa - S. 229

1897 - Leipzig : Wunderlich
— 229 — 7. Handel. (Ausfuhr von Kaviar, Getreide, Hanf, Wolle, Leder und Häuten, Pelzwaren, Metallen.) Vergleich. a. 3ifl: Wir vergleichen heute Rußland und Spanien mit- einander. Dies kann geschehen in Bezug auf: 1. Lage. a. Beide Länder sind Grenzländer, und zwar bildet Rußland den äußersten Osten, Spanien (und Portugal) den äußersten Westen unseres Erdteils.) b. Beide Länder grenzen im Süden an ein Binnenmeer, dessen Ausgang sie nicht besitzen. Gibraltar befindet sich in den Händen der Engländer, Konstantinopel in dem Besitze der Türken. 2. Bevölkerungsdichte. Beide Länder haben eine geringe Bevölkerungsdichte. In Spanien kommen nur 34, in Rußland sogar nur 18 Einwohner auf 1 qkm. (In Sachsen dagegen!) 3. Bodenbeschaffenheit. a. Beide Länder besitzen Randgebirge. (Ural, Kaukasus, Jailagebirge — cantabrisches Randgebirge, Pyrenäen, Gebirge von Granada.) b. Beide Länder haben im Inneren Erhebungen. (Waldai- höhe, Bergufer der Wolga — Scheidegebirge.) Doch ist das Innere Rußlands Tiefebene, das Innere Spaniens dagegen meist Hochebene. 4. Bewässerung. a. Beide Länder haben große Ströme aufzuweisen, doch haben die Flüsse Spaniens mit Ausnahme des Ebros alle eine entschieden West- liche Richtung, während die Flüsse Rußlauds sich vom Innern aus strahlenförmig über das Land verbreiten. Außerdem ist hervorzuheben, daß die spanischen Flüsse wasserärmer und nicht so zur Schisfahrt geeignet sind, wie die russischen Ströme. b. Rußland ist reich, Spanien arm an großen Seen. 5. Klima. Beide Länder haben Kontinentalklima, doch liegt das bei Spanien daran, daß die Randgebirge den Seewinden den Eingang versperren, während es in Rußland daher kommt, daß das Innere zu weit von dem

6. Europa - S. 95

1897 - Leipzig : Wunderlich
— 95 — nehmen schmale Steige, manchmal bloß ein einziger, erhöhter Randstein ein, der sich die Häuser entlang zieht und auf dem zwei sich entgegen- kommende Fußgänger einander nicht ausweichen können. Der Boden ist zu jeder Jahreszeit und bei jedem Wetter feucht und kotig. Die Sonnen- strahlen fallen täglich nur eine ganz kurze Zeit in die engen Gassen und vermögen uicht, den Boden auszutrocknen. Die Häuser, die die Straßen einfassen, sind turmhoch, schmal und häßlich angestrichen. Das Erdgeschoß nehmen niedrige Läden ein, an die sich rückwärts ein dunkles Zimmer anschließt, das in vielen Fällen den Ladenbesitzern als Wohnung dient. Die Luft, ibie mau atmet, scheint aus unterirdischen Gefängnissen herge- holt zu sein, und das Tageslicht verirrt sich nur selten in diese Wohn- räume. (Nach Mauer.) Zusammenfassung und Einprüguug. Die Stadt Paris. 1. Die Größe der Stadt. 2. Die Straßen der Stadt (Boulevards — Vorstadtgassen.) 3. Die bedeutsamsten Bauwerke. 4. Bekannte Vergnügungsplätze. 5. Handel und Kunstgewerbe der Stadt. Vergleich. a. 3ifl: Wir vergleichen heute Deutschland und Frankreich mit einander. Dies kann geschehen in Bezug auf 1. Grenzen. Frankreich hat sicherere Grenzen als Deutschland; denn während Deutschland im Osten und Westen fast völlig offen ist, hat Frankreich nur einen Teil seiner Ostgrenze künstlich zu schützen. (Festungen!) ^ 2. Grüfte^ Frankreich und Deutschland sind ungefähr gleichgroß, doch hat Deutschland viel mehr Einwohner als Frankreich. 3. Bodengestaltung. Hinsichtlich der Bodengestaltung sind beide Länder mehrfach ähnlich. a. Bei beiden Ländern kann ein vorwiegend gebirgifcher und ein in der Hauptsache ebener Teil unterschieden werden, und zwar ist in Deutschland der Südwesten, in Frankreich der Südosten mit Gebirgsland ausgefüllt, während der Nordosten Deutschlands und der Nordwesten Frankreichs Flachland aufweist.

7. Europa - S. 99

1897 - Leipzig : Wunderlich
— 99 — Modewaren, Wein, Parfümerien. d. Einfuhrhandel: Seide, Wolle und Baumwolle. Vi. Ortschaften. 1. In Nord fr an kr eich. Paris, Versailles, Ronen, Havre, Calais, Lille. 2. In Südfrankreich. Nizza, Marseille, Toulouse. 3. In Ost frank reich. Sedan, Tonl, Verdnn, Belfort. 4. In Westfrankreich. Nantes, Bordeaux. 5. In Mittelfrankreich. Orleans, Lyon. Vii. Verfassung. Republik. Viii. Geschichtliche Erinnerungen. Karl der Große. — Die Jungfrau von Orleans. — Ludwig Xiv. (1689.) — Die französische Revolution. — Napoleon I. und die Freiheitskriege. — Napoleon Iii. und der Krieg von 1870/71. Anwendung. 1. Wende auf Frankreich folgende dir bekannte*) Sätze an: a. Das Meer verbindet uns mit fremden Erdteilen. b. Das Meer ermöglicht viele Erwerbszweige. c. Flüsse erleichtern den Verkehr. d. Die Gebirge haben Einfluß auf die Flüsse. e. Gebirge dienen als natürliche Grenzen. f. Gebirge erschweren das Vordringen feindlicher Heere. g. Viele Erwerbszweige knüpfen sich an den Boden. h. Dort, wo mehr hergestellt als gebraucht wird, entsteht Handel. 2. Weise nach, welchen Einfluß die Bodengestaltung Frankreichs auf die französischen Flüsse ausübt! 3. Woher mag es kommen, daß die Rhone sehr wasserreich ist und ein starkes Gefälle hat? 4. Woran erkennt man auf der Karte, daß die Seine ein sehr geringes Gefälle besitzt? (Windungen — Geringe Höhe des Plateau von Langres.) 5. Nenne die Flüsse, die nur mit einem Teile ihres Laufes Frankreich angehören! 6. Ans welchen Wasserwegen könnte ein Kahn Waren von Straßburg nach Paris bringen? 7. Woher kam es wohl, daß im Kriege 1870/71 Paris so- lange den Belagerern Widerstand leisten konnte? (Größe — Forts.) *) Vergl. Deutschland Ii., S. 145 ff. 7*

8. Praktisches Lehrbuch der Sächsischen Geschichte - S. 190

1907 - Leipzig : Wunderlich
— 190 — Sachsen, denn sie war der Grund, daß hauptsächlich Preußen und Rußland in ein feindliches Verhältnis zu Sachsen traten und 1815 am liebsten Sachsen ganz eingezogen hätten, wenn es nicht Österreich im Bunde mit England und Frankreich verhindert Hütten. Zu Frankreich ist Sachsen mehrfach teils in freundliche, teils in feindliche Beziehungen getreten. Solange Sachsen keine selbständige Politik trieb, so lange nahm es nur als Reichsstaat teil an den Feldzügen gegen den eroberungslustigen westlichen Nachbar. Zum ersten Male entschied sich Friedrich der Weise offen gegen Frankreich, als sich Franz I. nach Maximilians I. Tode nebst Karl I. von Spanien um die erledigte deutsche Kaiserkrone bewarb. Er lenkte die Wahl aus Maximilians Enkel und verschmähte das französische Geld. Kurfürst Moritz jedoch knüpfte freundliche Beziehungen zu Heinrich Ii. an; jemehr sich ihm die Notwendigkeit aufdrängte, allein gegen den Kaiser aufzutreten, destomehr ward er gezwungen, sich auf Frankreich zu stützen. Im Vertrage zu Lochau gewann er 1551 die Hilfe des westlichen Reiches, des großen Nebenbuhlers der Habsburger, indem er dem Könige Heinrich Ii. gestattete, die lothringischen Stifter Metz, Toul und Verdun zu besetzen und über sie das Reichsvikariat zu übernehmen. So sehr es uns auch als Deutsche von unserem jetzigen Standpunkte aus betrübt, ja beinahe verletzt, daß Moritz, einer der größten Wettiner, sich mit Frankreich gegen seinen Kaiser verband und das Reich zerstückeln hals, so müssen wir doch erwägen, daß Moritz durch die damaligen Zeitverhältnisse dazu gezwungen wurde. Die Stellung der Reichsfürsten zum Reichsoberhaupte war durchaus noch nicht fo gesichert und scharf umgrenzt als heute, vielmehr erlaubten sich viele Kaiser mancherlei Übergriffe und Verletzungen der gesetzlichen Bestimmungen und waren stets geneigt, ihre Macht zum Nachteile der Fürsten auszubeuten. Alle diese Verhältnisse und Zustände befanden sich noch in stetem Flusse und waren noch lange nicht festgelegt und vor gewaltsamen Abänderungen gefeit. Zum andern mußte Karl V. als ebenso undeutsch und reichsfeindlich gelten als Heinrich Ii. Zum dritten war es nichts Ungewöhnliches, wenn ein ausländischer Herrscher Deutscher Reichsfürst wurde. Zum vierten war damals das Vaterlandsgefühl noch nicht so geschärft und der deutsche Sinn noch nicht so ausgeprägt und verfeinert wie jetzt; zum letzten hatte eben Moritz seine Einwilligung nur dazu erteilt, daß Heinrich Ii. über die genannten Bistümer die Schirmvogtei ausübte, sie also nicht vom Reiche losriß und seinem Lande einverleibte. Daß dies in der Folge dennoch geschah, war nicht Moritzens Schuld. Vater August hingegen zog sich von Frankreich zurück und lehnte es beharrlich ab, sich in die französischen Religionsangelegenheiten zu mischen. Christian I. aber sandte dem Könige Heinrich Iv. zum Schutze der Hugenotten ein Hilssheer von 11000 Mann, das jedoch bald zurück-

9. Praktisches Lehrbuch der Sächsischen Geschichte - S. 191

1907 - Leipzig : Wunderlich
— 191 — kehrte, da es keinen Sold erhielt. Johann Georg I. weigerte sich gleich Vater August, Frankreichs Hilfe gegen den Kaiser in Anspruch zu nehmen; da nach dem Tode Gustav Adolss die Franzosen sich offen mit den Schweden verbanden, so bewog ihn dies noch mehr, sich wieder dem Kaiser zu nähern. Sein Sohn Johann Georg Ii. aber nahm zu Frankreich eine entschieden freundliche Stellung ein. Obgleich er sich anfangs dem Herkommen gemäß an Österreich anschloß, so ließ er sich dennoch später, durch französische Hilfsgelder gelockt, verleiten, mit Ludwig Xiv. ein enges Bündnis zu schließen, infolge dessen französische Truppen die Reichsacht an Erfurt vollstreckten. Trotzdem er dann im zweiten Raubkriege sein Heer gegen Ludwig Xiv. sandte, schloß er 1679 wieder einen neuen Vertrag mit ihm, dessen Spitze sich hauptsächlich gegen den großen Kurfürsten richtete. Johann Georg Iii. blieb sein ganzes Leben hindurch der abgesagteste und erbittertste Feind des klugen Ränkeschmiedes Ludwig. Schon 1681 schloß er mit Brandenburg ein Bündnis zur Abwehr von Frankreichs Übergriffen und beim Ausbruche des dritten Raubkrieges war er der erste Reichsfürst, der seine Heerscharen dem Erbfeinde persönlich eutgegensührte. Schon vorher hatte er erklärt, „man müsse eher das Äußerste wagen, als es zu einem gleisnerischen, schändlichen und verderblichen Frieden kommen zu lassen." Demgemäß wagte er Geld und Blut und erlitt in Tübingen den Tod fürs Vaterland. Sein Sohn Johann Georg Iv. kämpfte gleichfalls mit seinen Landeskindern gegen Frankreich. Friedrich August I. war zwar ein eifriger Nachahmer Ludwigs Xiv., aber trotzdem unterstützte er den Kaiser im spanischen Ersolgekriege gegen Frankreich mit einer Hilssmacht und beteiligte sich sogar selbst an einem Feldzuge in den Niederlanden, wo er der Belagerung von Lille beiwohnte. Friedrich August Ii. nahm zwar wegen Polens zuerst zu Ludwig Xiv. eine feindliche Stellung ein, da dieser den Mitbewerber Stanislaus Leszczinski unterstützte, aber dennoch stritt er im österreichischen Erbfolgekriege au Bayerns, Preußens und Frankreichs Seite gegen die Habsburger, dennoch ließ er sich später durch Brühl verleiten, an Frankreichs und Österreichs Seite seine Waffen gegen Preußen zu kehren. Friedrich August Iii. vermied aus Liebe zum Frieden anfangs jede feindliche Stellungnahme gegen Frankreich; erst als das Reich den Krieg an die französische Republik erklärte, schickte er sein Heer nach Westen, schloß aber 1796 mit Frankreich einen Neutralitätsvertrag, da sich Preußen schon vorher vom Kampfe zurückgezogen hatte. Erft im Vsahre^ 1806 nahm er wieder im Bunde mit Preußen teil an den Kämpfen gegen Napoleon, mußte aber nach der Niederlage von Jena und Auerstädt mit Napoleon 1806 zu Posen Frieden schließen und dem Rheinbünde beitreten. Zwar schenkte ihm Napoleon die Königskrone und das Herzogtum Warschau, aber gleichwohl gereichte gerade

10. Praktisches Lehrbuch der Sächsischen Geschichte - S. 192

1907 - Leipzig : Wunderlich
— 192 — ihm die Verbindung mit dem fremden Eroberer zu großem Nachteile, denn sie kostete nicht bloß dem Lande Tausende von treuen Söhnen und viele Millionen, sondern auch dem albertinischen Herrscherhause die große holz- und kornreiche Hälfte des angestammten Landes. Dies herbe Geschick mußte den edlen Herrscher um so tiefer beugen, als er sich nicht aus schnöder Gewinnsucht und verderblicher Vaterlandslosigkeit an den Korsen angeklammert, sondern nur dem eisernen Zwange der Notwendigkeit nachgegeben hatte; er war sogar 1813 der erste Rheinbundfürst gewesen, der die ersten Schritte getan, um das unnatürliche Verhältnis zu Napoleon zu lösen, der sich lange gesträubt hatte, ehe er sich wieder an ihn fettete. Darum begreift man seinen tiefen Groll gegen den Zerstückler seines Landes und seine bonapartistische Gesinnung, die er nach dem Frieden noch hegte. Noch einmal entschied Frankreichs Haltung Sachsens drohende Lage, nämlich im Jahre 1866, als es sich darum handelte, ob Sachsen seine Selbständigkeit und sein unversehrtes Gebiet behalten oder verlieren sollte. Da Napoleon Iii. mit Krieg drohte, schloß Bismarck rasch Frieden mit Österreich und sicherte Sachsen seinen vollen Besitzstand zu. Seitdem nimmt Sachsen feine selbständige Stellung mehr zum Auslande ein, sondern handelte nur noch als ein Glied des Norddeutschen Bundes, als welches es sogleich 1870 ohne Zaudern gegen Frankreich mobil machte, und vom Jahre 1871 an betätigt es sich als ein treues Glied des Deutschen Reiches. So ist Sachsens und der Wettiner Geschick mehrfach in wesentlicher Hinsicht von Frankreich bestimmt worden. Zu deutschen Staaten hat Sachsen natürlich sehr oft eine bestimmte Stellung einnehmen müssen, am wichtigsten und erfolgreichsten aber für unser Vaterland war die Haltung, welche seine Herrscher zu Preußen und Österreich einschlugen. Wie Sachsen in die Kämpfe zwischen Frankreich und den Habsburgern, so wurde es infolge seiner Lage in die zwischen den Hohenzollern und den Habsburgern hineingedrängt. Zwar sollten Meißen und Brandenburg gemeinsame sichere Bollwerke gegen die Slawen und Hochburgen für das Deutschtum bilden, aber schon frühzeitig entwickelte sich ein tiefer Gegensatz zwischen diesen beiden Marsen, da jede sich zu erweitern und die Vorherrschaft im Norden zu erringen trachtete. Schon unter den Assaniern entbrannten aus dieser natürlichen Nebenbuhlerschaft Mutige Kämpfe, und Friedrich der Freidige ward von Waldemar von Brandenburg vor Großenhain gefangen genommen und im Vertrage zu Tangermünde zum Verzicht auf die Niederlausitz gezwungen. Dennoch bildete diese fast immer den Zankapfel zwischen den Hohenzollern und Wettinern, wie z. B. zur Zeit des Bruderkrieges, wo es sich um den Pfandbesitz derselben handelte. Doch traten 1457 die Hohenzollern in die sächsisch - hessische Erbverbrüderung
   bis 10 von 312 weiter»  »»
312 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 312 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 252
1 273
2 133
3 286
4 498
5 1102
6 154
7 849
8 122
9 217
10 828
11 74
12 152
13 294
14 80
15 171
16 304
17 216
18 710
19 401
20 49
21 163
22 100
23 72
24 590
25 261
26 202
27 204
28 423
29 585
30 163
31 31
32 315
33 202
34 312
35 119
36 289
37 1489
38 943
39 422
40 183
41 221
42 43
43 140
44 124
45 1505
46 98
47 160
48 93
49 541

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 6
1 22
2 1
3 18
4 23
5 0
6 1
7 4
8 19
9 198
10 1
11 0
12 0
13 1
14 0
15 54
16 49
17 101
18 0
19 5
20 6
21 3
22 0
23 29
24 1
25 0
26 0
27 3
28 7
29 42
30 0
31 0
32 4
33 1
34 18
35 0
36 17
37 7
38 13
39 4
40 2
41 21
42 4
43 7
44 11
45 29
46 3
47 1
48 8
49 2
50 4
51 20
52 5
53 0
54 3
55 0
56 0
57 0
58 0
59 12
60 51
61 74
62 2
63 1
64 26
65 0
66 0
67 6
68 8
69 0
70 5
71 2
72 8
73 1
74 94
75 3
76 3
77 8
78 31
79 4
80 24
81 1
82 6
83 2
84 2
85 12
86 11
87 1
88 0
89 4
90 0
91 3
92 109
93 1
94 7
95 1
96 24
97 39
98 76
99 5

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 0
1 3
2 0
3 4
4 0
5 11
6 0
7 12
8 0
9 39
10 3
11 6
12 5
13 0
14 0
15 0
16 2
17 3
18 3
19 14
20 5
21 12
22 0
23 0
24 3
25 1
26 1
27 0
28 0
29 1
30 9
31 3
32 0
33 40
34 1
35 22
36 4
37 0
38 0
39 19
40 2
41 0
42 0
43 5
44 22
45 0
46 1
47 15
48 1
49 1
50 3
51 2
52 9
53 5
54 20
55 8
56 1
57 1
58 0
59 38
60 3
61 4
62 1
63 4
64 0
65 7
66 1
67 28
68 0
69 0
70 0
71 108
72 0
73 6
74 0
75 10
76 15
77 0
78 40
79 13
80 3
81 30
82 1
83 2
84 0
85 0
86 9
87 10
88 33
89 0
90 0
91 4
92 1
93 3
94 0
95 0
96 0
97 0
98 3
99 1
100 12
101 0
102 3
103 69
104 4
105 1
106 0
107 1
108 0
109 3
110 1
111 1
112 0
113 3
114 2
115 0
116 1
117 2
118 4
119 2
120 0
121 5
122 7
123 2
124 3
125 0
126 19
127 6
128 0
129 35
130 2
131 10
132 0
133 4
134 5
135 1
136 25
137 0
138 1
139 7
140 21
141 10
142 1
143 8
144 13
145 5
146 0
147 0
148 13
149 0
150 13
151 11
152 2
153 8
154 0
155 18
156 11
157 9
158 0
159 3
160 0
161 0
162 0
163 0
164 0
165 2
166 7
167 0
168 0
169 2
170 7
171 0
172 1
173 6
174 10
175 12
176 111
177 29
178 0
179 0
180 0
181 0
182 62
183 54
184 8
185 0
186 8
187 0
188 10
189 0
190 0
191 2
192 0
193 6
194 0
195 0
196 1
197 10
198 7
199 1