254. Napoleon.
Im I. 1789 Ausbruch der französischen Revolution. S. S. 538.
Der französische Qbergencral Napoleon Bonapartc (geb. 1768
auf Corsita) führt die Franzosen in Italien von Sieg zu Sieg.
stiftet daselbst eine neue Republik, verwandelt auch den Kirchenstaat
nach Gcfangcnnchmung des Papstes in eine römische Republik,
die Schweiz in eine helvetische, und verlangt die Abtretung deö
linken Rheinufers.
1798 sendet Frankreich Napoleon nach Egypten; cs wird fast
ganz erobert; aber Italien während dessen wieder verloren. Na-
poleon kehrt zurück, errichtet in Frankreich die Consularregicrung.
schickt ein Heer unter Moreau nach Deutschland, und während dieser
siegreich bis Wien vordringt, geht er selbst über die Alpen, erobert
Italien wieder und erzwingt im Frieden zu Lüncv ille die Abtretung
des linken Rheinufers, die Anerkennung der bisher geschaffenen
Republiken und die Umbildung Toökana's in das Könige. Etrurien.
1801 stellt Bonapartc als erster Eonsul durch einen Vertrag
mit dem Papste die römische Kirche in Frankreich wieder her, und
läßt sich 1804 unter dem Namen Napoleon zum erblichen Kaiser
der Franzosen erklären und vom Papste Pius Vii. salben. —
Darauf verwandelt er die italienische Rcpnblick in das Königreich
Italien und vereinigt einen andern Theil Jtalicn's mit Frankreich.
Napoleon, mit Baiern, Baden und Würtcmbcrg verbündet, dringt rasch
in Deutschland ein und nöthigt durch die Besetzung Wien's und durch
die Schlacht bei Austerlitz Österreich zum Frieden und zur Abtretung
bedeutender Ländcnheile, so wie zur Anerkennung der an Baiern und
Würtcmbcrg verliehenen Königswürde. Neapel gibt er seinem Bru-
der Joseph, macht Holland zu einem Königreich für seinen Bruder
Ludwig, und seinen Stiefsohn Eugen Beauharnois zum Vice-
konig von Italien. —
Um Deutschland allmälig zu unterjochen, ersann er die Stiftung
des Rheinbundes (von 16 deutschen Fürsten) unter seinem Protcc-
torate, und bewirkte dadurch die Auflösung des fast tausendjäh-
rigen römisch-dcutschen Reiches. Die Kriegserklärung Preußcn's,
das von Napoleon schmählich verletzt worden » gab ihm hierauf Gele-
genheit zur weitern Verfolgung seiner Weltherrscherplane. Die für
Preußen so unglückliche Schlacht bei Jena (1806) führte zur Be-
setzung Berlin's. und die Schlacht bei Friedland (1807) zum Frie-
den von Tilsit, in welchem Friedrich Wilhelm Iii. sein halbes Kö-
nigreich verlor. Andere Ergebnisse dieses preuß. Krieges waren die
Bildung des Königreichs We ftp ha len aus hessischen, braunschweigi-
schen, hannöverschen und preuß. Ländern für seinen Bruder Hierony-
mus, der Beitritt Sachsen's zum Rheinbund und seine Erhebung
zum Königreich, so wie die Bildung eines Herzogth umö Warschau
für Sachsen.
Da während dieses Krieges England durch Nelson's Sccsieg bei
Trafalger die sranz. und spanische Seemacht vernichtet hatte, schloß
Napoleon die Engländer mit ihrem Handel vom Fcstlandc aus und
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleon Napoleon Bonapartc Napoleon Napoleon Joseph Ludwig Ludwig Eugen_Beauharnois Eugen Napoleon Friedrich_Wilhelm_Iii Friedrich Wilhelm Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Italien Rheinufers Frankreich Italien Frankreich Deutschland Wien Italien Rheinufers Etrurien Frankreich Italien Frankreich Baden Deutschland Baiern Neapel Holland Italien Deutschland Jena Friedland Tilsit Rheinbund Warschau Sachsen England
614
zwang fast alle europäischen Staaten, diesem sog. Contincntalsystem
beizutreten, wogegen England sich durch Beschießung Kopenhagens der
dänischen Flotte bemächtigte (1808.) Im weiteren Verlaufe des Krie-
ges wird der schweb. König Gustav Iv.wasa entthront, und der franz.
Marschall Bernadette (Karl Johann) auf den schwedischen Thron
erhoben. Darauf stürzt Napoleon das Haus B rag an za in Portugal
und die Bourbonen in Spanien und gibt letzteres seinem Bruder
Joseph, der dafür Neapel an Mürat abtreten mußte. Deßhalb
erfolgte ein allgemeiner Ausstand der Halbinsel: Napoleon
mußte Portugal den Engländern und nach einigen Siegen über die
Spanier den Kampf seinem Bruder überlassen, um in Deutschland einem
Angriffe Österreichs zu begegnen, das ihm 1809 den Krieg er-
klärte. Noch in demselben Jahre entschied er diesen Krieg durch den
Sieg bei Wagram, und im Frieden von Wien mußte Österreich
aufs neue einen großen Theil seiner Besitzungen abtreten.
Die hierauf erfolgte Vermählung Napolcon's mit Marie Luise,
der Tochter des Kaisers von Österreich, die ihm 181t einen Sohn ge-
bar, den er in der Wiege zum König von 3t om ernannte, so wie
die zwischen 1808 und 1810 von ihm bewirkte Verschmelzung mehrerer
—- auch deutscher — Staaten und der Hansestädte mit Frankreich und
die mittelbare Abhängigkeit der meisten Staaten Europa's von ihm —
bezeichnet den Gipfel von Napoleon's Macht, von dem ihn herabzudrin-
gcn Niemandem aufbehalten war, als seiner eigenen Herrschsucht.
Von der Herrschaft angereizt, gedacht' er im 1.1812 sich nun auch
Rußland zu unterwerfen, dessen Beherrscher Alexander sich von dem
Eontinentalspstem losgesagt und die 3taumung Preußcn's von ihm ver-
langt hatte.
Alle ihm unmittelbar und mittelbar pflichtigen Länder des Festland's
(mit Ausnahme Schwcdcn's) mußten ihm Dienste leisten, und so brach
er mit weit über einer halben Million von Kriegern in das russische
Reich ein, drang durch die blutige Schlacht an der Moskava bis
ui das Herz desselben vor, und schien durch die Besetzung Moskau's
schon Herr des Czaarcnrcichs zu sein. Da wand sich's: Dev Brand
von Moskau, das die Russen selber anzünden, zwingt Napoleon zum
verderblichen Rückzug, aus welchem Hunger, Frost und Femdesschwert
sein ganzes Heer vernichten.
Denn auch Preußen hatte sich bereits zu dem Feinde geschlagen;
Friedrich Wilhelm Hi. rief nun sein Volk auf, und das Jahr 1813
sah ganz Dcutschland'ö begeisterte Erhebung und endliche
Befreiung.
Anfangs zwar, von einem neuen Heere aus Frankreich unterstützt,
erzwang Napoleon einen Waffenstillstand mit den Verbündeten; aber
nach Ablauf desselben führte der Beitritt Schwcden's und Österreichs,
sowie bald darauf Baiern's die dreitägige Schlacht bei Leipzig
(den 16. —18. Oct.) herbei, welche Frankreich's Herrschaft über
Deutschland mit Einem Male vernichtete. Die Flucht Napo-
lcon's über den Rhein, die Auflösung des Rheinbundes, die Rückkehr
der vertriebenen Fürsten in ihre Länder und die Befreiung Holland's
waren die nächsten Folgen jener denkwürdigen Völkerschlacht.
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Extrahierte Personennamen: Gustav Bernadette_(Karl_Johann Karl Johann Napoleon Joseph Napoleon Marie_Luise Alexander Alexander Napoleon Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: England Portugal Spanien Neapel Portugal Deutschland Wien Frankreich Moskava Moskau Frankreich Leipzig Deutschland Rhein
Unterdessen waren auch in Spanien die französischen Heere von
den mit den Spaniern verbündeten Engländern allmälich besiegt und
vertrieben worden, und bereits stand Wellington nach seinem Siegc
bei Vlttor ia in Frankrcich's Grenzen, als auch die Heere der Ver-
bündeten 1814 unter Blücher über den Rhein in Frankreich eindran-
gen. Ihrem siegreichen Einzüge in Paris folgte die Absetzung
Napoleon's. die Verweisung desselben nach Elba. die Wiederein-
setznng der Bourbonen und die Zurückfuhrung Frankreich's
auf die Grenzen von 1792.
Während aber die Monarchen in Wien Enropa's Angelegenheiten
zu ordnen beschäftigt waren, verließ Napoleon heimlich Elba und trat
plötzlich wieder in Frankreich ans, wo das ihm mit Begeisterung zu-
fallende Heer ihm die schnelle Wiederherstellung des Kaiserthums mög-
lich machte. Doch von den europäischen Mächten in die Acht erklärt,
erlag er nach hundert Tagen der wieder über den Rhein rückenden
Heeren der Verbündeten in der Schlacht bei Waterloo — 1815 —
so gänzlich, daß er allen seinen Ansprüchen auf Frankreich entsagen und
— da er, an der Flucht nach Amerika von den Engländern verhindert,
England's Schutz suchte — als Enropa's Gefangener auf St. Helena
mitten im atlantischen Ocean nach Ljähriger Seclenpein sein Leben
verhauchen mußte. Thcilnehmer seiner letzten Trauerjahre war der
General Bertrand. 1841 holten die Franzosen seine Gebeine nach
Paris.
Durch den zweiten Pariser Frieden wurde Frankreich auf
die Grenzen von 1790 beschränkt und das Königthum der Bour-
bonen (unter Ludwig Xviii.) wieder hergestellt; durch die Wiener
Eongreßactc aber wurde Österreich durch Jllprien, Dalmatien,
die Lombardei, Tyrol und Salzburg. — Preußen durch die Provinzen
Niederrhein, Wcstphalen, Sachsen und Posen, — Hannover (das
zum Königreich erhoben wurde), Daicrn, die beiden Hessen und
Weimar durch verschiedene andere Gebietsthcile vergrößert; Frank-
furt, Hamburg, Bremen und Lübeck zu freien Städten erhoben; —
sämmtliche deutsche Staaten zu dem deutschen Bunde vereinigt,
der die äußere und innere Sicherheit Dcutschland's als eines Ganzen,
gegenüber den andern europäischen Staaten, zum Zwecke hat; — im Übri-
gen an Rußland der größte Theil des Herzogth. Warschau als
ein Königreich Polen überlassen; Belgien und Holland zu einem
Königreiche erhoben; Norwegen mit Schweden vereinigt; der
Schweiz drei neue Cantone und beständige Neutralität zugesprochen,
und den Engländern der Besitz von Malta und Helgoland und
mehrerer franz. und holländ. Colouicn bestätigt.
255. Schill.
(1809, am 9. Slpril.)
Es zog aus Berlin ein tapferer Held,
Er führte sechshundert Reiter in's Feld,
Sechshundert Reiter mit redlichem Muth,
Die dürsteten alle Jranzosenbiut.
Ävck 3jcií0í
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t Sick /1371) (ff
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Helena Bertrand Ludwig_Xviii Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Spanien Wellington Frankrcich's Rhein Frankreich Paris Elba Wien Elba Frankreich Rhein Frankreich Amerika Ljähriger_Seclenpein Paris Frankreich Dalmatien Tyrol Salzburg Sachsen Posen Hannover Hessen Weimar Hamburg Bremen Warschau Holland Malta Helgoland Berlin
227
griff, wenn nicht aller, so doch vieler der übrigen Mächte
widerstehen zu können, wie Russland, Oestreich, England,
Frankreich, Preussen. Unser Vaterland diesen Reichen in der
angegebenen Weise beizählen wollen, wäre lächerlich, und
dennoch enthält die Ueberschrift volle Wahrheit. Es giebt
eine Welt vertheilt in und über alle Reiche dieser Welt, ver-
änderlich wie Alles hienieden, aber dennoch weit beständiger,
weit sicherer und unaufhaltsamer zur höchsten Vollendung
vorwärts schreitend, als die äussere Gewalt und Macht die
den König- und Kaiserreichen Anspruch auf den Namen
Grossmächte giebt; es ist die Welt der Wissenschaft
und Kunst. In der aber nimmt unser, nennen wir es ver-
glichen mit den Grossmächten, gern kleines Vaterland einen
sehr hohen, in diesem Jahrhundert den selbständigsten
Rang ein: es hat einen Thorwaldsen als Bildhauer,
dem nur die grossen Meister des Alterthums die Palme streitig
zu machen vermögen; einen Oehlenschläger als Dichter,
der würdig den vierten Hauptsitz [neben den drei Heroen der
Poesie: Shakespeare, Byron und Göthe einnehmen kann, und
einen Oerstedt als Physiker, der in dieser Schöpfungs-
periode dem Ewigen am Nächsten gekommen ist durch die
Entdeckung des Electromagnetismus, da er dadurch den
Unterschied zwischen Zeit und Raum aufgehoben hat.
11. Hans Christian Oerstedt und
die Telegraphie.
a.
Unser Oerstedt ist der Bruder des 75jährigen ehrwürdigen
ersten Ministers im Rathe unsers Königs, ein Jahr (1777)
früher geboren und 1851 gestorben. Söhne des Apothekers
in der kleinen Stadt Rudkjöbing auf Langeland. Oerstedt
bezog 1794 die Universität zu Kopenhagen, wurde 1799
Doctor der Philosophie und 1800 pharmaceutischer Adjunct
der medicinischen Facultät. Nachdem er eine dreijährige
Reise durch Deutschland, Holland und Frankreich gemacht,
sich durch Entdeckung mehrerer interessanter Erscheinungen
im Gebiete der Physik bekannt gemacht, und stark besuchte
15 *
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296
deutsche Predigt halfen nach, darum schmälerten die letzten 5v
Jahre das dänische Sprachgebiet in Schleswig mehr als die vor-
hergehenden 500 Jahre. Jetzt erstreckt stch ein Sprachgürtel
längs der Schlei und von da in schräger Linie zwischen Husum
und Tondern zur Westsee, der an der Schlei in Meilenbreite und
darüber mehr plattdeutsch als plattdanisch, in der Mitte, auf des
Landes magerm Rücken, mehr plattdänisch als plattdeutsch, und im
Westen plattdänisch und sristsch enthält. Die fristsche Sprache
ist größentheils Volkssprache in der Wieding- und Böcking-Harde
des Amtes Tondern, auf den Inseln Fohr und Sylt, theilweise
auch noch siidlicher in einigen Kirckffpiclen der Aemter Bredstedt
und Husum.
(Als Aufsatzthema zwei Vergleichungen: 1) Graf Gerhard
der Große und Napoleon I. 2) Dänemark in seiner tiefsten Er-
niedrigung von 1320 bis 1340, und Deutschland in seiner tiefsten
Erniedrigung von 1805 bis 1813.)
42. Das Treffen bei Sehestedt.
Im Jahre 1813 machten die Großmächte unserm Vaterlandc
den Vorschlag, seine Waffen gegen Frankreich zu richten und
Norwegen an Schweden abzutreten. Eine so ungerechte Forde-
rung ließ keine Wahl: zum zweiten Male wurde es genöthigt
sich Napoleon in die Arme zu werfen und dadurch an dem
Kampfe gegen das ganze Europa Theil zu nehmen. Napoleons
Glücksstern war in Rußland untergegangen, und nachdem er in
der Schlacht bei Leipzig (am 18. Octbr. 1813) besiegt worden,
drang ein vereinigtes Heer von Russell, Deutschen und Schweden,
80,000 Mann stark, unter der Anführung des schwedischen Thron-
folgers, in Holstein ein. Einer so ungehenren Masse krieggewohnter
Truppen zu widerstehen war unserm an Zahl weit geringeren
Heere unmöglich; doch es kämpfte mit einer Tapferkeit, die den
Feinden Achtung einflößte. Unter beständigen Gefechten, worunter
besonders das Treffen bei Bornhöved (7. Decbr. 1813) hitzig und
blutig war, zog es sich gegen die Eider hinauf. Während der
größte Theil unseres Heeres im östlichen Holstein kämpfte, gelang
es einer aus Kosaken bestehenden Abtheilung des feindlichen Heeres
nach Westen vorzudringen und bei Friedrichstadt über die Eider
zu gehen, worauf sie sich im Herzogthum Schleswig nach beiden
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Extrahierte Personennamen: Napoleon_I. Napoleon Napoleons Russell
Extrahierte Ortsnamen: Schleswig Husum Westsee Wieding- Bredstedt Husum Deutschland Frankreich Norwegen Schweden Europa Napoleons Leipzig Schweden Holstein Holstein
1
332
Zur See waren die Unsern noch glücklicher als zu Lande.
Hvitfeldt's Heldentod in der Kjöger Bucht 17] 0, Admiral Gabel's
glänzender Sieg bei Fehmarn 1715 und Tordenffjold's Schlacht
im Hafen von Dynekile und die Einnahme der fast unüberwind-
lichen Klippenfeste Karlstein fallen in diesen Krieg. (S. „Die
Seehelden")' 2m November 1714 kam Karlxii. aus der Türkei
in Stralsund an, nachdem er den Weg durch Ungarn rmd Deutsch-
land als sein eigener Kourier zu Pferde unter dem Names Karl
Frisch zurückgelegt hatte. Seine Znrückkunft veranlaßte, daß
ein festeres Bündniß zwischen Dänemark, Polen und Rußland
geschlossen ward, dem jetzt auch Preußen, Hannover und Eng-
land beitraten. Bei dieser Gelegenheit erkaufte der Kurfürst
Georg von Hannover, der nachmals König von England ward,
für acht Tonnen Goldes die Fürstenthümer Bremen und Ver-
den, die Dänemark von Schweden erobert hatte. Als Karlxii.
sich in Stralsund, welches von den vereinigten Mächten hart be-
lagert wurde, nicht länger halten konnte, begab er sich im De-
cember 1715 nach Schweden, um von dort aus in Dänemark
und Norwegen einzufallen. Gleichzeitig unterhandelte er durch den
schlauen Grafen Görz mit Peter dem Großen über den Frieden,
der Dänemark zerstückeln und ihm seine deutschen Provinzen wiederge-
den sollte. Doch diese Unterhandlung scheiterte, als Karl Xii.
bei einem neuen Einfall in Norwegen vor Friederichshall, I I. De-
cember 1718, fiel. Die neue Regierung in Schweden wünschte
den Frieden, der durch englische und französische Vermittelung am
3. Juli 1720 zu Friedrichsburg zu Stande kam, und durch den
der elfjährige Krieg zu einem für das Vaterland
ehrenvollen und glücklichen Ende gebracht wurde.
Denn außer den von Hannover erhaltenen 8 Tonnen Goldes, be-
zahlte Schweden noch 900,000 Rthlr. an Kriegskosten und ent-
sagte der Zollfreiheit im Sunde, in deren Besitz es seit 1645 ge-
wesen war.
Der größte Vortheil des Krieges war indessen die Erwer-
bung des herzoglichen Antheils von Schleswig. Schweden ver-
pflichtete sich, nicht mehr den früheren holstein-gottorser Herzog
zu unterstützen, England und Frankreich gewährleisteten Däne-
mark den beständigen Besitz des herzoglich gottorfer Antheils vom
Herzogthum Schleswig. In Folge dieser Friedensbedingungen
l
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Extrahierte Personennamen: Karl
Frisch Karl Georg_von_Hannover Karlxii Peter Karl_Xii Karl
Extrahierte Ortsnamen: Kjöger_Bucht_17] Karlstein Stralsund Polen Hannover England Schweden Stralsund Schweden Dänemark Norwegen Norwegen Schweden Schleswig England Frankreich
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eurem General!" auf die Brücke; die Soldaten ihm nach. Mein
von einem mörderischen Feuer empfangen, machen sie auf's neue
Halt und — weichen. Schon sinken Vonapartes wenige Begleiter
von feindlichen Kugeln getroffen; der Feind dringt vor, und Bona-
parte stürzt über die Brücke in den Sumpf. Jetzt war er von den
Seinigen abgeschnitten und verloren. Da sehen ihn seine Grenadiere,
und mit dem lauten Ruf: „rettet den General!" stürzen sie auf die
Brücke zurück; und diesem wüthenden Angriff widersteht der Feind
nicht länger — und Bonaparte ist gerettet.
Der Friede von Camp» Formio (October 1797) machte dem
Kriege ein Ende. Frankreich, das so bedrohte und schon allgemein
verloren gegebene, hatte gesiegt, gesiegt durch eines Mannes überle-
genes Talent; es empfing von Oesterreich das reiche Belgien. Die
übrigen Feinde, mit Ausnahme Englands, wurden zum Frieden ge-
nöthigt, zum Theil für Frankreich gewonnen. So glanzend war der
Ausgang des Krieges. Unbeschreiblich war der Enthusiasmus, als
Bonaparte in Paris seinen Einzug hielt; und das Direktorium über-
häufte ihn, den Retter Frankreichs, mit Ehrenbezeugungen.
Dessenungeachtet haßte es ihn, weil es seinen Ehrgeiz fürchtete,
und war froh, als ein von Bonaparte selbst entworfener Plan ihm
Gelegenheit gab, denselben aus seiner Nähe zu entfernen. Die Eng-
länder nämlich, die beharrlich jede friedliche Ausgleichung mit Frank-
reich ablehnten, und ihm seine ausländischen Besitzungen wegnahmen,
hatten in Ostindien eine Hauptguelle ihres Reichthums. Da kam
Bonaparte auf den Gedanken, sie in Ostindien anzugreifen, und
zwar, um dorthin zu gelangen, zuvor Aegypten wegzunehmen. Ein
tiefer Schleier umhüllte das Geheimniß, und erst als die Flotte an
Afrikas Küste landete, wurde dem Heer seine Bestimmung mitge-
theilt. Im Angesichte der ungeheuren Pyramiden kam es zur ersten
entscheidenden Schlacht. „Franzosen!" rief Bonaparte feinen Sol-
daten zu, „vergeßt nicht, daß von den Höhen dieser Denkmäler vier
Jahrtausende auf euch herabschauen!" Siegreich durchzog er fast
ganz Aegypten. Da traf ihn die Schreckensnachricht, Daß .Nelson,
der englische Admiral, seine ganze Flotte in der furchtbaren Schlacht
von Abukir vernichtet habe, und daß ein türkisches Heer, von eng-
lischen Offizieren befehligt, schon im Anzuge sei. Er beschloß,
letzterm durch Syrien und Palästina entgegen zu ziehen, schlug es
auch, mußte aber, vom Hunger, der Pest und vom Klima verfolgt, unter
unsäglichen Leiden des Heeres wieder zurückkehren. In Kairo trafen
ihn die beunruhigendsten Nachrichten über das Schicksal Frankreichs;
alle seine Heere waren geschlagen, alle Eroberungen wieder verloren
gegangen. — Bonaparte besinnt sich keinen Augenblick; er läßt das
Heer zurück, besteigt ein Schiff und entgeht, nur wie durch ein
Wunder, den ihn verfolgenden Engländern, zieht in Paris, wie im
Triumph, ein, marschirt mit seinen Grenadieren in den Saal der
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584
ltgurischc, in Oberitalien die cis alpinisch e, ja selbst im
Kirchenstaate, nach Versagung des Pabftes, die römische, in
Neapel die parthenopäische Republik. Kaum aber war
Napoleon auf den Kaiserthron gelangt, so gingen neue Ver-
wandlungen vor. Die cisalpinische Republik wurde ein König-
reich, und Napoleon selbst mit der eisernen Krone gekrönt. Seinen
Stiefsohn, Eugen Beauharnois, machte er zum Vicekönig; die
ligurische Republik (Genua) wurde mit Frankreich vereinigt; die
parthenopäische (Neapel) wieder zum Königreich gemacht und zuerst
Napoleon's Bruder Joseph, dann seinem Schwager Murat über-
geben; die batavische Republik wurde aufgehoben, und Ludwig,
ein anderer Bruder Napoleon's, zum König von Holland gemacht;
ja 1806 wurde das deutsche Reich, nach einem mehr als tausend-
jährigen und in früheren Zeiten höchst ruhmvollen Bestände, förmlich
aufgelöst und an seine Stelle der Rheinbund gesetzt, der nur etwa
ans der Hälfte der deutschen Staaten bestand und zum Lenker
(Protector) seines schmachvollen Daseins den gewaltigen Napoleon
selbst hatte. Für diese, nur im Interesse Frankreichs vorgenommene
Aenderung wurden die Deutschen durch allerlei süße Locktöne gewon-
nen. Deutschland hatte bis dahin,1500 Herren gehabt, und diese
wurden nun, bis auf dreißig und einige, vermindert, und die Länder
der kleineren Fürsten den größeren übergeben (man nennt diesen der
Gesammtheit des Volks zwar nicht unvortheilhasten, aber nichts desto
weniger durchaus ungerechten Gewaltstreich die Mediatisation);
und die Kurfürsten von Baiern und Sachsen, so wie der Herzog
von Würtemberg, wurden zu Königen erhoben; der Landgraf von
Hessen, der Markgraf von Baden zu Großherzogen rc., ja Hannover
wurde England entrissen, zuerst an Preußen gegeben, um auch dieses
mit England zu verfeinden; dann aber, nachdem der Kurfürst von
Hessen verjagt worden war, mit dessen Ländern zu einem König-
reich Westphalen vereinigt, das Napoleon's jüngster Bruder,
Hironymus, erhielt; ein Großherzogthum Berg wurde zuerst an
Murat, dann an Ludwig's Sohn übergeben. Länder und Völker
wurden verschenkt, ohne daß diese nur im mindesten deßhalb gefragt
worden wären, und in manchen Gegenden wurden in diesen 8 Jah-
ren drei bis vier Huldigungseide an verschiedene Herren geschworen.
Oesterreich verlor das treue Tyrol, welches mir Baiern vereinigt
wurde, und Preußen wurde um vier Millionen ärmer. Die sva-
nische und portugiesische Königssamilie, erstere durch schmählichen
Verrath, wurden zur Thronentsagung genöthigt, und Joseph zum
König von Spanien erhoben. Freilich gejchah dieß Alles nicht ohne
die blutigsten Kämpfe, und der Kanonendonner rollte bald an den
Gestaden der Ostsee, bald in der feierlichen Schneeregion der Alpen,
bald jenseits der steilen Pyrenäenabhänge. Welches Gedächtniß
möchte die Namen der Schlachten und der Tapfern alle, die in jenen
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleon Eugen_Beauharnois Eugen Joseph Ludwig Ludwig Napoleon von_Würtemberg Joseph
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Tagen vor dem Ohr des staunenden und zagenden Europas vorüber-
rauschten, fassen? Nur wenige Namen darf ich euch melden: 1) die
Dreikaiserschlacht bei Austerlitz (1805), wo Napoleon über
Rußlands und Oesterreichs Kaiser einen glänzenden Sieg erkocht;
2) die Schlacht bei Jena (1806), wo Preußen tief gedemüthigt
wurde; 3) die bei Aspern (Mai 1809), wo Oesterreich, und
die bei Wagram (Juli 1809), wo Frankreich siegte und
Oesterreich zum Frieden zwang.
Damals stand Napoleon in der That auf dem Gipfel seines
Ruhms, und er selbst träumte sich unbezwingbar. Um den europäi«
schen Fürsten sich mehr gleich zu stellen und Oesterreich sich fester
zu verbinden, verließ er die treue Josephine, indem er sich von ihr
scheiden ließ, und heirathete Maria Louise, die Tochter des öster-
reichischen Kaisers Franz (1810). Diese gebar ihm einen Sohn,
Napoleon Ii., den er noch in der Wiege zum Könige von Rom er-
hob. Wer war je höher gestiegen als Napoleon, und wer hätte jetzt
noch dem Mächtigen widerstehen können? Und doch war er grade
jetzt dem Verhängniß reis. Der Unbändige fiel durch eigene Schuld.
Auf dem Festlande Europas hatte Napoleon nur noch einen
Gegner, der ihm gewachsen scheinen konnte, und den seine Herrschlust
nicht langer mehr neben sich leiden mochte — das war das gewal-
tige Rußland; und eben so fühlte der russische Kaiser Alexander,
daß er nicht länger mehr einem Kampfe ausweichen dürfe, der zur
Behauptung der Selbstständigkeit Rußlands unvermeidlich geworden
war. Einige fast unbedeutende Ereignisse brachten endlich den lange
vorausgesehenen Krieg zum Ausbruch. Napoleon zog mit 617,000
Mann hin gegen Rußlands Grenze. Ein schöneres, gebildeteres und
besser ausgerüstetes Heer hat wohl die Welt nie gesehen, und für
blos menschliche Kraft schien es unbesigbar. Deutsche aller Stämme,
Franzosen, Polen, Italiener, selbst Spanier, wälzten sich dem Nor-
den zu und überschritten am 24. Juni 1812 den Niemen. Der
russische Feldherr wußte wohl, daß die Beschaffenheit des Bodens
und des Klimas Napoleon's gefährlicher Feind sein werde; er zog
sich daher immer weiter zurück. Doch nöthigte ihn der Grimm seiner
Russen, dem Feind sich entgegenzustellen; das erste Mal geschah dieß
bei der Vertheidigung von Smolensk, einer für heilig gehaltenen
Stadt — sie wurde in einen Aschenhaufen verwandelt; das zweite
Mal am Flüßchen Moskwa. Eine gräßlichere Schlacht ist in
neueren Zeiten noch nicht geliefert worden: 70,000 Todte und Ver-
wundete bedeckten am Abend das Schlachtfeld. Doch schien Napo-
leon abermals Sieger, weil die Russen sich weiter zurückzogen. Jetzt
stand den Franzosen der Weg nach Moskau, der zweiten Hauptstadt
des Reichs, offen. Aber es war anch hohe Zeit. Lebensmittel man-
gelten, weil die Russen Alles vor sich her zerstörten. Die Jahres-
zeit wurde rauher, und man fürchtete die Schrecken des russischen
Winters. In Moskau hatte Napoleon den Seinen nicht bloß ru-
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleon Josephine Maria_Louise Maria Franz_( Franz Napoleon Napoleon Napoleon Alexander Alexander Napoleon Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Europas Oesterreichs Jena Aspern Oesterreich Frankreich Oesterreich Oesterreich Rom Europas Polen Smolensk Moskwa Moskau Moskau
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Küsterwohnung. Da nun das Meer mit jedem Jahre der Kir-
chenwerfte näher kam, so sah man stch genöthigt, zuerst die Häu-
ser, 1824 aber auch die Kirche abzubrechen und am westlichen
Ende der Werste eine neue Kirche zu bauen, wie auch einen
neuen Kirchhof um dieselbe anzulegen. Wenige Jahre darauf
war alles Vorland bis an den alten Kirchhof weggespült, und
das Wasser drang in die Kammern der Todten hinein, daß die
Gebeine fortgeschwemmt und nach hohen Fluthen über das Land
hin zerstreut wurden. Die Pietät sammelte die theuren Ueberreste
der geliebten Todten und bestattete sie zum zweiten Mal in ge-
meinsamer Gruft — bis weiter!
(Pastor Augustiny.)
51. Der elfjährige Krieg.
1.
Mit dem Beginn der beiden letzten Jahrhunderte loderte die
Kriegsfackel in ganz Europa hoch auf; in diesem Jahrhundert
war es der Länderstürmer Napoleon, der den goldenen Frieden
wenigstens für ein Menschenalter aus dem alten Europa verscheu-
chen zu wollen schien; im vorigen Jahrhundert war es der spa-
nische Erbfolgekrieg der Jahre lang ganz Europa unter den Waf-
fen hielt, und 2 nordische Fürsten mit denselben weitstrebenden
ehrgeizigen Plänen, die den Corsen in diesem Jahrhundert keines
Sieges froh werden ließen: Carl Xii. von Schweden und
Peter der Große von Rußland. Das Czarenreich be-
günstigt durch seine Lage, die Besonnenheit seiner Herrscher und
vor Allem doch wohl durch deu Willen des Westenlenkers ist im
kurzem Zeitraum eines Jahrhunderts ein Weltreich geworden,
Schweden wirds nie werden, Frankreich ebensowenig. Auch unser
Vaterland nahm zu dreien Malen einen Anflug zur Bildung einer
Weltenmonarchie: unter Knud dem Großen, Waldemar dem
Sieger und der Stifterin der calmarischen Union, der großen Kö-
nigin Margaretha. Es blieb aber jedesmal beim Anfang, da die
Lage solche Bildungen erschwert und die großen Herrscher wohl
ihre Länder, aber nicht ihre Geistesgaben, ihr Herrschertalent, ver-
erben konnten, so daß die großen Erwerbungen dem Vaterlande
nie zu einer segnenden Kräftigung gereichten, sondern zu jahrhun-
dertlanger Schwächung ausfielen. Wie traurig stand es um's
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
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