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80 Die neue Zeit bis zum westfälischen Frieden.
entscheidenden Schritte. Als darauf Moritz in Kursachsen, das Land seines Vetters, einfiel, eilte dieser, sein Land zu schützen, der Kaiser aber kam Moritz zu Hilfe, und der Kurfürst Johann Friedrich von Sachsen wurde 1547 bei Mühlberg geschlagen, gefangen genommen und seiner Länder verlustig erklärt, mit denen Herzog Moritz belehnt wurde. Darauf bemächtigte sich Karl auch der Person Philipps von Hessen; nur Bremen und Magdeburg blieben noch unbesiegt; letztere Stadt wurde von Moritz auf Befehl des Kaisers belagert. Um seine Stellung den Protestanten gegenüber, deren Erbitterung gegen ihn immer mehr wuchs, zu verbessern und gereizt durch die Gefangenhaltung seines Schwiegervaters Philipps von Hessen, schloß er im Geheimen ein Bündnis mit dem Könige Heinrich Ii. von Frankreich, welcher dafür die deutschen Städte Metz, To ul und Verdun besetzte, und brach dann in Eilmärschen gegen Karl auf, der, nichts ahnend, nur mit Mühe der Gefangennehmuug in Tirol entging. — Da schloß des Kaisers Bruder Ferdinand mit Moritz und den Protestanten den Passauer Vertrag (1552), welcher drei Jahre später durch den Augsburger Religionsfrieden (1555) bestätigt wurde. Die Protestanten erhielten dadurch völlige Religionsfreiheit und Rechtsgleichheit mit den Katholiken, auch behielten sie die von ihnen eingezogenen geistlichen Güter. Über die Forderung der Katholiken, daß diejenigen geistlichen Fürsten, welche zu der neuen Lehre übertreten würden, ihr Amt und ihre Einkünfte verlieren sollten, konnte man sich nicht einigen, und man nannte diesen Puukt den geistlichen Vorbehalt.
Bald darauf (1556) übertrug Karl, der weltlichen Sorgen müde, seinem Sohne Philipp Ii. die Regierung in Spanien, den Niederlanden, Neapel und den spanischen Kolonieen, seinem 1556 Bruder Ferdinand I. überließ er die österreichischen Staaten und bis die Regierung in Deutschland, er selbst ging nach Spanien in
Kloster St. Just und starb hier 1558.
Mittlerweile war die lutherische Lehre auch im Elsaß und in Lothringen, sowie in den Ländern des deutschen Ordens an der Ostsee verbreitet worden, wo der Großmeister Albrecht von Brandenburg nach seinem Übertritte das Ordensland in ein weltliches Herzogtum Preußen umwandelte (1525). — Kurfürst Joachim Ii. von Brandenburg hatte die Reformation 1539 auch in seinem Lande eingeführt.
§• 73. Die Reformation in der Schweiz, in Hngtand und Schweden.
In Zürich bewirkte 1519 Huldreich oder Ulrich Zwingli eine Reformation, die in einzelnen Punkten noch weiter ging als die Lehre Luthers. Aber mehrere Kantone widerstanden der Neuerung und schlugen die Anhänger Zwinglis bei Kappel (1531), in
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94
Die neue Zeit bis zur französischen Revolution.
nehmen Lebensweise von fast allen Fürsten nachgeahmt. Dichter, Künstler und Gelehrte wetteiferten in Verherrlichung eines Fürsten^ der sie mit freigebiger Hand belohnte. Die dramatische Dichtkunst erreichte ihren Höhepunkt in Corneille (Cid), in Racine (Iphigenie und Phädra, Esther und Athalie) und in Moliere (Tartüffe, Geizhalz, Menschenfeind). Boileau wurde wegen seiner Oden und Satiren als französischer Horaz gepriesen: Lafontaines Fabeln und Erzählungen und des Bischofs Fenelon „Abenteuer des Telemach" sind in allen Familien bekannt.
Die noch immer ziemlich freie Stellung der Hugenotten in Frankreich veranlaßte Ludwig Xiv., der nach unumschränkter Königs-gewalt strebte, zur Aufhebung des Edikts von Nantes, infolge deren über eine halbe Million betriebsamer Bürger auswanderte und die Seidenweberei und die Kunst des Strnmps-wirkenv in den Nachbarländern verbreitete. Die sogenannten „Dragonaden" erzwangen vielfach durch Gewalt die Rückkehr zum alten Glauben; aber in den Sevennen entbrannte wegen dieser Glaubensverfolgungen ein grauenvoller Bürgerkrieg.
§• 83. Ludwigs Xiv. Eroöerungskriege.
Ludwig Xiv. war mit Maria Theresia, der Tochter Philipps Iv. von Spanien, vermählt, doch hatte dieselbe bei ihrer Vermählung allen Ansprüchen auf die spanischen Länder entsagt. Trotzdem erhob Ludwig nach dem Tode seines Schwiegervaters Anspruch auf die spanischen Niederlande und eroberte sie in kurzem Feldzuge. Da aber zwang ihn der Drei-mächtebund (Tripelallianz) zwischen Holland, England und Schweden, im Frieden zu Aachen (1668) den größten Teil seiner Eroberungen wieder herauszugeben. — Um Holland, welches Veranlassung zu diesem Bündnisse gewesen war, zu züchtigen, begann Ludwig den holländischen Krieg (1672—79) und drang in raschem Siegeslauf bis Amsterdam vor. Aber die Holländer durchstachen die Dämme und überfluteten ihr eigenes Land. Jedoch die Winterkälte machte die Gewässer gefrieren, und Luxembourg rückte auf dem Eise gegen die Hauptstadt vor. Da wurde zum zweiten Male Holland dnrch plötzlich eintretendes Tauwetter gerettet. — Nunmehr traten auch der Kaiser Leopold, Friedrich Wilhelm, der große Kurfürst von Brandenburg, und Spanien für Holland auf. Tnrenne drang sengend und brennend über den Rhein vor, während der kaiserliche Feldherr Montecueoli in Ungarn gegen die Türken beschäftigt war. Um nun seines gefährlichsten Gegners, des großen Kurfürsten, welcher allein die deutsche Waffenehre aufrecht hielt, ledig zu werden, veranlaßte Ludwig die Schweden von Pommern aus zu einem Einfall in die Mark Brandenburg. Doch schnell war
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102 Die neue Zeit bis zur französischen Revolution.
der äußersten Schwäche. Der Kurfürst vermochte weder feine rheinischen Besitzungen zu behaupten, noch seine Ansprüche auf Pommern durchzusetzen, das alten Verträgen zufolge Beim Tode des kinderlosen Herzogs an Brandenburg hätte fallen müssen. Während des dreißigjährigen Krieges schwankte er ratlos zwischen den Parteien. Abwechselnd durchzogen daher schwedische und kaiserliche Truppen das Land, sogen dasselbe aus und zwangen dem Kürfürsten ihre Bundesgenossenschaft auf. Trotz 1640 dieser Wirren gelang es dem großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm, k'8 sich in den sichern Besitz seiner Lande zu setzen und dieselben 1688. ^rch neue Erweisungen zu vermehren. (S. Forts, in §. 87.)
B. Preußen. Wir haben die Schicksale des Ordenslandes Preußen in §.56 Bis zur unglücklichen Schlacht Bei Tan ne n-Berg 1410 gegen Jagello von Polen verfolgt. Der Orden schien verloren. Da rettete ihn der tapfere Komtur Heinrich von Plauen von dem drohenden Untergang, indem er in Marienburg alle Angriffe der Polen auf das tapferste abschlug. Er wurde nun zum Hochmeister gewählt und schloß mit Polen den ersten Frieden zu Thorn, welcher das Ordensgebiet nur wenig verkürzte. Aber die Zustände im Innern wurden durch Parteiungen der Ritter selbst und die Widerspenstigkeit der Unterthanen immer bedenklicher, auch der Krieg mit Polen erneuerte sich. Völlige Erschöpfung zwang den Orden zu dem zweiten Frieden zu Thorn (1466), in welchem er Westpreußen mit den Städten Danzig, Thorn, Elbing, Marienburg und den Bistümern Kulm und Ermland an Polen abtrat, Ostpreußen aber als polnisches Lehen behielt. 1511 erwählte der Orden den Markgrafen Albrecht von Brandenburg-Ansbach zum Hochmeister. Albrecht faßte den Entschluß, nach Luthers Rat dem Könige von Polen als weltlicher Herzog zu huldigen. So kam am 8. April 152 5 der Friebe von Krakau zu staube, und durch König Sigismnnb I. von Polen würde 1525. Albrecht mit Preußen als einem weltlichen Herzogtum belehnt. Sein Sohn Albrecht Friedrich zeigte bald Spuren von Schwermut. Dessen Tochter Anna würde mit Johann Sigis-ntunb von Braubenburg vermählt (s. S. 101), welcher 1609 die Vormunbschast über seinen blöd sinnigen Schwiegervater erhielt und 1611 mit Preußen förmlich belehnt wurde. Nach dem Tode 1618. Albrecht Friedrichs fiel Preußen an Brandenburg.
§. 87. Aortsetzurrg bis auf Irre brich den Großen.
1640 Friedrich Wilhelm, der große Kurfürst, erweiterte feinen b's Länderbesitz bebeutenb durch den westfälischen Frieden. Er 1688. toar e§^ ^r, wie wir in §. 83 gesehen haben, inmitten einer jämmerlichen Zeit, allein die deutsche Ehre aufrecht hielt und den preußischen Namen durch ganz Europa berühmt machte.
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Die neueste Zeit. 131
von Schleswig-Holstein, Hannover, Kurhessen, Nassau und Frankfurt a. M. bedeutend vergrößert wurde, bildete unter seiner Führung den norddeutschen Bund, dessen südliche Grenzlinie der Main war.
§. 110. Aer französische Krieg 1870—1871.
Mit Neid hatte Napoleon Iii. den ungeahnten Ausgang des Krieges und die bedeutende Machtvergrößerung Preußens wahrgenommen und suchte nun für Frankreich ebenfalls eine Gebietserweiterung zu erlangen. Nachdem seine Forderung, ihm Mainz abzutreten, kurzweg abgewiesen war, schloß er mit dem Könige von Holland einen Vertrag, nach welchem ihm dieser das Großherzogtum Luxemburg nebst der bisherigen deutschen Bundesfestung gegen eine Geldsumme abtreten wollte. Aber Preußen erhob auch hiergegen Einsprache, und bereits schien der Krieg unvermeidlich, als König Wilhelm sich dazu verstand, die preußische Garnison aus Luxemburg zurückzuziehen, wogegen diese Festung geschleift werden mußte. Auch ein Versuch, Belgien mit Zustimmung Preußens zu erwerben, scheiterte an der Rechtlichkeit des preußischen Königs und der Geschicklichkeit seines großen Staatsmannes Bismarck. Da beschloß Napoleon Iii., um seinen Thron zu sichern, und um Preußen von seiner Höhe herabzustürzen, den Krieg gegen dasselbe, einen Krieg, welcher nach französischer Anschauung unfehlbar von glänzendem Siege gekrönt sein würde. Den gewünschten Vorwand bot die Wahl eines Prinzen von Hohenzollern zum spanischen Könige. Napoleon erklärte, er erblicke in dieser Wahl einen Versuch, Preußens Macht und Einfluß in Europa noch zu vergrößern. Da verzichtete der hohenzollernsche Prinz auf die Wahl; dennoch aber, und obgleich die preußische Regierung mit dieser Sache gar nichts zu schaffen hatte, stellte der französische Botschafter an den im Bade Ems weilenden greisen Monarchen in zudringlichster Weise die dreiste Zumutung, er solle einen Entschuldigungsbrief an den französischen Kaiser richten. Der über ein solches unwürdiges Verhalten empörte König wies das Ansinnen ganz entschieden zurück, worauf man in Frankreich Anstalten zu dem gewünschten Kriege traf. Napoleon Iii. hoffte es mit Preußen allein zu thun zu haben, aber die süddeutschen Staaten hielten fest an dem mit Preußen geschlossenen Schutz- und Trutzb'ündnisse und stellten ihre Heere unter die Führung des Königs von Preußen. Wahrhaft erhebend war die allgemeine, patriotische Begeisterung. Am 19. Juli 1870 war die französische Kriegserklärung erfolgt. Am 4. August wurde die Lauter, der französische Grenzfluß, von der Armee des Kronprinzen überschritten und Weißenburg erstürmt. Am 6. August schlug der Kronprinz
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108 Die neue Zeit bis zur französischen Revolution.
Frieden und Bündnis. Die Verhältnisse waren plötzlich verändert. Zwar wurde Peter Iii., der sich durch seine überstürzten Neuerungen verhaßt gemacht hatte, aus Anstiften seiner Gemahlin Katharina Ii. schon nach einem halben Jahre wieder ermordet, doch erhielt diese, welche jetzt den Thron bestieg, den Frieden mit Preußen aufrecht, wenn sie auch die russischen Truppen aus dem preußischen Lager zurückrief. Auch Schweden trat vom Schauplatz ab, und nachdem Fri edrich noch einmal in Schlesien bei Burkersdorf und sein Bruder Heinrich in Sachsen bei Freiberg über die Österreicher gesiegt hatte, sehnte sich alles nach Frieden, der denn auch zu Hubertsburg in Sachsen 1763 zu stände kam und Preußen den Besitz von Schlesien für immer sicherte. Seitdem galt Preußen als die fünfte europäische Großmacht.
§. 91. Ariedrichs d. Kr. fernere Regierung. — Joseph Ii.
Friedrich war eifrig bemüht, die Wuudeu, die der siebenjährige Krieg seinem Lande geschlagen hatte, nach Kräften zu heilen. Er erließ den herunter gekommenen Landleuten und Fabrikanten auf mehrere Jahre die Steuern, er teilte Geld und Getreide aus, beförderte Ackerbau und Bergbau, machte wüste Gegenden urbar (Oder- und Warthebruch), legte Dörfer und Kolonieen, Straßen und Kanäle an; auch verbesserte er das Steuersystem und hob den Wohlstand des Landes und Volks, während seine eigne Hofhaltung sparsam und einfach war. — Während sich das Kirchen-und Schulwesen weniger feiner Aufmerksamkeit erfreuten, wandte er große Sorgfalt auf das Gerichtswesen; die Folter wurde aufgehoben, die Gesetze verbessert. Von allem nahm er selbst Einsicht, und durch seine unermüdliche Thätigkeit vom frühen Morgen bis zum fpäteu Abend erlangte er eine umfaffeude Kenntnis von allen Zuständen feines Landes. — So verdiente er durch feinen reichen Geist, durch feinen großen Charakter und durch feilte ruhmvollen Thaten den Beinamen des „Großen"; er ist eilt Liebling des deutschen Volks geworden, in dessen Andenken er immer als „der alte Fritz" fortleben wird.
Im hohen Alter wurde Friedrich noch einmal zum Kriege mit Österreich gebracht. Als nämlich die wittelsbachfche Linie in Baiern erlosch, wollte Joseph Ii. im Einverständnis mit dem Erben, dem pfälzischen Wittelsbacher, Baiern an 1778. sich bringen, und dies führte den baierischen Erbfolgekrieg herbei, wo allerdings im Felde nur wenig gestritten wurde. Friedrich Ii. setzte es durch, daß Baiern dem pfälzischen Hause verblieb. Und als Joseph feilt Lieblingsprojekt der Abrundung Österreichs noch einmal aufnahm, und der neue Kurfürst von Baiern ihm feilt Land gegen die österreichischen Niederlande überlassen wollte, da stiftete Friedrich Ii. den „Fürstenbund", welcher die österreichischen Pläne zu nichte machte.
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Die neueste Zeit. 133
wurde. Endlich mußte sich auch die stolze Hauptstadt dem Sieger Beugen. Die Forts wurden geräumt und von den Deutschen besetzt, und nachdem in Versailles ein vorläufiger Frieden unterzeichnet worden war, rückte ein Teil der deutschen Armee am 1. März in Paris ein. Der endgiltige Friede wurde am 10. Mai in Frankfurt am Main abgeschlossen. Frankreich trat Elsaß und Deutschlothringen mit Metz an Deutschland ab und mußte eine ungeheure Summe für Kriegskosten bezahlen. Die Frucht des Krieges war aber nicht nur die Wiedergewinnung dieser alten deutschen Landschaften, sondern auch die Gründung des deutschen Reiches. Schon am 17. Januar erklärte König Wilhelm in Versailles, daß er die ihm von den Fürsten und freien Städten einmütig angetragene Würde eines erblichen deutschen Kaisers annehme, und so fand denn Deutschland durch diesen glorreichen Krieg die lang ersehnte Einigung.
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118
Die neueste Zeit.
welcher selbst fiel, vernichtet worden. — Nach dem Preßburger Frieden begann Napoleon den Mitgliedern seiner Familie Länder zu verleihen. Sein Bruder Joseph wurde König von Neapel dessen Lourbonischen Herrscher Napoleon abgesetzt hatte, sein Bruder Ludwig wurde König von Holland und sein Schwager Murat Großherzog von Berg. ~Am 12. Juli 1806 stiftete Napoleon auch den deutschen Rheinbund. Baiern, Würtemberg, Baden, Hessen-Darmstadt und viele kleine Fürstentümer sagten stch vom deutschen Reiche los und ernannten Napoleon m
1806.ihrem Protektor. Das deutsche Reich löste sich auf, und Franz I. nannte sich seitdem Kaiser von Österreich.
§• 99. Der preußische Krieg 180 6.
Napoleon hatte das den Engländern entrissene Hannover an Preußen abgetreten. Als er aber in den mit England angeknüpften Friedensverhandluugen diesem die Zurückgabe Hannovers versprach, ohne Preußen darüber zu fragen, und als er die von Preußen beabsichtigte Bildung eines norddeutschen Bundes hintertrieb, kam es zum Kriege. Napoleon drang rasch in Thüringen ein, schlug die preußische Vorhut unter dem Prinzen Louis Ferdinand, welcher selbst fiel, bei Saalseld und das preußische Hauptheer unter dem alten Herzog von Brauusäiweig
14.Okt.in der verhängnisvollen Doppelschlacht von Jena und Auer-
1806. stäfct. In gänzlicher Niedergeschlagenheit ergaben sich auch die übrigen Heeresteile, sowie die wichtigsten Festungen, wie Magdeburg, Erfurt, Spandau, Stettin. Nur Blücher rettete in blutigen, wenn auch vergeblichen, Kämpfen bei Lübeck die preußische Ehre, und auch in Kolberg widerstanden Gneisenau und Schill, unterstützt von dem Bürger Nettelbeck, mutvoll dem Feinde, desgleichen auch Graudenz. Napoleon zog in Berlin ein und erklärte die Fürstenhäuser von Hessen und Braunschweig für abgesetzt. Den Kurfürsten von Sachsen aber ernannte er, obgleich er im Bunde mit Preußen gewesen war, zum Könige, wofür dieser dem Rheinbünde beitrat. Der König von Preußen war nach Königsberg geflüchtet und hatte ein Bündnis mit Rußland geschlossen. An der Weichsel wurde der Krieg fortgesetzt; die mörderische Schlacht bei Eylau blieb unentschieden, dagegen siegte Napoleon glänzend in der Schlacht bei Friedland, worauf der Krieg durch den Frieden
1807. zu Tilsit beendet wurde. Preußen verlor alles Land zwischen der Elbe und dem Rhein, Danzig und einen Teil von Ostpreußen, woraus Napoleon das Herzogtum Warschau machte, welches er dem Könige von Sachsen gab. Die von Preußen abgetretenen Gebiete nebst Kurheffen und Braunschweig vereinigte er zu einem Königreich Westfalen, welches er seinem jüngsten Bruder Hieronymus (Jerome) gab.
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Die neueste Zeit. 119
In Preußen erwachte infolge der französischen Unterdrückung ein neuer Geist. Scharnhorst und Gneisenau schufen das Heerwesen gänzlich um und führten die allgemeine Wehrpflicht ein, Stein und nach ihm Hardenberg hoben den Bürger- und Bauernstand. Die edle Königin Luise aber erlebte das Hereinbrechen einer bessern Zeit nicht mehr, sie starb am 19. Juli 1810.
Gustav Iv. von Schweden setzte mit Unterstützung der Engländer, welche die ganze dänische Floüe wegnahmen, den Krieg gegen Napoleon noch fort. Aber der Kaiser Alexander von Rußland, jetzt der innigste Freund Napoleons, schloß mit diesem ein Bündnis und trat ebenfalls gegen Schweden auf. Da setzte der schwedische Reichstag Gustav Iv. ab und schloß mit Frankreich und Rußland Frieden, durch welchen Finnland an Rußland kam. Da der neu eingesetzte König von Schweden alt und kinderlos war, so wurde der französische Marschall Berna-dotte zum schwedischen Thronfolger ernannt.
Auf dem Kongresse zu Erfurt 1808 erschien Napoleon auf dem Gipfel seines Glanzes. Hier traf er mit dem Kaiser Alexander zusammen, und vier Könige und vierunddreißig deutsche Fürsten brachten dem Gewaltigen ihre Huldigung dar.
§. 100. Der Wolkskrieg in Spanien 1808 — 1814.
England war der einzige Staat, welchen Napoleon im offenen Kampfe nicht hatte demütigen können. Er ersann daher zu dem Verderben Englands das sogenannte Kontinentalsystem, durch welches er den europäischen Kontinent gegen den englischen Handel absperren wollte. — Als nun Napoleon nach dem Tilsiter Frieden auch Portugal zwingen wollte, seinem Verkehr mit England zu entsagen und dieses zögerte, erklärte er das portugiesische Königshaus für abgesetzt. Im Einverständnisse mit dem spanischen Minister Godöy, der unter dem schwachen Könige Karl Iv. unumschränkter Gebieter in Spanien war, ließ der ländersüchtige Kaiser auch Spanien besetzen und ernannte seinen Bruder Joseph, dessen bisheriges Königreich Neapel er seinem Schwager Murat gab, zum Könige von Spanien. Allein der große Eroberer stand bereits auf dem Wendepunkte seines Glückes. In Spanien wie in Portugal erhob sich der rasch aufgärende Volksgeist in wildem Aufstande gegen die Fremdherrschaft, begünstigt durch die Schluchten und Berghöhen des Landes. Die französischen Truppen wurden bis hinter den Ebro zurückgetrieben, und die in Portugal befindlichen mußten das Land gegen die herbeigekommenen Engländer räumen. Da stellte sich Napoleon selbst an die Spitze seiner Truppen und drang nach vielen glücklichen Gefechten wieder in das Innere Spaniens vor, worauf er den Kampf seinen Feldherrn überließ. Aber die heldenmütige Verteidigung von Saragossa zeigte, wessen der
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122
Die neueste Zeit.
preußische General York aber rettete seine Preußen durch die Konvention von Tanroggen und schrieb an seinen König jetzt dl er nie sei der Zeitpunkt, sich von seinem übermütigen Verbündeten loszureißen.
1813 §. 103. Preußens Grheöung, der deutsche Mefreiungs-ßrteg und Wapoleons Sturz.
Da Berlin noch von den Franzosen besetzt war so beaab sich der König Friedrich Wilhelm Iii., nachdem er sich unter Steins Mitwirkung mit Rußlaud verbündet hatte, nach Breslau und erklärte an Frankreich den Krieg. Des Königs Jfl' 5,Aufruf an mein Volk" erregte eine Begeisterung, wie Deutschland /cm o Ue noch nicht gesehen. Alle Stände, juug und alt, wetteiferten dem Vaterland zu Hilfe zu eilen Das Heer wurde durch die Landwehr und deu Landsturm vermehrt (Eisernes Kreuz).
, Lützow bildete seine Freischar (Theodor Körner), Professoren griffen mit ihren Schülern zum Gewehr, Fraueuvereiue waren unermüdlich thätig, Kinder und Arme brachten ihre Gaben.
Noch einmal bot Napoleon die ganze Kraft Frankreichs auf und die Verbündeten mußten in den Schlachten bei Groß-Mai görschen und Bautzen nach heldenmütigem Kampfe weiften. Da löld.schloß sich nach kurzem Waffenstillstände auch Österreich den Verbündeten an, und die Alliierten stellten drei Hauptheere auf, das böhmische unter Schwarzenberg, welcher zugleich die Oberleitung des ganzen Krieges hatte, das schlesische unter Blücher und die Nordarmee unter dem schwedischen Kronprinzen Bernadotte. Nur noch in der Schlacht bei Dresden war Napoleon das alte Kriegsglück hold, gleichzeitig aber schlug Blücher (Marschall Vorwärts) die Franzosen an der Katzbach. (Fürst von Wahlstatt.) Der französische General Van dämme wurde mit feiner ganzen Armee bei Kulm gefangen genommen. Der preußische General Bülow schlug die französischen Marfchälle bei Großbeeren und Dennewitz, und York erfocht den glorreichen Sieg bei Wartenburg.
Nun verließ Napoleon Dresden und zog feine Truppen bei 1&-19. Seidig zusammen, wo es am 16., 18. und 19. Oktober zu der 181*4 9td#en Völkerschlacht kam, durch welche Napoleons Macht -gebrochen wurde. Sein treuer Bundesgenosse, der König von Sachsen, wurde gefangen genommen. Napoleon mußte rasch den Rückzug antreten, auf welchem ihn die Baiern, welche sich schon vorher den Alliierten angeschlossen hatten, bei Hanau vergebens zu vernichten suchten. Nun erfolgte in raschem Lause die Auslösung des Königreichs Westfalen, die Rückkehr der Herrscher von Hessen, Braunschweig und Oldenburg, sowie die Auflösung des Rheinbundes. Der König von Dänemark wurde für ferne Anhänglichkeit an Napoleon mit
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