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. Friedrich Wilhelm als Gegner Ludwigs Xiv. in dessen zweitem Raubkrieg 16721678.
1. Beginn des zweiten Raubkrieges. Ludwigs ganzes Trachten war nach dem Revolutionskriege (S. 4) darauf gerichtet, an der Republik Holland und ihrem Haupte, Jan de Witt, Rache zu nehmen. Deshalb bewog er den charakterlosen Karl Ii. von England zum Abfall von der Tripelallianz und schlo ein Bndnis mit ihm; ebenfalls gelang es ihm, Karl Xi. von Schweden auf seine Seite zu bringen, der jeden Reichsfrsten anzugreifen versprach, der den Hollndern Hilfe leisten wrde. Auch schlssen sich die Bischse von Kln und Mnster, der Herzog von Hannover-Celle an Ludwig an, der nun nicht lnger zgerte, Holland unter nichtigem Vorwande den Krieg zu erklären (1672). Mit drei Armeen, in einer Strke von 120000 Mann, darunter 20000 Deutsche, rckte Ludwig in das Gebiet der freien Niederlande ein, und nach Verlauf eines Monats befand sich das sdliche Holland in seiner Gewalt. Unaufhaltsam rckten die Franzosen vorwrts, bald war auch Geldern in ihren Hnden, Utrecht mute sich ergeben, und schon wurde die Provinz Holland bedroht, franzsische Dragoner streiften bis in die Nhe von Amsterdam. Da war Holland in Not, und es zeigte sich zu Friedensvertrgen bereit. Doch waren Ludwigs Friedensbedingungen so hoch und entehrend fr die Niederlande, da die Hollnder emprt waren; dessenungeachtet wurden aber aus Jan de Witts Rat die Unter-Handlungen fortgesetzt. Da brach offener Aufstand in Holland aus. Von der oranischen (demokratischen) Volkspartei wurde Jan de Witt, das Haupt der Aristokraten, die eine Republik im Sinne der alten rmischen Republik erstrebten und darum von dem Erbstatthalter nichts wissen wollten, des Landesverrats und des Einverstndnisses mit Frankreich angeklagt. Weil es offenkundig war, da er in Gemeinschaft mit dem fr den un-mndigen Prinzen regierenden Rate dem jungen Prinzen Wilhelm von Oranien die Statthalterschaft vorenthielt, so forderte das Volk ungestm die Einsetzung des Prinzen von Oranien zum Statthalter und Oberbefehls-haber der Land- und Seemacht. Dem Willen des Volkes wurde gengt, und der zweiundzwanzigjhrige Prinz hatte nun das Schicksal der Republik in Hnden. Aber die Wut des Volkes verlangte Opfer. Als Hauptgegner des Oraniers galten Jan de Witt und sein Bruder Cornelius, der als Angeklagter im Haager Gefngnis krank lag. Als sein Bruder zum Besuch bei ihm weilte, brach ein wilder Volkshaufen durch die Tren, schleppte die beiden Brder auf die Straen, wo sie auf grliche Weise
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Extrahierte Ortsnamen: Holland England Schweden Holland Niederlande Holland Utrecht Holland Amsterdam Holland Niederlande Holland Frankreich
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ermordet und ihre Leichname von dem entmenschten Pbel verstmmelt wurden.
Wilhelm Iii. von Cremten, auf den sowohl die kluge Besonnen-heit und Charakterstrke als das Feldherrntalent und die unermdliche Ttigkeit seiner Vorfahren bergegangen war", wurde nun der Retter der Niederlande, fr die er alles wagen wollte. Das Vaterland rechnet auf mich", antwortete er denen, die zur Unterwerfung rieten, ich werde es nie unwrdigen Rcksichten opfern, sondern, wenn es sein mu, mit ihm in der letzten Schanze untergehen." Wilhelms khnes Auftreten weckte kriegerischen Sinn und patriotische Begeisterung in den Brgern und Soldaten, die nun die Dmme durchstachen, die Schleusen ffneten und das Land unter Wasser setzten, wodurch die Feinde vom weitern Vor-dringen abgehalten und in groe Bestrzung versetzt wurden. Wilhelm kmpfte zu Lande glcklich gegen Turenne, und der tapfere Admiral de Ruyter behauptete sich zur See gegen die Englnder.
2. Friedrich Wilhelm als Bundesgenosse der Hollnder. Jetzt er-hielten auch die Hollnder Bundesgenossen. Friedrich Wilhelm von Brandenburg, der hochsinnig und verchtlich Ludwigs Xiv. lockende Antrge vor dem Ausbruch des Krieges von sich gewiesen hatte, schlo mit den vereinigten Niederlanden einen Bund und untersttzte seinen Neffen mit einem Hilfsheere von 20000 Mann. Seine Vorstellungen, da die Sicher-heit des Reiches es fordere, Holland nicht untergehen zu lassen, veranlaten den Kaiser Leopold, im Juni 1673 ein Heer an den Rhein zu schicken, um gemeinschaftlich mit den Brandenburgern das durch den Krieg bedrohte deutsche Reichsgebiet zu schtzen. Auf solche Weise zog sich nun der Krieg nach Deutschland. Den sterreichern war es aber nicht rechter Ernst mit dem Kriege. Den Instruktionen vom Wiener Hose gem der all-mchtige Ratgeber des Kaisers, Lobkowitz, war durch Frankreich gewonnen worden vermied der kaiserliche Feldherr jede Gelegenheit, mit den Franzosen zusammenzustoen, und des nutzlosen Hin- und Herziehens mde, nahm der Kurfürst den ihm von Frankreich angebotenen Separatfrieden in dem Dorfe Vossem bei Lwen (1673) an. In ihm wurden dem Kurfrsten die von den Franzosen besetzten clevischen Festungen berlassen, und der Kurfürst behielt sich freie Entscheidung vor, falls das Reich angegriffen werden sollte. Nun berzog aber der Marschall von Luxembourg mit einem franzsischen Heere Holland sengend und brennend, und Turenne rckte an den Oberrhein, nahm Trier weg und lie die elsssischen Reichsstdte besetzen. Da endlich erachtete auch der Reichstag zu Regensburg den Krieg fr ntig und ntzlich" gegen Frankreich,
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Extrahierte Ortsnamen: Niederlande Ludwigs_Xiv Holland Rhein Deutschland Lobkowitz Frankreich Frankreich Luxembourg Holland Frankreich
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machte sie Karl Ii., Philipps Sohne einer spteren Ehe, streitig, weil nach dem in mehreren belgischen Provinzen geltenden Heimfalls recht (Devolutionsrecht) die Tchter erster Ehe ein Erbrecht vor den Shnen zweiter Ehe htten. Ludwig zgerte nicht lange, dieser Ansicht seiner Rechtsgelehrten mit den Waffen Nachdruck zu geben und begann den sogenannten Devolutionskrieg (1667-68). Im Jahre 1667 eroberte Turenne einen Teil von Flandern und Hennegau, und Conds besetzte die Freigrafschaft Burgund (Franche-Comte). Das erschpfte Spanien vermochte der franzsischen ber-macht nur wenig Widerstand entgegenzusetzen und forderte vergeblich den Schutz des Kaisers und Reiches. Allein die von dem klugen hollndischen Ratspensionr Jan de Witt zur Erhaltung des politischen Gleichgewichts zu stnde gebrachte Tripelallianz von England, Holland und Schweden zwang Ludwig im Mai 1668 zu dem Frieden von Aachen, in welchem er die Franche-Comts an Spanien zurck-gab, aber mehrere wichtige Pltze an der niederlndischen Grenze, z. B. Lille, Tournai, Charleroi, behielt. So verdankte es Karl Ii., der Enkel Philipps Ii., vornehmlich den protestantischen Hollndern, da der grte Teil der Niederlande in seinem Besitze blieb. (Die weiteren Eroberungskriege Ludwigs siehe unten.)
Geleitet von seinem Beichtvater, dem Jesuiten Tellier, schlo sich Ludwig den Bestrebungen der Jesuiten an und suchte eine Glaubenseinheit im Lande herzustellen. Er befahl Gewaltmaregeln gegen die Hugenotten, schlo sie von allen ffentlichen Amtern aus, und seine Dragoner erlaubten sich den Hugenotten gegenber jeden Frevel.
1685 Endlich hob er 1685 das Edikt von Nantes auf, und nun erst begannen die Dragonaden in ihrer vollen Scheulichkeit. 50000 Familien verlieen das Land des Despotismus und fanden als Refugiss freundliche Aufnahme in Holland, England, in der Schweiz und Brandenburg, wo sie dort noch nicht bekannte Zweige franzsischer Gewerbttigkeit einbrgerten.
und ppige Hvfleb^L, mit dem sich Ludwig umgab, ent-faltete sich , wo in einer den Gegend seine Herrscherlaune und
leidenschaftliche Baulust mit unendlichen Kosten den groartigsten Knigsbau und den prachivollsten Park schuf. Hier bten sich die Hflinge, die aus dem einst so stolzen Volksadel hervorgegangen waren, in sklavischer Unterwrfigkeit gegenber ihrem Herrn, dem König Sonne (Boi soleil). Unter strenger Etikette und uerer Kirchlichkeit, auf die der allerchristliche" König hielt, barg sich erbrmliche Gesinnung und sittenloser Lebenswandel. Der König selbst scheute sich nicht, neben seiner Gemahlin stndig eine anerkannte Maitresse zu halten, und das schlimme Beispiel des Hofes verbreitete sich im Volke, die sittlichen Grundlagen des Staates auch im Familienleben zerstrend.
Soviel Elend Ludwig Xiv. durch sein Hofleben und seine ununterbrochenen Kriege, die schlielich die Staatsfinanzen ruinierten, verbreitete, so hat er doch das goldene Zeit alter der franzsischen Literatur und Kunst herbeigefhrt. Die Dichtkunst errewe^elne^nie geahnte Hhe^ Corneille und Racine glnzten als Trauerspiel-dichter; Molidre wurde der Vater des franzsischen Lustspiels; La Fontaine war ein ausgezeichneter Fabeldichter. Der sittlich ernste Bischof F6n6lon ist bekannt durch seinen Erziehungsroman die Abenteuer Telemachs", den er als Erzieher der Enkel des Knigs schrieb. Als Kanzelredner und Geschichtschreiber glnzte Bossuet. Durch Poussin und Claude Lorrain wurde die Landschaftsmalerei besonders ausgebildet, und Lu ll Ys Opern fanden viele Nachahmer. In der Baukunst kam durch Ludwig Xiv. nicht nur in Frankreich, sondern auch in Deutschland der Barockstiel zur Herrschaft.
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eine sorgfltige Ausbildung erhalten. Sie sprach in ihrem fnften Jahre französisch, italienisch, englisch und deutsch mit gleicher Fertigkeit. Die Liebe zu den Wissenschaften, insbesondere zur Philosophie, wurde durch den bedeutenden Philosophen Leibniz in ihr erregt, den sie durch ihr fort-whrendes Fragen oft in Verlegenheit brachte. Es ist nicht mglich," sagte er oft, Sie zufrieden zu stellen; Sie wollen das Warum vom Warum wissen." Der Prunk und die steifen Frmlichkeiten am Hofe ihres Gemahls zu Berlin waren ihr sehr zuwider, sie zog sich deshalb am liebsten nach ihrem Schlosse Charlottenburg zurck, das ihr Gemahl in dem Dorfe Lietzen bei Berlin von Schlter und seinem Baumeister Eosander von Gthe hatte erbauen lassen. Hier sammelte sie einen Kreis von ge-lehrten Mnnern und schnen Frauen um sich und pflegte neben geist-reicher Unterhaltung und Vorlesen, Musik und Bhnenspiel. Auch erfreute sie sich an den Streitigkeiten gelehrter Männer der Fragen aus dem Gebiete der Religion und Philosophie und setzte oft die Fachgelehrten durch ihre Fragen in Verlegenheit. Die Pflege der Wissenschaften und Knste wurde durch sie auch in weiteren Kreisen verbreitet, insbesondere bte sie auf die Residenz Berlin einen bildenden Einflu aus. Sie starb, erst 37 Jahre alt, im Jahre 1705.
Am 25. Februar 1713 verschied der König, nachdem ihm noch die Freude zu teil geworden war, den Enkel zu sehen, der nachmals unter dem Namen Friedrich der Groe die Zierde des preuischen Knigsthrons werden sollte. Sein treues Volk hat ihn herzlich beweint; es schrieb die Migriffe, welche unter seiner Regierung gemacht wurden, nicht ihm, sondern seinen Gnstlingen zu, die es immer verhindert hatten, da die Wnsche und Klagen des Volkes an seine Ohren gelangen konnten.1)
6. Konig Friedrich Wilhelm I. von Preußen 17131740 und der
nordische Krieg.
a) Der nordische Krieg 17001721.
a. Die nordischen Mchte Rußland und Polen.
1. Rußland, a) Durch den nordischen Krieg stellte sich Rußland, das man bis dahin kaum zu Europa gehrig betrachtet hatte, in die Reihe der europischen Staaten. Die Bevlkerung Rulands gehrt in ihrer Hauptmasse der groen slawischen Vlker-samilie an, die in zahlreiche Stmme und Vlkerschaften geteilt und unter verschiedenen Benennungen der den ganzen Osten Europas verbreitet ist. Als Grnder des russischen Reiches gilt Rurik, der Anfhrer normannischer Scharen, die aus Schweden, dem Lande Rus, wie es von den finnlndischen Nachbarn genannt wurde, auszogen und um die
x) Der preuische Staat unter Friedrich I.
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Extrahierte Ortsnamen: Berlin Charlottenburg Berlin Berlin Polen Europa Europas Schweden
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Parlamentsheer, den Rundkpfen'), berlegen. Nach Abschlu eines Bndnisses mit den Schotten gewann aber das Parlament eine wesentliche Verstrkung, und nun angespornt von religiser Begeisterung und gefhrt von begabten Feldherren, wie dem staatsmnnisch und militrisch gleich hervorragenden Oliver Cromwell, errangen die republikanisch gesinnten Parlamentstruppen zwei Siege der Karl. Dieser floh zu den Schotten die ihn aber im Jahre 1647 dem Parlament auslieferten.
Whrend des Brgerkrieges entstand aber Zwiespalt sowohl im Parlament wie in seinem Heere. Den Presbyterianern oder Puritanern gegenber, welche die angli-kanische Hochkirche durch die presbyterianische Kirchenversassung beseitigen wollten, hatte sich die Partei der Jndependenten (die Unabhngigen) gebildet, die im religisen und politischen Fanatismus Freiheit und Gleichheit in Kirche und Staat erstrebten Ihr bedeutendster Fhrer war Oliver Cromwell. ein einfacher Landedelmann, dessen Tapferkeit, Klugheit und religise Begeisterung die Gemter fesselte, und der sich des Heeres und des Knigs bemchtigte. Er schlug ein Heer der Schotten, Kavaliere und Iren, das fr den König zu den Waffen gegriffen hatte, und verjagte seine presbyterianischen Gegner aus dem Parlament. Durch den Rest, das sogenannte Rumpfparlament, lie er den König absetzen und als einen Tyrannen, Verrter, Mrder und Feind des Ge-1649 meinwesens zum Tode verurteilen. Am 30. Januar 1649 wurde Karl I. ffentlich hingerichtet.
England als Republik (164960). Cromwell. Sogleich nach der Hinrichtung Karls I. wurde das Knigtum und das Oberhaus abgeschafft. England wurde eine Republik unter einem Staatsrat von 41 Mitgliedern, aber die wirkliche Macht lag beim Heer und dessen Fhrer Cromwell. Dieser sicherte das neue Staatswesen durch Be-siegung der ausstndischen Iren und Schotten, die Karls I. Sohn, Karl Ii., zum Könige ausgerufen hatten. Als dieser nach Frankreich entflohen war, lste er im Jahre 1653 das lange Parlament und den Staatsrat gewaltsam auf und erwirkte von einem neu einberufenen Parlament, das von dem Heere eingeschchtert war, da er zum Lord-Protektor der drei Lnder England, Schottland und Irland, die jetzt zu einem Staate verbunden wurden, ausgerufen wurde.
Als Inhaber des Protektorats regierte Cromwell unumschrnkter als irgend ein englischer König seit der Magna Charta, und trotzdem seine Willkrherrschast rger war als die Karls I., verstand er es, im Innern Ruhe zu erhalten. Seine Republik war eben nur eine Militrherrschast. Nach auen verschaffte er England Ansehen und begrndete die Herrschaft Englands zur See. Um den Zwischenhandel Hollands, das sich gegen die Schwesterrepublik wiederholt feindselig gezeigt hatte, zu beseitigen, bestimmte die Schiffahrtsakte (1651), da die Einfuhr von Waren in England aus den berseeischen Erdteilen nur durch Schiffe aus England und aus den europischen Lndern nur auf Schiffen der Staaten ihres Ursprungs oder auf englischen Schiffen geschehen drfe. Die Hollnder versuchten in dem darauf ausbrechenden Kriege vergeblich ihre Herrschaft auf dem Meer zu behaupten, aber nach dem Tode ihres groen Seehelden Tromp, der im Verein mit de Ruyter anfangs glcklich gegen die Englnder gekmpft hatte, muten die Hollnder Frieden schlieen und die Schiffahrts-akte und damit Englands bermacht zur See anerkennen.
Gern htte nun Oliver Cromwell sich den Titel eines Knigs beigelegt. Aber seine Krieger zrnten der sein stolzes und herrisches Wesen, und als ihm endlich das
*) So genannt, weil sie das Haar kurz geschoren trugen.
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abzusetzen und an seiner Stelle einen polnischen Groen Stanislaus Leszinsky zum Könige zu whlen. Darauf rckte er durch Schlesien nach dem Kurfrstentum Sachsen und trieb August Ii. so in die Enge, da dieser im Jahre 1706 in den Frieden von 1706 Altranstdt (westlich von Leipzig) willigen mute. Er verzichtete auf die polnische Krone und lieferte Patkul aus, den Karl grausam hinrichten lie. Aber noch während des ganzen folgenden Winters verweilte Karl in Sachsen, das seine Truppen unter-halten und besolden mute. In Wien gab man sich den schlimmsten Befrchtungen hin;
dort meinte man, Karl wrde, die Rolle seines groen Vorgngers Gustav Adolf wiederaufnehmen und die Verbindung mit Frankreich erneuern. Aber der gefrchtete Schweden-knig hegte einen so lebhaften Widerwillen gegen die Person und die Politik Ludwigs Xiv., wie er nur immer jedem deutschen Fürsten zu wnschen gewesen wre. Als nun der Herzog von Marlborough in Altranstdt eigens zu dem Zwecke verweilte, um den König von franzosenfreundlichen Gesinnungen umzustimmen, dachte dieser nicht im mindesten daran, es mit Frankreich gegen den Kaiser zu halten, sondern forderte nur fr die be-drngten schleichen Protestanten, die bei seinem Durchzug durch ihr Land seine Hilfe als Garanten des westflischen Friedens angefleht hatten, freie Religionsbung, die der Kaiser auch versprach. (Gnadenkirchen.)
2. Karls Xii. Niedergang. Whrenddessen hatte Peter der Groe festen Fu an der Ostsee gefat, in dem eroberten Jngermanland an der Mndung der Newa an der alten Handelsstrae ins innere Rußland im Jahre 1708 die neue Residenz Petersburg und die Festung Kronstadt gegrndet und> Polen besetzt. Im Jahre 1707 brach nun Karl pltzlich gegen Peter auf, wandte sich aber nicht, wie dieser ge-frchtet hatte, nach der Ostsee, sondern lie sich von dem ehrgeizigen und nach Unabhngig-keit trachtenden Kosakenhetman Mazeppa zu dem unklugen Zuge nach Moskau verleiten Er ging der die Beresina, zog nach Smolensk und wandte sich dann sdwrts gegen Poltawa. Auf dem Marsche hatte er während eines ungewhnlich harten Winters Unsgliches gelitten, die von Mazeppa versprochenen Verstrkungen blieben aus, seine Truppen litten Mangel an allem, aber trotzdem begann er die Belagerung von Poltawa. Aber nun nahte auch der Zar Peter mit einem groen Heere. Er griff
im Jahre 1709 die Schweden an und schlug sie bis zur Vernichtung. Da Karl der 1709 Weg zur Heimat Abgeschnitten war, floh er mit 2000 Reitern der den Buq auf trkisches Gebiet.
Karl fand bei dem Pascha von Bender freundliche Aufnahme und reizte die Trken zum Kriege gegen Rußland auf. Peter wurde am Prath eingeschlossen und wre verloren gewesen, wenn ihm nicht seine entschlossene Gemahlin Katharina durch Bestechung des Groveziers einen gnstigen Frieden erwirkt htte. Vergeblich suchte Karl die Trken anss neue zum Kriege zu bewegen. Sie wurden endlich des trotzigen und kostspieligen Gastes mde und wollten ihn zwingen, ihr Land zu verlassen. Ersetzte sich in seinem befestigten Hause zur Wehr und konnte nur mit Mhe gesangen werden. Erst im Jahre 1714 entschlo er sich zur Heimkehr, als er vernahm, da man in Schweden einen Reichsverweser einsetzen wollte. Nach einem abenteuerlichen, sechzehn-tgigen Ritt durch Ungarn und Deutschland langte er in Stralsund an.
3. Das Eingreifen Friedrich Wilhelms i. von Preutzen in den Krieg. Whrend Karls Aufenthalt in der Trkei hatten Karls Gegner ihr Bndnis erneuert, Stanislaus Leszinsky war vertrieben worden, und August Ii. hatte von Polen wieder Besitz er-griffen, die Dnen hatten den Schweden Bremen und Verden entrissen, und die Russen waren bis Vorpommern vorgerckt. Da sah sich die schwedische Regentschaft gentigt,
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Vorpommern bis zur Peene zu gewinnen. Vllig unberhrt blieb Preußen von dem polnischen Erbfolgekrieg (17331735), der nach dem Tode Augusts Ii. von Polen-Sachsen ausbrach. Whrend nmlich Frankreich nur fr die Nachfolge des Stanislaus Leszinsky eintrat, dessen Tochter inzwischen die Gemahlin König Ludwigs Xv. von Frankreich geworden war, untersttzte Kaiser Karl Vi. im Verein mit Rußland die Bewerbung von Augusts Ii. Sohn, des Kurfrsten August Iii. Als nun sterreichische und russische Truppen in Polen einrckten, um König August Iii. Anerkennung zu verschaffen, erklrte Frankreich gemeinsam mit Spanien und Sardinien dem Kaiser den Krieg. Dieser wurde Haupt-schlich in Italien und am Oberrhein gefhrt und verlief unglcklich fr den Kaiser, und nachdem sich schon im Jahre 1735 der Kaiser vorlufig mit Frankreich verstndigt hatte, erfolgte 1738 der endgltige Friede von Wien. August Iii. wurde König in Polen, Stanislaus Leszinsky erhielt das Herzogtum Lothringen, das nach feinem Tode an Frankreich fallen sollte (geschah 1766). Der bisherige Herzog von Lothringen, Franz Stephan, der sich 1736 mit Kaiser Karls Tochter und Erbin, Maria Theresia, vermhlt hatte, erhielt nach dem Aussterben des letzten Medicers (1738) das Groherzogtum Toskana. Der Kaiser verzichtete dagegen auf das Knigreich Neapel mit Sizilien zu Gunsten des spanischen Prinzen Don Carlos mit der Bedingung, da diese Lnder niemals mit der spanischen Krone vereinigt wrden. So ging durch die Hauspolitik des Kaisers das deutsche Herzogtum Lothringen dem deutschen Reiche verloren.
Fr die auswrtige Politik hatte König Friedrich Wilhelm I. wenig Interesse. Seinem geraden, offeriert Wesen waren die falschen Knste der damaligen Diplomaten zuwider, und er bediente sich deshalb bei diplo-matischen Verhandlungen ausschlielich seiner Rte. Unter diesen galt bei ihm am meisten der Generalfeld Marschall von Grnmbkow, der, vielfach von sterreich bestochen, im Verein mit dem gewandten kaiserlichen Gesandten von Seckendorf den König in seiner biederen deutschen Gesinnung immer zum Schaden Preuens auf die Seite des Kaisers zu bringen wute.
Des Knigs Gemahlin, die feingebildete Sophie Dorothea von Hannover, strebte mit zher Ausdauer danach, eine Doppelheirat zwischen ihren beiden ltesten Kindern (dem Kronprinzen Friedrich und der Prin-zessin Wilhelmine) und denen ihres Bruders, des Knigs Georg Ii. von England (dem nachherigen Prinzen von Wales (und dessen Schwester Amalie), herbeizufhren. Mit diesem Plane war England einverstanden, nicht aber sterreich, das eine so einflureiche Verbindung nicht zugeben mochte und
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Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Polen Frankreich Spanien Sardinien Italien Frankreich Wien Polen Lothringen Frankreich Lothringen Neapel Sizilien Lothringen England Wales England
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Winnen. Als er aber dessen Niederlage bei Zrich erfuhr, nderte eisernen Marsch und zog durch Glarns nach dem Vorderrheintal, wo seine erschpften Truppen die ersehnte Ruhe fanden. Aus Verdru der diesen Gang der Dinge, trat Kaiser Paul von der Koalition zurck, berief seine Truppen ab, und Suwrow kehrte noch vor Ablauf des Jahres nach Ru-land zurck.
2. Bonapartes Eingreifen und der Ausgang des Krieges. 1800.
Sobald Bonaparte erster Konsul geworden war und durch seine Militr-macht unumschrnkter herrschte als irgend ein Monarch Europas, bot er England und sterreich in hochklingenden Worten den Frieden an. Aber diese Mchte trauten seinen Anerbietungen nicht, und so wurde der Krieg im Jahre 1800 in Oberdeutschland und Italien fortgefhrt. Moreau rckte der den Rhein bis nach Bayern vor, während Massena die sterreicher unter Melas durch die Verteidigung von Genua ermdete. Bon aparte aber sammelte in den letzten Tagen im Sdosten Frankreichs eine Armee von 40 000 Mann, und mit dieser berstieg er unter unglaublichen Anstrengungen und Beschwerden den Groen St. Bernhard und gelangte unvermutet in die lombardische Ebene. Statt da er aber eilte, um Massena zu entsetzen, zog er auf Mailand los und hielt hier am 2. Juni seinen Einzug; an demselben Tage mute Massena Genua an Melas bergeben. Dieser zgerte nun nicht, alle seine Streitkrfte zu vereinigen, um durch einen entscheidenden Schlag weitere Erfolge Bonapartes zu verhindern. Am 14. Juni stieen das sterreichische und franzsische isoo Heer bei dem Dorfe Marengo im heftigen Kampfe aufeinander. Schon glaubte Melas der Sieger zu sein, als durch das rechtzeitige Eingreifen der franzsischen Garden und durch einen ungestmen Reiterangriff die Siegesehre Bonaparte zu teil wurde. Durch den Sieg bei Marengo hatte Bonaparte Italien wiedergewonnen, und als Moreau den sterreichern unter Erzherzog Johann bei Hohenlinden am 3. Dezember eine ent-scheidende Niederlage beigebracht und darauf Salzburg genommen hatte und nur noch zwanzig Stunden von der Hauptstadt Wien entfernt stand, schlo Kaiser Franz ohne England fr Osterreich und das deutsche Reich den Frieden zu Lueville am 9. Februar 1801. Der Friedensvertrag be-ruhte auf den Grundlagen des Friedens von Campo Formio. Der Tal-weg der Etsch blieb auch jetzt die Grenze sterreichs, und der Talweg des Rheins sollte die Grenze des deutschen Reiches gegen Frankreich bilden. Somit willigten Kaiser und Reich in die Abtretung des linken Rheinufers, wodurch Deutschland 1150 Quadratmeilen mit beinahe S1^ Millionen Einwohnern verlor.
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Extrahierte Personennamen: Suwrow Bonapartes Bernhard Marengo Johann Franz_ohne_England Franz Campo_Formio
Extrahierte Ortsnamen: Europas England Oberdeutschland Italien Rhein Bayern Genua Frankreichs Mailand Massena_Genua Dorfe_Marengo Italien Salzburg Wien Osterreich Rheins Frankreich Rheinufers Deutschland
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den Kampf mit sterreich wagen konnte; wo er der Rcher werden konnte, als welchen ihn sein Vater einst bezeichnet, der Groe Kurfürst im Geiste erblickt hatte.1)
3- Der sterreichische Erfolgekrieg (174148) und die beiden ersten schleichen Kriege (174042; 174445).
1. Veranlassung und Parteinahme. Am 20. Oktober 1740 starb Kaiser Karl Vi. und hinterlie die sterreichischen Staaten im schlechten Verteidigungszustnde. Nach der pragmatischen Sanktion (S. 65) sollte ihm seine kluge und tatkrftige Tochter Maria Theresia als Erbin in den sterreichischen Hauslndern folgen. Aber der Kurfürst Karl Albert von Bayern bestritt ihr Thronrecht, weil er von der ltesten Tochter Kaiser Ferdinands I. abstammte; auch August Iii. von Sachsen-Polen trat als Schwiegersohn Josephs I. mit ungerechten Forderungen gegen Maria Theresia auf. Spanien schlo mit Karl Albert im Jahre 1741 einen Subsidienvertrag zu Schlo Nymphenburg bei Mnchen und versprach, ihm zur Erlangung der Kaiserkrone behilflich zu sein; ebenfalls trat Frankreich auf die Seite der Gegner Maria Theresias. Diese fand dagegen bei Georg Ii. von England, bei Holland und Rußland Untersttzung.
2. Verlauf des Krieges. Ehe aber die Gegner der pragmatischen Sanktion das Schwert gegen Maria Theresia zogen, war ihr in dem jungen Preuenknig Friedrich Ii. ein gefhrlicher Gegner erstanden. Friedrich befand sich in Rheinsberg und lag eben am Fieber, als er die wichtige Kunde vom Tode des Kaisers erhielt. Sogleich raffte er sich mit Gewalt vom Lager auf, und es reifte in ihm der Entschlu, die alten Ansprche semes Hauses auf die Herzogtmer Liegnitz, Brieg und Wo hl au (S. 17) und das Frstentum Jgerndorf, die sterreich bis dahin nicht geachtet hatte, geltend zu machen; er fhlte sich nicht an die pragmatische Sanktion gebunden, weil Osterreich die festgesetzten Bedingungen nicht erfllt hatte (. 66). Als nun feine Ansprche, sowie seine Vergleichungsvorschlge von Maria Theresia zurckgewiesen wurden, traf er im geheimen alle Vorbereitungen zur Besitznahme Schlesiens und lie pltzlich am 16. Dezember 1740 30000 Mann preuischer Truppen in Schlesien ein-rucken. Damit begann der erste schleiche Krieg.') Der König hatte
x) Ein preuischer Rekrut zur Zeit Friedrichs des Groen.
,, 11 S^den an seinen Minister von Podewils beim Beginn des
ersten schleichen Krieges.
Heinze-Rosenburg, Die Geschichte. Hl 2. Aufl. 6
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Extrahierte Ortsnamen: Spanien Nymphenburg Frankreich England Holland Rheinsberg Liegnitz Brieg Frstentum_Jgerndorf Schlesiens Schlesien Heinze-Rosenburg
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Disziplin Ordnung in diesen Scharen aufrecht erhalten konnte. Dieses Verhltnis hatte auch den Nachteil, da nicht nur ein groer Gegensatz zwischen dem Offizier und dem Gemeinen, sondern noch mehr zwischen dem Militr und dem Brger bestand. Die Offiziere gehrten zwar mit nur wenigen Ausnahmen dem Landesadel an; viele der Oberbefehlshaber waren aber Invaliden. Dazu kam, da die Bekleidung der Soldaten sehr rmlich war; dem Fuvolk fehlten die Mntel, so da der Gebrauch von Zelten beim Lagern notwendig wurde. Dadurch aber wurde wieder das Gepck, das man mit sich führen mute, bermig groß, und ging dies verloren, so mute bei rauher Jahreszeit das Heer groe Einbue erleiden. Ebenso nachteilig fr schnelle Bewegung war die Verpflegung des Heeres aus Magazinen. Die Bewaffnung war bei dem langen Frieden sehr drftig geworden; die Gewehre der Infanterie hatten zwar ein glnzendes Aus-sehen, waren aber wenig tauglich. So war die Kriegstchtigkeit des Heeres nichts weniger als vollkommen.
2. Preuens Stellung zur dritten Koalition. Trotz dieser Schwchen hatte sich Preuens Lnderbesitz nicht unbetrchtlich vergrert, zuletzt noch durch den Reichsdeputationshauptschlu. Dieser bedeutende Gewinn ver-mochte aber nicht, den Verlust an Ehre und Ansehen aufzuwiegen, den Preußen durch seine schwachmtige Haltung seit dem Baseler Friedensschlu erlitten hatte. Statt fr Deutschlands Ruhm und Grenzen frechen ber-griffen gegenber einzustehen, verharrte es in ngstlicher Neutralitt. Nicht ohne Grund war Preußen nach dem Luneviller Frieden im Reichsdeputa-tionshauptschlu so reichlich mit Entschdigungen bedacht worden: Napoleon suchte sich dadurch Preußen geneigt zu machen und es von einer Verbindung mit Frankreichs Feinden auch fernerhin abzuhalten. Und es gab wirklich eine Partei am Hofe in Berlin, die in Verbindung mit Frankreich Preuens Vergrerung suchte. Ihr Fhrer war der von seinem Kabinettsrat Lombard beherrschte Minister Haugwitz. Als darum Bonaparte den Baseler Frieden brach und im Jahre 1803 Hannover besetzte, widersetzte sich Preußen der Gewalttat Bonapartes nicht; auch trat es der dritten Koalition nicht bei. Als aber der franzsische General Bernadotte von Hannover her durch das Ausbachsche Gebiet marschierte und dadurch Preuens Neutralitt verletzte, erkannte König Friedrich Wilhelm Iii., wie sehr Napoleon die preuische Regierung verachtete, und pltzlich zeigte er sich zum Kriege geneigt. Diese Stimmung benutzte der Kaiser Alexander von Rußland, um persnlich Friedrich Wilhelm Iii. zum Beitritt zu der dritten Koalition zu bewegen. Er kam deshalb nach Potsdam. Doch konnte er nur erreichen, da am 3. November 1805 hier > 10*
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Extrahierte Personennamen: Preuens_Lnderbesitz Napoleon Lombard Haugwitz Bonapartes General_Bernadotte Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Napoleon Alexander_von_Rußland Alexander Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Frankreichs Berlin Frankreich Hannover Potsdam