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1. Das Zeitalter der Reformation, Das Jahrhundert des großen Krieges, Das Zeitalter der unumschränkten Fürstengewalt - S. 97

1900 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
97 Eigenen Flotten auf den Weltmeeren, welche die Waren aus den fremden Erdteilen holten. Als jedoch durch den niederländischen Ausstand und die spanische Plünderung die Handelsblüte Antwerpens zerstört worden war, als ferner Holland und England seit Ende des sechzehnten Jahrhunderts die Herrschaft der Meere an sich rissen und besonders die Königin Elisabeth von England den deutschen Kaufleuten der Hansa ihre Vorrechte auf dem Londoner Markt nahm, waren die deutschen Nordseestädte Emden, Bremen, Hamburg überflügelt. So sank die deutsche Hansa, einst der Stolz der nordischen Meere, in Unbedeutendheit, der dreißigjährige Krieg gab ihr vollends den Todesstoß. Noch zur Reformationszeit hatte ihr Haupt, die Stadt Lübeck, auf den schwedischen Thron einen neuen König (Gustav Wasa) setzen können, und unter ihrem Bürgermeister Jürgen Wullenweber, der mit Hilfe der Zünfte die Herrschaft der Patricier gebrochen hatte, konnte sie es versuchen, die Dänen zu unterwerfen und die Niederländer von der Ostsee auszuschließen. Aber Wullenweber wurde durch seine eigenen Mitbürger gestürzt, und Heinrich von Braunschweig, dem er in die Hände gefallen war, ließ ihn als Feind seiner Kirche und Empörer verurteilen und hinrichten. Der von Lübeck eingesetzte König Gustav Wasa entzog sich jedoch der drückenden Handelsherrschaft Lübecks, fo daß nun auch das Übergewicht der Hansa in Skandinavien aufhörte. Je mehr dann Schweden um die Ostsee herum sich ausbreitete, um so mehr ging hier der deutsche Einfluß verloren. Dagegen hatten sich die Handelsbeziehungen im Reiche besser entwickelt. Nürnberg und Frankfurt waren die Verbindungsplätze zwischen Nord und Süd, der Rhein war die Verkehrsstraße nach den Niederlanden. Große Handelsstraßen verbanden Hamburg, Lüneburg, Magdeburg und Leipzig in Nord- und Mitteldeutschland, Stettin, Frankfurt a. O., Breslau im Norden und Osten. Danzig hatte den einträglichsten Teil des Handels mit Polen in seinen Händen. — Vorübergehend ist der Aufschwung gewesen, den das geistige Leben Deutschlands unter dem Doppeleinfluß der Renaissance und der Re-formation genommen hat, dauernd die Wirkung. Wir fragen deshalb »wtion. zum Schluß: Was hat die Reformation Neues in die Welt gebracht, was hat sie geleistet für den Fortschritt der menschlichen Gesittung? Es war der germanische Geist, der sie hervorrief, und die Germanen sind es im wesentlichen auch, in deren Ländern die neue Kirche gegründet wurde: der größte Teil Deutschlands und der Schweiz, ganz Deutsche Kulturgeschichte. I1j. 7

2. Das Zeitalter der Reformation, Das Jahrhundert des großen Krieges, Das Zeitalter der unumschränkten Fürstengewalt - S. 185

1900 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
185 außer ihnen auch die Engländer, besaßen — die Schweden noch ausgenommen — Nationallitteratnren und festgegründete, einheitliche Nationalstaaten, hierin mit Ausnahme Italiens. Deutschland dagegen war zerrissen, hatte in der Schweiz und Holland seine tüchtigsten Grenzländer verloren oder mußte sie, Elsaß und Pommern, im Friedensschlüsse abtreten. Und was die Deutschen an derber und rauher Litteratur noch besaßen, das war, als der Krieg ausbrach, verklungen. Daher reizte die durch den Krieg stattfindende Berührung mit fremden Ländern zur Nachahmung. Der Kaiser suchte mit Hilfe der Jesuiten aus Deutschland ein nördliches Spanien zu machen; die Fürsten ahmten Schweden oder Frankreich nach. Straffere Anspannung der Staatsgewalt war bei allen das Ziel. Deshalb mußte diese Bestrebung einem Zusammenstoß vorarbeiten. Das Kaisertum behielt zwar fernen Nimbus, an Boden aber verlor es noch mehr als früher, und immer weiter zog es sich auf Österreich zurück, in dem spanische Schablone reißende Fortschritte macht. Es handelte sich nur noch darum, welcher Staat außerhalb Österreichs die größte Macht zu erlangen wußte, und die durch den Gang der politischen Entwickelung des Reiches bedingte Teilung, welche in den inneren Kämpfen oft genng gedroht hatte, wurde eine Thatsache. In der zweiten Hälfte des siebzehnten Jahrhunderts gab ein deutscher Fürst auf jene Frage die wahre Antwort -— es war der Große Kurfürst von Brandenburg. Der Zug der Zeit nach Erhebung der fürstlichen Gewalt über die „Stände", welche ihre Rechte und Freiheiten nicht zu bewahren gewußt und sie daher durch ihre Gleichgültigkeit verscherzt hatten, nahm nun in Deutschland zweierlei Gestalt an: Österreich stützte sich auf den Hof und die Kirche, Brandenburg-Preußen auf das Heer und das Volk. W. B iederinann: Deutsche Volks-und Kulturgeschichte. 2. Bd. Wiesbaden. 1891.— Albert Richter: Quellenbuch. Leipzig 1892. — L. Stacke: Deutsche Geschichte. 2. Bd. Bielefeld u. Leipzig 1892. — Otto Henne ain Rhyn: Deutsche Kulturgeschichte. 2. Bd. Berlin 1893.

3. Das Zeitalter der Reformation, Das Jahrhundert des großen Krieges, Das Zeitalter der unumschränkten Fürstengewalt - S. 189

1900 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
189 winnt er „einen Fuß am Meere, um am Commercio der ganzen weiten Welt Anteil nehmen zu können". 1732. Friedrich Wilhelm giebt 20000 vertriebenen Salzburgern Land und Unterstützung. 1740. Er hinterläßt bei seinem Tode seinem Nachfolger einen Schatz von 9 Millionen Thalern und ein Heer von 80000 Mann. Wahlsprnch: „Ich setze die Krone fest wie einen ehernen Felsen." f) Österreich unter Leopold, Joseph I. mit» Karl Vi. \. Spanischer Lrbfolgekrieg ^70\—1.713. 1700. Der kinderlose Karl Ii. von Spanien vermacht seine Länder dem zweiten Enkel Ludwigs Xiv. Philipp v. Anjou. Kaiser Leopold fordert Spanien für seinen zweiten Sohn Karl, der ebenso nahe als Philipp v. Anjou mit Karl Ii. verwandt ist. 1701. Kaiser Leopold kämpft gegen Ludwig Xiv. itt der Lombardei: auf österreichischer Seite stehen Holland, England und das Deutsche Reich. 1702—1703. Ludwig Xiv. kämpft nicht ohne Glück. 1704. Die Engländer unter- Marlborough und Lu dwig von Baden schlagen die Franzosen am Schellenberge bei Donauwörth. 1704. Marlborough und Prinz Eugen, der österreichische Feldherr, siegen bei Höchstädt ober Blindheint. 1705—1711. Joseph I., beutscher Kaiser. 1706. Marlborough siegt bei Ramillies in den Nieberlanden. 1706. Prinz Eugen siegt bei Turin. (Leopold von Dessau.) 1708. Marlborough und Prinz Eugen siegen bei ßubenarbe sübwestlich von Gent. Friedensunterhandlungen. 1709. Marlborough und Prinz Engen siegen bei Malplaqnet südlich von Mons. Ludwig Xiv. erklärt, alle Eroberungen, auch Elsaß uttb Straßburg, herausgeben und allen Ansprüchen auf die spanische Monarchie entsagen zu wollen. An dem Übermute der Sieger scheitern die Verhandlungen. 1711—1740. Der Bruder Josephs I., der bisherige König Karl Iii. von Spanien, wirb beutfchet Kaiser, als solcher Karl Vi. Es liegt also die Gefahr nahe, daß Spanien und Österreich vereinigt werben. 1713. Die europäischen Staaten schließen beshalb zu Utrecht mit Frankreich Frieden. Spanien fällt ein Ludwigs Xiv. Enkel, Philipp V.; die Nebenländer Belgien, Mailand und Neapel und die Insel Sardinien an Österreich, Sizilien an Savoyen, ein Teil von Geldern an Preußen, Gibraltar an England. Friede zu Rastatt und Baden. 1714. Österreich und das deutsche Reich schließen sich nach unglücklichen Kämpfen biesem Frieden an.

4. Das Zeitalter der Reformation, Das Jahrhundert des großen Krieges, Das Zeitalter der unumschränkten Fürstengewalt - S. 195

1900 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
195 saßen, als Frankreichs Verbündete das Reich bedrängten! In der That ist es weniger der Verwunderung wert, daß Deutschland in diesen Zeiten manch schwere Einbuße erlitt, als daß es, zwischen drei eng verbundene, kriegerische und erobernde Völker eingeengt, für seine schwerfällige, unbewegliche und schutzlose Verfassung nicht noch härter büßen mußte. Daß Frankreich in dieser von kirchlichen und politischen Gegensätzen zerklüfteten Fürftenrepnblik mit Geld und diplomatischen Künsten jenes Übergewicht erlangen konnte, das von Ludwig Xiv. bei der Kaiserwahl von 1657—1658 und bei der Gründung des rheinischen Bundes geübt ward, daß es ungestört in den Friedensschlüssen von 1659 und 1668 sich eine furchtbare Grenze nach Osten zu schaffen vermochte, daß es in dem Kriege gegen Holland, als endlich Kaiser und Reich sich in Bewegung setzten, neue Vergrößerungen errang und Deutschland um Früchte brachte, die der Brandenburger Kurfürst in seinen Siegen über die Schweden gewonnen, war gewiß kein unerwartetes Ergebnis, wenn man die Organisation Frankreichs mit der des Reiches, die Armeeen und Feldherren Ludwigs Xiv. mit der Reichsarmee, Hof und Diplomatie des französischen Königs mit der Persönlichkeit und Umgebung Leopolds I. verglich, wenn man bedachte, daß hier dem „immerwährenden" Reichstage Schutz und Schirm des Landes überlassen war, dort ein Colbert und Louvois die Staats- und Heereskräfte leiteten. Frankreich hatte in diesen Jahrzehnten die Schwäche und Unbeweglichkeit des Reiches kennen gelernt; seine Reunionen und die Wegnahme von Straßburg bewiesen, daß diese Erfahrungen nicht verloren waren. Von 1648 bis zum Jahre 1700 etwa, — es sind fünfzig Jahre, - fünfzig Jahre tiefen Elendes, welche der Freund des Vaterlandes nur mit Schmerz betrachten kann! Aber still und geräuschlos vollzog sich in ihnen eine innere Umwandlung des deutschen Bürgertums; der moderne Geist desselben tritt in dieser Zeit zuerst hervor! Langsam lernte der deutsche Bürger verzichten auf das, was er einst besessen hatte, — volle politische Selbständigkeit; langsam wendete er sich den neuen Ausgaben zu, welche ihm von der gänzlich veränderten Zeit gestellt wurden. Eine Schilderung dieser trüben Zeit von 1648 bis zum Jahre 1700 aber wird stets -damit zu Beginnen haben, daß sie die politische Ohnmacht des deutschen Bürgertumes dieser Tage darstellt; dieselbe bildet leider den eigentlich charakteristischen Zug der Geschlechter, welche damals in den deutschen Städten wohnten! Wir 13*

5. Das Zeitalter der Reformation, Das Jahrhundert des großen Krieges, Das Zeitalter der unumschränkten Fürstengewalt - S. 230

1900 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
230 Kaiser nicht geneigt einzuwilligen; auch ohne jenen Titel war der hohenzollernsche Staat schon ein gefährlicher Nebenbuhler; sollte Österreich dem aufstrebenden Emporkömmling, den es bisher vergebens niederzudrücken versucht hatte, nun selbst helfen, wieder ein Stück höher zu klimmen? jahrelang dauerten die Verhandlungen, die übrigens sehr geheim geführt wurden, und der Kurfürst sah den Wunsch seines Herzens noch immer unerfüllt. Da traten Ereignisse ein, die dem Eigennutze des Kaisers abnötigten, was dessen Dankbarkeit nicht leistete, und Friedrich Iii. konnte erkaufen, wo man nicht schenken wollte. L-chon daß sich im Jahre 1693 unter mehreren deutschen Fürsten ein Verein bildete, der den Zweck hatte, die neue hannoversche Kur, die der Kaiser soeben gestiftet, zu bestreiten, und daß diese Unzufriedenen sich nach dem Rhswicker Frieden immer fester an Frankreich anschlossen, war für den Kaiser ein Gegenstand großer Beunruhigung. Eine andere oorge brachte ihm das Herausziehen des nordischen Krieges, der zwischen Karl Xii. von Schweden einerseits und dem Zaren Peter, dem Könige August von Polen und Friedrich von Dänemark andrerseits im Jahre 1700 auvbrach und gar leicht nach Deutschland und in die österreichischen Erbländer hinübergreisen konnte. Zunder zu einem Brande lag hier besonders in Ungarn aufgehäuft. Leopold hatte die ungarische Verfassung gebrochen, die ungarischen Protestanten aufs härteste bedrückt, selbst die Vornehmen, die Magnaten, schwer verletzt. Ein Aufstand konnte hier jeden Augenblick ausbrechen. Bei weitem die größte Verlegenheit aber bereitete dem Kaiser der Stand der spanischen Angelegenheiten. Karl Ii. von Spanien war ohne Nachkommen; mit ihm erlosch der spanische Zweig des Hauses Habsburg, seine Länder mußten nach dem Rechte an den österreichischen Zweig fallen; Karls Tod stand nahe bevor, und Leopold I. sah sich im Geiste schon als Besitzer aller der Reiche, die einst unter dem mächtigen Scepter Karls V. gestanden und nun, vermehrt durch die großen Erwerbungen Ferdinands I., Österreich zu einer schwindelnden Höhe erheben mußten. Aber es zeigte sich bald, daß das reiche Erbe nicht so ohne weiteres anzutreten war. Auch Ludwig Xiv. bewarb sich darum; er hatte zwar nur zweifelhafte Rechtsgründe vorzubringen (er war der Sohn der älteren Muhme und der Gemahl der älteren Schwester Karls Ii., die bei ihrer Verheiratung nach Frankreich auf die Erbfolge in Spanien verzichtet hatten, während ihre jüngeren Schwestern, die Mutter und die Gemahlin Leopolds I., einen solchen Verzicht nicht hatten zu leisten brauchen); aber Ludwig

6. Das Zeitalter der Reformation, Das Jahrhundert des großen Krieges, Das Zeitalter der unumschränkten Fürstengewalt - S. 231

1900 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
231 war gewohnt, seinen Willen nach seiner Macht, nicht nach seinem Rechte abzumessen; er war entschlossen, wenigstens einen großen Teil der spanischen Staaten an sich zu bringen. Die Waffen mußten also entscheiden. Denn Leopold wollte auf keinen Fall seine Ansprüche fahren lassen. Er weigerte sich sogar, in einen Teilungsplan zu willigen, welchen die Seemächte, England und Holland, vorschlugen. Wer sollte ihm aber in dem schweren Kampfe helfen? Viele deutsche Fürsten, namentlich der von Bayern, waren für Frankreich, andere, wie der Kurfürst von Sachsen, in eigene Händel verwickelt. Die Seemächte wollten wenigstens nicht das ganze Erbe an Österreich bringen. Denn sie mochten weder das Haus Bourbon noch das Haus Habsburg übermächtig werden lassen. Unter diesen Umstünden erhielt der Beistand Brandenburgs, das 30000 Mann vorzüglicher Truppen auf den Beinen hatte, einen sehr hohen Wert. So entschloß sich der Kaiser zu dem Schritt, gegen den er sich so lange gesträubt, und der ihm auch jetzt sehr sauer ward. Er gab endlich seine Zustimmung zu Friedrichs Iii. Wunsche. Am 16. November 1700 unterzeichnete er zu Wieu den Kronvertrag, durch welchen er sich verpflichtete, den Kurfürsten oon Brandenburg, falls sich derselbe zum König in Preußen ausrufen lasse und kröne, auch als solchen zu ehren und anzuerkennen, sowie zu befördern, daß andere Mächte ihn ebenfalls dafür anerkennten. Dagegen erneuerte Friedrich den alten Bund und verpflichtete sich, dem Kaiser, falls wegen der spanischen Erbfolge Krieg entstehe, 8000 Mann Hilfstruppen auf eigene Kosten zu stellen. Bald darauf kam die Nachricht, daß am 1. November zu Madrid Karl Ii. gestorben war, daß ein Testament desselben den Enkel Ludwigs Xiv., den Prinzen Philipp von Anjou, zum Universalerben eingesetzt, und daß Ludwig diese Verfügung genehmigt habe. Der Kriegsfall war damit eingetreten. Es war ein gutes Geschäft, das der Kaiser im Wiener Kronvertrage gemacht hatte; seine Anerkennung war Friedrich Iii. zwar sehr wünschenswert, aber doch nicht so notwendig, daß er nicht auch ohne dieselbe den Königstitel hätte annehmen können; so war der Preis, den er dafür zahlte, gewiß groß. Und er hielt nicht nur, was er versprochen; er leistete aus freien Stücken weit mehr. Nicht mit 8000, sondern mit 25000 Mann hat er dem Kaiser beigestanden. Freilich die Weitsehenden ahnten schon jetzt, daß Preußen in nicht ferner Zukunft Österreich überflügeln werde, und hielten daher jede Erhöhung Hohenzollerns für einen Schaden, den Habsburg erlitt. Prinz Engen sagte in diesem

7. Das Zeitalter der Reformation, Das Jahrhundert des großen Krieges, Das Zeitalter der unumschränkten Fürstengewalt - S. 186

1900 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
Siebenter Zeitraum. Die 3rit der unumschränkten Jürstengeivalt. Erster Abschnitt. Politische Übersicht. a) Die Raubkriege Ludwigs Xiv. 1667—1697. 1667—1668. Erster Raubkrieg Ludwigs gegen die spanischen Niederlande. — Da dem französischen Könige die sog. Tripelallianz (Holland, Schweden, England) entgegentritt, begnügt er sich im Frieden von Aachen mit der Abtretung der südlichen Festungsgrenze der Niederlande. 1672—1678. Zweiter Raubkrieg gegen Holland. — Die Holländer kämpfen unter Wilhelm von Oranten und dem Admiral Michael de Rnyter, Brcinbenburgs großer Kurfürst zieht zu Hilfe. Später tritt auch das Deutsche Reich, dann Spanien dem Kriege gegen Frankreich bei. Im Frieden von Nymwegen (Holland) erhält Ludwig von Spanien die Freigrafschaft Burgunb und eine Anzahl belgischer Grenzorte, von Deutschland die Festung Freiburg in Baden. 1680—1685. Durch die Reunionskammern läßt sich Ludwig eine Reihe beutscher Orte zusprechen. Mitten im Frieden überfällt er die alte Reichsstadt Straßburg, die ohne Schwertstreich in seine Hand gelangt. 1688—1697. Dritter Raubkrieg gegen Deutschland und Holland. Ludwig findet an dem Führer der Holländer, Wilhelm von Oranien, seit 1688 König von England, einen unbeugsamen Gegner. Kaiser und Reich, später auch Spanien und Dänemark treten in den Kampf gegen „den großen Länderräuber". Um sich gegen die deutschen Heere zu schützen, läßt der „allerchristliche König" die Pfalz und fast alles linksrheinische Land verwüsten und die Einwohner in die schneebedeckten Felder Hinaustreiben. Durch seine tüchtigen Feldherren bleibt er schließlich Sieger und behält im Frieden zu Ryswik (bei Haag) das ganze Elsaß. b) Die Türkenkriege Österreichs. 1664. Die Türken, „der andere Erbfeind Deutschlands," werben von dem kaiserlichen Feldherrn Moittecuculi bei St. Gotthard an der Raab geschlagen.

8. Das Zeitalter der Reformation, Das Jahrhundert des großen Krieges, Das Zeitalter der unumschränkten Fürstengewalt - S. 190

1900 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
190 2. Die Türkenkriege Österreichs. 1716. Prinz Eugen schlägt die Türken in der Sckilacht bei Peterwardein und 1717 bei Belgrad. („Prinz Eugen, der edle Ritter" —.) 1718. Der für Österreich günstige Friede von Passarowitz wird geschlossen. 1736—1739. Der Kaiser unternimmt in Gemeinschaft mit Rußland einen ungünstigen Krieg gegen die Türken: im Frieden zu Belgrad müssen alle Eroberungen herausgegeben werden. 1740. Karl Vi. sucht durch Verträge mit den europäischen Regierungen die Nachfolge seiner einzigen Tochter Maria Theresia in Österreich zu sichern. (Pragmatische Sanktion.) Zweiter Abschnitt. Kaiser, Reich und Bürgertum nach dem 30jährigen Kriege. Lage des Die Verträge von Osnabrück und Münster hatten Deutschland den Neiches.^nge ersehnten Frieden gegeben, aber Land und Volk zeigten allenthalben die traurigen Folgen einer dreißigjährigen Erschütterung. Ganze Landschaften, die blühendsten zumal, lagen in beispielloser Verwüstung, waren entweder von ihren Bewohnern verlassen oder so tief verfallen,' daß die Sorge und Arbeit mehr als eines Menschenalters nötig war,' auch nur die groben Spuren der Zerstörung zu verwischen. Der einst so mächtige Aufschwung des städtischen Lebens war gebrochen; Industrie, Handel und Schiffahrt hatten ihre alten Sitze für lange Zeit, zum Teil für immer, verlassen; die Macht der Hansa, schon im vorangegangenen Jahrhundert tief erschüttert, war nun vollends zu Ende gegangen; ihre ehemalige Weltftellnng war teils den mächtig aufstrebenden Nachbarstaaten, teils den von Deutschland losgerissenen Gebieten anheimgefallen. Das alte Reich selber, durch alle Wechselfälle früherer Jahrhunderte in feinem Umfange nicht wesentlich beschränkt, hatte jetzt die ersten großen und bleibenden Verluste an Land und Leuten aufzuzählen. Denn nicht nur die Abfälle alter Zeiten wie die Schweizer Eidgenossenschaft erlangten damals ihre rechtliche Anerkennung, nicht nur die lothringischen Bistümer wurden aus einem bestrittenen Besitze ein rechtmäßiges Eigentum des westlichen Nachbarn; es ward zugleich die fremde Oberherrlichkeit im Elsaß, in Pommern, in Bremen und Verden anerkannt, und — fast die schmerzlichste von allen Einbußen — der kostbare Besitz der burgundischen Niederlande war teils in fremde Hand geraten, teils in die Bahnen einer auf deutsche Kosten aufblühenden Sonderentwicklung hineingedrängt worden. Mit der Herrschaft

9. Das Zeitalter der Reformation, Das Jahrhundert des großen Krieges, Das Zeitalter der unumschränkten Fürstengewalt - S. 199

1900 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
199 gegriffen werden würde; sie schickte ihre Boten an den Kaiser und an den Reichstag mit den flehendlichsten Briefen, um sich des deutschen Reiches Schutz zu sichern! Nur eine unbedeutende, vorn Regensburger Reichstage der Bedrängten Stadt gewährte Beihilfe an Geld Brachten die Gesandten heim. Die kaiserlichen Besatzungstruppen waren schon am 11. Juni 1679 aus Straßburg aßgezogen; — eigene Truppen anzuwerben, war Bei der gänzlichen, durch nicht weniger als fünfzig Kriegs-jahre herbeigeführten Not der Stadt unmöglich. Die Krone Frankreich, jetzt ihren Blendenden Schimmer werfend auch auf deutsches Land, ging nun, im Jahre 1680, offen mit dem Raub von Straßburgs Stadtgut vor; die vielberufene Reunionskammer von Breisach nahm die Ämter Wasselnheim, Barr, Jllkirch, Marlenheim für Frankreich in Beschlag. Mit Klageschriften, mit Dupliken, mit Dokumenten jeder Art bewies die Stadt das ihr geschehene, himmelschreiende Unrecht; umsonst, — die Schwarzenberg, die Montecuculi in Wien, s i e hatten nicht den Mut, zu hören! Da suchten Straßburger Bürger selbst das harte Herz Ludwigs Xiv. altem Rechte zugänglich zu machen: sie baten, daß man sie bei Deutschland lasse, — »et le roi etait trös-mal satisfait de la ville!« Endlich beschloß der kaiserliche Hof zu Wien, dieser in dem Todeskampfe liegenden Bürgerschaft einige Tausend Mann zu Hilfe zu senden; — man konnte aber keinen Reiter mehr in die gefährdete Stadt hinein bringen; sie war von allen Seiten eingeschlossen! Diese bitteren Erfahrungen, diese Hoffnungslosigkeit, dies langsame Verschwinden jeder Hilfe machte die Straßburger gefügiger, als Männer je sich zeigen dürfen auch in der höchsten Not. Hatten diese deutschen Bürger sich vorher gegen jede Annexion von Straßburg auf das äußerste gesträubt: jetzt sanken ihnen die Arme in den Schoß! Mit kleinen, „unbedeutenden" (!) Gefälligkeiten fing die große Schande an. Dem Könige zuliebe ließ im Jahre 1680 der Rat den Brückenkopf bei Kehl zerstören; ja, man fand's für angezeigt, den hochgebornen Residenten der großen, allerchristlichsten Majestät die feige, schmachvolle Versicherung zu geben, daß die Anwesenheit der kaiserlichen Diplomaten Merey mit Politik und Staats-Aktionen nicht zusammenhinge! In Angst und mit der kläglichen Miene totaler Hilfs- und Ratlosigkeit blickten diese gravitätischen Herren im Staatsrock und der Perrücke auf die Truppenbewegungen hin, welche »Sa Majeste« im Elsaß stattfinden ließ. Das Schwert saß ihnen allen an der Seite, — eine Gewohnheit, welche früher in den Heldenzeiten deutschen Bürgertumes nicht

10. Das Zeitalter der Reformation, Das Jahrhundert des großen Krieges, Das Zeitalter der unumschränkten Fürstengewalt - S. 217

1900 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
217 Indessen das Reich seinem völligen Verfalle entgegenging und gerade dies Aufstreben Brandenburg-Preußens mehr als alles andere dazn betrug, die Krisis zu beschleunigen und die alte, freilich nur noch scheinbare Einheit des Reiches vollends aufzulösen, gedieh in dem jungen Staate alles, was von gesundem deutschen Stoffe vorhanden war, zur trefflichen Entfaltung. Hier ward ein tief zerrüttetes Land durch ein weises und kraftvolles Regiment dem Elende entrissen, die schlummernden Kräfte der Bevölkerung geweckt, hier ward deutscher bürgerlicher Fleiß und Wohlstand gepflegt, hier der deutschen Kultur ein weites, zum Teil noch unbebautes Terrain erobert. In einem Augenblick, wo Österreich und das deutsche Reich dem Übergreifen des französischen Einflusses ruhig zusahen, griff Friedrich Wilhelm zu den Waffen, und so klein seine Macht noch war, Deutschland hatte doch wieder einen Fürsten aufzuweisen, der sich gegen die Garanten des westfälische:: Friedens in Respekt zu setzen verstand. In Zeiten, wo die alte Handels-nnd Seemacht Deutschlands verloren war und in den früheren weltgeschichtlichen Sitzen derselben fast die Überlieferung abzusterben drohte, suchte er die Gunst der Lage Preußens an der See rührig zu benutzen, um den Grund zu einer Flotte zu legen, die Anfänge einer Kolonialmacht zu schaffen und auf der Ostsee, deren Herrschaft damals unter den nordischen Mächten der Preis eines noch unausgefochteueu Kampfes war, sein Übergewicht zu begründen. Friedrich Wilhelm erhob sich zuerst wieder — und zwar in Zeiten, wo Ludwigs Xiv. Macht noch ungebrochen war — zu dem kühnen Gedanken, die Fremden vom deutscheu Bodeu zu vertreiben; er folgte dabei zunächst seinem eigenen, brandenburgischeu Interesse, allein es waren dies doch zugleich die wichtigsten Aufgaben einer deutschen nationalen Politik, die er mit einem Glanze wie keiner seiner deutschen Zeitgenossen aufgenommen hat. Erfüllte Friedrich Wilhelm in dieser Haltung nach außen seine deutsche Fürstenpflicht gewissenhafter und ehrenvoller als irgend ein Reichsstand, den Kaiser nicht ausgenommen, so ist doch in der Art, wie er die Dinge anschaut und seine eigene Stellung beurteilt, eine bemerkenswerte Veränderung gegen die frühere Zeit eingetreten. Nicht sowohl als Glied des Reiches oder gar als Unterthan des Kaisers, am wenigsten aus Anhänglichkeit an Habsburg wendet der Große Kurfürst seine Waffen gegen Schweden und Franzosen, sondern in dem Bewußtsein eines selbständigen Fürsten, dessen brandenbnrgisch-preußisches Interesse nach außen allerdings mit dem des gesamten Reiches vollkommen
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