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Parteien zerrissen. Napoleon benutzte die Verwirrung , mit Hülfe
der ihm ergebenen Soldaten die Directoren wegzujagen und eine
neue Verfassung zu geben , wonach drei Consuin das Regiment in
Frankreich führen sollten. Natürlich wurde Napoleon zum ersten
unter den dreien erwählt. Zwei Tage vor Weihnacht trat er seine
Gewalt an.
Nun aber war es die höchste Zeit , dass der Krieg gegen die
Verbündeten fortgesetzt wurde. Bisher waren die Franzosen über-
all im Nachtheil gewesen. Kaum stand Napoleon an der Spitze,
so änderte sich mit einem Male die ganze Sache. Als ob dem
Manne das Glück nur so zufalle, musste sich der russische Kaiser
mit seinen Bundesgenossen veruneinigen und seine Truppen nach
Hause rufen. Die Ostreiche,- hatten jetzt den Feind allein auf dem
Halse. Bonaparte eilte nach Italien. Als ein zweiter Hannibal
stieg er im Winter mit seinem Heere über die Alpen. Kanonen
und Wagen wurden auseinander genommen und auf Schlitten von
Menschenhänden über den Schnee geschleppt. Zu einer Zeit, da
noch niemand ihn erwartete, stand er in den Ebenen Italiens. Die
Ostreicher hatten Unglück über Unglück und wurden wie im Fluge
zurückgedrängt: nach acht Monaten war der Krieg beendigt, und
Frankreich mächtiger , als je zuvor. Im nächsten Jahre machte
auch England Frieden und half selbst die noch in Ägypten stehen-
den französischen Heere nach Hause schaffen. Zum Dank für al-
len Ruhm, den Napoleon seiner Nation verschafft hatte, wurde er
zum Cónsul auf Lebenszeit, und zwei Jahre später, am 18. Mai
1804 zum erblichen Kaiser der Franzosen ausgerufen.
82. Auflösung des deutschen Neiches.
Frankreich Hatte die Monarchie verworfen, war durch die Pöbelherrschaft
hindurchgedrungen und bei der Monarchie wieder angelangt. Alles, was
an die Revolution erinnerte, wurde bei Seite geschafft. Statt der heidnischen
Zeitrechnung wurde die christliche wieder eingeführt und das Christenthum
mit seinen Festen und Ordnungen wieder hergestellt. Der Kaiser nahm sei-
nen Wohnsitz im königlichen Schlosse und umgab sich mit einem glänzenden
Hofstaat. Der Adel wurde wieder aufgerichtet, Herzoge, Grafen und Barone
ernannt. Seine Verwandten wurden zu Prinzen und Prinzessinnen erhoben
und mit reichen Einkünften bedacht. Das Volk sah all die neue Herrlichkeit
und jubelte dazu. Napoleon aber war der mächtigste Herrscher in Europa
und konnte so ziemlich alles thun, was er wollte. Mußte doch Deutschland
dazu schweigen, als Bonaparte den Herzog von Enghien, einen französischen
Prinzen, der in Baden lebte, durch seine Soldaten nach Paris holen und er-
schießen ließ. England allein stand fest und wollte von Nachgiebigkeit nichts
wissen. Kaum ein Jahr hatte es Frieden gehalten, da schlug es von neuen,
los. Im Jahre 1805 schlossen sich Östreich und Rußland an. Der König
von Preußen wurde aufgefordert, dem Bündnisse beizutreten; aber er konnte
sich nicht entschließen und verdarb es dadurch mit beiden Theilen. Wie der
Blitz war Napoleon da, schlug die Verbündeten und drängte sie über Wien
hinaus nach Mähren hinein.
Am 2. December kan, es bei Aitsterli tz zu einer mörderischen Schlacht,
in welcher Napoleon einen glänzenden Sieg erfocht. Leider mußten Deutsche
Soldaten unter den Fahnen des Fremdlings gegen Deutsche kämpfen. Baiern,
Würtemberg und Baden hatten sich, weil sie vom deutschen Vaterlande nichts
mehr hofften, vom Reiche losgesagt und an Napoleon angeschlossen. Für
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleon Napoleon Hannibal Napoleon Napoleon Napoleon Napoleon Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Italien Italiens Frankreich England Frankreich Europa Deutschland Baden Paris Wien Würtemberg
außerdem eine ungeheure Menge Hafer, Heu, Futtersäcke, Striegeln, Brannt-
wein, Zwieback u. f. w. Das war der Anfang der „Franzofenzeit" in unserm
Vaterlande.
85. Der Friede zu Tilsit.
Nach der Schlacht bei Jena zog der König von Preußen in den Osten
seines Landes, wo er Hülfe von den Russen erhielt. Trotz des Winters folg-
ten die Franzosen schnell nach. Bei Preußisch Ey lau kam es am 7. und
8. Februar 1807 zu einer mörderischen Schlacht, in welcher die Preußen
ihren alten Kriegsruhm glänzend bewährten. Dennoch blieb der Kamvs un-
entschieden. Beide Theile gingen zurück. Im Sommer desselben Jahres
wurden Russen und Preußen bei Friedland trotz der furchtbaren Anstren-
gungen gänzlich geschlagen. Diese Niederlage gab den Ausschlag. Kaiser-
Alexander erschrak, qls er den gewaltigen Gegner an der Grenze seines Reiches
stehen sah, und machte Frieden. Preußen mußte folgen. Die Bedingungen
waren entsetzlich hart. Friedrich Wilhelm Iii -mußte alles Land links von
der Elbe und dazu seine polnischen Provinzen abtreten. Aus ersterem machte
Napoleon ein Königreich Westfalen für seinen Bruder Hieronymus;
letzteres gab er seinem Verbündeten, dem Könige von Sachsen. Außerdem
mußte Preußen an fünfzig Millionen Kriegskosten bezahlen.
Unter den Bedingungen des Friedens hatte Kaiser Alexander auch die
gestellt, daß der Herzog von Mecklenburg, sein Verwandter, wieder in sein
Land eingesetzt werde. In Folge dessen kehrte Friedrich -Franz zurück und
hielt am 11. Juli seinen Einzug in Schwerin. Am 9. August wurde ein all-
gemeines Dankfest im ganzen Lande gefeiert. Mecklenburg mußte aber dem
Rheinbund beitreten, dem Handel mit England entsagen und in den See-
städten eine französische Besatzung behalten.
86. Aspern und Wagram,
Fürs erste kümmerte sich Napoleon um das geschlagene Deutschland nicht
weiter; denn er hatte in Spanien vollauf zu thun. Diese Zeit benutzte Kaiser
Franz, sich von neuem zu rüsten. Er wollte noch einmal versuchen, ob er
nicht die Ehre des deutschen Namens gegen den Fremdling retten könne.
Im Frühling 1809 rückten 300,000 Östreicher ins Feld. Napoleon trat ihnen
zum großen Theil mit deutschen Hülfstruppen entgegen. Die Rheinbundfürsten
wetteiferten mit einander, sich als gehorsame Diener des Ausländers zu be-
weisen. Der König von Sachsen entließ seine Truppen mit der Mahnung:
„Kämpfet tapfer gegen Östreich und vertraut auf Gottes Vorsehung!" Zu den
Baiern sagte Napoleon: „Kein Franzose ist unter euch; ihr sollt allein die
Östreicher schlagen." Nach alter Weise zerstreuten die deutschen Generale ihre
Truppen über weite Strecken; die französischen hielten die ihrigen in Menge
zusammen. Ging es in die Schlacht, so waren die Franzosen frisch und mun-
ter; aber die Hälfte von den Östreichernkam matt und müde auf dem Kampf-
plätze an. Aus solche Weise geschah es, daß Napoleon im Umsehen die feind-
lichen Heere bis Wien zurückgedrängt hatte, ohne daß diese sich nur recht Hüt-
ten sammeln und zum Widerstände vereinigen können. Auf der andern Seite
der Donau, der alten Kaiserstadt gegenüber, hielten endlich die Östreicher Stand.
Bei Aspern wurde zwei Tage hinter einander mit Erbitterung gekämpft.
Was die Welt noch nicht gesehen hatte, geschah hier: Napoleon wurde ge-
schlagen und mußte zurückgehen. Aber er ließ sich durch die Niederlage nicht
irre machen. Rasch zog er Verstärkungen an sich, so daß er an Zahl dem
Gegner überlegen war. Dann griff er zum zweiten Male an. Diesmal
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Extrahierte Personennamen: Alexander Alexander Friedrich_Wilhelm_Iii Friedrich Wilhelm Napoleon Alexander Alexander Friedrich_-Franz Friedrich August Napoleon Franz Franz Napoleon Napoleon Napoleon Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Tilsit Jena Friedland Westfalen Sachsen Mecklenburg Schwerin England Deutschland Spanien Sachsen Gottes Wien Donau
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dazu verstanden, seinem Volke den Handel mit England zum größ-
ten Theil zu verbieten. Als nun aber verlangt wurde, er solle
den Handel gänzlich verbieten, da achtete er es für Schuldigkeit,
nicht weiter nachzugeben, und suchte durch freundliche Verhandlun-
gen den französischen Kaiser auf andre Gedanken zu bringen.
Napoleon aber wollte keine Gegenrede hören, sondern erklärte
rund heraus, wenn Alexander Frieden behalten wolle, müsse sein
Volk dem Handel mit England gänzlich entsagen. Dies war die
erste Veranlassung zu dem Streite zwischen den beiden mächtigen
Kaisern.
In derselben Zeit, aber derber und mehr zufahrend, brach
Napoleon mit einem andern Königreiche im Norden von Europa.
In Schweden nämlich, wo der regierende König keine Kinder hatte,
war der französische General Bernadotte zum Kronprinzen er-
wählt worden. Dieser, dachte Napoleon, wird sich wohl fügen. Aber
der fügte sich nicht. Denn als Bernadotte seinen Schweden den
Handel mit den Engländern verbieten sollte, zeigte er gar keine
Lust, sein neues Vaterland um nichts und wieder nichts ruiniren
zu helfen, und sagte ohne Umschweife nein. Dies nahm Napoleon
so übel, daß er mitten im Frieden Schwedisch - Pommern besetzen
und als ein erobertes Land behandeln ließ. So sammelte sich auf
allen Seiten der Brennstoff an. Es wurde immer klarer, daß der
Krieg in nächster Zeit wieder ausbrechen müsse. Wem es diesmal
galt, darüber konnte kein Zweifel obwalten, wenn man das ganze
Jahr 1811 hindurch unaufhörlich französische Truppen von Westen
nach Osten, ziehen sah. Napoleon machte ungeheure Rüstungen.
Preußen, Östreich, die Rheinbundstaaten, Spanien, Italien mußten
Hülfstruppen stellen. Aus Frankreich rückten immer neue Scharen
nach. Ein Heer von einer halben Million kam zusammen und wälzte
sich langsam gegen Morgen fort. War ein Theil abgezogen, so
rückten andre wieder ein, wie wenn der Heerwurm über die Landstraße
zieht. Alte Leute erinnern sich, daß die Durchmärsche oft Tage
lang hinter einander gedauert haben. Als einst durch eine kleine
Stadt zwei Tage lang von Morgen bis Abend fast unausgesetzt
Truppen gezogen waren und am Morgen des dritten Tages die
Züge von neuem anhuben, rief ein Mann entsetzt seiner Familie
zu: „Kinder, wohin diese alle kommen, da bricht Gottes Erdboden."
Der brach zwar nicht. Aber wohin sie kamen, da hieß es: „Was
die Raupen lassen, das fressen die Heuschrecken, und was die Heu-
schrecken lassen, das fressen die Käfer, und was die Käfer lassen,
das frißt das Geschmeiß." Die Lieferungen, welche dieser Armee
gemacht werden mußten, waren so über die Maßen drückend, daß
viele Leute sich auf das kümmerlichste behelfen mußten, um den
übermüthigen Gästen Wein und Bier liefern und Semmel und
Fleischsuppe vorsetzen zu können.
Unterdessen dauerten die Verhandlungen zwischen Frankreich
und Rußland fort. Als Kaiser Alexander die Menge fremden
Volkes immer näher herankommen sah, verlangte er, wenn man
sich in Ruhe verständigen wolle, müsse Napoleon seine Soldaten
aus. Preußen zurückziehen. Dies Wort sah Napoleon als eine Be-
leidigung für die Franzosen an. Unter diesem Vorgeben erklärte
Ö' a.m Äuni 1812 den Krieg und überschritt vom 23. bis 25.
Juni mit seinem großen Heere die Grenze des russischen Reiches.
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Alexander Alexander Napoleon Bernadotte Napoleon Napoleon Napoleon Alexander Alexander Napoleon Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: England England Europa Schweden Rheinbundstaaten Spanien Italien Frankreich Gottes Frankreich
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den Provinzen schreckliche Nachahmung. Über fünfzig tausend Menschen sind
damals in Frankreich hingeschlachtet worden. Als die Nachricht von den
Pariser Greueln durch Europa drang, feierte der Papst ein Dankfest und ließ
Frendenfeuer abbrennen; die Deutschen und Engländer aber sprachen laut
ihren Abscheu über das barbarische Gemetzel aus.
Auch an andern Orten ergingen über die Protestanten Verfolgungen um
ihres Glaubens willen. Der spanische Statthalter in den Niederlanden ver-
rühmte sich, daß er achtzehn tausend Ketzer auf den Scheiterhaufen gebracht
habe, und er erhielt zum Dank für seine Henkerdienste einen geweihten Degen
voni Papste. In Italien hatte das Evangelium Eingang gefunden, ward
aber blutig wieder unterdrückt. Also hat bald hier, bald dort der „alte, böse
Feind" sich aufgemacht, zu streiten wider die Gemeinde des Herrn. Aber
das alles waren nur vereinzelte Ausbrüche des Zornes, die, wie das dumpfe
Rollen eines fernen Gewitters, daraus hindeuteten, daß ein harter Kampf in
Aussicht stehe. Endlich brach der Sturm los. Deutschland, das Vaterland
der Reformation, wurde der Schauplatz, auf welchem unter namenlosen
Schrecken der letzte blutige Kampf zwischen Evangelischen und Römischen aus-
gekämpft wurde.
Als im Jahre 1617 die erste Jubelfeier der Reformation in Deutschland
begangen wurde, erreichte die Spannung zwischen Katholiken und Protestanten
eine solche Höhe, daß es nur einer geringen Veranlassung bedurfte, um die
Feindseligkeiten zum Ausbruche kommen zu lassen. Diese fand sich bald. Die
Lutheraner in Böhmen hatten im Vertrauen auf den Freibrief des Kaisers
zwei neue Kirchen erbaut; aber die Statthalter hatten ihneü die eine zuge-
schlossen, die andere ni-edergerissen. Auf die Beschwerde der Böhmen war
eine harte Antwort vom Kaiser erfolgt. Durch den Abschlag aufgeregt, be-
gab sich am 23. Mai 1618 ein Hanse von Protestanten auf das Schloß von
Prag, um die Statthalter, denen man die Schuld an dem harten kaiserlichen
Schreiben beimaß, zur Rede zu stellen. Die Eingedrungenen wurden mit
Verachtung zurückgewiesen. Dies war für die aufgeregte Menge zu viel.
Die beiden kaiserlichen Räthe, welche die unfreundlichen Worte gesprochen
hatten, wurden ergriffen und zum Fenster hinausgeworfen. Diese Gewaltthat
wurde die nächste Veranlassung zum Ausbruche eines furchtbaren Krieges,
der dreißig Jahre lang wüthete und unser Vaterland an den Rand des Ver-
derbens brachte.
Die Böhmen sahen wohl ein, daß sie es verdorben hatten, und daß der
Kaiser die an seinen Räthen verübte Gewaltthätigkeit nicht ungestraft hingehen
lassen könne. Um ihm zuvorzukommen, brachten sie schnell ein Heer zu-
sammen und marschirten gerade aus Wien zu. Der Kaiser war ganz unvor-
bereitet und hatte den Feinden keine Armee entgegenzustellen. Eine Deputa-
tion von sechszehn böhmischen Edelleuten begab sich in die Burg und brachte
in wenig geziemender Weise ihre Forderungen vor. In seiner Bedrüngniß
wollte der Kaiser alles bewilligen, was sie verlangten. Schon hatte er die
Feder in der Hand, um seinen Namen unter den böhmischen Freibrief zu setzen;
da erscholl plötzlich helles Trompetengeschmetter auf der Straße. Ein Regi-
ment Kürassiere rückte unerwartet ein und befreite den Herrscher aus aller
Verlegenheit. Sobald mehr Truppen nachgekommen waren, wurden die
Böhmen angegriffen und zurückgedrängt. Im folgenden Jahre wurden sie
auf dem weißen Berge bei Prag durch den bairischen General Tillp in
einer blutigen Schlacht geschlagen, so daß sie die Waffen niederlegen und sich
unterwerfen mußten. Der böhmische Krieg war damit beendigt/ Nun folgte
das Gericht. Sieben und zwanzig angesehene Protestanten wurden hinge-
richtet; andre wurden an ihren Gütern gestraft, Pastoren und Schulmeister
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Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Europa Niederlanden Italien Deutschland Deutschland Prag Wien Prag
von da ans Indien zti bedrohen. Napoleon sollte den Zug führen.
Die Vorbereitungen wurden in aller Stille gemacht. Dennoch be-
kamen die Engländer Kunde davon , so dass sie eine Flotte unter
Admiral Nelson nach dem mittelländischen Meere sandten, welche
den Franzosen den Weg verlegen sollte , sobald sie sich sehen
liessen. Aber Bonaparte verstand seine Sache. Mit vierhundert
Schilfen und 30,000 Mann Soldaten segelte er in aller Stille ab
und nahm seinen Weg so heimlich , dass er in Ägypten ankam,
ohne dass die Engländer das Geringste davon gemerkt hatten.
Alexandrien wurde mit Sturm genommen. Von da ging es durch
eine beschwerliche Wüste nach Kairo. In der Nähe der Pyramiden
wurden die Mamelucken, die Macht der ägyptischen Sultane, in
einer grossen Schlacht vernichtet.
So weit war alles über Erwarten geglückt; aber nun schien
die Sache bedenklicher zu werden. Nelson fand die französische
Flotte im Hafen von Abukir und zerstörte sie gänzlich. Nur
vier Schiffe entrannen dem Verderben. Dazu drang ein türkisches
Heer durch Kleinasien heran, um die Eindringlinge aus Ägypten zu
vertreiben. Napoleon zog über die Landenge von Suez den neuen
Feinden entgegen und legte sich vor die Festung Akre. Achtmal
liess er Sturm laufen, wurde aber immer abgeschlagen. Ohne seinen
Zweck erreicht zu haben , kehrte er nach Ägypten zurück. Die
Türken folgten ihm zwar dahin , wurden aber in offenem Felde mit
leichter Mühe vernichtet. Zu Wasser waren die Franzosen geschla-
gen ; zu Lande konnte ihnen keiner etwas anhaben.
8s. Napoleon wir«? liaäser.
Während in Ägypten alles über Erwarten glücklich ging, nahm
in Europa die Sache eine andre Wendung. Die französische Repu-
blik war, weil sie überall siegte, immer herrschsüchtiger aufgetreten
und hatte nach einander Holland, die Schweiz, die Lombardei und
andre Länder in Republiken umgewandelt, die den Namen hatten,
dass sie frei wären , in Wirklichkeit aber von den Franzosen ab-
hingen. Dies Treiben wurde den andern Mächten denn doch zu
arg. England, Östreich und Russland vereinigten sich und ergriffen
von neuem die Waffen. Der Anfang des Krieges war günstig für
die Verbündeten. Erzherzog Karl, der Bruder des Kaisers, schlug
die Franzosen in mehreren Schlachten und jagte sie aus Deutsch-
land hinaus, Östreich er und Russen unter General Suwarow säu-
berten Italien und drangen siegreich in die Schweiz ein. Überall
ging es den Franzosen schlecht. Mit der Regierung der Directoren
waren sie auch schon längere Zeit unzufrieden. Da fingen sie an,
sich nach dem Bonaparte zu seinen, dessen Ruhm durch die neue-
sten Siege sehr gewachsen war. ,,Der allein kann helfen,“ hiess
es, „wäre er doch hier!“ Und siehe, der Wunsch wurde schneller
erfüllt, als man gedacht hatte, im Oktober 1799 landete Napoleon
in Frankreich. Er hatte in Ägypten Nachricht von dem Stand der
Dinge in seinem Vaterlande erhalten , daraus erkannt, dass nun
seine Zeit gekommen war, hatte das Heer in Ägypten gelassen und
war heimlich zu Schiffe gegangen. Wie durch ein Wunder war
er abermals den Engländern, die überall aufpassten, entgangen und
glücklich in der Heimath angekommen. Mit begeistertem Jubel
wurde der glorreiche Feldherr empfangen. lu Paris war alles in
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Nelson Napoleon Napoleon Karl Karl Suwarow Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Indien Kairo Suez Europa Holland England Russland Deutsch- Italien Frankreich Paris
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lang Ruhe wünschten, um sich zum neuen Kampfe rüsten zu können.
Die Unterhandlungen dauerten kurze Zeit. Am 7. Juni kam ein
Waffenstillstand aus sieben Wochen zu Stande. Die Franzosen sollten
in dieser Zeit in Sachsen, die Verbündeten in Schlesien bleiben.
In der Zeit des Waffenstillstandes hörte man nichts von
Schlachten und Kriegsgetümmel; aber die Aufregung war so groß,
als sie nur werden konnte. Kummer und Niedergeschlagenheit la-
gerte sich auf das Angesicht, wenn man der Zukunft gedachte und
sich die Frage vorlegte: was wird kommen, wenn die Waffenruhe
zu Ende ist ? Östreich hatte bis jetzt dem Kampfe ruhig zugesehen.
Wer wollte ihm das verdenken? Hatte nicht Kaiser Franz oft
genug für Deutschlands Ehre das ^Schwert gezogen, aber allen
Verlust allein getragen, weil er von denen verlassen war, von
welchen er Hülfe erwartete? Durfte man erwarten, daß er, der
früher von den Deutschen in Stich gelassen war, da er gegen den
Fremdling kämpfte, jetzt mit ihnen gehen werde, da es dem Schwie- á
gersohne galt? In der That beschränkte sich alles, was Kaiser
Franz in der Zeit der Waffenruhe that, darauf, daß er als Un-
parteiischer Frieden zu stiften suchte. Er machte den verbündeten
Monarchen unermüdet Vorstellungen und brachte sie endlich dahin,
daß sie versprachen, Gesandte nach Prag zu schicken, um dort über
den Frieden zu unterhandeln. Napoleon spielte unterdessen sein
altes Spiel, Zwietracht unter die Verbündeten zu säen, ruhig fort.
Zuerst trug er dem russischen Kaiser an, sie beide wollten Frieden
machen und sich in die Herrschaft über Europa theilen. Aber
Alexander ließ den Boten, der ihm den Antrag machen sollte, gar
nicht vor. Dann bot er dem östreichischen Kaiser an, wenn er jetzt
ruhig bleibe, solle er Schlesien, welches ihm die Preußen einst ab-
genommen, wieder haben. Der Antrag war verlockend; aber Franz
wies ihn unwillig ab. Nun endlich ließ sich Napoleon herbei, Ge-
sandte nach Prag zu schicken, um mit den Verbündeten zu unter-
handeln. Dies war die Zeit, in welcher Nacht und Sorge auf
tausend Gemüthern lagerten. Man fürchtete, Kaiser Franz möchte
von seinem väterlichen Herzen überwunden werden und Deutschland
preisgeben. Aber Napoleon selbst machte die Furcht zunichte. Alle
Vorschläge verwarf er rundweg. Auch nicht das Geringste von dem,
was er mit Gewalt erworben hatte, wollte er herausgeben. Da
gab es freilich nicht viel zu verhandeln. Nach wenigen Tagen löste
sich die Versammlung auf. Der Krieg ging fort. Die Sache der
Verbündeten stand jetzt aber günstiger, als zuvor. Der Kaiser von
Östreich trat zu ihnen und erklärte seinem eigenen Schwiegersöhne
den Krieg. Auch die Schweden machten jetzt Ernst und sandten einen
ansehnlichen Heerhaufen nach Deutschland. Dagegen schlossen die
Dänen ein Bündniß mit Napoleon. Sie hatten gemerkt, daß sie
Norwegen an Schweden abgeben sollten, und gedachten den drohenden
Verlust dadurch abzuwenden, daß sie sich den Franzosen in die Arme
warfen.
93. Auf Scharnhorsts Tod»
In dem wilden Kriegestanze
Brach die schönste Heldenlanze,
Preußen, euer General!
Lustig auf dem Feld bei Lützen
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Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Deutschlands Europa Deutschland Deutschland
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Väter erduldet haben, da sie mit ihrem Blute Deutschlands Ehre
retteten.
98. Eroberung von Paris.
Nach der Schlacht bei Leipzig eilten die Trümmer der franzö-
sischen Armee, so rasch sie nur konnten, dem Rheine zu. Die Ver-
bündeten saßen ihnen beständig auf den Fersen und brachten ihnen
noch viele Verluste bei. Als der König von Baiern die Erfolge
der Verbündeten sah, sagte er sich vom Rheinbünde los und trat
gegen Napoleon auf. Bis zum 1. December folgten alle übrigen
deutschen Fürsten. Wäre es nach Blüchers Willen gegangen, so
wäre man gleich in Frankreich eingedrungen und gerade auf Paris
marschirt, um dem Kriege ein Ende zu machen, bevor Napoleon
Zeit hätte, ein'neues Heer zu sammeln. Nach dem großen Siege
entstanden aber mancherlei Zwistigkeiten unter den Verbündeten.
Die Östreicher wurden eifersüchtig auf den Ruhm der Preußen;
die Preußen, schien es, wollten die ersten in Deutschland werden;
die Russen und die Engländer meinten, man müsse Frankreich nicht
zu sehr schwächen, sonst würden die Deutschen zu mächtig. Solch
kläglicher und kleinlicher Neid griff immer weiter Platz und brachte
es richtig dahin, daß an Napoleon der Vorschlag gemacht wurde,
wenn er jetzt Frieden machen wolle, solle er Herrscher in Frankreich
bleiben und alles Land bis an den Rhein behalten. Aber der
stolze Kaiser selbst wollte von Frieden nichts wissen. Er ließ neue
300,000 Mann ausheben und vermaß sich den Franzosen gegenüber,
die des Krieges müde waren, er wolle in einem Vierteljahre alles
wieder erobern, was er verloren hatte. Da mußten die Verbün-
deten wohl den Krieg fortsetzen, sie mochten wollen oder nicht.
Es war ein Fest für alle deutschen Herzen, als am 1. Januar
1814 Blücher mit seiner Armee über den Rhein ging. In einem
weiten Bogen von Holland bis zur Schweiz hin überschritten die
Verbündeten die Grenze und nahmen von allen Seiten ihre Rich-
tung auf Paris. Ihre Zahl wurde noch durch gute Freunde ver-
stärkt, die von den Pyrenäen her schon vor ihnen den französischen
Boden betreten hatten.
In der Zeit nämlich, als ganz Deutschland dem Eroberer zu
Füßen lag, hatten die Engländer, die unversöhnlichen Gegner Na-
poleons, ihren Herzog von Wellington nach der pyrenäischen Halb-
insel geschickt, um den Spaniern und Portugiesen in ihrem Kampfe
gegen den Feind der europäischen Menschheit beizustehen. Die
vereinigten Heere hatten glücklich die Franzosen über die Pyrenäen
gejagt und waren im Laufe des Jahres 1813 ihnen in ihr eigenes
Vaterland gefolgt.
Es war mitten im Winter, als der Krieg von neuem seinen
Anfang nahm. __ Trotz der Winterkälte gab es heiße Tage in
Frankreich zu bestehen. Mancher Kampf wurde gekämpft, mancher
Sieg errungen, aber auch manche Niederlage erduldet. Ein volles
Vierteljahr dauerte der Krieg noch auf französischem Boden. End-
lich am 29. März standen die Verbündeten vor Paris. Sie hatten
keine Zeit zu verlieren; denn Napoleon kam in Eilmärschen heran,
ihnen in den Rücken zu fallen. Am 30. März begann der Kampf
mit aller Macht. Die Stadt sollte in einem Tage genommen
werden. Die Franzosen wehrten sich tapfer, wurden aber aus
23*
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleon Napoleon Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Paris Leipzig Rheine Baiern Rheinbünde Frankreich Paris Deutschland Frankreich Frankreich Rhein Rhein Holland Paris Deutschland Wellington Frankreich Paris Eilmärschen
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einem Dorfe nach dem andern hinausgeschlagen. Als der Mont-
martre^ eine steile Anhöhe vor Paris, mit Sturm genommen war,
konnte sich die Stadt nicht länger halten. Nach kurzen Verhand-
lungen ergab sie sich und öffnete den Siegern ihre Thore. Am
31. März hielten die verbündeten Monarchen ihren Einzug in die
stolze Hauptstadt, die seit Jahrhunderten keinen Feind in ihren
Mauern gesehen hatte.
Napoleon war bis Fontainebleau gekommen, als er die Nach-
richt von dem Siege der Verbündeten erhielt. Mit ungebeugtem
Trotze gab er Befehl, daß die Armee gerade auf Paris marschiren
sollte. ^ Er wollte das Letzte versuchen, mit den Waffen in der
Hand sein Reich wiederzugewinnen. Die Soldaten wären für ihn
durch das Feuer gegangen. Aber viele seiner Marschälle, die er
selbst aus dem Staube erhoben hatte, verließen ihn in seinem Un-
glück. Mit Thränen des Zornes setzte er sich nieder und dankte
schriftlich für sich und seine Nachkommen ab. Die Verbündeten
bewilligten ihm eine jährliche Einnahme von einer halben Million
Thaler und wiesen ihm die Insel Elba als Wohnsitz und Eigen-
thum an. Dann setzten sie den Bruder des hingerichteten Königs
unter dem Namen Ludwig Xviii zum Herrscher von Frankreich
ein und schlossen mit diesem am 30. Mai den ersten Pariser Frie-
den, in welchem sie großmüthig alle Kriegskosten den Franzosen er-
ließen und dem Lande unverändert seine Grenzen wiedergaben,
die es früher gehabt hatte. Sie wollten durch diese große Mäßi-
gung den Beweis liefern, daß sie nichts erstrebten, als den ge-
plagteil Völkern hen Frieden zu bringen.
99. Der Krieg in Holstein und was die Mecklenbur-
ger ausgerichtet haben.
Durch das Bündniß Dänemarks mit Napoleon mar in Holstein ein
kleiner, unerquicklicher Krieg entstanden, der auf den Gang der Begebenheiten
gar keinen Einfluß hatte, aber dennoch Blut genug kostete und Beschwerden
in reichem Maße mit sich führte. Die schwerinschen Truppen haben den
Krieg in Holstein mitgemacht. Sie hätten lieber an den großen Kämpfen für
die Befreiung Deutschlands theilgenommen. Aber das war ihnen nicht be-
schieden. Sie sollten dort kämpfen, von wo die nächste Gefahr für Mecklen-
burg drohte.
Die Franzosen und Dänen hatten zusammen etwa 45,000 Mann auf
den Beinen. Bernadotte war mit dem größten Theil seiner Armee über
Berlin auf Leipzig gezogen und hatte im Norden nur etwa 25,000 Mann
zurückgelassen, wovon 17,000 unter dem hannöverschen General Wallmoden
bei Boizenburg, 8000 unter dem schwedischen General Vegesack bei Gade-
busch standen. Zu Wallmoden hielt sich Lützow mit seiner Schar. Die
Mecklenburger waren den Schweden zugetheilt. Offenbar waren die Verbün-
deten den Feinden gegenüber viel zu schwach. Der Kronprinz hatte deshalb,
ehe er abzog, den Befehl gegeben, daß sie, im Falle die Franzosen aus Hol-
stein hervorbrächen, der Übermacht weichen und Vegesack sich auf Stralsund,
Wallmoden ans Berlin zurückziehen sollten. Mecklenburg wurde damit
preisgegeben.
Sobald der Waffenstillstand abgelaufen war, drang richtig der franzö-
sische General D a v o ust von Holstein aus mit 18,000 Mann in das westliche
Mecklenburg ein. Daß er hier nicht leichteres Spiel haben würde, als seine
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Ludwig_Xviii Ludwig Napoleon Bernadotte Lützow
Extrahierte Ortsnamen: Paris Fontainebleau Paris Elba Frankreich Holstein Mecklenbur- Holstein Holstein Deutschlands Berlin Leipzig Boizenburg Vegesack Stralsund Berlin Holstein Mecklenburg
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Düwel baalt, ore wi hebben uns slagen as Hundsvötter." Die Strelitzer
schlugen sich nicht wie Hundsfötter. Sie zwangen eine Abtheilung der Kaiser-
garde, die Waffen zu strecken, nahmen den Obersten und 500 Gemeine gefangen
und erbeuteten den Adler des Regiments, den einzigen Gardeadler, der im
ganzen Kriege genommen ist. Im Frühling des nächsten Jahres nahm das
Regiment an den vielen Kämpfen in Frankreich und zuletzt an der Schlacht
vor den Thoren von Paris ruhmreich theil. Nach dem Frieden marschirte es
langsam zurück und kam am 13. März 1815 in seiner Heimath wieder an.
100. Schlucht hei Waterloo.
Als der Friede geschlossen war, schickten Könige und Kaiser
und Herrn aus allen Ländern Gesandte nach Wien, um zu verhan-
deln, was nun weiter geschehen solle. Das war eine saure Arbeit.
Jeder wollte gewinnen, keiner verlieren. Wer sollte Länder und
Geld hergeben? wer Entschädigung erhalten? Wie viel Macht
sollten die einzelnen Fürsten haben, um nicht die Eifersucht der
Nachbarn zu reizen? Was sollte aus Deutschland werden, nach-
dem es keinen deutschen Kaiser mehr gab? Über all diese Fra-
gen entstand so viel Streit und Uneinigkeit in der Versammlung,
daß gar nicht abzusehen war, wohin das noch führen würde. Zu-
weilen mußte man selbst fürchten, daß die Verbündeten, nachdem
sie mit Napoleon fertig waren, die Waffen gegen einander kehren
möchten. Noch war man weit entfernt, sich zu einigen, da brachte
plötzlich ein Kurier die Nachricht nach Wien, daß Napoleon von
Elba entwichen und in Frankreich gelandet sei. Bald kam die
weitere Nachricht, daß die Franzosen ihn mit Jubel wieder aufge-
uommen hätten.
Napoleon hatte auf Elba über alles, was in Wien vorging,
die sorgfältigste Kunde erhalten und daraus den Schluß gemacht,
daß seine Zeit wieder gekommen sei. Mit tausend Mann Soldaten,
die er hatte mit sich nehmen dürfen, war er heimlich abgesegelt
und glücklich in Frankreich angekommen. Mit abgöttischer Begei-
sterung jauchzte ihm das Volk zu. Ohne Aufenthalt eilte er nach
Paris. Sein Weg war ein fortdauernder Triumpfzug, wie die
Welt keinen zweiten gesehen hat. Von allen Seiten strömten ihm
Tausende zu. Die Truppen, welche gegen ihn geschickt wurden,
verließen ihren König und gingen zu ihm über. Am 20. März
1815 zog Napoleon unter unermeßlichem Jubel in Paris ein und
setzte sich wieder auf den kaiserlichen Thron. Die königliche Fa-
milie, die wie verrathen und verkauft war, floh über die Grenze
und suchte zum zweiteu Male Schntz in fremdem Lande.
Durch nichts möchten die Verbündeten so rasch einig geworden
sein, als dadurch, daß Napoleon sich wieder auf den Thron setzte.
Auf der Stelle war aller Hader vergessen. Unverzüglich wurden
die Heere wieder herangezogen. Das geplagte und müde gejagte
Europa, welches sich nach Ruhe sehnte, mußte sich von neuem in
Kampf und Schlachtgewühl stürzen. Diesmal blieben die Armeen
der verschiedenen Völker jede für sich. In den Niederlanden stell-
ten sich die Engländer unter ihrem Herzog von Wellington, in sei-
ner Nähe die Preußen unter Blücher auf. Dann kamen die deut-
schen Bundestruppen. Auf den Mittelrhein marschirten die Russen,
auf den Oberrhein die Ostreicher zu. Die Verbündeten wollten
mit dem Angriff so lange warten, bis die Russen und Ostreicher,
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleon Napoleon Napoleon Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Paris Wien Deutschland Wien Elba Frankreich Elba Wien Frankreich Paris Paris Europa Niederlanden Wellington
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101. Der Wiener Congresi.
Die Versammlung der Gesaildten oder der Kongreß in Wien wurde
durch Napoleons Erscheinen nur einen Augenblick in ihren Arbeiten unter-
brochen. Nach kurzer Zeit setzte sie ungestört und unbeirrt ihr Werk fort.
Es gab aber damals sehr viel zu bedenken, zu ordnen und einzurichten. Die
nächste Frage war die, was mit Napoleon, der sich an die Engländer ergab,
geschehen solle. Auf freiem Fuß durfte man den Mann nicht lassen, der nur
darauf sann, wie er die Welt von neuem mit Krieg und Blutvergießen er-
füllen wolle. Deshalb wurde er als Kriegsgefangener nach der fernen Insel
St. Helena gebracht und dort von den Engländern scharf bewacht. Einige
Freunde theilten freiwillig seine Verbannung. In den ersten Fahren beschäf-
tigte er sich viel damit, die großen Thaten zu beschreiben, welche er und
seine Soldaten vollbracht hatten. Das Werk ist voller Eigenlob und Selbst-
überhebung. Nach wenigen Jahren fing er an zu kränkeln. Am Magenkrebs,
der ihm viele Schmerzen verursachte, siechte er langsam dahin. Am 5. Mai
1821 starb er im Beisein weniger Getreuer, welche bis zum Tode bei ihm
ausgehalten hatten.
Durch den Wiener Congreß erhielt Europa vielfach eine andre Gestalt,
als es früher gehabt hatte. Die Herzoge von Mecklenburg wurden zu Groß-
herzogen, Hannover zum Königreich erhoben; der König von Preußen erhielt
das halbe Sachsen und Schwedisch-Pommern u. s. w. Das deutsche Reich
wurde nicht wiederhergestellt. Franz I blieb Kaiser von Östreich. Dagegen
machten alle deutschen Fürsten und freien Städte ein Bündniß mit einander
und gelobten sich gegenseitig Schutz und Beistand Wider jedermann, so weit
das deutsche Land sich erstreckt. Die drei Monarchen, welche zusammen auf
den Blutgefilden bei Leipzig gestanden hatten, wollten auch fortan eng mit
einander verbunden bleiben. Sie hatten deutlich erkannt, daß die Welt nur
Frieden haben kann, wenn der Friede Gottes in den Herzen regiert. Daher
schlossen sie im Namen des dreieinigen Gottes den „heiligen Bund" und be-
kannten darin vor aller Welt, daß alle christlichen Völker sich als Glieder
einer einzigen großen Familie ansehen, daß zwischen denen, welche im Reiche
des Friedefürsten lebten, kein Krieg vorkommen, und daß auch für das Re-
giment und den Verkehr der Völker unter einander die Lehre Christi die ein-
zige Richtschnur abgeben müsse. Das war ein wahrhaft christliches Werk.
So lange die drei Monarchen lebten, haben sie als Väter der Völker nur
Ermahnungen zur Milde und zum Frieden gesprochen. So wie einer nach
dem andern abtrat, sank der heilige Bund mehr und mehr und löste sich
endlich ganz auf. Krieg und Ungestüm haben seit der Zeit wieder Europa
durchtobt. Gott der Herr wolle in Gnaden auf sein Volk herniedersehen
und mitten in der Unruhe der Welt sein Reich unter uns erhalten und bauen !
Er segne unser liebes Mecklenburg, er segne unser ganzes deutsches Vaterland,
daß Gerechtigkeit und Friede sich küssen , Gottesfurcht und Treue in allen
seinen Gauen wohnen!
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Extrahierte Personennamen: Napoleons Napoleon Helena Franz_I Franz Christi
Extrahierte Ortsnamen: Wien Napoleons Europa Sachsen Schwedisch-Pommern Leipzig Gottes Gottes Europa Gnaden