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310 Einfluß des 30jährigen Krieges auf Gewerbe und Handel.
schweren Verlust bei. Zwar nahm in diesen Städten die Bevölkerung während des Krieges zu, weil von nah und sern aus Deutschland Flüchtlinge kamen, welche diese letzten Stätten des Friedens zur neuen Heimat wählten aber die reichen Kassen der Städte mußten sich bei den vielen und großen Steuern und bei dem stets wachsenden Answande für die zur Verteidigung des Eigentums geworbenen Söldnerscharen nach und nach leeren.
Die Hansa, jener schon lange morsche und siechende Verein, hauchte unter den Stürmen des dreißigjährigen Krieges sein Leben aus. Nachdem die von der Hansa einst beherrschten Länder, wie England, Dänemark und Schweden, zur Erkenntnis der eigenen Stärke gelangt waren, schüttelten sie das auf ihnen lastende Joch merkantiler Bedrückung, wenn auch nur langsam ab. Zugleich erhoben sich die Niederländer als gefährliche Rivalen der Hansa und erzwangen sich die freie Befahrung der Ostsee. Durch die Entdeckung des Weißen Meeres wurde für Rußland die früher notwendige Vermittlung der Hansa entbehrlich, durch die Aufhebung des Ordeusstaates der deutschen Ritter wnrde den Russen ermöglicht, an der Ostsee festen Fuß zu fassen, und der Hansa wnrde damit ein bedeutendes Hinterland entzogen, und die durch erhöhten Luxus und verminderte Einnahme herbeigeführte Verarmung der Hansestädte brach endlich die letzte Kraft des Bundes. Die Not des dreißigjährigen Krieges machte es den einzelnen Städten bald unmöglich, die hohen Beiträge zu der doch so wenig Vorteile noch bietenden Hansa zu leisten, und nach und nach steten die Städte der Territorialgewalt anheim.
Die drei mächtigsten Glieder der alten Hansa aber bewahrten als kostbare Reliquie den alten Namen, ohne natürlich in ihrer Verbindung das Wesen festhalten zu können. Was sie fortan in Industrie und Handel leisteten, mußten sie, sich selbst überlassen, aus eigener Kraft leisten, und es ist immerhin kein geringes Zeichen von dem besseren Geiste, der sich in diesen Städten erhielt, daß sie am Ende des Jahrhunderts bereits wieder mit allen im Handel bedeutenden Völkern in regem Verkehr standen, ja bereits eine ansehnliche Stellung unter ihnen sich wieder erkämpft hatten.
Die übrigen Reichsstädte in Nieder- und Mitteldeutschland mußten sich, nachdem ihre Kraft durch den Krieg gebrochen war, zum Teil schon bald nach dem Kriege der wachsenden Fürstenmacht unterwerfen und von ihrer Gnade Aufbesserung ihrer Verhältnisse erwarten.
Rostock und Wismar waren zu drückendster Armut herabgesunken. Wismar erlitt in den Jahren 1627 — 32 einen Schaden von 171899 Thalern und zählte 1632 von 3000 wehrhaften Bürgern nicht mehr viel über 300. Im Jahre 1633 schätzten die Wismarer ihren Schaden auf 200000 Thaler und zeigten an,- daß sie seit sechs Jahren keinen Anker gelichtet hätten. Wie gering der sonst so blühende Getreidehandel Danzigs nach dem Kriege war, ersieht man aus den Worten eines gleichzeitigen Schriftstellers: „Die Polen führen ihr Korn auf Danzig, wo es hernach die Holländer und andere
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318 Der deutsche Volksgeist
schäften und Künsten in andern Ländern aus dem Vorhandensein einer großen Hauptstadt entsprängen, und beklagten den Mangel eines solchen Einheitspunktes in Deutschland. Die Bevölkerungen der vielen kleinen deutschen Residenzen waren natürlich mit einem Zustande der Dinge sehr zufrieden, welcher ihnen materiellen Erwerb, Vergnügungen und Zerstreuungen aller Art verschaffte, und das übrige Land hatte meist so wenig Elemente der Bildung und der Selbständigkeit, daß von hier aus ein Widerspruch gegen die bedientenhasten Gesinnungen der Residenz oder ein Aufschwung zu den höheren Regungen des Gemeingefühls und des Nationalgeistes nicht zu erwarten war.
Noch eins kam hinzu. Den Meisten galt, und nicht mit Unrecht, das Reich für gleichbedeutend mit Österreich, die Reichsgewalt für ein bloßes Zubehör ober eine Unterstützung der Macht und Politik des Hauses Habsburg. Zumal in Norbbentschland wollte man von einer Unterorbnnng unter diese Gewalt nichts wissen. Berliner Schriftsteller nannten noch kurz vor Eube des 18. Jahrhnnberts die Jbee eines bentschen Nationalgeistes ein „politisches Unbing". Im Mnnbe des Volkes gehörten die größeren, geschloffenen fürstlichen Lanbesgebiete gar nicht eigentlich zum „Reich", vielmehr ging biefes erst ba au, wv der Anblick einer bunten Menge von Reichsstäbten und von winzigen bynastischen Besitzungen den Gebanken an eine höhere Schutz- und Aufsichtsgewalt näher rückte. „Nun hat uns der Kaiser zu befehlen", sagten Reisenbe, wenn sie aus dem Hannöverfchen ins Fulbafche hinüberfuhren.
Zwar hatte es an Mahnungen zu innerer Einigkeit und zu gemeinsamer Abwehr äußerer Angriffe schon in den Zeiten balb nach dem breißigjährigen Kriege nicht gefehlt. Auf der einen Seite war es die Türkeugefahr, welche wohl einmal eine Art gemeinsamen Nationalgefühles in den beutfchen Bevölkerungen wach rief, verstärkt durch die Jbee eines allgemeinen Kampfes für den christlichen Glauben gegen die Ungläubigen. Allein diese Gefahr ging immer zu rasch vorüber und traf in ihren unmittelbar fühlbaren Wirkungen boch zu sehr nur die Erbstaaten des Kaisers, als daß dadurch ein nachhaltiger Umschwung in der Denkweise der Nation ober gar in den politischen Einrichtungen des Reiches hätte hervorgebracht werben mögen. Und was den anberen, noch gefährlicheren Reichsfeinb im Westen betraf, fo warb biefer leiber bei weitem nicht allgemein als solcher anerkannt. Im spanischen Erbfolgekriege suchte ein beutfches Fürstenhaus, Bayern, sich den französischen Selbstherrscher geneigt zu machen, um eine auswärtige Krone zu erringen, und später ließ die Besorgnis vor einer neuen, durch die Vereinigung Spaniens und Österreichs in einer Hand scheinbar brohenben habsburgischen Übermacht viele beutsche Reichsstänbe, befonbers protestantische, im geheimen den französischen Waffen den Sieg wünschen. Es folgte der Krieg um die polnische Krone, im bynastifchen Interesse mit beutschem Blute geführt und ans Kosten Dentfchlanbs durch Abtretung Lothringens an Frankreich beenbet.
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468 Das deutsche Reichsheer.
tionen mit dem noch ganz unvollständigen Heere begannen, hing an jeder Unternehmung wie ein Bleigewicht der maßgebende Einfluß des Hofgerichtsrats zu Wien; dazu dauerte das „Moderationsgeschäft", d. i. die Erledigung der Gefuche um Herabminderung der Matrikularbeiträge, fort, und während die Stände sich auf das entschiedenste weigerten, Kehl und Philippsburg herzustellen und zu armieren, ging ein Stück deutschen Bodens nach dem andern verloren und fiel der Verwüstung anheim.
Vielleicht noch tiefer gesunken als im spanischen Erbfolgekriege erscheint das Reichskriegswesen im siebenjährigen Kriege. Bei Roßbach, wo von 100 Gewehren des Reichsvolkes kaum 20 losgingen, verlor die Reichsarmee den letzten Kredit und wurde vom eigenen Volke als „Reißausarmee" verhöhnt.
Während das Reich sich mit den jämmerlichsten Kontingenten behelfen mußte, wurden die guten stehenden Truppen ein Gegenstand der Geldspekulation und fremden Interessen dienstbar gemacht. Die teils freiwillig geworbenen, teils in empörender Weise gepreßten, teils aus „kantonpflichtigen" Landeskindern zusammengesetzten Regimenter wurden von Sachsen, Hessen-Kassel, Braunschweig, Anspach und Bayreuth, von Anhalt, Hanau, Waldeck, Württemberg für sogenannte „Snbsidien" an Venedig, Dänemark, England oder Holland vermietet, um in Morea oder Schottland, in Kanada, am Kap der guten Hoffnung oder in Indien zu fechten und zu sterben.
Aus Hessen-Kassel allein wurden schon 1687 an Venedig zum Krieg gegen die Türken in Morea 1000 Mann, 1702 an die Seemächte 9000, 1706 zum Krieg in Italien 11 500 und wieder nach dem Utrechter Frieden an England 12 000 Mann verschachert. Seit der Thronbesteigung Georgs Ii. zahlte England jährlich an den Landgrafen von Hessen 240 000 Pfd. (= 4 800 000 Mark). Im österreichischen Erbfolgekriege standen Hessen gegen Hessen, da der Landgraf Wilhelm Viii. 6000 seiner Landeskinder an Georg Ii. als Bundesgenossen der Kaiserin Maria Theresia, 6000 andere an Kaiser Karl Vii. vertäust hatte. Während der acht Jahre 1775 — 1783 lieferten Braunschweig, Hessen-Kassel, Hessen-Hanau, Ansbach, Waldeck und Anhalt-Zerbst zusammen 29166 Mann an die Engländer und erhielten dafür in Summa 1 790 113 Pfd. = 35 802 260 Mark. Ju den Verträgen wegen des amerikanischen Krieges fetzte man englischerseits fest, daß die Löhnung direkt an die Truppen ausgezahlt werden sollte, weil bei früheren Gelegenheiten einzelne deutsche Fürsten von der hohen englischen Löhnung, die bedeutend mehr betrug als die deutsche, den Mehrbetrag in die eigene Tasche gesteckt hatten.
Wenn man bedenkt, welche kümmerliche Rolle die Reichsarmee im siebenjährigen Kriege gespielt, so erregt es doppelt unwilliges Staunen, kleine deutsche Fürsten kaum 13 Jahre nach dem Friedensschlüsse binnen weniger Monate 20 000 Mann für England liefern zu sehen. Und, was das Schlimmste ist, fast ohne Widerspruch im Reiche. Zwar erteilte 1777 der Wiener Hof feinen Gesandten den Auftrag, die Truppenlieferungen so
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52 Deutscher Handel am Ausgang des Mittelalters.
Diese Einrichtung wurde selbst noch nach dem dreißigjährigen Kriege festgehalten. Was nicht verkauft wurde, mußte einem Frankfurter Kaufmanne überlassen werden, von welchem es der Hamburger wieder zurückkaufte, der es nun, als in Frankfurt gekauft, weiter führte, meistens wohl mit Frankfurter Fuhrgelegeuheit. Es war dies allerdings nur ein Scheinkauf, denn der Hamburger zahlte, außer den Niederlags- und Umladegebühren, eigentlich dem Kaufmauue iu Frankfurt nur eine Provision. Allein für Frankfurt war dies immer ein großer Vorteil, weil sie gezahlt werden mußte, und es läßt sich wohl denken, daß die Hansestädte sich bald über feste Sätze mit den Frankfurtern geeinigt haben, um jeder Überteuerung vorzubeugen. Schon früh scheint inan auch den, wenigstens später allgemein eingeschlagenen Ausweg ergriffen zu haben, einen Frankfurter Kaufmann als Faktor eines Hamburgschen, Lübeckschen rc. Hauses zu ernennen und zu besolden, einen in der Sprache des Mittelalters sogenannten „Leger", der die Breslauer Waren als Eigentum behandelte und anerkannte, auch wenn er sie uicht bezogen hatte, und im Interesse jenes Hauses weiter beförderte. Dieser Ausweg wurde, obgleich gewiß schou lange benutzt, als eine Begünstigung zwischen den Städten Frankfurt und Breslau im Jahre 1646 gesetzlich anerkannt.
9. Deutscher Handel am Ausgang des Mittelalters.
(9zach: Job. Janssen, Zustände des deutschen Volkes am Ausgange des Mittelalters.
Freibnrg. 1878. S. 353—366.)
J)ie Hansa erreichte ihre höchste Blüte als Handelsmacht im 15. Jahrhundert. Ihr Handelsgebiet erstreckte sich damals über Rußland, Dänemark, Schweden und Norwegen, England und Schottland, Frankreich, Spanien und Portugal, das Innere Deutschlands, Littanen und Polen. Rußland und der skandinavische Norden wurden noch vollständig von den Hanseaten beherrscht, und England befand sich bis zum Schlüsse des Jahrhunderts in Sachen des Handels Deutschland gegenüber in demselben Verhältnis, in welchem sich gegenwärtig Deutschland zu England befindet.
Unter den hanseatischen Städten nahm z. B. Danzig eine wahre Weltstellung ein. Seit dem Anfang des 15. Jahrhunderts stand der dortige Handel mit allen Ländern, welche im Bereiche des hanseatischen Seeverkehrs lagen, von Lissabon im Westen bis nach Nowgorod und Finnland im Osten, in unmittelbarem Verkehr und eröffnete sich außerdem nach Littanen, Polen und Ungarn besondere Wege. Aus den skandinavischen Reichen holten die Kaufleute namentlich Eisen, Kupfer, Pelzwerk, Fischwaren, Pech, Harz, Teer und verschiedene Holzarten und führten dagegen unter anderem feine wollene Tücher, Seidenwaren, Sammet, Metall-waren, Roggen, Weizen, Flachs, Hanf, Hopfen, Öl, rheinische und spanische
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aber sagte, daß er vergebens hoffte, kniete er nieder, betete, küßte ein silbernes, ihm vom Bischöfe dargereichtes Kruzifix, und indem er dieworte sprach: „Herr, in deine Hände befehle ich meinen Geist!" fiel das Beil und machte seinem Leben ein Ende (1568). Gleich nach ihm bestieg Hoorne das Blutgerüst und starb auf dieselbe Weise. Beide Körper wurden dann in Särge gelegt, die Köpfe aber — so wollte es Alba — zwei Stunden lang auf Pfähle gesteckt und dem Volke zur Schau gestellt. Tief erschüttert waren Alle, selbst die Rohheit der spanischen Soldaten konnte den Thränen nicht widerstehen. Ganz Brüssel, wo die That geschah, betrauerte die beiden erhabenen Männer, und konnte der Haß gegen Alba noch größer werden, so wurde er es hierdurch.
Die vielen ausgewanderten Holländer blieben indessen nicht unthätig. Die Unternehmendsten, welche nach England gegangen waren, verschafften sich eine Anzahl Schiffe, mit denen sie nicht nur die spanischen Schiffe auf der See wegkaperten, sondern auch selbst den Hafen Briel an der Müi> düng der Maas wegnahmen. Man nannte sie Meergeusen. Sogleich machte sich Wilhelm von Oranien auf, warb Truppen und fiel in die Niederlande ein. Daraus entstand ein langwieriger Krieg, dessen Begebenheiten und Wechsel wir hier nicht verfolgen wollen. Nach sechs Jahren verließ Alba, mit dem Fluche der unglücklichen Niederländer beladen, Brüssel und kehrte nach Spanien zurück. Man rechnet, daß in dieser Zeit wenigstens 18,000 Niederländer auf dem Blutgerüste gestorben sind! Welche Last mußte auf seinem Gewissen liegen! Unter mehreren ihm gefolgten Statthaltern währte der Krieg fort. Die freiheitsliebenden Einwohner führten ihn mit einer ungeheuren Anstrengung. Jedermann hatte geglaubt, sie müßten den sieggewohnten spanischen Legionen unterliegen; aber auch hier sah man wieder, welche Kraft ein Volk hat, welches für seine Freiheit streitet, während die Spanier sich nur auf Befehl ihres Königs herumschlugen. Wilhelm von Oranien wurde von mehreren der nördlichen Provinzen, die sich die Spanier zuerst vom Halse schafften, zum Statthalter gewählt und gewiß wäre es dem thätigen Manne zu gönnen gewesen, die gänzliche Befreiung vom spanischen Joche zu erleben. Aber er erlebte sie nicht. Ein verruchter Mensch, Balthasar Gerard, aus der Franche Comte gebürtig, brachte ihn, von den Jesuiten auf Befehl Philipp's dazu angestiftet, 1584 in Delft um's Leben; denn Philipp hatte einen Preis von 25,000 Thalern auf Oraniens Kopf gesetzt. Aber er hinterließ einen Sohn, Moritz von Oranien, der ein noch größerer Kopf als sein Vater war. Zwar war er erst 17 Jahre alt, da sein Vater starb; aber er gehörte zu den Menschen, die sich gleich in die ihnen angewiesene Lage zu finden wissen, als wenn sie schon lange eine Erfahrung darin hätten. Der Krieg dauerte noch lange Zeit fort, selbst noch nach Philipp's Ii. Tode, bis beide Theile gleichsehr den Frieden herbei wünschten. Ein förmlicher Frieden wurde nun zwar nicht geschlossen und 1600 kani es zu einem bloßen Waffenstillstände zwischen den Spaniern und Niederländern auf zwölf Jahre; aber dieser Stillstand galt den Letztem mit Recht als ein Frieden, weil die
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Vis zum zweiten Tage blieb der Markt mit Soldaten und geladenen Kanonen besetzt, um des Herzogs Anhänger von jedem Versuche der Rache abzuschrecken. Aber Keiner erhob sich für ihn, denn nur Sold und Beute hatten die Meisten an seine Fahnen gefesselt. Der Kaiser soll bei der Nachricht des traurigen Endes seines ihm als treulos geschilderten Generals viele Thränen vergossen haben.
14. Schlacht bei Nördlingen (am 7. September 1634).
Nach Wallenstein's Tode wurde der Sohn des Kaisers, der König Ferdinand von Ungarn, zum Oberfeldherrn ernannt und ihm der im Kriege erfahrene Graf Gallas beigesellt. Ferdinand war bei dem Heere sehr beliebt und rechtfertigte auch bald das Vertrauen, welches der Kaiser in ihn gesetzt hatte. Mit seinem durch spanische Truppen verstärkten Heere wandte er sich nach Bayern, um die Schweden aus demselben zu vertreiben. Seine erste glänzende Waffenthal war die Eroberung von Regensburg. Dann besetzte er die Oberpfalz und zog vor Nördlingen, um auch diese Stadt zu erobern. Gegen den Rath des erfahrenen Horn drang der junge, vor Kampflust glühende Herzog von Weimar auf eine Schlacht, um rasche Entscheidung herbeizuführen. Sie ward am 7. September 1634 geliefert und endete mit der völligen Niederlage der Schweden. Zwölftausend blieben auf dem Platze, viertausend wurden gefangen, unter ihnen Horn nebst drei andern schwedischen Generalen; dazu fiel alles Geschütz und alles Gepäck den Siegern in die Hände. Erst bei Frankfurt am Main konnte der Herzog von Weimar die kläglichen Trümmer seines Heeres sammeln.
Dieser glänzende Sieg bei Nördlingen war für die Katholiken, was vor drei Jahren gerade in demselben Moment und an demselben Tage der Sieg bei Breitenfeld für die Protestanten gewesen war. Noch trostloser wurde die Lage der Schweden, als jetzt der schon längst schwankende Kurfürst von Sachsen von ihnen abfiel und im Mai des folgenden Jahres zu Prag mit dem Kaiser Frieden schloß. Auch die übrigen Fürsten Deutschlands, mit Ausschluß von Hessen, verließen die Schweden und verglichen sich, der Eine nach dem Andern, mit dem Kaiser. Jetzt, wo die schwedische Macht fast vernichtet, wo alle feindlichen Parteien fast bis zur Ohnmacht erschöpft waren, sah Alles mit Sehnsucht dem Ende eines Krieges entgegen, der beinahe ganz Deutschland zu einer Wüste gemacht hatte. Wer hätte denken sollen, daß unter solchen Umständen der Krieg noch vierzehn Jahre sortwüthen würde! Frankreich war es, das die Flamme von Neuem in unserem Vaterlande anfachte.
Schon lange hatte der staatskluge französische Minister, der Kardinal Richelieu, die Noth Oesterreichs und Deutschlands mit tückischer Freude betrachtet; denn sein ganzes Streben ging dahin, die Uebermacht desselben zu schwächen und sein Frankreich mit deutschen Provinzen zu vergrößern. Darum hatte er durch Geld und Versprechungen die Uneinigkeit unter.den Deutschen sorgfältig zu unterhalten gesucht, damit sie sich einander schwächten und ihm so seine Eroberungspläne selbst beförderten. Zunächst war es auf
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das schöne Elsaß und die Rheinfestung Philippsburg abgesehen. Bisher hatte er die Schweden nur schwach unterstützt und die Unterstützung am Ende ganz eingezogen, als diese selbst ihm schon zu mächtig wurden. Bei dem neuen Glückswechsel aber erneuerte er sogleich wieder das Bündniß mit denselben, versprach reichliche Unterstützung an Geld und Mannschaft und brachte es zugleich bei dem Könige von Polen dahin, daß der mit den Schweden abgelaufene Waffenstillstand noch auf sechsundzwanzig Jahre verlängert wurde, damit ihre ganze Kraft sich einzig gegen den Kaiser richten könnte. Endlich fand auch Frankreich selbst eine längst gesuchte Gelegenheit, öffentlich gegen Kaiser und Reich aufzutreten. Der Kurfürst von Trier hatte mit den Schweden den Vertrag abgeschlossen, sich aller Theilnahme am Kriege zu enthalten, und darauf eine französische Besatzung zum Schutze in seine Stadt genommen. Hierdurch beleidigt, ließ der König von Spanien, Philipp Iii., seine Truppen von Luxemburg gegen Trier aufbrechen. Die Stadt ward erobert, die französische Besatzung niedergehauen und der Kurfürst gefangen fortgeführt. Sogleich erklärte der Minister Richelieu an Spanien den Krieg, welcher in den Niederlanden und in Italien eröffnet ward. Gegen Oesterreich aber, den Bundesgenossen Spaniens, zog ein französisches Heer ohne vorhergegangene Kriegsertlärung.
Während der Herzog Bernhard von Weimar, von Frankreich unterstützt, am Rheine focht, rückten die Schweden aus Pommern, — so weit waren sie zurückgetrieben — und erfochten unter Anführung Banners und Wrangels einen glänzenden Sieg über das vereinigte österreichische und sächsische Heer bei Wittstock am 24. September 1636. In Folge dieses Sieges wurde ganz Thüringen und Hessen von den Kaiserlichen befreit und das Vertranen der Protestanten zu den schwedischen Waffen von Neuem belebt. Das unglückliche Sachsen mußte jetzt für sein Bündniß mit dem Kaiser tief die Rache der Sieger fühlen. Der Kaiser erlebte das Ende dieses Krieges nicht Er starb zu Wien am 15. Februar 1637 und sein Sohn Ferdinand Iii. ward Erbe wie des Thrones, so des Krieges.
15. Ferdinand Iii. (von 1637—1657).
Ferdinand Iii. war neunundzwanzig Jahre alt, als er den Thron bestieg, und regierte zwanzig Jahre. Während der ersten Hälfte seiner Regierung hatte er noch immerfort mit den Greueln eines Krieges aus Kriegen zu kämpfen. Wie früher der böhmisch-pfälzische den dänischen und dieser den schwedischen Krieg erzeugte, so hatte jetzt Gustav Adolph's Verschwinden und das Nördlingersiegesglück auch noch einen französischen herbeigeführt. Wegen Religionsfreiheit war der Krieg angefangen; im Fortgange desselben aber trat die Religion immer mehr in den Hintergrund und selbstsüchtige Zwecke einzelner Fürsten an ihre Stelle. Darum verliert auch im Fortgange der Zeit dieser Krieg immer mehr von dem Interesse, welches er früher darbot. Frankreich trachtete nur nach deutschen Besitzungen am Rheine, Schweden wollte sein Gebiet an der Ostsee erweitern. Bei den deutschen Fürsten trat sichtbar das Streben nach völliger Unabhängigkeit hervor;
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Mißmuth ig zog er sich nach Böhmen zurück und legte den Oberbefehl nieder, welchen jetzt Wrangel übernahm.
Bereits waren zwei Waffengefährten des Kaisers vom Kampfplatze getreten. Im Jahre i645 hatte der hartbedrängte König von Dänemark Frieden mit den Schweden geschlossen ; zwei Wochen später war auch der Kurfürst von Sachsen, dessen Land rein ausgesogen war, einen Waffenstillstand eingegangen. Der Kurfürst von Bayern folgte diesem Beispiele und der Kaiser stand jetzt allein einem überlegenen Feinde gegenüber.
Er selbst stellte sich, da sein Feldherr Gallas eben gestorben war, an die Spitze des Heeres und hemmte die Fortschritte der Schweden. Bald ließ auch der Kurfürst von Bayern seine Truppen wieder zu den Kaiserlichen stoßen, und Wrangel mußte sich aus Böhmen nach den Rheingegenden zurückziehen. Dort vereinigte er sich mit dem berühmten französischen General Türenne und Beide zogen unter schrecklichen Verwüstungen durch das unglückliche Bayern, Wrangel drang bis an den Bodensee vor und nahm Bregenz, während der schwedische General Königsmark die kleine Seite von Prag am 25. Juli 1648 eroberte. Schon sollte die Hauptstadt selbst bestürmt werden; da endlich, nach so namenlosen Leiden und Drangsalen, erscholl plötzlich, wie eine Stimme vom Himmel, der Ruf — Friede! In Prag hatte der unselige Krieg begonnen, in Prag erlosch auch die verheerende Flamme.
16. Der westphiilische Friede (1648).
Schon im Jahre 1641 waren die beiden westphälischen Städte Münster und Osnabrück zu den Orten ausersehen, wo die Gesandten der kriegführenden Mächte den längst ersehnten Frieden unterhandeln sollten, aber erst im Jahre 1643 nahmen die eigentlichen Unterhandlungen ihren Anfang und zwar mit den Katholiken zu Münster, mit den Protestanten zu Osnabrück. Der päpstliche Nuntius und der Botschafter von Venedig, als Vermittler Beider, hatten ihren Sitz in Münster. Der kaiserliche Gesandte, Gras von Trautmannsdorf, leitete vorzüglich die Geschäfte. Bei den einzelnen Unterhandlungen stellten sich unermeßliche Schwierigkeiten ein, indem jeder Theil nur gewinnen, keiner verlieren wollte, und mehr als einmal drohten die Unterhandlungen sich wieder zu zerschlagen. Insbesondere machten die Ausländer, die Franzosen zu Münster und die Schweden zu Osnabrück, übermäßige Forderungen, wie dieses vorauszusehen war. Während die Gesandten unterhandelten und . durch gegenseitige Ueberlistungen und Täuschungen aller Art die Verhältnisse auf das Aeußerste verwickelten, fochten die Heere fort, und die Siege und die Niederlagen hemmten oder förderten die Unterhandlungen der Gesandten. Die Unterhandlungen wurden absichtlich in die Länge gezogen, weil die kriegführenden Mächte von einem Tage zum andern hofften, daß das Glück der Waffen sich zu ihrem Vortheil wenden würde, so daß alsdann ihre Gesandten mit größeren Forderungen auftreten könnten. Erst im Jahre 1648 kam durch die Thätigkeit des biederen
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Extrahierte Personennamen: Hessenkassel Friedrich_V. Friedrich_V. August
Extrahierte Ortsnamen: Spanien Frankreich Breisach Philippsburg Rheine Frankreich Deutschland Verdun Stettin Wismar Deutschland Brandenburg Halberstadt Magdeburg Paderborn Mainz Fulda Wismar Ratzeburg Rheinpfalz Frankreich Schweden
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schwereren Stand hatte Eugen, der am linken Flügel mit seinen Oesterreichern gegen die tapfern Bayern focht. Drei Angriffe der Oesterreicher wurden von diesen heldenmüthig zurückgeschlagen und erst beim vierten Sturme, als der Kurfürst die Franzosen schon in wilder Flucht begriffen sah, gab er verzweifelnd den Befehl zum Rückzüge. Zwanzigtausend Franzosen und Bayern lagen todt oder verstümmelt auf dem Schlachtfelde. 15,000, unter ihnen der französische General Tallard selber, waren gefangen und außerdem fielen alle Kriegskassen, 5300 Wagen, 117 Kanonen und 300 Fahnen den Siegern in die Hände. Die Franzosen flohen über den Rhein zurück und der Kurfürst folgte ihnen.
Bald nach diesem glorreichen Siege starb Kaiser Leopold und sein Sohn Joseph I. folgte ihm, der den Krieg mit gleichem Nachdruck zu Gunsten seines Bruders, des Erzherzogs Karl, fortsetzte, beim dem Karl gebührte der spanische Thron. Frankreich bot seine besten Truppen und Feldherren aus; doch vergeblich. Ein Schlag folgte auf den andern. In den Niederlanden erfochten Eugen und Marlborough einen großen Sieg bei Oudenarde (1708) und gleich darauf eroberte Eugen die für unüberwindlich gehaltene französische Festung Lille (Ryssel). Zu diesem Unglücke kam eine große Hungersnoth in Frankreich, in Folge eines schrecklich harten Winters. Das Volk war in Verzweiflung, der Schatz leer, die Schuldenlast ungeheuer. Da sank dem stolzen Könige der Muth und er demüthigte sich, nachdem er so lange an den Rechten der Völker und Fürsten gefrevelt hatte. „Gern wolle er auf Spanien, Westindien, Mailand und die Niederlande verzichten, wenn man seinem Neffen Philipp nur Neapel und Sicilien lassen wollte." — „Auch nicht ein Dorf soll von der ganzen spanischen Monarchie dem Hause Habsburg entzogen werden" — lautete die stolze Antwort der österreichischen und englischen Feldherren. Auch dieses gab Ludwig zu; ja er erbot sich, selbst Elsaß und mehrere Festungen an der savoyischen und niederländischen Grenze abzutreten, aber auch das ward dem durch Schicksal und Alter gebeugten Könige abgeschlagen. Seine Gegner stellten die harte Forderung, er solle mit eigener Hand seinen Enkel aus Spanien vertreiben. Da blieb dem schwergeprüften Monarchen nichts übrig, als noch einmal das Aeußerste zu wagen. Noch einmal mußte das französische Volk ein Heer aufbringen und der erfahrene Marschall Villars übernahm den Oberbefehl. In Belgien, unweit Malplaquet, kam es zu einer Hauptschlacht, der blutigsten im ganzen Kriege. Die Franzosen fochten wie Verzweifelte, doch die Verbündeten siegten.
Ludwig's Lage war verzweifelter als je; abermals bot er Frieden an, willigte in Alles, was man verlangte, ja er erbot sich sogar, Hülfsgelder zur Vertreibung seines Enkels zu zahlen. Doch die übermüthigen Sieger bestanden auf ihrer grausamen Forderung, daß der Großvater selber den Krieg gegen den Enkel beginnen sollte. Schon war Erzherzog Kart, als König Karl Iii. in Madrid eingezogen und hatte die französische Partei besiegt (1710), als zwei unerwartete Ereignisse die ganze Lage der Dinge
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