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1. Geschichts-Bilder - S. 282

1878 - Langensalza : Greßler
282 religiöse Uneinigkeit der Niederländer, versprach ihnen Entfernung der spanischen Truppen und Wiederherstellung der alten Freiheiten. Als eifriger Katholik gewann er bald die katholischen südlichen Provinzen, während Wilhelm von Dramen die poteftantifchen nördlichen Provinzen in der Union zu Utrecht einigte und dadurch den Grund zu der Republik der vereinigten Niederlande legte. Noch erkannten die letzteren den König Philipp als ihren rechtmäßigen Herrn an; als aber derselbe den Prinzen von Oranten ächtete und einen Preis von 25000 Goldgulden auf seinen Kopf setzte, ward er von ihnen 1581 für abgesetzt erklärt. Drei Jahre später erschien ein eifriger Katholik, Balthasar Gerard, bei dem Prinzen und erschoß denselben, um das Blutgels zu verdienen. Moritz von Oranien, der Sohn des Ermordeten, übernahm die Stelle des Vaters. Der 17jährige Jüngling stand als Feldherr und Staatsmann dem Vater nicht nach, überwand durch Klugheit und Tapferkeit die Anstrengungen eines Parma und den Zwiespalt unter den ©einigen, verbündete sich mit England, das 1588 Spaniens »unüberwindliche Flotte« vernichtet hatte, und fügte dem Feinde, besonders zur See, unermeßlichen Schaden zu. — Während dessen mischte sich auch Philipp in die französischen Streitigkeiten. Dadurch ward es Moritz möglich, die Spanier aus einer Stellung nach der andern zu vertreiben und sich zu behaupten, besonders da nach Alexanders Tode (1592) untüchtige Statthalter die Führung des Krieges Übernahmen. 1609 mußte Spanien den sieben nördlichen Provinzen der Niederlande (Holland, Seeland, Utrecht, Geldern, Friesland, Oberyssel und Groningen) einen 12jährigen Waffenstillstand gewähren, nach welchem jeder Theil behielt, was er besaß. Nach Ablauf desselben versuchten die Spanier noch einmal das Kriegsglück, vermochten aber die Unabhängigkeit der Niederlande nicht mehr zu stören, und im westphälischen Frieden ward dieselbe allgemein anerkannt. Die vereinigten Staaten wurden unter dem Schutze allseitiger Freiheit die Zuflucht und Hülfe der Bedrängten, vorzüglich der Glaubensgenossen von nah und fern, und Welthandel und jegliche Wissenschaft, Kunst und allgemeiner Wohlstand erreichten dort selbst noch während des Kampfes um das Dasein einen Flor, wie in derselben Zeit nirgend anderswo. Es war ein deutsches Held enge s ch l e ch t, dem sie dies Alles verdankten, und deshalb wird noch jetzt die Brust eines jeden Niederländers mit Stolz erfüllt, wenn er der ruhmreichen Thaten feiner Dränier, der Stammväter des niederländischen Königshauses, gedenkt. Philipp hatte diese Demüthigung seines Hauses nicht mehr erlebt. Gram über die Vereitelung fast aller seiner Pläne hatte dem stolzen König seine letzten Lebensjahre verbittert. Dazu bereiteten ihm traurige Familienverhältnisse viel Kummer, mußte er

2. Geschichts-Bilder - S. 317

1878 - Langensalza : Greßler
317 Mißernten vermehrten noch in den letzten Jahren das Elend. Pestartige Krankheiten rafften die Bewohner hinweg, die das Feuer und das Schwert bisher verschont hatte. Recht und Gerechtigkeit, Treue und Glauben ward mit Füßen getreten; denn nur die grausame Willkür der Soldaten herrschte. Da endlich, nach namenlosen Leiden und Drangsalen, erscholl plötzlich wie eine Stimme vom Himmel der Rus Friede! Zu Münster und Osnabrück wurde er im Iahte 1648 geschlossen. Deutschland nach dem dreißigjährigen Kriege.*) Als in dem Jahre 1648 die Friedenstrompeten durch Deutschland flogen und das Ende des dreißigjährigen Krieges verkündeten, da sah es traurig um unser Vaterland aus. Fremde Heerschaaren hatten die deutschen Lande verwüstet, Spanier, Wallonen, Italiener, Franzosen, Schweden und Slaven sich in einem dreißigjährigen Kampfe auf deutschem Boden umhergetummelt. Furchtbar genug war das Wort Ferdinands Ii.: »Lieber eine Wüste, als ein Land voll Ketzer!« in Erfüllung gegangen. Zwei Drittheile der Bevölkerung waren umgekommen. Zertretene Felder, in Asche gelegte Dörfer und Städte, zerstörte Werkstätten, durch den Krieg verwilderte Menschen — das waren die Bilder des Jammers, die unser Vaterland überall bot. Dazu kam noch, daß wichtige, unersetzliche Landestheile von demselben losgesprengt und fremden Ländern einverleibt wurden. Und die Kaiserwürde, die einst die erste in der Christenheit gewesen, sie stand jetzt machtlos da. Der einzige Gewinn des Friedens für Deutschland war die nun festgestellte Duldung der Protestanten. Dennoch erholte sich Deutschland wieder, und daß es sich nach einem dreißigjährigen Kriege hat wieder erholen können, das ist ein Zeichen seiner unverwüstlichen Kraft, seiner ursprünglichen gesunden Natur. Preußen aber ist der Staat gewesen, der das unglaublich erniedrigte Deutschland wieder zu Ehren brachte. Der große Kurfürst und Friedrich der Einzige waren es, die den Völkern Europa's wieder Achtung vor Deutschland einzuflößen wußten. Die Fremden, namentlich Frankreich, gebahrten mit diesem armen Deutschland fast nach Willkür, besonders Ludwig Xiv. Dieser wollte nicht nur im Innern Frankreichs Herr sein, er wollte auch Herr sein in Europa. In seinem Uebermuth ließ er sich eine Uhr machen, in welcher ein künstlicher französischer Hahn bei jedem Stundenschlag krähete; der deutsche Adler aber, welcher auch an der Uhr angebracht war, zitterte bei jedem Krähen jedesmal am ganzen Leibe. Eine große Statue hatte er verfertigen lassen, die ihn selbst darstellte, stehend aus dem Nacken von vier gefesselten Sklaven, in deren Attributen *) Nach Vehse.

3. Geschichts-Bilder - S. 318

1878 - Langensalza : Greßler
318 man den Kaiser, Spanien, Holland und Brandenburg deutlich erkannte. Im westphälischen Frieden war das deutsche Land Elsaß Frankreich bei der Vertheilung zugefallen. Plötzlich erklärte Ludwig, daß er zu allem dem, was er bereits vom heiligen deutschen Reiche erobert habe, auch noch alles das haben müsse, was jemals damit zusammengehangen, z. B. alle Klöster und Ortschaften, die einmal im Lehnsverband oder Erbvertrag mit Elsaß gestanden hätten, wäre dies auch tausend Jahre her. Hatten seine Rechtsgelehrten einen solchen Ort in den Akten aufgefunden, so ließ er sogleich die alten Wappen wegreißen und die Lilien aufpflanzen; dabei steckten seine Soldaten wie Mordbrenner oft ganze Städte und Dörfer in Brand, und während man in Regensburg auf dem deutschen Reichstage darüber berathschlagte, erscholl auf einmal die Nachricht: Straßburg ist französisch. Ludwig hatte die Stadt, als ihre Bürger auf der Frankfurter Messe waren, überrumpelt (1781). Straßburg, dieser Schlüssel von Oberdeutschland, von dem Karl V. noch gesagt hatte: »wenn Wien und Straßburg zugleich bedroht wären, so würde er unzweifelhaft zur Rettung von Straßburg hineilen« — dieses wichtige Straßburg war französisch geworden, mitten im Frieden, und der verrätherische Bischof, Wilhelm von Fürstenberg, hatte den König Ludwig mit dem Gruße Simeons bei seinem Einzuge empfangen: »Herr, nun lässest du deinen Diener in Frieden fahren, denn meine Augen haben deinen Heiland gesehen.« Ludwig stellte sogleich viele Franzosen in Straßburg an und ließ es dann durch uneheure Festungswerke uneinnehmbar machen. Er befahl, die deutsche Tracht abzulegen, und namentlich den Frauen, sich streng nach der neuesten französischen Mode zu kleiden, um sie von ihren einfachen deutschen Sitten abzuziehen. Außer jenem Bischof gab es leider der Verräther noch mehrere in Deutschland, selbst unter Gelehrten und Ministern, die der schlaue Ludwig zu bestechen wußte. So weit war Deutschland heruntergekommen. Den Ministern ließ er namhafte Geschenke zugehen und nannte sie Kousins; die Gelehrten, die in ihren Schriften Frankreich über Alles erhoben, begnadigte er mit Pensionen und ließ ihnen schreiben, wenn er auch nicht das Vergnügen habe, ihr Herr zu sein, so gewinne er und die französische Nation doch von jedem Fortschritt der Wissenschaft und er sei deshalb den Förderern derselben immer verpflichtet. Nicht umsonst schmeichelte Ludwig diesen unpatriotischen Leuten, er wollte sich die römische Kaiserkrone verschaffen, und jene thaten das Ihrige redlich dazu, ihn als den ersten Monarchen, den die Welt habe, darzustellen. Dabei verstand er es, den französischen Hof zum brennenden Mittelpunkt des irdischen Glanzes zu machen. Seine Lustschlösser mit den großen Marmortreppen und

4. Geschichts-Bilder - S. 319

1878 - Langensalza : Greßler
319 berühmten Spiegelgallerien, seine Gartenanlagen mit den beschnittenen Alleen und Springbrunnen, seine Hoftrachten, Hoffeste, Hofetiquetten wurden das Musterbild von Europa, namentlich in Deutschland. Alle, auch die kleinsten Reichsritterschaften ahmten ihm rasch und eifrig nach; Jeder schuf sich ein Versailles, ein Palais Ludwigs, wie es die Welt vorher nicht gesehen. Auch die kurzen Beinkleider mit dem Frack, die Schuhe mit den seidenen Strümpfen wurden überall eingeführt. Selbst die französischen Perücken fanden Eingang, die allenfalls die leichten, gewandten Franzosen tragen konnten, die sich aber auf den Köpfen der ernsten Deutschen gar übel ausnahmen, und doch zwang die Mode alle Stände, die Perücken zu nehmen, sogar die Geistlichen; ja, so weit verirrte man sich, daß man selbst die Bäume in den Gärten perückenförmig zuschnitt. Aber nicht nur die Sitten wurden französisch, auch die Sprache ward es, und wenn man Bücher aus jener Zeit liest, so kann man sich eines tiefen Unmuths nicht entwehren, wie schmachvoll das deutsche Volk in jenen traurigen Zeiten sich hat entdeutschen lassen. Nicht nur Gedichte, Romane und Schauspiele wurden nach französischer Weise geschrieben und mit französischen Floskeln gespickt, selbst, was unglaublich ist, die Predigten waren oft davon nicht frei. Und doch hatte Luther eine kräftige, fcböne deutsche Sprache geschaffen, man benutzte sie nicht. Um vornehm zu thun, trat man den Franzosen nach, verbrämte mit französischen Worten die reiche, edle deutsche Sprache, und der außerordentliche Aufschwung, den Luther ihr gegeben, vermochte sie nicht zu halten, bis endlich em Klopslock, Lessing, Göthe, Schiller die deutsche Sprache wieder zu Ehren brachten. Wohl thut ein Volk recht daran, wettn es von andern Nationen das Gute, was es bei ihnen findet, sich anzueignen sucht, aber gar oft hat der Deutsche das Edle'und Treffliche, was in seiner Nation liegt, übersehen und sich lieber dem 3^emden hingegeben. Französische Lehrer und Tanzmeister wurden «iss. Deutschland berufen, um französische Bildung zu lehren; wer Geld hatte, unternahm Reisen nach Paris, um hier im Mittelpunkt der Bildung sich bilden und nebenbei sich mit seinem eckigen Wesen ausspotten zu lassen von den seinen, leichtfüßigen Franzosen. Alles wandte seine Blicke aus Frankreich. Daheim aber verbrannte man Hexen, folterte man die Angeklagten, trieb Alchemie und Astrologie. Unter allen deutschen Fürsten war es der große Kurfürst der es am schmerzlichsten fühlte, welche Schmach es für Deutschland sei, sich von den Franzosen so herabsetzen' zu lassen. Sein Steg bet Fehrbellin (18. Juni 1675) über die gefürchteten Schweden lwb zuerst Brandenburg in der öffentlichen Meinung Einer seiner Nachfolger, Friedrich Wilhelm I., schaffte die Perücken und die französischen Hofkleider ab. Sein Wahlspruch war- »Ich will

5. Geschichts-Bilder - S. 329

1878 - Langensalza : Greßler
Die Mächte ließen sich aber durch solche Worte nicht täuschen, am wenigsten die Holländer, denen Alles daran liegen mußte, einen so raubgierigen König aus ihrer unmittelbaren Nachbarschaft zu entfernen. Sie schlossen daher mit England und Schweden die sogenannte Tripelallianz (dreifaches Bündniß) und nöthigten so Frankreich zu dem Frieden von Aachen (1668), in dem Ludwig sich mit 12 niederländischen Städten begnügen mußte. Ludwig Xiv. vergaß dem Haufen von Krämern und Schiffern, wie er die Holländer zu nennen pflegte, den dreifachen Bund, der seine Eroberungslust gezügelt hatte, nicht. Zuerst suchte er diesen Bund zu trennen, was ihm nicht schwer siel. Bald standen England und Schweden aus seiner Seite, ja sogar zwei deutsche Fürsten, der Bischof von Münster und der Kurfürst von Köln, verbündeten sich mit Frankreich. — Nun brach Ludwig im Jahre 1672 mit einem Heere von 120,000 Mann unter Conde und Türenne in die Niederlande ein. Holland stand, von dem rathlosen Spanien blos mit Worten unterstützt, allein da, und Ludwig konnte aus einen entschiedenen Erfolg seines Angriffs rechnen. Binnen Monatsfrist waren die Franzosen im Herzen Hollands; mehr als 40 Städte öffneten theils durch Schrecken, theils durch Verrath die Thore. In dieser Noth übertrugen die Bedrängten dem jungen (22jäh-rigen) Prinzen Wilhelm von Oranien den Oberbefehl über das Landesheer. Auf Befehl des Prinzen durchstachen die Holländer ihre Dämme, verwandelten das Land in einen See, und hinderten so den Feind am Vordringen. Dennoch würden sie der feindlichen Uebermacht am Ende haben unterliegen müssen, hätten nicht mächtige Bundesgenossen sich zu ihnen gesellt. Zuerst verband sich mit ihnen der große Kurfürst von Brandenburg, Friedrich Wilhelm; dann ließ der Kaiser Leopold I. unter dem Feldherrn Monteku-kuli ein Hülfsheer nach den Niederlanden aufbrechen, und ein Jahr später trat auch der König von Spanien dem Bunde gegen Frankreich bei. Bei solcher Sachlage ließ Ludwig zu Nimwegen (Stadt an der Waal) im Jahre 1678 des Friedens wegen unterhandeln. Er wußte die Verträge so geschickt zu schließen, daß Frankreich die ganze Franche Eomte, die bisher unter deutscher Hoheit gestanden hatte, erhielt. »Nimm weg!« nannten die Deutschen damals höhnend diesen Frieden. — Durch die Uneinigkeit des deutschen Reichstages in Frankfurt kam auch noch im Jahre 1681 die Stadt Straßburg ohne Schwertschlag in französische Hände. Ludwig Xiv. stand jetzt aus dem Gipfel seiner Macht. Nur ein Wunsch war noch in Ausführung zu bringen. Er wollte nämlich seinen Enkel Philipp zum Könige von Spanien machen. Dagegen widersetzte sich aber der Erzherzog Karl von Oesterreich. In Folge dessen verbündeten sich gegen Frankreich Oesterreich, Deutsch-

6. Geschichts-Bilder - S. 330

1878 - Langensalza : Greßler
330 land, England, Holland, Portugal und Norditalien. Es entstand der spanische Erbfolgekrieg (1701 — 1714). Dem konnte Ludwig nicht widerstehen; denn Frankreich war erschöpft, es fehlte an Geld, die großen Feldherren waren todt, und der König selbst fühlte seine Altersschwächen. Dennoch wollte er seinen Gegnern zuvorkommen und ließ sofort Truppen in Deutschland und Italien einrücken. Den Oberbefehl über die verbündeten Heere erhielten der Prinz Eugen und der britische Herzog von Marlborough. — Für Frankreich nahm dieser Krieg ein trauriges Ende. Die französische Flotte wurde vernichtet, das Landheer geschlagen, die Eroberungen der früheren Kriege gingen verloren, die unterdrückten Protestanten empörten sich im Innern des Landes, und Ludwig mußte um Frieden bitten. Die Verbündeten bewilligten endlich denselben; aber Frankreich mußte diesen Frieden durch große Opfer erkaufen. Ludwig's Enkel bekam zwar das Königreich Spanien und dessen außereuropäische Länder; doch-sollten Frankreich und Spanien nie unter einem Herrscher vereinigt werden. England erhielt Gibraltar nebst der Insel Minorka; der Herzog von Savoyen den Königstitel und die Insel Sicilien; Holland eine Reihe kleiner Festungen längs der französischen Grenze. So glänzend der Anfang Ludwig's Xiv. gewesen war, so trübe gestalteten sich seine letzten Jahre. Zu dem Unglück des spanischen Erbfolgekrieges gesellte sich eine lange Reihe häuslicher Unfälle, die den alten König tief beugten. Von 1711 — 1714 starben feine Kinder, Schwiegertöchter und Enkel rasch auf einander, so daß zuletzt von allen seinen Nachkommen nur noch der vierjährige Sohn seines Enkels, der nachmalige Ludwig Xv., übrig war. Dazu gesellte sich das Elend im ganzen Lande; denn durch den letzten Krieg war der Landbau verfallen, die Handwerker und Gewerksleute wanderten aus, und das gemeine Volk wurde so von Auflagen gedrückt, daß es sich kaum nähren und kleiden konnte; selbst der Adel, der, ohne Sold zu erhalten, im Kriege gedient hatte, war verarmt. Die Staatsschuld betrug nach jetzigem Geldwerthe 3578 Millionen Livres (1 Livres — 80 Pfennige.) Dies Alles verbitterte dem Könige die noch wenigen Monate seines Lebens so sehr, daß er nicht ohne Reue über sein ganzes Leben am 1. September 1715 ftarb.f) Im Volke zeigten nur Wenige Theilnahme, die Mehrzahl konnte einen König, der durch seinen Ehrgeiz und seine Gewaltherrschaft unermeßliches Unglück über t) Seine Mutter hatte ihm in seiner frühen Jugend gesagt: »Mein Sohn, werde deinem Großvater ähnlich und nicht deinem Vater.« Wie das? fragte der königliche Jüngling. Sie antwortete: »Als Heinrich Iv. starb, weinte man; als Ludwig Xiii. starb, lachte man.«

7. Geschichts-Bilder - S. 396

1878 - Langensalza : Greßler
396 ihn durch kluge Anordnungen und Kartätschenkugeln in kürzester Frist. Zum Dank dafür wird er, erst 26 Jahre alt, General der Armee in Italien, wohin er 1796 geht, um sich neuen Ruhm zu erwerben, nachdem er sich mit Josephine, der Wittwe des Generals Beauharnais, der auf dem Blutgerüste gestorben war, vermählt hatte. Drei Heere hatte das Direktorium ausgerüstet, alle drei gegen Oesterreich, welches mit England, Rußland und anderen Staaten einen Bund geschlossen hatte zur Vernichtung der Volksherrschaft in Frankreich. Aber während der edle junge Erzherzog Karl von Oesterreich in Deutschland über die Waffen der Franzosen trium-phirte, den General Jourdan besiegte und den General Moreau zum Rückzüge nöthigte, war Napoleon, der ein hungriges und fast nacktes Heer von nur 30,000 Franzosen mit 30 Kanonen gegen 200,000 Oesterreicher mit 200 Kanonen führte, überall siegreich, er brachte ein ganz neues Leben in die Soldaten, wußte zu Allem Rath und erfüllte Europa nicht blos durch seine Worte, sondern auch durch seine Thaten mit wachsender Bewunderung. Bei Mon-tenetto erfocht er den ersten Sieg (April 1796), und Sardinien mußte aus den Reihen der Feinde Frankreichs treten. Bei Lodi (südl. von Mailand) zeigte er sich am 12. Mai als Schlachtengebieter, dem sich ganz Italien unterwerfen mußte, um zu einer Republik umgestaltet zu werden. Doch der blutigste Kampf mußte noch mit den Oesterreichern um die Festung Mantua geführt werden. Von Neuem blieb Napoleon Sieger in der dreitägigen Schlacht bei Arkole, unweit Verona, (15. bis 17. Nov.) nach den furchtbarsten Anstrengungen, und nachdem er selbst fast das Opfer seinen sühnen Muthes geworden war. Der Erzherzog Karl tonnte Italien nicht mehr retten, und der Friede von Campo Formio, Dorf in der Lombardei, (Okt. 1797) machte dem Kriege ein Ende. •— Mit unbeschreiblicher Begeisterung ward der Mann, durch dessen Talent die Franzosen gesiegt hatten, in Frankreich ausgenommen und mit Ehrenbezeugungen überhäuft. Nichts desto weniger fand Napoleon unter seinen Mitbürgern großen Neid, ja Haß. Der Mann, welcher so leicht Sieg an Sieg knüpfte, schien Vielen gefährlich, und erwünscht kam es daher diesen, daß er selbst einen Plan entwarf, welcher ihn aus Frankreich entfernte. Nur ein Feind nämlich war noch unbesiegt von den Franzosen und mochte mit diesen nicht Frieden schließen: England. Gegen dieses Land begannen jetzt die furchtbarsten Rüstungen, überall sammelten sich Truppen und in allen Häsen Kriegs- und Lastschiffe. Doch nicht in England selbst dachte Napoleon zu landen, sondern dieses Land da anzugreifen, woher es feine meisten Reichthümer zog, in Ostindien. Und um dort der Herrschaft der Engländer ein Ende machen zu können, wollte er beginnen mit der Eroberung Aegyptens. Dahin also segelte er am 19. Mai

8. Geschichts-Bilder - S. 403

1878 - Langensalza : Greßler
403 Der unglückliche König von Preußen war unterdeß mit seiner Gemahlin Luise nach Königsberg geflohen. In der Nähe dieser Stadt vereinigte sich die russische Armee mit der preußischen. Es kam am 7. und 8. Februar 1807 bei Eylau zwischen den Franzosen und den Verbündeten zu einer mörderischen Schlacht. Beide Theile zogen sich zurück und schrieben sich den Sieg zu. Napoleon bot unserm Könige einen besonderen Frieden an; aber Friedrich Wilhelm lehnte denselben ab, weil er sich von seinem Bundesgenossen, dem Kaiser von Rußland, nicht trennen wollte. Auf beiden Seiten wurden jetzt Truppen herbeigezogen. Es kam am 12. Juni 1807 bei Friedland zu einer neuen, entscheidenden Schlacht. Napoleon blieb Sieger. Alexander von Rußland suchte um Frieden nach. Zu Tilsit kam derselbe am 9. Juli zu Stande. Friedrich Wilhelm und dessen hochherzige Gemahlin betheiligten sich an den Friedensunterhandlungen, um den gewaltigen Sieger durch ihre Bitten zu mildernden Bedingungen zu bewegen. »Wie konnten Sie den Krieg mit mir anfangen?« fragte Napoleon die Königin. Diese antwortete mit Würde: »Sire, dem Ruhme Friedrichs war es erlaubt, uns über unsere Kräfte zu täuschen, wenn anders wir uns getäuscht haben!« Trotz dem verfügte Napoleon über Preußen wie über ein erobertes Land. Unser König verlor durch diesen Frieden alle Länder zwischen Rhein und Elbe, die Hälfte seiner Staaten. Außerdem mußte er sich verpflichten, nicht mehr als 42,000 Soldaten zu halten; auch ward ihm eine Kriegskontribution von 120 Millionen Franks auferlegt. Aus den von Preußen abgetretenen Ländern, mit Einschluß von Braunschweig und Kurhessen, deren Fürsten verjagt waren, und aus Theilen Hannovers schuf Napoleon das Königreich We ftp ha len, das er seinem jüngsten Bruder Hieronymus (Jerome) gab. Andreas Hofer.*) , Wiederholt bestand Oesterreich feit dem Jahre 1792 gegen Frankreich den Kamps für feine Selbstständigkeit und Freiheit mit glorreicher^ Standhaftigkeit. Im Jahre 1805 aber, wo von Neuem die gewaltigen Flammen des Krieges zwischen beiden Landern emporgelodert, trat es Tyrol an Frankreich ab, und dies lieber, als jede andere Provinz, denn es kannte des Tyrolers Treue an dem alten Kaiserhause und erkaufte sich dafür den Frieden. Tyrol nämlich hing mit einer bewundernswürdigen Anhänglichkeit an dem Haufe Habsburg; benn dieses, das mit sicherm Blick die Wichtigkeit dieser alten Hochwehr und Vormauer erkannt, hatte ihm seine uralte Verfassung, seine Privilegien, überhaupt Alles gelassen, und das liebt *) Burckhardt. 26*

9. Geschichts-Bilder - S. 414

1878 - Langensalza : Greßler
414 Durch sein entschiedenes Auftreten gegen Napoleon wurde Stein geächtet und seiner Güter beraubt. Da er sich in Preußen nicht inehr sicher glaubte, so ging er nach Oesterreich. Von Prag aus, wo er sich meistenteils aufhielt, blieb er in fortwährendem Zusammenhange mit den bedeutendsten Männern Preußens. Es hatte sich früher ein inniger Verein der edelsten preußischen Patrioten, »der Tugendbund«, gebildet, welcher in ähnlichem Geiste, wie es die Steiu'fche Gesetzgebung beabsichtigte, den Aufschwung des Volkes zu kräftigen bestrebt war. Mit Genehmigung des Königs ins Leben getreten, sollte dieser Bund hauptsächlich »das Elend und die Nachwehen des Krieges mildern«. Daneben lebte jedoch in seinen Theilnehmern die geheime Absicht, Alles zur Abschüttelung des französischen Joches vorzubereiten. Die Seele dieses Vereins war der Freiherr von Stein. Ein derartiger Bund konnte sich jedoch den Augen des Gewaltherrschers nicht entziehen; Napoleon nöthigte die preußische Regierung zur Auflösung desselben. Nachdem Napoleon mit Oesterreich Frieden geschlossen und im Mai 1812 die deutschen Fürsten in Dresden zu seiner Huldigung versammelt hatte, befürchtete Stein, es möchte seine Auslieferung verlangt werden; er begab sich deshalb auf eine Einladung des Kaisers Alexander nach Rußland, welches von den Rüstungen Napoleons bedroht wurde. In Petersburg sammelte sich bald um ihn ein Kreis begeisterter Anhänger, denen er seine eigene Kraft und Entschiedenheit einhauchte. In den ersten Tagen des Jahres 1813 ging Stein von Petersburg nach Königsberg, um als Bevollmächtigter des russischen Kaisers die Verwaltung der preuß. Provinzen zu übernehmen. Dies Unternehmen schien jedoch dem preuß. Minister Sch ö n ziemlich bedenklich; er trat Stein mit der entschiedenen Erklärung entgegen, daß Alles, was in Preußen geschehe, nur durch Preußen und mit Genehmigung des Königs geschehen könne; worauf Stein dahin wirkte, daß die Russen in einer andern Weise auftraten, und im Verein mit Schön, Aork und Dohna die Rüstung der Provinz betrieb. Fortwährend nahm er an der Leitung der Kriegsangelegenheiten Antheil. Seit dem Frühjahr 1813 stand er an der Spitze einer rusisch-preußischen Verwaltungsbehörde der besetzten Länder. Von Oesterreich, Preußen, Rußland, England und Schweden erhielt er im Oktober desselben Jahres den Auftrag, für Bildung einer bedeutenden bewaffneten Macht Sorge zu tragen. Später begleitete er das Heer der Verbündeten nach Paris, ging sodann aus einige Wochen nach Frankfurt am Main und wohnte, nach kurzem Aufenthalte auf feinen Gütern, im September 1814 den Verhandlungen des Wiener Kongresses, jedoch nur wenige Tage bei, worauf er sich auf sein Gut Klappenberg in Westphalen zurückzog und

10. Geschichts-Bilder - S. 510

1878 - Langensalza : Greßler
510 Ausbruch des Krieges. Napoleon hatte bereits den halben Krieg moralisch verloren, ehe er nur zum Angriff gekommen war. Er war besiegt, gelähmt' und zermalmt durch die Wucht der ausgehäuften Lügen. Niemand hatte gewagt, dem Kaiser die Wahrheit zu sagen, weil er eben am liebsten das hörte, was er wünschte. Es war ihm berichtet, daß Preußen tn seiner Zerrissenheit nur 300,000 Mann ins Felb schicken könnte und in der Voraussetzung, daß die süddeutschen Staaten ihm willig die Hand reichen ober neutral bleiben würden und daß seine Truppen auf deutschem Boden ernährt und die Deutschen für seine Heere in Frankreich den Bedars liefern müßten, eröffnete er mit voller Sieaes-gewißheit den Krieg. Mit 100,000 Mann glaubte er in die Rheinprovinz einfallen, die Preußen überrumpeln und schlagen zu können. Aber mir der einmülhigen Kriegserklärung des norddeutschen Bundes und Duddeutschlands stürzte das Kartenhaus des geträumten Rheinbunds ein. Mit schrecken gewahrte Napoleon, daß er sich in Betreff der Sübbeutschen gewaltig verrechnet habe. Um den gemachten Rechenfehler hinsichtlich seiner Heeresstärke und seiner Proviantvorräthe zu verbessern, erließ er den ausbrück-tichen Befehl an seine Armee, die deutschen Heere mindestens acht Tage aufzuhalten. Nachdem der Kaiser vollständig gerüstet war. belief sich seine ganze Armee aus 693,000 Mann mit 942 Geschützen. Unter dieser Truppenzahl befanden sich aber 150,000 Mann Mobilgarden, tue nicht ausgebildet waren. — Der Franzosenkaiser gab seiner Armee den stolzen Namen »Rheinaraee« und führte selbst den Oberbefehl. Zu Kvrpsarmeeführern wurden ernannt: Mac Mähon, Frossard, Bazaine, Ladmirault, Failly, Canrobert. Der Chef des Generalstabes beim Kaiser war der Kriegsminister L e b o e u f. Der norddeutsche Bund stellte Frankreich 960,000 Mann gegenüber. Sübbeutschlanb vermehrte biefe Armee durch 174,000 Mann. Die Zahl der deutschen Geschütze betrug 2050. Alle Truppen Norb-unb Südbeutschlanbs bezeichnete man mit dem Namen »beutfcbe Armee«. Es wäre ein Irrthum zu glauben, daß die Wehrkraft Deutschland mit biefett Ziffern erschöpft sei. Die Zahl völlig ausgebilbeter und noch nicht mit in Rechnung gestellter bienstpflichtiger Mannschaften beträgt in Norbbeutschland allein noch 100,000 Mann. Von den vier deutschen Armeen, die zum Angriffskriege bestimmt waren, stand die erste (110,000 Mann) unter General Steinmetz^ die zweite (160,000 Mann) unter Prinz Friedrich Karl, die dritte (180,000mann) unter dem Kronprinzen von Preußen, die vierte (100,000 Mann) unter dem Kronprinzen von
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