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1. Theil 3 - S. 262

1880 - Stuttgart : Heitz
262 Neue Geschichte. 2. Periode. Spanischer Erbfolgekrieg. glück zu versuchen beschloß. Aber mit jedem Jahre wurde die Noth größer; er mußte immer wieder um Frieden bitten. Wie triumphalen nicht seine Feinde! Sie trieben ihre Forderungen immer höher, und zu ihrem Erstaunen willigte Ludwig in alles. Er war bereit, nicht nur auf die ganze spanische Monarchie für sich und seinen Enkel zu verzichten, sondern selbst alle früher eroberten Provinzen wieder herauszugeben. Hiermit hätten seine Feinde wohl zufrieden sein können. Aber Uebermuth thut niemals gut. Ihre Schadenfreude wurde bald empfindlich bestraft. Sie verlangten nämlich endlich gar noch, er solle seine Heere mit den ihrigen vereinigen, um seinen Enkel mit Gewalt aus Spanien zu vertreiben. „Nein!" rief er ünwillig aus, „soll ich einmal durchaus Krieg führen, so will ich ihn doch lieber für als gegen die Meinigen führen!" Damit wurden die Unterhandlungen abgebrochen. Bald darauf gelang es ihm, sich mit Anna von England zu vertragen, und nun waren die übrigen nicht mehr stark genug, ihm zu widerstehen, und mußten zuletzt einen Frieden machen, wie er ihn wollte. Der Friede wurde in Utrecht 1713, in Rastatt und in Baden im Aargau 1714 geschlossen. Ludwig verlor nicht nur nichts, sondern setzte es wirklich durch, daß sein Enkel König von Spanien blieb. Oestreich wurde dagegen nur durch einige Ländereien entschädigt, zu denen auch die bis dahin spanischen Niederlande gehörten, die nun die östreichischen genannt wurden. Im Jahre 1715 starb endlich Ludwig Xiv. mit dem traurigen Bewußtsein, durch Habsucht sein sonst so blühendes Reich heruntergebracht und seine Unterthanen unglücklich gemacht zu haben. Daher folgte ihm auch keine Thräne nach; im Gegentheil verfolgte das Volk seinen Leichenwagen mit empörenden Schmähreden. Anna von England starb ein Jahr früher (1714), und da sie keine Kinder hatte, so wurde der Kurfürst von Hannover zum Könige von England erwählt und hieß als solcher Georg I. (1714—27).*) Dieser setzte den ungerecht verkannten Marlborough sogleich wieder in seine hohen Würden ein. Aber dies entschädigte den Herzog nicht für feinen häuslichen Kummer. Es starb ihm seine dritte Tochter im 26., und bald daraus auch feine Lieblingstochter, die zweite, im 29. Jahre, die an den Grasen von Sunder- *) Die Mutter Georg's I., Sophie Kurfurstin von Hannover und Erbin von Britannien war eine Tochter jener englischen Königstochter Elisabeth, welche an den unglücklichen Friedrich von der Pfalz vermählt war.

2. Theil 3 - S. 264

1880 - Stuttgart : Heitz
264 Neue Geschichte. 2. Periode. Deutschland. Eugen war betritt glücklicher, daß er sich fast ohne Unterbrechung in der Gunst seiner Monarchen erhielt und von Allen hochgeschätzt würde. Er starb 1736. 104. Leopold I., 1657—1705. — Joseph I., 1705—1711. — Karl Vi., 1711—1740. Wir haben oben beim breißigjährigen Kriege gesehen, daß Ferbinanb Ii. 1637 gestorben war. Sein Sohn Ferbinanb Iii., ein wackerer und nicht so nnbnlbsattter Mann wie sein Vater, war biesem gefolgt. Das wichtigste Ereigniß unter seiner Regierung war der westphälische Friebe, von dem wir bereits gesprochen haben. Ihm folgte (1657) sein Sohn Leopolb I., ein stolzer und träger Herr, dem die Ruhe über alles ging; und boch stttb wenige Regierungen so unruhevoll gewesen als die seinige: balb mußte er mit bett Franzosen, balb mit bett mächtig ottbringettben Türken Krieg führen. Er selbst aber nahm keinen großen Theil baran und überließ die Sorge lieber seinen Günstlingen. Wenn sonst ein Kaiser mit bett deutschen Fürsten etwas zu besprechen hatte, so berief er einen Reichstag. Das geschah auch unter Leopolb 1663, welcher sie nach Regensburg berief, um sie zu bewegen, ein Heer gegen bte Türken aufzustellen. Aber sie kamen nicht selbst, sonbern schickten Gesanbte, und ba so viel zu berathschlagen war und der Stoff sich immer mehr häufte, so würde enblich beschlossen, daß von nun an ein fortbauernber Reichstag in Regensburg fein sollte. So ist es auch bis zum Jahre 1806, wo das beutj'che Reich ausgelöst würde, geblieben. Daß der länbersüchtige Ludwig Xiv. mehrere Kriege mit seinen Nachbarn, also zum Theil auch mit Dentschlanb, angefangen habe, ist schon erzählt worben. Immer kamen die Deutschen babei zu kurz, theils weil es an der gehörigen Einigkeit und dem gegenseitigen Vertrauen fehlte, theils weil sie sich bte Franzosen jeberzeit zuvorkommen ließen; benn währenb die Deutschen noch in Regensburg überlegten, hatten die Franzosen bereits gehanbelt . Dringenber war für Leopolb selbst uttb seine Erblänber der wilbe Anbrang der Türken. Mehrmals waren sie schon in Ungarn zurückgeschlagen worben, als sie 1683 ihren Anfall mit größerer Kraft als vorher erneuerten und bis Wien vorbrangen. Die un-zufriebenen Ungern unter Gras Emmerich von Tökeli schlugen sich zu ihnen, Leopolb mußte eilig feine Resibenz verlassen, und

3. Theil 3 - S. 292

1880 - Stuttgart : Heitz
292 Neue Geschichte. 2. Periode. Schweden und Rußland. in deine Hände." — Aber Mehemet blieb dabei: „Der Friede ist geschlossen und er mnß bestehen." — Wüthend vor Zorn verließ Karl ohne Abschied das Zelt des Veziers und verklagte ihn beim Snltan. Dieser setzte ihn ab und verwies ihn; im folgenden Jahre schon starb er. Was hatte er nun von seiner Treulosigkeit? Der Friede mit Rußland wurde nicht umgestoßen. Keiner hatte sich mehr über Karls Niederlage bei Pultawa gefreut als — August Ii. Auf die erste Nachricht davon erklärte er den mit Karl in Altranstädt geschlossenen Frieden für erzwungen, kehrte nach Polen zurück, verband sich wieder mit dem Czaren und verjagte bald seinen Gegner Stanislaus Lesczinsky vom polnischen Throne. Auch Friedrich Iv. von Dänemark erklärte den Schweden wieder den Krieg. Alle drei fielen nun über die schwedischen Provinzen her, und wären die braven Schweden nicht so tapfer gewesen, so hätte Kart jetzt sein ganzes Land verloren. Karl saß indessen ruhig in seinem Lager bei Bender und entwars Riesenpläne, von denen kein einziger ausgeführt wurde. Vergebens ließ der Reichsrath ihn bitten, zurückzukommen. Karl antwortete: „Wenn der Reichsrath eines Präsidenten bedarf, so werde ich ihm einen meiner Stiefeln schicken." Seine Lage wurde von Tag zu Tage schwieriger. Zu seinen drei Feinden gesellten sich noch drei: Preußen, England und Holland. Alle seine Mühe, den Sultan zu einem neuen Kriege gegen Rußland zu bewegen, war vergeblich. Dagegen widerstand Achmet allen Aufforderungen des Czars, ihn auszuliefern. Endlich bot Peter Ms Millionen für den König. Aber Achmet antwortete: Peter fei durch nichts in der Welt im Stande, ihn zu einem so großen Verbrechen gegen die Gastfreundschaft zu bewegen; ein türkischer Kaiser habe eine noblere Seele. Zuletzt aber ließ Achmet Kartn geradezu merken, sein langer Aufenthalt sei ihm lästig, er möge doch endlich an die Abreise denken. Aber Karl war so erbittert auf ihn, daß er alle, ihm erwiesene Gastfreundschaft vergaß und gerade ihm zum Aerger bleiben wollte. Endlich drohte man ihm mit Gewalt, und da Karl immer hartnäckiger wurde und sich mit feiner Handvoll Schweden — es waren jetzt 196 Mann — in Vertheidigungsstand setzte, so besaht der Sultan dem Juffuf Pascha, sich Karls todt oder lebendig zu bemächtigen. Mit Thränen in den Augen zog der Pascha die Janitfcharen zusammen. Die Kanonen donnerten; seine Verschanzungen wurden erstiegen. Da beschloß Karl, sich in seinem hölzernen Hause bis auss äußerste zu vertheidigen. Er hieb sich durch 40 Janitfcharen,

4. Theil 3 - S. 230

1880 - Stuttgart : Heitz
230 Neue Geschichte. 2. Periode. Deutschland. geschlossenen gesetzlich vorbehalten. Und für die östreichischen Erb-länder galt nicht einmal das Normaljahr.*) In politischer Beziehung sollte in Deutschland zwar die Oberhoheit des Kaisers und des Reiches fortbestehen, aber sämmtliche Reichsstände erhielten das Recht der Landeshoheit; sie dursten unter sich und mit Auswärtigen Bündnisse schließen. Die Niederlande und die Schweiz wurden als unabhängige Staaten anerkannt. Schweden bekam Vorpommern, die Insel Rügen und einen Theil des jetzigen Königreichs Hannover (die Bisthümer Bremen und Verden); Frankreich: den Elsaß**) und die Bestätigung des Besitzes von Metz, Toul und Verdun; Brandenburg: Hinterpommern, das Erzbisthum Magdeburg und die Bisthümer Minden, Halber-stadt und Camin. Die Rheinpfalz wurde dem Sohn Friedrichs V. zurückgegeben und für ihn eine achte Kurwürde errichtet, die Oberpfalz dagegen an den Kurfürsten von 93dient abgetreten. Da nun der furchtbare dreißigjährige Krieg vorüber war, so hätte man glauben sollen, daß auch der Papst darüber seine Freude hätte bezeigen müssen. Aber im Gegentheil erließ der heilige Vater der Gläubigen eine Bulle: „Daß er aus apostolischer Machtvollkommenheit diesen Frieden verdamme, vernichte und aufhebe." Und noch heute hat bei jeder Gelegenheit der Papst den westphälischen Frieden verdammt. Papst Urban Vii. hatte kurz vorher die berüchtigte Gründonnerstagsbulle (die am Gründonnerstag öffentlich verlesen wird) erneuert. Darin verflucht der Papst noch jetzt in jedem Jahre alle Lutheraner, Calvinisten und Zwiug-liauer, desgleichen alle ihre Beschützer und alle, welche ihm nicht Gehorsam leisten. 100. Sitten jener Zeit. Es ist nicht möglich, hier eine umständliche Schilderung des traurigen Zustandes des deutschen Reiches nach dem dreißigjährigen Kriege zu geben. Viele Städte und Dörfer waren nicht *) In Schlesien behielten nur die evangelischen Herzoge und die Stadt Breslau freie evangelische Religionsübung; in jeder der drei Städte Schweidnitz, Jauer und Glogau durften die Evangelischen eine Kirche erbauen, jedoch außerhalb der Stadtmauern. Diese drei Kirchen heißen daher Friedenskirchen. **) Für die Reichsstadt Straßburg aber und noch zehn andere Reichsstädte dieses Landes wurde die Verbindung mit dem deutschen Reiche und pieichsfreiheit vorbehalten.

5. Theil 3 - S. 246

1880 - Stuttgart : Heitz
246 Neue Geschichie. 2. Periode. Frankreich. geglänzt haben. Solches Lob fiel bei ihm auf keinen unfruchtbaren Boden. Er wurde endlich davon so eingenommen, daß er sich wirklich für einen ganz ausgezeichneten Menschen und für besser und mächtiger als alle übrige Könige Europas hielt. Die Schmeichler pflegte er königlich zu belohnen; natürlich wurde ihre Zahl immer größer und zugleich bekam sein Stolz immer neue Nahrung. Wurde einmal einem seiner Gesandten im Auslande nicht so viel Ehrerbietung erwiesen, wie er verlangte, so war er höchst ungehalten, drohte mit Krieg und ruhte nicht eher, bis man sich vor ihm gedemüthigt hatte. Zugleich war Ludwig sehr ländersüchtig. Außerdem, daß er am dreißigjährigen Kriege Antheil nahm, hat er noch vier blutige Kriege geführt, in denen sich vor andern die Marschälle Sonde und Turenne auszeichneten, bald mit den Spaniern, bald mit den Niederländern, bald mit den Deutschen, und keinen Frieden schloß er, ohne daß ihm nicht ein Land abgetreten werden mußte. Selbst die Menge seiner Feinde machte ihn nie verlegen; denn er besaß eine besondere Kunst, dieselben unter sich zu veruneinigen, und zuletzt schloß er mit ihnen einzeln Frieden. Der, welcher bis zuletzt wartete, sich mit ihm zu vertragen, kam immer am schlimmsten weg; denn er mußte sich jede Bedingung gefallen lassen. In diesen Kriegen wurde nun kein Me^ischenblut geschont, und war schon der König gegen Menschenglück und Elend ziemlich gleichgültig, so waren es die meisten seiner Minister und Generale noch mehr. Nur ein Beispiel davon mag hier stehen, weil es unser deutsches Vaterland betraf. Im Jahre 1689 wurde ein neuer Feldzug zwischen den Deutschen und Franzosen eröffnet, dessen Veranlassung recht kleinlich und unbedeutend war. König Lugwig ließ sich nämlich im großen Park von Versailles ein Schloß bauen, Klein-Trianon. Einst kam er heraus, um nach dem Bau zu sehen, und da er gerade übler Laune war, so schalt er seinen Kriegsminister Lonvois, der zugleich die Aufsicht über^den Bau führte, heftig aus, weil ihm ein Fenster nicht ebenmäßig genug erschien. Lonvois, ärgerlich über den Schimpf, wandte sich nachher zu einem Vertrauten und sprach: „Ich sehe wohl, es ist Zeit, daß wir dem Könige wieder außerhalb zu thun geben, damit er sich nicht um jeden Ziegelstein bekümmere." Nun gab er sich Mühe, den König zu einem Kriege, zu bereden, und das gelang ihm auch. Um zu verhindern, daß die Deutschen durch den Elsaß in Frankreich einfielen, befahl er, daß die ganze Gegend, die man damals die Nieder-

6. Theil 3 - S. 360

1880 - Stuttgart : Heitz
360 Neue Geschichte. 3. Periode. Preußen. trat an die Stelle der Unduldsamkeit. Es ließen sich daher nun Menschen von allen Religionsparteien dort nieder, meist thätige Kaufleute, geschickte Handwerker und fleißige Ackerbauer und kein Jahr verging, wo nicht mehrere Schiffe mit Colonisten angekommen wären. Eine der merkwürdigsten dieser Niederlassungen ist die von dem edlen Quäker William Penn gegründete, nach ihm Pennsylvanien genannte Colonie. Selbst aus Süddeutschland wanderten 1709 ganze Gemeinden mit ihren Pfarrern nach der neuen Welt, um dort ihr Glück zu versuchen, und Jahr für Jahr pflegten 20—24 Schiffe mit Deutschen nach Amerika zu gehen. Binnen 150 Jahren stieg die Einwohnerzahl bis auf drei Millionen,, die eine Küstenstrecke von 300 Meilen einnahmen und bis 60 Meilen tief bis in das Innere des Landes eingedrungen waren. Je blühender diese englischen Colonien wurden, desto neidischer wurden die Franzosen darauf, die sich, wie gesagt, nördlicher, jenseits des Lorenzflusses, in Canada angesiedelt hatten. Sie errichteten nicht nur Festungen auf dem Gebiete von Neu-England, sondern wollten auch nicht dulden, daß sich englische Colonisten am Flusse Ohio (sprich Oheio) ansiedelten, da doch diese Gegend bisher niemandem gehört hatte. Die Colonisten brauchten Gewalt und schickten den nachher so berühmt gewordenen, damals 21jährigen Obersten Washington (sprich Wäschington) mit einigen Huüdert Mann ab, eine von den Franzosen am Ohio errichtete Festung zu zerstören. Washington wurde zwar geschlagen und gefangen und seine ganze Mannschaft aufgerieben, aber es gab die Unternehmung Veranlassung zu einem siebenjährigen Seekriege zwischen Frankreich und England von 1755—62, an welchem auch Spanien Antheil nahm und in welchem England so viele Siege erfocht und Eroberungen machte, daß es seit der Zeit übermächtiger zur See wurde als je vorher. An den Erfolgen dieses Krieges hatte einer der berühmtesten englischen Minister, der ältere Pitt, später zum Lord Chatam ernannt, durch kräftige und weise Leitung einen bedeutenden Antheil. In dem zu P aris geschlossenen Frieden mußte Frankreich an England Canada und Neufundland abtreten und allen Ansprüchen auf den Ohio entsagen. So vorteilhaft auch dieser Krieg für England ausgefallen war, so hatte er doch diesem Lande große Summen gekostet und die hohe Schuldenmasse desselben war dadurch vermehrt worden. Dies nahm es zum Vorwande, zu verlangen, daß seine Colonien in Amerika um derentwillen doch eigentlich der Krieg geführt worden

7. Theil 3 - S. 364

1880 - Stuttgart : Heitz
364 Neue Geschichte. 3. Periode. Nordamerika. zwischen beiden Ländern ausgesprochen und die Widersetzlichkeit wurde immer größer. England schickte Soldaten nach Amerika und die Amerikaner rüsteten sich. Am 18. April 1775 wurde durch den Uebersall bei Lexington das erste Blut vergossen und dadurch ein Krieg begonnen, der unter manchem Wechsel des Glücks fast acht Jahre währte und sich mit der Freiwerdung der Amerikaner endigte. Der Raum erlaubt nicht, die vielen interessanten Vorfälle dieses Krieges zu erzählen. Obgleich den Amerikanern so viele Umstände entgegen waren und es ihnen ganz und gar an Kriegsübung und Kriegsvorräthen fehlte, so wußten sie doch diese Mängel durch große Anstrengung zu ersetzen; denn der Gedanke, für ihre Unabhängigkeit zu kämpfen, ließ ihren Muth nicht sinken. Zwei Männern aber verdankten sie vornehmlich den endlichen Sieg über ihre Unterdrücker: dem schon erwähnten Georg Washington (gest. 1799) und Benjamin Franklin (sprich Fränklin) (gest. 1790). Ersterer leitete als Oberfeldherr den ganzen Krieg; letzterer belebte durch Volksschriften den Patriotismus seiner Landsleute, und war ihnen in verschiedenen Aemtern, besonders als Gesandter in Frankreich nützlich. Dieser Mann zeigte recht durch sein Beispiel, wie weit es der Mensch durch vernünftig angelegten Fleiß, durch Sparsamkeit und Rechtschaffenheit bringen könne; denn er, ein armer Buchdrucker, brachte es durch diese beiden Eigenschaften und durch Verstand bis zum angesehensten und vielleicht reichsten Manne im nordamerikanischen Freistaate. Der nord amerikanische Freiheitskrieg (von 1775—83) wurde übrigens nicht allein in Amerika geführt, sondern auch auf den europäischen Meeren; denn Frankreich sowohl als Spanien nahmen sich der bedrängten Amerikaner an und erklärten England den Krieg. Die merkwürdigste Begebenheit während desselben in Europa war die Belagerung von Gibraltar durch die Spanier und Franzosen 1782. Diese Festung gehörte seit 1704 den Engländern, und jetzt wurde von Seiten jener Mächte alles aufgeboten, sich ihrer wieder zu bemächtigen. Die Franzosen erfanden dazu eine eigene Art von Schiffen, welche sie schwimmende Batterien nannten. Dies waren runde Kanonenböte, die mit einem doppelten Boden bedeckt waren, zwischen dem sich Sandsäcke befanden, kurz so fest gebaut, daß man gar nicht glaubte, daß sie zerstört werden könnten. Die vereinigte Flotte eröffnete nun ein furchtbares Feuer. Aber die Kugeln waren unwirksam, weil alle Werke Gibraltars in Felsen gesprengt sind. Dabei war der englische Commandant,

8. Theil 3 - S. 41

1880 - Stuttgart : Heitz
Schmalkaldischer Krieg. 41 88. Der schmalkaldische Krieg, 1547. — Moritz von Sachsen. Kaiser Karl hatte wenig Zeit, sich um die Religionsstreitigkeiten in Deutschland zu bekümmern; er hatte nicht nur mit Franz I., König von Frankreich, vier Kriege zu führen, sondern unternahm auch zwei Seefahrten nach der afrikanischen Nordküste. Die Türken trieben nämlich damals im mittelländischen Meere viel Seeräuberei und plünderten sogar ungeschent die Küsten von Spanien, Sicilien und Neapel. Besonders gefürchtet machte sich der Seeräuber Hayradiu Barbarossa, eines griechischen Töpfers Sohn aus Lesbos, nachher zum muhamedanischen Glauben übergetreten. Er hatte sich mit Erlaubniß des Sultans Algiers bemächtigt, war zum Admiral der türkischen Flotte ernannt worden und hatte endlich das Reich Tunis weggenommen. Der Bei dieses Landes bat den Kaiser Karl um Hülfe. Dieser rief den berühmten Seehelden Andreas Doria aus Genua auf, die kaiserliche Flotte zu befehligen, und begleitete dieselbe, 1535. Hayradin wurde aus Tunis vertrieben, diese Stadt erobert und 22,000 gefangene Christensklaven befreit. Sechs Jahre darauf unternahm Karl einen zweiten Seezug nach der afrikanischen Küste, dies Mal nach Algier, 1541. Hay-radin hatte seine Seeräubereien fortgesetzt und die spanischen Küsten ausgeplündert. Andreas Doria befehligte auch dies Mal die kaiserliche Flotte, aber er rieth dem Kaiser, die Unternehmung aufzuschieben, weil die Jahreszeit — es war im Herbste — ungünstig. Aber Karl ließ sich nicht abreden und begleitete die Flotte. Zwar landete das Heer und berannte Algier. Aber schon in der nächsten Nacht, ehe noch die Zelte, die Kanonen und das Gepäck hatten ausgeschifft werden können, erhob sich ein furchtbares Sturm- und Regenwetter, und am Morgen machten die ausgeruhten Feinde aus noch nicht die Rede gewesen. Er war Dominicanermönch und hatte sich durch ergreifende Beredtsamkeit solche Berühmtheit erworben, daß ihn Horenzo von Medici 1489 nach Florenz zog. Hier übte er bald durch seine Forderung einer Erneuerung des sittlichen und religiösen Lebens, sowie durch die strenge Einfachheit seines Wandels einen großen Einfluß auf das Volk. Aber seine Strenge und seine Freimüthigkeit zogen ihm viele Feinde zu, und da er nicht die Kirche allein, sondern auch den Staat zu reformiren versuchte, so gerieth er in Verwickelungen, welche den traurigen Ausgang nahmen, daß er gefangen und zum Flammentode tierurtheilt wurde, den er muthig und freudig erlitt (1498).

9. Theil 3 - S. 160

1880 - Stuttgart : Heitz
160 Neue Geschichte. 1. Periode. Niederlande. bis beide Theile gleich sehr den Frieden herbeiwünschten. Ein förmlicher Friede wurde nun zwar nicht geschlossen, und 1609 kam es zu einem bloßen Waffenstillstand in Antwerpen zwischen den Spaniern und Niederländern auf 12 Jahre, aber dieser Stillstand galt den letzteren mit Recht als ein Friede, weil die Spanier darin die sieben nördlichen Provinzen für frei erkennen mußten. Diese sieben hießen: Holland, Seeland, Utrecht, Geldern, Overyssel (sprich Overeissel), Gröningen und Friesland, und blieben bis zur Zeit der ersten ftanzöfischen Revolution eine Republik unter dem Namen der sieben vereinigten Provinzen. Nach Ablaus des Waffenstillstandes griffen die Spanier zwar wieder zu den Waffen; aber die Holländer behaupteten ihre Ueber-legeuheit zur See. 1628 wurde eine ganze spanische Silberflotte von Peter Hayn weg genommen; 1629 vernichtete Tromp die stärkste Flotte, welche die Spanier je nach den Dünen gesandt hatten, vollständig. Auch zu Lande blieben sie siegreich. Endlich wurden die spanisch-niederländischen Händel auf dem großen europäischen Congreß zu Münster mit erledigt (1648). Von Philipp ist noch einiges zu sagen. Daß ein solcher Mann nicht glücklich in seiner Familie leben konnte, wird jeder leicht denken. Er hatte nacheinander vier Franen; von der ersten war ihm ein Sohn geboren, Don Carlos, sein einziger damals, und doch erlebte er — das Härteste was Eltern begegnen kann — keine Freude an ihm.*) Er war ein trotziger, jähzorniger und herrschsüchtiger Mensch, der selbst seinen Vater, den König, heftig haßte und dies so unverhohlen zeigte, daß er den Verdacht erweckte, er trachte ihm nach dem Leben. Schon sein Aeußeres war widerwärtig, und von Kindheit an sein Geist und sein Körper schwach. Philipps argwöhnisches Gemüth machte fteilich die Sache noch ärger; denn er hatte damals, als ihm Carlos so vielen Verdruß machte, gerade seine dritte Frau, Elisabeth, eine Tochter der berüchtigten Katharina von Medicis. (Als Elisabeth zum ersten Male nach Toledo kam, wurde.ihre Ankunft gleich den folgenden Tag durch ein Autodafe gefeiert, dem sie beiwohnen mußte.) Sie *) Don Carlos darf nicht nach Schillers Trauerspiel gleiches Namens beurtheilt werden. Der geschichtliche Charakter dieses Prinzen war wild und leidenschaftlich. Schon als Kind machte es ihm Vergnügen, Thiere lebendig braten zu sehen, und einen Schuhmacher, der ihm enge Stiefeln gemacht hatte, zwang er, das zerhackte und gekochte Leder aufzuessen.

10. Theil 3 - S. 383

1880 - Stuttgart : Heitz
Josephs Ii. Tod. ßgß konnte er nicht viel ausrichten, da seine Heere gerade gegen die Türken fochten, und zu seinem großen Schmerze mußte er erleben, wie sich seine Niederlande für unabhängig erklärten (1790). Dies fehlte nur noch, um seine von so mancherlei Leiden der Seele geschwächte Gesundheit ganz aufzureiben. Das Gefühl, überall seine besten Arbeiten verkannt zu sehen und Haß statt Liebe zu ernten, schlug ihn ganz darnieder. Dazu kam der unglückliche Feldzug gegen die Türken, die er mit Katharina von Rußland zugleich bekriegte und gegen die er selbst auszog. Die unerträgliche Hitze und die großen Anstrengungen machten, daß das kaiserliche Heer in einem Jahre 112,000 Kranke hatte, von denen 33,000 starben. Joseph selbst kehrte im December 1788 krank nach Wien zurück, lange vorher ehe der Friede von Szistowa (1791) zu Stande kam. Seit der Zeit wurde er nicht wieder gesund. Im Februar 1790 wurde er so schwach, daß man täglich seinen Tod erwartete. Drei Tage vor seinem Tode hatte er den Kummer, daß die Frau seines Neffen, des nachherigen Kaisers Franz, starb. Er hatte sie vorzüglich geschätzt. „Sorget," befahl er, „daß die Leiche ans der Hofkapelle bald in die Gruft komme, damit für meine eigene Leiche Platz werde." Dann schrieb er einige Briese an ferne vertrautesten Minister und nahm von ihnen Abschied. *) Dennoch arbeitete er bis den letzten Tag vor seinem Tode. Am Morgen des 20. Februar 1790 entschlief er. Durch seinen Tod entging er einer sehr unruhigen Zeit, welche durch die französische Revolution für Europa schon angebrochen war. *) Er pflegte in gesunden Tagen des Abends eine auserlesene Gesellschaft von Männern und Frauen um sich zu haben, oder abwechselnd bei ihnen sich einzufinden. An diese Damen schrieb er eigenhändig: „Mein Ende naht heran. Es ist Zeit, Ihnen noch durch diese Zeilen meine ganze Erkenntlichkeit für jene Gute und Freundschaft zu bezeigen, die Sie mir während so vieler Jahre, welche wir miteinander zugebracht haben, zu erweisen die Gewogenheit hatten. Haben Sie die Güte, [sich meiner in Ihrem Gebete zu erinnern. Ich kann die Gnade und unendliche Barmherzigkeit der Vorsehung, in Ansehung meiner, nicht genug mit Dank erkennen, so daß ich mit völliger Ergebung meine letzte Stunde erwarte. Leben Sie wohl! Sie werden meine unleserliche Schrift nicht mehr lesen können. Sie beweist meinen Zustand." Ende des dritten Theiles.
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