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verarmten Lande 26 Mill. Taler erpreßt; er hat das Land dann zunächst
an Preußen verschenkt und darauf zum großen Teile dem Königreiche
Westfalen einverleibt. Mit Freuden fah das hannoversche Volk durch
Preußens Anstrengung den Tag der Freiheit anbrechen. Aus dem
Schlachtfelde von Waterloo haben dann die Hannoveraner dem Erbfeinde
die erduldeten Demütigungen blutig heimgezahlt.
Im Schlepptau Englands hat darauf unfer Land der Keil werden
müssen, den tückische Politik als Dank für 1813 und 1815 dem
Preußenstaate in das Fleisch trieb, denn die Gegner Preußens _ fchufeu
auf dem Wieuer Kongresse zwischen den preußischen Landesteilen im
Jahre 1815 das Königreich Hannover. Der im Range erhöhte
Staat erhielt so^ar folgende preußische Länder als Abtretungen:
Ostfriesland, Lmgen, Hildesheim, Goslar und Stücke des Eichsfeldes;
dazu kamen außerdem das 1803 säkularisierte Bistum Osnabrück, die
Grafschaft Bentheim, das Herzogtum Arenberg-Meppen und die Ämter
Uchte, Freudenburg und Auburg.
Hannover war nun eiu Königreich geworden, aber es blieb zunächst
in der alten Stellung eiues englischen Nebenlandes. Nach dem Tode
Georgs Iii. von England und Hannover übernahm 1820 dessen ältester
Sohn, Georg Iv., die Regierung (1820—1830). Von diesem wurde
1823 die Einteilung Hannovers in sechs Landdrosteien und die Berg-
hauptmannschaft Klausthal eingeführt. — Da er kinderlos starb, folgte
ihm in England wie in Hannover fein jüngerer Bruder Wilhelm Iv.
(1830—1837). Kaum hatte dieser die Regierung angetreten, als infolge
der Pariser Revolution in den Jnlitagen 1830 auch in unserm Lande
sich eine lebhafte Unzufriedenheit über manche Einrichtungen kundgab;
im Süden unseres Landes, in Göttingen, Osterode, Münden und au
anderen Orten, kam es sogar zu Aufständen, welche mit Gewalt unter-
drückt werdeu mußten. Dies bewog König Wilhelm Iv., feinen Bruder,
deu Herzog von Cambridge, zum Vizekönig des Landes zu ernennen
und dem Lande eine neue Verfassung zu geben. Das war das sog.
Staatsgrundgesetz, das nach mehrjährigen Verhandlungen 1833 zu stände
kam. Zwei Jahre vorher (1831) war ein Gesetz erlassen, nach welchem
die Bauern die Abgaben, welche sie an Stifte und Güter zahlten, und
die Hand- und Spanndienste, welche sie leisten mußten, gegen eine Geld-
entschädigung ablösen konnten — das sog. Ablösungsgesetz. Im Jahre
1837 starb König Wilhelm Iv. und seine Nichte Viktoria wurde Königin
von England. Da aber in Hannover nach alten Hausgesetzen die weib-
liche Erbfolge nicht galt, fo ging am 20. Juni 1837 die Herrschaft
über Hannover aus Wilhelms Iv. jüngeren Bruder Ernst August,
Herzog von Enmberland, über (1837—1851).
Damit war Hannover zur Freude feiner Bewohner von der Ver-
bindung mit England losgelöst und konnte nun seine eigenen Bahnen
einschlagen. ^ Ernst August wurde auch überall vou seinen Untertanen
herzlich empfangen. Bald aber nach seinem Regierungsantritt erklärte
der König, daß er in dem ihn „in keiner Weise bindenden Staatsgrund--
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Extrahierte Personennamen: Georg_Iv. Wilhelm König_Wilhelm_Iv. Wilhelm_Iv. Wilhelm Viktoria Wilhelms Ernst August Ernst August
Extrahierte Ortsnamen: Westfalen Englands Hannover Ostfriesland Hildesheim Goslar Freudenburg Georgs England Hannover England Hannover Göttingen Osterode England Hannover Wilhelms England
Der dreißigjährige Krieg.
151
zeichnet und am 24. Oktober als der „westfälische Friede" bekannt 1648
gemacht. Die Nachricht von diesem Frieden erregte in ganz Deutschland
allgemeinen Jubel. Paul Gerhard gab demselben Ausdruck in den
Worten:
Gottlob! nun ist erschollen Wohlauf und nimm nun wieder
das edle Fried- und Freudenwort. dein Saitenspiel hervor,
daß nunmehr ruhen sollen o Deutschland, und sing' Lieder
die Spieß' und Schwerter und ihr Mord, im hohen, vollen Chor!
In dem westfälischen Frieden verlor Deutschland seine schönsten
Grenzländer an die Fremden.
Frankreich erhielt Metz. Toul und Verdun, sowie das Ober- und
Unterelsaß, ausgenommen die freien Städte Straß bürg u. a.
Schweden beanspruchte ganz Pommern, mußte aber dem großen
Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg, der seinem
Vater Georg Wilhelm 1640 gefolgt war, wenigstens Hinterpommern
lassen; dagegen erhielt es Vorpommern mit den Inseln Rügen, Use-
dom, Wollin und die Stadt Stettin und als Entschädigung für Hinter-
pommern Wismar und die Stifter Bremen (die Stadt Bremen ward
freie Reichsstadt) und Verden. Außerdem erhielt es 15 Mill. Mark
Entschädigung für die Kriegskosten.
Brandenburg erhielt Hinterpommern, für Vorpommern aber
Magdeburg. Halberstadt. Minden und Kam min.
Hessen-Kassel bekam Hersfeld und Rinteln,
Mecklenburg für Wismar Schwerin und Ratzeburg.
Bayern wurde die Oberpfalz und die Kurwürde zugesprochen;
der Sohn Friedrichs V.. welcher letzterer bereits gestorben war, erhielt
die Unterpsalz und die neu errichtete achte Kurwürde.
Die Niederlande und die Schweiz wurden als selbständige
Staaten anerkannt. Alle deutschen Fürsten erhielten „Landeshoheit" und
wurden dadurch fast unabhängig vom Kaiser. Hinsichtlich der Religion
ging man auf den Augsburger Religionssrieden zurück; doch ward dieser
jetzt auch auf die Reformierten ausgedehnt. Das Restitutionsedikt ward
aufgehoben; den Protestanten wurden alle Güter, welche ste vor 1624
besessen hatten, sowie gleiche Rechte mit den Kotholiken zuerkannt.
o. Folgen des Krieges. Dieser Frieden beschloß den furchtbarsten
Krieg, den die Welt je gesehen hat. Ganz Deutschland war durch die
schrecklichen Heere der Söldner bis in die entferntesten Winkel verwüstet.
Die Fürsten hatten noch kein stehendes Heer, sie waren auf Söldner an-
gewiesen. Da aber im 30 jährigen Kriege die Fürsten den hohen Sold
für die großen Heere nicht aufbringen konnten, kam man auf den schreck-
lichen Gedanken: „Der Krieg muß den Krieg ernähren." Jetzt schwand
der letzte Rest edler Landsknechtssitte; allerlei Gesindel strömte zusammen,
das nicht für die Religion, sondern um Sold und Beute kämpfte, während
des Krieges mehrmals den Herrn wechselte und immer dahin lief, wo
die größte Beute winkte. Je länger der Krieg währte und je unregel-
mäßiger der Sold einging, desto mehr sahen sich die Heere aufs Plündern,
„aufs Parteigehen", angewiesen. Wo ein Heer das Lager aufschlug, da
ward alles weit und breit zur Wüste. Gegen den Schluß des Krieges
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Extrahierte Personennamen: Metz Friedrich_Wilhelm_von_Brandenburg Friedrich Wilhelm Georg_Wilhelm Wilhelm Friedrichs
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Deutschland Deutschland Frankreich Verdun Schweden Pommern Hinterpommern Wollin Stettin Bremen Brandenburg Hinterpommern Magdeburg Halberstadt Hessen-Kassel Rinteln Wismar_Schwerin Ratzeburg Friedrichs Deutschland
Die Reformation; Martin Luther.
115
Schwager des gefallenen Königs zu dessen Nachfolger erwählt; aber der
Sultan erkannte ihn nicht an und rückte 1529 vor Wien. Die helden-
mütige Verteidigung dieser Stadt rettete jedoch das Abendland vor tür-
kischer Knechtschaft.
Karl V. und Franz I. waren Nebenbuhler bei der Kaiserwahl ge-
wesen; der Krieg brach zwischen ihnen 1521 aus. als Karl die Habs-
burgischen Ansprüche auf Burgund erneuerte und sich mit dem Papste
zur Vertreibung der Franzosen aus Italien verbündete. (S. 99 ff.) Franz
wurde 1525 in der Schlacht bei Pavia gänzlich geschlagen und ge-
fangen, mußte dann auf Italien verzichten und in die Herausgabe
Burgunds willigen. Aber nach seiner Freilassung brach er sein Wort
und begann den Krieg 1527 von neuem; in einem zweiten Frieden (1529)
erhielt er Burgund zurück, entsagte aber allen Ansprüchen auf Italien.
Nun hatte Karl eillige Jahre Ruhe. 1535 mußte er einen Kriegszug
gegen Seeräuber in Tunis unternehmen und schon im folgenden Jahre
wieder mit Franz I., der sich mit den Türken verbündet hatte, um Italien
kämpfen (1536—38). Kaum hatte er mit Franz einen Waffenstillstand
geschlossen, so mußte er 1541 gegen die Seeräuber in Algier ziehen,
welche die Küsten von Italien und Spanien plünderten. Als Karl dabei
den größten Teil seiner Flotte verlor und gleichzeitig die Türken bis
nach Oberungarn vordrangen, erneuerte Franz 1. den Krieg (1542).
Karl aber drang in Frankreich ein und zwang seinen Gegner zum
Frieden von Crespy (1544). Beide Fürsten gelobten einander
Beistand zu der Wiederherstellung der Eintracht in der Kirche und zu
einem gemeinsamen Kampfe gegen die Türken; Franz entsagte allen
Ansprüchen auf Italien, und Karl verzichtete auf Burgund.
b. Luthers häusliches Leben. Seit seiner Rückkehr von der Wart-
burg blieb Luther in Wittenberg, unangefochten vom Kaiser, der in die-
ser Zeit in Italien durch einen Krieg gegen Franz I. von Frankreich in
Anspruch genommen wurde. 1525 schloß Luther eine eheliche Verbindung
mit Katharina von Bora. Sie war als Nonne im Kloster Nimpt-
schen bei Grimma gewesen, von hier aber mit acht anderen Nonnen ent-
flohen. Durch seine Heirat entfernte sich Luther um einen neuen Schritt
von der katholischen Kirche, indem er als Priester das Cölibat außer
acht setzte. Zur Hochzeit schenkte ihm die Universität zu Wittenberg
einen stattlichen vergoldeten silbernen Becher, der Magistrat edlen Wein,
Bier und zwanzig Gulden in Silbermünzen. Das junge Ehepaar
erhielt von dem Kurfürsten Wohnung in dem früheren, damals leer-
stehenden Klostergebäude der Augustiner in Wittenberg. Über sein ehe-
liches Leben schreibt Luther selbst: „Ich bin im Besitz meiner Käthe
reicher und glücklicher als Krösus, ja reicher als die ganze Erde."
Große Freude erlebte Luther an seinen Kindern, von denen ihm
leider zwei Mädchen durch einen frühen Tod entrissen wurden. Mit der
Liebe paarte sich die Strenge in der Erziehung der Kinder. Seinem
Sohne Hans verweigerte Luther einmal drei Tage die Verzeihung, ob-
gleich seine Frau und mehrere Freunde für denselben baten. Er sagte
ihnen: „Ich will lieber einen toten als einen ungezogenen Sohn haben."
8*
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A6o Die Weltgeschichte»
Viele Ursachen halte, ihm nicht zu trauen, nöthigte ih«
Locher zu dem mit einem Eide verbundenen Versprechen,
Daß derselbe bey seiner Ueberkunft nichts feindliches gegen
England unternehmen wolle. Der König von Frankreich
schwor den Eid, brach ihn aber sogleich, als er nach
Hause gekommen war: denn er verband sich mit Richards
häßlichem Bruder Jdhünn, ihn um die Krone zu brin-
gen. Unterdessen verrichtete der König von England
noch ferner so tapfere Thaten, daß fein Ruhm durch ganz
Europa erscholl: denn er brachte dem Salñdin eine
Llutige Niederlage bey, worin dieser 40,000 seiner besten
Leute verlohr, und nöthigte ihn zugleich z« einem dreyjäh-
rigen Waffenstillstände. Als dieser Vertrag geschlossen war,
machte sich Richard auf den Rückzug, um den meinei-
digen König von Frankreich zu züchtigen. Statt zur
See zu reisen, gieng er zu Lande durch Ungarn und Oe-
sterreich; trug aber, um nicht erkannt zu werden, Pil-
grims - Kleider, weil er sich sowohl vor dem Herzog
Leopold von Oesterreich, als auch vor dem Kaiser Heilv
rich 6 fürchten mußte. Jenen, der den Kreuzzug mit
ihm gemacht hatte, und mit ihm bey der Belagerung der
Stadt Ptolemaiö gegenwärtig gewesen war, hatte Richard
von einem Thurm herab, wiewohl unvorsetzlicher Weise,
mit einer Fahne, die er herunter warf, an den Kopf ge-
troffen ; der Kaiser Heinrich aber haßte ihn unversöhn-
lich, weil Richard der Schwager des letztverstorbenen
Königs von Sccilicn war, welches Reich Heinrich in
Besitz zu nehmen gedachte. Der als Pilgrim gekleidete
König glaubte in seiner Maske glücklich durch Deutsch-
land kommen zu können; allein er wurde schon in Wien
§n emem prächtigen Ringe erkannt, auf àopvlds Be-
fehl gefangen genommen und an den Kaiser Heinrich ver-
kauft. Dieser lteß ihn in einen entlegenen Thurm werfen,
und niemand wußte nun, wo (Aaladinö Ueberwindec
hlngekommen war. Unterdessen ängstigte des Gefangenen
Bruder
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Extrahierte Personennamen: Richards Richard Leopold_von_Oesterreich Leopold Heilv Heinrich Heinrich Sccilicn Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Aaladinö_Ueberwindec
Extrahierte Ortsnamen: England Frankreich England Europa Frankreich Ungarn Deutsch- Wien
Die Geschichte nach Christi Geburt. zos
Dieser ftyerliche Vortrag hieß die Wühlcapitülation.»
ein Reichögrundgesetz, das von d^'r Aertan jeder neue Kai-
ser bey seiner Wahl beschwören muß» Cm wurde am
2 3 toi Oktober 1520 zu Aachen feyerlich gekrönt und hieß als
deutscher Kaiser Car! der fünfte, als König von Spanien
aber Carl Nr erste. Er war ein ungemein kluger, scharf-
sinniger und unternehmender- aber auch eben so ehrgeiziger
Herr, der, ob er gleich für die ' deutsche Freiheit ge-
schworen hatte, gleichwohl mit dem Gedanken umgieng-
sich, souverain 'Zu machen. Die Kräfte dazu hatte er
reichlich, aber theils Feldzüge jgegen dir immer"mächtiger
werdenden Türken, theils die mit erstaunlicher Schnelle
sich verbreitende Reformation und theils der H.iß seines
tapfem und mächtigen ehemaligen Nebenbuhlers, des Kö-
nigs von Frankreich, ließen ihn fast nie zu Ooem kom-
men. Seine erste Handlung als Kaiser war, dag er ei-
nige Monate nach geschehener Wahl einen Reichstag zu
Wornrö auöschrieb, um auf demselben die Lehre dcs ge-
bannten Luthers Zu untersuchen. Anfänglich bewunder-
te Car! den muthigcn Verfechter der Wahrheit, aber Zu-
letzt ließ er sich vom Pabsie verleiten, ihn mit der Reichs-
acht Zu belegen, d. i. ihm jeden, der ihn zu tobten Lust
hatte, preiß Zu geben. Bald darauf mußte er einen
Feldzug gegen Franz 1, bet den heftigsten Groß gegen
ihn hegte, unternehmen» Fcagz commandwte seine Ar-
mee selbst, die kaiserliche aber wurde von einem tapfem
General, Georg von Grunsderg, einem Verehrer und
Bewunderet Luthers-angeführt. Es kam bey Pclvia zur
Schlacht und der König von Frankreich erlitt nicht nur
eine große .Niederlage, sondern wurde so gar gefangen.
Er wurde nach Madrit geführt und daselst ein Jahr
lang sehr hart gehalten. Sobald er wieder frey war,
suchte er den König von England und den Pabst auf seine
Seite zu bringen. Es gelang chm, und man nannte
(Bürgerschule, zmm.) ^ ^ie3
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Extrahierte Personennamen: Carl Franz Franz Georg_von_Grunsderg
Extrahierte Ortsnamen: Christi Aachen Spanien Frankreich Frankreich England
Zo8
Die Weltgeschichte.
war Car! selbst, der mit einer ungeheuer großen Flotte
'von Italien aus nach Algier gieng, um von dieser Seite
den Türken Abbruch zu thun. Allein ein fürchterlicher
Sturm vernichtete in einer einzigen Nacht beynahe seine
ganze Flotte, und er selbst rettete mit genauer Noth sein
Leben. Die einzige Beute, die er an der Küste von Al-
gier gemacht hatte 1 war ein handvoll Saamen von
der Sommerblume, Flos üfricanus genannt» Diese
jetzt sehr bekannte Blume, die Carl nach Europa gebracht
hat, mag euch an den großen Verlust erinnern, den er
vor Algier erlitt. Nach seiner Aurückkunft mußte er
abermals gegen seinen alten Feind, den König Franz,
fechten. Alle diese Feldzüge des Kaisers nützten die Pro-
testanten, theils die reine Lehre fester zu gründen, theils
aber auch den schmalküldischen Bund starker zu machen.
Als daher Carl einen, wie es schien, dauerhaften, wie-
wohl für seine großen Absichten eben nicht erwünschten
Frieden geschloffen hatte, rüstete er sich «un zum Kriege
gegen die Verbündeten deutschen Fürsten. Die Häupter
des Bundes , der Kurfürst von Sachsen, Johann Fried-
rich der Grvßrnüthige und der Landgraf von Hessen,
Phil'pp, ließen ihn fragen, warum er sich rüste; und
die Antwort war: die unruhigen Köpft zur Beobachtung
ihrer Pflicht zu bringen. Diese stolzen Worte waren eine
mehr als deutliche Losung seiner herrschbegierigen Absichten
und fernes Hasses gegen die Evangelischen, die jedoch eine
solche Absicht des Kaisers längst gemerkt hatten. Sie brachten
in kurzer Aut ein wohlgeübtes Heer von 82,020 Mann
zusammen; der Kaiser hingegen war mit seinen Aurüstun-
gen bey weitem noch nicht fertig. Zn dieser Verlegenheit
gab ihm seine Klugheit den Gedanken ein, die bcyden
Vundesbaupter in die Reichs acht zu erklären, und dem
Herzog -.Noriz von Sachsen, Vetter des Kurfürsten und
Schwiegersohn des Landgrafen, den Auftrag zu geben, die
Achts-
r
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Extrahierte Personennamen: Carl Franz Franz Carl Johann_Fried- Johann
Extrahierte Ortsnamen: Italien Algier Europa Algier Sachsen Hessen Sachsen
3*7
Dk Geschichte nach Christi Geburt.
hen Verheerungen der Franzosen. Um daher die wichti-
gen Dienste zu belohnen, gab der Kayser unferm Herzog
Ernst August im Jahr 1692 die neunte Kurwürde. Un-
terdessen war in Spanien die österreichische Linie auöge-
storben, und Leopold machte Ansprüche auf die Erbschaft
dieses Reichs, die ihm aber Frankreich zu entreißen such-
te, Hierdurch entstand wiederum einer der blutigsten
Auftritte, der spanische Erbsvlgekvteg, in welchen viele
europäische Regenten verwickelt wurden» Leopold hatte
an dem Prinzen Eugenius von Savoyen einen sehr klu-
gen und muthigen Feldherrn, der die Franzosen fast allent-
halben schlug. Auch Georg Ludewig, Kurprinz von
Hannover, der die Reichsarmee gegen die Franzosen coms
mandirtc, focht mit großem Muthe rn diesem Feldzuge.
Leopold erlebte jedoch das Ende desselben nicht: er starb
im Jahr 770z. und hinterlies den Ruhm eines vortreflis
chen Fürsten. Gegen das Ende seiner Regierung, folg-
lich mit dem Anfang unsers jetzigen Jahrhunderts, gieng m
unserm deutschen Vaterlande manche Veränderung, theils
Fum Schaden, theils zum Bortheil desselben vor. Es be-
kamen nemlich jetzt die Deutschen den eben nicht sehr,
rühmlichen Einfall, ihre eigenthümliche deutsche Tracht,
Sitte und Lebensart abzülegen, und dagegen sich franzö-
sisch zu kleiden, auf französisch zu speisen und französisch
Zu reden. Wer nicht ganz Franzose werden konnte, der
suchte es wenigstens zum Theilzu sehn. Daher fand man
jetzt häufig Menschen, die cs für Schande hielten, völlig
deutsch zu reden, und die deswegen ihre Vaterlandssprache
mit französischen Wörtern ausspickten, Diese seltsame
Sucht verdanken unsere Landsleute den vielen französi-
schen Resormirten, die unter der grausamen Regierung
Luvewrgs 74. ihrer Religion wegen aus Frankreich, flüch-
ten mußten. Sie giengen nemlich meist nach Deutsch-
land, vornemlich aber nach der Pfalz, in unser Hannovers
X 4 scher
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Extrahierte Personennamen: Ernst August Leopold Leopold Leopold Leopold Georg_Ludewig Leopold Leopold
Extrahierte Ortsnamen: Christi Spanien Frankreich Hannover Luvewrgs Frankreich Hannovers
Die Geschichte nach Christi Geburt. Zzs
barsten ven Europa- hätten die ganze Wel.t überwinden
muffen» Würklich machten sie anfänglich schnelle Eroöes
rungen; allein große Krankheiten, die in den Heeren eins
rissen und ein lang anhaltendes Regenwetter nöthigten bey-
de Armeen zum Rückzug. Diesen Umstand nützten die
österreichischen Niederlande- sich, durch eine französische
Armee unterstützt, von ihrem Landcsherrn zu trennen und
für einen Freystaat zu erklären; und ihrem Bcysprel folgz
ten auch das Bisthum gütlich und die Stadt Mainz nach»
Da der eintrelende Winter keine Feldzüge mehr erlaubte -
so muß eö uns der kommende Sommer lchren, was wir
zu hoffen haben. Um uns die Glückseligkeit des Friedens
und der Eintracht zu erkämpfen, sind nicht nur neue kaiserli-
che und preußische Truppen, sondern auch eine Reichsars
mee von ioo,c2oq Mann ins Feld gerückt, die jeder von
uns mit heißen Wünschen begleitet.hat. Uebrigenö hat
Deutschland, fv sehr eö auch durch den dreyßigjährigen Krieg
und durch die nachherigen Kämpfe, vornemlich aber durch
die blutigen siebenjährigen Feldzuge gelitten hat, nicht Ur-
sache hat, sich vor andern Landern zu schämen: kein Land
hat so viele gründliche Gelehrte und geschickte Männer-
als Deutschland; die Handlung und die künstlichen Ar-
beiten der Deutschen haben ihre Unleugbaren Vorzüge;
das deutsche Mültair genießt die Achtung von ganz Europa;
unter den deutschen Fürsten giebt es viele volttrefliche
Regenten; die Verwaltung der Gerechtigkeit in den meisten
deutschen Ländern ist musterhaft; die Anzahl von großen,
nützlichen und für das jetzige Geschlecht und für dienachr
kommen, heilsamen Anstalten ist sehr ansehnlich; die Po-
licey in vielen Landern und einzelnen Städten, vornem-
lich aber die Sicherheit gegen Feuersnot!), die Freyheit
gegen räuberischen Anfall, die Bequemlichkeit der Rei-
senden auf den Landstraßen und die Verpflegung der Frem-
den in öffentliche Häusern ist fast nirgends so vollkom-
men,
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Extrahierte Ortsnamen: Christi Niederlande- Mainz Deutschland Deutschland Europa
3 4°
Die Weltgeschichte»
den Kürzer« zog. Am schimpflichsten lkfim Fahr iz8oem
Krieg mit denn Vsnetianeru ab: denn diese eroberten ihre
ganze Flotte und bekamen ihre Landarmee gefangen. Auch
ihre Besitzungen in Asien verlohrer^sie nach einiger Zeit,
denn die Türken nahmen sie ihnen weg. Weil sie dermeynung
waren, daß ihre Staatsveftaffung an diesem Unheil Schuld
habe, so schäften sie, da sie bisher mehrere Staatsober-
häupter unter dem Rainen Consuls gehabt hatten, diese ab
und vertrauten sich einem einzigen Haupte unter dem
Namen Doge an, das sie noch bis jetzt haben. Gleich-
wohl fiel ihr Ansehen immer mehr, so daß sie sogar säe
gut fanden, sich im Jahr 1396 der Herrschaft von Frank-
reich zu unterwerfen. Bald drauf rissen sie sich jedoch
wieder loö, ergaben sich ihr wiederum, rissen sich über-
mal los und kämpften so mit der Unbeständigkeit des
Glücks und mit inner» Unruhen, bis endlich im Jahr
1528 einer ihrer Landsleute,Ändreus Dvnu,ihnen eine
feste und dauerhafte Freyheit verschafte, die sie bis
jetzt genießen. Da ihre Macht verschwunden war und sie
für sich nichts Großes mehr ausführen konnten, so ver-
einigten sie sich mit andern Staaten. In den letzten
Jahrhunderten hielten sie cs mit Spanien, reizten aber
dadurch den Aorn andrer Machte. Am meisten war Eu-
dewig 14 in Frankreich erbittert gegen sie, weil sie für
Spanien Schiffe baucten. Seine Rache war fürchterlich:
er schoß ihre Stadt, die sonst die Prächtigste hieß, mit
Bomben und Feuerkugeln in einen Schutthaufen. Die
letzte Demüthigung erfuhr dieser Staat vor 20 Jahren
dadurch, daß ercorsica, die einzige ihm übergebliebene
Besitzung, äußerst verächtlich, hart und ungerecht behan-
delte. Diese Tyranncy machte den ganzen Jorn der Cor--
sicaner rege: denn sic griffen unter ihrem tapfern Anführer,
Paskal Paoli, der noch lebt, zu den Waffen und füg-
ten ihren grausamen Unterdrückern vielen Schaden zu.
Da
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Extrahierte Personennamen: Paskal_Paoli
Extrahierte Ortsnamen: Asien Frank- Spanien Frankreich Spanien
426 Die Weltgeschichte»
Schiffarth und Seemacht desselben nahm immer zu; aber
von nun an wurde der Staat in Kriege mit Spanien und
Frankreich verwickelt, worin jedoch Georgs Waffen sieg-
ten. Am merkwürdigsten war der Krieg, der sich im
Iahe r755 mit Frankreich entspann; denn noch nie
feyerten die Engländer so große Triumphe, als in die-
sem Kriege, der sieben Jahre dauerte. Sie siegten in al-
len vier Weltthcklm und machten die größten Eroberun-
gen. Mitten unter diesen Siegen starb am 25 Oktober
1760 Georg 2 in einem Alter von 77 Jahren, von sei-
nen Engländern geliebt und von seinen Hannoveranern so
Zusagen angebetet, und sein Enkel (denn sein Sohn,
der Prinz von Wales, war vorher gestorben) Georg 3 ,
der die Tugenden seiner großen Ahnen geerbt hatte, folg-
te ihm. Gleich drauf endigte sich der Krieg, und Eng-
land erhielt unter andern wichtigen Besitzungen die große
Provinz Canada, desgleichen Cap Breton und Flori-
da in Amerika. Nun hatten die Engländer, die hun-
dert Jahre vorher dem Untergang so nahe waren, den
höchsten Gipfel ihrer Macht und ihres Wohlstandes er-
reicht. Ihre Seemacht war die erste und furchtbarste in
der Welt, ihre Handlung die ausgebreiteste, und der
größte Theil von Nordamerica war in ihren Händen,
und machte Die Hauptquelle ihres Reichthums aus. Aber
eben diese amerikanischen Colonien setzten jetzt die Englän-
der ig eine ganz ungewöhnliche Verlegenheit: denn sie
verlangten im Jahr 1775 in allen Stücken gleiche Rech-
te mit dem Mutterlande. Da ihnen diese Forderungen
abgeschlagen wurden, griffen sie zu den Waffen. Die
Franzosen nützten diese Gelegenheit, England kleiner zu
machen, und unterstützten die Colonien zuerst mit Waffen
und Geld, und bald drauf auch mit Soldaten. Nicht
lange nachher nahmen auch die Spanier ihre Parthey.
Hierdurch bekam der Muth der amerikanischen Engländer
einen
7
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt]]
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TM Hauptwörter (200): [T103: [England Krieg Frankreich Spanien Franzose Engländer Flotte Jahr Holland Frieden]]
Extrahierte Personennamen: Georg Georg Cap_Breton
Extrahierte Ortsnamen: Spanien Frankreich Georgs Frankreich Wales Amerika Nordamerica England