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1. Mittlere und neuere Geschichte - S. 110

1886 - Berlin : Hofmann
110 Geschichte der neueren Zeit. Ii. Periode. Wom westfälischen Jrieden bis zum Tode Friedrichs des Kroßen. 1648 —1786. A. Ludwig Xiv., König von Jrankreich. § 65. Richelieu und Mazarin. Während so durch den westfälischen Frieden die Einheit des deutschen Vaterlandes und die Kaisergewalt untergraben wurden, erhob sich iu Frankreich das Königtum zur größten Macht. Diese Erhebung, vorbereitet schon durch die früheren Könige, geschah 1610 unter Heinrichs Iv. Sohn, Ludwig Xiii. (1610—1643); denn m unter ihm leitete die obersten Staatsgeschäfte (nach der Mißregierung der Königin-Mutter Maria von Medici) der Kardinal Richelieu (Jean Armand du Plessis). Demselben schwebten zwei Ziele vor: 1. die Krone unumschränkt zu machen; 2. Frankreich das Über- gewicht in Europa zu verschaffen. Zu dem ersten Zwecke brach er die politische Selbständigkeit der Protestanten, ohne darum ihre religiöse Freiheit anzutasten (Eroberung von La Rochelle), und unterdrückte in gleicher Weise alle selbständigen Regungen des Adels (Gaston vou Orleans; Maria von Medici verbannt) und der großen Gerichtshöfe (Parlamente). Die Stände des Reichs (les etats generaux) wurden seit 1614 nicht mehr berufen. Um den zweiten Zweck zu erreichen, hat Richelieu bei allen Gelegenheiten den Einfluß des habsburgisch-österreichischen Hauses bekämpft, sowohl in Deutschland (Bündnis mit Schweden und den Protestanten) als auch in Spanien (Eröffnung des Seekrieges; Gründung einer französischen Flotte!). — 1642 Nach Richeliens Tode (1642) trat an seine Stelle der Kardinal Mazarin, welcher in dem Siuue seines Vorgängers weiter wirkte (Krieg der Fronde; Empörung Eondss!). Im pyrenäischen 1659 Frieden (1659) wußte Mazarin von Spanien, wie im westfälischen Frieden von Deutschland, wichtige Städte und Bezirke für Frank-1661 reich zu gewinnen. Als Mazarin im Jahre 1661 starb, übernahm König Ludwig Xiv. selbst die Regierung; 1643 als fünfjähriger Knabe seinem Vater gefolgt, hatte er zunächst bis 1652 unter der Vormundschaft seiner Mutter Anna von Österreich gestanden und-

2. Mittlere und neuere Geschichte - S. 115

1886 - Berlin : Hofmann
§ 67. Innere Zustände Frankreichs unter Ludwig Xiv. 115 a) Die Einnahmen und Ausgaben des Staates standen in keinem richtigen Verhältnis, und Ludwig lud eine stets wachsende Schuldenlast dem Volke auf. b) Indem Ludwig ein völlig unumschränktes Regiment übte, schloß er die Nation selbst ganz von der Leitung ihrer eigenen Angelegenheiten aus. c) Gegenüber der beherrschenden Stellung von Paris wurde das geistige Leben in der Provinz immer mehr verkümmert. d) Durch die Störung des religiösen Friedens wurde der Entwickelung des Landes ein schwerer Schlag versetzt. Seit dem Jahre 1675 hat Ludwig eine systematische Unterdrückung der Protestanten betrieben. Den Verfügungen über die Beschränkung derselben in politischer und religiöser Beziehung folgten Gewaltthaten (Dragonaden in Bearn) und endlich die Aufhebung des Ediktes vou Nantes 1685, durch welche Tausende von gewerb- 1685 fleißigen Reformierten zum Verlassen des Landes getrieben wurden (Aufnahme derselben in anderen Ländern: Holland, Ostfriesland, Brandenburg!). e) Nach dem Vorbilde des Hofes und des Adels nahm die Sittenlofigkeit in Frankreich in erschreckendem Maße zu. Schlimmer Einfluß der Frauen (Ninon de l'enclos, Comtesse de Brinvilliers). Repetition. §§ 65—67. Ludwig Xiv. 1643 — 1715. Richelieu und Mazarin begründen den Absolutismus, d. h. die Unumschräukt-heit der königlichen Gewalt, gegenüber dem Adel, den Parlamenten und den Protestanten' — Ludwigs Raubkriege: I. beendet durch den Frieden zu Aachen 1668; Ii. beendet durch den Frieden zu Nymwegen 1678; Iii. beendet durch den Frieden zu Ryswick 1 697. Erfolge und Ausdehnung der französischen Grenze gegen die Niederlande und gegen Deutschland (Straßburg, geraubt 1681, und ein großer Teil des Elsasses französisch). — Zwischen dem zweiten und dritten Raubkrieg Wirksamkeit der Reunionskammern. — Der spanische Erbfolgekrieg bricht die Vorherrschaft Ludwigs zu Anfang des 18. Jahrhunderts. — Innere Zustände Frankreichs: a) Hebung von Handel und Industrie durch Colbert; Merkantilsystem. Kanalbauten. Fabrikeinrichtungen, b) Hofhaltung in Versailles sehr glänzend und kostspielig, c) Litteratur und Kunst: Trauerspieldichter Corneille und Racine, Lustspieldichter Moliere. — La Fontaine; Boilean; Fenelon; Bossuet; Mme. de Maiuteuon; Mme. de Sevigns. Maler: Ponssin, Lebrnn, Clau de Lorraiu. — Schattenseiten der Regierung Ludwigs: Übermäßige Belastung des Volkes mit Schulden; Beschränkung der Selbständigkeit der Nation; Beginnende Zentralisation des Landes; Störung des religiösen Friedens: Aufhebung des Ediktes von Nantes 16 85; zunehmende Sittenverderbnis. 8*

3. Mittlere und neuere Geschichte - S. 121

1886 - Berlin : Hofmann
§ 71. Der spanische Erbfolgekrieg. 121 wesentlich änderte, als die beherrschende Stellung Frankreichs durch ihn gebrochen worden ist. — Mit dem kinderlosen Könige Karl Ii. neigte sich die spanische Linie des Habsburgischen Hauses ihrem Ende zu. In sein Erbe — Spanien, Neapel und Sizilien, Mailand, Niederlande, Kolonien in Amerika — strebten sowohl Ludwig Xiv. als Kaiser Leopold I. von Deutschland einzutreten, beide gestützt auf verwandtschaftliche Ansprüche. Da aber das Interesse des europäischen Gleichgewichtes geschädigt worden fein würde, wenn einer dieser mächtigen Fürsten diesen großen Machtzuwachs erhalten hätte, so trat jeder von ihnen nur für einen Verwandten auf, Ludwig für seinen Enkel Philipp Leopold für seinen Sohn, den Erzherzog Karl. Als nun der von Karl Ii. als Erbe eingesetzte Philipp in der That den spanischen Thron bestieg, Leopold aber denselben nicht als König anerkannte kam es zum spanischen Erbfolgekrieg. Auf Seite des Kaisers stand namentlich England, dann auch Preußen (Friedrich Iii. der als Entgelt seiner Beihilfe seine Anerkennung als König erhielt, vergl. § t o) und Holland, während Ludwig von größeren Staaten nur Bayern für sich hatte. Die kaiserliche Partei aber war dadurch im Vorteil, daß in ihrem Dienste die beiden größten Feld-heu. n ihrer ^cit fochten. Prinz Eugen vou Savoyen, von französischer Abstammung, hatte ursprünglich seine Dienste Frankreich widmen wollen; als er aber von demselben abgewiesen wurde, wandte ei sich schwer gekränkt Österreich zu. In den Kriegen des Kaisers gegen die Türken eröffnete er feine rasche und glänzende Laufbahn: er half mit zu der Entsetzung des 1683 von den Türken belagerten Wien und erfocht 1697 den glänzenden Sieg bei Zenta. In englischem Dienste kämpfte gegen Ludwig Xiv im spanischen Eibsolgekriege der Herzog von Marlborough, gleich groß als gewandter Staatsmann und als kühner und rascher Feldherr. Dem überlegenen Talente dieser beiden Männer konnten selbst die tüchtigen französischen Generäle nicht standhalten. Nachdem Engen zunächst allein in Italien mehreremale gesiegt, vereinigte Cj wit Marlborough und schlug die Franzosen entscheidend bei Hochstedt und Blenheim (Mitwirkung der Preußen!). Dann wieder getrennt errangen sie weitere Erfolge in Italien (Eugens ^ieg bei Lurin) und den Niederlanden (Marlboronghs Sieg bei Ramillies). Auf letzterem Kriegsschauplätze schlugen beide Feldherren bald darauf von neuem zweimal die Franzosen. Auch in

4. Mittlere und neuere Geschichte - S. 122

1886 - Berlin : Hofmann
122 Geschichte der neueren Zeit. Spanien war Ludwigs Sache im Rückgänge. Da nun die sinau-zielle Lage Frankreichs immer ungünstiger wurde, so war Ludwig sehr geneigt, Frieden zu schließen. Die Forderung der Verbündeten aber war so weitgehend (Vertreibung seines Enkels Philipp ans Spanien), daß er sie nicht erfüllen konnte. So nahm der Krieg 1711 seinen Fortgang. Als im Jahre 1711 Erzherzog Karl den deutschen Kaiserthron bestieg und im selben Jahre durch einen Regierungswechsel in England Marlborongh abberufen wurde (Lord Boling-broke und Königin Anna!), wendete sich das Glück auf Ludwigs Seite. Gleichwohl ergriff er gern die ihm dargebotene Hand zum Friedensschluß. Derselbe kam zustande 1713 a) zu Utrecht 1713 zwischen Frankreich und den Verbündeten mit Ausnahme des Kaisers. Philipp V. wurde spanischer König. England erhielt n. a. von Spanien Gibraltar, von Frankreich mehrere nordamerikanische Besitzungen; 1714 b) zu Rastatt und Baden 1714 zwischen Frankreich und dem Kaiser und Reich. Österreich erhielt: Neapel, Sardinien, Mailand und die Niederlande. So war schließlich Ludwig Xiv. ohne Vorteil aus dem Kampfe hervorgegangen; denn auf eine Vereinigung Frankreichs mit Spanien hatte er für alle Zukunft Verzicht leisten müssen. 1715 Bald darauf (1715) starb er und hinterließ das Land in einer gefährlichen Lage, seufzend unter außerordentlicher Steuerlast. Persönlich hatte er infolge dieses Krieges alle Beliebtheit beim Volke verloren (Demonstrationen bei seinem Leichenzuge!). — § 72. Der nordische Krieg. — Peter der Große und Karl Xii. a) Peter der Große. Rußland war bis in das 18. Jahrhundert ein Land gewesen, das, ohne Beziehungen zu Westeuropa, in tiefer Barbarei steckte. Erst Iwan Ii. suchte das russische Volk mit einer gewissen Kultur bekannt zu machen, doch waren seine Erfolge sehr gering. Nach dem Aussterben des Herrschergeschlechtes der Ruriks kam zu Beginn des 17. Jahrhunderts dasjenige der Romanows aus den Thron. Ans diesem stammte der geniale 1689 Zar Peter der Große 1689 — 1725. Schon in seiner Jugend bis zeigte er staunenswerte Geistesgegenwart und Klugheit gegenüber 1725 keft Anschlägen seiner herrschsüchtigen Halbschwester Sophia (Aufstände der Strelitzen). Als er die letztere mit Hilfe der von ihm gegründeten Preobraschenskoischen Garde endlich beseitigt, gelangte

5. Mittlere und neuere Geschichte - S. 124

1886 - Berlin : Hofmann
124 Geschichte der neueren Zeit. Angriff desselben von der Ukraine aus, wohin ihn die Vorspiegelungen des Kosakenhetman Mazeppa lockten. Die letzteren erwiesen sich jedoch als falsch, und Karl mußte feine Leichtgläubig-1709 feit durch eine große Niederlage bei Pnltawa büßen. Damit wandte sich das Kriegsglück von ihm ab. Karl floh zu den Türken, die er jedoch nur für kurze Zeit zum Kriege gegen Peter zu veranlassen vermochte. Während er nun bei den Türken mehrere Jahre ungenutzt vorübergehen ließ, verbanden sich seine alten Gegner, zu denen sich auch noch der König von Preußen gesellte (Besetzung von Stettin und Wismar), aufs neue und nahmen ihm seine außerschwedischen Besitzungen. Endlich eilte er zurück. Aber es war zu spät. Er vermochte nicht Stralsund zu entsetzen. Dann ging er nach Schweden, und noch ehe eine dnrch seinen klugen Minister Görz eingeleitete bessere Wendung eintrat, starb er durch eine Flintenkugel vor Friedrichshall. In den bald darauf folgenden Friedensschlüssen verlor Schweden an alle seine Gegner bedeutende Gebietsteile. Rußland zumal erhielt die schwedischen Ostseeprovinzen mit Ausnahme von Finnland. Dadurch wurde die beherrschende Stellung Schwedens im Nordosten von Europa gebrochen; dieselbe ging auf Rußland über. — August von Sachsen blieb König von Polen. — d) Den Nutzen des Krieges trug Rußland davon. Die Ostsee und das Schwarze Meer (Asow, Taganrog) wurden dem russischen Handel eröffnet. Gestützt aus seine Erfolge konnte Peter desto eifriger die Reformen betreiben. Der Handel und Gewerbfleiß hoben sich zusehends durch die Verkehrserleichterungen der Kanäle und Landstraßen. Über Petersburg wurden regelmäßige Seeverbindungen mit Enropa angeknüpft. Die Bergwerke des Kaukasus und Ural wurden aufs eifrigste ausgenutzt. Ein oberstes Reichsgericht besserte den bis dahin vollkommen rohen Rechtszustand wenigstens etwas. Die Kirche wurde ganz und gar dem Kaiser unterstellt, dessen Würde seit jener Zeit auch eine religiöse ist. Repetition. §71. Der spanische Erbfolgekrieg 1701—1704, geführt von Österreich-Habsburg gegen Fraukreich-Bourbon. Europäischer Krieg. Ju kaiserlichen Diensten Prinz Eugen von Savoyen, der in Verbindung mit dem englischen General Marlborongh den Krieg zu Uugunsten der Franzosen wendet. Siege bei Hochstedt und Blenheim. Ludwig Xiv., dessen Neffe Philipp den spanischen Thron bestiegen, unterliegt allenthalben. Da aber durch einen Regierungswechsel in England Marlborongh abgerufen und der Erzherzog Karl, der bisher Anspruch auf den spanischen Thron

6. Mittlere und neuere Geschichte - S. 133

1886 - Berlin : Hofmann
§ 78. Friedrichs Staatsverwaltung. 133 beschränken, zumal durch einen Regierungswechsel in England ihm die Hilfsgelder von dort ausblieben. Endlich trat eine günstige Wendung ein durch den Tod seiner Feindin Elisabeth von Rußland 1762. Ihr Nachfolger P et er Iii. schloß den Frieden 1762 zu Petersburg, und wenn auch die bald darauf zur Regierung kommende Kaiserin Katharina Ii. die von Peter gesandten Hilfstruppen zurückzog, so trat sie doch nicht in den Krieg gegen den Preußenkönig ein. Als nun auch Frankreich, durch den Frieden mit England bewogen, seine Truppen aus Deutschland zurückzog, wurde Friedrich leicht mit den Sachsen und Österreichern fertig. Die Schlachten bei Burkersd orf und bei F reib erg entschieden gegen letztere. Im Jahre 1763 kam es zum Frieden zu 1763 Hubertusburg, durch welchen Preußen für ewige Zeiten in dem Besitz vou Schlesien samt Glatz bestätigt wurde. § 78. Friedrichs Staatsverwaltung. Hatte der unverwüstliche Mut, mit welchem Friedrich der Große den Angriffen von halb Europa getrotzt, feinen Ruhm groß und allgemein gemacht, so suchte er nach und zwischen den Kriegen denselben durch eine vortreffliche landesväterliche Fürsorge für seine Unterthanen zu befestigen. Er nahm die Regierung ganz allein in die Hand und gewährte niemand Einfluß auf dieselbe. Dafür aber nahm er es sehr ernst mit seiner Regentenpflicht; er betrachtete sich als den ersten Diener des Staates. Seine Hauptsorge war gerichtet auf die ^Wiederherstellung und Hebung des Wohlstandes. Er ließ in den vom Kriege fchwer heimgesuchten Gegenden die Steuern nach,, gab aus eigenen und Staatsmitteln Pferde zum Ackerbau, baute verbrannte Häuser und Dörser wieder auf u. s. w. Er ließ ferner Kanäle graben (Plauenscher, Finow-und Bromberger Kanal), sumpfige Landstrecken (Oder- und Netzebruch !) urbar machen, Fabriken anlegen (Porzellanmanufaktur in Berlin!); er pflegte den Bergbau und die Forstkultur. Die geringen Einkünfte des Staates zwangen ihn, da sie trotz der äußersten Sparsamkeit nicht ausreichten, zu mitunter etwas drückenden Einrichtungen, wie z. B. dem Kaffee- und Tabakmonopol, dessen Handhabung er französischen Beamten überließ. b) Die Armee, welcher Friedrich feine großen Erfolge verdankte, war der Gegenstand besonderer Fürsorge. In der Berliner

7. Mittlere und neuere Geschichte - S. 148

1886 - Berlin : Hofmann
148 Geschichte der neueren Zeit. auf die Tuilerien. Der König verhaftet und in den Temple gebracht. Aufhebung der königlichen Gewalt. Überhandnehmen der Jakobiner. Nationalkonvent 1792—1795: Die Republik wird proklamiert. Prozeß - des Königs, dessen Verurteilung und Hinrichtung 21. Januar 1793. Danton. Robespierre, Üoiarat. Wohlfahrtsausschuß. Schreckensherrschaft. Bürgerkrieg in der Vendee, Proklamiernng der „Religion der Vernunft'1. Endlich Sturz Robespierres. Neue Verfassung von 1795: Direktorialregierung. §83. Die Revolution und Deutschland. 1792 Krieg Prenßens gegen die Republik. Herzog von Braunschweig dringt in Frankreich ein, sein Rückzug. — Erster Koalitionskrieg 1793—1797. Die Franzosen sind siegreich. Friedrich Wilhelm Iii. schließt den Separatfrieden zu Basel 1795. Napoleon Bonaparte führt den Krieg zu einem für die Österreicher ungünstigen Ende — Friede zu Compo Formio — das linke Rheinufer französisch 1797. B. Aas Zeitalter Mapoleorrs. § 84. Napoleon Vonaparte bis zu seiner Erhebung zum Kaiser. Der Mann, dessen Pläne und Handlungen fortan mehr als anderthalb Jahrzehnte lang im Vordergründe des europäischen Interesses stehen, und dessen Unternehmungen gerade für unser Vaterland von weitester Tragweite gewesen sind, war Napoleon Bonaparte. Er war im Jahre 1769 zu Ajaceio aus Korsika geboren und verlebte seine Kinderjahre unter dem nachhaltigen Einfluß seiner Mutter Lätitia, einer ungewöhnlich bedeutenden, durch hohe Selbständigkeit des Charakters ausgezeichneten Frau. Schon als zehnjähriger Knabe kam er ans die Kriegsschule zu Brienne, von wo er nach fünf Jahren an die Pariser Militärschule überging. Mathematische und historische Studien (Lektüre Plutarchs) betrieb er mit besonderem Eifer. In die Armee eingetreten, lenkte er bald durch Mut und Klugheit die Aufmerksamkeit der Direktorial-regierung auf sich und da er derselben, sowie vorher dem Konvente, wesentliche Dienste bei Unterdrückung von Ausständen leistete, erfuhr er eine rasche Beförderung (1796 feine Vermählung mit der sehr reichen Witwe Josephine Beauharnais). Nachdem Napoleon den ersten Koalitionskrieg durch den Frieden zu Compo Formio zu einem günstigen Ende geführt, gedachte er den Einfluß des immer noch drohenden England zu brechen. Da aber dasselbe schwer angreifbar war, so wollte er es indirekt schädigen, indem er ihm a) die Herrschaft des Mittelmeers zu ent-

8. Mittlere und neuere Geschichte - S. 150

1886 - Berlin : Hofmann
150 Geschichte der neueren Zeit. alle Reichsstädte (mit Ausnahme von sechs) ebenfalls. Hessen-Kassel, Baden, Württemberg, Salzburg wurden zu neuen Kurfürstentümern gemacht; Preußen, Baden, Bayern, Württemberg erhielten aus den eingezogenen geistlichen Herrschaften reichliche Entschädigungen. Diese ganze Neuordnung war wesentlich das Werk Napoleons, um dessen Gunst man in der betrübendsten Weise gebuhlt hatte. Das deutsche Reich als solches bedeutete nichts mehr; seine förmliche Aufhebung 1806 erfolgte wenige Jahre nachher 1806; Kaiser Franz Ii. behielt nur die österreichische Krone. Je tiefer unser Vaterland sank, desto strahlender hob sich der Ruhm Bonapartes. Schon als Konsul umgab er sich mit einem glänzenden Hofstaat, in dem sich auch äußerlich die gewaltige Machtstellung wiederspiegelte. Sein Ehrgeiz begnügte sich indes nicht mit dem Konsulat und der thatsächlichen Macht. Nachdem er eine gegen sein Leben gerichtete Verschwörung niedergeschlagen (Cadondal; Pichegru; Wegführung des Herzogs d'enghien von badischem Gebiet und seine Erschießung!), und nachdem er die Stimmung des Volkes durch das vorzügliche Gesetzbuch Code Napoleon für sich gewonnen, ließ er sich durch den Senat die 1804 erbliche Kaiserwürde übertragen, 1804. Seine und seiner Gemahlin Krönung erfolgte durch Papst Pius Vii. Das französische Volk erklärte sich mit über viertehalb Millionen Stimmen einverstanden. § 85. Der dritte Koalitionskrieg und die Stiftung des Rheinbundes. 1802 Obgleich zwischen Frankreich und Englcind im Jahre 1802 der Friede zu Amiens geschlossen worden war, machte sich bald die alte Feindschaft dieser beiden Länder (Pitt Minister in Eng- 1805 land!) wieder geltend. Pitt brachte gegen Napoleon im Jahre 1805 eine dritte Koalition zustande, an der außer England Rußland, Österreich und Schweden teilnahmen. Aber ehe die Verbündeten sich dessen versahen, schickte Napoleon seine Armeen, die er zunächst gegen die Engländer gerüstet, gegen Österreich. Bayern, Württemberg und Baden schlossen sich ihm sofort an. Ulm, wo der General Mack mit 23 000 Mann lag, wurde genommen,^ und noch in demselben Jahre siegte Napoleon über Russen und Öster- 1805 reicher in der Dreikaiserschlacht bei Austerlitz 1805. Gleich darauf erfolgte der Friede zu Preßburg. Österreich

9. Mittlere und neuere Geschichte - S. 152

1886 - Berlin : Hofmann
152 Geschichte der neueren Zeit. Aber den verhängnisvollen, tiefen Schäden des Staatswesens konnte auch er nicht abhelfen, zumal er unter seinen Ministern und Räten keine ernsten Bestrebungen antraf (Haugwitz, Luechesini, Lombard). Am schlimmsten war der Verfall des Heeres. In allen Äußerlichkeiten war es zwar geblieben wie zur Zeit Friedrichs: aber der Geist des großen Königs war daraus entschwunden. Die Offiziere waren durchdrungen von dem Glauben an die Überlegenheit des preußischen Heeres und mit Geringschätzung lehnte man alle Reformen ab. Das Verhalten Preußens gegen Frankreich haben wir schon kennen gelernt (vgl. § 83). Zunächst in offenem Kriege gegen dasselbe, schloß es 1795 zu Basel Frieden und gab das linke Rheinufer den Franzosen preis. Von dieser Zeit an blieb es neutral und durch die ängstliche Wahrung dieser Neutralität machte es sich sowohl Napoleon als Österreich verhaßt. Als endlich Napoleon, die Neutralität nicht achtend, seine Truppen durch das preußische Anspach marschieren ließ und Alexander von Rußland den Zorn König Friedrich Wilhelms über diese Verletzung benutzte, um ihn gegen Frankreich zum Bündnis zu vermögen, als darauf durch die Kopflosigkeit des Ministers Hangwitz (Vertrag zu Schöubruun!) und durch die Hinterlist Napoleons auch die Ehre Preußens angetastet wurde (der Tauschhandel mit Hannover), da brach auch dem Könige die Geduld. § 87. Preußens Prüfungen. — Jena und Tilsit. Getrieben durch die ernsten Vorstellungen seines Ministeriums, in dem damals schon der Freiherr vom Stein sich befand, und durch die kriegerische Stimmung seines Heeres, begann Friedrich Wilhelm den Krieg. Das preußische Heer, unter dem Oberkommando des greisen Herzogs von Braunschweig, sollte gegen die südwestdeutschen Rheinbundstaaten sich wenden. Aber Napoleon, schneller als seine Gegner, erschien in Thüringen, besiegte die preußische Vorhut unter dem Prinzen Lours Ferdinand von Preußen, der hier den Heldentod fand, bei Saatfeld und schlug das Hauptheer in der Doppelschlacht bei Jena und Auerstädt (Oktober 1806). Das preußische Heer und seine Führer waren auf diesen Ausgang nicht gefaßt; sie verloren den Zusammenhalt und die Geistesgegenwart. Allgemeine Entmutigung ergriff die Gemüter. Der König mußte zurückweichen. Berlin fiel, Napoleons

10. Mittlere und neuere Geschichte - S. 147

1886 - Berlin : Hofmann
§ 83. Die Revolution und Deutschland. 147 Mischen Heeren (Schlacht bei Fleurus). Die Österreicher verloren die Niederlande, und Holland, welches zur Batavischen Republik umgebildet wurde, schloß ein Bündnis mit Frankreich. Preußen aber, das in der Pfalz mit Glück gekämpft hatte, sah' seine Interessen in Polen durch ein geheimes Bündnis zwischen Österreich und Rußland bedroht und entschloß sich, mit Frankreich einen Separatfrieden zu Basel 1795 zu schließen, in welchem 1795 es gegen die Zusicherung einer späteren Entschädigung auf seine linksrheinischen Besitzungen verzichtete. Die Franzosen wandten sich nun mit drei Heeren, von denen das eine, welches durch Italien vordringen sollte, von Napoleon Bonaparte geführt wurde, gegen Österreich. Die beiden ersten Heere waren ohne Glück; um so glänzendere Erfolge errang der 27 jährige Napoleon. Persönlich tapser und darum von seinen Truppen begeistert verehrt, gewann er die Schlachten bei Lodi, bei Rivoli und bei Areole, eroberte Mantua und zwang Österreich zu dem Frieden zu Campo F o rmi o 1797 : Österreich willigte darin in die Abtretung Belgiens 1797 und der Lombardei, sowie des ganzen linken Rheinufers. Über die Entschädigung der deutschen Reichsfürsten für ihre Verluste auf dem linken Rheinufer sollte der Kongreß zu Rastatt entscheiden. Die Lombardei wurde zur cisalpiuifchen, Genua zur ligurischen Republik umgewandelt. — So ging die Republik, anfangs fchwer bedroht, als Siegerin aus dem ersten Koalitionskriege hervor. Repetition. A. Zeit der französischen Revolution. § 80. Freiheitskampf der nordamerikanischen Kolonien. Unabhängigkeitserklärung (1776) 1783. Washington. Franklin. — In Ostindien Ausbreitung der englischen Herrschaft. — Lord Clive, Warren Hastings. § 81- Ursachen der französischen Revolution, a) Große Schuldenlast aus der Zeit Ludwigs Xiv., noch vermehrt durch Ludwig Xv. b) Hoher Steuerdruck, der vor allem auf dem dritten Stande lastet. Vorrechte des Adels und des Klerus, c) Gegenüber der ungerechten Verteilung von Recht und Besitz finden die Theorien von der Gleichheit aller Menschen und die Kritik bestehender Zustände in der Litteratur großen Beifall. Voltaire, Rousseau, Montesquieu. 8 82. Gang der französischen Revolution: Konstituierende Nationalversammlung 1789—1791: Sturm auf die Bastille 14.Juli 1789. Erklärung der Menschenrechte 4. August 1789. König Ludwig gezwungen von Versailles nach Paris zu kommen 5. Oktober 1789. Nach dem Tode Mrrabeaus mißlungener Fluchtversuch des Königs. Verfassung von 1791: Königtum beschränkt; Frankreichs alte Provinzialeinteilung aufgehoben: 83 Departements. — Gesetz gebende Versammlung 1791—1792: Sturm 10*
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