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1. Theil 2 - S. 168

1867 - Breslau : Max
166 Mittlere Geschichte. 3. Periode. Deutschland. dazu zu treten. Sie meldeten sich und wurden gern aufgenom- men. Auch manche Stadt in Preußen und Liefland trat dazu, so daß der Bund in seinem größten Flore aus 85 blühenden Städten bestand. So viele konnten freilich schon etwas aus- richten. Die Landstraßen wimmelten von ihren Wagen, die Ströme und Meere von ihren Schiffen. Handel und Fabriken blühten schnell wieder auf, weil der Kaufmann seines Eigen- thums sicher war. Lübeck wurde die Hauptstadt des ganzen Bundes; hier wurde auch alle drei Jahre eine Bundesversamm- lung gehalten, wo man über gemeinschaftliche Unternehmungen rathschlagte. Die Geschäfte wurden so groß, daß die Hansa in den Ländern, wohin sie besonders ihre Waaren versendete, vier Haupt-Comptoire gründete: London*), Bergen in Norwegen, Brügge in Flandern und Nowgorod in Rußland. Alle Länder hatten gern mit ihr zu thun und beschenkten sie mit Handelsfreiheiten, und so wurde sie immer mächtiger, so daß der Bürgermeister von Lübeck wie ein König zu betrachten war. Aber so wie es wenige Menschen giebt, die großes Glück gut zu ertragen wissen, so ging es auch dieser Handels- gesellschaft. So wie sich ihre Reichthümer mehrten, so wurde sie auch eigennütziger und wollte allen Handel an sich reißen. Da konnten denn Streitigkeiten mit andern Mächten nicht fehlen; aber die Hansa war schon so mächtig, daß sie keinen Krieg scheute, und so sah man das sonderbare Schauspiel, daß eine Gesellschaft von Kaufleuten es mit mächtigen Königen aufnahm.' Meist ging sie siegreich aus dem Kriege weg. Manchmal mußte Norwegen, Dänemark und Schweden ihre starke Hand fühlen. Einmal setzte sie gar einen König von Schweden ab und ein ander Mal kün- digte ein Bürgermeister von Danzig dem Könige von Dänemark den Krieg an. Erst im 15. Jahrhunderte verfiel sie nach und nach, weil da mehr öffentliche Sicherheit und Ordnung eingeführt wurde und es also unnöthig war, die Frachtwagen und Schiffe von Soldaten begleiten zu lasten. Auch merkten die Landstädte endlich, daß sie keinen Vortheil mehr von der Verbindung hätten, sondern daß die reichen Seestädte ihre Beitrüge annähmen, um den Seehandel desto weiter ausdehnen zu können, und daher traten jene nach und nach zurück. Zuletzt blieben nur noch *) Der Amtspalast in London wurde, der letzte Rest hanseatischer Herrlich- keit, erst 1852 von den Hamburgern verkauft.

2. Theil 4 - S. 269

1862 - Breslau : Max
Tod des Kaisers Nikolaus I. Diplomatische Verhandlungen. 269 stehlichkeit gründlich zerstörten, mußten einen tiefen Eindruck aus die Seele des Kaisers machen und einen Organismus zer- stören, dessen Pathos der Herrscherstolz war. Aber er sollte den Kelch bis auf die Heese leeren und es erleben, daß die von ihm so tief verachteten Türken ein russisches Armeecorps aus russi- schem Boden besiegten (bei Eupatoria). Die Nachricht von die- sem Ereigniß war sein Todesstreich; denn von da ab nahm die Krankheit, eine vernachlässigte Grippe, an welcher der Kaiser seit einiger Zeit litt, einen rapiden Charakter an. Eine Brust- entzündung trat am 28. Februar 1855 hinzu und am 2. März verschied der Kaiser, im Bewußtsein seiner Regenten- und Fami- lienpflichten, vollkommen gefaßt, auch noch im Tode seinem Cha- rakter getreu. Daß der Tod dieses Mannes, welchem sein Sohn Alexan- der Ii. folgte, obwohl er zunächst die Kriegsoperationen nicht hemmte, die Einleitung der Friedensunterhandlungen erleichtern mußte, begreift sich von selbst, wenn man erwägt, daß in Kaiser Nikolaus der Gedanke der russischen Politik seinen eminentesten Ausdruck gefunden hatte und man ihm vor Allem den Willen und die Energie, ihn durchzuführen, zutraute. 143. Die diplomatischen Verhandlungen, betreffend die orientalische Frage, hatten allmälig ganz Europa umspannt, indem sie einerseits, direct oder indirect mit Rußland gepflogen wurden, andererseits eine Coalition des gesammten Europas gegen dasselbe im Auge hatten. In letzterer Beziehung gingen sie hauptsächlich darauf aus, Oestreich und Preußen mit in den Krieg zu verwickeln; doch gelang es nur, den erstern Staat durch das Dece mb erblind n iß an die Westmüchte, oder vielmehr letztere an jenen zu fesseln, während er zugleich durch seinen Vertrag mit der Pforte wegen Besetzung der Donaufür- stenthümer (14. Juni 1854) eine Stellung gewann, deren Dro- hung einen nicht zu leugnenden Druck ausübte. Preußen be- hielt sich aber die Freiheit seiner Action vor, soweit es nicht durch die Convention mit Oestreich (20. April 1854) eine Ver- pflichtung zu dessen Gunsten eingegangen war, und setzte es durch, daß auch Deutschland auf gleicher Linie blieb. Dagegen gelang es den Westmächten, Sardinien an sich zu fesseln und auch, wie wir bereits erwähnt, zur Stellung ei- nes Hülfscorps zu bestimmen und mit Schweden eine Defen-

3. Theil 4 - S. 271

1862 - Breslau : Max
Congreß zu Paris. 271 Frankreich durch den Minister des Aeußern, Drouyn de Lhuys, England durch Lord Rüssel vertreten war, welche bis zum April 1855 dauerten und schließlich eine anscheinende Verstän- digung unter den Abgeordneten herbeiführte, die aber an dem unmittelbaren Widerstände der französischen und englischen Re- gierung scheiterte. — Die Zeit des Friedens kam erst mit dem Falle Sebastopols. Wieder war es Oestreich, welches jetzt die einleitenden Schritte versuchte, indem es im November 1855 den Höfen von Paris und St. James ein Project vorlegte, auf dessen Basis man mit Rußland unterhandeln könnte, wobei es sich zugleich erbot, seinerseits dieses Project als Ultimatum in St. Peters- burg vorzulegen. Die Annahme Seitens der Westmächte erfolgte und schon am 16. Januar 1856 ward die erstaunte Welt durch die Nachricht überrascht, daß Rußland die Bedingungen, auf Grund deren die Friedensunterhandlungen eröffnet werden sollten, annehme. In einem am 1. Februar >856 zu Wien unterzeichneten Protokoll ward der Beitritt Englands und Frankreichs zu den von Oestreich vorgeschlagenen und von Rußland angenommenen Bedingungen förmlich erklärt und Paris zum Sitz des demnächst zu eröffnenden Congresses gewählt. Zu Bevollmächtigten bei demselben wurden ernannt, von Seiten Frankreichs: der Minister des Aeußern Graf Walewski, zugleich Vorsitzender der Conferenz, und Baron von Bourque- ney; von Seiten Englands: der Staatssecretair des Aeußern Lord Clarendon und der englische Gesandte in Paris Lord Cowley; von Seiten Oestreichs: der Minister des Aeußern Graf Vuol und sein Gesandter in Paris Baron Hübner; von Sei- ten der hohen Pforte: der Großvezier Ali-Pascha und Mehe- med-Djemil-Bey; von Seiten Sardiniens: der Conseilpräsi- dent Graf Cavour und der sardinische Gesandte Marquis von Villamarina; von Seiten Preußens, welches indeß erst ngch schon eröffneter Conferenz in dieselbe eintrat: der Minist' Präsi- dent Freih. von Manteuffel und Graf Hatzfelds n as> Rußland sandte den Grafen Orlow, welchem Baron Brunnow, der frühere Gesandte Rußlands in London, bei- gegeben war. Der Congreß ward am 25. Februar 1856 im Hotel des Ministeriums des Aeußern eröffnet und durch Vorschlag des Gra-

4. Theil 4 - S. 272

1862 - Breslau : Max
272 Neueste Geschichte. 5. Periode. fen Buol dem Grafen Walewski das Präsidium übertragen, wel- cher den Director im Ministerium des Aeußern, H. Venedetti, zum Protokollführer ernennen ließ. Um die Verhandlungen ab- zukürzen, wurde das Wiener Protokoll vom 1. Februar als In- begriff der Friedenspräliminarien anerkannt, worauf man sich darüber verständigte, daß ein Waffenstillstand zu Land und zu Wasser einträte, welcher mit dem 31. März aufhören sollte, wenn bis dahüt der Friede nicht p Stande gekommen wäre; doch sollte der Blockadezustand dadurch nicht Uttterbrochen werden. Diese Form des Waffenstillstandes war eine indirecte Warnung für Ruß- land, welche indeß kaum nöthig war. Der neue Czar, Alexan- der Ii., wollte den Frieden, welcher, da Frankreich ihn ebenso lebhaft wünschte, weit es Alles erreicht hatte, was es durch den Krieg erreichen konnte, und England sich, wenn auch wider- willig, der Pression seines Alliirten fügen mußte, rasch zu Stande kam. Derselbe ward am 30. März*) um 1 Uhr Nachmittags unterzeichnet. Die hauptsächlichsten Bestimmungen waren: 1) die Neutra- lisation des Schwarzen Meeres, welches künftig von keinem Kriegsfahrzeug irgend einer Nation befahren und an dessen Kü- sten kein Marine-Militair-Arsenal errichtet werden soll; 2) die Freiheit der Donauschifffahrt, zu deren Sicherstellung Rußland einen Theil Bessarabiens opfern mußte, so daß es aufhörte, ein Donauufer-Staat zu sein, während eine europäische Commission zur definitiven Regelung der Donauschifffahrts-Verhältnisse ein- gesetzt werden sollte; 3) die Beseitigung des russischen Protecto- rats über die Donaufürstenthümer, welche fortfahren sollten, un- ter Suzerainetüt der Pforte und unter Garantie der contrahi- renden Mächte die Privilegien und Immunitäten, in deren Besitz sie sich befinden, zu genießen; 4) die Aufnahme der Türkei in das System des europäischen Völkerrechts, so daß fortan jeder Angriff aus die Unabhängigkeit und die Territorialität des otto- manff.^en Reichs als eine Frage des allgemeinen Interesses be- wer^n soll. — Andere Bestimmungen bezogen sich auf wechselseitige Rückgabe der gemachten Eroberungen, Feststellung der Grenzen und die künftige Organisation der Donaufürsten- *) Also am Jahrestage des einst für Frankreich so demüthigenden Friedens, für welchen Napoleon Iii. jetzt Revanche nahm.

5. Theil 4 - S. 273

1862 - Breslau : Max
Lage der Christen in der Türkei. 273 thümer; der Frage dagegen, welche den angeblichen Entstehungs- grund des verheerenden und opferreichen Krieges gegeben hatte, ward im Frieden zwar gedacht, aber nur in so fern, als die con- trahirenden Mächte sich auf Mittheilung des Hat-Humayun vom 18. Februar, wodurch die Pforte mindestens den guten Willen gezeigt hatte: die Lage der Christen in der Türkei sicher zu stellen und ihnen eine Art Gleichberechtigung zu gewäh- ren, mit Befriedigung bezogen. Der Friede ward, als man erst seine Bedingungen erfuhr, in ganz Europa ziemlich kalt aufgenommen; man hatte größere Resultate erwartet, d. h. eine stärkere Demüthigung Rußlands, obwohl durch dessen Zurückweisung von der Donau und die Neu- tralisation des Schwarzen Meeres einerseits, so w'e durch An- knüpfung der Pforte an das System des europäischen Gleichge- wichts andererseits sowohl die Anstrengungen eines ganzen Jahr- hunderts für Rußland verloren gingen, als auch die drohende Aggressivftellung desselben gegen die Türkei aufgehoben, also das europäische Interesse des Krieges vollkommen befriedigt ward. Speciell freilich ging nur Frankreich triumphirend aus der allgemeinen Verwickelung hervor, indem es nicht blos aus dem Zustand einer für dasselbe demüthigenden Jsolirung, in welchem es sich vor dem Kriege befunden hatte, heraustrat, son- dern auch durch die erstaunliche Entfaltung seiner militairischen Hülfsmittel, wie durch die geschickte Benutzung der wechselnden Constellationen sich unbestritten zur tonangebenden Macht erho- den hatte, so daß fortan Paris der Mittelpunkt aller politischen Fluctuationen ward. Jedenfalls hat der Friede vom 30. März einen umgestal- tenden Einfluß auf die allgemeine Politik geübt, welcher selbst die augenblicklichen Verhältnisse überdauern muß. Die Revolutionen des letzten Jahrhunderts hatten das ganze europäische System dadurch gestört, daß sie an Stelle der Jn- teressenfragen, welche früher über die Allianzen entschie- den, die Principienfragen setzten, welche, nachdem sie die ersten Coalitionen inspirirt hatten, selbst das Kaiserreich über- dauerten und eine Art Mißtrauensbund gegen Frankreich her- stellten. Die Restauration wollte die Folgen desselben vereiteln, in- dem sie sich gerade der Macht anschloß, welche die Seele jenes Bundes war, wodurch aber in Europa wie im Orient die so Weltgeschichte für Töchter. Iv. 13. Ausl.

6. Theil 4 - S. 274

1862 - Breslau : Max
\ 274 Neueste Geschichte. 5. Periode. hohe Stellung Rußlands noch mehr gestärkt ward. Die fran- zösische Juliregierung verfolgte eine entgegengesetzte Richtung: sie suchte sich zur Lösung jenes europäischen Mißtrauensbundes an England zu lehnen. Aber sie hatte stets gegen die syste- matische Feindseligkeit Rußlands und gegen das Mißtrauen Deutschlands zu kämpfen und im Augenblicke ihres Falles war selbst das Verhältniß zu England gelockert. Die zweite Repu- blik konnte das Band zwischen Frankreich und den Continental- staateu nur noch mehr lockern, und bot andererseits Rußland die Gelegenheit, seinen Einfluß mehr zu stärken. Es schien, als gäbe es in Europa nur noch zwei große Mächte: England und Rußland; die ganze Welt schien sich nothwendig um sie zu dre- hen, Viele glaubten, daß selbst England nicht mehr im Fortschritt begriffen und die Welt providentiell Rußland vorbehalten sei. Beide Idole hat der orientalische Krieg zerstört und Frankreich geht aus der Krisis mit Allianzen hervor, welche die großen Mächte wieder in ihre natürliche Lage bringen und die Grund- lage eines den wesentlichen Interessen Europas wirklich ent- sprechendeu politischen Systems bilden. Die Ausführung des Pariser Friedens bot übrigens noch so viele Schwierigkeiten dar, daß die bedeutendsten Bestim- mungen desselben bis heute noch nicht erledigt sind. Auch fühl- ten Oestreich und die Westmächte bald nach Unterzeichnung des- selben, daß er mehr dem Kriege ein Ende machte, als daß er die allgemeine Sicherheit dauernd garantirte und gaben diesem Ge- fühl durch Abschließung eines Specialbündnisses (15. April 1856) Ausdruck. Wirklich führte die ungenaue Abfassung des Vertrags zu Differenzen wegen der bessarabischen Grenze, welche verdrieß- liche Unterhandlungen zur Folge hatten, den Aufenthalt der englischen Flotte im Schwarzeil Meere verzögerten und erst im folgenden Jahre zur Erledigung kamen. (Durch das Protokoll vom 6. Januar 1857: auf Grund dessen die Grenzregulirung vorgenommen und endlich am 19. Juni 1857 in Paris vertrags- mäßig angenommen ward.) Die Bestimmung wegen der Reorga- nisation der Donaufürstenthümer und der Donauschiffsahrt ha- den aber bis heutigen Tag noch nicht ihre Erledigung gesunden. Andererseits hat der orientalische Krieg ein Nachspiel ge- funden in dem allerdings nur kurzen englisch-persischen Kriege. Zum Verständniß desselben ist es nöthig, daran zu erinnern,

7. Theil 4 - S. 275

1862 - Breslau : Max
Englisch - persischer Krieg. 275 daß England im orientalischen Kriege auch ein speciell englisches Interesse verfocht, da es in Asien seine indischen Besitzungen gegen das Vorrücken Rußlands zu sichern gedachte. Beide Staa- ten haben seit langer Zeit das Bewußtsein, daß sie um die Herr- schaft über Asien früher oder später die Waffenentscheidung an- rufen müssen und beachten daher mit argwöhnischem Auge jede Vergrößerung des gegnerischen Machteinflusses. Beide Staaten wetteifern daher hauptsächlich in dem Bestreben, in Persien vor- wiegenden Einfluß zu erlangen, und da es Rußland während des orientalischen Krieges gelungen war, am Hofe von Teheran Eng- land den Rang abzulaufen, so war vorauszusehen, daß sich schwere Verwickelungen daraus ergeben würden. Zerwürfnisse rein persönlicher Art zwischen dem persischen Hofe und dem eng- lischen Gesandten führten zu einer Unterbrechung des diplomati- schen Verkehrs und ein glücklicher Feldzug Persiens gegen Herat, welches die Straße nach Indien beherrscht, zum Kriege. Indeß ge- lang es auch hier der französischen Vermittelung, die Flamme im Keime zu ersticken, wozu sich die Gelegenheit durch eine nach Paris geschickte persische Gesandtschaft ergab, an deren Spitze Feruk Chan stand. Zwischen ihm und dem englischen Gesand- ten daselbst kam es zu Unterhandlungen, welche endlich zum Frieden führten (4. März 1857), dessen Hauptbedingungen fol- gende sind: die Engländer räumen das persische Gebiet (sie hat- ten bereits die Insel Karrak besetzt und Buschir erobert) und die Perser Herat und ganz Afghanistan; der Schah entsagt allen Souverainetätsansprüchen auf Herat so wie auf die Landschaften Afghanistans, erkennt deren Unabhängigkeit an und verpflichtet sich, niemals eine Einmischung in die innern Angelegenheiten derselben zu versuchen; England verzichtet auf das Schutzrecht über persische Unterthanen, die britische Gesandtschaft kehrt nach Teheran zurück und wird dort feierlich empfangen; beide Theile werden sich künftig gegenseitig auf dem Fuße der meistbegünstig- ten Nation behandeln. Außer diesem englisch-persischen Kriege erhielten noch zwei andere, mit der orientalischen Frage mittelbar zusammen- hängende Fragen Europa eine Zeit lang in Spannung: die griechische und neapolitanische. Die Regierungen von Nea- pel und Griechenland hatten nämlich wegen ihrer Politik offener oder versteckter Feindseligkeit gegen die Westmächte, diese in hohem Grade gegen sich aufgebracht. In Griechenland war 18* j: / r r

8. Theil 4 - S. 276

1862 - Breslau : Max
276 Neueste Geschichte. 5. Periode. es zu einem offenen Ausbruch gekommen, dessen Absicht auf eine Vergrößerung des Staatsgebiets durch die türkischen Provinzen Epirus und Thessalien gerichtet war und bei dem Zusammen- hange der gräco- slavischen Bevölkerung den Charakter einer äußerst gefährlichen Diversion zu Gunsten der Russen annehmen konnte. Der seit langer Zeit vorbereitete Aufstand brach in Epirus in den ersten Tagen des Januars 1854 aus, die tür- kische Grenze ward an verschiedenen Punkten überschritten, und gewisse Demonstrationen, welche in Athen begünstigt oder doch geduldet wurden, zeigten, daß selbst der Hof sich mit ansschwei- fenden Plänen der Wiederherstellung eines byzantinischen Kai- serthums trug. Da die Warnungen der Diplomatie keinen Er- folg hatten, wurden Gewaltmaßregeln ergriffen. Mitte Mai überreichten die Gesandten Englands und Frankreichs der Re- gierung des Königs von Griechenland zwei dem Inhalt nach gleiche Noten, welche wirksame Maßregeln gegen die Theilnahme griechischer Unterthanen an kriegerischen Uebergriffen auf türki- sches Gebiet und eine bindende Erklärung, daß Griechenland in dem damaligen Kriege zwischen Rußland und der Türkei neu- tral bleiben werde, verlangten. Da eine solche Verpflichtung nicht erfolgte, erschienen am Abend des 25. Mai sechszehn fran- zösisch-englische Dampfer im Hafen von Piräus, besetzten die da- selbst liegenden griechischen Kriegsschiffe, von denen sie die grie- chische Flagge entfernten, und setzten ungefähr 3000 Mann ans Land, die in der Unigebnng des Piräus ihr Lager aufschlugen. Die jetzt erklärte Bereitwilligkeit der Regierung konnte gegen diese Occnpation nichts mehr helfen; doch kam man unter Ver- mittelung des preußischen Gesandten, Herrn von Thile, über- ein, daß- die Truppen außerhalb des Piräus bei den Anhöhen Munychia ihr Lager aufschlagen und nur die Quarantaineanstalt besetzen sollten, der König dagegen die Gesandten der Westmächte in einer Audienz empfangen, ihnen vom Thron herab das Ver- sprechen geben, sich neutral verhalten zu wollen, und ein neues Ministerium einsetzen sollte. Dies geschah; indeß wurden die Aufständischen, bei der Ohnmacht der Regierung und der Neigung der Bevölkerung zu Räubereien, nur sehr allmälig zur Ruhe ge- bracht, ohne daß die öffentliche Sicherheit überhaupt in einer zufriedenstellenden Weise befestigt ward. Daraus entnahmen die Westmächte Veranlassung, auch nach wieder hergestelltem Frieden

9. Theil 4 - S. 277

1862 - Breslau : Max
Zerwürfnisse Neapels mit England und Frankreich. 277 die Occupation fortdauern zu lassen, bis endlich Allfang 1857 der Abzug der englisch-französischen Truppen gewährt ward. Die Zerwürfnisse Neapels mit den beiden Westmächten ent- sprangen aus der russenfreundlichen Gesinnung des dortigen Hofes, welcher sowohl dem russisch-amerikanischen Vertrage bei- trat, durch welchen die Austheilung von Kaperbriefen während des Krieges sanctionirt ward, als auch Verbote gegen die Aus- fuhr von Lebensmitteln erließ, worunter lediglich die Westmächte zu leiden hatten. Hierzu kamen Reibungen zwischen der neapo- litanischen Polizei und dem Personal der englischen Gesandtschaft, und Mißachtung maritimer Convenienz gegen ein im Hafen von Messina liegendes französisches Kriegsschiff. Zwar versuchte die neapolitanische Regierung den dadurch heraufbeschworenen Sturm durch Concessionen, wie man sie begehrte, zu beschwören, was auch für den Augenblick gelang; aber in Folge der auf dem pa- riser Congreß zur Sprache gelangten „italienischen Frage" konn- ten die Westmächte nicht umhin, auch dem neapolitanischen Hofe Maßregeln der Milde und Gerechtigkeit im Interesse der Ruhe Italiens anzuempfehlen. Diese Anempfehlung verursachte in Neapel große Aufregung und der Hof, heimlich auf die Unter- stützung Oestreichs rechnend, wies standhaft jede derartige Vor- stellung, welche er als einen Eingriff in die Souverainetätsrechte ansah, zurück.*) In Folge der hieraus sich anspinnenden Ver- *) König Ferdinand, von der revolntionairen Presse „König Bomba" ge- nannt, weil er den Straßenaufstand energisch niederzuschlagen verstand, hatte ein klares Bewußtsein seiner Stellung der Revolution und den liberalen Velleitäten gegenüber. Als ihm einst Louis Philipp anrieth, in die Wege des Liberalismus einzulenken und sich Frankreich zu nähern, erwiderte er: „Ich würde mich gern dem Frankreich Ew. M. anschließen; aber ich bin durch Verträge und frühere Allianzen, gebunden, welchen ich um so mehr treu bleiben muß, als sie uns gerade in den Leidenstageu meiner Familie zu Hülfe kamen. Um mich dem Frankreich Ew. M. zu nähern — wenn dieses ein Prinzip sein soll — müßte ich das Grundgesetz unserer Regierung umstoßen und mich in die Politik der Jacobiner stürzen, um deren Willen mein Volk mehr als einmal treulos gegen das Haus seiner Könige ward. — Die Freiheit ist dem Geschlecht der Bourbonen verhängnißvoll und ich meinerseits bin fest entschlossen, dem Schicksal Ludwigs Xvi. und Karls X. aus dem Wege zu ge- hen. Mein Volk beugt sich der Gewalt und gehorcht; wehe! wenn es sich un- ter dem Einstuß dieser Träume erhöbe, welche sich sehr schön in den Reden der Philosophen ausnehmen, aber in der Praxis unmöglich sind. Mit Gottes Hülfe werde ich meinem Volke das Glück einer ehrenhaften

10. Theil 4 - S. 282

1862 - Breslau : Max
282 Neueste Geschichte. 5. Periode. der Kirchengüter, welche im Jahre 1848 dem Staatsvermögen einverleibt worden, ihrer ursprünglichen Bestimmung nicht ent- fremdet, die Kapitalien und Einkünfte der frommen Stiftungen, der gemeinnützigen Anstalten, sowie das vom Baron von Püry der Bürgerschaft von Neuenburg vermachte Vermögen gewissen- haft respectirt und den Absichten der Stifter und den Stiftungs- urkunden gemäß aufrecht erhalten würde. Bei Publication dieses Vertrags erließ der König von Preu- ßen eine Proclamation 6. d. Marienbad vom 19. Juni, mittels deren er seine bisherigen neuenburger Unterthanen aus Eid und Pflicht entläßt. Diese Proclamation, wie die Bestimmungen des Vertrags selbst, geben einen zugleich rührenden und erhebenden Beweis für die großherzigen Gesinnungen des Königs, welcher nächst Wahrung der Ehre der Krone nur das gegenwärtige und künftige Wohl seiner ehemaligen Unterthanen ins Auge faßte. 147. Asien. Ehe wir in unserer Erzählung fortfahren, haben wir noch einen Blick auf die außereuropäischen Reiche zu richten und be- ginnen mit Asien, der alten Culturstätte der Menschheit, wo wir die Wiege unsers Geschlechts zu suchen haben, von wo aus die Bil- dung ihren Ausgang nahm und wohin sie zurück zu kehren strebt. — Wir haben bereits oben erwähnt, daß zwei europäische Mächte um die Herrschaft über Asien streiten: Rußland und Eng- land; obwohl auch Frankreich, Holland und andere Staaten dort noch Colonien haben, welche aber von zu geringem Um- fange sind, als daß deren Besitz einer großen Machtsphäre zur Grundlage dienen könnte. Beide Staaten, Rußland und Eng- land, sind in beständigem Fortschreiten begriffen und der Druck, welchen sie in Folge dessen auf die Nachbarstaaten üben, reißt auch diese in die Bewegung hinein, welche sonst in der Agonie, in die sie seit vielen Jahrhunderten verfallen sind, zu Grunde gehen müßten. Indeß hat China, das große „Reich der Mitte", eine eigenthümliche Bewegung aus sich selbst erzeugt, welche, da sie nothwendig umgestaltend auf diesen alten, aber in absoluter Starrheit verknöcherten Culturstaat wirken muß, unsere Aufmerk- samkeit fesseln darf. Durch geheime Gesellschaften genährt, ist dort eine Revolution
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