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Deutsche Kolonien im Stillen Ozean.
Außer den Festlandsschutzgebieten besitzen mir noch eine Reche von Inseln im Stillen Ozean, nämlich an der Nordostküste von Neuguinea das Kaiser-Wilhelm-2 and den Bismarck-Archipel, die Marschallinseln, Karolinen, Palau, Marianen und Samoa. Wir finden alle im Nordosten Australiens. Von allen deutschen Schutzgebieten rentiert sich Deutsch-Samoa am besten; es hat schon seit Jahren keinen Zuschutz mehr nötig.
Wiederholungsfragen.
Wann wurden sämtliche Kolonien in Afrika erworben? Auf welche Weise? — Zu welchem Zwecke wurden die Kolonien erworben? — Wie wurden die Gebiete kolonisiert? (Wenn mit Hilfe der Nachbarkolonien die Grenzen bestimmt waren, so wurden zunächst große Länderstrecken urbar gemacht. Es wurden europäische Erzeugnisse eingeführt. Missionsanstalten und Schulen wurden gegründet und ordentliche Verwaltung eingeführt, Eisenbahnen gebaut, Häfen angelegt und dadurch der Handel gehoben. Zur Bewachung wurden Schutztruppen angestellt.)
Iv. Die Kämpfe.
1. Im Westen.
Besetzung Luxemburgs.
Wir haben bereits gehört, wie die Mobilmachung sich mit beispielloser Ruhe und Sicherheit abwickelte, weil alles so gut vorbereitet war. Die vorzügliche Organisation ermöglichte es auch, daß deutsche Truppen schon am 2. August Luxemburg besetzen konnten. Warum war das wichtig? Luxemburg ist für die Franzosen ein prächtiges Einfallstor in unser Land. Sie brauchten von dort aus nur die deutsche Bahn zu beschlagnahmen und mit ihr nach Trier, Koblenz zu fahren. Dem kamen nun unsere Truppen zuvor. Zwar gab es recht erstaunte Gesichter in Luxemburg, als die Deutschen einrückten. Die Großherzogin Marie Adelheid erhob auch Einspruch. Aber auf die Versicherung des deutschen Reichskanzlers, daß unsere Truppen nicht in feindlicher Absicht, sondern nur zum Schutze unserer Bahnen eingerückt seien, gab man sich zufrieden. Fortan hatten es die Deutschen gut in Luxemburg.
Merke: Am 2. August besetzten unsere Truppen Luxemburg zum Schutze der deutschen Bahnen.
Der Einmarsch in Belgien.
Belgien ist ein neutraler Staat, und in einen solchen dürfen Truppen nicht ohne weiteres einrücken. Dennoch überschritten unsere Soldaten die belgische Grenze und verlangten von Belgien freien Durchgang nach Frankreich. Wie kam das? Wir mußten nach Frankreich, und Belgien war für uns der beste Weg dahin. Außerdem war es bekannt geworden, daß französische Offiziere in belgischem Gebiet weilten. Da zwang uns die Notwehr, den einzig offenen
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Extrahierte Personennamen: August August
Extrahierte Ortsnamen: Stillen_Ozean Neuguinea Samoa Australiens Afrika Westen Luxemburgs Luxemburg Luxemburg Trier Koblenz Luxemburg Luxemburg Luxemburg Belgien Belgien Frankreich Frankreich Belgien
14 Vorgeschichte Italiens
oder Frankreich nicht vorliegt. Damit hat Belgien die Neutralität selbst in der Tat gebrochen, ohne indessen sich öffentlich dieses völkerrechtlichen Schutzes zu entledigen. Belgien war sich vollständig bewußt, daß lim Falle eines deutsch-französischen Krieges Deutschland durch Belgien marschieren müsse, um in Nordfrankreich einzufallen, da es sonst an Den Festungen französisch Lothringens zuviel hätte opfern müssen. Ris Deutschland vollends an Greqs ausweichender Antwort erkannte, daß England eine (Einmischung in den Krieg beabsichtige, wurde Belgiens militärische Besetzung für Deutschland zwingende Notwendigkeit. Das Unglück Belgiens ist eigene Schuld und die (En q Lands.
6. Italien.
Hm pftngstfeste 1915, am 23. Mai, erklärte unser Dreibundsmitglied Italien nach zehnmonatigem Zögern Österreich-Ungarn den Krieg. (Es verübte damit nicht nur einen in der Weltgeschichte unerhörten Treubruch, sondern beging ebendamit eine beinahe sinnlose Tat, deren Folgen das Land in alle Zukunft wird tragen müssen.
Italien, im Ntittelalter lange Zeit von Deutschland abhängig (Karl der Große, die Gttonen, Salier, Hohenstaufen), erlebte auch nach Zertrümmerung der deutschen Kaisermacht in Italien eine Deutschland ähnliche Entwicklung. Nach schweren politischen wirren und Bürgerkriegen im 14. und 15. Jahrhundert, die das Aufblühen einer hohen Kultur (Renaissance) nicht hinderten, erwuchsen neben kleineren fünf größere selbständige Staaten: Neapel, der Kirchenstaat, Toskana (Florenz), Mailand, V enedig. Doch waren diese Staaten nicht stark genug, fremden (Einfluß abzuwehren. In der ersten fjälfte des 16. Jahrhunderts strebte französischer (Einfluß nach Vorherrschaft, danach überwog für Jahrhunderte österreichisch-spanisch er. Napoleon gründete 1805 ein Königreich Italien, doch nach seinem Sturz kehrte die alte Zersplitterung wieder, wie im 19. Jahrhundert Bismarck Preußen-Deutschland zur (Einheit führte, so brachte Graf Tavour durch das Königreich Sardinien (Piemont und Sardinien) die nationale (Einigung Italiens zustande. 1859 Krieg Frankreichs und Sardiniens gegen (Österreich, hatte Frankreich Sardinien hierbei unterstützt, so wurde es doch durch die folgende nationale (Einigung Italiens überrascht. Diese ist Italiens selbständige Leistung. 1 86 4 wurde Viktor (Emanuel König von Italien mit Ausnahme venetiens und des Kirchenstaates. Ris Verbündeter Preußens im Kriege 1 8 66 vervollständigte das Königreich seinen Besitz durch das österreichische Vene-tien; 18 70 verleibte es den Kirchenstaat ein.
Das Schutzbündnis Zwischen dem Deutschen Reich und Österreich-Ungarn 1879 wurde durch den Beitritt Italiens 1 883 zum Dreib und erweitert. Italiens Anschluß war eine Folge der Besetzung von Tunis
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Extrahierte Personennamen: Karl_der_Große Karl Napoleon Bismarck Graf Viktor_(Emanuel_König Viktor
Extrahierte Ortsnamen: Italiens Frankreich Belgien Deutschland Belgien Nordfrankreich Deutschland England Belgiens Deutschland Belgiens Italien Italien Italien Deutschland Italien Deutschland Neapel Toskana Florenz Mailand Italien Sardinien Sardinien Italiens Frankreichs Frankreich_Sardinien Italiens Italiens Italien Deutschen_Reich Italiens Italiens
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen, ISCED 5 – Tertiärbereich
Inhalt Raum/Thema: Gesellschaftskunde
Inhalt: Zeit: 1914-1918
2. Die Verfassung des Deutschen Reiches.
55
Lothringen je 3, Mecklenburg und Braunschweig je 2 Stimmen in:
Bundesrat. Die übrigen Staaten sind mit je einer Stimme ver-
treten. Der Bundesrat besteht also aus 61 Mitgliedern. Er be-
schließt über die Vorlagen sür den Reichstag und über dessen Be-
schlüsse, über die zur Ausführung der Reichsgesetze erforderlichen
Verwaltungsvorschläge und Einrichtungen und über die bei der Aus-
führung der Reichsgesetze hervortretenden Mängel. Für die einzelnen
Verwaltungszweige hat der Bundesrat 8 Ausschüsse gebildet:
1. für Landesheer und Festungen,
2. für Seewesen,
3. für Zoll- und Steuerwesen,
4. für Handel und Verkehr,
5. für Eisenbahn, Post und Telegraphen,
6. für Justizwesen,
7. sür Rechnungswesen,
8. für die auswärtigen Angelegenheiten. In ihm führt Bayern
den Vorsitz.
Jedes Mitglied des Bundesrates muß im Reichstage jederzeit
gehört werden. Der Bundesrat wird zu seinen Sitzungen vom
Kaiser, in dessen Vertretung vom Reichskanzler berufen. Außerdem
muß er zusammentreten, wenn ein Drittel (21) der Mitglieder es
verlangt. Den Vorsitz führt der Reichskanzler. Er kann jedes
andere Mitglied mit seiner Vertretung beauftragen.
d) Der Reichstag.
Der Reichstag besteht aus 397 Mitgliedern. Hiervon ent-
senden: Preußen 236, Bayern 48, Sachsen 23, Württemberg 17,
Baden 14, Hessen 9, Mecklenburg-Schwerin 6, Sachsen-Weimar,
Oldenburg, Braunschweig und Hamburg je 3, Meiningen und
Sachsen-Koburg-Gotha je 2 Abgeordnete, Elsaß Lothringen 15 Ab-
geordnete, die übrigen Staaten je einen Abgeordneten.
Die Wahl der Reichstagsabgeordneten erfolgt nach dem
direkten, gleichen, allgemeinen und geheimen Wahlrecht. Die Reichs-
tagsabgeordneten bekommen nach dem Gesetze vom 21. Mai 1906
Anwesenheitsgelder im Gesamtbeträge von 3000 N fürjedes Mitglied.
Hiervon werden am 1. Dezember 200 M, am 1. Januar 300 M, am
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Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen, ISCED 5 – Tertiärbereich
Inhalt Raum/Thema: Gesellschaftskunde
Inhalt: Zeit: 1914-1918
126
Viii. Das Deutsche Reich.
8. das Eisenbahnwesen, in Bayern vorbehaltlich der Bestimmung
im Art. 46*), und die Herstellung von Land- und Wasser-
straßen im Interesse der Landesverteidigung und des all-
gemeinen Verkehrs;
10. das Post- und Telegraphenwesen, jedoch in Bayern und
Württemberg nur nach Maßgabe der Bestimmung im Art. 52;2)
13. die gemeinsame Gesetzgebung über das gesamte bürgerliche
Recht, das Strafrecht und das gerichtliche Verfahren;
14. das Militärwesen des Reichs und die Kriegsmarine;
16. die Bestimmungen über die Presse und das Vereinswesen.
Art. 5. Die Reichsgesetzgebung wird ausgeübt durch den
Bundesrat und den Reichstag. Die Übereinstimmung der Mehr-
heitsbeschlüsse beider Versammlungen ist zu einem Reichsgesetze
erforderlich und ausreichend.
Bundesrat.
Art. 6. Der Bundesrat besteht aus den Vertretern der Mit-
glieder des Bundes, unter welchem die Stimmführung sich in der
Weise verteilt, daß Preußen
mit den ehemaligen Stimmen von Han-
nover, Kurhessen, Holstein, Nassau und
Frankfurt...........................17 Stimmen
führt,
Bayern ....
Sachsen ....
Württemberg. . .
Baden.............
Elsaß-Lothringen .
Hessen............
Mecklenburg-Schwerin
6
4
4
3
3
3
2
y Das Reich hat jedoch auch Bayern gegenüber nur das Recht, im
Wege der Gesetzgebung einheitliche Normen für die Konstruktion und Aus-
rüstung der für die Landesverteidigung wichtigen Eisenbahnen aufzustellen.
y Dem Reiche steht ausschließlich die Gesetzgebung zu über die Vor-
rechte der Post und Telegraphie, über die rechtlichen Verhältnisse beider An-
stalten zum Publikum, über die Portofreiheiten und das Posttaxewesen u. a.
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Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen, ISCED 5 – Tertiärbereich
Inhalt Raum/Thema: Gesellschaftskunde
Inhalt: Zeit: 1914-1918
2. Die Verfassung des Deutschen Reiches.
53
6 Großherzogtümer: Baden, Hessen, Mecklenburg-
Schwerin, Mecklenburg-Strelitz, Oldenburg, Sachsen-Weimar;
5 Herzogtümer: Braunschweig, Sachsen-Meiningen,
Sachsen-Altenburg, Sachsen-Koburg-Gotha, Anhalt;
7 Fürstentümer: Schwarzburg-Sondershausen, Schwarz-
burg-Rudolstadt, Waldeck, Reuß ältere Linie, Reuß jüngere Linie,
Schaumburg-Lippe, Lippe-Detmold;
3 freie Reichsstädte: Hamburg, Lübeck, Bremen und
ein Reichsland: Elsaß-Lothringen.
Bundesgebiete im Sinne der Reichsversassung sind nicht die
Kolonien: Togo, Kamerun, Deutsch-Südwest- und Deutsch-Ost-
afrika, Kaiser-Wilhelmsland, Bistnarck-Archipel, Salomons- und
Marschallsinseln, Marianen- und Palau-Jnseln, Deutsch-Samoa
und Kiautschou. Die Kolonien unterstehen direkt der Regierung des
Kaisers. Das Deutsche Reich ohne die Kolonien ist 54 074 306 qkm
groß, nächst Rußland also der größte Staat Europas. Die Ein-
wohnerzahl beläuft sich auf rund 68 Millionen Personen; davon
sind 33500 000 Personen männlich, 34500 000 Personen weiblich.
Von dieser Einwohnerzahl sprechen mehr als 63 Millionen die
deutsche Sprache. Annähernd 5 Millionen sind anderssprachig, da-
von 4000 000 Polen. Die Bevölkerung des Deutschen Reiches
weist etwa 43 000 000 Evangelische, 24500000 Katholiken und
500 000 Juden auf.
2. Die Verfassung des Deutschen Reiches,
a) Reichsbürger.
Das Deutsche Reich ist eine von den einzelnen Staaten los-
gelöste selbständige Rechtspersönlichkeit. Es hat also eine besondere
Gesetzgebung nach dem Grundsätze: „Reichsrecht bricht Landesrecht,"
eigene Regierungsorgane (Kaiser, Reichskanzler, Bundesrat, Reichs-
tag) und eigene Gerichts- und Verwaltungsbehörden. Alle Inländer
der deutschen Bundesstaaten besitzen die deutsche Reichsangehörigkeit.
Alle Reichsangehörigen haben als Deutsche gleiche Behandlung zu
beanspruchen. Jeder Deutsche kamt in jedem Bundesstaate ein Ge-
werbe betreiben, Grundstücke erwerben und Ämter bekleiden. Jeder
Deutsche hat Anspruch auf den Schutz des Reiches. Auch im Aus-
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Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen, ISCED 5 – Tertiärbereich
Inhalt Raum/Thema: Gesellschaftskunde
Inhalt: Zeit: 1914-1918
124
Viii. Das Deutsche Reich.
für jedes Jahr im voraus veranschlagt und aus den Staatshaus-
haltsetat gebracht werden.
Letzterer wird jährlich durch ein Gesetz festgestellt.
Art. 100. Steuern und Abgaben für die Staatskasse dürfen
nur, soweit sie in den Staatshaushaltsetat aufgenommen oder
durch besondere Gesetze angeordnet sind, erhoben werden.
Art. 101. In betreff der Steuern dürfen Bevorzugungen
nicht eingeführt werden.
Art. 103. Die Ausnahme von Anleihen für die Staatskasse
findet nur auf Grund eines Gesetzes statt. Dasselbe gilt von der
Übernahme von Garantien zu Lasten des Staats.
Art. 104. Zu Etatsüberschreitungen ist die nachträgliche Ge-
nehmigung der Kammern erforderlich.
Die Rechnungen über den Staatshaushaltsetat werden von
der Oberrechnungskammer geprüft und festgestellt. Die allgemeine
Rechnung über den Staatshaushalt jeden Jahres, einschließlich
einer Übersicht der Staatsschulden, wird mit den Bemerkungen
der Oberrechnungskammer zur Entlastung der Staatsregierung den
Kammern vorgelegt.
9. Verfassungsurkunde des Deutschen Reiches
vom 16. April 1871.
Bundesgebiet.
Art. 1. Das Bundesgebiet besteht aus den Staaten Preußen
mit Lauenburg, Bayern, Sachsen, Württemberg, Baden, Hessen,
Mecklenburg-Schwerin, Sachsen-Weimar, Mecklenburg-Strelitz,
Oldenburg, Braunschweig, Sachsen-Meiningen, Sachsen-Altenburg,
Sachsen-Koburg-Gotha, Anhalt, Schwarzburg-Rudolstadt, Schwarz-
burg-Sondershausen, Waldeck, Reuß älterer Linie, Reuß jüngerer
Linie, Schaumburg-Lippe, Lippe, Lübeck, Bremen, Hamburg und
aus dem Reichslande Elsaß-Lothringen.
Reichsges etzgebung.
Art. 2. Innerhalb dieses Bundesgebietes übt das Reich das
Recht der Gesetzgebung nach Maßgabe des Inhalts dieser Ver-
fassung und mit der Wirkung aus, daß die Reichsgesetze den Landes-
gesetzen vorgehen. Die Reichsgesetze erhalten ihre verbindliche
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Weltkrieg
Inhalt: Zeit: 1914-1918
2. Deutsch und Gesang.
37
Mahnung an Deutschland.
(Friedrich Hebbel.)
Deutschland, ein Nachbar, der von dir verlangt,
zugleich auf Recht und Ehre zu verzichten,
der zeigt, daß ihm vor deiner Zukunft bangt,
und daß er darauf sinnt, dich zu vernichten!
Wenn man die Haut dir abziehn will und spricht:
„Halt still, ich will dir Stiefel daraus mache):!"
so schlag den Gerber gleich ins Angesicht,
sonst wird der Schuster dich gewiß verlachen.
Diese Mahnung gehört in unsre Zeit, obgleich sie schon im Jahre
1848 von Hebbel ausgesprochen wurde. Wer sind die Nachbarn? (Eng-
land, Frankreich, Rußland). Damals ereiferte sich dasselbe England, das
einst Dänemarks Flotte gestohlen hatte, für Dänemarks Recht. Gerade
so wie heute die Engländer vorgeben, für die Neutralität Belgiens zu
kämpfen. Leider wurde 1848 der schnöde Waffenstillstand von Malmö
geschlossen.
Die deutschen Elbherzogtümer Schleswig-Holstein, die zu Dänemark
gehörten, wollten beim Tode des dänischen Königs in den deutschen Bund
aufgenommen werden. Als man in Kiel erfuhr, daß in Kopenhagen,
der Hauptstadt Dänemarks, das Volk sich diesem Wunsche widersetzte und
die Regierung zwang, ihn abzulehnen, da bildete sich unter dem
Professor Beseler eine vorläufige Regierung, Prinz Friedrich von Noer-
Augnstenburg bemächtigte sich mit einem Jägerbataillon und Kieler Frei-
willigen ohne Kampf der Landesfestung Rendsburg (Karte!), und ganz
Holstein (Karte!) huldigte der neuen Regierung. Aber in dieser herrschte
keine Einigkeit und kein rechtes Vertrauen auf die eigene Kraft. Da
half der preußische König Friedrich Wilhelm Iv. und schickte Bundes-
truppen (—?—) nach dem Norden. Der preußische General Wrangel
überschritt die Eider (Karte!), schlug die Dänen und zog in Schleswig
ein. Wrangel drang bis Jütland (Karte) vor.
Aber die Regierungen und Parteien der deutschen Staaten waren
uneins. Sie fürchteten sich vor der Eifersucht Englands und Rußlands
(auch Schweden war mit dem Vordringen der deutschen Truppen nicht
einverstanden). Worauf waren England und Rußland eifersüchtig? Seht
euch die Lage Schleswig Holsteins auf der Karte cm! (Sie ahnten die
Entwicklung einer deutschen Seemacht von Schleswig Holstein aus.) So
mußte denn der bedauerliche Waffenstillstand von Malmö geschlossen
werden. (Graf Pourtalös unterzeichnete den Entwurf, später nahm General
von Below den Waffenstillstand an und der König genehmigte ihn.)
Die Namen Beseler, Pourtalös, Below kommen im gegenwärtigen
Weltkrieg wieder vor. —? — , . . ' . .
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Hebbel. Friedrich Hebbel Dänemarks Dänemarks Friedrich_von_Noer-
Augnstenburg Friedrich Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Graf_Pourtalös
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Deutschland Frankreich England Belgiens Schleswig-Holstein Kiel Kopenhagen Holstein Schleswig Englands Schweden England Schleswig_Holsteins Schleswig_Holstein
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i
130
Sorgenvoll schaute man nach dem Kronprinzen aus. Dieser hatte bei strömen-
dem Regen einen beschwerlichen Marsch gehabt. Die Näder der Geschähe sanken oft
bis an die Achse in den lehmigen Boden ein. Gegen 2 Uhr stiegen in östlicher
Richtung kleine Nanchwölkchen auf. Der Kronprinz war da. Um 3 Uhr hatte
die Garde den Schlüssel der feindlichen Stellung, die Höhe von Chlum, erstürmt.
Alle weiteren Anstrengungen der Österreicher waren vergeblich. Sie muhten sich
in so trostloser Verfassung zurückziehen, daß Moltke versichern konnte: „Majestät
haben heute nicht nur die Schlacht, sondern auch den Feldzug gewonnen!"
Der König war den ganzen Tag im Sailel und teilte alle Anstrengungen und Ge-
fahren mit seinen Truppen. Als er dem feindlichen Granalfeuer zu nahe kann bat ihn
Bismarck dringend, sich nicht so grober Gefahr auszusetzen. „Ich kann doch nicht davon-
reiten, wenn meine brave Arinee im Feuer steht!" war die Antwort des Königs. Am
Abend traf er den Kronprinzen auf dem Schlachtfelds und schmückte ihn mit dem Verdienst-
orden. An die Köiiigin sandte er folgenden Drahrbericht: „Einen vollständigen Sieg über
die österreichische Armee haben wir heule in einer achtstündigen Schlacht erfochten. Ich
preise Gott für seine Gnade. Der Gouverneur soll Viktoria schieben." Nun ging es
gerade aus Wien los. Bald war das Heer nur noch 20 km davon entfernt; die Wiener
konnten vom Stephansturme schon die preublschen Wachtfeuer sehen.
4. Langenkatr». Während so der Hauptschlag gegen Österreich in Böhmen geführt
wurde, eiilbrannte gleichzeitig ein Krieg im Westen Deutschlands. Bald nach erfolgter
Kriegserklärung rückte der blinde König Georg von Hannover mit seiner Armee nach
Süden, um sich mit den Bayern und Würllembergern zu vereinigen. General Fließ
wurde ihm entgegengeschickt, um ihn aufzuhalten. Es kam zu einem Gefechte bei
Langensalza (21. Juni), worin 9000 Preußen gegen 18000 Hannoveraner kämpften.
Die Hannoveraner siegten; dennoch mubten sie sich am folgenden Tage ergeben, da sie
von allen Seilen von einem nachfolgenden preublschen Heere eingeschlossen wurden.
Die hannöverjchen Soldaten entließ man in die Heuiiat; der König Georg aber begab
sich nach Wien.
5. Mainfetckrug. Gegen die Bayern, Württemberger, Badener und Hessen rückte
Vogel von Falckenstein mit einer Armee heran. Er besiegte die Bayern bei Kissingen
und besetzte dann die alte Bundessladl Frankfurt, später auch Nassau und Oberhessen.
Als er daraus nach Böhmen gerufen wurde, um dort Gouverneur über das eroberte
Land zu werden, übernahm General von Manteuffel den Oberbefehl und besiegte
die süddeutschen Truppen m heißen Gefechten.
6. friecke. Jetzt sah sich der Kaiser von Österreich genötigt, um Waffen-
stillstand zu bitten. Dieser wurde chm im Vorfrieden zu Nikolsburg gewährt. Am
23. August kam der Friede zu Prag zustande. Darin wurde festgesetzt, das;
Schleswig-Holstern, Hannover, Kurhessen, Nassau und Frankfurt a. M.
an Preußen fallen sollten. Österreich mußte aus dem Deutschen Bunde aus-
scheiden. Preußen errichtete nun unter seiner Führung den Norddeutschen Bund.
Die Fürsten und freien Stüdre waren durch Gesandte im Bundesrat vertreten
und das Volk durch seine gewählten Abgeordneten im Reichstage. Bundesrat
und Reichstag berieten die Gesetze. Die Regierungsgeschüfte leitete der Bundes-
kanzler Graf Bismarck. Heer, Flotte, sowie Zoll-, Post- und Telegraphenwesen
waren gemeinsame Angelegenheiten des Bundes. Auf der Grundlage des
Norddeutschen Bundes ist dann später das Deutsche Reich aufgebaut
worden. Der Norddeutsche Bund schloß mit den süddeutschen Staaten ein
geheimes Schutz- und Trutzbündnis, demzufolge der König von Preußen für
den Fall eines Krieges den Oberbefehl auch über alle Truppen der süddeutschen
Staaten erbielt.
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Extrahierte Personennamen: Georg_von_Hannover Georg Mainfetckrug Manteuffel August Graf_Bismarck
Extrahierte Ortsnamen: Viktoria Wien Deutschlands Langensalza Wien Hessen Nassau Oberhessen Nikolsburg Hannover Kurhessen Nassau Frankfurt
1
128
das größte dänische Kriegsschiff, das vom Sunde aus die Dänen unterstützen
sollte, mußte schwer beschädigt das Weite suchen.
4. Übergang nach Allen. Mit dem Rest ihres Heeres zogen sich die
Dänen auf die Insel Alsen zurück. Diese ist durch einen nur schmalen Meeres-
arm vom Festlande getrennt. In der Nacht vom 28. auf den 29. Juni setzten
die Preußen unter Herwarth von Bittenfeld nach Alsen hinüber.
Schon um Mitternacht waren die Regimenter am Strande versammelt, wo 100 Kähne
zur Überfahrt bereitlagen. Das Meer war hier so flach, daß die Soldaten bis an den
Leib ins Wasser gehen mußten, um in die Kähne zu gelangen. Die Patronen waren im
Brotbeutel um den Hals gebunden. Bald nach 2 Uhr schwammen die Kähne geräuschlos
dahin. Ein dichter Nebel verbarg sie den Blicken des Feindes, und ein günstiger Ostwind
ließ anfangs keinen Laut bis zur feindlichen Küste hinüberdringen. Kaum aber bis zur
Mitte gelangt, werden sie von den Dänen bemerkt, und ein furchtbares Kanonenfeuer
wird auf sie gerichtet. Die meisten Kugeln fliegen glücklicherweise über sie hinweg. Hier
und da schlägt eine ins Wasser, sodaß es hoch aufspritzt. Dort wird auch ein Kahn ge-
troffen, und im Nu liegt die ganze Mannschaft im Wasser. Jeder sucht sich, so gut er
kann, durch Schwimmen zu retten.
Mit Hurra stürmen die Krieger das steile Ufer hinan. Wer sich wehrt,
wird niedergemacht. In wenigen Stunden ist die Insel erobert. 3000 Dänen
sind gefangen; die anderen eilen auf ihren Schiffen davon.
5. frieäe. In dem Frieden zu Wien trat Dänemark die beiden Herzog-
tümer Schleswig und Holstein an Österreich und Preußen ab.
b. Dev Deutsche Arieg. *866.
1. Ursache. Die Herzogtümer Schleswig und Holstein wurden anfänglich
von Österreich und Preußen gemeinsam verwaltet. Es kam jedoch bald zu Streitig-
keiten. Österreich wollte in Deutschland herrschen; das konnte es aber nur mit
Hilfe der Kleinstaaten. Daher begünstigte es die Erbansprüche des Herzogs Friedrich
von Augnstenburg auf Schleswig-Holstein. Preußen wollte ihn als Herzog in
Schleswig-Holstein anerkennen, verlangte aber den Oberbefehl über Heer und Flotte
und die Abtretung des Kieler Hafens. Das wollte er nicht bewilligen. 1865
schlossen Österreich und Preußen den Vertrag zu Gastein: Österreich sollte Holstein,
Preußen Schleswig verwalten. Im übrigen behielten beide gleiche Rechte auf
die Herzogtümer. Österreich unterstützte jedoch die Erbansprüche des Augusten-
burgers weiter. Da besetzte Preußen Holstein und forderte den Oberbefehl über
das norddeutsche Heer. Nun beschloß der Bundestag in Frankfurt mit neun gegen
fünf Stimmen den Krieg gegen Preußen. Sofort traten Preußen und die sich
ihm anschließenden Staaten (Mecklenburg, Oldenburg, Braunschweig u. a.) vom
Deutschen Bunde zurück, der damit sein Ende erreichte. Noch einmal bot Preußen
seinen nächsten Nachbarn (Sachsen, Hannover, Kurhessen und Nassau) den Frieden
an, jedoch vergeblich Drei Tage später waren diese Länder von Preußen besetzt.
2. Jn Böhmen. Das österreichische Heer stand in Böhmen unter Benedek. Mit
drei großen Armeen rückten ihm die Preußen entgegen. Die erste befehligte Prinz
Friedrich Kart, die zweite der Kronprinz, die dritte oder Elbarmee General Herwarth
von Bittenseld. Kühn wurde die Grenze überschritten und der Feind bei Hühner-
wasser, Münchengrätz, Gitschin, Nachod, Skalitz und Schweinschädel zurückgeworfen.
Benedek sparte seine Kräfte für einen Hauvtschlag auf.
3. Juli 3. Röniggrälz. 3. Juli 1866. Auf den Höhen zwischen Königgrätz und
1866 Sadowa stand Benedek mit der Hauvtarmee. Der König erhielt am 2. Juli, abends
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Extrahierte Personennamen: Herwarth_von_Bittenfeld Dänemark Friedrich
von_Augnstenburg Friedrich Benedek Friedrich_Kart Friedrich Herwarth
von_Bittenseld Benedek Röniggrälz Benedek
Extrahierte Ortsnamen: Wien Holstein Holstein Deutschland Schleswig-Holstein Schleswig-Holstein Holstein Holstein Frankfurt Mecklenburg Oldenburg Braunschweig Sachsen Hannover Kurhessen Nassau Hühner- Münchengrätz