143. Das deutsche Neich.
161
Mehrmals drangen längs derselben barbarische Völlcer aus
dem Osten in Deutschland ein. Sie entspringt auf dem
Schwärzte aide, durchströmt Bayern, Österreich, Ungarn,
die Türkei und mündet in das schwarze Meer. Die Iller,
der Lech, die Isar, der Inn, die Enns, die Sau
und Drau, die Altmühl, die Nab, der liegen, die
March und die Theifs sind ihre wichtigsten Nebenflüsse.
Ulm, Neuburg, Ingolstadt, Regensburg, Strau-
bing, Pas sau und die österreichischen Städte Linz,
Wien, Presburg und Ofen-Pest liegen an der Donau.
Das Klima Deutschlands ist im Südwesten wegen
der feuchtwarmen Luft, die vom Meere herströmt, am
mildesten. Das Klima des flachen Nordens, über den die
kalten Ostwinde streichen, wird durch die Nähe des Meeres
etwas gemildert. Der Norden ist an Mineralien reicher
als der Süden. In den Thälern des Rheins und seiner
Nebenflüsse, besonders des Alains und der Mosel, gedeiht
ein trefflicher Wein.
Die Bevölkerung Deutschlands ist germanischen Ur-
sprungs, jedoch mit slavischen Elementen vermischt. Sie
zeichnet sich aus durch ein ivarmes Gemüt, durch Freude
an der Dichtung und Musik, durch Arbeitsamkeit, regen
Verstand und Pflege der Wissenschaft.
Zum deutschen Reiche gehören vier Königreiche:
Preussen, Bayern, Württemberg und Sachsen; sechs
Gro fsherzogtümer: Mecklenburg-Schwerin und -Stre-
litz, Oldenburg, Sachsen-Weimar, Hessen-Darmstadt und
Baden; fünf Herzogtümer: Braunschweig, Anhalt,
Koburg-Gotha, Meiningen, Altenburg; sieben Fürsten-
tümer: Schivarzburg-Sondershausen und Rudolstadt, Reufs
ältere, Reufs jüngere Linie, Lippe-Detmold, Lippe-Schaum-
burg und Waldeck; drei freie Städte: Hamburg,
Bremen und Lübeck; das Rcichsland Elsafs-Lothringen.
Diese Staaten bilden einen Bund, als dessen Zwech
die Verfassung des Reiches „Schutz des Bundesgebietes
und des innerhalb desselben gütigen Rechtes, sowie die
Pflege der Wohlfahrt des deutschen Volkesil bezeichnet.
Suche auf der Karte die deutschen Städte Berlin,
Dresden, München, Stuttg art, Schwerin, Neu-
strelitz, Oldenburg, Weimar, Darmstadt, Karls-
ruhe, Braunschweig, Dessau, Gotha, Meinin-
gen, Altenburg, Sondershausen, Rudolstadt,
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238. Der Kurfürst Max Emanuel vor Belgrad.
315
238. Der Kurfürst Max Emanuel von Bayern
vor Belgrad.
1. Max Emanuel, Stern der
Ehre,
Hcldendcgen, stark und kühn!
Ewig bleibt im Bayernheere
Dein Gedächtnis lorbcergrün,
Seit dein Fuß vor Belgarad
In den Staub den Halbmond trat.
2. Morgens um die neunte Stunde
Gab der Held zum Sturm Befehl;
Da erscholl's aus jedem Munde:
„Gott mit uns, Emanuel!"
Antwort gab vom Festungswall
Der Kartaunen Donnerhall.
3. Rot von Blut schon troff die
Erde,
Als man bis zum Graben drang;
Doch der Kurfürst stieg vom Pferde,
Sprang hinab, den Degen blank:
„Braves Bayernblut, mir nach,
Folgt dem Schwert von Wittelsbach!"
4. Klimmt, ob rings der Tod auch
knattert,
Durch den Dampf zum steilen Rand,
Und die Fahne, die da flattert,
Reißt er aus des Fähnrichs Hand;
Mitten durch die Kugelsaat
Zeigt den Seinen er den Pfad.
5. Wohl beimschcin der roten Blitze
Brach manch tapfres Herz hier;
Aber auf des Walles Spitze
Pflanzt der Held sein Siegespanier:
„Belgrad, jetzt bist du mein,
Und das Kreuz zieht mit uns ein!
6. Hui! wie stoben schreekverwundert
Da die Türken, Mann und Roß!
Christensklaven vierzehnhundert
Wurden ihrer Bande los.
„Dankt's dem Herrn; ich trug sein
Schwert;
Doch den Sieg hat Gott besck>ert!
7. Kurfürst Max, gekrönter Sieger,
Dieses war dein Ehrentag;
In der Brust der Bayernkrieger
Schallt noch heut dein Feldruf nach:
„Schwert von Wittelsbach voran,
Und wir folgen Mann für Mann!"
Max Emanuel bestieg im Jahre 1679 den bayerischen Thron.
Die blutigen Türkenkriege (1683—99) und die Kämpfe mit den Fran-
zosen erwarben ihm unsterblichen Ruhm. Als Jüngling von 21 Jahren
focht er heldenmütig in den Reihen der Deutschen vor Wien gegen die
Türken, und verdrängte dieselben in einem mehrjährigen Kampfe mit
dem Beistände der Helden Karl von Lothringen und Prinz
Eugen von Savoyen aus Ungarn. Die größte Tapferkeit aber
bewies er bei der Belagerung und Eroberung der Stadt Belgrad.
Ein Heer von 60000 Mann Reichstruppcn war vor die von den Türken
besetzte Stadt gezogen. Am 6. September 1688 begann der Sturm
unter der Führung Max Emanuels. Die Türken fochten mit dem Mute
der Verzweiflung. Schon hatten die Bayern die erste Bresche erstürmt,
als ein tiefer Graben das Vordringen der Kühnen hemmte. Schnell cnt-
14*
M
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Extrahierte Ortsnamen: Belgrad Belgrad Wittelsbach Wien Ungarn Belgrad
250. Napoleons Sturz. 251. Blücher am Rhein.
327
seines Gebietes und seine Erhebung zu einem Königreiche. Aller-
dings hatte Bayern dafür Napoleon zu allen seinen Kriegen eine
ansehnliche Armee stellen müssen, für den russischen Feldzug 1812
nicht weniger als 30000 Mann. Von diesen sahen nur ca. 2000
die Heimat wieder; die übrigen waren dem Schwerte des Feindes,
die meisten aber dem Hunger und der schrecklichen Kälte in dem
unwirtbaren Lande erlegen.
Noch vor der Leipziger Völkerschlacht hatte sich Bayern am
8. Oktober 1813 durch den Vertrag zu Ried von Napoleon losgesagt und
den Verbündeten angeschlossen. Bei Hanau stellte sich der bayerische
General Wrede dem auf dem Rückzüge begriffenen französischen
Heere entgegen und erschwerte demselben in einem blutigen Kampfe
den Übergang über den Main und die Flucht über den Rhein.
D^s Joch der Fremdherrschaft war gebrochen und Deutschland
von den Franzosen befreit.
In den nun folgenden, auf Frankreichs Boden 1814 und 1815
geführten Kämpfen gegen den gemeinsamen Feind der Ruhe und
Freiheit aller europäischen Völker nahm Bayern ebenso redlichen,
als ruhmvollen Anteil.
250. Napoleons Sturz.
Die verbündeten Fürsten boten Napoleon den Frieden an.
Der Rhein, die Alpen, die Pyrenäen und das Meer sollten die
Grenzen des französischen Königreichs bilden. Aber in seinem
unbegrenzten Hochmute wollte sich Napoleon nichts vorschreiben
lassen, und der Krieg wurde fortgesetzt. In der Neujahrs-
nacht 1814 ging Blücher bei Mannheim und Koblenz mit
seinen Heeren über den Rhein, nachdem das Hauptheer wenige
Tage vorher bei Basel * die französische Grenze überschritten
hatte. Die Verbündeten marschierten nun gegen Paris. Nach
hurzer Gegenwehr ergab sich die Stadt. Alle Anstrengungen
Napoleons, für sich oder seine Familie von der bisherigen
Herrlichkeit etwas zu retten, waren jetzt vergebens; seine eigenen
Marschälle fielen von ihm ab. Er musste für sich und seine
Erben eine vollständige Abdankung unterzeichnen; doch liess man
ihm den Kaisertitel und gab ihm die Insel Elba als souveränes
Fürstentum. Für den unermesslichen Schaden, der besonders
Deutschland zugefügt icar, icurde keine Entschädigung gefordert;
England und Russland wussten dies zu hintertreiben. (Erster
Pariser Friede 1814.) Zur Ordfiung der europäischen Staaten-
verhältnisse wurde ein allgemeiner Kongress nach Wien berufen.
251. Blücher am Rhein.
Die bseere blieben am Rheine steh'n:
Soll man hinein nach Frankreich geh'n?
Man dachte hin und wieder nach;
Allein der alte Blücher sprach:
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Extrahierte Personennamen: Napoleons Napoleon Napoleon Wrede Napoleons Napoleon Napoleon Napoleons
Extrahierte Ortsnamen: Napoleons Rhein Hanau Main Rhein Deutschland Frankreichs Napoleons Rhein Mannheim Koblenz Rhein Basel Paris Napoleons Elba Deutschland England Russland Wien Rhein Rheine Frankreich
253. König Maximilian I. von Bayern (1799—1825). 329
auch jetzt noch als Kaiser. Er starb am 5. Mai 1821. Im
Jahre 1840 wurde seine Asche nach Frankreich gebracht.
- Nach der Schlacht von Waterloo zogen die Verbündeten
zum zweiten Male nach Paris. Ludwig Xviii. wurde zurück-
geführt und der zweite Pariser Friede geschlossen (1815).
Diesmal verfuhren die Alliierten nicht so nachsichtig gegen
Frankreich wie das erste Mal. Es mußte einen großen Teil
des linken Rheinufers an Deutschland abtreten, 700 Millionen
Franken Kriegsentschädigung zahlen und alle geraubten Kunst-
schätze, welche während der Kriege nach Paris geschleppt wurden,
herausgeben.
233. König Maximilian I. von Bayern (1799—1825).
M a x i m i l i a n I o se p h, geboren am 27. Mai 1756, war
zuerst Herzog von Pfalz-Zweibrücken. Durch den Tod
des kinderlosen Kurfürsten Karl Theodor erbte er 1799
Pfalz-Bayern und erhielt 1806 die Königswürde. Als
Kurfürst regierte er von 1799 bis 1806 und als König
von 1806 bis 1825. Es war eine schwere Zeit, in welcher
er die Regierung antrat. Seine rheinischen Erblande waren
schon in den 1790er Jahren, besonders aber 1792 bis 1794
der Kriegsschauplatz deutscher und französischer
Heere geworden. Sie wurden abwechselnd verloren itnb
wieder gewonnen, blieben aber endlich in den Handen der
Franzosen und wurden mit dem ganzen linken Rhcinnfer
förmlich an Frankreich abgetreten; die rechtsrheinische Pfalz
aber fiel an Baden. Zur Entschädigung erhielt Bayern
den größten Teil der ehemaligen Herzogtümer Franken
und Schwaben, namentlich die Fürstbistümer W ü r z b u r g,
Bamberg, Eichstädt und Augsburg. Nach mannig-
faltigen Wechseln, in denen Bayern 1805 gegen Abtretung
von Würzburg durch Tirol, Vorarlberg und die Markgraf-
schaft Burgan in Schwaben, 1806 gegen Abtretung des
Herzogtums Berg am Niederrhein durch die Markgrafschaft
Ansbach und durch mehrere Fürstentümer, Grafschaften und
Reichsstädte, und 1809 nach dem Kriege gegen Österreich
durch Salzburg, das Jnnviertel und diö Markgrafschaft
Bayreuth vergrößert worden war, erhielt auch Bayern
durch den Wiener Kongreß seinen heutigen, Umfang. Tirol
und Vorarlberg, Salzburg re. fielen an Österreich zurück;
dagegen wurden Würzburg und Aschaffenburg, die
ehemals fuldaischen Ämter Hammelburg, Brückenau
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Extrahierte Personennamen: Maximilian_I._von_Bayern Maximilian_I. Ludwig_Xviii Ludwig Maximilian_I._von_Bayern Maximilian_I. Karl_Theodor Karl
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Paris Frankreich Rheinufers Deutschland Paris Frankreich Baden Schwaben Bamberg Vorarlberg Schwaben Herzogtums_Berg_am_Niederrhein Markgrafschaft
Ansbach Salzburg Jnnviertel Vorarlberg Salzburg Aschaffenburg
255. Maximilian Ii., König von Bayern (1848—1864). 333
berg, Regensburg und Speier. Dabei wurden auch die
Armen und Notleidenden, die von Feuersbrunst und
Überschwemmung Heimgesuchten in keinem Teile des
Landes vergessen.
Im Jahre 1848 entsagte er dem Throne und über-
gab die Regierung am 20. März seinem Sohne, dem
Kronprinzen M a x i m 1 i a n. Die königlichen Worte, welche
er hei dieser Gelegenheit an die Bayern richtete, lauten:
„Bayern! Ich lege die Krone nieder zu Gunsten meines
geliebten Sohnes, des Kronprinzen Maximilian. Treu
der Verfassung regierte ich; dem Wohle des Volkes war
mein Leben geweiht; — als wenn ich eines Freistaates
Beamter gewesen, so gewissenhaft ging ich mit den Staats-
geldern um. Ich kann jedem offen in die Augen sehen. —
Ünd nun meinen tiefgefühlten Dank allen, die mir an-
hingen. Auch vom Throne herabgestiegen, schlägt glühend
mein Herz für Bayern, für Deutschland!“
Auch nach seiner Thronentsagung hat seine wohl-
thätige Hand Millionen ausgestreut, um menschlichen
Jammer zu lindern. Tief erschütternd drang daher auch
die Kunde von seinem Tode in aller Herzen. Er hat
am 29. Februar 1868 in Nizza, unter Italiens heiterm
Himmel, wo er Kräftigung seiner Gesundheit gesucht
hatte, sein grosses, an schönen Thaten reiches Leben
beschlossen. — Von Nizza wurde die Leiche König Lud-
wigs I. nach München gebracht und ruht dort in der
von ihm erbauten Bonifaziuskirche.
255. Maximilian Il, König von Bayern (1848—1804).
Maximilian Ii., geb. 28. November 1811, bestieg den Thron
seines Vaters mit folgender Ansprache an sein Volk: „Bayern!
Mein vielgeliebter Vater und König hat geruht, mir die Krone
zu übertragen. — Tief ergriffen fühle ich das ganze Gewicht
der Verpflichtungen, das er mir auferlegt. In einer Zeit besteige
ich den Thron, die mit ihren großen Anforderungen das Ju-
und Ausland mächtig bewegt. Auf Gottes allmächtigen Schutz
vertraue ich und auf meinen redlichen Willen, dieser Zeit Gebot
zu verstehen und zu vollbringen. Wahrheit will ich in allem,
Recht und gesetzmäßige Freiheit auf dem Gebiete der Kirche, wie
des Staates. Auf der Bayern Treue hoffe ich, aus die seit
Jahrhunderten bewährte Liebe zu ihrem Fürsten. Bayern, steht
mir bei in meinem festen Vorhaben, Euch auf die Stufe zu er-
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Extrahierte Personennamen: Maximilian_Ii Maximilian Maximilian Maximilian Maximilian_Il Maximilian Maximilian_Ii Maximilian
Extrahierte Ortsnamen: Bayern Regensburg Bayern Deutschland Nizza Italiens Nizza Bayern
316
238. Der Kurfürst Max Emanuel vor Belgrad.
schlossen, schwang Max den Degen, und mit dem Rufe: „Bayern, mir
nach!" sprang er mutig in die Tiefe. Begeistert folgten ihm die Seinen.
Nach kurzer Gegenwehr der Türken, waren die Pallisaden durchbrochen
und die Walle erobert. Max Emanuel nahm mit eigener Hand die
Hauptfahne der Türken weg, die noch heute in der Hauptkirche zu
München aufbewahrt wird. Todcsschrecken ergriff die Türken, und im
Verlaufe von zwei Stunden war Belgrad in den Händen Max Emanuels.
Max Emanuel blieb aber nicht immer der Bundesgenosse Österreichs.
In dem zwischen diesem und Frankreich 1701 ausgebrochenen spanischen
Erbfolgekriege war er, durch Versprechungen von letzterem gewonnen,
auf die Seite Frankreichs getreten und hatte damit eine schlimme Wahl
getroffen. Ein großes österreichisches und ein englisch-holländisches Heer
ruckten in Bayern ein und schlugen die vereinigte bayerische-frauzösische
Armee 1704 bei Höchstädt (unweit Donauwörth) so entscheidend, daß
Max Emanuel gezwungen war, mit den Trümmern seines aufgelösten
Heeres über den Rhein zu fliehen.
Bayern war nun den Siegern wehrlos preisgegeben, und diese
begannen in demselben mit fürchterlicher Härte zu schalten. Bis auf
Miinchen mit einem kleinen Gebiete kam das Land unter österreichische
Administration, welche Bürger und Bauern unerschwingliche Lasten auf-
erlegte. Endlich sollten auch noch 12000 junge Bayern für Österreich
ausgehoben werden. Als die Jünglinge sich nicht auf den Musterplätzcn
einfandcn, wurden sie nachts überfallen, aus den Betten gerissen und
bei herbstlicher Kälte, nur halb bekleidet, auf Wägen gefesselt nach Tirol
geführt. Damit war das Maß der Verzweiflung voll, und es brach der
Aufstand gegen die Unterdrücker aus. „Lieber bayerisch sterben, als
kaiserlich verderben!" war das Losungswort der Vaterlandsverteidigcr,
die sich nun in hellen Scharen sammelten vom bayerischen Walde bis
zu den Alpen. Plinganser und Me in dl, zwei Studierende der
Universität Ingolstadt, und Hofmann, ein Wachtmeister der aufgelösten
bayerischen Arinee, wurden ihre begeisterten Führer.
Die Landcsvertcidigcr aus dem bayerischen Hochland wollten sich
der Hauptstadt München bemächtigen. Ein Verräter aber hatte diesen
Plan den Feinden mitgeteilt. Als die Hochländer in der Christnacht
den Sturm auf die Stadt begannen, fanden sie sich zwischen zwei tod-
und verderbenbringenden feindlichen Feuern. Blutend und kämpfend
ziehen sie sich gegen Sendling zurück. Dort starben die letzten den Tod
fürs Vaterland — kaum einer blieb übrig, uni die Kunde davon in die
Heimat zu bringen.
Wenige Tage später, am 8. Januar 1706, bei Aidenbach in der
Nähe von Vilshofen, erfolgte der letzte Kampf mit unglücklichem Ausgange.
Mcindl und Plinganser, die letzten auf dem Schlachtfelde, verließen das
unglückliche Vaterland, über welches nun ein schreckliches Strafgericht
hereinbrach; Hofmann, der in Gefangenschaft gefallen war, wurde
gevierteilt.
Jahrelang schmachtete Bayern noch unter dem Druck seiner harten
Feinde. Endlich 1714 erlöste es davon der Rastatter Friedensschluß.
Durch denselben erhielt der geächtete Kurfürst Max Emanuel, der meist
von der Gnade des Königs von Frankreich in den Niederlanden gelebt
hatte, Bayern wieder zurück.
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Extrahierte Ortsnamen: Belgrad Belgrad Frankreich Frankreichs Donauwörth Rhein Aidenbach Vilshofen Frankreich Niederlanden Bayern
822
245. Andreas Hofer.
tragen. Durch innere Zwietracht und machtlose Vielherrschaft
war es schon längst zum Schatten seiner einstigen Größe herab-
gesnnken. — (Von Karl dem Großen bis ans Franz Ii. hatten
56 Kaiser regiert.)
Franz Ii. nahm jetzt den Titel Franz I., Kaiser von Österreich
an. Er wurde von seinen Unterthanen wie ein Vater verehrt.
Nachdem Napoleon Österreich geschwächt und durch den
Rheinbund den Zusammensturz des deutschen Reiches herbei-
geführt hatte, stand fast nur noch Preußen unangefochten da.
König Friedrich Wilhelm Iii.*) suchte seinem Volke das
Glück des Friedens zu erhalten, obgleich er von Napoleon auf
das übermütigste zum Kriege herausgefordert wurde. Empört
über mehrere Ungerechtigkeiten, erklärte Friedrich Wilhelm endlich
m Frankreich den Krieg. In den Schlachten bei Jena (14.
Oktober 1806) und bei Friedland (14. Juni 1807) siegten jedoch
die Franzosen über die verbündeten Heere der Preußen und
Russen, und Preußen verlor durch den Tilsiter Frieden (9. Juli
1807) fast die Hälfte seiner Länder. Aus preußischen, braun-
schweigischen, hannöverschen und hessischen Gebieten bildete
Napoleon ein neues Königreich, Westfalen, mit der Haupt-
stadt Kassel, und setzte darüber seinen Bruder Hieronymus
als König.
245. Andrea« Hofer.
Zu Mantua in Banden
Der treue Hofer war;
In Mantua zum Tode
Führt ihn der Feinde Schar;
Es Mutete der Brüder Herz,
Ganz Deutschland, ach! in Schmach
und Schmerz,
Mit ihm das Land Tirol.
Die Hände auf dem Rücken
Der Sandwirt Hofer ging
Mit ruhig festen Schütten;
Ihm schien der Tod gering,
De»’ Tod, den er so manchesmal
Vom Iselberg geschickt ins Thal
Ivi heivgen Land Tirol.
Doch als aus Kerkergittern
Im festen Mantua
Die treuen Waffenbrüder
Die Händ' er strecken sah,
Da rief er laut: „ Gott sei mit euch!
Mit dem verratnen deutschen Reich
Und mit dem Land Tirol!“
Dem Tambour will der Wirbel
Nicht unterm Schlägel vor,
Als nun der Sandivirt Hofer
Schritt durch das finstre Thor;
Der Sandivirt noch in Banden frei,
Dort stand er fest auf der Basteif),
Der Mann vom Land Tirol!
Dort soll er niederknieen ;
Er sprach: „Das thu' ich nit!
Will sterben, me ich stehe,
Will sterben, wie ich stritt,
So wie ich steh auf dieser Schanz!
Es leb' mein guter Kaiser Franz,
Mit ihm das Land Tirol!“
Und von der Hand die Binde
Nimmt ihm der Korporal,
Und Sandwirt Hofer betet
Allhier zum letzten Mal;
Dann ruft er: „Nun, so trefft mich
recht!
Gebt Feuer! — Ach, wie schiefst
ihr schlecht!
Ade, mein Land Tirol!
*) Vater des deutschen Kaisers Wilhelm I.
f) Bollwerk ausser dem Hauptwalle einer Festung.
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Extrahierte Ortsnamen: Rheinbund Frankreich Jena Friedland Westfalen Kassel Mantua Mantua Deutschland Mantua
161. Thüringen.
219
Die Hauptstadt des Landes ist Dresden an der
Elbe, das „deutsche Florenz“, mit berühmten Kunst-
schätzen. Meissen ist durch sein Porzellan, Leipzig
durch seine Schlachtfelder, seine Messen und seinen
Buchhandel berühmt. Chemnitz und Glauchau sind
bedeutende Fabrikstädte. Die Umgebung von Zwickau
ist reich an Steinkohlen. Freiberg treibt bedeutenden
Bergbau.
Der südwestliche Teil Sachsens heisst das „Voigt-
land", der südöstliche „Lausitz“. Im Voigtlande
liegt das gewerbthätige Plauen, in der Lausitz
Herren hüt.
161. Thüringen.
Die vier sächsischenherzogtümer und die schwarz-
burgischen und reußischen Fürstentümer.
In der Mitte von Deutschland liegt Thüringen, ein
Landstrich, wozu das Großherzogtum Sachsen-Weimar, die
Herzogtümer Sachsen-Koburg-Gotha, Sachsen-Altenburg
und Sachsen-Meiningen, die Fürstentümer Schwarzburg-
Sondershausen und Schwarzburg-Rudolstadt gehören. Thü-
ringen, dessen Mittelpunkt das darnach benannte Gebirge, der
Thüringerwald, bildet, hat gar fruchtbare und gewerbfleißige
Gegenden mit schönen, wenngleich nicht sehr großen Städten,
wovon die vorzüglichsten zugleich fürstliche Residenzen sind:
so Weimar im Großherzogtum Sachsen-Weimar, Gotha
und Koburg im Herzogtum Sachsen-Koburg-Gotha, Mei-
ningen im Herzogtum Sachsen-Meiningen, und Alten-
burg im Herzogtum Sachsen-Altenburg.
In Weimar haben die berühmten deutschen Dichter
Goethe, Schiller, Herder und Wieland gelebt. Koburg
zeichnet sich durch seine freundliche Lage, Gotha durch seine
wertvollen Sammlungen aus. (Gothaer Würste.)
Auch die preußische Stadt Erfurt liegt in Thüringen,
gerade in der Mitte zwischen Gotha und Weimar.
Die Besitzungen der Fürsten von Schwarzburg bestehen
aus zwei getrennten Stücken Landes, wovon das eine:
Schwarzburg-Sondershausen, mehr nördlich, von
der preußischen Provinz Sachsen eingeschlossen, liegt, das
andere: Schwarzburg-Rudolstadt, weiter südlich, um-
geben von den sächsischen Herzogtümern.
10*
TM Hauptwörter (50): [T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
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148. Das bayerische Frankenland.
803 >
und damit auch die Oberpfalz an die pfälzisch-wittelsbachische
Linie und zwar an Kurfürst Karl Theodor aus der pfalz-sulz-
bachischen Nebenlinie. Karl Theodor, Pfalzgraf von Sulzbach,
hatte 1742 auch die Rheinpfalz mit der Kurwürde geerbt und
vereinigte so unter seinem Zepter fast alle Besitzungen des
Hauses Wittelsbach unter dem Namen „Kurpfalzbayern".
Die napoleonischen Kriege am Ende des vorigen und
Anfang des gegenwärtigen Jahrhunderts brachten der Oberpsalz
wieder schwere Geschicke. Im August 1796 bezeichneten die in
Deutschland eingefallenen französischen Heere ihr Vordringen
bis an die Nab mit Gewaltthat und Raub. Zunächst wurden
der Stadt Sulzbach nach vorausgegangener Plünderung un-
erschwingliche Forderungen auferlegt, hierauf den Städten
Amberg und Neumarkt das gleiche Schicksal bereitet. In
20 Tagen erlitt die Oberpfalz durch die raubgierigen, gewalt-
samen Feinde an Geldkontributionen, Kassenraub, Requisi-
tionen von Lebensmitteln, Fourage, Fuhrwerk, Bekleidungs-
gegenständen, Brandschaden, ungerechnet der Schädigung durch
Erpressungen, Plünderung und Verwüstung einen Schaden von
mehr als 8 Millionen Gulden (über 13 Millionen Mark).
Mit Schluß des 18. Jahrhunderts ward für die ver-
einigten Herzogtümer der oberen Pfalz und Sulzbach als
oberste Verwaltungsbehörde eine „Landesdirektion" in Am-
berg eingesetzt.
Bei der 1810 vorgenommenen Kreiseinteilnng Bayerns
wurde aus der Oberpfalz und dem mit Regensburg an
Bayern gefallenen Territorium der „ Regen kr eis " gebildet,
für denselben die Kreisregierung in Regensburg errichtet, die
Landesdirektion in Amberg aber aufgelöst. Mit der im
Jahre 1838 ins Leben getretenen teilweisen Veränderung und.
und Neubenennnng der Kreise kam an die Oberpfalz der seit
1817 zum Unterdonaukreis gehörige Bezirk Cham wieder
zurück und erhielt der also vergrößerte ehemalige Regenkreis
den seiner gesonderten geschichtlichen Entwicklung entsprechenden
Namen „Oberpfalz und von Regensburg".
148. Das bayerische Frankenland.
Das Frankenland ist ein Teil des Königreiches Bayern
und umfaßt die Regierungsbezirke Ober-, Mittel- und
Unterfranken.
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land]]
TM Hauptwörter (100): [T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe]]
TM Hauptwörter (200): [T93: [Bayern Baden Hessen Württemberg Königreich Sachsen Franken Schwaben Land Rhein], T70: [Stadt Donau München Stuttgart Neckar Nürnberg Ulm Schloß Augsburg Regensburg], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind]]
Extrahierte Personennamen: Karl_Theodor Karl Karl_Theodor Karl August
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157. Norddeutschland.
157. Norddeutschland.
Der größte Teil des Königreichs Preußen liegt in der
norddeutschen Tiefebene. Gebirgig sind der Süden und Westen,
wo sich Teile der mitteldeutschen Gebirgsachse: die Sudeten,
das Riesengebirge, der Thllringerwald, der Taunus, der Huns-
rück, dann Gebirge erheben, welche diesen vorgelagert sind, wie
der Harz, der Teutoburgerwald, das Siebengebirge, der Wester-
wald und die Eifel. Im Nordosten steigt der baltische Land-
rücken, der von vielen kleinen Seen bedeckt ist, zu 300 m
Höhe an.
Der nördliche Teil Preußens wird von der Nord- und
Ostsee bespült. Sämtliche deutsche Ströme: die Donau, der
Rhein, die Ems, die Weser, die Elbe, die Oder und die Weichsel
bewässern preußisches Gebiet. Die Weichsel, die Oder und die
Elbe sind durch Kanäle verbunden. Eine liebliche Gruppe
bilden mehrere von der Havel durchströmte Seen. Preußen
ist ein in vielfacher Beziehung gesegnetes Land. Reiche Stein-
kohlenlager finden sich in Schlesien, in der Rheinprovinz und
in Westfalen, viele Braunkohlen in der Provinz Brandenburg,
Bernstein an der Ostseeküste; viel Salz gewinnt man ini
Saalegebiet, vortreffliches Eisen in der Rheinprovinz. An
Mineralquellen ist die Provinz Hessen-Nassau reich. (Wiesbaden,
Homburg, Eins, Selters.)
Die Marschländer im Norden (Schleswig-Holstein), sowie
die Gegenden, wo Vw Tiefebene den Fuß der Gebirge berührt
(goldene Ane iu Westen der Provinz Sachsen), erzeugen viel
Getreide. In Schlesien und Westfalen wächst ausgezeichneter
Flachs. Die Thalgelände des mittleren Rheins, besonders des
Rheingaues zwischen Mainz und Bingen, sind durch ihre
köstlichen Weine (Rüdesheimer, Johannisberger, Geisenheimer re.)
berühmt. Schleswig-Holstein und Ostpreußen züchten vortreff-
liche Pferde (Trakehner Hengste), Schlesien und Sachsen viele
Schafe. In Pommern mästet man Gänse von seltener Größe.
In vielen Provinzen Preußens herrscht ein reges Fabrik-
leben. Schlesische und westfälische (Bielefelder) Leinwand,
rheinische (Crefelder) Seidenstoffe, westfälische, schlesische und
sächsische Baumwollenwaren sind gesucht. Preußische Eisen-
und Stahlfabrikate (Suhl, Solingen, Essen) werden nach
allen Erdteilen versendet.
Das Königreich Preußen umfaßt 9 ältere Provinzen:
Ostpreußen, Westpreußen, Posen, Schlesien, Brandenburg,
Sachsen, Pommern, Westfalen, die Rheinprovinz und 3 Pro-
vinzen, welche erst seit dem Jahre 1866 Bestandteile des
preußischen Staates bilden: Hessen-Nassau, Hannover und
Schleswig-Holstein. Hiezu kommt das ehemalige Fürstentum
Hohenzollern im Stromgebiete der Donau.
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land]]
TM Hauptwörter (100): [T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau]]
TM Hauptwörter (200): [T44: [Preußen Polen Brandenburg Provinz Land Schlesien Sachsen Pommer Friedrich Schweden], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T36: [Rhein Mosel Lahn Mainz Stadt Bingen Taunus Bonn Main Ufer], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß]]