Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Berufsbildung
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): evangelisch-lutherisch
No. 151.
Geschichte.
307
14 000 Mann unter dem Oberbefehl des Prinzen Alexander von Hessen
als ein Teil des achten Bundesarmeeeorps aus. Auch besetzte eine
Truppenabteilung die hohenzollerischen Fürstentümer. Die große Ent-
scheidung erfolgte aber auf den böhmischen Schlachtfeldern zu Ungunsten
Österreichs, und auch die Gefechte, an denen sich die Württembergischen
Truppen beteiligten, namentlich das bei Tauberbischofsheim am 24. Juli,
waren für Preußen siegreich. Infolge dessen wurde der Nordosten des
Landes von Preußen besetzt und hierauf (im Frieden zu Nikolsburg)
Württemberg zur Anerkennung des norddeutschen Bundes und zur Zah-
lung von acht Millionen Gulden (ca. 14 Millionen Mark) verpflichtet.
Gleichzeitig wurde ein zunächst noch geheimgehaltenes Schutz- und Trutz-
bündnis mit Preußen abgeschlossen, wonach im Falle eines Krieges
der Oberbefehl über die Württembergischen Truppen dem König von
Preußen übertragen werden sollte.
Dieser Fall trat ein, als Deutschland im Juli 1870 in über-
mütigster Weise von Frankreich zum Krieg herausgefordert wurde.
Mit freudiger Begeisterung zogen die Württemberger unter Führung
des preußischen Kronprinzen in den Kampf. Rühmlichen Anteil nahmen
sie an den Schlachten bei Wörth und Sedan. Ruhmvolle Tage waren
der 30. November und der 2. Dezember, an welchen die württem-
bergischen Truppen bei Brie und Champigny den in zehnfacher Über-
zahl aus Paris ausfallenden Franzosen den tapfersten und erfolgreichsten
Widerstand leisteten. Freilich erforderten diese glänzenden Wastenthaten
zugleich auch die schwersten Opfer. Im ganzen haben von Württem-
bergern etwa 30 000 Mann die französische Grenze überschritten. Ihr
Verlust an Toten und Verwundeten beziffert sich auf ungefähr 2700,
eine Zahl, die fürwahr unsere Herzen noch jetzt mit tiefem Schmerz
erfüllen muß.
Dem deutschen Reiche, das aus dem blutigen Kriege neu erstand,
war König Karl treu ergeben. Er starb am 6. Oktober 1891; seine
irdischen Überreste wurden in der Kapelle des alten Schlosses in Stutt-
gart beigesetzt.
Seinen Thron hinterließ König Karl seinem Neffen, König
Wilhelm Ii. Derselbe ist am 25. Februar 1848 geboren und in
zweiter Ehe mit Charlotte, Prinzessin von Schaumburg-Lippe, ver-
mählt. Gott segne auch seine Regierung, damit wie bisher so auch
fernerhin in unsrem Lande gelte: „Hie gut Württemberg allwege!"
' Eisele.
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Wilhelm_Ii Wilhelm Gott Eisele
Extrahierte Ortsnamen: Tauberbischofsheim Nikolsburg Württemberg Deutschland Frankreich Wörth Sedan Paris Stutt-
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318
Bürgerkunde.
No. 155. 156.
Hier sind die starken Wurzeln deiner Kraft;
Dort in der fremden Welt stehst du allein,
Ein schwankes Rohr, das jeder Sturm zerknickt.
Nach Deimling.
156. Keichs- und Landesverfassung.
1. 9!eichsvcrfassung. Das deutsche Reich ist ein Bundesstaat zum
Schutze des Bundesgebietes und des innerhalb desselben gültigen Rechtes,
sowie zur Pslege der Wohlfahrt des deutschen Volkes. Das Bundesgebiet
besteht aus folgenden 25 Staaten: den 4 Königreichen Preußen, Bayern,
Sachsen, Württemberg; den 6 Großherzogtümern Baden, Hessen, Mecklenburg-
Schwerin, Mecklenburg-Strelitz, Sachsen-Weimar, Oldenburg; den 5 Herzog-
tümern Braunschweig, Sachsen-Meiningen, Sachsen-Altenburg, Sachsen-
Koburg-Gotha, Anhalt; den 7 Fürstentümern Schwarzburg-Rudolstadt,
Schwarzburg-Sondershausen, Waldeck, Reuß älterer Linie, Renß jüngerer
Linie, Schaumburg-Lippe, Lippe; den 3 freien Städten Hamburg, Bremen
und Lübeck; dazu kommt noch das Reichsland Elsaß-Lothringen.
Die R e i ch s g e s e tz g e b u n g wird ausgeübt durch den Bundesrat und
den Reichstag. Reichsgesetze gehen den Landesgesetzen vor: Reichsrecht bricht
Landesrecht.
Durch die Gesetzgebung des Reiches werden im ganzen deutschen Reich
einheitlich folgende Angelegenheiten geregelt: 1. das Landheer und die Kriegs-
marine, 2. die auswärtigen Angelegenheiten, d. h. die Beziehungen zu den
andern Staaten, 3. die inneren Angelegenheiten, nämlich hauptsächlich Frei-
zügigkeit, Paßwesen, Presse, Gewerbebetrieb, Auswanderung, Arbeiterversiche-
rung, 4. das Instizwesen, 5. die Reichsfinanzen, die Zoll- und Handelsgesetz-
gebung, 6. das Post- Telegraphen- und Eisenbahnwesen. Württemberg hat
sich jedoch in Bezug ans das Militär- Eisenbahn- Post- und Telegraphen-
wesen und ans die Besteuerung von Wein und Bier Sonderrechte vorbehalten.
Die oberste Reichsgewalt ruht bet dem Kaiser, dem Bundesrat
mnd dem Reichstag. Der König von Preußen ist Reichsoberhaupt und führt
den Titel „Deutscher Kaiser". Er vertritt das Reich dem Ausland
gegenüber, erklärt im Namen des Reichs Krieg und schließt Frieden, geht
uach Zustimmung des Bundesrats und Reichstags Bündnisse und andere
Verträge mit fremden Staaten ein, empfängt und beglaubigt Gesandte, führt
den Oberbefehl über die Land- und Seemacht im Krieg und Frieden, beruft,
.eröffnet, vertagt und schließt den Bundesrat und den Reichstag, ernennt und
entläßt die Reichsbeamten, verkündigt die Reichsgesetze und überwacht deren
Ausführung. Zur Erklärung des Kriegs im Namen des Reichs ist die Zu-
stimmung des Bundesrats erforderlich; erfolgt aber ein Angriff auf das
Bundesgebiet, so kann der Kaiser allein den Krieg erklären.
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252
Geschichte.
No. 130.
seits waren zwei auswärtige Könige Mitglieder des Bundes, nämlich
der König von Dänemark als Herzog von Holstein und der der Nieder-
lande als Großherzog von Luxemburg; überdies war bis zum Jahr
1837 der König von Hannover zugleich König von England. Bei
dieser Zusammensetzung war von vornherein zu erwarten, daß der
Bund nicht eben viel leisten werde, zumal da für die wichtigsten Be-
schlüsse Einstimmigkeit erfordert wurde. Und so ist es denn auch ge-
kommen: Nichts geschah für die Sicherheit der deutschen Grenzen; schutz-
los stand der Deutsche im Ausland da; schutzlos waren die deutschen
Handelsschiffe, die alle Meere befuhren; kam es doch im Frühjahr 1817
vor, daß fast im Angesicht der deutschen Küste deutsche Schiffe von
Seeräubern ans Tunis weggenommen wurden.
Ebensowenig ist es dem Bunde gelungen, die Zollschranken zu be-
seitigen, die zwischen den einzelnen deutschen Ländern bestanden und
Handel und Verkehr belästigten und verteuerten. Diese Aufgabe ist
vielmehr ohne Zuthun des Bundes durch den deutschen Zollverein
gelöst worden, der unter Preußens Führung 1833 abgeschlossen wurde
und mit der Zeit den größten Teil des heutigen Deutschlands zu einem
Zollgebiet vereinigte, so daß nunmehr der Kaufmann seine Waren von
Königsberg bis Friedrichshasen ohne Zoll versenden konnte. Der Ver-
kehr, dem damit freie Bahn geschaffen war, wurde aus ganz ungeahnte
Weise gesteigert durch die Erfindung der Eisenbahn (1814) und
des Telegraphen (1833), wozu neuestens das Telephon getreten
ist. Zugleich wurde auf dem Gebiete des gewerblichen Lebens die
Dampfkraft zum Betrieb unzähliger Fabriken ausgenützt.
Die deutschen Mittel- und Kleinstaaten erhielten größtenteils nach
dem Sturz der französischen Fremdherrschaft Verfassungen, die
dem Landesherrn eine Volksvertretung zur Seite stellten, so Württem-
berg 1819 unter König Wilhelm I. In Preußen erhielt 1823 jede
einzelne Provinz ihren Landtag; erst 1817 traten dann diese Pro-
vinzialstände zu einem vereinigten Landtag in Berlin zusammen. Der
Kaiser von Österreich aber, beraten vom Fürsten Metternich, regierte
bis 1818 unumschränkt.
Deutschland von 1848—1851.
Als im Jahre 1830 die Julirevolution in Paris den fran-
zösischen König Karl X stürzte und an seiner Statt seinen Vetter Ludwig
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Geschichte.
No. 130. 131.
geheim mit Preußen zu Schutz und Trutz. Die Verträge wurden 1867
während des luxemburgischen Handels veröffentlicht. Das Groß-
herzogtum Luxemburg hatte zwar zum deutschen Bunde gehört, war
aber zum Eintritt in den norddeutschen Bund nicht aufgefordert worden;
denn Großherzog von Luxemburg war der König der Niederlande, und
einen fremden Fürsten wollte man nicht wieder im Bunde haben. Um
nun doch wenigstens eine kleine Erwerbung aufweifen zu können, kam
Napoleon auf den Gedanken, dem niederländischen König das Groß-
herzogtum abzukaufen. In Deutschland aber wollte man nichts davon
hören, daß ein deutsches Lündchen, dessen Hauptstadt bisher als deutsche
Bundesfestung eine preußische Besatzung hatte, von Frankreich ver-
schlungen werden sollte. Damit nun alle Welt wisse, daß ein fran-
zösischer Angriff Deutschland einig finden würde, wurden die Bundes-
verträge bekannt gemacht. Napoleon verzichtete auf die Erwerbung
Luxemburgs; Preußen aber zog seine Besatzung zurück, und die Festungs-
werke wurden abgetragen. — Diese Verträge waren das eine Band
zwischen Nord und Süd; das andere war der Zollverein, der 1867
erneuert wurde. Für seine Angelegenheiten wurde ein Zollbundesrat
gebildet, und 1868 trat in Berlin ein Zollparlament zusammen, zu
dem ganz Deutschland seine Abgeordneten schickte. — So war die
Einigung Deutschlands vorbereitet; vollendet wurde sie durch den Krieg,
den im Juli 1870 die Franzosen vom Zaune brachen. Th. Knapp.
131. Das Jahr 1848.
1. ^ie Revolution, welche im Februar 1848 in Frankreich ausbrach,
versetzte auch die Gemüter in Deutschland in große Aufregung. König
Friedrich Wilhelm Iv von Preußen hatte schon im Jahre 1847 aus den
Provinzialständen einen vereinigten Landtag für den ganzen Staat gebildet
und demselben bei Steuerfragen eine entscheidende, bei der Gesetzgebung eine
beratende Stimme eingeräunit. Infolge der politischen Bewegung, die von
Frankreich ausging, wurde auch er durch Schriften und Abgesandte aus allen
Teilen des Landes gedrängt, seinem Volke eine noch freiere Verfassung zu
geben. Er entschloß sich dazu und erließ am 18. März ein Patent, welches
diese Wünsche befriedigte, und in welchem er außerdem versprach, auf die
Umbildung des deutschen Bundes in einen einheitlichen, kräftigen Bundesstaat
hinzuwirken. Die Menge war freudig erregt und strömte an dem genannten
Tage vor das Schloß in Berlin, um dem König eine tausendstimmige, be-
geisterte Huldigung darzubringen. Bald ertönte aber auch, da alle Eingänge
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Geschichte.
253
Philipp, Herzog von Orleans, auf den Thron erhob, da riefen die
Franzosen laut nach der Rheingrenze; die Rheinpfalz, Rheinhesfen,
Rheinpreußen, lauter Länder, die Frankreich am Ende des vorigen
Jahrhunderts von Deutschland losgerissen und erst nach dem Sturz
Napoleons I zurückgegeben hatte, sollte ihnen ihr neuer König verschaffen.
Der Friede blieb damals erhalten, weil sich Ludwig Philipp selbst vor
einem Kriege fürchtete; aber 1848 wurde er durch die Februar-
revolution vom Throne vertrieben und Frankreich in eine Republik
verwandelt. Jetzt redeten die Franzosen noch lauter von einem Krieg
mit Deutschland; und es zeigte sich wieder wie vor 18 Jahren, daß
Deutschland in seiner Zerrissenheit nicht fähig gewesen wäre, seine
Grenzen gegen den unruhigen Nachbar zu schützen. Wie unsicher man
sich besonders in Süddentschland fühlte, das beweist am deutlichsten der
Franzosenfeiertag (25. März 1848), wo in Württemberg alles rannte
und rettete und flüchtete, als wären die Franzosen schon über den
Rhein und den Schwarzwald herübergekommen. Deshalb verlangte
man dringend nach Einheit, damit in Zukunft Deutschland einem
fremden Angriff getrost entgegensehen könne. Andererseits verlangte
man nach Freiheit: Preßfreiheit, Versammlungsfreiheit, Gewissens-
freiheit, Auswandernngsfreiheit, Freizügigkeit, durch ganz Deutschland
hindurch, Schwurgerichte, Aufhebung der Standesvorrechte, Befreiung
von den mancherlei Lasten, die neben den Staats- und Gemeinde-
steuern auf Grund und Boden lagen, nämlich von Zehnten und andern
Abgaben sowie von Fronen, d. h. von unentgeltlichen oder dürftig
belohnten Diensten mit Hand und Pferd, die man dem Grundherrn,
z. B. einer adeligen Herrschaft, zu leisten hatte. Eine kleine Minder-
zahl wünschte Abschaffung des Königtums und Einführung der republi-
kanischen Verfassung. Auch regten sich da und dort kommunistische
Bestrebungen: das Eigentum des einzelnen sollte aufgehoben und jedem
von der Gesamtheit so viel, als er brauche, zugewiesen werden.
In Wien wurde (im März) der Fürst Metternich zum Rücktritt
gezwungen. Die Ungarn und die Italiener erhoben sich gegen
die österreichische Herrschaft; doch gelang es dem alten Feldmarschall
Radetzky, durch seine Siege bei Custozza (Juli 1848) und Novara
(März 1849) die Lombardei samt Venetien seinem Kaiser wieder zu
unterwerfen. Die Ungarn wehrten sich lange gegen die Österreicher,
bis sie endlich (Herbst 1849) mit russischer Hilfe überwältigt wurden.
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Extrahierte Ortsnamen: Rheinpfalz Rheinhesfen Rheinpreußen Frankreich Deutschland Napoleons Frankreich Deutschland Deutschland Süddentschland Württemberg Rhein Schwarzwald Deutschland Deutschland Wien Fürst_Metternich Ungarn Venetien Ungarn
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No. 130.
Geschichte.
255
schen Reiches dem König von Preußen zu übertragen (März
1849). Friedrich Wilhelm Iv antwortete, er könne dieses Angebot
nicht annehmen, wenn sich nicht die sämtlichen deutschen Fürsten damit
einverstanden erklärten. Dieses Einverständnis war jedoch nur durch
Zwang zu erreichen, und davor schrak der König zurück. So lehnte
er die Kaiserkrone ab, und das ganze Verfassungswerk der Frank-
furter Versammlung war gescheitert.
Unter dem Vorwand, daß die Reichsverfassnng durchgeführt wer-
den solle, in Wirklichkeit aber zu dem Zweck, die Republik in Deutsch-
land aufzurichten, brachen in Sachsen, in der Pfalz, in Baden Auf-
stände aus, die nur mit preußischer Hilfe niedergeworfen werden konnten.
Friedrich Wilhelm versuchte nun durch freundschaftliche Verhandlungen
wenigstens Norddeutschland unter seiner Führung zu vereinigen. Aber
von Österreich, dem sich Bayern und Württemberg anschlossen, sowie
von Rußland mit einem Krieg bedroht, verzichtete er auf diese Absicht.
Die Nationalversammlung wurde aufgelöst, die von ihr beschlossene
Reichsverfassnng samt den Grundrechten des deutschen Volkes fiel zu
Boden, der alte Bundestag wurde wiederhergestellt (1851).
Deutschland bis zum Jahre 1870.
Im Jahre 1859 fingen der Kaiser Napoleon Iii von Frankreich
und der König Viktor Emanuel von Sardinien mit dem Kaiser Franz
Joseph von Österreich Krieg an und entrissen ihm durch die Siege von
Magenta und Solferino die Lombardei. Bis 1861 wurde dann der
größte Teil der Halbinsel zum Königreich Italien vereinigt. Fast
wäre Deutschland in den Kampf zwischen Frankreich und Österreich
hineingezogen worden, und der italienische Krieg hätte sich in einen
Rheinkrieg verwandelt. Unter dem Eindruck dieser Gefahr faßte der
Prinzregent von Preußen, der dann 1861 als König Wilhelm I
den Thron bestieg, den Entschluß, das preußische Heer zu verstärken und
umzugestalten. Es galt in Preußen schon seit 1813 die allgemeine
Wehrpflicht; aber aus Sparsamkeit wurden nicht alle Dienstpflichtigen
auch wirklich ausgebildet, sondern aus jedem Jahrgang wurde nur
ein Teil zum Dienst bei der Fahne ausgelost. Jetzt sollte die jährliche
Aushebung verstärkt werden, um die Last des Heerdienstes auf eine grö-
ßere Zahl von Schultern zu verteilen und zugleich die älteren Jahrgänge,
größtenteils verheiratete Leute, zu entlasten. Darüber wurde nun aber
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm_Iv Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Napoleon Viktor_Emanuel_von_Sardinien Viktor Franz
Joseph_von_Österreich Franz Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Deutsch- Sachsen Pfalz Baden Norddeutschland Württemberg Deutschland Frankreich Magenta Italien Deutschland Frankreich Rheinkrieg
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No. 130.
der König in einen heftigen Streit mit der Volksvertretung verwickelt,
die ihm die Mittel zur Durchführung feines Planes verweigerte. Schon
trug er sich mit dem Gedanken, zu Gunsten seines Sohnes zurückzu-
treten, als sich im letzten Augenblicke noch ein Mann fand, der sich
anheischig machte, den Willen des Königs gegen allen Widerspruch zu
behaupten: Bismarck (1862).
Den inneren Streit in Preußen suchte der Kaiser von Österreich
zu seinen Gunsten auszunützen. Er berief die deutschen Fürsten zu einem
Fürstentag nach Frankfurt (1863), um die Verfassung des deut-
schen Bundes in der Weise umzuändern, daß Österreich eine beherr-
schende Stellung in Deutschland eingeräumt worden wäre. Aber der
König von Preußen leistete der Einladung keine Folge; und nun machte
man die Erfahrung, daß gegen Preußens Willen in Deutschland nichts
durchzusetzen sei: der österreichische Plan fiel ins Wasser.
Wenige Monate nachher sah man die beiden Großmächte Öster-
reich und Preußen, die sich eben noch so feindselig gegenübergestanden
waren, durch ein Wafsenbündnis vereinigt zum dänischen Kriege
(1864). Die beiden Herzogtümer Schleswig und Holstein waren seit
Jahrhunderten eng miteinander verbunden, obgleich Schleswig zum
dänischen, Holstein zum deutschen Reich und seit 1815 zum deutschen
Bund gehörte. Der König von Dänemark war zugleich Herzog von
Schleswig und Holstein; diese Länder hatten aber ihre besondere Volks-
vertretung und ihre besonderen Behörden. Schon 1848 hatten die
Dänen den Versuch gemacht, Schleswig von Holstein loszureißen und
mit den andern dänischen Ländern, nämlich Jütland und den Inseln,
zu einem Einheitsstaate zu vereinigen, für den ein gemeinsamer Reichs-
tag zu Kopenhagen gebildet werden sollte. Zur Abwehr dieses An-
schlags war ein Aufstand in Schleswig-Holstein und dann ein Krieg
Preußens und des deutschen Bundes gegen Dänemark ausgebrochen.
Das Ergebnis war, daß Schleswig-Holstein zwar unter der Herrschaft
des dänischen Königs blieb, daß sich aber dieser Österreich und Preußen
gegenüber verpflichtete, Schleswig dem dänischen Staatswesen nicht ein-
zuverleiben, sondern ihm seine Selbständigkeit zu lassen (1852). Trotz-
dem nahm Ende 1863 der neue König Christian Ix von Dänemark
eine Verfassung an, die Schleswig für einen Bestandteil des dänischen
Einheitsstaates erklärte. Darüber kam es zum Krieg Preußens und
Österreichs gegen Dänemark. Das von König Wilhelm umgestaltete
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Extrahierte Ortsnamen: Frankfurt Deutschland Deutschland Schleswig Holstein Holstein Schleswig Holstein Schleswig Holstein Schleswig-Holstein Schleswig-Holstein Schleswig
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preußische Heer erhielt seine Feuertaufe bei der Erstürmung der Düp-
peler Schanzen (18. April) und beim Übergang nach der Insel Alsen
(29. Juni). Im Wiener Frieden mußte Dänemark Schleswig-Holstein
an Österreich und Preußen abtreten.
Die Frage, was aus Schleswig-Holstein werden solle, führte den
Krieg des Jahres 1866 zwischen Preußen und Österreich herbei.
Auf Österreichs Seite standen Süddeutschland, Sachsen, Hannover,
beide Hessen und Nassau; auf preußischer Seite nur die kleinen nord-
und mitteldeutschen Staaten; außerdem aber war Preußen mit dem
Königreich Italien verbündet. Das Heer des Königs von Hannover
siegte zwar über die preußische Minderzahl bei Langensalza, wurde
aber am folgenden Tag auf allen Seiten eingeschlossen und zur Über-
gabe gezwungen (28. Juni). Die Süddeutschen erlitten eine Reihe
von Niederlagen, so die Württemberger bei Tauberbischofsheim (24. Juli).
Die Entscheidung aber fiel in Böhmen, wo zwei preußische Heere von
Norden, ein drittes unter dem Kronprinzen von Osten her einrückten, am
3. Juli nach General Moltkes Plan das große Heer des österreichischen
Feldherrn Benedek von zwei Seiten her umfaßten und so unter des
Königs persönlicher Oberleitung den großen Sieg von Königgrätz
erfochten. Im Prager Frieden schied Österreich aus Deutschland aus.
Schleswig-Holstein, Hannover, Kurhessen, Nassau und die Stadt Frankfurt
wurden dem preußischen Staate einverleibt. Norddeutschland bis zum
Main wurde unter Preußens Führung zum norddeutschen Bunde
vereinigt, der sofort auch zur Gründung einer Kriegsflotte schritt. Italien
aber verdankte trotz seiner Niederlagen bei Custozza und der Insel
Lissa dem preußischen Bündnis die Erwerbung Venetiens.
Deutschland war in zwei Hälften zerrissen, die durch die Main-
linie getrennt waren; aber Nord und Süd waren bereits durch zwei
Bande verbunden. — Kaiser Napoleon Iii hatte nämlich 1866 dem
König von Preußen zugemutet, er solle seine Zustimmung dazu geben,
daß ein Teil des linksrheinischen Deutschlands, namentlich die Rhein-
pfalz und Rheinhessen mit Mainz, von Frankreich in Besitz genommen
werde. Diese Forderung wies König Wilhelm ganz entschieden zurück
auf die Gefahr hin, mit Frankreich und Österreich zugleich Krieg führen
zu müssen. Bei den Friedensverhandlungen teilte Graf Bismarck Frank-
reichs Absichten den Bevollmächtigten der süddeutschen Staaten mit,
und darauf hin verbanden sich Bayern, Württemberg und Baden ins-
Lesebuch sllr Fortbildungsschulen. 17
TM Hauptwörter (50): [T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
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Extrahierte Personennamen: Moltkes Benedek Custozza Napoleon_Iii Napoleon König_Wilhelm Wilhelm Graf_Bismarck_Frank-
Extrahierte Ortsnamen: Dänemark_Schleswig-Holstein Schleswig-Holstein Sachsen Hannover Hessen Nassau Italien Hannover Langensalza Tauberbischofsheim Deutschland Schleswig-Holstein Hannover Kurhessen Nassau Frankfurt Norddeutschland Main Italien Deutschland Deutschlands Rhein- Rheinhessen Mainz Frankreich Frankreich Württemberg Baden