1900 -
Glogau
: Flemming
- Autor: Pahde, Adolf
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
anderen Ländern verschickt werden; für Holland spielt der Seehandel eine große Rolle.
42. Bevölkerung; Geschichtliches. Von der Bevölkerung (insgesamt fast 12 Mill.) sind gut 3 Millionen in Süd-Belgien romanischer Abkunft: es sind die — zumeist französisch sprechenden — Wallonen, die Nachkommen der romanifierten Belgen (s. S. 48, Lt., S. 50), deren Nordgrenze wenig südlich von Brüssel von W nach O verläuft. Die Bewohner von Luxemburg, Nord-Belgien und Holland sind deutscher Herkunft; die Holländer (friesischen, niedersächsischen und fränkischen Stammes *) haben ihre niederdeutsche Mundart zur Schriftsprache ausgebildet; ihr ist die Mundart der Vlaemen [flämen] im flachen Scheldegebiet lmeist fränkischen Stammes) nahe verwandt.2 Das holländische Marschland, noch mehr aber Belgien zwischen dem Nw- Abhang der Ardennen und dem Meere gehört zu den am dichtesten bevölkerten Gebieten Europas. 3 Südlich vom Rhein-Schelde-Delta ist das katholische, im Delta und weiter nördlich das evangelische Bekenntnis maßgebend. Das seit 1831 bestehende Königreich Belgien zählt 63/4 Millionen Einwohner,^ das Königreich der Niederlande etwas mehr als 5 Millionen. Die Niederländer, schon früh durch den steten Kamps gegen Wassergewalten gestählt, haben sich seit der Befreiung vom spanischen Joche (Ende des 16. Jahrhunderts) zu einem Welthandelsvolke mit reichem überseeischen Besitze (vgl. U. 101) entwickelt; dem Aufschwung im 17. Jahrhundert entsprach eine hohe Blüte der Kunst (Malerei). In der Volksbildung steht das südliche Königreich hinter dem nördlichen weit zurück; kann doch säst der vierte Teil der Belgier weder lesen noch schreiben.
43. Staaten- und Ortskunde, a) Das Großherzogtum Luxemburg" ist — wie Belgien — von den europäischen Großmächten sür neutral erklärt, gehört aber zum Deutschen Zollverein. Trotz deutscher Bevölkerung ist für Verwaltung und Gericht und deshalb auch in manchen Volksschichten das Französische in Gebrauch. Landbau, Steinbrüche und Eisenindustrie liefern guten Ertrag. Sitz der Regierung ist die Stadt Luxemburg« im S des Landes, mit Trier und Metz in Bahnverbindung.
t>) 3nt Königreich Belgieu ist die Ardennenhochfläche (Belgisch-
1 Zur Römerzeit hießen die fränkischen Bewohner des Rhein-Deltas die Bataver (vgl. S. 55, Anmerk. 2); nach ihnen ist Batavia auf Java aenannt (val. lt. 101).
2 Vgl. 11. S. 69, Anmerk. 1, S. 75, Anmerk. 2.
3 Vgl. Lehmann-Petzold, S. 28, 37, Debes Nr. 63, Diercke-Gaebler, S. 116. Für Belgien ist die durchschnittliche Volksdichte etwa 230 (auf 1 qkm).
4 Davon lebt der sechste Teil von Bergban und Industrie.
5 Etwas größer, aber nicht ganz so volkreich wie das Herzogtum (Sachsen-Memmgen.
früher Lützelburg, d. H. kleine Burg, genannt, aus Lucilieuburg entstanden.
1861 -
Glogau
: Flemming
- Autor: Rhode, C. E.
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsatlanten
- Schulbuchtyp (WdK): Atlas
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
16
von Ober Ungarn, das den Türken entrissen wurde,
von Galizien und Lodomirien und von der Buko-
wina gelangt (vgl. Jys* 48).
Dem Hause Bourbon ist es gelungen, auf
die Throne von Spanien, Neapel und Parma seine
Mitglieder zu erheben.
Spanien, das von 1580 —1640 Portugal be-
sass, hat seine frühere Machtstellung verloren.
Frankreich ist durch den Eisass, Metz, Toul
und Verdun, fast ganz Artois, Roussillon etc., die
Franche Comté, Lothringen und das den Genuesen
abgekaufte Corsica vergrössert worden (vgl. J\@ 60).
Über Italien siehe j\s* 53.
Die nördlichen Niederlande haben sich
von Spanien losgerissen und sich zu einer Repu-
blik unter einem Erbstatthalter aus dem Hause
Oranien vereinigt.
England, Schottland und Irland sind zu
Einem Staate vereinigt, an dessen Spitze nach Ab-
setzung der Stuarts das Haus Oranien und später
Hannover gesetzt wurde.
Über die innern Verhältnisse Deutschlands
siehe Jw 39. 40.
Schweden war schnell zu einer Hauptmacht
aufgestiegen, aber von dieser Höhe eben so schnell
durch die tollkühnen Unternehmungen Karl’s Xii.
herabgesunken. Von seinen Eroberungen sind ihm
nur Hailand, Schonen und Bleckingen, Jämteland
und Herjedalen und in Deutschland Vorpommern
und Rügen verblieben.
Dänemark und Norwegen sind noch ver-
einigt.
Russland hat seine Macht bedeutend erwei-
tert; dadurch, dass es den Schweden Esthland und
Liefland abnahm und die mongolischen Reiche ims.
sich unterwarf, fasste es festen Fuss an der Ostsee
und an dem schwarzen Meere. Im W. hat es von
den Polen bedeutende Gebiete erworben.
Polen hat bei der ersten Theilung 1772 fast
den vierten Theil seines Gebietes verloren und ist
zu einem völlig ohnmächtigen Staat herabgesunken.
Blatt Xiii.
J\? 33.
D as Reich Napoleons im J. 1812.
Deutschland (vgl. Bl.xvii. Jy? 40) verlor
1791 an Frankreich die im Eisass und in Lothrin-
gen liegenden Länder, im Frieden zu Basel 1795
die preuss. überrheinischen Besitzungen (einen
Theil von Kleve, Geldern, Mors), im Frieden zu
Luneville 1801 das ganze linke Rheinufer (1200
Q. M. mit 4mill. Einw.). Die dadurch beeinträch-
tigten Fürsten wurden durch geistliche Besitzungen
und Reichsstädte entschädigt. Nach dem Reichs-
Deputations-Hauptschluss vom 25. Februar
1803 erhielten Oesterreich diebisthümertrident
und Brixen (für den Breisgau); Preussen diebisth.
Plildesheim und Paderborn, ein Dritttheil des Bisth.
Münster, Erfurt nebst dem Eichsfelde, die Reichs-
städte Goslar, Mühlhausen, Nordhausen etc. (vgl.
Jy? 43); Bayern die Bisth. Würzburg, Bamberg,
Augsburg etc.; Württemberg 7 Abteien, Stifter,
9 Reichsstädte; Baden Heidelberg, Mannheim, das
Bisth. Constanz; Hessen-Darmstadt das zu
Cöln gehörige Herzogth. Westphalen; Hannover
das Bisth. Münster, Oldenburg das Fürstenth.
Lübeck. Zugleich bekamen auch fremde Fürsten
für ihre anderweitigen Verlüste Entschädigungen
in Deutschland, nämlich der Grossherzog von
Toscana das Erzbisth. Salzburg, der Herz, von
Modena den österr. Breisgau und der Erbstatt-
halter der Niederlande die Abteien Fulda und
Corvey. Von 48 Reichsstädten blieben nur 6 übrig.
Zu den 5 alten weltlichen Kurfürsten Bayern,
Sachsen, Brandenburg, Böhmen, Hannover kamen
4 neue: Hessen-Kassel, Württemberg, Baden,
Salzburg. Von geistl. Reichsständen blieb nur der
Hoch- und Deutschmeister und der Kurfürst von
Mainz, welcher Aschaffenburg, Regensburg (Resi-
denz), Wetzlar und den Titel Kurerzkanzler erhielt.
Im Frieden zu Pressburg, 26. Dec. 1805,
verlor Oesterreich, ausser dem venetianischen
Gebiete, alle seine Besitzungen vom Rhein bis zur
Grenze des Erzherzogthums. Davon erhielten
Baden und Württemberg die schwäbischen
Länder, Bayern die Grafschaft Tyrol, Trident,
Brixen, Eichstädt, wogegen es Würzburg an den
Kurfürsten von Salzburg abtrat, dessen Lande
Oesterreich erhielt.
Im Traktat zu Wien, 15. Decbr. 1805, be-
kam Preussen für Anspach, das an Bayern kam,
und für Neufchatel und den Rest von Cleve, die
an Frankreich kamen, Hannover.
Bereits am 10. August 1804 hatte Kaiser
Franz Ii. den Titel Erbkaiser von Oesterreich an-
genommen; als nun am 12. Juli 1806 deutsche
Fürsten den Rheinbund schlossen, resignirte er am
6. August 1806 auf die deutsche Kaiserkrone und
erklärte den deutschen Reichsverband für aufgelöst.
Der Rheinbund wurde später erweitert und bestand
aus dem Rath der Könige (4 Königreiche: Bayern,
Württemberg, Westphalen, Sachsen und 5 Gross-
herzogthümer) und dem Rath der Fürsten (12 Her-
zogth. und 13 Fürstenth.).
Im Frieden zu Tilsit, 9. Juli 1807, verlor
Preussen alle Länder westlich der Elbe. Aus
ihnen, sowie aus Hessen-Cassel, Braunschweig und
einem Theile von Hannover wurde das Kgr. West-
phalen für Hieronymus Bonaparte und aus den
preussisch-polnischen Provinzen das Grossherzogtli.
Warschau für den König von Sachsen geschaffen.
Danzig wurde eine Freistadt, Erfurt behielt Napo-
leon für sich.
Im Frieden zu Wien, 14. Oct. 1809, trat
Oesterreich Salzburg und Berchtesgaden an
/
1861 -
Glogau
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- Autor: Rhode, C. E.
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsatlanten
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- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
20
der Schlacht bei Mühlberg 1547 war Moritz von
Sachsen aus der albertinischen Linie in den Besitz
des beträchtlichsten Theils der ernestinischen Län-
der und der Kurwürde gelangt. Der unglückliche
Kurfürst Johann Friedrich der Grossmüthige be-
hielt nur einige thüringsche Aemter, etwa den
achten Theil seines früheren Besitzes, und erbte
späterhin noch die Fürstenthümer Gotha und Alten-
burg. Nach seinem Tode zerfielen sie in Gotha
und Altenburg, von denen sich späterhin mehrere
Nebenlinien abzweigten.
Der auf der Karte angegebene Strich bezeichn
net den Zug Gustav Adolphs von Schweden.
Gustav Adolph schiffte sich nämlich mit 15000
Schweden am 23. Juni 1630 ein, landete am 4.. Juli
auf der kleinen Insel Lüden, nahm Usedom und
Wollin ein, zog nach Stettin, vertrieb die Kaiser-
lichen allmälig aus Pommern, erstürmte am 13. April
1631 Frankfurt, wandte sich nach Landsberg, von
da nach llerlin und nach der Elbe und von hier
nach Sachsen, wo er sich mit dem sächsischen
Heere vereinigte; am 17. Septbr. schlug er Tilly
und Pappenheim bei Breitenfeld, von hier zog er
nach Halle, Erfurt, Würzburg, Hanau, Frankfurt
am Main, wo er am 27. Novbr. seinen Einzug
hielt; am 23. Decbr. nahm er Mainz ein und hielt
hier Winterquartier. Am 21. März 1632 war er in
Nürnberg, von wo er über Donauwörth nach Augs-
burg und München zog. Auf seinem Rückzüge
verschanzte er sich in Nürnberg; bei Lützen lie-
ferte-er dem Herzog Wallenstein eine Schlacht, in
welcher er seinen Tod fand, 16. Novbr. 1632,
Die durch den westphälischen* Frieden festge-
setzten Gebietsveränderungen sind auf der Karte
mit feinen Strichen bedeckt. Frankreich erhielt
die völlige Hoheit über Metz, Toul und Verdun,
sowie den Eisass mit Ausnahme der Reichsstädte,
den Sundgau und Rreisach; Schweden Vorpom-
mern mit Stettin, Rügen, Wismar, die säculari-
sirten Risthümer Bremen, Verden (jenes als Her-
zogthum, dieses als Fürstenthum) und zugleich die
Rechte deutscher Reichsfürsten; Brandenburg
Hinterpommern und statt Vorpommern, worauf es
nach dem Aussterben der pommerscheu Herzoge
1637 Ansprüche hatte, das säculavisirte Erzbisth.
Magdeburg als Herzogthum und die säeularisirten
Bisthümer, Halberstadt, Minden, Cammin als Für-
stenthümer (Magdeburg verblieb jedoch dem säch-
sischen Prinzen Albert bis zu seinem Tode 1680);
Meklenburg für das verlorene Wismar die Bis-
thümer Schwerin und Ratzeburg; Hessen-Cassel
die Abtei Hersfeld und einige Aemter; Sachsen
die Bestätigung der im Frieden zu Prag 1635 vom
Kaiser abgetretenen beiden Lausilze und die inagde-
burgischen Aemter Jüterbogk, Dame etc.; Bay-
ern behielt die Oberpfalz und die ihm ertheilte
Kurwürde; Carl Ludwig, Sohn des geächteten
Kurfürsten von der Pfalz Friedrich V., bekam
nur die Unterpfalz und die für ihn und seine
Nachkommen errichtete achte Kurstimme. — Die
Schweiz endlich ward als unabhängiges Reich
anerkannt.
Blatt Xvii.
. V* 40.
Deutschland im Jahre 1792.
Frankreich hatte im aachener Frieden 1688
bedeutende Stücke der spanischen Niederlande er-
halten; diese selbst kamen im utrechter Frieden
1713 an Oesterreich und wurden als burgundischer
Kreis wieder dem deutschen Reiche einverleibt.
Lothringen war nach dem polnischen Erb-
folgekriege 1738 an den ehemaligen König von
Polen, Stanislaus, den Schwiegervater Ludwig’s Xv.
von Frankreich, und nach seinem Tode 1766 an
Frankreich gekommen.
Brandenburg hatte bedeutend an Macht ge-
wonnen; es hatte die Grafsch. Lingen und das
Fürstenth. Mörs 1702, einen Theil der Grafschaft
Tecklenburg 1707, Obergeldern 1713, das Fürsten-
thum Ostfriesland 1744, — ferner Vorpommern bis
zur Peene 1720, Schlesien nebst der Grafsch. Glatz
1742 und bei der ersten Theilung Polens den Netz-
district und Westpreussen ausser Danzig und Thorn
erworben; die Fürstenthümer Anspach und Bay-
reuth waren 1791 ihm wieder zugefallen.
Die ernestiniseh-sächsische Linie war in
fünf Zweige zerfallen; Weimar-Eisenach, Gotha-
Altenburg, Meiningen, Hildburghausen, Coburg-
Saalfeld.
Braunschweig-Lüneburg hatte 1689lauen-
burg, 1692 die Kurwürde erhalten und 1715 Bre-
men und Verden, das 1711 die Dänen besetzt
hatten, von diesen erkauft.
Die verschiedenen pfälzischen Linien waren
allmälig bis auf Pfalz-Sulzbach und Pfalz-Zwei-
brücken erloschen. Karl Theodor aus der ersteren
Linie erhielt 1777 auch Bayern und die Kurwürde,
musste aber im teschener Frieden 1779 das Inn-
viertel an Oesterreich abtreten, welches auch Erb-
folge-Ansprüche erhob. Nach seinem Tode 1799
folgte Maximilian von Pfalz-Zweibrücken, so dass
nunmehr sämmtliche pfalz-bayrische Lande ver-
einigt wurden.
In Baden waren 1791 die Länder von Baden-
Baden an Baden-Durlach gefallen.
1861 -
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- Autor: Rhode, C. E.
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- Sammlung: Geschichtsatlanten
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- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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24
(vgl. Jv?66), — seit dem Tode seines Grossvaters
Ferdinand (f 1516) die Reiche Aragonien, Neapel,
Sicilien, Sardinien; seit dem Tode Maximilians I.
1519 kam er auch in den Besitz der österreichi-
schen Lande; letztere (lherliess er schon 1521 sei-
nem Bruder Ferdinand, die Niederlande jedoch
behielt er für sich; er bestätigte ihre unter dem
Namen des burgundischen Kreises von Maximilian
beschlossene Einverleibung in das deutsche Reich.
Ferdinand erwarb vermöge seiner Vermählung
mit Anna, der Schwester des ungarischen Königs
Ludwig Ii., nachdem dieser ohne Descendenten
in der Schlacht bei Mohacz 1526 gefallen war,
die Königreiche Ungarn und Böhmen nebst den
zugehörigen Ländern. In Ungarn erstand ihm je-
doch ein Gegner in Johann von Zapolya, der sich
unter den Schutz des Sultans stellte. Nach lan-
gen harten Kämpfen mit den Osmanen, die bis vor
die Thore Wiens drangen, musste Ferdinand (seit
1556 Kaiser) diese in einem Vergleiche von 1562
im Besitze eines grossen Theils von Ungarn be-
lassen, die Herrschaft der Familie Zapolya’s über
Siebenbürgen und Oberungarn bis Kaschau an-
erkennen und für den Besitz des übrigen Ungarns
einen jährlichen Tribut von 30,000 Goldgulden zah-
len. Seine Lande umfassten circa 6000 Q.-M.
Jw 48.
Oesterreich im Jahre 1795.
Unter Maximilian Ii. (1564 — 76), Ru-
dolph Ii. (1576 — 1612), Matthias (1612 —19)
blieb der Länderbestand der Habsburger unverän-
dert. Ferdinand Ii. (1619—37) trat zur Ver-
stärkung seiner Bundesgenossenschaft mit Sachsen
die beiden Lausitze im Frieden von Prag 1635 an
Sachsen, und Ferdinand Iii. (1637 — 57) im
westphälischen Frieden das platte Land des Elsas-
ses, den Sundgau, Breisach an Frankreich ab,
Leopold I. (1657 —1705) machte durch seine
grossen Feldherren, Eugen von Savoyen, Ludwig
von Baden und Montecuculi, grosse Eroberungen
in Ungarn. Im Frieden zu Carlowitz 1699 traten
die Türken alle Besitzungen in Ungarn bis auf
Temesvar und von Slavonien einen Strich von Bu-
sud bis Salankemen ab; in Croatien wurde die
Unna Grenze. Ferner zog Leopold die schlesischen
Fürstenthümer Brieg, Liegnitz und Wohlau al3
böhmische Lehen ein und nahm später auch den
dafür an Brandenburg überlassenen Schwiebusser
Kreis Friedrich Iii. 1694 ab. Unter ihm begann
nach dem Aussterben der Habsburger in Spanien
der spanische Successionskrieg.
Joseph I. (1705 —11) setzte diesen Krieg fort.
Er zog das Herzogth. Mantua 1708 ein. Carl Vi.
(1711—40) erwarb durch die Friedensschlüsse zu
Rastadt und Baden 1711 aus der spanischen Erb-
schaft die Niederlande und die italienischen Be-
sitzungen (Mayland, Neapel und Sardinien — letz-
teres wurde 1720 gegen Sicilien umgetauscht),
ferner im Frieden zu Passarowitz 1718 die Banate
. Temesvar und Krajowa (die kleine Walachei), Bel-
grad mit einem Theil von Servien und Bosnien.
Jetzt hatte Oesterreich den grössten Länderumfang
(13,600 Q.-M.) erreicht. Aber bald brach der pol-
nische Erbfolgekrieg aus, und im Wiener Frieden
1735 musste es auf Neapel verzichten und aus
demselben einen dritten bourbonischen Staat (das
Königreich beider Sicilien) bilden lassen und ausser-
dem an Sardinien einen Theil von Mayland ab-
treten, wogegen es nur die Herzogthümer Parma
und Piacenza erhielt; ferner verlor es in dem un-
glüklichen Kriege gegen die Türken im Frieden
von Belgrad 1739 den Gewinn des Passarowitzer
Friedens und behielt nur das Banat Temesvar.
Mit Carl Vi. erlosch der habsburgisch-österreicbi-
sche Mannsstamm.
Seine Tochter Maria Theresia (1740 — 80)
war vermählt mit dem vormaligen Herzog von
Lothringen, Franz Stephan, der im Wiener Prä
liminarfrieden statt des angestammten Herzogthums
das Grossherzogth. Toscana erhalten hatte. Gleich
nach ihrer Thronbesteigung erhoben sich von allen
Seiten Ansprüche gegen sie. Ein achtjähriger Erb-
folgekrieg begann, in welchem sie Schlesien und
Glatz mit Ausnahme von Teschen, Jägerndovf und
Troppau an Preussen im Frieden von Breslau 1742,
einige Bezirke von Mayland an Sardinien 1743,
die Herzogthümer Parma und Piacenza im Frieden
von Aachen 1748 an eine vierte bourbonische Dy-
nastie (Infant Philipp von Spanien) abtreten musste.
Die Wiedereroberung Schlesiens erreichte sie nicht.
Dagegen gewann sie durch die erste Theilung Po-
lens 1772 Galizien und Lodomirien, 1777 nach
einem glücklichen Kriege mit den Türken die Bu-
kowina, und endlich li79 durch den teschener
Frieden das Inn viertel und ausserdem noch einige
Gebiete in Schwaben und Vorarlberg.
Unter Joseph Ii. (1780—90) und Leopold Ii.
(1790 — 92) wurde der Besitzstand nur unwesent-
lich verändert. Das Grossherzogth. Toscana, das
Franz Stephan an seinen zweiten Sohn Leopold
übergeben hatte, wurde durch des Letzteren Re-
signationsakte von 1790 zu Gunsten seines zweiten
Sohnes für immer zu einer Secundogenitur des
Hauses Habsburg-Lothringen. Der österreichische
Staat umfasste jetzt 11,625 Quadratmeilen mit
23'/2 Mill. Einw.
Unter Franz Ii. (1792— 1835) geschahen die
wichtigsten Veränderungen im Länderbestande. In
der dritten Theilung Polens 1795 erwarb er West-
galizien. Dagegen erlitt er in den unglücklichen
Kriegen mit Frankreich bedeutende Verlüste. Im
Frieden zu Campo Formio 1797 entsagte er den
Niederlanden, die 1792 von den Franzosen erobert
waren, ferner trat er Mayland ab und erhielt dafür
den grössten Theil des venetianischen Gebietes
(Venedig, Istrien, Dalmatien); im Frieden von
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17
Bayern ah, Westgalizien an das Herzogth. War-
schau, ein Stück von Ostgalizien an Russland,
ferner Krain, Triest, Croatien, Dalmatien etc. an
Napoleon, der daraus für sich die illyrischen Pro-
vinzen bildete.
Am 14. Januar 1810 wurde das übrige Han-
nover mit Westphalen vereinigt und am 28. Febr.
das südl. Tyrol von Bayern an das Kgr. Italien
abgetreten, wogegen es Bayreuth, das Inn- und
Hausruck viertel erhielt.
Durch ein kaiserl. Decret vom 10. I)ec. 1810
wurde das ganze nordwestl. Deutschland nebst den
freien Städten Hamburg, Lübeck, Bremen und
1811 auch Oldenburg mit Frankreich vereinigt.
Die Schweiz erfuhr durch die französ. Re-
volution grosse Umgestaltungen. Veltlin, Claeven
und Bormio rissen sich 1797 von Graubündten
los und vereinigten sich mit der cisalpinischen
Republik; 1798 wurde Waadt in einem Streite
mit Bern zur leinanischen Republik erklärt, bald
darauf der alte Schweizerbund aufgehoben und Eine
untheilbare helvetische Republik proclamirt, aber
schon 1803 diese durch die von Napoleon auf-
gedrungene Mediations-Acte (19 Kantone) umge-
staltet. Genf kam 1798, Neufchatel 1805, Wallis
1810 an Frankreich.
Belgien oder die österreichischen Nie-
derlande wurden 1795 mit Frankreich vereinigt;
Oesterreich verzichtete auf sie im Frieden von
Campo Formio 1797 und von Luneville 1801.
Holland ward 1795 zur batavischenrepublik,
1806 zu einem Königreiche für Louis Napoleon,
aber schon am 9. Juli 1810 nach dessen Abdan-
kung zu einer französ. Provinz erklärt.
In Spanien musste der König 1808 die Krone
an Napoleon abtreten, der sie seinem Bruder Jo-
seph übergab. '
Avenden wir uns nach Italien. Napoleon
nöthigte 1796 den König von Sardinien zur Ab
Rhode, histor. Atlas.
tretung von Savoyen und Nizza an Frankreich,
bildete aus den österreichischen Herzogthümern
Mayland und Mantua die transpadänische und
aus Modena, Reggio und den drei päpstl. Lega-
tionen Ferrara, Bologna, Romagna die cispada-
nische Republik, vereinigte aber schon 1797
beide unter < dem Namen der cisalpinischen
Republik und Hess sich an sie Veltlin, Claeven
und Bormio anschliessen. im Frieden zu Campo
Formio vergrösserte er sie durch das der aufgelösten
Republik Venedig abgenommfne Land westl. der
Etsch (Bergamo, Brescia, Crema), indess er das
Venetianische östlich der Etsch nebst Istrien und
Dalmatien an Oesterreich gab und die ionischen
Inseln zu Frankreich nahm. Die cisalpinische Re-
publik (Jw 34) ward 1802 zur italienischen
Republik und 1805 zu einem Königreiche ge-
macht (Eugen Beauharnais Vicekönig). Durch
den Frieden zu Pressburg kam noch dazu das öst-
liche venetianische Gebiet, 1808 die päpstl. Mark
Ancona und 1810 das südl. Tyrol.
Im Decbr. 1798 musste der König von Sar-
dinien noch Piemont und alles Land ausser der
Insel Sardinien an Frankreich abtreten.
Genua ward 1797 in eine ligurische Republik
verwandelt, aber schon 1805 mit Frankreich ver-
einigt.
Durch den Luneviller Frieden verlor der Gross-
herzog von Toscana sein Land an den Erbprinzen
von Parma und erhielt dafür das neugeschaffene
Kurfürsten th. Salzburg und 1806 an dessen Stelle
das neue Grossherzogth. Würzburg. Pletrurien,
durch den von Neapel abgetretenen stato degli pre-
sidii und Piombino erweitert, ward 1808 Frank-
reich einverleibt (Elisa Bacciochi Generalstatthal-
terin).
Der Kirchenstaat kam 1809 an Frankreich,
während die Stadt Rom zu einer freien Stadt er-
klärt wurde.
Neapel ward zwar 1799 von den einrückenden
Franzosen als parthenopeische Republik proclamirt,
aber schon im folgenden Jahre wieder von Ferdi-
nand Iv. in Besitz genommen. Da dieser die
versprochene Neutralität nicht beobachtete, so ver-
lor er 1805 den Thron, der Joseph Bonaparte und
1808 Joachim Murat übergeben wurde.
.V 34.
Italien im J. 1 805.
Blatt Xiv.
Jw 35.
Deutschland unter den fränkischen
und sächsischen Kaisern bis 1138.
Um den verheerenden Einfällen der Slaven
und Normannen zu begegnen, sahen sich die karo-
lingischen Könige genöthigt, bei den verschiedenen
Volksstämmen die Herzogswürde wieder einzufüh-
ren und den Markgrafen eine hohe erbliche Gewalt
einzuräumen, wodurch bald alle Macht in die
Hände der Grossen kam.
Die Herzogtümer waren: Lotharingen, ge-
theilt in Ober- und Nieder-Lotharingen, — Ale-
mannien oder Schwaben, seit 1079 beidenhohen-
staufen, — Franken, — Bayern, 1070 Welf
Iv., dem Sohne des Markgrafen Azzo von Este,
und Stifter der jüngeren welfischen Linie, über-
geben, — Sachsen (wozu auch die Nordmark
gehörte), von 994— 1106 bei den Billungern, dann
an Lothar von Süpplingenburg, und 1127 an dessen
Schwiegersohn Heinrich den Stolzen, Herzog von
Bayern, übergeben, — Kärnthen, früher zubay-
ern gehörig und einige Zeit auch mit der Mark
Verona verbunden. Thüringen nebst den zuge-
hörigen Marken Zeiz, Merseburg, Meissen, anfangs
1 3
1861 -
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19
berg, worauf der Name Sachsen auf alle wettin-
schen Lande überging; 1485 fand eine Theilung
zwischen den Brüdern Ernst und Albert statt ; jener
erhielt das Kurland nebstthüringen, dieser Meissen.
Im ehemaligen Franken finden wir die Bis-
thümer Bamberg, Würzburg, Worms, Speyer, die
Abtei Fulda, das Erzbisthum Mainz, zu dem auch
das Eichsfeld gehört, die Grafschaften Nassau,
Wied, Hessen (seit 1292 Landgrafschaft und nach
mehrfachen Theilungen 1500 wieder zu Einem
Ganzen vereinigt), die brandenburgsclien Lande
Anspach und Bayreuth.
Die Markgrafsch. Oesterreich ward 1156
durch das Land ob der Ens vermehrt und zu einem
Herzogthum erhoben. Später kamen zu ihr noch
Steyermark und Krain. Nach dem Aussterben der
Babenberger nahm sie Ottokar von Böhmen in
Besitz, der durch Erbschaft nodi Kärnthen, Hister-
reich etc. gewann. Als er wegen seines Wider-
standes gegen Kaiser Rudolph von Ilabsburg ge-
ächtet war, belehnte dieser 1282 seine beiden Söhne
Albrecht und lludolph mit Oesterreich und Steyer-
mark; 1335 wurden Kärnthen, 1363 Tyrol und
später einzelne Besitzungen in Schwaben (Vorder-
österreich) und im Eisass erworben, dagegen gin-
gen die habsburgischen Staminlande in der Schweiz
verloren; 1453 wurde das Herzogthum zu einem
Erzherzogthum erhoben. Maximilian 1, erheirathete
die reichen Niederlande, wodurch die habsburgsche
Macht die bedeutendste in Deutschland wurde
(vergi. Blatt Xix).
Ausser diesen Ländern gab es noch eine Menge
freier Städte, von denen die wichtigsten auf der
Karte angegeben sind.
Ladislaus Ii., König von Böhmen, war 1489
auch zum König von Ungarn erwählt worden.
Schlesien war in eine Menge Fürstenthümer
und Herrschaften zerfallen und hatte sich unter
böhmische Oberhoheit begeben.
Pommern war nach dem Tode Boleslaus X.
1478, der es zu einem Ganzen vereinigt hatte, in
die Herzogthümer Wolgast und Stettin zerfallen.
Der Staat der deutschen Ordensritter
im No. ist von seiner Höhe herabgesunken; der
westl. Theil nebst Ermland war 1466 an Polen
abgetreten, der östliche ein polnisches Lehen ge-
worden .
Dem Bündniss der Waldstädte in der Schweiz
hatten sich nach und nach mehrere Orte ange-
schlossen ('vgl. . V‘ 50). Dadurch waren sie im
Stande, nicht nur die Angriffe von Aussen abzu-
wehren, sondern auch die in ihrer Mitte liegenden
Besitzungen fremder Herren (z.b. der Habsburger)
sich zu unterwerfen.
Jw 38.
Die durch Maximilian vollzogene
Kreiseintheilung
bestand bis zu Anfang dieses Jahrhunderts. Die
10 Kreise waren ; 1) der österreichische (wozu auch
die in Schwaben liegenden österreichischen Be-
sitzungen gehörten). 2) Der bayersche. 3) Der
schwäbische. 4) Der fränkische. 5) Der kurrhei-
nische. 6) Der oberrheinische. 7) Der nieder-
rheinisch-westphälische. 8) Der obersächsische. 9)
Der niedersächsische. 10) Der burgundische. —
Böhmen nebst den zugehörigen Ländern Mähren,
Schlesien, Lausitz gehörte zu keinem Kreise.
Blatt Xvi.
„V? 39.
Deutschland zu Anfang des dreissig-
jährigen Krieges.
Das habsburgische Haus hat im O. ein bedeu-
tendes Läiulergebiet erworben. Böhmen nebst den
zugehörigen Ländern, sowie Ungarn waren 1527
an Ferdinand I , nachherigen deutschen Kaiser,
gefallen. Wegen Ungarn hatten sich jedoch hef-
tige Kriege mit den Türken entsponnen, indem
diese Niederungarn bis zu der auf der Karte an-
gebenen Grenze erobert hatten und bis 1699 im
Besitz behielten.
Der burgundische Kreis ist aus dem en-
geren Reichsverbande gekommen, indem Karl V.
ihn seinem Sohne Philipp Ii. von Spanien 1555
übergab; die 7 nördl. Provinzen haben sich 1581
von Spanien losgesagt und einen Bundesstaat unter
' Statthaltern aus dem Hause Nassau-Oranien ge-
gründet.
Im oberrheinisehenkreise hat Heinrich Ii.
von Frankreich für die den protestantischen Für-
sten geleistete Hülfe Metz, Toul und Verdun ge-
nommen und gegen Karlv. behauptet. Hessen war
nach dem Tode des in der Reformationsgeschichte
bekannten Philipp des Grossmüthigen 1567 unter
dessen vier Söhne getheilt worden; von den vier
Linien waren indessen nur noch zwei übrig ; Hes-
sen-Cassel und Hessen-Darmstadt, von welcher
letzteren sich 1596 die Nebenlinie Hessen-Homburg
abgezweigt hatte.
Im westphälischen Kreise sind nach dem
Tode des letzten Herzogs von Jülich dessen Lande
1614 vorläufig so zwischen Brandenburg und Pfalz-
Neuburg getheilt, dass ersteres Kleve, Mark, Raven-
stein und Ravensberg, letzteres Jülich und Berg
erhielt.
Im fränkischen Kreise sind Anspach und
Bayreuth 1603 an Johann Friedrich von Branden-
burg zurückgefallen, aber an dessen Brüder wieder
ausgethan.
Im obersächsischen Kreise hat Branden-
burg 1575 Beeskow und Storkow von Böhmen und
I °
1618 das Herzogth. Preussen, jedoch ausserhalb
des deutschen Reichsverbaudes erhalten. — Nach
3*
1861 -
Glogau
: Flemming
- Autor: Rhode, C. E.
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsatlanten
- Schulbuchtyp (WdK): Atlas
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Preussen, so dass seine Lande einen Umfang von
c. 2000 Q.-M. mit 1mill. Einw. erhielten.
J\s 42.
Preussen beim Tode Friedrichs des
Grossen 1 T 86.
Friedrich Iii. (1688— 1713), der sich 1701
die Königskrone aufsetzte und seitdem den Namen
Friedrich I. führte, erwarb durch Kauf die Erb-
vogtei Quedlinburg, 1707 die Grafsch. Tecklen-
burg und aus der oranischen Erbschaft 1702 das
Fürstenth. Mors und die Grafschaft Fingen, 1707
die Grafschaften Neufchatel und Valengin, trat aber,
wie er als Kronprinz insgeheim versprochen hatte,
1694 den Schwiebusser Kreis an Oesterreich ab.
Friedrich Wilhelm I. (1713 — 40) erhielt
im utrechter Frieden 1713 einen T heil von Gel-
dern und im Frieden zu Stockholm 1720 Vorpom-
mern bis zur Peene, auch Stettin, Usedom und
Wollin und hinterliess seine Staaten, 2275 Q.-M.
gross mit 2‘/4 Mill. Einw. und einem Schatze von
9 Mill., seinem Sohne Friedrich Ii. dem Gr.
(1740 — 86). Dieser erhob gleich nach seinem Re-
gierungsantritte Ansprüche auf die scliles. Fürsten-
thümer Krieg, Wohlau und Jägerndorf und erwarb
nach dem ersten schles. Kriege im Frieden zu
Breslau 1742 ganz Schlesien als souveraines Her-
zogthum, jedoch ohne Jägerndorf, Troppau und
Teschen, sowie auch die böhmische Herrsch. Glatz ;
diesen Erwerb behauptete er in den beiden andern
schles. Kriegen; 1744 erwarb er Ostfriesland, 1780
einen Theil der Grafsch. Mansfeld, und 1772 bei
der ersten Theilung Polens Westpreussen (ausser
Danzig und Thorn) und einen Theil von Gross-
polen (den sogenannten Netzdistrict) — 600 Qua-
dratmeilen mit einer halben Million Einwohner,
wodurch der Staat auf 3600 Quadratmeilcn mit
über 5% Mill. Einw, heranwuchs,
---— 22 ---------—
Jw 43.
Preussen beim Tode Friedrich Wil-
helm s Ii. 17 9 7.
Friedrich Wilhelm Ii. (1786 — 97) über-
liess in dem Frieden zu Basel 1795 seine über-
rheinischen Besitzungen vorläufig bis zu einem all-
gemeinen Frieden an Frankreich. Unter ihm fielen
1791 die Fürstenthüiner Anspach und Bayreuth
wieder an Preussen, sowie auch bei der zweiten
Theilung Polens 1793 Danzig, Thorn und Süd-
preussen — 1000 Q. M. mit 1 '/5 Mill. Einw. —
und bei der dritten Theilung 1795 Warschau, Neu-
ostpreussen und Neuschlesien — 900 Q.-M. mit
1 Mill. Einw. — erworben wurden. Preussen,
dessen Umfang die vorliegende Karte angiebt, hatte
damals 5562 Q.-M. mit über 8% Mill. Einw.
Friedrich Wilhelm 111.(1797—1840) wurde
für die abgetretenen überrheinischen Besitzungen,
48 Q.-M. mit 125,000 Einw., durch den Reichs-
deputations-Hauptschluss 1803 mit 200 Q.-M. und
600,000 Einw. entschädigt, nämlich mit den Bis-
thümern Hildesheim und Paderborn, einem Dritt-
theil von Münster, mit Erfurt nebst dem Eichs-
felde, den Reichsstädten Goslar, Mühlhausen, Nord-
hausen, den Abteien Essen, Werden etc. (diese
Länder sind auf der Karte mit blauer Farbe be-
deckt) und beherrschte damals 5652 Q.-M. mit
9 Mill. Einw. Im Frieden zu Wien 1805 trat er
Anspach an Bayern, Neufchatel und Kleve dies-
seits des Rheins an Frankreich ab und erhielt dafür
Hannover, das er aber erst den 1. April 1806 in
Besitz nahm. Nach dem unglücklichen Kriege
1806 — 7 verlor er im tilsiter Frieden allen Besitz
westlich der Elbe, den Kottbusser Kreis, Danzig
und dessen Gebiet, sowie den grössten Theil der
ehemals polnischen Länder — 3100 Q.-M. mit 5
Mill. Einwohnern — und behielt nur das, was
auf der Karte roth umzogen ist (vgl. Blatt Xiii.
Jw 83).
Jv? 44.
Nach den glorreich beendigten Freiheitskriegen
bekam Preussen ausser seinen früheren Besitzungen
auf dem linken Elbufer Danzig, das Culmerland,
einen Theil des Grossherzogthums Warschau (das
Grossherz. Posen), statt der übrigen frühem pol-
nischen Besitzungen mehr als die Hälfte des Königr.
Sachsen (das Herzogth. Sachsen), das Grossherz.
Berg, das Herz. Jülich nebst dem grösseren Theil
der ehemaligen geistlichen Kurfürstenthümer Köln
und Trier und die Stadt Wetzlar (die Rheinpro-
vinz), das Herz. Westphalen und statt Ostfriesland
und Hildesheiin, die an Hannover kamen, von
diesem Lauenburg, gegen das es von Dänemark
Schwedisch-Pommern und Rügen eintauschte. Eben
so fielen Neuenburg und Valengin an Preussen
zurück, Anspach und Bayreuth verblieben aber bei
Bayern. Im J. 1834 erwarb Preussen das Fürsten-
thum Lichtenberg (Kreis St. Wendel), 1849 die
Fürstenthüinerhohenzollern-Hechingen undhohen-
zollem-Sigmaringen und 1853 ein kleines Terrain
am Jahdebusen Behufs Anlegung eines Marinehafens,
leistete aber 1857 auf Neuenburg Verzicht, das be-
reits 1848 das Band mit Preussen zerrissen hatte.
Es umfasst jetzt 5103 Q.-M. mite. 18mill.einw.
---------
Blatt Xix.
Bas alimäftge Wacostfjum Des österradjiscf)cn
Staates. *)
Jw 45.
Die Besitzungen des Hauses Habs-
burg in der Schweiz in ihrer
grössten Ausdehnung.
Das Haus Habsburg wird mit Wahrscheinlich-
keit bis auf Ethico, Herzog von Lothringen im
*) Blatt Xix. ist nach demselben Maasstabe angefer-
tigt, wie Blatt Xviii.
1861 -
Glogau
: Flemming
- Autor: Rhode, C. E.
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsatlanten
- Schulbuchtyp (WdK): Atlas
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
25
Luneville 1801 trat er den Etschdistrict und das
Fricktlial an der Aar ab, wofür er einen Theil des
Bisth. Passau und späterhin die Bisthümer Trient
und Brixen erhielt. Nach dem unglücklichen Aus-
gang des dritten Coalitionskrieges gegen Napoleon
verlor er im Frieden von Pressburg 1805 die kaum
erworbenen venetianischen Besitzungen an Frank-
reich, — Tyrol, Trident, Brixen, Eichstädt, Burgau
etc. an Bayern, — die 5 Donaustädte, Grafschaft
Hohenberg, Landgrafsch. Nellenburg, einen Theil
vom Breisgau an Württemberg, — den übrigen
Breisgau, Ortenau, Constanz an Baden; dafür er-
hielt er Salzburg und Berchtesgaden. — Im Frie-
den zu Wien 1809 musste er Krain, Friaul, Triest,
Istrien, einen Theil von Kärnthen an Napoleon,
woraus dieser die illyrischen Provinzen bildete, —
ferner Salzburg, Berchtesgaden, das Innviertel und
einen Theil des Hausruck-Kreises an Bayern, —
Westgalizien, den Zamoscer Kreis von Ostgalizien,
Krakau an das Grossherz. Warschau und im Jahre
1810 noch den Kreis Tarnopol an Russland ab-
treten. Es verblieben nunmehr Oesterreich noch
die östlich des grünen Strichs auf der Karte ge-
legenen Länder (vgl. Blatt Xiii. 33).
№ 49.
Oesterreich in seiner jetzigen Ge-
stalt.
Nach den siegreichen Kämpfen gegen Napoleon
wurde Oesterreich für das Verlorene auf dem Wiener
Congresse 1814 u. 15 entschädigt. Mit Ausnahme
der Niederlande und Vorderösterreichs erhielt es
grösstentheils alle seit dem Frieden von Campo
Formio abgetretenen Länder zurück, so wie auch das
venetianische Gebiet, woraus zwei neue Königreiche,
das Lombardisch-Venetianische und Illyrische, ein-
gerichtet wurden. Toscana ward eine Secundo-
genitur und Modena eine Tertiogenitur des Hauses
Habsburg-Lothringen. — Späterhin kam durch die
Rhode, histor. Atlas.
Territorial - Convention zwischen Oesterreich und
Bayern 1816 an ersteres das Hausruck viertel und
Salzburg mit Ausnahme von Berchtesgaden. Durch
diese Erwerbungen hat Oesterreich in Hinsicht auf
Abrundung, Lage und Handel wesentlich gewonnen.
Unter Ferdinand I. (1835 — 49) wurde der
Oesterreichischen Monarchie der aufgelöste Frei-
staat Krakau einverleibt. — Franz Joseph I.
musste 1859 die Lombardei an Sardinien abtreten.
Blatt Xx.
Jw 50.
Die Schweiz bis zur französischen
Revolution.
Während der Völkerwanderung liessen sich in
der Schweiz drei germanische Stämme nieder, die
Burgunder irn W., welche die hier bereits herr-
schende römische Sprache und Sitte annahmen,
die Alemannen im N. und die Ostgothen im O.,
wo seitdem germanisches Volksthum herrschend
wurde. Im 6ten Jahrh. kam die Schweiz unter
fränkische Herrschaft, 879 ihr westlicher Theil an
das burgundische Reich (Herzogth. Klein-Burgund,
vgl. Blatt Xxii. Jvs‘ 58), das 1032 Conrad Ii.
dem deutschen Reiche einverleibte. Von 1125 bis
1218 hatten die mächtigen Herzoge von Zähringen
die Reichs Verwesung über sie. Nach dem Erlöschen
dieses Hauses zerfiel sie in eine Menge kleiner Ge-
biete ; Freistädte und freie Landgemeinden, Abteien
und Bisthümer und eine grosse Anzahl von Herr-
schaften standen unmittelbar unter kaiserlicher Ober-
hoheit. Im S. erhoben sich die Grafen von Savoyen,
im N. die Grafen von Habsburg an Macht über
die anderen. Die letzteren hatten die Schirmvogtei
über die in den innern Gebirgsgegenden liegenden
Waldstätte. Als nun Albrecht I., seit 1298 Kaiser,
dieselben der österreichischen Landeshoheit unter-
werfen wollte, erneuerten 33 Männer 1307 auf dem
Rütli ihren uralten Bund zur Aufrechthaltung der
Freiheiten. In der Neujahrsnacht 1308 wurden
die österreichischen Vögte vertrieben und deren
Burgen eingenommen. Die Waldstätte verlängerten
nun 1315 auf ewige Zeiten ihren Bund; nach und
nach schlossen sicli ihm auch die übrigen Orte an,
und so war die Schweiz im Stande, sich gegen
die Angriffe der Oesterreicher (Schl, bei Morgarten
1315, Sempach 1386, Näfels 1389), der Franzosen
(Schl, bei St. Jacob an der Birs 1414), Karls des
Kühnen von Burgund (Schl, bei Granson, Murten,
Nancy 1477) und des schwäbischen Bundes zu be-
haupten. Seit dem Frieden zu Basel 1499 wurde
sie als ein von Deutschland unabhängiges Land
angesehen, aber erst im westphäl. Frieden 1648
als solches förmlich anerkannt. Habsburg verlor
im Anfang des 15ten, Savoyen im Anfang des
löten Jahrh. die in ihr gelegenen Besitzungen.
Im Jahre 1513 erhielten die Eidgenossen für ihre
gegen die Franzosen geleisteten Dienste von May-
land Bellinzona, die Graubündtner das Velt.lin
nebst Claeven und Worms.
Die Schweiz umfasste nunmehr:
I. die eigentliche Eidgenossenschaft.
a. , 13 Orte odercantons: 1) Uri, 2) Schwyz
und 3) Unterwalden seit 1308; 4) Lucern
seit 1332; 5) Zürich seit 1351; 6) Glarus
und 7) Zug seit 1352; 8) Bern seit 1353;
9) Freiburg und 10) Solothurn seit 1481; 11)
Basel und 12) Schaffhausen seit 1501; 13)
Appenzell seit 1513. — Die Orte 1—4 hiessen
die 4 Waldstätte, 1—8 die alten Orte.
b. , Die Unterthanen: 23 Landvogteien, die
einem oder mehreren Cantonen unterwürfig
waren, z. B. Thurgau, Rheinthal, Sargans,
Gaster, Baden, die freien Aemter, Granson,
die italienischen Landvogteien etc.
4
1865 -
Glogau
: Flemming
- Autor: Kriebitzsch, Karl Theodor
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
183
Weichsel bis zur französischen Nordgrenze und vom Nordfuß der Mittel-
gebirge bis zur Nord- und Ostsee erstreckt sich das germanische oder
deutsche Tiefland, das durch die Elbe in 2 Theile geschieden und von
2 Landrücken durchzogen wird. Längs der Nord- und Ostseeküste liegen
Inseln.
3. Deutschland hat eine große Zahl Flüsse, 9 schiffbare Haupt-
und etwa 60 schiffbare Zu- und Küstenflüsse. Es steht durch seine Flüsse
mit 4 Meeren in Verbindung.
A. Zum Gebiet der Nordsee gehören:
I. Der Rhein; mit Nahe, Mosel; Murg, Neckar, Main (Zu-
fluß Regnitz), Lahn, Sieg, Ruhr, Lippe. In mehreren
Armen (Waal, Assel, Leck, Vecht, alter Rhein) geht er in
die Nordsee.
Ii. Die Ems.
Iii. Die Weser; mit Aller (Zuflüsse Ocker, Leine).
Iv. Die Elbe; mit Moldau, Eger, Mulde, Saale (Zuflüsse
Unstrut, weiße Elster), Ilmenau; schwarze Elster, Havel
(Zufluß Spree).
8. Zum Gebiet der Ostsee gehören:
I. Die Oder; mit Glatzer Neisse, Katzbach, Bober, Lausitzer
Neisse, Ucker, Peene; Warthe (Zufluß Netze).
Ii. Weichsel.
' Iii. Niemen.
Küstenflüsse: Trave, Persante, Pregel.
0. Zum Gebiet des schwarzen Meeres gehört:
Die Donau; mit Altmühl, Regen, March; Iller, Lech, Isar,
Inn, Traun, Enns, Drau (Zufluß Mur).
D. Zum Gebiet des adriatischen Meeres gehört:
Die Etsch.
4. Deutschland hat 34 Bundesstaaten: 1 Kaiserthum (mit 10 deut-
schen Ländern), 5 Königreiche, I Kurfürstenthum, 7 Großherzogthümer,
7 Herzogtümer, 8 Fürstentümer, I Landgrasschaft, 4 freie Städte.
5. Unter den Königreichen ist Preußen das größte (5103 Hhm.),
Deutsch-Oestreich hat nur 3500 H>M. Von den Großherzogthümern
ist das größte: Baden, Weimar das kleinste; von den Herzogtümern
Schleswig das größte, Altenburg das kleinste; von den Fürstentümern
Lichtenstein das kleinste, Waldeck das größte; von den freien Städten
Hamburg die größte, Frankfurt die kleinste. (In welchen Flußgebieten
liegen die einzelnen?)
6. Süddeutsche Staaten sind: Oestreich, Baiern, Würtemberg,
Baden, Lichtenstein. Mitteldeutsche Staaten sind: Sachsen, Weimar,
Gotha, Meiningen, Altenburg, Reuß, Schwarzburg, die drei Hessen,
Frankfurt, Nassau, Waldeck. Norddeutsche Staaten sind: Anhalt,
Braunschweig, Hannover, Oldenburg, Lippe, Mecklenburg, Hamburg,
für jr.'/ nationale
Schulbuchforschung
Braunschweig
.________________________________________, Schulbuchbibliothek
1865 -
Glogau
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- Autor: Kriebitzsch, Karl Theodor
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
116
2. Deutschland hat sieben Herzogtümer: Vraunschweig,
Anhalt (Dessau-Köthen-Bernburg), Altenburg, Gotha, Meiningen,
Holstein, Nassau. Daö Braunschweiger Land, 70 ^M., zerfällt
in mehrere getrennte Theile. Städte darin: Helmstedt, Schöppenstedt,
Blankenburg (S. 24), Wolfenbüttel, Rübeland (Baumannß- und Biels-
höhle, S. 22). Das Land ist umgeben von preußischem und hannöver-
schem Gebiet und gehört größtentheils zum norddeutschen Tiefland, doch
hat es im Süden einen Antheil am Harz.
3. Von Braunschweig geht's nach Lehrte, welches, an sich ein
kleiner, stiller Ort, nur zur Zeit, wenn die Bahnzüge ankommen und ab-
gehen, von Lärm und Leben erfüllt ist. Es geht von Lehrte ein Zug
nach Hildesheim südlich, einer nach Celle nördlich, einer nach Braun-
schweig östlich, einer nach Hannover westlich. Mit dem letzten fahren wir.
Hannover ist wieder eine große, schöne Stadt, in der Ebene an der
Leine gelegen, die auf dem Eichsfeld bei Heiligenstadt entspringt, in
nördlichem Lauf Göttingen, dann Hannover berührt und, wie die Ocker,
in die Aller mündet. Merkwürdig ist ein Denkmal des Königs Ernst
August; die zum Andenken an 1815 errichtete Waterloosäule, die inwendig
mit Treppen zum Hinaufsteigen versehen ist und auf der Spitze eine
Victoria trägt; das prächtige Schloß mit einem berühmten Marstall, der
besonders schöne Schimmel und Isabellen enthält. Von dem nahen
Herrenhausen (mit schönen Gärten und einer Königsgruft) führt eine vier-
fache Lindenallee nach dem großen, prachtvollen Welfenschloß.
4. Hannover ist ein Königreich. Der jetzige König, Georg V.,
Sohn von Ernst August, ist blind. Deutschland hat 5 Königreiche;
sie folgen der Größe nach so: Preußen, Baiern, Hannover, Würtemberg,
Sachsen. Das Hannöversche Land (700 □ $6) ist getheilt durch Olden-
burg, Westphalen, Braunschweig. Städte im Osten: Goslar, Hildes-
heim, Hannover, Celle, Lüneburg, Harburg; im Westen: Os-
nabrück, Aurich, Emden; im Süden: Clausthal, Zellerfeld,
Göttin gen. (Vgl. S. 40.) In Goslar hatten in alten Zeiten die
Kaiser oft ihren Hofhält. Die Kaiserburg ist jetzt ein Kornspeicher,
der alte Dom bis auf eine Kapelle abgetragen. Den Eingang der Kaiser-
worth zieren noch eine Menge Kaiserbilder. Göttingen hat eine Uni-
versität. Im Dom in Hildesheim ist ein uraltes Götzenbild, die
Irmensäule zu sehen und ein ungeheurer Rosenstrauch, der außen an
der Wand empor und durch die Wand gewachsen ist; er soll von Karl
d. Gr. oder Ludwig dem Frommen gepflanzt sein. Im Dom zu Os-
nabrück zeigt man Karls des Großen Schachspiel und eisernen Stock.
(Friede 1648.) — Wie Braunschweig gehört Hannover größtentheils zum
norddeutschen Tiefland, und hat südlich einen Antheil am Harz, und auch
am Wesergebirge.
5. Der nördliche und westliche Theil des Landes enthält große
Moore. Der Moorboden ist schwarzbraun, locker, durchwässert, mit
nichts als kurzem, schilfigem Moorgras und mit Binsen spärlich bewachsen.
Sonst kommt darin nichts fort. Auch von Thieren ist das Moor gemieden,
nur das Geschrei des Kiebitz und der schauerliche Klageton des Moorhuhn