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schen Zollvereins. Seine Eisenbahnen sind der Verwaltung der Reichs-
eisenbahnen Elsaß-Lothringens unterstellt.
Die Hauptstadt und Residenz des Großherzogs ist Luxemburg.
Sie liegt in einem malerisch schönen Felsentale und war früher Festung.
Die einst berühmten Festungswerke wurden seit 1867 teilweise geschleift.
Die Stadt hat 20 000 Einwohner. Die meisten von ihnen sind in der
Eisenindustrie beschäftigt.
Etwa eine deutsche Meile südwestlich von Aachen, wo die Nieder-
lande, Belgien und Preußen zusammenstoßen, liegt das neutrale Gebiet
Moresnet (fpr. moränä). Es umfaßt etwa 3,3 qkm mit 3000 Ein-
wohnern, welche in dem Dorfe Neutral-Moresnet wohnen. Zu diesem gehört
das bedeutende Galmeibergwerk Altenberg. Unweit des Dorfes liegt auf
preußischem Boden Preußisch-Moresnet und weiter südlich auf belgischem
Gebiete Belgisch-Moresnet. Das Gebiet wird von dem Bürgermeister
von Preußisch- und Belgisch-Moresnet abwechselnd verwaltet.
Die Niederlande.
(33000 qkm — 5/6 Hannover, 51/, Mill. Einw., 167 auf 1 qkm.)
Holland ist in der Hauptsache als die westliche Fortsetzung
des Norddeutschen Tieflandes bzw. Nordwestdeutschlands anzn-
sehen. Marsch, Geest und Moor sind daher auch für dieses Gebiet
charakteristisch.
Seine Ostgrenze bildet das Deutsche Reich mit den Rhein-
landen, Westfalen und Hannover. Im Süden ist Belgien der
Nachbarstaat. Die West- und Nordgrenze wird durch das Meer,
die Nordsee, gegeben.
Die etwa bis Held er verlausende Westküste ist in ihrem südlichen
Teile, besonders im Gebiete der Scheldemündung bis zur Rhein-
mündung, vielfach gegliedert. Zahlreiche Inseln sind hier vorgelagert.
Sie sind einst unter der Einwirkung der Flüsse und des Meeres ent-
standen. Diese setzten Schlick- und Geröllmassen ab und bildeten einen
zusammenhängenden Landstrich, der später wieder von gewaltigen Sturm-
fluten in Inseln aufgelöst ist. Das Meer drang sogar noch tief in
das Land ein und schuf die Buchten und schlauchartigen Mündungen
der Flüsse.
Von der Mündung der Maas bis zum Eingang in die Zuider-
see bei Helder ist die 5?üste nahezu ungegliedert. Der kleinste der
Rhein arme erreicht auf dieser Strecke die Nordsee. [Die Nieder-
lande werden zu einem Teile nicht zu Unrecht als das Deltaland des
Rheins bezeichnet. Waal und Assel umfließen das Gebiet, der Lek
durchzieht es. Mit der Waal tritt die Maas in Verbindung
(Schleusenzüge), und von ihr führen Verbindungsarme hinüber in das
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42 11. Aus der Zeit Wilhelms I.
Werk. Eine Schanze nach der andern wird genommen, um 12 Uhr flattert die schwarzweiße Fahne auf allen.
Einige Monate später wurde Friede geschlossen. Schleswig-Holstein blieb deutsches Land; es sollte von Preußen und Österreich gemeinsam regiert werden.
b) Dev deutsche Krieg von 1866.
1. Ursache des Krieges. Seit den Befreiungskriegen tat Österreich so, als ob Deutschland auch noch zu Österreich gehöre. Der Kaiser von Österreich und seine Minister wollten auch in Deutschland gebieten. Es war ihnen nicht recht, daß Preußen ebenso mächtig geworden war wie Österreich. Am liebsten hätten sie Preußen wieder klein gemacht. Auch viele deutsche Fürsten, wie die von Hannover, Hessen, Sachsen, Bayern, Württemberg waren neidisch auf Preußen und hielten es mit Österreich. So herrschte Zwietracht unter den deutschen Staaten. Damit aber unser Vaterland einig und stark würde, hielt es König Wilhelm von Preußen und sein Minister Bismarck für das beste, Österreich ganz aus Deutschland herauszuwerfen, und so entstand der Krieg, den man den deutschen Krieg nennt. Zu Preußen hielten in diesem Kriege Mecklenburg, Oldenburg und die thüringischen Staaten, alle andern deutschen Fürsten standen auf Österreichs Seite.
2. Der Krieg in Norddeutschland. Um zunächst die feindlichen Nachbarn in Deutschland zu beseitigen, rückten die preußischen Heere schnell in Sachsen, Hannover und Hessen ein. Der König von Sachsen war mit seinem Heere nach Böhmen zu den Österreichern gezogen. Der Kurfürst von Hessen sandte feine Truppen zu den Süddeutschen, er selbst wurde auf Wilhelmshöhe bei Kassel gefangen genommen. Der König von Hannover wollte seine Armee auch zu den Bayern überführen, wurde aber durch die Schlacht bei Langensalza am 27. Juni 1866 daran verhindert. Zwar siegten die Hannoveraner in der Schlacht; aber schon am folgenden Tage wurden sie rings von preußischen Truppen umschlossen, so daß sie sich den Preußen ergeben mußten.
Aus der Schlacht bei Langensalza.
Ein greiser Bürger von Langensalza hatte vier Söhne beim Krieg; der jüngste stand bei den Einundsiebzigern. Als der Vater hörte, daß sein Sohn beim Siechenhause aufgestellt fei und in der drückenden Hitze fast verschmachtete, da machte er sich trotz seiner achtzig Jahre und trotz der pfeifenden Kugeln auf den Weg, um feinen Liebling mit Essen und Trinken zu erquicken. Allein er fand ihn nicht. Wie er auch spähte und forfchte, — alles vergebens. Mit schwerem Herzen kehrte er heim.
Endlich war die Schlacht zu Ende. Der Abend dämmerte bereits. Von den zurückgehenden Preußen hatte keiner den Vermißten gesehen. Da läßt es dem Vater keine Ruhe. Er macht sich abermals auf und schreitet zitternd durch das Leichenfeld. Hier ächzt ein Verwundeter, dort starrt ihn ein Toter an. Nicht weit vom Abdeckerhäuschen aber liegen Einundsiebziger. Von einer entsetzlichen Ahnung gefoltert,
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Extrahierte Personennamen: Wilhelms_I. Wilhelm Bismarck
Extrahierte Ortsnamen: Schleswig-Holstein Deutschland Deutschland Hannover Hessen Sachsen Bayern Württemberg Deutschland Oldenburg Norddeutschland Deutschland Sachsen Hannover Hessen Sachsen Hessen Kassel Langensalza Langensalza Langensalza
Im September 1808 machte König Jerome von Westfalen eine
Reise durch die westfälischen Städte Paderborn, Bielefeld, Osnabrück
und Minden. Hierbei hielt er sich 12 Stunden in Bielefeld auf, be-
besuchte einzelne Kaufleute und machte Einkäufe iu Leiuen und Damast.
Die große Menge der Bürgerschaft wollte von dem sittenlosen König
wenig wissen und haßte die wenigen Schmeichler. Die für den Abend
befohlene festliche Beleuchtung der Stadt war sehr kläglich. Der da-
malige Syndikus Hoffbauer, ein königstreuer Preuße, mußte auch mit-
machen, wenn er nicht gefangen gesetzt werden wollte. Mit nur einem
Talglicht erleuchtete er eiu vor seinem Hause angebrachtes, durch-
scheinendes Bild, das die Inschrift trug:
Die Größe gibt sich selbst ihr Licht,
Bedarf der vielen Lichter nicht,
Drum leucht ich auch so wenig
Für meinen großen König.
Jubelnd stand die große Schar der prenßentrenen Bielefelder
davor.
Ernst Moritz Arndt erzählt von der Zeit der französischen Fremd-
Herrschaft in seinen „Denknissen eines Deutschen oder Fahrten des
Alten im Bart": „Nun sollt ihr noch ein Lied hören, was sonst die
preußischen Baueru in Westfalen von ihrem Gelben sd. i. König
Jerome in Kassel) singen, wenn sie unter sich sind:
„Hopp Marjauicheu, hopp Marjanichen,
laß die Püppcheu tanzen;
erst hatten wir einen guten König;
nun hab'n wir 'nen lumpigen Franzen!
Hopp Marjauicheu, hopp Marjanichen,
laß die Püppchen tanzen;
der Packenträger von Korsika
wird König von Westfalia!"
Die Zeit der Befreiungskriege.
Der Brand von Moskau und der Untergang der großen
napoleonifchen Armee bedeuteten Napoleons Niedergang. Zwar
folgten erst neue Bedrückungen; denn durch das Ausschreiben einer
Kriegssteuer und durch neue Aushebuugeu hoffte der gewaltige Korse
den Sieg wieder an seine Fahnen zu fesseln. Als Napoleons Macht
in der Völkerschlacht bei Leipzig gebrochen war, wurde die unter dein
Kronprinzen von Schweden, dem srüheren französischen Marschall
Bernadotte, stehende Nordarmee geteilt. Bülow, der Sieger von
Dennewitz, dessen Namen nnsre 55. führen, rückte in Westfalen ein.
Vor ihm her schwärmten die Kosaken 'ans ihren flinken Pferden. Am
Vormittag des 3. November 1813 kamen die ersten Kosaken, 18 Mann,
unter dem russischen General Eostnikow in Bielefeld an; abends er-
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208
88. Der Wiener Kongreß. Der Deutsche Bund.
Preußen mußte die Wiederherstellung und Abruuduug seines altert Staatsgebietes erwarten. Damit verknüpften sich aber zwei weitere schwierige Aufgaben, nämlich die Entscheidung über das Schicksal Sachsens und Polens. Preußen forderte zur Abruuduug seiner Grenze die Einverleibung Sachsens. Der sächsische König Friedrich August hatte bis zuletzt' mit dem größten Teile seiner Armee bei Napoleons Fahnen ausgehalten, hatte uoch am 19. Oktober 1813, als jer Kampf um Leipzig schon entschieden war, die Aufforderung der Verbündeten zur Zurückziehung seiner Truppen abgelehnt. _ Es galt daher auch als sicher, daß Sachsen nach dem Abschluß des Friedens m preußischen Besitz übergehen werde. Aber Österreich und Frankreich arbeiteten' dagegen; man ahnte in dem aufsteigenden Preußen schon dunkel deu Hort der deutschen Einheit, darum sollte Preußen niedergehalten werden. Der einzige Freund Preußens war Rußland; dafür erwartete Zar Alexander I. aber auch, daß Preußen seinem Plan die Wiederherstellung Polens zu einem selbständigen Reich unter russischer Oberhoheit, zustimmen werde. Mit Rußland verständigte sich Friedrich Wilhelm; aber Österreich und Frankreich wollten auf Preußens Forderung nicht eingehen. Fast wäre es zwischen den Verbündeten noch zu einem Kriege gekommen; schließlich jedoch einigten steh me Gegner auf friedlichem Wege, indem jeder von feiner Forderung etwas nachließ. Preußen begnügte sich mit der größeren Hälfte Sachsens und qab einen Teil seiner polnischen Gebiete an Rußland, bekam dafür aber Thoru, Danzig mtd den Netzedistrikt, außerdem Vorpommern mit Rügen; in Westfalen erhielt es das Siegener Land, die Herzogtümer Jülich und Berg und die Erzbistümer Köln und Trier. So ging Preußen zwar nicht besonders günstig ans dem Wiener Kongreß hervor, seine Wünsche wurden bei weitem nicht befriedrigt, aber die größere Hälfte Deutschlands gehorchte doch dent preußischen Zepter.
Das verkleinerte Sachsen behielt den Königstitel, wählend Weimar, Oldenburg und die beiden Mecklenburg den großherzoglichen Titel erhielten.
2. Der Deutsche Bund. Neben der Neuregelung des Besitzstandes der einzelnen Fürsten hatte sich der Wiener Kongreß auch mit der Frage nach dem Verhältnis der deutschen Staaten untereinander zu beschäftigen. Das deutsche Volk hatte aus eine Lr= Neuerung des Kaisertums gehofft. Aber um die Wünsche des Volkes kümmerte man sich in Wien nicht. Der schlimmste Gegner eines geeinten Deutschen Reichs war Österreich; es fürchtete, daß dadurch feine eigene Staatseinheit bedroht werde. Deshalb kam statt eines Deutschen Kaiserreichs nur der Deutsche Buud zustaude. Er setzte sich aus 39 Staaten zusammen und war ein Verband der Regierungen ohne jede Beteiligung des Volkes. Die gemeinsamen Angelegenheiten sollten von'einer Versammlung der Gesandten der einzelnen Staaten, dem Bundestage, beraten werden. Zum Sitz des Bundestages wurde F r a u k s u r t a M. bestimmt. Österreich führte den Vorsitz und hatte dadurch den größten Einfluß aus den Bund. Es sollte ein B u n d e s-heer ans den Anteilen der Einzelstaaten gebildet werden, ist? tut .
/ \
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92. Das zweite napoleonische Kaiserreich und die Einigung Italiens. 227
sprechungen, durch List und Gewalt brachte er es trotzdem dahin, daß er 1852'durch eine Volksabstimmung zum erblichen Kaiser der Franzosen gewählt wurde.
2. Der Krimkrieg. 1853—1856. Der Kaiser Nikolaus I. von Rußland wollte seine Herrschaft auch über die Balkanländer ausdehnen ; darum verlangte er im Jahre 1853 von der Türkei die S ch u tz h e r r s ch a s t über alle Christen des türkischen Reichs. Als die Türkei diese Forderung verweigerte, ließ er seine Truppen in das türkische Gebiet einrücken. ' Da kamen Frankreich und England den Türken zu Hilfe, und so entstand ein Krieg, der sich hauptsächlich auf der Halbinsel Krim abspielte und daher der K r i m-t r i e g heißt. Die bedeutendste Tat der Verbündeten war die Eroberung der Festung S e b a st o p o l (1855), wobei die Franzosen die Hauptarbeit taten. Danach schloß Rußland mit den Türken den Frieden zu Paris (1856). Rußland verzichtete auf die Schutzherrschaft; die Donauschiffahrt wurde für frei und das Schwarze Meer für neutral erklärt. Rußlands Übergewicht in Europa war gebrochen; Napoleon Iii. hatte das Schiedsrichteramt in Europa übernommen.
3. Die Einigung Italiens. 1859. Wie Deutschland, so sehnte sich auch Italien nach staatlicher Einigung; denn dort sah es fast noch trauriger aus als bei uns. Es gab auf der_ Halbinsel sieben voneinander unabhängige Staaten; die fruchtbarsten -leite des Landes, die Lombardei und Vertetien, waren in der Gewalt der Österreicher. Die Leitung der Einheitsbewegung riß der König von Sardinien, Viktor E m a u u e I, an sich, er wollte alles daran setzen, um die Österreicher aus dem Lande zu vertreiben und dann selbst König über ganz Italien zu werden. Ohne einen starken Bundesgenossen ging es aber nicht, und diesen fand er insgeheim an dem Kaiser Napoleon. Der wollte sich im Kampfe mit Österreich neuen Ruhm erwerben, und außerdem sollte ihm Viktor Emannel seine Hilfe mit Land bezahlen. Im Jahre 1859 kam der lange erwartete Krieg zum Ausbruch. Die Frauzofeu besiegten die Österreicher bei Magenta (unweit Mailand) und dann bei S o l f e r i n o (unweit Mantua). Darauf nahm Kaiser Franz Josef die Friedensvorfchläge Napoleons an und verzichtete a u f die Lombardei, die zu Sardinien kam. Napoleon erhielt für seine Hilfe Savoyen und Nizza.
Nach dem Frieden ging die Eiuheitsbeweguug weiter. Schon während des Krieges waren die inittelitalienifchen Fürstentümer Toskana, Parma und Modena zu Viktor Emannel übergetreten. Ebenso erklärte sich der nördliche Teil des Kirchenstaates für den Anschluß an Sardinien. Die Reiche Neapel und Sizilien gewann Viktor Emannels beliebtester General Garibaldi im Jahre 1860 für seinen Herrn, und im Jahre 1861 wurde Viktor Emannel zum König von Italien ausgerufen. Es fehlten an dem ganzen Italien nur noch Venetien, das er 1866 erhielt, als die Österreicher von den Preußen besiegt wurden, und der Kirchenstaat mit Rom, den er 1870 nach der Besiegung Napoleons bekam. ^
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79. Dritter Kriegsbund gegen Frankreich (1805). Rheinbund (1806). 1 79
general, erhob er zum Großherzog von B e r g (am rechten Rheinnfer, Stadt Düsseldorf).
5. Der Rheinbund; Auflösung des Deutschen Reichs (1806). Nicht bloß durch Landbesitz belohnte der Franzosenkaiser seine deutschen Bundesgenossen, sondern er verlieh auch den Kurfürsten von Bayern und Württemberg die Königskrone und machte aus dem badischen Kurfürsten einen Großherzog. Alle drei erklärte er für unabhängig vom Deutschen Kaiser und Reiche. Ilm aber das gemißhandelte Deutsche Reich völlig zu zertrümmern, stiftete er 1806 den sogenannten Rheinb u n d , dem sechzehn deutsche Fürsten — voran Bayern, Württemberg und Baden — beitraten. Alle Rheinbundsfürsten sagten sich gänzlich von Kaiser und Reich los und wählten Napoleon zu ihrem Protektor, d. H. Beschützer. Für seinen Schutz mußten sie sich verpflichten, ihm zu allen seinen Kriegen 63 000 Mann Hilfstruppen zu stellen. Dasür gestattete er ihnen, die von ihren Ländern umschlossenen, noch reichsunmittelbaren Gebiete einzunehmen. Unter diesen befanden sich über 70 Fürstentümer und Grafschaften und die Reichsstadt Nürnberg. Daß sie auch sonst stets untertan und gehorsam sein mußten, verstand sich von selbst. Es war eine schmachvolle Zeit; wie sehr mußte das Vaterlandsgefühl erstorben sein, daß so viele deutsche Fürsten und Stämme sich freiwillig unter das Joch des hochmütigen Korsen beugten, der sie dafür natürlich um so mehr verachtete!
Da Kaiser Franz Ii. diese Vorgänge nicht hindern konnte, so legte er den deutschen Kaisertitel, der nun keinen Sinn mehr hatte, ab und nannte sich hinfort „Kaiser von Österreich". So ging nach tausendjährigem Bestehen das Deutsche Reich, das freilich feit Jahrhunderten innerlich zerrissen gewesen war, sang- und klanglos zu Grabe — um gottlob! 65 Jahre später unter einem andern Herrschergeschlechts verjüngt und herrlich zu erstehen. Damals erschien eine Schrift, betitelt: „Deutschland in seiner tiefsten Erniedrigung." Ein Buchhändler Palm in Nürnberg hatte sie — nicht etwa verfaßt — sondern nur verschickt. Dafür ließ Napoleon ihn einfach greifen und erschießen. Auch solche Verhöhnung alles Rechts ertrugen die Deutschen; indes gingen doch manchem die Augen ans.
*6« Rückblick aus das alte Deutsche Reich. Das gewaltige Reich Karls des Großen war von vier aufeinanderfolgenden hervorragenden Fürsten (Großvater, Vater, Sohn und Enkel) geschaffen worden; unter den untüchtigen Nachkommen zerfiel es im 9. Jahrhundert schnell. Heinrich I. und Otto I. haben das Verdienst, das Deutsche Reich g e s ch ct s j e ii zu haben, indem sie die Zersplitterung des Reichs in selbständige Stammesherzogtümer verhinderten und die Stammesherzöge zu Beamten des Reichs machten. Freilich eine so straffe Reichsgewalt, wie wir sie in den modernen Staaten besitzen, hat man im Mittelalter nicht gekannt. Daß aber Deutschland unter den sächsischen, salischen und staufischen Kaisern eine festere Einheit bildete als die Nachbarländer, das verschaffte ihm für mehrere Jahrhunderte eine führende Stellung in der damaligen Welt.
12*
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174 77. Erster Kriegsbund gegen Frankreich (1792—1797).
Bonaparte mit Robespierre. Da er sich bei der Belagerung Toulons sehr hervortat, stieg er schon mit 25 Jahren zum Range eines Generals empor. Bonaparte war eine kleine, gedrungene Gestalt mit einem eigentümlich geformten Kopfe, schwarzen Augen und olioenfarbigem Gesichte. Man fah ihn gewöhnlich auf einem Schimmel reiten. Überfeiner Uniform pflegte er einen grauen Überrock, auf feinem Kopfe einen dreieckigen Hut zu tragen.
4. Bonaparte in Italien (1796 und 1797). Diefem Manne übertrug das Direktorium den Oberbefehl über eilte Armee, die von Italien aus gegen Wien vordringen sollte. Bonaparte löste seine Aufgabe glänzend. Er schlug die Österreicher wiederholt aufs Haupt und drang bis nach Steiermark vor. Da bat Österreich um Waffenstillstand und trat im Frieden von Campo F o r rn i o (nahe bei Udine, nordöstlich von Venedig) Belgien und die Lombardei ab. Belgien wurde französisch; aus der Lombardei machte Bonaparte die eisalpinische Republik. Im geheimen gab Kaiser Franz auch dazu seine Zustimmung, daß das linke Rheinuser an Frankreich abgetreten würde. Das linksrheinische Deutschland sah damals auf der Karte ganz anders aus als heute. Wo wir jetzt nur einen selbständigen Staat des deutschen Reichs — Elsaß-Lothringen — und vier geschlossene, mehr oder weniger ansehnliche Stücke rechtsrheinischer Staaten — nämlich Preußens, Bayerns, Hessens und Oldenburgs — haben, da gab es damals 97 Länder und Ländchen. Zur Regelung der Verhältnisse zwischen Frankreich und dem deutschen Reich , wurde ein Kougreß zu Rastatt einberufen (1797)/,;^. ?_: j > >
5. Bonaparte in Ägypten (1798). Nachdem nun alle Feinde Frankreichs bis auf das feemächtige England niedergeworfen waren, unternahm Bouaparte im Auftrage des Direktoriums einen abenteuerlichen Zug, der feinennamen mit einer besonderen Glorie umgeben hat, den Zug nach Ägypten. An diesem Lande wollten die Franzosen sich eine Entschädigung erwerben für die ihnen von England entrissenen Kolonien; von da aus wollten sie den englischen Handel stören und Englands Kolonien im Osten bedrohen. Glücklich entging Bonaparte dem englischen Admiral Nelson, der ihm auf dem Mittelmeere auflauerte, landete ohne Unfall in der Nähe von Alexandria und nahm diese Stadt ein. Hieraus trat er den Marsch nach Kairo, der Hauptstadt des Landes, au. Am vierten Tage erreichte er den Nil. Die aufgehende Sonne zeigte den Franzosen in der Ferne die schimmernden Spitzen der Moscheen Kairos und die Pyramiden. Mit ehrfurchtsvollem Staunen betrachteten sie diese von der Morgen-sonne beleuchteten Denkmäler der grauen Vorzeit; Bonaparte aber rief: „Soldaten, heute werdet ihr den Beherrschern Ägyptens eine Schlacht liefern; vergeßt nicht, daß von der Höhe dieser Pyramiden vierzig Jahrhunderte auf euch herabschauen!" Und wirklich erfochten die Franzosen hier einen glänzenden Sieg über die Ägypter. Kairo öffnete nun seine Tore; ganz Ägypten beugte sich dem Eroberer. Ein bitterer Wermutstropfen in feiner Siegeswonne war indes für Bonaparte die Nachricht, daß Nelson seine Flotte bei A b n k i r (östlich
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95. Der Deutsche Krieg von 1866.
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Italiener geschlagen hatte? wenn er nicht um Frieden bat, so zogen die Preußen in die Kaiserstadt ein. Napoleon übernahm die Vermittelung, und so kam am 27. Juli der Prager Friede zustande. Bedingungen: Österreich erkennt die Auflösung des Deutschen Bundes an und gibt seine Zustimmung zu einer Neugestaltung Deutschlands ohne Österreich. Schleswig-Holstein sällt au Preußeu und Venetien an Italien. Sachsen soll au diesem Frieden teilhaben.
7. Krieg in Süddeutschland. Während dieser Zeit hatte der Krieg gegen den Bund und die süddeutschen Staaten auch seinen Fortgang genommen, und zwar ebenfalls glücklich für Preußen. Preußen hatte aus denjenigen Truppen, die Sachsen, Hannover und Kurhessen besetzt hatten, eine 50000 Mann starke Armee, die sogenannte Mainarmee, gebildet. Diese Mainarmee hatte es nun mit zwei feindlichen Armeen zu tun, der bayrischen und der Bundes-a r m e e , von denen jede für sich allein so stark war, wie die preußische. Die Preußen schlugen jedoch beide Heere einzeln in zwanzig größeren und kleineren Gefechten und drangen tief in Bayern, Württemberg und Baden ein. Als nun auch noch die Kunde von Königgrätz kam, erkannten Preußens süddeutsche Gegner die Hoffnungslosigkeit ihrer Sache und schlossen alle einzeln Frieden. Sie behielten ihre Länder, mußten aber Kriegskosten zahlen und gegen etwaige auswärtige Feinde (Frankreich) ein Schutz- und Trutzbündnis mit Preußen schließen.
8. Folgen des Deutschen Krieges. Infolge diefes Krieges wurden Schleswig-Holstein, H a tut over , Knrhessen , Nassau und Frankfurt am Main in Preußen einverleibt, so daß die Einwohnerzahl dieses Staates von 19^/- auf 24 Millionen stieg. Außerdem war nun die Bahn frei für Preußens deutsche Pläne. Es gründete den Norddeutschen Bund, dem sich alle Staaten bis an den Main anschlossen. Matt durfte hoffen, daß mit der Zeit auch die bis jetzt noch grollenden Süddeutschen diesem Bunde beitreten würden; vorläufig waren sie mit ihm durch ein Schutz- und Trutz-b ü n d n i s dem Auslande gegenüber zusammengeschlossen und lebten wirtschaftlich mit ihm verbunden im Zollverein. Das Oberhaupt des Bundes sollte immer der König von Preußen sein, er hatte den Oberbefehl über Heer und Flotte und vertrat den Bund nach außen. Zum ersten Bundeskanzler wurde Bismarck ernannt, dem fein dankbarer König den Grafentttel verliehen hatte. Die einzelnen Bundesstaaten entsandten ihre Vertreterin den Bundesrat ; neben diesem stand als Volksoertretnng der Reichstag, heroorgegangen aus dem allgemeinen, gleichen, direkten und geheimen Wahlrecht. Bundesrat und Reichstag suchten das neue Staatswesen möglichst zu fördern. Alle zum Bunde gehörende Staaten führten die allgemeine Wehrpflicht ein; die preußische Flotte ging an den Bund über; die Kriegs- und Handelsflotte erhielt die schwarz-weiß-rote Flagge, die aus dem preußischen schwarz-weiß und beut rot-weiß der Hansastäbte zusammengesetzt war und zum ersten Male am 1. Oktober 1867 gehißt würde.
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Schleswig-Holstein Venetien Italien Sachsen Süddeutschland Sachsen Hannover Kurhessen Bundes-a Bayern Württemberg Baden Frankreich Schleswig-Holstein Nassau Frankfurt_am_Main Main
230 94. Der Krieg mit Dänemark.
ihr Herzog war (Personalunion). In dieser Verbindung hatten sie sich ß1/? Jahrhunderte wohl gefühlt. Nach 1815 aber zeigten die Dänen immer deutlicher die Absicht, zunächst Schleswig dänisch zu machen, indem man den Einwohnern die dänische Sprache anf-zwang; und im Jahre 1848 erklärte König Friedrich Vii. die Einverleibung Schleswigs in Dä n e m a r k. Die Schleswigs wollten aber nicht von ihren deutschen Brüdern getrennt werden, und beide Herzogtümer erhoben sich gegen Dänemark. Für ihre Rechte trat auch der Deutsche Bund und namentlich Preußen ein. Unter General Wraugel rückten preußische Truppen in Schleswig ein und besiegten die Dänen (1848). Diese suchten sich dadurch au Preußen zu rächen, daß sie mit ihrer Flotte die Ostsee sperrten (blockierten), preußische Handelsschiffe wegnahmen und so den preußischen Handel empfindlich schädigten. In dieser Zeit fing Preußen an, kleine Kriegsschiffe zu bauen, die die Küsten von feindlichen Schiffen frei halten sollten. Im Jahre 1849 wurde bei Eckernförd e ein dänisches Kriegsschiff durch Straudbatterieu in die Luft gefpreugt und ein anderes zur Ergebung gezwungen.
Weniger tatkräftig wurde der Krieg zu ßctitbe gegen die Dänen fortgesetzt. Schließlich mischte sich das Ausland eiu, und Preußen wurde gezwuugen, mit Dänemark Frieden zu schließen. Die Schleswig-Holsteiner setzten nun zwar den Kampf allein fort, wurden aber bald von den Dänen unterworfen. So war Schleswig-Holstein den Dänen ausgeliefert; wohl sollten sie ihre Selbständigkeit behalten; aber dennoch suchten die Dänen auch fernerhin, die beiden Länder zu trennen und den Einwohnern vou Schleswig ihre Sprache aufzudrängen.
2. Der Dänische Krieg 1864. a) D a s D a n e w e r k; Düppel. Im Jahre 1863 starb Friedrich Vii. Sein Nachfolger Christian Ix. machte wiederum den Versuch, Schleswig dem dänischen Reiche einzuverleiben. Da trat ganz Deutschland für die Rechte der Provinzen ein, und preußische und österreichische Truppen kamen dem bedrängten Bruderstamme zu Hilfe. Im Februar 1864 rückten 45 000 Preußen und Österreicher über die Eider. Die Preußen führte Prinz Friedrich Karl, ein Neffe König Wilhelms. Zuerst galt es nun, das Danewerk, eine Reihe von Schanzen, die sich quer durch Südschleswig hindurchzogen, zu erobern. Schon nach den ersten Kämpfen erkannten die Dänen, daß diese ausgedehnte Befestigung nicht zu halten sei und zogen sich nach den D ü p p e l e r Schanzen zurück, die an der Ostküste Schleswigs, der Insel Alsen gegenüber, lagen. Diese Schanzen, zehn an der Zahl, hielten sie für uneinnehmbar. Während Nun die Österreicher in Jütland eindrangen, erhielt Prinz Friedrich Karl die Aufgabe, die Düppeler Schanzen zu eroberu. Zunächst beschoß er sie längere Zeit; als er sie arg zugerichtet hatte, setzte er einen Tag zum Sturm fest. Die für den Sturm bestimmten Krieger nahmen tags zuvor das heilige Abendmahl. Den andern Morgen (18. April) um 10 Uhr verstummten plötzlich die preußischen Kanonen, und nun hieß es: „Vorwärts zum Sturm!" Da ging es unter dem furchtbarsten feindlichen
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Vii Friedrich Friedrich_Vii Friedrich Christian_Ix Friedrich_Karl Friedrich Karl König_Wilhelms Wilhelms Friedrich_Karl Friedrich Karl
Extrahierte Ortsnamen: Schleswigs Schleswig Eckernförd Schleswig-Holstein Deutschland Schleswigs
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78. Zweiter Kriegsbund gegen Frankreich (1799—1801).
umentlicfip Regent des Landes. Die Republik bestand nur noch zum
3* Schlacht bei Marengo (1800). Friede zu Lüneville (1801). Bonaparte wünschte jetzt Frieden, um sich in seiner neuen Gewalt zu befestigen. Aber Österreich und England — Rußland hatte sich vom Kampfe zurückgezogen — wiesen jeden Vergleich zurück. „Gut," sprach Bonaparte, „so müssen wir den Frieden erobern!" Er zog über den großen St. Bernhard und trug bei M a r e u g o (unweit Alessandria) Einen entscheidenden Sieg über die Österreicher davon. Durch diesen Sieg gewann er ganz Italien zurück. Als iu demselben Jahre noch ein anderes österreichisches Heer in Bayern (bei Hohenlinden, südlich von München) geschlagen wurde, mußte Kaiser Franz um 'Frieden bitten. Dieser Friede kam 1801 zu Lüneville (südöstlich von Nancy) zustaude. Das linke Rhei nufer blieb in der Hand der Franzosen, die es ja tatsächlich schon seit 1795 besaßen. Übrigens muß anerkannt werden, daß Napoleon dem Lande manche Wohltat erwies; er stellte eine geordnete Verwalt ii n g her, führte ein in vielen Beziehungen vortreffliches G e s e tz b n ch (code Napoleon) ein und legte die ersten Kunststraßen au. Aber wegen der beständigen Kriege mußten die Bewohner hohe Abgaben entrichten. Außerdem wurde jede freie Meinungsäußerung unterdrückt; die deutsche Sprache sollte ausgerottet werden; der Kölner Dom wurde als Proviantamt benutzt.
4. Umsturz der de^rtscheu Reichsoerfassung. Reichsdeputationshauptschluß (1803). Der Friede war wiederhergestellt, aber er brachte für Deutschland nur neue Umwälzungen. Deutschland hatte mit dem Verluste des linken Rheinusers den neunten Teil seines Bodens und den siebenten Teil seiner Bevölkerung, über 1200 Quadrat-ineilen mit fast vier Millionen Einwohnern, verloren. In dem Frieden zu Lüneville war bestimmt worden, daß diejenigen deutschen Staaten, die durch die Abtretung des linken Rheinusers einen Gebietsverlust erlitten hatten, auf dem rechten Ufer entschädigt werden sollten. Um diese Angelegenheit zu ordnen, setzte der deutsche Reichstag zu Regensburg eine Reichsdeputation, d. h. einen Ausschuß ein. In Wirklichkeit fiel die Entscheidung aber zu Paris. Es war eiue Schmach, wie so viele deutsche Fürsten sich um die Guust Napoleons und bestechlicher französischer Staatsmänner bewarben, um möglichst viel für sich heranszufchlagen. Diese ganze Verhandlung war eine Art Auktions-Geschäft; wer gut zahlte, erhielt Land und Leute, wer knauserte, der verlor alles. Nach langwierigen Verhandlungen kam endlich der R e i ch s d e p u t a t i o n s - H a u p t s ch l u ß zustande, wie ihn Napoleon wünschte. Dadurch wurden die Gebiete der g e i st -liehen Fürstentümer fast sämtlich säkularisiert, d. h. iu weltliche Fürstentümer verwandelt, und die Reichsstädte b i s aus sechs (Hamburg, Bremen, Lübeck, Frankfurt a. M., Augsburg, Nürnberg) m e d i a t i s i e r t, d. h. aus unmittelbaren Untertanen .des Kaisers zu mittelbaren gemacht und einem Landesherrn ver-
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