118
Die hannoversche Armee gieng über Göttingen nach Langensalza, wo
sie den Angriff des Generals v. Fließ siegreich zurückschlug (27. Juni),
aber zwei Tage später gezwungen wurde, die Waffen niederzulegen und
in die Heimat zu gehen. Der Kurfürst von Hessen gerieth in Gefangen-
schaft ; aber seinen Truppen gelang es, sich mit denjenigen der südwest-
lichen Staaten (Darmstadt, Nassau, Württemberg, Baden) zu vereinigen.
Gegen diese und die Baiern (100,000 M.) bestand General Vogel v.
Falkenstein mit der Mainarmee (50,000 M.) eine Reihe siegreicher
Gefechte. Die Entscheidung des großen Kampfes aber erfolgte in Böh-
men, wo 230,000 Oestreicher und 25,000 Sachsen unter dem Oberfehle
Benedecks aufgestellt waren.
§. 175. Fortsetzung, a. Nach dem Kriegsplane des Generals
v. Moltke rückten 2 preußische Heere über die Grenze. Das I. unter
Prinz Friedrich Karl (120,000 M.), das von der Elbe und von Zittau
aus vordrang, warf den Feind in mehreren heftigen Gefechten (Gitschin
29. Juni); das Ii. unter dem Kronprinzen Friedrich Wilhelm
(130,000 M.) gieng in zwei getrennten Abtheilungen durch das glätzer
Gebirge. Die linke (General Steinmetz) erkämpfte die blutigen Siege
von Nachod (27io) und Skalitz (28/o); die rechte mußte anfangs bei
Trautenau (27/o) zurückweichen, doch schon am folgenden Tage wurden
die Oestreicher (Gablenz) durch die Garden völlig zersprengt. — b. Auf
die Nachricht von diesen Siegen eilte König Wilhelm mit dem General
Moltke und dem Ministerpräsidenten v. Bismark auf den Kriegs-
schauplatz und übernahm den Oberbefehl über das ganze vereinigte Heer.
Bei dem Dorfe Sadöwa unweit Königgrätz stand das österreichisch-
sächsische Heer auf den Höhen hinter der Bistritz, und hier ward am
3. Juli die Entscheidungsschlacht geschlagen. Von 8 — 1 Uhr kämpften
die Truppen Friedrich Karls mit Todesverachtung gegen die Uebermacht
des tapfern Gegners; dann erschien der Kronprinz. Nachdem er die
Höhe von Chlum mit Sturm genommen (f Hiller), flohen die Oesterrei-
cher in voller Auflösung der Elbe zu und ließen 180 Kanonen und 20,000
Gefangene in den Händen des Siegers. Da trafen (wie einst bei Belle-
alliauee Blücher und Wellington) der König und der Kronprinz bei Chlum
zusammen, und über das Siegesfeld schallte der Choral von Leuthen:
„Nun danket alle Gott!" — c. Die Schlacht war von furchtbarer Wir-
kung'für Oestreich. Aus Italien, wo Erzherzog Albrecht (bei Custozza)
und der Admiral Tegethoff (bei Lissa) siegreich gekämpft hatten, wurden
alle Truppen zum Schutze Wiens herbeigerufen, und Franz Joseph trat,
um Frankreichs Hülfe zu gewinnen, Venetien an Napoleon ab. Als
aber die preußische Armee im Angesichte Wiens erschien und ein Theil
des österreichischen Heeres bei Blumenau in Ungarn abgeschnitten
wurde, gi-'ng der Kaiser auf die Friedensbedingungen ein (Schloß Nikols-
burg, 22. Juli; Prag, 23. Aug.). — ä. Oestreich schied aus dem
deutschen Bunde trat Schleswig-Holstein an Preußen ab, zahlte
20 Mill. Thlr. Kriegskosten und gab seine Zustimmung zu allen Ver-
änderungen in Norddeutschland. Schleswig-Holstein, Hannover,
Kurhessen, Nassau und Frankfurt wurden mit Preußen vereinigt;
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Karl_(120,000_M. Friedrich Karl Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm König_Wilhelm Wilhelm Moltke Bismark Friedrich_Karls Friedrich Karls Hiller Oestreich Albrecht_( Albrecht Lissa Franz_Joseph Franz Napoleon Oestreich
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Sachsen und die übrigen Staaten im N. des Main schlossen mit Preu-
ßen den „norddeutschen Bund"; Baiern, Württemberg, Baden
und Hessen-Darmstadt aber zahlten Kriegskosten, erneuerten den
Zollverein und übertrugen für den Fall eines Krieges dem Könige von
Preußen den Oberbefehl. (Vcnetien wurde mit dem Königreiche Ita-
lien vereinigt). Alle Bemühungen Napoleons, deutsche Grenzstriche für
Frankreich zu erhalten, scheiterten an der deutschen Gesinnung König
Wilhelms und seiner Räthe. Es war die Zeit gekommen, wo das deutsche
Volk stark genug war, seine Ehre und seinen Frieden zu schützen. (Nordd.
Bund 30, süddeutsche Staaten 87a Mill. E.). Am 24. Febr. 1867 trat
der erste norddeutsche Reichstag zusammen.
§. 176. Der deutsch-französische Krieg. a. Das französische
Volk und sein Kaiser hatten mit Mißgunst die Errichtung des Königreichs
Italiens, mit wachsender Unruhe die Erfolge Preußens gesehen. Aber
schon war Napoleons Stern im Sinken. Während des Bürgerkrieges
der vereinigten nordamerikauischcn Freistaaten hatte er versucht, Mexiko
zu erobern und dort ein von ihm abhängiges Kaiserthum zu gründen,
wofür er den Erzherzog Maximilian als Regenten bestimmte (1863
—65). Aber auf die Drohung der Freistaaten, den Mexikanern Hülfe
zu senden, hatte Napoleon seine Truppen zurück ziehen müssen, und Maxi-
milian wurde von den Mexikanern erschossen. Vergebens suchte er (durch
Anerbietungen an Preußen) nach der Schlacht von Königgrätz Rhein-
bai ern und Mainz zu erwerben; auch seinen Plan, Luxemburg durch
Kauf zu erlangen (1867), mußte er aufgeben, weil Preußen ihm entge-
gentrat. (Die Festungswerke von Luxemburg, bis dahin von Preußen
besetzt, wurden geschleift, und das Land, gleich der Schweiz, von den
Großmächten neutral erklärt.) Darum rüstete er mit aller Macht zum
Kriege (Chassepotgewehre, Mitraillcusen oder Kugelspritzen). — b. Als
nun die Spanier im Sommer 1870 den Prinzen Leopold v. Hohen-
z ol lern zum Könige wählten, stellte der französische Gesandte (in Ems)
an König Wilhelm das Verlangen, demselben die Annahme der Krone
zu verbieten. Obwohl der König erklärte, dazu kein Recht zu haben,
und obwohl der Prinz die Krone ablehnte, forderte der französische Kaiser
von dem erstern eine schriftliche Entschuldigung. Als der König den Gesandten
mit Würde abwies, erfolgte die französische Kriegserklärung. Entrüstet
über diese Frechheit, erhob sich das deutsche Volk, und als der König zum
Kampfe rief, da stammte die Begeisterung der Freiheitskriege in allen
deutschen Herzen auf. In schweigendem Ernste, zum Kampfe auf Tod
und Leben entschlossen, eilten unsre Heere an den Rhein.
§. 177. Fortsetzung, a. Auf dem linken Rheinufer, an der Mosel
und Saar, sammelte sich die erste Armee unter Steinmetz; um Mainz die
Zweite unter Prinz Friedrich Karl; die dritte (Baiern, Württcmberger,
Badener, Preußen) unter dem Kronprinzen Friedrich Wilhelm. Den
Oberbefehl übernahm der König, in dessen Nähe seine bewährten Rath-
geber Graf Bismark, der Kriegsminister von Noon und der „schweig-
same Schlachtendenker" Moltke waren. Bald erscholl die frohe Kunde,
daß General Steinmetz den Berg von Spicheren erstürmt (4.Aug.),
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Extrahierte Personennamen: Napoleons Wilhelms Napoleons Maximilian Maximilian Napoleon Leopold_v Leopold Wilhelm Friedrich_Karl; Friedrich Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Graf_Bismark
106
Württemberg, Salzburg und Hessen-Kassel erhielten die Kurwürde. Von
den 52 Reichsstädten blieben nur 6: Augsburg, Nürnberg, Frankfurt,
Hamburg, Lübeck und Bremen. — b. Im ,'preßburger Frieden
(§. 156) wurde Kaiser Franz gezwungen, Tirol an Baiern abzutreten
und die deutschen Fürsten als unabhängig (souverän) anzuerkennen.
Preußen (Minister Haugwitz) ließ sich bewegen, Anspach an Baiern zu
überlassen und dafür Hannover anzunehmen. Um das deutsche Reich
vollständig zu zerstückeln, stiftete Napoleon den Rheinbund, dem Baiern,
Württemberg, Baden, Mainz, Darmstadt, Nassau, Berg und 9 kleinere
Staaten beitraten. Napoleon verlieh an Baiern und Württemberg die
königliche und an Baden die großherzogliche Würde; sich selber erklärte
er zum Protektor (Schützer) des Bundes. Da legte Franz Ii. die
deutsche Kaiserkrone nieder und nahm den Titel „Kaiser von
Oestreich" an. Ohne Kampf und ohne Ehre gieng das tausendjährige
Reich Karls des Großen zu Grabe.
§.158. Preußens Fall. a. Friedrich Wilhelm Iii., der
1797 zur Regierung gelangte, war von aufrichtiger Liebe zum Volke er-
füllt; dem edlen Fürsten stand die schöne, hochbegabte, fromme Königin
Luise von Mecklenburg-Strelitz zur Seite. Aber er war dem gewal-
tigen Herrscher Frankreichs nicht gewachsen; dazu umgaben ihn unfähige,
leichtfertige Rathgeber, und aus dem Heere war der Geist Friedrichs des
Großen gewichen. Von Napoleon schmählich beleidigt, erklärte er dem-
selben den Krieg (1806). 200,000 Franzosen und Rheinbundstruppen
drangen nach Thüringen vor, wo 150,000 Preußen unter dem 72jähri-
gen Herzog Karl Wilh.ferd. von Braunschweig aufgestellt waren.
Nachdem bei Saalfeld der ritterliche Prinz Louis Ferdinand ge-
fallen war, erlitt am 14. Oktober das preußische Heer bei Jena und
180öauerftedt eine vollständige Niederlage. Die meisten Festungen öffneten
ohne Widerstand die Thore; ganze Heereskörper wurden auf der Flucht ge-
fangen. Zu den wenigen Führern, die den alten Ruhm der Tapferkeit
aufrecht hielten, gehörte Blücher, der tapfer kämpfend Lübeck erreichte
und sich erst ergab, als Brot und Schießbedarf völlig mangelten. Na-
poleon sandte den Siegeswagen des Potsdamer Thores in Berlin und
den Degen Friedrich d. Gr. nach Paris und stand nach 40 Tagen an der
Weichsel. — Ein russisches Heer hatte sich hier mit den Trümmern (6000
M.) des preußischen vereinigt. Blutig, aber ohne Entscheidung wurde
auf den Schneefeldern von Preußisch-Eylau (südl. v. Königsberg, 8/a)
gekämpft; mannhaft vertheidigte sich die Festung Kolb erg unter Gnei-
senau und dem alten Nettelbeck. Aber der Sieg Napoleons bei Fried-
land (südöstl. v. Königsberg, "/o) warf Preußen zu seinen Füßen. —
b. Im Frieden von Tilsit mußte Friedrich Wilhelm, von Kaiser Alex-
ander treulos verlassen, alles Land westlich der Elbe nebst Magdeburg
sowie die polnischen Provinzen (Posen und Warschau) nebst Danzig ab-
treten; von 5570 lüm. mit 10 Mill. E. blieben ihm nur 2880 Ihm.
mit 41/* E. Außer den erpreßten 1000 Mill. Franken mußten noch
132 Mill. Fr. Kriegssteuer gezahlt werden; die wichtigsten Festungen —
Spandau, Stettin, Küstrin und Glogau — blieben von den Franzosen
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Extrahierte Personennamen: Franz Franz Haugwitz Napoleon Napoleon Franz_Ii Franz Karls Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Königin
Luise_von_Mecklenburg-Strelitz Rathgeber Friedrichs Napoleon Karl_Wilh Karl Louis_Ferdinand Ferdinand Friedrich_d Friedrich Kolb Nettelbeck Napoleons Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm
114
C. Von der Revolution von 1848 bis zur Wiederaufrichtung des
deutschen Reiches. 1848—i8?i.
1848 8» 169,- Die Februarrevolution und ihre nächsten Folgen,
a. Frankreich. Die Unzufriedenheit mit der Regierung Ludwig Phi-
lipps führte dahin, daß am 18. Febr. in Paris ein Aufstand ausbrach;
der König wurde verjagt und Frankreich zur Republik erklärt. Um
die sog. „rothe Republik" zu errichten, erhoben die pariser Arbeiter im
Juni einen Aufstand, den aber nach mehrtägiger Straßenschlacht der
General Cavaignac überwältigte. Am Ende des Jahres wurde Lud-
wig Napoleon Bonaparte, Sohn des früheren Königs Ludwig von
Holland (§. 156), durch allgemeine Volksabstimmung zum Präsiden-
ten gewählt. Trotz seines Eides auf die Verfassung jagte er (a/i2 1851)
die Nationalversammlung auseinander, beseitigte seine Gegner durch
Einkerkerung und Verbannung und erklärte sich am 2. Dec. 1852 als
Napoleon Iii. zum Kaiser der Franzosen. — sd. Italien.
In Folge der Februarrevolution brachen in den meisten Ländern Italiens
gleichfalls Aufstände aus. König Karl Albert von Sardinien zog den
Lombarden zu Hülfe, welche die österreichische Herrschaft abzuschütteln
suchten, wurde aber vom Marschall Radetzky bei Custozza (südöstl. v.
Gardasee; 1848) und Novara (westl. v. Mailand; 1849) besiegt. In
Nom, wo das Volk eine Republik errichtet hatte, wurde Papst Pius Ix.
durch die Franzosen zurückgeführt. —- fo. Oestreich. Der Aufstand
in Wien, wurde durch eigne Kraft unterdrückt (Abdankung Metternichs);
die Ungarn aber, die unter Kossuth eine Republik gegründet halten,
konnten nur mit russischer Hülfe überwältigt werden.
§. 170. Fortsetzung. 6. Deutschland. 1) Die Unruhen, die
in Wien, Berlin, Baden u. s. w. ausbrachen, bewogen die deutschen Für-
sten, eine Nationalversammlung nach Frankfurt zu berufen. Diese
wählte den Erzherzog Johann von Oestreich zum Rcichsverweser (1848),
beschloß eine neue Verfassung und übertrug dann dem König von Preu-
ßen die erbliche Kaiserwürde (1849). Friedrich Wilhelm Iv.
aber lehnte dieselbe ab und suchte, mit Ausschluß Oestreichs, einen neuen
deutschen Bund unter Preußens Leitung zu gründen. Weil aber Baiern
und Württemberg den Beitritt versagten und mit ihnen Oestreich sich zum
Kriege bereit machte, gab er den Plan auf, und 1851 ward der Bundes-
tag unverändert wieder hergestellt. — 2) Am schwersten wurden durch
die Ereignisse dieser Jahre die deutschen Herzogthümer Schleswig-
Holstein getroffen. Die dänische Regierung wußte, daß dieselben auf
eine baldige Trennung von Dänemark hofften (vergl. §. 173), und war
daher um so mehr bestrebt, sie für immer fest zu halten. Darum griffen
die Schleswig-Holsteiner 1848 zu den Waffen und erklärten sich für un-
abhängig. Unterstützt durch preußische Truppen, drängten sie die Dänen
aus dem Lande und rückten in Jütland ein. Als aber Rußland und
England drohende Vorstellungen machten, zog Preußen seine Truppen
zurück, und die Schleswig-Holsteiner wurden nach tapferem Widerstande
von den Dänen bei Jdstedt geschlagen (1850). Nachdem ein östreichi-
sches Heer sie entwaffnet hatte, sahen sie sich aufs neue der dänischen
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_Phi- Ludwig Cavaignac Napoleon Ludwig_von
Holland Ludwig Napoleon Karl_Albert_von_Sardinien Karl Marschall_Radetzky Oestreich Johann_von_Oestreich Johann Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Ausschluß_Oestreichs
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Paris Frankreich Italien Italiens Mailand Wien Metternichs Deutschland Wien Berlin Baden Frankfurt Jütland England
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aufs Haupt sehen. Aber die Stadt Neuß am Rhein schlug helden-
müthig 56 Stürme ab; gegen die Schweizer erlitt sein stolzes Ritter-
heer bei Granson und Murten (1476) zwei furchtbare Niederlagen,
und als er im folgenden Jahre Lothringen angriff, verlor er durch die zu
Hülfe eilenden Schweizer und Straßburger bei Nancy (1477) Sieg und
Leben. — b. Seine einzige Tochter Maria vermählte sich mit Maxi-
milian, dem ritterlichen Sohn des Kaisers. In dem Kriege, den Maxi-
milian mit dem landersüchtigen französischen König Ludwig Xi. um die
burgundischen Besitzungen zu führen hatte, wurde er von Kaiser und
Reich und nach Marias Tode (1482) auch von den Niederlanden ohne
Hülfe gelassen; er sah sich daher trotz seines Sieges bei Guinegate ge-
nöthigt, das Herzogthum Burgund (Bourgogne) und die südwestlichen
Grenzprovinzen der Niederlande (Piccardie) an Frankreich abzutreten
(1. Raub Frankreichs); dagegen blieb die Freigrafschaft (Franchecomts)
jetzt dem Reiche noch erhalten.
1493 f §. 117. 3) Maximilian L, der „letzte Ritter". Maxi-
milian schließt die Kaiserreihe des Mittelalters. Er war eine hohe,
kräftige Gestalt, tapfer und kühn, hochgesinnt, geistreich und milde. Er
folgte den Gemsen auf die steilsten Felsen (Martinswand), erlegte die
Bären im Hochgebirge, die Löwen im Kampfspiele, die Ritter im Turnier
(der Franzose Claude Barre in Worms). Er liebte Wissenschaft und
Kunst (Waffenschmieden) und sprach die bekanntesten europäischen Spra-
chen. Aber ihm fehlte die Kraft und Beharrlichkeit Ottos I. unh Hein-
richs Iii., um dem Reiche die altegröße wiederzugeben.—Die wichtigsten
Einrichtungen, die er im Verein mit den Reichsfürsten schuf, waren:
a. der ewige Landfriede und das Reichskammergericht, welches alle
Streitigkeiten zwischen den Reichsständen zu entscheiden hatte; b. der
gemeine Pfennig, eine allgemeine Reichssteuer; c. die neue Kriegs Ord-
nung (besoldete Fußsoldaten oder Landsknechte und leichte Reiter);
d. die Posten (1516 von Wien nach Brüssel); 6. die Einteilung des
Reichs in 10 Kreise: 1) der nieder sächsische — Holstein, Mecklenburg
und das Land zwischen der Unterelbe und Weser bis zum Südrande des
Harzes ; 2) der ob er sächsische — Brandenburg, Pommern, Kursachsen
und Thüringen; 3) der westfälisch-niederrheinische — das Land
zwischen Weser und Holland bis nach Paderborn und Dortmund, ferner
die Grafschaft Mark (a. d. untern Ruhr), das Herzth. Berg (a. d. Wup-
per) und jenseit des Rheins die Herzth. Cleve und Jülich, diestadtköln
und das Bisthum Lüttich; 4) der mittelrheinische oder Kurkreis —
die Gebiete der 4 Kurfürsten von Köln, Trier, Mainz und Pfalz und die
Grafsch. Nassau; 5) der oberrheinische — Elsaß, Lothringen, Worms
und Speier, Frankfurt, Hessen; 6) der fränkische — die Bisthümer
Würzburg, Bamberg und Eichstädt a. d. Altmühl, die Fürstentümer
Anspach und Vaireuth, die Reichsstadt Nürnberg u. s. w.; 7) der schw ä-
bische —• vom Lech bis zum Oberrhein; 8) der bairische — vom Lech
und den Alpen bis zum Vöhmerwald; 9) der österreichische — Erz-
herzogthum Oesterreich, Steiermark, Kärnthen, Kram, Tirol; 10) der
burgundische — die Niederlande nebst Luxemburg und der Freigraf-
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Extrahierte Personennamen: Nancy Maria Maria Ludwig_Xi Ludwig Marias Maximilian_L Maximilian Claude_Barre Ottos_I. Cleve
Mlr eiche schmählich verlassen, die Vormauer des Oberrheitts, Straßburg,
ohne Schwertstreich in seine Hand. Er reizte die Dänen und Türken
zum Kriege; aber jene wies der große Kurfürst zur Ruhe, und diese er-
1683litten, 200,000 Mann stark, vor den Mauern Wiens (vertheidigt von
Stahremberg) durch Herzog Karl v. Lothringen und König Johann
Sobiesky v. Polen eine furchtbare Niederlage. — d. In dem 3. groß-
ßen Kriege gegen Deutschland und Holland (1686—97) fand
Ludwig an dem Führer der Holländer, Wilhelm von Oranien, der
1688 auf den englischen Thron gerufen war, einen weitschauenden und
unbeugsamen Gegner. Kaiser und Reich, später auch Spanien, Savoyen
und Dänemark traten in den Kampf gegen den großen Länderräuber.
Um sich gegen die deutschen Heere zu schützen, ließ Ludwig abermals die
Pfalz (Heidelberg, Mannheim, Worms, Speier rc.) und fast alles links
rheinische Land bis über Köln, Trier und Jülich hinaus niederbrennen
und die hungernden Einwohner in die schneebedeckten Felder hinaustreiben.
Durch seine großen Feldherrn blieb er schließlich Sieger und behielt im
Frieden zu Ryswik (bei Haag) 1697 das ganze Elsaß (3. Raub)./^ ixs
§♦ 141. Fortsetzung, a. Den spanischen Erbfolgekrieg
(1701—14) unternahm Ludwig, um seinem Enkel Philipp die spanische
Krone zu verschaffen, welche Kaiser Leopold I. für seinen jüngern Sohn
Karl in Anspruch nahm. England, Holland, Savoyen, später auch das
deutsche Reich und Preußen verbanden sich mit dem Kaiser, Baiern und
Köln dagegen mit Frankreich. Des Kaisers Feldherr war Prinz Eugen
,,der edle Ritter," der bereits im Türkenkriege sich hohen Ruhm erwor-
den hatte. (Geb. 1663 in Paris; schon früh dem Soldatenstande leiden-
schaftlich zugethan; trat, von Ludwig zurückgewiesen, 1683 in kaiserliche
Dienste; siegte 1697 bei Zentha a. d. Theiß über die Türken). Er
bahnte sich einen Weg über die Alpen, schlug die Franzosen aus Italien
hinaus und siegte dann in Verbindung mit dem großen englischen Feld-
herrn Ma rlborough in der blutigen Schlacht von Höchstedt ander
Donau (1704) über die Baiern und Franzosen. Dann gewann er neue
Lorbeeren bei Turin (1706) und Marlborough bei Ramillies (südl.
v. Brüssel); abermals vereinigt, gewannen sie die Schlachten von Oude-
naarde (südl. v. Gent, 1708) und von Malplaq uet (östl. v. Valen-
ciennes, 1709). Als der englische Heerführer abberufen und der unfähige
Karl Vi. Kaiser wurde, erlahmte der Krieg. Im Frieden von Utrech t
(1713) und Rastatt (1714) erhielt Ludwigs Enkel, nachdem er auf
Frankreich verzichtet hatte, die spanische Krone; dafür fielen die Nieder-
lande (Belgien), Mailand, Neapel und Sicilien an Oestreich, Neufund-
land und Gibraltar aber an England. — b. Durch die Aufh ebung
des Edikts von Nantes (§. 133.b.) und durch blutige Verfolgungen
hatte Ludwig über \ Million frommer und fleißiger Reformierter aus
dem Lande getrieben (1687) und durch die Kriege eine schwere Schulden-
last gehäuft. Sein glänzender Hof aber wurde das Vorbild für die
übrigen Fürsten, und die französische Sprache und Sitte fand Eingang
bei den vornehmen Ständen in ganz Europa.
§. 142. Peter der Große von Rußland und Karl Xii. von
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land]]
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Extrahierte Personennamen: Karl_v Karl Johann
Sobiesky Johann Ludwig Ludwig Wilhelm_von_Oranien Wilhelm Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Philipp Philipp Leopold_I. Leopold_I. Karl Karl Eugen
,,der Eugen Ludwig Ludwig Zentha Marlborough Karl_Vi Karl Ludwigs_Enkel Ludwigs Oestreich Ludwig Ludwig Karl_Xii Karl
Extrahierte Ortsnamen: Straßburg Wiens Stahremberg Lothringen Deutschland Holland Spanien Heidelberg Mannheim Worms Trier England Holland Savoyen Baiern Frankreich Paris Italien Baiern Rastatt Frankreich Belgien Mailand Neapel Sicilien England Nantes Europa
104
Nun rief der Wohlfahrtsausschuß alle Waffenfähigen unter die Fahnen,
und überall wandte sich der Sieg auf die Seite der begeisterten republi-
kanischen Heere (Marseillaise): Belgien wurde aufs neue erobert (Sieg
Jourdans bei Fleurüs 1794), Holland in die batavische Republik
verwandelt und Preußen zum Frieden von Basel (1795) gezwungen.
Nur England und Oestreich setzten den Krieg fort. — Während dieser
Siege gieng die Schreckensherrschaft der Jakobiner zu Ende. Marat
hatte durch Charlotte Corday den Tod gefunden; Danton wurde von
Robespierre und dieser von seinen früheren Genossen unter das Fallbeil
gebracht (1794). Dadurch erlangten die gemäßigten Männer die Ober-
hand, die denwohlfahrtsausschuß beseitigten. — f b. Die Regierung wurde
nun einem Direktorium von 5 Männern übertragen, dem der „Rath
der Alten" (250 Mitgl.) und der „Rath der Fünfhundert" zur Seite
standen(179ü—1799). An die Stelle desselben setzte Napoleon Vonaparte
4 I. später das Konsulat (§. 156).
§♦ 155. Napoleon Bonaparte, a. Er war 1768 zu Ajaccio
auf der Insel Korsika geboren. Nachdem er die Militärschulen zu
Brienne und Paris besucht hatte, trat er in die Armee ein und zeichnete
sich bei der Wiedereroberung von Toulon aus (1793). 1796 erhielt er
den Oberbefehl gegen die Oestreicher in Italien. Während in Deutsch-
land die französischen Generale (Jourdan und Moreau) gegen den
tapfern Erzherzog Karl unglücklich kämpften, errang Bonaparte eine
ganze Reihe von Siegen (Lodi, Arcole a. d. Etsch; Eroberung von
Mantua). Er erpreßte von den italienischen Fürsten kostbare Kunst-
werke und ungeheure Geldsummen, besetzte die Republik Venedig und
erzwang den Frieden von Campo Formio (1797. Schloß im Vene-
m7 tianischen), in dem Oestreich die Lombardei und Belgien (gegen Venedig)
abtrat. Darauf wurden Oberitalien und Genua, der Kirchen-
staat und die Schweiz in Republiken umgewandelt und von Frankreich
abhängig gemacht, vom deutschen Reiche aber die Abtretung des linken
Rheinufers gefordert. — b. 1798 segelte Bonaparte nach Aegypten.
Er eroberte Malta, erstürmte Alexandrien und siegte bei den Pyrami-
den über die Mameluken (kaukasische Sklaven - Soldaten unter 24
Beys, d. i. Fürsten); dagegen wurde die französische Flotte durch den
englischen Seehelden Nelson bei Abukir (westl. v. Alexandrien) ver-
nichtet. Bonaparte drang nach Palästina vor, schlug den türkischen Pascha
von Damaskus am Berge Tabor, bestürmte indessen das feste Acre
vergebens und kehrte daher nach Aegypten und bald darauf nach Frank-
reich zurück. — f c. Unterdessen hatten England (Minister Pitt), Ruß-
land, Oestreich, Neapel und die Türkei das zweite große Bündniß
gegen Frankreich geschloffen (1798). Erzherzog Karl warf die französi-
schen Heere (unter Jourdan und Massena) über den Rhein zurück; der
russische General Suwarow siegte in Italien (über Moreau und Mac-
donald), wurde dann aber bei Zürich geschlagen und von dem launenhaften
Kaiser Paul mit seinen Truppen zurückgerufen.
§. 156. Fortsetzung, a. 1799 stürzte Bonaparte das Direktorat
und ließ sich zum ersten Konsul ernennen. (Ihm wurden zwei andere
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Extrahierte Personennamen: Charlotte_Corday Danton Robespierre Napoleon Napoleon Jourdan Karl Karl Bonaparte Nelson Oestreich Karl Karl Jourdan General_Suwarow Paul
Extrahierte Ortsnamen: Jourdans Holland Basel England Ajaccio Korsika Paris Toulon Italien Siegen Arcole Mantua Oestreich Belgien Venedig Oberitalien Genua Frankreich Rheinufers Malta Palästina Damaskus Tabor Frank- England Neapel Frankreich Rhein Italien
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Konsuln, ein Tribunal von 100 und ein gesetzgebender Körper von 300
Mitgl. zur Seite gesetzt, die aber sämmtlich von seinem Millen abhängig
waren). Er gieng(1800) mit einem neugeschaffenen Heere über den großen
St. Bernhard nach Italien und errang bei Marengo einen vollständigen
Sieg über die Oestreichs; Moreau drang zu gleicher Zeit wieder in
Süddeutschland vor und schlug den Erzherzog Johann bei Hohenlin-
den söstlich von München). Im Frieden zu Lüneville trat Deutschlandl801
das ganze linke Rheinufer (1150 ldm., 3'/2 Mitt. E.) an Frankreich ab.'
Bonaparte stellte darauf die katholische Kirche wieder her, ließ sich zum
lebenslänglichen Konsul ernennen und sicherte seine Herrschaft durch
Hinrichtungen (Herzog v. Enghien) und Verbannungen (Moreau). Da
England den Krieg wieder aufnahm, so ließ er 1803 Hannover be-
setzen und mit einer Kriegssteuer von 21 Mill. Franken belegen. —
b. Napoleon I., Kaiser der Franzosen. Am 2. Dec. 1804 ließ sich1804
Napoleon vom Papste zu Paris salben und setzte sich die Kaiserkrone auf
(Hofstaat; 16 Marschälle; Orden der Ehrenlegion). Die norditalische
Republik verwandelte er in das Königreich Italien und setzte seinen
Stiefsohn Eugen als Vicekönig ein. Um seiner Macht Schranken zu
ziehen», schloß England mit Oestreich, Rußland, Schweden und Neapel
das 3. große Bündniß (1605). Ueber die französisch-spanische Flotte
erkämpfte Nelson bei Trafalgar (südlich von Cadir) sterbend einen
glänzenden Sieg; Napoleon aber nahm den unfähigen österreichischen Ge-
neral Mack mit 23,000 Mann in Ulm gefangen und überwand das große
österreichisch - russische Heer in der blutigen „Dreikaiserschlacht" von
Austerlitz (östlich von Brünn; 2. Dec. 1805. Franz Ii. v. Oesterreich,1805
Alexander I. v. Rußland). Im Frieden von Preßburg trat Kaiser
Franz Venetien an das Königreich Italien und Tirol an Baiern ab.
(1000 Ihm. 3 Mill. E.) Dann gab Napoleon das Königreich Neapel
seinem Bruder Joseph und Holland (als Königreich) seinem Bruder
Ludwig.
§.157. Die Auflösung des deutschen Reiches. (1801
—6). | a. Im Frieden von Lün ev ille (1801) ward das linke Rhein-
ufer an Frankreich abgetreten und zugleich festgesetzt, daß die weltlichen
deutschen Fürsten durch geistliche Gebiete entschädigt werden sollten. Der
deutsche Reichstag zu Regensburg bestimmte daher 1803 (durch den sog.
Reichsdeputations-Hauptschluß) Folgendes: Oestreich erhielt die Bis-
thümer Trient und Brixen und für den verwandten Großherzog von
Toskana das Bisthum Salzburg; dafür trat es an den entthronten Her-
zog von Modena den Breisgau (das jetzige südliche Baden) ab. Preu-
ßen empfieng die Bisthümer Münster, Paderborn, Hildesheim, ferner
das Eichsfeld, Erfurt, Nordhausen, Mühlhausen und Goslar; Baiern
die Bisthümer Würzburg, Bamberg, Freisingen, Augsburg, Passau und
eine Reihe Reichsstädte; Württemberg Klostergüter und Reichsstädte;
Baden Konstanz, Heidelberg und Mannheim; Hannover Osna-
brück. Von den geistlichen Fürsten blieb nur der Kurfürst von Mainz,
dem Regensburg zum Wohnsitz angewiesen wurde. Napoleons Schwa-
ger Mürat wurde Großherzog von Berg (am Niederrhein). Baden,
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Extrahierte Personennamen: Bernhard Marengo Johann Johann Deutschlandl801 Napoleon_I. Napoleon Eugen Eugen Oestreich Napoleon Franz_Ii Franz Alexander_I. Franz_Venetien Franz Napoleon Joseph Ludwig Ludwig Oestreich Napoleons
Extrahierte Ortsnamen: Italien Süddeutschland Frankreich England Italien England Schweden Neapel Ulm Italien Baiern Holland Frankreich Brixen Toskana Bisthum_Salzburg Modena Baden Paderborn Hildesheim Erfurt Nordhausen Mühlhausen Goslar Würzburg Bamberg Augsburg Heidelberg Mannheim Hannover_Osna- Mainz Napoleons Niederrhein Baden
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besetzt; während 10 Jahren durfte Preußen nicht über42,000 M. Trup-
pen halten. — c. Aus den abgetretenen polnischen Provinzen bildete
Napoleon das Großherzogthum Warschau, das er dem zum Kö-
nige erhobenen Kurfürsten von Sachsen verlieh. Für seinen Bruder
Jerome (Hieronymus) errichtete er aus den preußischen Provinzen im
Westen der Elbe, Hannover, Braunschweig (Herz. Karl Wilh. Ferd. f in
Ottensen bei Altona) und Hessen das Königreich Wests»len mit der
Hptst. Kassel. Sachsen, Westfalen und die übrigen kleinen Staaten
Norddeutschlands traten dem Rheinbünde bei, der jetzt 7900 lüm.
und 17vr Mill. E. zählte, aber völlig von Napoleons Willen abhängig
war.
§. 159. Fortsetzung. In dieser schweren Zeit berief König Fried-
rich Wilhelm in seinen Rath zwei ausgezeichnete Männer, welche die
spätere Erhebung Preußens vorbereiteten: Stein und Scharnhorst.
Neben ihnen ist vor allen der Liebling des Heeres, der General Blücher,
zu nennen. Mit ihnen waren alle tugendhaften und tapfern Männer
im Bunde. Inmitten der französischen Bayonette hielt Fichte seine
donnernden „Reden an die deutsche Nation", und Jahn führte die Ju-
gend ans die Turnplätze, sie für den Kampf zu stärken. — Die edle Kö-
nigin Luise aber starb, gebrochen durch das namenlose Unglück des Va-
terlandes, den 19. Juli 1810.
Freiherr Karl vom Stein, geb. 1757 zu Nassau a. d. Lahn — tritt 1780
in den preußischen Staatsdienst «Bergwerksverwaltung) — 1804 Finanz- und
Handelsminister — 1807 anfangs ungnädig entlassen, dann aufs neue berufen
— gibt eine neue Städteordnung, befreit die Bauern von alten drückenden
Lasten, vertheilt die Steuern nach dem Vermögen und belebt den Gemeinsinn
— ohne Furcht vor Napoleon, mannhaft, feurig; „des Guten Grundstein, des
Bösen Eckstein, des deutschen Volkes Edelstein" — 1809 von Napoleon ge-
ächtet — geht nach Rußland. — Gebhard David Scharnhorst, eines Bauern
Sohn, geb. l0/u 1755 zu Hämelsee im Kalenbergischen — besucht die bücke-
burger Kriegsschule Wilhelmstein — zeichnet sich 1794 unter dem hannover-
schen General v. Hammerstein bei dem Ausfall von Menin in Belgien aus
— tritt 1801 als Oberstlieutnant in die preußische Armee und als Lehrer an
die berliner Kriegsschule — wird 1807 Kriegsminister, führt die allgemeine
Wehrpflicht ein und bringt das Heer auf 120,000 M. — Cr war „der
deutschen Freiheit Waffenschmied". — Gebhard Lebrecht von Blücher, geb.
1742 zu Rostock — tritt im 7jährigen Kriege erst in schwedische, dann in
preußische Dienste — wird 1773 von Friedrich d. Gr. abgesetzt: „Der Ritt-
meister v. Blücher kann sich zum Teufel scheren!" — verwaltet ein Landgut in
Pommern — wird unter Friedrich Wilhelm Ii. Husarenmajor — erlangt 1793
im Kriege gegen Frankreich den Ehrennamen „der neue Ziethen" — kämpft
tapfer bei Auerstedt, Lübeck und Friedland — wird nach dem ltilsiter
Frieden General in Pommern; vor Schmerz über des Vaterlandes Unglück
zuweilen wahnsinnig — prachtvolle Stirn, Augen voll Meeresschwermuth, um
oen Mund die übermüthige Husarenlist, ein Herz ohne Harm, voll Feuer, To-
desmuth und Siegeszuversicht.
-fß. 169. Portugal. Spanien, a. Napoleon hatte, um
England zu vernichten, besohlen, daß alle englischen Waren vom Fest-
lande ausgeschlossen sein sollten (Kontinentalsperre). Preußen mußte
sich fügen, und auch Alexander von Rußland, der 1808 in Erfurt mit
Napoleon ein Freundschaftsbündniß sckloß, verbot den Handel mit Eng-
land. Dafür erlaubte ihm Napoleon, den Schweden Finnland zu ent-
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Karl_Wilh Karl Napoleons Napoleons Wilhelm Jahn Karl_vom_Stein Karl Napoleon Napoleon Gebhard_David_Scharnhorst David Gebhard_Lebrecht_von_Blücher Friedrich_d Friedrich Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Harm Napoleon Alexander_von_Rußland Alexander Napoleon Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Warschau Sachsen Hannover Braunschweig Ottensen Altona Hessen Kassel Sachsen Westfalen Norddeutschlands Rheinbünde Nassau Rußland Belgien Rostock Pommern Frankreich Friedland Pommern Portugal Spanien England Erfurt Schweden_Finnland
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reißen und Pläne zur Eroberung der Türkei zu machen. Indessen die
Engländer zerstörten die dänische Flotte (1807), sicherten sich die
volle Herrschaft des Meeres und fanden für ihren Handel andre Wege.
— b. Weil Portugal der Handelssperre nicht beitrat, ließ Napoleon
das Land besetzen, worauf die königliche Familie sich nach Brasilien ein-
schiffte (1807). Im folgenden Jahre vertrieb Napoleon auch die könig-
liche Familie von Spanien und ernannte seinen Bruder Joseph zum
Könige dieses Landes. Da erfolgte ein allgemeiner Aufstand des Vol-
kes (Vertheidigung von Saragossa). Die Engländer, mit denen die
Hannoveraner (engl.-deutsche Legion) vereinigt waren, vertrieben unter
ihrem tapfern General Wellington (Wellesley) die Franzosen aus
Portugal und setzten dann den Kampf in Spanien mit der zähesten'^Aus-
dauer fort. Ihre größten Siege errangen sie bei Talavera am Tajo
(1809), Sa la m a n ka in Leon (1812) und Viktoria in den baskischen
Provinzen (1813).
§. 161. Niederwerfung Oestreichs, a. Ermuthigt durch den
Kampf in Spanien, griff Oestreich 1809 noch einmal muthig zu den
Waffen. Napoleon drang nach den Siegen südwestlich von Regens-
burg (Eckmühl) bis Wien vor, wurde aber bei den Dörfern Aspern
1809und Eßlingen (“““/b*) vom Erzherzog Karl völlig geschlagen. Neu
verstärkt überschritt er zum 2. Male die Donau und siegte nun in der
blutigen Schlacht von Wagram (".V?>). In: Frieden von Schön-
brunn (b. Wien) trat Oestreich Salzburg an Vaiern, die ganze Küste
des adriatischen Meeres an Frankreich und den größten Theil der pol-
nischen Provinzen an das Großherzogthum Warschau und an Rußland
ab (2000 lum. 3va Mill. E.). — b. Die treuen Tiroler schlugen
unter Andreas Hofer die Baiern zum Lande hinaus, mußten aber end-
lich der Uebermacht sich beugen. Hofer, in einsamer Sennhütte ver-
rathen, wurde gefangen und in Mantua erschossen. Eben so mißlangen
in Norddeutschland die Versuche, den Kampf zu erregen. Schill fiel
in Stralsund; der Herzog Friedr. Wilhelm von Braunschweig aber
schlug sich nach der Unterweser durch und schiffte sich nach England ein.
f §♦ 162. Napoleon auf der Höhe seiner Macht (1810
—12). Nach dem Siege von Wagram vereinigte Napoleon den Kir-
chenstaat, Holland und das nordwestliche Deutschland (Wesel, Münster,
Osnabrück, Minden, Verden, Lüneburg und Lübeck noch eingeschlossen)
mit Frankreich. Seinen Schwager Mürat erhob er zum Könige von
Neapel; sein Waffengefährte Bernadotte erlangte (unter dem Namen
Karl Johann) die Anwartschaft auf den schwedischen Thron. Um sich
den Glanz der alten Kaiserhäuser zu erwerben, verstieß Napoleon seine
kinderlose Gemahlin Joseph ine und vermählte sich mit der österrei-
chischen Kaisertochter Marie Luise (1810). Sein im folgenden Jahre
geborner Sohn erhielt den Namen „König von Nom". Auf Frank-
reich war die gebietende Stellung des römischen Kaiserreichs übergangen;
über 140 Mill. Menschen gehorchten dem eisernen Willen des stolzen
Gewalthabers.
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleon Joseph Niederwerfung_Oestreichs Napoleon Karl Karl Andreas_Hofer Schill Wilhelm Napoleon Napoleon Bernadotte Karl_Johann) Karl Johann Napoleon Joseph Marie_Luise_(
Extrahierte Ortsnamen: Brasilien Spanien Saragossa Wellington Wellesley Portugal Spanien Viktoria Spanien Wien Donau Wien Oestreich_Salzburg Frankreich Warschau Mantua Norddeutschland Stralsund England Holland Minden Lüneburg Frankreich Neapel