Europa zur Zeit der Reformation.
3
in Besitz genommen und das Herzogthum Mailand (1540) der
spanischen Ländermasse eiuverleibt. Diese erhielt nach Karl's I. (V.)
Abdankung noch einen bedeutenden Zuwachs durch die Niederlande
mit Luxemburg und die Grafschaft Burgund (Franche-Comto). In-
zwischen waren die Besitzungen auf der Nordküste Afrika's (1528—40)
meist schon an die Türken verloren gegangen.
3) In Frankreich werden die beiden noch übrigen großen
Lehnsherrschaften: Provence (1515) und Bretagne (1532) völlig mit
der Krone vereinigt, dazu vom deutschen Reiche die drei lothringischen
Bisthümer: Metz, Toul, Verdun gewonnen (1552) und Calais den
Engländern entrissen (1558).
4) In Deutschland, dessen Eintheilung in 10 Kreise §. 3, 1,
näher angegeben ist, besaß das Haus Habsburg die fast schon
erblich gewordene Kaiserwürde und an unmittelbaren Territorien: den
ganzen österreichischen Kreis, das so genannte Vorderösterreich am
Oberrhein und in Schwaben, Böhmen nebst Mähren, Schlesien und
der Lausitz (seit 1527), ferner die eben genannten, bei Karl's V.
Abdankung an Spanien gekommenen Theile des deutschen Reiches:
die Niederlande mit Luxemburg und die Franche-Comto. Dazu kam
die Krone von Ungarn (1526), welches Land jedoch theilweise von
Johann Zapolya und nach dessen Tode (1540) von den Osmanen
behauptet wurde.
5) Die Schweiz hatte sich (im Basler Frieden 1499) vom
deutschen Reiche getrennt, und die Eidgenossenschaft sich sowohl im
N. (durch Solothurn, Schaffhausen, Basel, Appenzell), als im W.
(durch Freiburg) erweitert, so daß sie (seit 1513) dreizehn Cantone
zählte.
- 6) Italien nähert sich hinsichtlich der Abgrenzung seiner wich-
tigsten Staaten schon seiner heutigen Gestalt, namentlich gilt dies
von Unter- und Mittelitalien oder von dem Königreiche Neapel,
dem Kirchenstaate und (dem vom Papste 1569 zum Großher.zog-
thum erhobenen) Toscana; in Oberitalien waren die Herzogthümer
Modena, Parma, Savoyen nebst Nizza und Piemont, Mantua
nebst Montferrat und die Republiken: a) Venedig, welches auch
das nordöstliche Italien (bis Bergamo und Brescia) besaß, ferner
Istrien, so wie die Küste von Dalmatien und Albanien und gegen
die Türken noch die jonischen Inseln, Candia und Cvpern behaup-
1"
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Theilung der spanischen Monarchie. Der nordische Krieg. 63
die Wiedervereinigung der österreichischen Länder mit der spanischen
Monarchie auch nicht wünschten, Frieden zu Utrecht 1713: Philipp
V. ward als König von Spanien und dessen europäischen Besitzun-
gen anerkannt unter der Bedingung, daß die Kronen Frankreichs und
Spaniens nie vereinigt würden, England erhielt von Spanien Gi-
braltar (und Minorka); Preußen gewann Obergeldern und die all-
gemeine Anerkennung seiner neuen Königswürde, Savoyen bekam
Sicilien als Königreich, welches es bald darauf gegen Sardiuieu
vertauschte. Der Kaiser trat diesem Frieden zu Nastadt 1714 bei
und erhielt die spanischen Nebenländer: die Niederlande, Neapel,
Mailand und Sardinien, die Kurfürsten von Baiern und Köln wur-
den wieder in ihre Würden eingesetzt. Dieser von Eugen unterhan-
delte Friede wurde von demselben in Baden im Aargau auch für
das deutsche Reich vollzogen.
8- 20.
Der nordische Krieg 1700—1721.
August, König von Polen und Kurfürst von Sachsen, verband
sich mit Rußland und Dänemark, die Jugend Karl's Xii. zu benutzen,
um ihn zur Rückgabe aller Länder, welche Schweden den Russen,
Polen und Dänen entrissen hatte, zu zwingen.
1) Der dänische Krieg (1700). Der Krieg begann mit
einem Einfalle der Dänen in Schleswig (welches dem Schwager
Karl's Xii., dem Herzoge von Holstein-Gottorp, gehörte) und der
Sachsen in Liefland. Der junge König wandte sich zuerst gegen die
Dänen und nöthigte sie durch eine kühne Landung auf Seeland dem
Bündnisse gegen Schweden zu entsagen (und dem Herzoge von Hol-
stein-Gottorp alles Eroberte zurückzugeben). Aber zu derselben Zeit
trat auch der Czar als dritter Feind gegen ihn auf.
2) Der russisch-sächsische Krieg (1700—1706). Peter
zog mit einem großen Heere dem in Liefland eingerückten Polenkönige
zu Hülfe und belagerte Narva in Jngermannland, aber Karl ent-
setzte durch einen glänzenden Sieg (1700) über das mehrfach zahl-
reichere russische Belagerungsheer diese Stadt, vertrieb auch die
Sachsen aus Liefland, drang siegreich in Polen ein, wies alle Frie-
densanträge ab und zwang die Polen, August Ii. abzusetzen und deir
ihm ergebenen Woiwoden Stanislaus Leszinsky zu wählen
(1704), dem er auch durch neue Siege über die Sachsen allgemeine
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Extrahierte Personennamen: Philipp
V. Philipp
V. Eugen Eugen August Holstein-Gottorp Karl_ent- Karl August Stanislaus_Leszinsky
68
Krieg wegen Polen und Italien. Türkenkrieg.
fensive und bewahrte den Kaiser vor auffallendem Unglück, wogegen
die kaiserlichen Feldherren in Italien Alles bis auf Mantua ver-
loren. Nach langen Unterhandlungen kam der Friede zu Wien
1738 zu Stande: Stanislaus verzichtete auf den Thron und erhielt
als Entschädigung Lothringen und Bar mit der Bedingung, daß
diese Herzogthümer nach seinem Tode als Erbtheil seiner Tochter an
Frankreich fallen sollten, der Herzog von Lothringen Franz Stephan
erhielt das durch das Aussterben des Hauses Medici (1737) damals
erledigte Großherzogthum Toscana; der Kaiser trat das Königreich
beider Sicilien an den Jnfanten Don Carlos gegen Parma und
Piacenza ab, wofür Frankreich sich zur Garantie der pragmatischen
Sanction verstand.
4) Krieg der Türken gegen Rußland und Oesterreich
(1736—1739). Die russische Kaiserin Anna benutzte einen zwischen
den Türken und Persern ausgebrochenen Krieg, um das von Peter
d. Gr. im Frieden am Pruth abgetretene Asow wieder zu gewinnen,
welches auch gelang. Desto unglücklicher aber war ihr Bundesge-
nosse Kaiser Karl, welcher an dem Kriege Theil nahm in der Hoff-
nung, durch Eroberungen in der Türkei den Verlust von Neapel
und Sicilien zu ersetzen, die Türken waren den schwachen und seit
Eugen's Tode (f- 1736) schlecht angeführten österreichischen Heeren
in 3 Feldzügen stets überlegen und erhielten im Belgrader Frie-
den (1739) einen großen Theil der früher« Verluste zurück, indem
die Donau und Sau als Grenze beider Reiche festgesetzt wurde; Ruß-
land behielt Asow.
8- 22.
Preußen unter den beiden ersten Königen 1701 — 1740.
1) Friedrich I., als König 1701 — 1713, unterstützte den Kai-
ser und dessen Bundesgenossen im spanischen Erbfolgekrieg mit Hülfs-
truppen, welche unter dem Fürsten Leopold von Dessau an den
Schlachten bei Höchstädt und Turin, so wie (unter Lottum) an den
Schlachten bei Ramillies, Oudeuarde und Malplaguet ruhmvollen
Antheil nahmen. Er erhielt (als Sohn der altern Schwester Königs
Wilhelm Iii. von England) aus der Oranischen Erbschaft: die Graf-
schaften Lingen und Meurs und die Fürstenthümer Neuenburg und
Valendis (Neufchatel und Valcngin). Sein Sohn
2) Friedrich Wilhelm I., 1713-1740, führte sofort die
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Extrahierte Personennamen: Stanislaus Franz_Stephan Franz Carlos Anna Peter
d Karl Karl Friedrich_I. Friedrich_I. Leopold_von_Dessau Leopold Königs
Wilhelm Wilhelm Friedrich_Wilhelm_I. Friedrich Wilhelm_I.
Extrahierte Ortsnamen: Italien Italien Mantua Wien Lothringen Frankreich Lothringen Piacenza Frankreich Oesterreich Hoff- Neapel Sicilien Belgrader_Frie- Donau England
Joseph's Ii. Selbstrcgierung. Der deutsche Fürstenbund.
77
Muth und Nachdruck Oesterreichs Stellung im politischen Systeme
Enropa's gegen ihre Anfangs zahlreichen Feinde zu behaupten. Erst
nach ihrem Tode konnte Joseph Ii. mit seinen Reform-Entwürfen
hervortreten'. Nur war sein rascher Eifer für Alles, was er als
gut erkannte, zu wenig durch Vorsicht gemäßigt. Am eingreifend-
sten waren seine Neuerungen in den kirchlichen Angelegenheiten (To-
leranzedict, Verleihung bürgerlicher Rechte an die Juden, Aufhebung
der meisten Klöster, Beschränkung der Verbindung der Geistlichen mit
Rom), welche ihn mit dem Papste Pius Vi. entzweiten, der ihn auch
durch einen persönlichen Besuch in Wien nicht bewegen konnte, diese
Neuerungen aufzuheben, wenn auch in der Ausführung derselben
manche Beschränkung eiutrat. Doch vor seinem Tode widerrief er
alle seine Neuerungen, die Aufhebung der Leibeigenschaft und das
Toleranzedict ausgenommen.
Seinen Lieblingsplan, Baiern zu erhalten und dadurch seine
Staaten im W. abzurunden, gab Joseph nicht auf und schlug des-
halb dem Kurfürsten Karl Theodor vor, Baiern an Oesterreich ab-
zutreten, und dafür die entfernten österreichischen Niederlande unter
dem Titel eines Königreichs Burgund zu nehmen. Der Kurfürst
willigte in diesen Ländertausch ein, aber der Herzog von Pfalz-Zwei-
brücken verwarf ihn und wandte sich an Friedrich Ii., welcher den
Vergrößerungspläuen Joseph's Ii. eine Verbindung der drei prote-
stantischen Kurfürsten unter dem Namen des deutschen Fürsten-
bundes entgegeustellte (1785). Die Kunde von diesem Tauschpro-
ject brachte in den Niederlanden selbst eine allgemeine Mißstimmung
hervor und hier fanden Joseph's Reformen offenen Widerstand, da
die Niederlande unter allen österreichischen Erbländern die größte An-
hänglichkeit an ihre Verfassung und ihre ausgedehnten Rechte hatten.
Geringe Widersetzlichkeit gegen einzelne Maßregeln, besonders gegen
seine Neuerungen im Kirchenwefen, bewog den Kaiser (1789) die
bisherige Verfassung von Brabant nebst allen Privilegien aufzuheben.
Dies veraulaßte einen allgemeinen Abfall aller Provinzen außer Lu-
xemburg zu derselben Zeit, als Oesterreich in Verbindung mit Ruß-
land sich in einen Krieg mit den Türken eingelassen hatte. Joseph's
Bruder und Nachfolger Leopold Ii., 1790—1792, beendete den
Türkenkrieg durch Rückgabe aller gemachten Eroberungen und den
Aufstand des „vereinigten Belgiens" durch Waffengewalt, aber zu-
gleich durch Herstellung der Verfassung und der Privilegien.
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Extrahierte Personennamen: Joseph_Ii Joseph Karl_Theodor Karl Friedrich_Ii Friedrich Leopold_Ii Leopold
Extrahierte Ortsnamen: Oesterreichs Rom Wien Baiern Baiern Oesterreich Niederlande Burgund Niederlanden Niederlande Brabant Oesterreich
96 , Holland eine batavische Republik. Friede zu Basel.
2. Der Krieg gegen die große Coalition bis zum
Frieden zu Basel 1793—1795. Nach der Hinrichtung Ludwig's
Xvi. traten alle enropäischen Mächte, außer Schweden, Dänemark,
der Türkei und der schweizerischen Eidgenossenschaft in eine große
Coalition gegen Frankreich, an deren Spitze England stand.
а) Der Krieg in Belgien, am Niederrhein und in
Holland. Die Oesterreicher (unter dem Prinzen von Coburg, dem
Erzherzog Karl als Divisionsgeneral untergeordnet war) eröffneten
den Feldzug von 1793 mit der Wiedereroberung Belgiens
in Folge des großen Sieges bei Ne er winden über Dnmouriez
(dessen Unterfeldherrn Miranda sie schon bei Aldenhoven geschlagen
hatten) und drangen bis ins französische Flandern vor. Als aber
die Franzosen durch das Aufgebot aller waffenfähigen Mannschaft
ihren Gegnern an Truppenzahl weit überlegen waren, wurden die
Oesterreicher von Jourdan nach der entscheidenden Niederlage bei
Fleurus 1794 (wo die österreichische Stellung von einem Luftballon
aus erspähet wurde) aus den Niederlanden über den Rhein getrie-
den und bis zum Main verfolgt, wo (bei Höchst) Jourdan geschlagen
ward und über den Rhein zurückkehren mußte. Von Belgien ans
drang Pichegru, begünstigt von einem ungewöhnlich strengen Winter,
in Holland ein, welches er nach der Flucht des Erbstatthalters in
eine batavische Republik verwandelte 1795, die mit Frankreich
ein Schutz- und Trutzbündniß schloß.
б) In dem Kriege am Ober- und Mittelrhein waren
die Franzosen auch nach dem allgemeinen Aufgebote Anfangs noch
unglücklich, erst als die Preußen ihre Kräfte durch Entsendung meh-
rerer Heeresabtheilungen nach Polen geschwächt hatten, und die Fran-
zosen ihre Rhein- und Moselarmee vereinigten, die Preußen und
Oesterreicher dagegen sich entzweiten, mußten die Verbündeten sich
ungeachtet mehrmaliger Vortheile bei Kaiserslautern, über den Rhein
zurückziehen; Preußen schloß, als die Schreckensherrschaft Robes-
pierre's beendigt und das Directorium an die Spitze Frankreichs ge-
treten war, mit diesem den Separatfrieden zu Basel 1795,
wonach es seine Länder auf dem linken Rheinufer bis zum Reichs-
frieden in den Händen der Franzosen ließ.
c) Nur im Sekriege waren die Franzosen der überlegenen
Taktik der Engländer nicht gewachsen; diese eroberten die meisten
französischen Colonien in beiden Indien.
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Miranda Aldenhoven Jourdan Jourdan Pichegru
Extrahierte Ortsnamen: Holland Basel Basel Schweden Dänemark Frankreich England Belgien Niederrhein Holland Coburg Belgiens Niederlanden Rhein Main Rhein Belgien Holland Frankreich Polen Kaiserslautern Rhein Frankreichs Basel Indien
98
Cisalpinische und ligurische Republik.
eröffnete mit einem der Auflösung nahen, selbst der dringendsten Be-
dürfnisse entbehrenden, aber eben deshalb kampfbegierigen Heere den
Feldzug in Italien durch die Siege bei Montenotte und Millesimo,
und nachdem er den König von Sardinien (Victor Amadeus) zur
Abtretung Savoyens und Nizza's nebst den wichtigsten Festungen
Piemonts genöthigt hatte, verfolgte str die Oesterreicher über den
Po, erstürmte (bei Lodi) den Uebergang über die Adda und belagerte
das durch Natur und Künste sehr feste Mantua. Viermal versuch-
ten die Oefterreicher den Entsatz der wichtigen Festung, ehe Wurmser
dieselbe in Folge einer ehrenvollen Kapitulation übergab.
Den Herzog von Modena erklärte Napoleon wegen Verletzung eines Waffen-
stillstandes seines Landes verlustig; mit Neapel, Parma und dem Papste schloß er
Definitivfrieden, worin letzterer außer 3 Legationen und zahlreichen Kunstschätzen, die
er ihm schon früher überlassen hatte, auch Avignon abtreten mußte.
So im Rücken gesichert, drang Napoleon, als der vom Rheine
abberufene Erzherzog Karl mit einem neuen Heere nach Italien auf-
brach, diesen zurücktreibend, durch Kärnthen und Steiermark bis
Judenburg vor. Da aber die österreichische Regierung die Bevöl-
kerung in Böhmen und in Tirol in Masse aufgeboten und die sog.
Jnsurrection des ungarischeil Adels unter die Waffen gerufen hatte,
auch im Rücken der Franzosen die Bewohner des venetianischeu Ge-
bietes sich gegen sie erhoben, und Napoleon in Gefahr stand, von
Italien abgeschnitten zu werden, so ging er den Frieden zu Campo
Formio (17. Oct.) 1797 ein. Der Kaiser trat die österreichischen
Niederlande au Frankreich und die Lombardei an die (aus der Lom-
bardei, einigen venetianischeu Besitzungen, dem Herzogthum Modena
und den 3 Legatiouen gebildete) cis alp in ische Republik ab,
wofür er Venedig und dessen Gebiet auf dem Festlande nebst den
dalmatischen Inseln erhielt (die griechischen Inseln Venedigs nahm
Frankreich; der Herzog von Modena erhielt von Oesterreich den
Breisgau). Zum Abschlüsse des Friedens mit dem deutschen Reiche
sollte ein Congreß zu Rastadt eröffnet werden. Auch Genua hatte
in eine Veränderung seiner Verfassung einwilligen müssen und ward
zur ligurischen Republik erklärt.
Der Krieg mit England ward wegen des schlechten Zustandes
der französischen Marine nur sehr lässig betrieben.
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Extrahierte Personennamen: Victor_Amadeus Napoleon Napoleon Karl Karl Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Italien Sardinien Savoyens Mantua Modena Neapel Avignon Rheine Italien Judenburg Italien Frankreich Modena Venedig Venedigs Frankreich Modena Oesterreich Genua England
102 Zweiter Krieg in Italien, Deutschland und der Schweiz.
rüstete, brachte England eine neue, zum Theil unnatürliche Coa-
lition gegen Frankreich mit dem russischen Kaiser Paul I. (dem die
Malteserritter das Großmeisterthum ihres Ordens übertragen hatten),
der Pforte, Oesterreich und Neapel zu Stande. Der Plan der Ver-
bündeten war, die Franzosen durch ein dreifaches Heer aus Italien,
den Niederlanden, dem südlichen Deutschland und der Schweiz zu
vertreiben. Die Neapolitaner eröffneten den Krieg durch einen über-
eilten Einfall in die römische Republik, wurden aber in ihr Gebiet
zurückgeschlagen, der König entfloh nach Sicilien, die Franzosen be-
setzten Neapel und verwandelten das Königreich in eine partheno-
peische Republik 1799.
1) Der Krieg in Italien ward im Jahr 1799 von den Fran-
zosen (unter Scherer, dem bald Moreau folgte) so unglücklich gegen
die Oesterreicher und Russen geführt, daß sie fast alle ihre italie-
nischen Besitzungen verloren und die von ihnen gestifteten Republiken
aufgelöst wurden. Allein im Jahr 1800 führte Berthier eine sog.
Reserve-Armee, bei welcher auch Bonaparte war, in mehreren Abthei-
lungen über die beiden Bernharde, den Simplon und St. Gotthard
nach Italien der österreichischen in den Rücken, stellte die cisalpinische
Republik her und gewann durch den einzigen Sieg (über Melas)
bei Marengo (unweit Alessandria, 14. Juni) Oberitalien wieder.
2) Den Krieg in Deutschland und der Schweiz be-
gannen die Oesterreicher ebenfalls siegreich, der Erzherzog Karl
drängte den nach Schwaben vorgedrungenen Jonrdan über den Rhein
und dann den in Graubünden eingerückten Massena bis hinter Zürich
zurück, doch wurde die beabsichtigte Vereinigung der Russen mit den
Oesterreichern durch Massena und Soult verhindert und das russische
Heer vom Kaiser Paul, der sich mit Oesterreich (über die Wieder-
einsetzung des Königs von Sardinien) entzweit hatte, zurückbernfen.
Bald nach der Erneuerung des Krieges löste sich der Friedenscon-
greß zu Rastadt auf und endete mit der räthselhaften Ermordung
der abreisenden französischen Gesandten. Im Jahr 1800 führte Mo-
reau den Krieg in Deutschland nicht minder glücklich als Bonaparte
in Italien; unter beständig siegreichen Treffen drängte er die Oester-
reicher bis zum Inn zurück und rückte nach dem entscheidenden Siege
bei Hohenlinden (3. Dec.) über den Erzherzog Johann in Oester-
reich ein, welches im Frieden zu Lüneville 1801 in die Abtre-
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Extrahierte Personennamen: Scherer Gotthard Marengo Karl Karl Johann Johann
Extrahierte Ortsnamen: Italien Deutschland Schweiz England Frankreich Oesterreich Neapel Italien Niederlanden Deutschland Sicilien Neapel Italien Fran- Italien Alessandria Oberitalien Deutschland Schwaben Rhein Oesterreich Sardinien Deutschland Italien Oester- Oester-
Eugen und Marlborough.
61
unter dem Prinzen Engen von Savoyen, welcher sich schon bei
dem Entsätze Wiens und in den folgenden Türkenkriegen, so wie im
3. französischen Kriege ausgezeichnet hatte, nach Italien, wo bereits
ein französisches Heer (unter Catinat) angelangt war. Eugen er-
öffnete nach einem kühnen Zuge über die Tiroler Alpen den Krieg
mit zwei Siegen über die Franzosen, kämpfte aber dann gegen die
überlegene Trnppenzahl des Herzogs von Vendome ohne Entscheidung.
2) In Deutschland. Die Engländer begannen den Krieg
in den spanischen Niederlanden unter dem Grafen, nachmaligen Her-
zoge von Marlborough, welcher sich 1704 unerwartet mit Eugen
vereinigte, und beide besiegten die Baiern und Franzosen bei Höch-
städt an der Donau (und Blenheim) so entscheidend, das; kaum ein
Trittheil des französischen Heeres den Rhein erreichte, ganz Baiern
wurde besetzt und zur Aufbringung der Rüstungen'für den nächsten
Feldzug angehalten, die Kurfürsten von Baiern und Köln abgesetzt
und vom Kaiser
Joseph I. (reg. 1705—1711)
mit Zustimmung des Kurfürstencollegiums in die Reichsacht erklärt.
B. Kampf in Spanien, den Niederlanden und Ita-
lien wegen der gesammten spanischen Monarchie (1704—1711).
1) In Spanien selbst begann der Krieg erst 1704, als der
Erzherzog Karl mit Engländern und Holländern an der portugie-
sischen Küste landete. Im ersten Jahre ward nur Gibraltar von den
Engländern weggenommen, als aber 4 Provinzen (Catalonien, Va-
lencia, Aragonien und Navarra) sich für Karl Iii. erklärten, begann
ein greuelvoller Bürgerkrieg, welcher mit abwechselndem Glücke fort-
dauerte, bis Karl nach dem Tode seines Bruders, des Kaisers Jo-
seph I., nach Deutschland zurückkehrte 1711.
2) In den Niederlanden und Italien. Eugen und
Marlborough hatten sich nach dem Siege bei Höchstädt wieder ge-
trennt, jener ging nach Italien, dieser nach den Niederlanden zurück;
beide kämpften mit unerwartetem Glücke und eroberten die wichtigsten
Nebenländer Spaniens. Marlborough vereitelte den Plan der Fran-
zosen in Holland einzufallen durch den glänzenden Sieg bei Ra-
mi l lies 1706, worauf er mehrere niederläudische Provinzen unter-
warf und Karl Iii. huldigen ließ. Noch folgenreicher war- Eugen's
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Extrahierte Personennamen: Eugen Marlborough Eugen Marlborough Eugen Eugen Karl Karl Karl_Iii Karl Karl Karl Eugen Marlborough Marlborough Karl_Iii Karl
Extrahierte Ortsnamen: Wiens Italien Deutschland Baiern Donau Blenheim Rhein Baiern Spanien Niederlanden Spanien Aragonien Navarra Deutschland Niederlanden Italien Italien Spaniens Fran- Holland
128
Deutschland.
Luxemburg collectiv die Rechte des ehemaligen Großherzogthums
ausübt.)
12) Das Herzogthum Braunschweig (in 3 gesonderten Ge-
bietstheilen).
13) Das Großherzogthum Mecklenburg-Schwerin.
14) Das Herzogthum Nassau.
15) Das Großherzogthum Sachsen-Weimar.
16 — 18) Die sächsischen Herzogthümer und zwar Anfangs 4:
Gotha, Coburg, Meiningen, Hildburghausen, aber nach dem Erlöschen
des gothaischen Fürstenstammes und dem dadurch veranlaßten neuen
Theilungsvertrage (von 1826) zerfielen die Länder des Ernestinischen
Hauses in 3 Herzogthümer: Sachsen-Altenburg, Sachsen-Meiningen-
Hildburghausen, Sachsen-Coburg-Gotha.
19) Das Großherzogthum Mecklenburg-Strelitz.
20) Das Großherzogthum Holstein-Oldenburg (bestehend
aus 3 getrennten Theilen: dem Herzogthum Oldenburg, dem Fürsten-
thum Lübeck und Eutin, dem Fürstenthum Birkenfeld an der Nahe,
einer Enclave im Süden der preußischen Rheinprovinz).
21—23) Die drei anhaltischen Herzogthümer: Dessau,
Bernburg, Cöthen (seit 1847 ist Cöthen mit Dessau vereinigt).
24, 25) Die zwei Fürstenthümer Schwarzburg-Sonders-
hausen und Schwarzburg-Rudolstadt.
26) Das Fürstenthum Hohenzollern-Hechingen (seit 1850
mit Preußen vereinigt).
27) Das Fürstenthum Liechtenstein.
28) Das Fürstenthum Hohenzollern-Sigmaringen (seit
1850 mit Preußen vereinigt).
29) Das Fürstenthum Waldeck (bestehend aus den beiden ge-
trennten Grafschaften: Waldeck und Pyrmont).
30, 31) Die beiden reußischen Fürstenthümer: Reuß ältere
Linie (Greiz) und Reuß jüngere Linie (bestehend aus zwei sou-
verainen Fürstenthümer«: Reuß-Schleiz und Reuß-Lobenstein, welche
aber dem Bunde gegenüber nur eins ausmachen).
32, 33) Die beiden lippischen Fürstenthümer: a) Schaum-
burg-Lippe und b) Lippe (Detmold).
34 — 37) Die vier freien Städte Hamburg, Bremen,
Lübeck, Frankfurt am Main.
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Der deutsche Bund.
129
38) Die Landgrafschaft Hessen-Homburg (seit 1817), in
zwei getrennten Landestheilen zu beiden Seiten des Rheins.
Die Angelegenheiten des Bundes werden durch eine Bundesver-
sammlung zu Frankfurt am Main besorgt, in welcher alle Glieder
des Bundes durch ihre Bevollmächtigten theils einzelne, theils Gesammt-
stimmen führen (im Plenum 70, in dem engern Rathe 17). Alle Mit-
glieder des Bundes haben gleiche Rechte. Sie sind verpflichtet, sowohl
gaüz Deutschland, als jeden einzelnen Bundesstaat gegen jeden Angriff
in Schutz zu nehmen, und garantiren sich gegenseitig ihre sämmtlicben
unter dem Bunde begriffenen Besitzungen; sie dürfen einander unter keinerlei
Vorwand bekriegen, noch ihre Streitigkeiten mit Gewalt verfolgen, sondern
müssen deren Entscheidung durch die Bundesversammlung vermitteln lassen.
Das Bundescontingent wurde auf 300,000 Mann verschiedener Waffen-
gattungen festgesetzt und in 10 Armeecorps nebst einer Reserve-Division
getheilt, wovon Oesterreich und Preußen je 3, Baiern 1 zu stellen haben,
zu Bundesfestungen wurden Luxemburg, Mainz und Landau bestimmt, zu
denen später Germersheim, Rastatt und Ulm hinzukamen.
Ein wichtiger Schritt für die Herstellung einer größeren Einheit Deutschlands
war die Vereinigung mehrerer und allmählig der meisten Staaten Deutschlands zu
einem gemeinsam?» Zollsystem, indem zuerst ein süddeutscher, dann ein mitteldeutscher
Handelsverein entstand, und als diese dem preußischen Zollverein beitraten, bildete
sich 1834 ein allgemeiner deutscher Zoll- und Handelsverein, der bald
alle deutschen Staaten außer Oesterreich, Hannover, Oldenburg, den beiden Mecklen-
burg, Lichtenstein, Limburg und den drei Hansestädten umfaßte und etwa 30 Millionen
Einwohner von den inner» Zollschranken befreite. Später wurde eine Annäherung
Oesterreichs und Hannovers an diesen Zollverein erreicht.
8- 57.
Die französische Revolution des Jahres 1848.
Das Streben Ludwig Philipp's nach Selbstregierung, verbun-
den mit der Verfolgung persönlicher Jntereffen (Ausstattung seiner
Söhne, spanische Heirath) und mit seiner Hinneigung zur auswär-
tigen Politik der sog. nordischen Mächte hatte eine allgemeine Miß-
stimmung erzeilgt, welche die Oppositionspartei theils durch die Presse,
theils durch sog. Reformbankette nährte und steigerte. Das Mini-
sterium erließ daher ein Verbot dieser Bankette; aber der Versuch,
dieselben gewaltsam zu hindern, gab die Veranlassung zu einem
Volksaufstande in Paris (22. — 24. Febr.), wobei die National-
garde, zum Theil auch die Linientruppen sich weigerten, einzuschreiten.
Dies bewog den König zu Gunsten seines Enkels, des Grafen von
Paris, abzudanken und nach England zu entstiehen. Als die Herzogin
Pütz Geogr. u. Gesch. f, mittl. Kl. Abth. Iii. q
TM Hauptwörter (50): [T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land]]
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_Philipp's Ludwig Pütz_Geogr
Extrahierte Ortsnamen: Rheins Frankfurt Main Deutschland Oesterreich Baiern Luxemburg Mainz Landau Germersheim Rastatt Deutschlands Deutschlands Oesterreich Hannover Oldenburg Limburg Oesterreichs Hannovers Paris Paris England