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1. Bürger- und Haushaltungskunde - S. 9

1890 - Ludwigshafen a. Rh. : Baumgartner
bürg und die Erwerbung der rheinischen Pfalz im Jahre 1225 hatten nur unwesentliche Aenderungen der räumlichen Verhält- nisse des Herzogtums Bayern im Gefolge. Der Vertrag, den Ludwig der Bayer mit seinen Neffen im Jahre 1329 zu Pavia abschloß, führte eine Trennung der Pfalz und der Oberpfalz vom bayerischen Herzogsgebiete herbei. Im dreißigjährigen Kriege wurde unter Maximilian I. die Oberpfalz wieder mit Bayern vereinigt und letzteres zu einem Kurfürstentum erhoben (1623). Erst das Aussterben der bayerisch-wittelsbachischen Linie im Jahre 1777 führte zu einer Wiedervereinigung Bayerns mit der erbenden Pfalz. Die französischen Revolutionskriege und das Vorgehen Napoleons I. verursachten für Bayern den Verlust der Pfalz; doch wurden dem Kurfürstentum Bayern aus- gedehnte fränkische und schwäbische Gebiete hinzugefügt und dieses im Jahre Isofi zu einem Königreiche erhoben. Bayerns Teilnahme an der Erwerbung der Unabhängigkeit der deutschen Staaten gegenüber dem napoleonischen Frankreich brachte 1814 die Pfalz wieder zu Bayern. Aufgaben des Staates. Die wichtigste Aufgabe des Staates ist der Land es schütz. Durch seine bewaffnete Macht (Militär und Polizei) schützt er die Staatsangehörigen oder Staats- bürger gegen äußere und innere Feinde und sorgt dafür, daß niemand in seinen Interessen geschädigt werde. Der Staat ist ferner der Hüter des Rechtes und gewährt allen Staatsangehörigen gleichen Rechtsschutz. Die Rechtspflege erfolgt im Namen des Königs durch rechtskundige Beamte oder Richter. Die höchste Gerichtsstelle Bayerns ist das oberste Landesgericht in München. Diesem unterstehen die Oberlandesgerichte der einzelnen Kreise und diesen wieder die Land- und Amtsgerichte. Haben Amts- und Landgerichte über Mein und Dein zu urteilen, so handeln sie als Zivilgerichte. Haben sie über Schuld und Sühne zu urteilen, dann handeln sie als Strafgerichte, ln Strafsachen sind beim Amtsgerichte außer den Berufsrichtern noch zwei Bürger als Schöffen zugezogen. Zur Aburteilung schwerer Ver- brechen und Vergehen, wie Mord, Raub, Meineid, Landesverrat, Majestätsverbrechen und Preß vergehen wmrden in jedem Kreise vierteljährlich Schwurgerichtssitzungen abgehalten, bei denen drei Berufsrichter und 12 Geschworenen gegenwärtig sein müssen. Die Geschworenen haben über die Schuld, die Richter über die Höhe der Strafe zu entscheiden. Gegen Urteile des Amts- und Landgerichts kann innerhalb einer bestimmten Zeit Berufung beim nächst höheren Gerichte eingelegt werden. Doch ist dabei1 zu bedenken, daß das Gericht zweiter Instanz in den meisten Fällen gleich dem Gericht erster Instanz urteilt, die Prozeßkosten aber wesentlich höher werden. Dei1 Staat betrachtet es ferner als seine Aufgabe, in jeder Hinsicht für die Wohlfahrt seiner Bürger zu sorgen. Er leistet 9

2. Bürger- und Haushaltungskunde - S. 20

1890 - Ludwigshafen a. Rh. : Baumgartner
einem Bund, „Deutscher Bund“ genannt, zusammen. Ab- gesandte der Bundesstaaten bildeten den Bundestag, der in Frankfurt a. M. seinen ständigen Sitz hatte und unter dem Vor- sitze Oesterreichs die gemeinsamen Angelegenheiten Deutschlands regeln sollte. Bald aber zeigte es sich, daß der Bundestag den mit wachsender Stärke auf größere Einheit und auf parlamen- tarische Rechte gerichteten Wünschen eines großen Teiles der Nation nicht gerecht zu werden vermochte. Preußen, das bei seiner Ausdehnung von der Mosel bis zur Memel die Hauptlast zum Schutze des deutschen Bundes tragen mußte, geriet in die heftigste Gegnerschaft zu Oesterreich und dem Sondergeiste der deutschen Mittelstaaten, sobald es versuchte, seine Stellung in Deutschland zu einer seiner realen Macht einigermaßen ent- sprechenden zu gestalten. Zwar gelang es Preußen, die deutschen Staaten, außer Oesterreich, im „Deutschen Zollvereine“ £U einer wirtschaftlichen Einheit zusammenzufassen, aber die Anläufe zu einer einheitlichen Ordnung Deutschlands scheiterten an dem Widerstand Oesterreichs. Eine immer wachsende Partei in allen deutschen Staaten nährte daher mit zunehmendem Erfolge den Gedanken der Ausscheidung Oesterreichs aus dem Bunde und der bundesstaatlichen Verbindung der deutschen Staaten unter Preußens Führung. Die Verwirklichung dieses Gedankens und die endliche Neubildung eines deutschen Reiches gelang dem König Wilhelm von Preußen, dem nachmaligen Kaiser Wilhelm I. Als im Jahre 1864 die unter dänischer Regierung stehenden deutschen Herzogtümer Schleswig und Holstein für Deutschland wieder gewonnen worden waren, entfachte die Frage über die künftige Stellung und Verwaltung dieser Ländergebiete einen Krieg zwischen den Bundesstaaten und Preußen. In wenigen Wochen warf Preußen seine sämtlichen Gegner zu Boden und Oesterreich mußte aus dem deutschen Staatenverbande ausscheiden (1866). Diese Siege machten es Preußen möglich, Schleswig- Holstein, Hannover, Kurhessen, Nassau und Frankfurt a. M. seinem Gebiete anzugliedern, sämtliche nördlich des Maines ge- legenen Staaten zum „Norddeutschen Bund“ zusammen- zufügen und sich durch dessen Verfassung die militärische Führung zu sichern. Die süddeutschen Staaten (Bayern, Württemberg, Baden und Hessen-Darmstadt) schlossen mit Preußen ein Schutz- und Trutzbündnis ab und verpflichteten sich, im Kriegsfälle ihre Heere unter den Oberbefehl des Königs von Preußen zu stellen. Damit war die ersehnte Einigung Deutsch- lands hoffnungsvoll angebahnt. Aber die sich entwickelnde deutsche Einheit erregte den Neid Frankreichs und führte im Juli 1870 zur Kriegserklärung des Kaisers Napoleon Iii gegen Preußen Einmütig erhob sich die gesamte deutsche Nation gegen den Friedensstörer. Unter ausgezeichneter militärischer und diplomatischer Führung errang die heldenmütige deutsche Armee so entscheidende Siege, daß 20

3. Bürger- und Haushaltungskunde - S. 14

1890 - Ludwigshafen a. Rh. : Baumgartner
Die Haupthandelsplätze sind Augsburg, Nürnberg, München, Ludwigshafen, Fürth, Würzburg, Bamberg, Regensburg, Pirmasens, Kempten und Lindau. Die hauptsächlichsten Ausfuhrartikel sind Getreide, Hopfen, Wein, Bier, Spielwaren, Maschinen, Garn-, Woll- und Samtwaren, Bleistifte, Nadeln, Schuhwaren, chemische Produkte, Farben u. s. w. Zu den Einfuhrartikeln gehören Steinkohlen, chemische Rohprodukte, Eisen, Kolonialwaren, Tabak und Schlachtvieh. Drittes Jahr. Das Deutsche Reich besteht aus 26 Bundesstaaten, an deren Spitze als deutscher Kaiser der König von Preußen steht. Dabei sind 4 Königreiche: Preußen, Bayern, Württemberg und Sachsen; ferner 6 Großherzogtümer: Baden, Hessen, Mecklenburg-Schwerin, Mecklenburg-Strelitz, Oldenburg und Sachsen-Weimar; ferner 5 Herzogtümer: Braunschweig, Anhalt, Sachsen-Meiningen, Sachsen-Koburg-Gotha und Sachsen-Altenburg; ferner 7 Fürstentümer: Waldeck, Lippe - Detmold, Lippe- Schaumburg, Schwarzburg-Rudolstadt, Schwarzburg-Sondershausen, Reuß ältere Linie und Reuß jüngere Linie; ferner die freien Städte: Hamburg, Bremen und Lübeck und das Reichsland Elsaß-Lothringen. Das Deutsche Reich liegt im Herzen Europas; dies ist günstig für den Verkehr, aber ungünstig im Kriegsfälle, da die Verteidigung einer so ausgedehnten Grenze eine starke Kriegs- macht erfordert. Es umfaßt eine Fläche von 540 000 qkm mit annähernd 60 Millionen Bewohnern. Das deutsche Reich senkt sich in drei Stufen von Süden nach Norden. Die oberste Stufe nimmt das Alpen gebiet mit seinem Vorlande der schwäbisch-bayerischen Hochebene ein, die mittlere Stufe bildet die deutsche Mittelgebirgsschwelle zwischen Rhein und Oder, die niederste Stufe umfaßt das nord- deutsche Tiefland. Die Alpen sind ein Hochgebirge und erreichen in der Zugspitze, dem höchsten Berge Deutschlands, nahezn 3000 m. Mit zunehmender Höhe vermindert sich die Wärme und das Pflanzenleben geht allmählich zurück. Die unteren Gehänge sind mit Laub- und Nadelwäldern und großen Wiesenflächen bedeckt. Die Aelpler leben hier hauptsächlich von Holzarbeit, Flößerei, Köhlerei und Jagd. Weiter hinauf schwindet der Baumwuchs und es gibt nur noch Alpenweiden, die im Sommer von Sennen mit Viehherden bezogen werden. Die kahlen Bergspitzen decken Schnee und Eis. Vielbesucht werden die schönen Seen und Bäder am Rande der Alpen. Nordwärts der Alpen dehnt sich die schwäbisch-bayerische Hochebene aus; deren Klima ist in der Nähe der Alpen noch rauh, gegen die Donau zu aber milder und gestattet den Anbau 14

4. Kursus 3 - S. 95

1880 - : Lauteborn
— 95 — Utrechler Bestimmungen bequemen. Nach diesen erhielt der Kaiser die spanischen Niederlande, Neapel und Sardinien; Kurfürst Ma^x Emannel trat wieder in den Besitz seines Landes und die Festung Landau in der Pfalz fiel an Frankreich. 56. Wcryerns Kurfürsten. Beim Beginn des 30jährigen Krieges war Maximilian I. Herzog in Bayern. Dieser äußerst tüchtige Regent gab seinem Lande treffliche Gesetze und verstärkte Bayerns Kriegsmacht. Am 30jährigen Kriege nahm er den lebhaftesten Anteil. Als die Böhmen die Wahl Ferdinands I. zum deutschen Kaiser nicht anerkannten und den Kurfürsten Friedrich den V. von der Pfalz zu ihrem Könige erkoren, ftel Maximilian auf Antrag des Kaisers mit 30000 Mann in Böhmen ein und besiegte den Kurfürsten Friedrich am weißen Berge 1630. Der Kaiser erklärte hierauf Friedrich in die Reichsacht und trug die Kurwürde des Geächteten auf Herzog Maximilian I, von Bayern über (1623). Nach dem westfälischen Friedensschlüsse war Kurfürst Maximilian I. eifrig darauf bedacht, die Wunden seines Landes zu heilen und dem verarmten Volke Arbeit und Verdienst zu schaffen. Er erbaute zu München die Residenz und das Josephsspital. Unsterblichen Ruhm verschaffte ihm die Anlegung einer Wasserleitung von Reichenhall bis Traunstein. Sein Sohn Ferdinand Maria, der von 1651 bis 1679 als Kurfürst in Bayern regierte, war ebenso bemüht, dem durch die langen Kriege verheerten und verarmten Lande wieder aufzuhelfen. Er schlug die ihm angebotene Kaiserkrone aus, um nur für sein liebes Bayern wirken zu können. Nach seinem Ableben bestieg sein Sohn Max Emanuel den bayerischen Thron. Dieser kriegerische Fürst that sich im Kampfe mit den Türken besonders bei der Befreiung Wiens und der Erobe-rnng Belgrads hervor. Als im Jahre 1689 die Scharen König Ludwigs Xiv. von Frankreich verheerend in der Rheinpfalz einfielen, zog Max Emanuel herbei und nötigte diese, von weiterem Vordringen abzustehen. Im spanischen Erbfolgekrieg trat Max Emanuel auf Frankreichs Seite und mußte infolge der unglücklichen Schlacht bei Höchstädt sein Land verlassen. Nun fielen die österreichischen Truppen

5. Kursus 3 - S. 123

1880 - : Lauteborn
— 123 — seiner Regierung. Er schuf, unterstützt durch den Kriegsminister von Roon und die kluge Politik seines treuen Beraters, des Ministerpräsidenten von Bismarck, eine umfassende Umgestaltung seines Heeres, die Preußens Macht erheblich vermehrte, aber heftige Kämpfe im Abgeordnetenhause veranlaßte. Doch Bismarck, dieser große Staatsmann, wußte alle Hindernisse geschickt aus dem Wege zu räumen und das zahlreiche Heer der Gegner erfolgreich zu bekämpfen. Dadurch erwarb er sich nicht nur um Preußen, sondern um ganz Deutschland unvergängliche Verdienste. Jetzt erst konnte Preußen entschieden in allen politischen Fragen auftreten und kühn auf dem ihm von der Vorsehung bestimmten Wege vorangehen. Schon wiederholt hat sich die Trefflichkeit dieser neuen Organisation bewährt, zuerst bei Bekämpfung der Dänen 1864, dann im deutschen Kriege von 1866 und besonders im Kampfe gegen die Franzosen in den Jahren 1870 und 1871. 68. 3)er öcrniscbe Krieg 1864. Lange Zeit standen die deutschen Herzogtümer Schleswig und Holstein unter der Regierung der Könige von Dänemark, hatten aber von altersher ihre eigene Verfassung, ihre eigenen Rechte. In den letzten dreißig Jahren indessen versuchten die dänischen Könige diese Herzogtümer als dänisches Eigentum zu behandeln und den deutschen Bewohnern derselben dänische Art und Sprache aufzudringen. Als gar im Jahre 1863 König Christian Ix. von Dänemark das Herzogtum Schleswig dem dänischen Staate völlig einverleiben wollte, nahmen sich Preußen und Österreich der bedrängten Herzogtümer an. Mitten im Winter rückten sie in Holstein eilt und trieben bald darauf die Dänen zu Schleswig hinaus. Durch Eroberung der „Düppeler Schanzen" erwarben sich die preußischen Truppen unsterblichen Ruhm. Auch die Österreicher drangen siegreich vor; doch erst als die Preußen die Insel Alfen erobert hatten, erklärten sich die Dänen zum Nachgeben bereit. Nach längerem Waffenstillstände kam es am 1. November 1864 zum Frieden zu Wien, in welchem Dänemark alle Rechte und Ansprüche auf die Herzogtümer Holstein, Schleswig und Lauenburg an die beiden deutschen Großmächte abtrat. Anfänglich wurden die genannten Herzogtümer von Österreich und Preußen gemeinschaftlich regiert. Aus diesem Verhältnisse ergaben i

6. Kursus 3 - S. 126

1880 - : Lauteborn
— 126 — ordentliche Flucht überging. Ganz Europa staunte über die unerwartete Schlagfertigkeit und Tapferkeit des preußischen Heeres. Schon am 7. Juli besetzten die Preußen Prag und am 12. Juli Brünn, die Hauptstadt Mährens. Ein Teil der preußischen Armee ging geradeswegs auf Wien los. Schon stand deren Einzug in die Kaiserstadt bevor, als Österreich durch Frankreichs Vermittelung um eine fünftägige Waffenruhe nachsuchte. Auf dem Schlosse Nikolsburg in Mähren wurde sodann am 26. Juli zwischen Preußen und Österreich ein Waffenstillstand und zugleich die Vorbedingungen des Friedens vereinbart. Nicht weniger ruhmvoll hatte indessen Preußen auch im westlichen Deutschland gekämpft. Dort war die aus süddeutschen Truppen zusammengesetzte Bundesarmee unter dem Oberbefehl des bejahrten Prinzen Karl von Bayern längs der Mainlinie aufgestellt. Im schnellen Siegeslauf schlug General Vogel von Falckenstein zuerst die Bayern bei Dermburg und Kissingen, dann die österreichischhessendarmstädtische Division bei Aschaffenburg, zog hierauf siegreich in Frankfurt ein und nahm diese Stadt samt Oberhessen und Nassau für Preußen in Besitz. Alsdann suchte General Manteuffel die süddeutschen Truppen jenseits des Maines auf und rückte siegreich in Würzburg ein. Am nämlichen Tage hielten preußische Truppen ihren Einzug in Heidelberg und Mannheim. Hier traf sie die Nachricht von dem Nikolsburger Waffenstillstände und — der Kampf hatte ein Ende. Auf Grund der Nikolsburger Bestimmungen erfolgte zwischen Preußen und Österreich am 23. August zu Prag der Abschluß des Friedens. In demselben erkannte Österreich die Auflösung des seitherigen deutschen Bundes an und gab seine Zustimmung zu einer neuen Gestaltung Deutschlands ohne seine Beteiligung. Außerdem verpflichtete sich der Kaiser von Österreich an Preußen 60 Millionen Mark Kriegskosten bar zu zahlen und alle seine Rechte auf Schleswig-Holstein an den Sieger abzutreten. Diese Herzogtümer wurden nebst Hannover, Kurhessen, Nassau und Frankfurt für die Folge dem preußischen Staate einverleibt und letzterer dadurch um 1300 Quadratmeilen vergrößert. Der Frieden mit den süddeutschen Staaten und mit dem Königreiche Sachsen kam in Berlin zustande. Sie alle mußten

7. Kursus 3 - S. 94

1880 - : Lauteborn
— 94 — großer Teil der deutschen Fürsten. Kurfürst Max ©mannet von Bayern, dem von Ludwig der Besitz der Niederlande zugesichert wurde, trat auf Frankreichs Seite. Der Krieg hatte zunächst seinen Schauplatz in Italien, den Niederlanden und dem südlichen Deutschland. Ludwig Xiv. hielt nämlich die spanischen Besitzungen in Oberitalien besetzt. Da drang der kaiserliche Feldherr Prinz Eugen kühn in Italien ein und schlug die überraschten Franzosen in zwei Schlachten. Zu gleicher Zeit kämpfte in den Niederlanden der englische Herzog Marlborongh, ohne jedoch wesentliche Erfolge zu erzielen. Unterdessen war ein französisches Heer über den Rhein gegangen und hatte sich in Schwaben mit dem reichsfeindlichen Kurfürsten von Bayern vereinigt. Rasch eilte Marlborongh mit seinen Truppen aus den Niederlanden herbei und schlug im Vereine mit Ludwig von Baden, der sich schon in den Türkenkriegen ruhmvoll ausgezeichnet hatte, die Bayern am Schellenberge bei Donauwörth (Juli 1704). Mittlerweile war auch Prinz Eugen herbeigezogen und zu Marlborongh gestoßen. Im August 1704 wurden nun die vereinigten Franzosen und Bayern bei Höchst ad t so entscheidend besiegt, daß sie über den Rhein zurückwichen und ganz Bayern von den Österreichern besetzt wurde. Kurfürst Max Emanuel hatte sich nach Brüssel geflüchtet. Bald darauf starb der alte Kaiser Leopold I. nach einer fast fünfzigjährigen Regierung (1705). Es folgte ihm sein Sohn Joseph I. (1705-1711). Dieser stattliche Fürst setzte den Krieg noch thätiger fort und erklärte den Kurfürsten Max Emanuel, der es noch immer mit den Fremden hielt, in die Reichsacht. Plötzlich starb Kaiser Joseph l. (1711). Hein Bruder Karl, um desftn willen Kaiser Leopold den spanischen Erbfolgekrieg aufgenommen, wurde nun Kaiser und Herr der österreichischen Länder unter dem Namen Karl Vi. Dieses unerwartete Ereignis veranlaßte England und Holland, welchen die Vereinigung der spanischen und österreichischen Macht unter einem Haupt keineswegs erwünscht war, im Jahre 1713 zu Utrecht mit Frankreich Frieden zu schließen und Philipp von Anjou als König von Spanien anzuerkennen. Kaiser Karl Vi. war damit nicht zufrieden und setzte den Krieg allein fort. Da er jedoch nichts ausrichtete, mußte er sich schon im folgenden Jahre im Frieden zu Rastadt (1714) zur Annahme der

8. Kursus 3 - S. 103

1880 - : Lauteborn
— 103 — dem Unterricht der Jugend oder nicht mit Krankenpflege beschäftigten. Er gab Glaubensfreiheit und Protestanten, Juden und Griechen mit katholischen Unterthanen gleiche Rechte. Dem Volke öffnete er den bisher nur dem Adel zugänglichen Prater, den berühmten Augarten in Wien, zur Belustigung und setzte über den Eingang die Inschrift: „Allen Menschen gewidmeter Erlustigungsort von ihrem Schätzer". Als die adeligen Herren sich beklagten, daß sie nun nirgends mehr ein Plätzchen hätten, wo sie ganz ungestört unter sich sein könnten, erwiderte Joseph: „Wenn ich immer nur unter meines Gleichen leben wollte, so müßte ich in die Kapuziner-gruft hinabsteigen, wo meine toten Ahnen ruhen, um hier meine Tage zuzubringen." Mit Friedrich dem Großen wäre Joseph beinahe in verderblichen Krieg geraten. Im Jahr 1777 war nämlich Maximilian Joseph von Bayern ohne Nachkommen gestorben. Sein rechtmäßiger Erbe war Kurfürst Karl Theodor vou der Pfalz. Kaiser Joseph wollte um eine bedeutende Geldsumme Bayern an sich ziehen. Kurfürst Karl Theodor war geneigt, auf einen solchen Handel einzugehen und Joseph besetzte sofort das Land. Dagegen wirkte nun Friedrich der Große. Er bestimmte bett künftigen Erben Karl Theodors, Herzog Karl von Pfalz-Zweibrücken, gegen diesen Verkauf zu protestieren und erklärte sich bereit, ihm mit seiner ganzen Macht beistehen zu wollet:. Mit 100,000 Mann rückte Friedrich in Böhmen ein und der Krieg schien unausbleiblich. Doch es war bloß ein Krieg ohne Schlacht. Er wird bayerischer Erbfolgekrieg, auch „Kartoffelkrieg" genannt, weil diese wohl am meisten dabei leiden mochten. Im Frieden zu Teschen erhielt Bayern alles Verlorene wieder bis auf das Jnnviertel, welches bei Österreich blieb. Als später Kaiser Joseph abermals mit einem Tauschprojekt hervortrat, da stiftete Friedrich der Große den deutschen Fürstenbund, um solchen Übergriffen Österreichs wirksamer entgegen treten zu können. Mittlere und kleinere Staaten Deutschlands (Hannover, Sachsen, Braunschweig, Baden, Mecklenburg, Weimar, Anhalt, Hessen, Knr-Mainz, Zwei-brücken rc.) vereinigten sich unter Preußens oberster Leitung zu diesem Fürstenbund. Kaiser Joseph schritt bei seinen Verbesserungen gar oft zu schnell, manchmal rücksichtslos vor und machte sich dadurch viele Feinde. Er wollte überhaupt in kurzer Zeit Früchte erzwingen

9. Kursus 3 - S. 107

1880 - : Lauteborn
— 107 — 62. Wapoteon Wonaparte. Napoleon Bon aparte stieg rasch von Stufe zu Stufe. Im November 1799 wurde er zum ersten Konsul, im August 1802 zum Kousul auf Lebzeiten und im Mai 1804 zum erblichen Kaiser der Franzosen erklärt. Selten oder nie hat die Geschichte in einem Menschen solch eine Mischung des kältesten Verstandes und der glühendsten Leidenschaft hervorgerufen. Napoleon Bonaparte verstand Dinge und Menschen gewandt zu behandeln, war beredt, prahlerisch und voll eitler Ruhmesliebe. Seine arglistische Falschheit verriet sein italienisches, seine unversöhnliche Rachsucht sein korsisches Blut. Hervorgegangen aus der wildesten Schule der Revolution, hat er nie furchtbare und gewissenlose Mittel gescheut, um zum Ziele zu gelangen. Zudem verstand er es, deu schlechtesten Thaten den Mantel der Tugeud, Großmut und Humanität umzuhängen. Nut' der Ruhm gebührt ihm: in hundert Schlachten gesiegt, die Revolution geschloffen und neue Ordnung und Gesetze aufgestellt zu haben. 63 Pas Kaiserreich Irankreich im Kampf mit Deutschland, Wußland und gtngcattö. chsterreichisch-russischer Krieg. Euglaud, Rußland und Österreich schlossen 1805 eine neue Berbindung gegen Frankreich. Preußen blieb neutral. Bayern, Würtemberg und Baden gingen sogar mit Frankreich. Mit 200,000 Mann rückte Napoleon in Deutschland ein. Die vereinigten Österreicher und Russen wurden in der Schlacht bei Austerlitz ant 2. Dezbr. 1805 geschlagen. Im Frieden zu Preß-burg verlor Österreich mehrere seiner schönsten Länder. So kam z. B. Tyrol an Bayern. Bayern und Würtemberg wurden außerdem zu Königreichen erhoben (1806). Um den schmählichen Untergang des deutschen Reiches zu vollenden, stiftete Napoleon (12. Juli 1806) den Rheinbund. Sechzehn deutsche Fürsten schlossen sich diesem Bunde an und traten aus dem bisherigen Reichsverbande. Nun hatte die Würde eines deutschen Kaisers keine Bedeutung mehr. Kaiser Franz Ii. legte 1806 diese Würde nieder. Dadurch war das deutsche Reich, das fast 1000 Jahre bestanden h.atte, förmlich aufgelöst.

10. Kursus 3 - S. 110

1880 - : Lauteborn
— 110 — Schlagt sie tot! das Weltgericht Fragt Euch nach den Gründen nicht!" so sang damals der deutsche Dichter Heinrich von Kleist. Ohne den Rheinbund wäre Napoleon verloren gewesen. Preußen lag gebrochen und konnte nicht helfen. Der Rheinbund stellte seine Truppen unter Napoleon. Es waren deutsche Kräfte, mit denen Napoleon Deutsche bezwang! Es half nichts, daß der tapfere Heerführer, der Erzherzog Karl, bei Aspern nach blutigem Treffen Napoleon mit seinem zum Tode matten Heere zurückwarf und zum ersten Male völlig schlug. In der Schlacht bei Wagram (5. und 6. Juli) siegte Napoleon und Österreich mußte abermals im Frieden zu Schönbrunn (14. Oktober 1809) große Länderstrecken abtreten. Als Kaiser Franz 1809 alle seine Völker zu den Waffen rief, da vernahmen auch die Tyroler diesen Ruf und erhoben sich zur Befreiung ihres Vaterlandes. Tyrol war nämlich nach der Schlacht bei Austerlitz im Frieden zu Preßburg 1805 von Österreich getrennt und an Bayern abgetreten worden. In kurzer Zeit waren die bayerischen Besatzungen vertrieben. Jede Gemeinde, jedes Thal trat unter die Waffen. Die Erprobtesten wurden Führer. Solche waren der ehemalige Wildschütz Joseph Speck-bacher, der Wirt Martin Teimer, der Kapuziner Haspinger u. a. An der Spitze der ganzen Bewegung stand Andreas Hofer, Gastwirt auf „dem Sande am Passayr" (Nebenthal der Etsch), gewöhnlich der „Sandwirt" genannt. Dreimal erhob sich das tapfere Volk nnb verzagte auch dann nicht, als Österreich in der unglücklichen Schlacht bei Wagram niedergeworfen war. Da kam aber der Friede zu Schönbrunn und Tyrol war wiederholt an Bayern abgetreten. Von Wien aus riet man dem tapfern Tyrolervolk, sich willig zu unterwerfen. Wirklich beugte sich nun der größte Teil des Volkes der harten Not. Auch Hofer war von seinem Kommando zurückgetreten. Doch ließ er sich wiederholt durch falsche Nachrichten (Napoleons Gefangennahme lind Tod u. s. w.) zum Kampfe hinreißen. Aber schon unterwarf sich das Land. Auch die Tapfersten zerstreuten sich. Hofer hätte sich wie andere durch die Flucht retten können; er that es nicht. Zwei Monate lang verbarg er sich im Gebirg in einer Sennhütte. Leider fand sich ein Verräter. Er wurde
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