00
sey, dem französischen Volke einen fremden Willen aufzu-
dringen , und machte mehrere der Verbündeten müde, den
Krieg fortzusetzen, obgleich zu keiner Zeit ein inniges Zu-
saminenhaltcn nöthiger gewesen wäre, als damals. Preu-
ßen, nebst Hannover und Hessen, schlossen zu Basel 1705
(den 5. April) mit der französischen Republik Frieden, in
welchem das nördliche Deutschland vermittelst einer Demar-
kationslinie vom Kriegsschauplätze abgesondert wurde. Bald
darauf schloß auch Spanien Frieden.
89. Fortsetzung des Revolutionskrieges bis
zum Frieden von Campo Formio 1797.
Oestreich sah sich jetzt von den meisten seiner Bundes-
genossen verlassen, und mußte mit England allein den Krieg
fortsetzen. Im Sommer des Jahres 1705 ruhten die Waf-
fen, bis Iourdan die Oestrcicher rasch von Düsseldorf aus
bis hinter den Main drängte. Doch sammelten sich diese
wieder, und warfen unter dem Feldmarschall Clairsait die
Franzosen eben so schnell über den Rhein zurück. Das
neue französische Direktorium beschloß nun, in das Herz
von Deutschland auf 8 Wegen einzudringen. Die ersten
Waffenthaten geschahen in Italien. Ein junger Feldherr,
dessen Namen bald ganz Europa erfüllte, Napoleon Bo-
naparte (Sohn eines Advokaten, geboren zu Ajaeeio auf
der Insel Eorsika 1760) trat an die Spitze der französisch-
italienischen Armee, die in großer Unordnung, ohne Unter-
halt und Kleidung, sogar ohne Geschütz war, und entfal-
tete jetzt eine furchtbare Kraft. Durch sein Genie wußte
ec eine unglaubliche Gewalt über seiner Krieger zu gewinnen,
sie wagten das Aeußerste und so folgte Sieg auf Sieg.
Die Oestrcicher, von ihren italienischen Bundesgenossen ge-
trennt, mußten beständig zurückweichen, und sogar die Lom-
bardei räumen. Von der andern Seite drangen nun auch
Iourdan bis Regensburg, und Moreau bis München vor,
und die östreichische Monarchie war in der äußersten Gefahr.
Da erhob sich der Erzherzog Karl und trieb durch die
Siege bei Neu mark und Am berg das Iourdan'sche Heer
in eine solche Flucht, daß auch Moreau zu einem äußerst
gefährlichen, aber vortrefftich ausgeführten Rückzüge an den
Qberrhcin gezwungen war. Doch waren alle diese Vor-
theile nicht beträchtlich genug, um die großen Verluste zu
7 .
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Extrahierte Personennamen: Oestreich Napoleon Karl Karl
Extrahierte Ortsnamen: Hessen Basel Deutschland Spanien England Main Rhein Deutschland Italien Europa Eorsika Regensburg
101
bei Mare», go (14. Juni 1800), und durch den Lieg
Moreau's bei Hohenlinden, östlich von München, (den
3. Dezbr. 1800) den Frieden von Lüneville herbei-
führte, (den 9. Februar 1801.-) — Durch diesen Frie-
den bekam Frankreich das linke Rheinufer mit 4 Millionen
Einwohnern, und um die dadurch verlierenden deutschen
Fürsten zu entschädigen, wurde eine Reichsdeputation nie-
dergesetzt , »velche Alles ins Gleiche bringen sollte. Diese
Versammlung arbeitete an dem Entschädigungsgeschaste in
Regensburg bis zum 10. Mai 1803 , und der Schluß, der
an diesen, Tage zu Stande kam, und den man den Re ich s-
deputationsschluß nennt, enthielt folgende Haupt-
bestimmungen : Alle Lander der geistlichen Reichsfürsten
wurden ausgehoben, und damit die weltlichen Fürsten ent-
schädigt. Blos der Churfürst von Mainz blieb als Rcichs-
erzkanzler und verlegte seinen Sitz nach Regensburg. —
Statt der Churwürden von Trier und Cöln, wurden 4
neue errichtet: Salzburg, Baden, Hessen und Wür-
teinbcrg.
Alle Reichsstädte (48), die noch übrig »varen, wurden,
bis auf 6, aufgehoben und den Fürsten zugetheilt. Nur
Hamburg, Bremen, Lübeck, Frankfurt, Nürn-
berg und Augsburg blieben.
Die n,eisten der freien Reichsgrafen und Ritter wur-
den m e d i a t i s i r t, d. h. mittelbar gemacht, oder als Un-
terthanen unter andere große Fürsten gestellt. Auch wurde
der Rhein als Gränze zwischen Frankreich und Deutschland
bestimmt. — So willkührlich gingen die Franzosen mit un-
serm Vaterlands um. Mit Wehmuth sahen Vaterlands-
freunde den nahen völligen Umsturz des morschen Reichs-
gebäudes vor Augen, und wirklich »var es in wenigen Jah-
ren nicht mehr.
91. Neuer Krieg Englands, Oestreichs und
Rußlands gegen Frankreich bis zum Preß-
burger Frieden. 1803 — 1805. -
Nach dem Frieden zu Lüneville kain auch zwischen
Frankreich und England der Friede von Amiens 1802 zu
Stande, der aber, so wie jener, nur von kurzer Dauer
war. Schon in demselben Monate, wo der Reichsdeputa-
tionsschluß erschien (Mai 1803), fing der Krieg mit Eng-
land wieder an. Der erste Schritt, den Bonaparte nun
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Extrahierte Personennamen: Dezbr
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Regensburg Mainz Regensburg Trier Salzburg Baden Hessen Hamburg Bremen Frankfurt Rhein Frankreich Deutschland Englands Frankreich Frankreich England Amiens
102
that, war, daß er das hannoversche Land mit seinen
Truppen besetzte. Im Jahre 1804 ließ er sich als erblichen
Kaiser von Frankreich, unter dein Namen Napoleon I.,
ernennen. Nicht zufrieden mit der Kaiserkrone, verwandelte
er auch das nördliche Italien, welches bis dahin ein Frei-
staat war, (cisalpinische Republik) in ein Königreich, er-
klärte sich selbst zum Könige, seinen Stiefsohn Eugen
Beauharnois zum Vizekönige von Italien, und verei-
nigte außerdem ansehnliche Stücke von Italien mit Frank-
reich. Aufgebracht darüber, versuchte Oestreich in Verbin-
dung mit England und Rußland, es noch eininal, seinen
gefährlichen Unternehmungen Gränze zu setzen, und fing
1805 einen neuen Krieg an, der aber unglücklich ausfiel.
Der östreichische Anführer Mack wurde am 15. Oktober
mit seinem ganzen Heere bei U l m gefangen, und Napo-
leon rückte den 13. November 1805 in Wien ein. Seine
Freude über diesen glücklichen Feldzug wurde jedoch durch
die Nachricht von dein Verluste der großen Seeschlacht beim
Kap Trafalgar am 21. Oktober, in welcher der britti-
sche Seeheld Nelson fiel, nicht wenig getrübt. Die
Schlacht bei Austerlitz gegen das vereinte östreichisch-rus-
sische Heer, am 2. Dezember (die Z Kaiserschlacht genannt),
entschied sich ebenfalls für Frankreich, und kurz darauf er-
folgte der P r e ß b u r g e r Friede (26. Dezember 1805).
Oestreich verlor die vorderöstreichischen Besitzungen, das
Breisgau und die Ortenau, theils an Baiern, theils an
Würtemberg und Baden, Tyrol an Baiern, Venedig an
das Königreich Italien, (zusammen 1000 Q.. M. mit 3
Mill. E.) und exhielt dafür Salzburg und Berchtholsgaden:
der Churfürst von Salzburg aber bekam Würzburg. Bai-
crn und Würtemberg wurden zu Königreichen erhoben. Die-
sen Bedingnissen folgten noch einige Austauschungen: Preu-
ßen bekam Hannover, und gab dafür Anspach an Baiern;
Murat, ein Schwager Napoleons, das Großherzogthum
Cleve - Berg, der Marschall B e r t h i e r das Fürstenthum
Neuschatel. Seinen Bruder Joseph machte Napoleon
zum Könige von Neapel. Die Republik Holland verwandelte
er in ein Königreich und gab cs seinem Bruder Ludwig.
92. Der rheinische Bund. Ende der deut-
schen Reichsverfassung. 1806.
Nachdem Napoleon mehrere neue Staaten gegründet.
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Extrahierte Personennamen: Napoleon_I. Eugen
Beauharnois Eugen Oestreich Nelson Oestreich Napoleons Joseph Napoleon Ludwig Ludwig Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Italien Italien Italien England Wien Frankreich Baiern Baden Tyrol Baiern Venedig Italien Salzburg Salzburg Baiern Napoleons Neapel Holland
103
und diese mit Regenten aus seiner Familie besetzt hatte,
trat er deutlich mit seinem Plane, eine Universalmonarchie
in der Form einer Familienherrschaft zu gründen, hervor,
zu welcher die Stiftung eines großen Bundesstaates der
Weg seyn sollte. In diesem Sinne wurde am 12. Juli
1806 zu Paris der Rheinbund errichtet. Die Könige
von Baiern und Würtemberg, der Churfürst von Baden,
der Landgraf von Hessen - Darmstadt, der Herzog von Berg,
die 3 letztem als Großherzoge, nebst einigen kleinern Für-
sten, trennten sich vorn deutschen Reichsverbandc, erkannten
den Kaiser von Frankreich als Protektor oder Beschü-
tzer, und verpstichteten sich bei jedem Kriege desselben zur
Stellung von Hilsstruppen, wogegen sie unbeschrankte Her-
ren ihrer Unterthanen seyn sollten. Den Vorsitz bei der
Bundesversammlung sollte der jedesmalige Fürst Primas
führen, zu welchem Napoleon den Churerzkanzler, nachheri-
gen Großherzog von Frankfurt (Karl Dalberg) ernannte.
Nun konnte der Kaiser Franz die deutsche Krone nicht
mehr behalten, denn es gab kein deutsches Reich mehr;
und die meisten bisherigen Glieder desselben waren nun so
mit Frankreich verbunden, daß sie auf Napoleons Wink
gegen ihren bisherigen Kaiser die Waffen kehren mußten.
Er legte daher am 6. August 1806 seine tausendjährige
Würde nieder, und führte von nun an als Franz Ii. nur
den Titel eines Erbkaisers von Oestreich, den er schon
1804 angenommen hatte. — So endigte das ehrwürdige
deutsch-römische Reich, welches Karl der Große im Jahre
800 stiftete, nach einer Dauer von 1006 Jahren. Von
Karl bis auf Franz Ii. regierten 56 Kaiser.
93. Preußens Unglück. 1806 u. 1807.
Als Napoleon vermuthete, Preußen gehe mit dem
Gedanken um, einen nordischen Bund gegen den rheini-
schen zu errichten, da hörte er nicht aus, Preußen zu be-
leidigen , bis sich der König entschließen mußte, dem über-
müthigen Manne den Krieg anzukündigen. Napoleon, wel-
cher indeß seine Heere, die noch gerüstet in Franken stan-
den , zusammengezogen hatte, rückte gegen den Thüringer
Wald heran. Das unglückliche Treffen bei S a a l f e l d
am 10. Oktober, worüi der Prinz Ludwig Ferdinand
von Preußen aus unzcitiger Kampfbegierde seinen Tod
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Karl_Dalberg Karl Franz Franz Napoleons_Wink Napoleons August Franz_Ii Franz Oestreich Karl_der_Große Karl Karl Karl Franz_Ii Franz Napoleon Napoleon Ludwig_Ferdinand
von_Preußen Ludwig Ferdinand
Extrahierte Ortsnamen: Paris Rheinbund Baiern Würtemberg Baden Hessen Darmstadt Frankreich Frankfurt Frankreich
120
Bekanntlich hat der 19. Artikel der deutschen Bun-
desakte freien Handel und Verkehr in Deutschland ver-
sprochen; allein die Erfüllung dieses Versprechens zog sich
immer mehr in die Lange. Es blieb dem Gutachten ein-
zelner Staaten überlassen, was sie für die Handelsfreiheit
thun wollten. Die Zahl der Schlagbaume wuchs jährlich;
Ein Fürst nach dem andern erließ mehr oder weniger strenge
Zollgesetze. Die Klagen darüber wurden immer lauter und
vermehrten sich ins Unendliche. Mord und Todschlag zwischen
den Zollbeamten und Schleichhändlern waren nicht selten.
Da der Bundestag einen allgemeinen freien Handels-
verkehr nicht zu Stande bringen konnte, so entschlossen sich
endlich mehrere deutsche Regierungen sogenannte Zollvereine
unter sich zu errichten, wodurch der Verkehr zwischen die-
sen «Staaten so viel als möglich erleichtert wurde, lind ein
großer Schritt zur allgeincincn Vereinigung, nach der sich
die Völker sehnen, gethan war. — Oestreich blieb in sich
abgeschlossen; Preußen hingegen nahm Darmstadt, Anhalt
und Sondershausen in seinen Zollverband auf; Baiern,
Würtemberg und Hohenzollern traten für sich in einen be-
sondern Verband, vereinigten sich aber bald nachher mit
Preußen und Darmstadt. Hannover, Braunschweig, Kas-
sel und Oldenburg bildeten den mitteldeutschen Handels-
verein, so daß Baden, Mecklenburg und noch einige andere
kleinere Staaten allein standen. Mit dem Jahre 1832
ist auch Hessenkassel und Weimar dem preußisch - darmstadti-
schen Zollverein beigetrctcn, welches im Hanauischen tu-
multuarische Auftritte veranlaßte, wobei mehrere Menschen das
Leben verloren und einige Zollhäuser niedergebrannt wurden.
Die rheinisch - westindische Compagnie in Elberfeld dehnte
ihren Verkehr immer weiter aus, und machte nicht unbe-
deutende Geschäfte.
Die freie Schifffahrt auf dem Rhein bis ins Meer,
die von Holland so lange bestritten und gehemmt worden,
ist nach langwieriger Unterhandlung durch eine in Mainz
niedergesetzte Comniission 1831 zu Stande gekommen.
104. Die zweite französische Revolution,
Ende Juli 1830, und ihre Folgen.
Die ältere Linie der Bourbonen,, welche nach dem Sturze
Napoleons durch die verbündeten Machte wieder aus den
französischen Thron gelangte, hatte, obwohl Ludwig Xviii.
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Extrahierte Personennamen: Oestreich Napoleons Ludwig_Xviii Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Darmstadt Sondershausen Baiern Würtemberg Darmstadt Braunschweig Oldenburg Baden Mecklenburg Hessenkassel Weimar Hanauischen Elberfeld Rhein Holland Mainz Napoleons
98
fcemi sie gingen auf eine allgemeine Umkehrung der beste-
henden Ordnung in Europa hinaus. Nach der Versiche-
rung der Ausgewanderten (Emigranten), glaubte man, cs
werde sehr leicht seyn, die Franzosen mit Gewalt der Waf-
fen wieder zur Ruhe zu bringen; deßhalb verband sich
1792 der neue Kaiser Franz Ii. mit dem Könige Friedrich
Wilhelm Ii. von Preußen gegen Frankreich. Darauf er-
klärten die Franzosen den 20. April 1792 rasch den Ver-
bündeten den Krieg. Die verbündeten Oestreicher, Preu-
ßen und Hessen thaten einen glücklichen Einsall in Frank-
reich, und das preußische Heer drang so schnell in die Cham-
pagne ein, daß Paris zitterte. Allein die Franzosen, zum
Kampfe für die Freiheit entflammt, und durch das Ma-
nifest des Herzogs von B r a u n s ch w e i g noch mehr
gereizt, sammelten sich schaarenweise und nöthigten die Preu-
ßen zum Rückzüge. Darauf schlugen sie unter General
Dumourier bei Jemappe (am 5. und 6. November)
die Oestreicher völlig, und nahmen, angeführt durch Ge-
neral Custine, die Reichsfestung Mainz weg. Nun er-
klärte sich Frankreich für eine Republik, und am 21.
Januar 1793 enthauptete man den schuldlosen Ludwig Xvi.
durch die Guillotine. Halb Europa trat nun gegen die
neue Republik in die Schranken, und auch das deutsche
Reich erklärte den Krieg, denn allen Thronen war der Um-
sturz angekündigt. Von allen Seiten drangen die Ver-
bündeten in Frankreich ein, während im Innern ein hef-
tiger Bürgerkrieg wüthete. Die Republik schwebte am
Rande des Abgrundes; dennoch wurde sie, und zwar durch
eine Schreckensregierung ohne Gleichen, gerettet, an deren
Spitze der blutdürstige Robespierre stand, und die
das ganze Volk unter die Waffen brachte. Von nun an
war die Uebermacht und das Kriegsglück auf Seiten der
Republikaner. Die Generale Pichegru, Jourdan und Hoche
trieben die verbündeten Heere sowohl in den Niederlan-
den, als am Rheine, durch eine Reihe blutiger Schlach-
ten , immer weiter zurück, eroberten eine Festung nach der
andern, und nahmen am Ende sogar die deutschen Länder
bis an das linke Rheinufer in Besitz. Im Winter 1794
und 95 drangen sie auch über die gefrornen Gewässer in
Holland ein, und verwandelten dasselbe in die batavische Re-
publik. — Das außerordentliche Waffenglück der Fran-
zosen brachte die Meinung in den Gang, daß es umsonst
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Extrahierte Personennamen: Franz_Ii Franz Friedrich
Wilhelm Friedrich Wilhelm Ludwig_Xvi Ludwig Jourdan Hoche
Extrahierte Ortsnamen: Europa Frankreich Hessen Frank- Paris Mainz Frankreich Europa Frankreich Niederlan- Rheine Holland
105
nier bort Bruder Napoleons, Joseph, vorher König von
Neapel, nach Abdankung der bourbonischen Familie, nicht
als ihren König anerkennen wollten. Der rheinische Bund
stellte hiezu seine Contingente.
94. Oestreichs Krieg von 1809.
Oestreich, durch das rühmliche Beispiel der Spanier
aufgemuntert, machte im Jahr 1809 den letzten Versuch,
die französische Uebermacht zu brechen. Mit ra-
scher Entschlossenheit sprach Kaiser Franz das Wort Krieg
aus, stellte die Prinzen seines Hauses an die Spitze sei-
ner Heere, rief Freiwillige auf, errichtete Landwehren, und
erweckte in seinem ganzen Volke eine edle Begeisterung.
Dieser Krieg war einer der blutigsten. Man focht auf bei-
den Seiten mit der größten Tapferkeit. Allein die Treffen
bei Abensberg (20. April 1809), Landshut (21. April),
Eck müh l (22. April), und Regensburgs Einnahme
(23. April) nöthigten den Erzherzog Karl zum Rückzug nach
Böhmen. Traurig, daß die deutsche Tapferkeit der Baiern,
Würtemberger und Badner so viel zu den französischen Sie-
gen beitrug! Napoleon besetzte den 13. Mai Wien, wurde
jedoch voin Erzherzog Karl zwischen U s pern und E ß-
lingen geschlagen (21. und 22. Mai) und wäre vernich-
tet worden', wenn man ihn hatte verfolgen können. So
aber gewann er neue Kräfte, und entschied in der Haupt-
schlacht bei W a g r a m den 5. und 6. Juli den Krieg , in-
dem bald ein Waffenstillstand und den 14. Okt. der Friede
zu Schönbrunn bei Wien folgte. — Umsonst waren wie-
der hier alle Anstrengungen zur Befreiung Deutschlands ge-
wesen. Der Heldenmuth eines Schill, Dörnberg und des
wackern Friedrich Wilhelm von Braunschweig - Oels richte-
ten nichts gegen die übermächtige französische Tyranney aus.
Umsonst war der patriotische Muth der treuen Tyroler un-
ter ihrem Sandwirth Andreas Hofer, die schon zweimal
die Franzosen und Baiern aus dem Lande geschlagen hat-
ten. — Oestreich mußte bedeutende Besitzungen abgeben,
z. ^B. Salzburg, das Jnnviertel, Görz, Kram, einen Theil
Karnthens u. s. w., überhaupt neuerdings 2000 Q. M.
mit mehr als 3 Milk. Einwohnern. Im folgenden Jahre
vermählte sich Napoleon mit der Tochter des Kaisers Franz,
der Erzherzogin Maria Louise; dadurch hoffte man auf
*
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Extrahierte Ortsnamen: Napoleons Neapel Abensberg Regensburgs Baiern Wien Wien Deutschlands Dörnberg Baiern Salzburg
114
Akte, abgeschlossen, wodurch folgende Bestimmungen fest-
gesetzt wurden:
Der Zweck des Bundes soll die Erhaltung der äußern
und innern Sicherheit Deutschlands, und der Unabhängig-
keit und Unverletzlichkeit der deutschen Bundesstaaten seyn,
zu welchen 34 Fürsten und vier freie Städte gerechnet wer-
den. — Alle Bundesstaaten sollen als solche gleiche Rechte
haben.
Die gemeinschaftlichen Angelegenheiten sollen durch eine
Bundesversammlung zu Frankfurt am. Main besorgt wer-
den, bei welcher Oestreich den Vorsitz hat.
Alle Bundesglieder machen sich verbindlich, einander
unter keinerlei Form zu bekriegen und ihre Streitigkeiten
durch Gewalt zu verfolgen, sondern sie bei der Bundesver-
sammlung anzubringen. Gegen auswärtige Feinde stehen
Alle für einen Mann, und stellen nach ihren Kräften ein
Heer von 300,000 Mann, in Kriegszeiten von 450,000
Mann, und dann von einem Oberfeldherrn, welchen der
Bund wählt, befehligt.
Alle christlichen Religionspartheien sollen in den Bun-
desstaaten gleiche Rechte haben, und die Unterthanen der deut-
schen Fürsten sollen frei aus einem Lande in das andere
überziehen dürfen. Was die Regierungsform der Länder
betrifft, so wird in jedem derselben eine landständische Ver-
fassung statt finden; auch wird die Bundesversammlung
sich mit Abfassung gleichförmiger Gesetze über die Presse, so
wie über den Handel und Verkehr zwischen den Bundes-
staaten beschäftigen.
Die Glieder des Bundes sind: 1 Kaiser: der Kaiser von
Oestreich ; 7 K ö n i g e: die Könige von Preußen, Baiern,
Sachsen, Hannover, Würtemberg, und zwei ausländische,
die Könige von Dänemark (wegen Lauenburg und Holstein)
und der Niederlande (wegen Luxemburg); 6 G r o ß h e r z o-
g e: von Baden, Churhessen, Hessen, Weimar, Mecklen-
burg - Schwerin und Mecklenburg - Strelitz ; 9 H c r z o g e:
von Nassau , Braunschweig , Sachsen - Meinungen - Hild-
burghausen, Sachsen - Altenburg, Sachsen - Coburg, Olden-
burg , Anhalt - Dessau , Anhalt - Bernburg und Anhalt-
Köthen ; 11 Fürsten: der Landgraf von Hessen - Hom-
burg, die Fürsten von Schwarzburg-Rudolstadt und Schwarz-
burg - Sondershausen , Hohenzollern - Hechingen, Hohenzol-
lern - Sigmaringen, Liechtenstein, Reuß - Graiz, Reuß-
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88
nein Erben einsetzte. Dieser bedeutende Zuwachs, wel-
chen Frankreichs Macht hierdurch erhielt, konnte den übri-
gen Staaten Europas keineswegs gleichgültig seyn. Kaum
war 1700. Karl Ii. gestorben, so verbanden sich England
und Holland mit dem Kaiser Leopold, um seinen Sohn
Karl auf den spanischen Thron zu heben. Auch die mei-
sten deutschen Fürsten vereinigten sich mit dem Kaiser, nur
der Churfürst von Baiern und sein Bruder der Erzbischof
von Cöln hielten cs mit Frankreich. Der Krieg begann
1701. Der Kaiser und die Verbündeten hatten an dem
Prinzen Eugen von Savoyen und dem Engländer
Marlbrough trcfstiche Feldherrn, die den stolzen Lud-
wig sehr demüthigten. Eugen eroberte gleich Anfangs 1701
fast ganz Qberitalien, indem ein anderer tapferer Feld-
herr des Kaisers, Ludwig von Baden, am Rhein
siegreich auftrat. — Nachdem der Churfürst von Baiern
1703 von den tapfern und treuen Tyrolern mit großem
Verlust aus Tyrol gedrängt wurde, gewannen Eugen und
Marlbrough gegen ihn und den französischen Marschall Tal-
lard am 13. August 1704 die denkwürdige Schlacht bei
Hochstädt, so daß der Churfürst von Baiern mit den
Franzosen über den Rhein fliehen mußte. — Im folgenden
Jahre starb der Kaiser Leopold.
80. Joseph I. 1705 — 1711.
Joseph I., der seinem Vater als Kaiser folgte, setzte
mit vielem Glücke den Krieg fort. 1706 gewann Marl-
brough einen vollständigen Sieg über den französischen Mar-
schall Villeroi bei dem Dorfe R a m i l l i e s in den Nie-
derlanden. Eugen schlug am 7. September desselben Jah-
res die Franzosen vor T u r i n , so daß sie alle ihre Erobe-
rungen in Italien herausgeben mußten. Dann vereinigten
sich diese beiden Feldherrn wieder und schlugen 1708 die
Franzosen bei Oudenarde in Flandern und 1709 bei
M a l p l a q u e t. Der alte Ludwig , auf's Aeußerste ge-
bracht, wollte nun unter jehr großen Opfern Frieden schlie-
ßen : aber der Sturz der Parthei des Herzogs von Marl-
brough, und der Tod des thätigen Kaisers Joseph (1711)
änderte die Gestalt der Dinge.
TM Hauptwörter (50): [T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien]]
TM Hauptwörter (100): [T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T103: [England Krieg Frankreich Spanien Franzose Engländer Flotte Jahr Holland Frieden]]
Extrahierte Personennamen: Karl_Ii Karl Leopold Leopold Karl Karl Eugen_von_Savoyen Eugen Eugen Ludwig_von_Baden Ludwig Eugen August Leopold Leopold Joseph_I. Eugen Ludwig Ludwig Joseph_(
Extrahierte Ortsnamen: Frankreichs Europas England Holland Baiern Frankreich Rhein Baiern Tyrol Baiern Rhein Nie- Italien Flandern
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fand, war eine böse Vorbedeutung und öffnete die Passe
an der Saale. Das preußisch - sächsische Heer war schon
umgangen, als am 14. Oktober bei Jena und A u e r-
ft a d t die blutige Doppelschlacht verloren wurde. Der 72jäh-
rige Herzog von Braunschweig, der den Oberbefehl über
das preußische Heer führte, sank tödtlich verwundet bei Au-
erstadt gleich beim ersten Angriff. Die zersprengten preu-
ßischen Heerestheile mußten sich nach und nach ergeben.
Die wichtigsten preußischen Festungen sielen eben so schnell,
und schon den 24. Oktober war Berlin besetzt, und am
Ende des Jahres 1806 der ganze Staat bis Warschau
und Königsberg in französischen Handen. Auch hier wa-
ren die russischen Hilfsvölker wieder zu spat gekommen. Die
Ueberreste des preußischen Heeres unter Kalkreuth und
L esto cq vereinigten sich mir den Russen. Mitten im Win-
ter, am 7. und 8. Februar 1807, in Sturm und Schnee-
gestöber, wurde die blutige Schlacht bei Eilau geliefert,
welche unentschieden blieb. Am 24. Mai mußte sich die
wichtige Festung Danzig an die Franzosen ergeben. Nun
drang Napoleon von Neuem vor und gewann die entscheidende
Schlacht bei F r i e d l a n d , nahe an der russischen Gränze
(12. Juni); dadurch kam den 9. Juli zu Tilsit der Frie-
de zu Stande, in welchem der König von Preußen die
Halste seiner Länder mit 5 Millionen Einwohnern verlor.
Sachsen, dessen Churfürst nach der Schlacht bei Jena dem
Rheinbünde beigetreten war, erhielt den Königstitel, und
bekam das Herzogthum Warschau; der Churfürst von Hes-
sen und der Herzog von Braunschweig verloren, unter dem
Vorwände, daß sie es heimlich mit Preußen gehalten, ihre
Staaten, aus welchen, mit Zusatz der preußischen Bezirke
auf der linken Elbseite das Königreich Westphalen gebildet
wurde. Napoleon gab dieses Königreich seinem jüngsten
Bruder H i e r o n y in u s.
Durch diesen Frieden wurde der rheinische Bund auch
durch die norddeutschen Fürsten verstärkt. — Von Preußen
wendete sich Napoleon nach Spanien, wo sein alter Freund
und Bundesgenosse Karl Iv. herrschte. Es waren Zwistig-
keiten in der königlichen Familie zwischen Vater und Sohn
entstanden. Napoleon benutzte dieselben, nahm dem alten
schwachen Könige die Krone, zwang den Sohn, dem Thron
zu entsagen und setzte seinen Bruder Joseph daranf. Dar-
über brach 1808 der spanische Krieg aus, weil die Spa-
TM Hauptwörter (50): [T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien]]
TM Hauptwörter (100): [T29: [Napoleon Heer Schlacht Preußen Franzose General Mann Armee Sieg Bluch], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat]]
TM Hauptwörter (200): [T170: [Schlacht Leipzig Franzose Preußen Napoleon Heer Herzog Ferdinand Jena Braunschweig], T44: [Preußen Polen Brandenburg Provinz Land Schlesien Sachsen Pommer Friedrich Schweden], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T9: [Frieden Napoleon Krieg Kaiser Frankreich Friede Preußen Rußland Jahr Franz]]
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