Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Neue Landeskunde des Königreichs Württemberg - S. 3

1911 - Stuttgart : Holland & Josenhans
Einleitung. Unser Vaterland Württemberg ist ein Teil des Deutschen Reiches; es liegt im Südwesten Deutschlands. Seinen Namen hat es von der Burg Wirtenberg, die sich einst an Stelle der heutigen Grabkapelle aus der über dem Dorfe Rotenberg bei Untertürkheim aufsteigenden Bergkuppe erhob. Auf dieser Kuppe, dem „Wirtenberg", erbaute um das Jahr 1080 ein gewisser Konrad, der entweder dnrch Abstammung oder durch Heirat zu der Familie der Herren von Beutelsbach im Remstale gehörte, eine Bnrg und nannte sich nach ihr Konrad von Wirtenberg. Er ist der Ahnherr unseres Königs- Hauses. Das Königreich Württemberg grenzt int Westen an Baden, im Osten an Bayern, im Norden an Bayern und Baden, im Süden an Baden, Hohen- zoltern, den Bodensee (die Schweiz) und an Bayern. In der Hauptsache sind es künstliche Grenzen mit sehr unregelmäßigem Verlauf, die nur geschichtlich zu erklären sind; nur der Bodensee und die Jller bilden natürliche Grenzen. Die ganze Grenzlinie beträgt 1796 km. Die größte Länge des Landes von Süden nach Norden, von Friedrichshasen nach Mergentheim, beträgt 223 km, die größte Breite zwischen dem westlichsten Punkte Württembergs, dem Dreimarkstein im hohen Schwarzwald, und dem äußersten Ostpunkt an der bayerischen Grenze bei Nördlingen 169 km. Württemberg nimmt eine Fläche von 19 514 qkm ein; das ist der 28. Teil des Deutschen Reiches. Es ist 11/3 mal größer als Baden, aber 1 mal kleiner als sein östlicher Nachbar Bayern. Unter den deutschen Staaten ist Württemberg der drittgrößte. Außer dem zusammenhängenden Gebiete des Königreichs gibt es noch einige kleinere Landesteile, die als sogenannte Exklaven in fremdem Gebiet liegen, z. B. der Hohentwiel im badischen Hegan. Umgekehrt sind Teile der Nachbarländer als sogenannte Enklaven ganz oder teilweise von württembergischem Gebiet umschlossen, so der badische Ort Schluchtern bei Heilbrouu oder die hessische Stadt Wimpfen.

2. Neue Zeit - S. 19

1897 - Stuttgart : Neff
19 Venedig, dem jede der Mächte Gebiete entreissen oder wieder abnehmen wollte. Das Uebergewicht in diesem Bunde hatte Frankreich, das rasch bedeutende Erfolge errang (Sieg bei Agnadello 1509); Max war auch zu der Zeit, da er durch die päpstliche Bannung Venedigs freie Hand erhielt, noch nicht aktionsfähig und erhielt bis 1510 keine Hilfe vom Reich; einen für ihn und das Reich sehr günstigen Frieden, den Venedig anbot, lehnte er ab; seine Eroberungen gingen zumeist sehr rasch verloren, und schliesslich musste er einen Teil dessen, was ihm blieb, seinen Bundesgenossen verpfänden, um seine Truppen unterhalten zu können. Julius Ii., ein genialer, aber bedenken- freier Politiker und trotz seines Alters kampfesfroher Kriegs- mann, sah sich, nachdem er Venedig das Gewünschte (Ravenna) entrissen hatte, jetzt im wesentlichen am Ende des einen seiner Ziele, der Abrundung und inneren Er- starkung des Kirchenstaats. So fasste er den Plan, die Franzosen aus Italien hinauszuwerfen, löste die Venetianer vom Interdikt und arbeitete an einer Liga gegen Frank- reich (1509). Während Spanien neutral wmrde, später aber dem Papste beitrat, blieb Max auf Seiten Frankreichs, er schloss mit Ludwig ein Bündnis auf Lebenszeit und führte dem Papste gegenüber eine drohende, sehr reformfreundliche Sprache (u. a. Abschaffung der Annaten, Einsetzung eines ständigen Primas für Deutschland). Er erklärte sich rasch für die von flüchtigen französischen Kardinälen ausgehende Berufung eines Konzils nach Pisa (1511); aber als es zusammentrat, war sein Eifer schon ganz erkaltet (ob Max aus Anlass einer schweren Erkrankung des Papstes wirklich daran dachte, selbst Papst zu werden, ist strittig). Der Oktober 1511 zwischen dem Papst, Spanien und Venedig abgeschlossenen heiligen Liga gegenüber erfochten die Franzosen zuerst April 1512 den glän- zenden Sieg bei Ravenna, aber Max rief seine Truppen ab und schloss Waffenstillstand mit Venedig, Genua erklärte sich für unabhängig, und das schon 1510 zwischen Julius Ii. und den Eidgenossen abgeschlossene Bündnis (Kardinal Schinner von Sitten) wurde erneuert und jetzt für die Gegner Frankreichs erspriesslich; die Franzosen räumten beinahe ganz Oberitalien, und gegen Ende des Jahres 1512 setzten die Eidgenossen Max Sforza, Sohn Lodovicos, feierlich in die Herr- schaft des vor einem halben Jahr von ihnen besetzten Mailand ein. Noch nach dem Tode Julius’ Ii. und dem Anschluss Venedigs an Frankreich erlitten die Franzosen (Juni 1513) durch die Eidgenossen der westlichen Orte die gewaltige Nieder- lage von Novara.

3. Neue Zeit - S. 72

1897 - Stuttgart : Neff
Zusicherung der Schutzherrschaft über Magdeburg und Halber- stadt, sowie Aussicht auf Kur und Lande Johann Friedrichs. Joachim von Brandenburg und der seit kurzem offen zum evan- gelischen Bekenntnis übergetretene Kurfürst Friedrich von der Pfalz blieben neutral. Karl suchte den Krieg als politischen hinzu- stellen (Weigerung Philipps, Heinrich von Braunschweig frei- zugeben, der bei einem Versuche, sein Land wiederzuerobern, 1545 in Philipps Gefangenschaft geraten war), dagegen er- klärte der Papst sehr bald öffentlich den Krieg als zur Ausrottung der Häresien bestimmt. Versuche Karls, Philipp und Johann Friedrich zu isolieren und so den Bund zu sprengen, misslangen, jedoch entzogen sich Christian Iii. von Dänemark und die niedersächsischen Städte ihrer Bundes- pflicht. Der Sehmalkaldener Krieg. Karls Gegner waren früher schlagfertig und ihm an Truppenzahl lange Zeit überlegen, aber es fehlte ihnen an Zusammenhalt und Entschlossenheit, bald auch an Geld. Rücksicht auf die vermeintliche Neutralität Bayerns und Ferdinands bewirkte, dass zwei errungene Vorteile von seiten des Heeres der oberdeutschen Städte nicht verfolgt wurden (Füssen, Ehrenberger Klause 9. Juli), sowie dass die vereinigte württembergisch-reichsstädtische Streitmacht es versäumte, den Kaiser und die italienischen Truppen, ehe sie sich in Landshut vereinigten, niederzuwerfen; auch nachdem die 20. Juli vom Kaiser als Rebellen geächteten Philipp und Johann Friedrich sich mit den oberdeutschen Bundesständen (3. August) vereinigt hatten, drang der Vorschlag, rasch gegen München oder Lands- hut zu ziehen und Karl zur Schlacht zu nötigen, nicht durch. Nach erfolgloser Beschiessung Ingolstadts, das auch von bayeri- schem Kriegsvolk verteidigt wurde (31. August bis 3. September), zogen die Sehmalkaldener ab. Die aus den Niederlanden herbei- ziehende Armee vereinigte sich (15. September) mit dem Kaiser, worauf Schwaben der Kriegsschauplatz wurde; die Sehmalkaldener lagen sechs Wochen lang bei Giengen a. Br. Ende Oktober fiel Moritz, von Truppen Ferdinands unterstützt, in Kursachsen ein, nachdem ihm die gesamten Territorien zugesichert und die Kur übertragen waren. Was der Geldmangel der Sehmalkaldener vorbereitete, das vollzog sich einige Zeit nach dieser Nachricht: Johann Friedrich und Philipp zogen 23. November jeder in sein Land ab. Die süddeutschen Glieder gaben hierauf, mit Rücksicht auf das baldige Abläufen der Bundeszeit (mit Invokavit 1547), die Städte auch über ihre Mehr- belastung erbittert, die grösseren vor allem durch das Stocken

4. Neue Zeit - S. 234

1897 - Stuttgart : Neff
234 * h < || '-f r- £ ># t № \ J3 heim) an der Donau von Marlborough, der den Kern seines Heeres aus den Niederlanden herangeführt hatte, und Prinz Eugen völlig geschlagen und darauf Bayern in österreichische Verwaltung genommen, ganz Süddeutschland von den Fran- zosen gesäubert. 1705 folgte auf Leopold sein thatkräftiger Sohn Joseph I. (1705—11), der über die Kurfürsten von Köln und Bayern die Reichsacht verhängte; eine Erhebung der bayrischen Bauern gegen das drückende österreichische Regi- ment wurde niedergeschlagen. 1706 wurden von Marlborough durch den Sieg beiramillies (in der Nähe von Brüssel) die , [ spanischen Niederlande erobert, von Prinz Eugen durch den Sieg bei Turin, zu dem die Preussen unter Leo- pold von Dessau viel beitrugen, diefranzosen gezwungen, die Belagerung dieser Stadt aufzugeben und Oberitalien zu räumen; und in Spanien wurde, freilich nicht für lange, Madrid von Truppen Karls Iii. besetzt. Die Hoffnung Ludwigs Xiv., Karl Xii. von Schweden, der damals als Sieger in Sachsen stand (s. S. 241), zum Eingreifen in Bayern oder wenigstens zu diplo- matischer Vermittelung zu bestimmen, ging nicht in Erfüllung. 1707 wurde von den österreichischen Truppen ein Teil des Kirchenstaats und Neapel besetzt, während ein Angriff auf Toulon scheiterte. 1708 siegten Marlborough und Prinz Eugen bei Oudenarde und eroberten Lille, die stärkste nordfranzösische Festung, während gleichzeitig die aufständischen Ungarn von General Heister siegreich niedergeworfen wurden. Friedensverhandlungen, die jetzt Ludwig Xiv. einleitete, scheiterten an dem Verlangen der Verbündeten, dass Frankreich selbst zur Ueberlief er ung Spaniens an Karl Iii. mitzuwirken habe. Nach dem blutigen Sieg der Verbündeten bei Malplaquet (September 1709) wurde diese Forderung in verschärfter Weise wiederholt und damit noch einmal die Gelegenheit versäumt, zu einem Frieden zu gelangen, der alle wesentlichen Interessen der Verbündeten befriedigt und Deutschland den Besitzstand im Eisass, wie er durch den westfälischen Frieden festgesetzt war, und zwar mit Anerkennung der deutschen Auslegung der betreffenden Bestimmungen (s. S. 180), zurückgegeben hätte. Zerfall der grossen Allianz. Das erschöpfte Frankreich, dem der Winter 1709/10 noch eine schwere Hungersnot gebracht hatte, war allerdings aus eigener Kraft zu längerem Wider- stand kaum mehr fähig; nur in Spanien, wo Karl Iii. 1710 zwar in Madrid einziehen konnte, aber dann endgültig auf Kata- lonien beschränkt wurde, hatten die französischen Waffen unter Vendöme jetzt das entschiedene Uebergewicht. Aber der Regie- rungswechsel in England, wo Königin Anna, mit der

5. Neue Zeit - S. 236

1897 - Stuttgart : Neff
236 sitz ergriffen worden war, dazu als Entschädigung für Orange das Oberquartier Geldern; Savoyen: Sicilien als Königreich und das Recht der eventuellen Nachfolge in Spanien, dessen prak- tische Bedeutung jedoch Philipp У. durch ein neues Erbgesetz bedeutend minderte. Nach einem weiteren Feldzug am Oberrhein, der zur Wieder- eroberung Landaus und Freiburgs durch Marschall Villars führte, wurde zwischen Frankreich und Oesterreich 7. März 1714 der Friede von Rastatt, zwischen Frankreich und dem Reich 8. September 1714 der Friede von Baden (an der Limmat) geschlossen : Frankreich gab, entsprechend den Utrechter Festsetzungen, Breisach, Freiburg und Kehl zurück, behielt aber alle seine früheren Erwerbungen auf dem linken Rheinufer; die Ryswicker Klausel (s. S. 228) wurde erneuert; die Kurfürsten von Köln und Bayern wurden in alle ihre Rechte und Besitzungen wieder eingesetzt, wobei sich der Kaiser Aus- tausch Bayerns gegen andere Gebiete vorbehielt. Die spanischen Niederlande, Mailand, Neapel und Sardinien kamen, wie schon im Utrechter Frieden vorgesehen war, an Oesterreich. Zwischen Karl Iii. und Philipp У. wurde ein formeller Frieden nicht ge- schlossen. — Letzterer verhängte in Katalonien schwere Straf- gerichte und hob hier, wie in Aragonien und Valencia, die alten Verfassungen vollends auf. §71. West- und Südeuropa nach dem spanischen Erbfolgekrieg. Die neuen Regierungen in England, Frankreich und Spanien. In England folgte auf Königin Anna 1714 der erste König aus dem w elfisch en (hannoverschen) Haus Georg I. (1714—27); sogar der eng- lischen Sprache unkundig, iiberliess er die Regierung ganz seinen Ministern, die er sofort aus der Partei der Whigs nahm. Ein schottischer Aufstand zu Gunsten Jakob Stuarts wurde rasch unterdrückt (Anfang 1716). Die Stuart’sche Erhebung war von Ludwig Xiv. begünstigt worden, der aber 1. Sept. 1715 starb; er hinterliess Frankreich, das in seiner Industrie zurück- gekommen, sehr verarmt, mit Staatsschitiden von etwa 12 Milliarden heutigen Geldwerts belastet war und seit-lange an einem regelmässigen Fehlbetrag von bedeutender Höhe litt, seinem fünfjährigen Urenkel Ludwig Xv. (1715—74), für den unter Zustimmung des Pariser Parlaments, aber im Widerspruch mit Ludwigs Xiv. Testament, der Herzog Philipp von Orleans, der geistvolle, aber liederliche Sohn der Elisabeth Charlotte von der Pfalz, die unumschränkte vormundschaftliche Regierung an sich riss; dieser machte zum leitenden Minister seinen Erzieher, den sittenlosen Abbé Dubois. In Spanien beherrschte den König Philipp V. seine zweite Gemahlin Elisabeth von Parma, die den Vermittler ihrer Ehe, Kardinal Alberöni, zum allmächtigen Minister machte; dieser war bemüht, durch Reformen im Innern Spanien wieder emporzubringen, aber seine äussere Politik ging, den ehrgeizigen Absichten der Königin ent- sprechend, darauf aus, die durch den Utrechter Frieden geschaffene Lage zu Gunsten Spaniens zu ändern und deshalb den Mächten, die den Frieden ge- schlossen hatten, Schwierigkeiten zu bereiten, Grossbritannien durch Unter-

6. Neue Zeit - S. 249

1897 - Stuttgart : Neff
249 neutral. Der alternde Prinz Eugen konnte mit seinem schwachen Heer nicht hindern, dass die Franzosen 1733 Lothringen und Kehl, 1734 Trier und Philippsburg eroberten, zumal da Bayern rüstete. In Italien eroberten 1734 die Franzosen und Sardinier die Lombardei bis auf Mantua, die Spanier unter Don Carlos von Toskana aus fast ganz Neapel und Sicilien. 1735 kam es bei der matten Kriegführung beider Teile zu keinen wichtigen kriegerischen Ereignissen. 3. Oktober 1735 schloss der Kaiser, über den Kopf seiner Bundesgenossen hinweg, den Wiener Präliminarfrieden: Friedrich August wurde als König von Polen anerkannt, Lesczynski erhielt seine Güter in Polen zurück, behielt den Königstitel und bekam das Herzogtum Lothringen, das nach seinem Tod an Frankreich fallen sollte; Frankreich garantierte die pragmatische Sanktion. Herzog Franz Stephan von Lothringen, der künftige Gemahl der ältesten Tochter Karls Vi. Maria Theresia, wurde durch das Grossherzogtum Toskana ent- schädigt; Oesterreich erhielt Parma und Piacenza, musste aber an Don Carlos das Königreich Neapel und Sicilien, als spanisch - bourbonische Sekundogenitur, die nie mit Spanien vereinigt werden sollte, an Sardinien die westliche Lombardei mit Novara und Tortona abtreten. 1736 traten die andern Mächte dem Frieden bei, zuletzt auch das Deutsche Reich, das die übrigen Eroberungen der Franzosen zurückerhielt, aber Lothringen end- gültig verlor. Der russisch - österreichische Türkenkrieg 1736 — 39. Russland, infolge von Grenzverletzungen der Krimtataren seit 1736 im Krieg mit der Türkei, verlangte von Oesterreich die vertragsmässige Bundeshilfe; nach dem vergeblichen Versuch einer Friedens Vermittelung trat Karl Vi., in der Hoffnung, auf Kosten der Türkei die erlittenen Verluste zu ersetzen, 1737 selbständig in den Krieg ein. Aber dieser Krieg wurde von den österreichischen Feldherrn so unglücklich geführt, dass die Türken nach ihrem Sieg bei Krozka 1739 Belgrad belagern konnten’, der übereilt geschlossene Friede von Belgrad (September 1739) lieferte den Türken Orsöwa, Belgrad und den österreichischen Teil der kleinen Walachei aus; Oesterreich behielt von den Erwerbungen des Friedens von Passarowitz nur das Banat. Nun schloss auch Russland, dessen Heere unter Münnich zwar glänzende Kriegsthaten ausgeführt, aber keine nachhaltigen Erfolge errungen hatten, angesichts drohender kriegerischer Verwicklungen mit Schweden Frieden: es erhielt Asoiv zurück, aber mit geschleiften Festungswerken und ohne das Recht freier Schiffahrt auf dem Asowschen und Schwarzen Meer. h ■ •

7. Neue Zeit - S. 226

1897 - Stuttgart : Neff
226 \, /- i £ & ># deutschen protestantischen Fürsten, insbesondere Johann Georg Iii. von Sachsen und Kurfürst Friedrich Iii. von Brandenburg („Magde- burger Konzert“); das Reich erklärte 24. Februar 1689 den Krieg. Leopold s e t z t e a b e r — dem Wunsche Hollands und Englands zuwider — den Türken krieg fort. Mit dem Kaiser schlossen Mai 1689 Holland und Wilhelm Iii. vonengland, der alte und zäheste Gegner der französischen Vorherrschaft, dessen englisches Königtum (s. S. 209) für Ludwig von Anfang an ein schwerer Misserfolg und Nachteil war, einen Kriegsblind, dem Spanien Mitte 1690 beitrat; der Koalition gehörte seit 1690 auch Viktor Amadeus von Savoyen an, bis seinen Uebertritt Ludwig mit der Abtretung von Casale (1695) und Pinerolo (1696) erkaufte. Schweden zog sich schon 1691 wieder zurück. In Deutschland zeigte sich 1689 ein grosser kriege- rischer Aufschwung. Die Franzosen mussten nach und nach die besetzten Gebiete räumen, verwüsteten aber nach einem Befehle und Plane Louvois’ die Rheinpfalz: im März wurden Schloss und Stadt Heidelberg in Brand gesteckt (von letzterer jedoch nur 30 Häuser vollständig zerstört), Mann- heim, das 1653 mit Bewilligung allgemeiner Religions- und Ge- werbefreiheit gegründet worden war, wurde gänzlich zerstört und blieb bis 1697 wüste, im Mai wurden Worms, Speier samt Dom und Kaisergräbern, Oppenheim zerstört, ausserdem sehr viele kleinere Städte und Flecken. Der kriegerische Auf- schwung und der Zusammenhalt minderten sich aber bald, auch infolge grosser Misshelligkeiten zwischen dem Kaiser und einzelnen „armierten Ständenbesonders Kursachsen und Kurbrandenburg, über Winterquartiere, Subsidien und Geld- assignationen auf die nicht armierten Reichsstände. Der Türken- krieg, der überdies unglücklich verlief, schwächte die Kräfte Frankreich gegenüber. Wilhelm und sein Heer wurde dem festländischen Kampf entzogen, da Jakob mit französischer Hilfe in Irland sich festsetzte. Jakob wurde zwar Juli 1690 von Wilhelm an der Boyne geschlagen und floh wieder nach Frankreich. Aber die Franzosen erfochten in den Nieder- landen den Sieg bei Fleurus, in Italien den bei Staffarda. In den Niederlanden waren auch 1691—93 die Franzosen sieg- reich (bei Stenkerken August 1692 und bei N er winden Juli 1693 über König Wilhelm); dagegen wurde die französische Flotte am Kap la Hogue Mai 1692 von der englischen ge- schlagen. In Süddeutschland suchte die französische Mord- brennerei 1692 Baden und Württemberg heim; Mai 1693 wurde, da die Franzosen noch auf dem Vormarsch begriffen waren,

8. Neue Zeit - S. 267

1897 - Stuttgart : Neff
267 als König von Böhmen huldigen und wurde nun einstimmig zum Kaiser (Karl Vii. 1742—45) gewählt. Aber am Tag seiner Krönung (12. Februar 1742) wurde München von einem öster- reichischen Heer besetzt, ein zweites belagerte die Franzosen in Prag, worauf Friedrich von Mähren aus in Böhmen einrückte. Sein Sieg bei Chotusitz (17. Mai 1742) bestimmte Maria Theresia, mit Preussen Frieden zu schliessen: in dem Prä- liminarvertrag von Breslau (11. Juni), dem der endgültige Friedensschluss in Berlin (28. Juli) folgte, trat Oesterreich an Preussen Schlesien (ausser Teschen, Troppau, Jägern- dorf) und die Grafschaft Glatz ab (35800 qkm = 650 Qm mit 1200000 Einwohnern). Die andern Feinde Oesterreichs hatten „travaillé pour le roi de Prusse“. Fortgang des österreichischen Erbfolgekriegs und zweiter schlesischer Krieg. Jetzt wurden die Franzosen zur Räumung Böhmens gezwungen (Dezember 1742), Bayern wurde (Mai 1743) aufs neue von den* Oesterreichern besetzt, und England, das schon seit 1739 gegen Spanien einen Seekrieg ohne durch- schlagende Erfolge führte, stellte mitholland die „prag- matische Armee“ ins Feld, die durch den Sieg bei Det- tingen am Main (Juni 1743) die Franzosen über den Rhein zurücktrieb. Die Verträge, welche Oesterreich (September—de- zember 1743) in Worms mit England, Sardinien und Sachsen schloss, zielten darauf ab, für Oesterreich Bayern zu gewinnen und Schlesien zurückzuerobern. Deshalb schloss Friedrich Ii., der eben das durch Aussterben des Fürstenhauses Cirksena erledigte Reichslehen Ostfriesland (4000 qkm = 54 Qm) auf Grund einer, den Versprechungen früherer Kaiser gemäss erfolgten, kaiserlichen Verleihung in Besitz genommen hatte, 5. Juni 1744 mit Frankreich das Bündnis von Versailles und drang mit 80 000 Mann „kaiserlicher Hilfsvölker“ bis ins südliche Böhmen vor, musste es aber, von Frankreich, das sich gegen die öster- reichischen Niederlande wandte, nicht unterstützt, wieder räu- men; unter der Vermittelung des sächsischen Ministers Graf Brühl kam zwischen Oesterreich, Sachsen, England und Hol- land Anfang 1745 in Warschau eine Quadrupelallianz zur Ver- nichtung Preussens zu stände, und nach dem Tod Karls Vii. (20. Januar 1745) schloss dessen Sohn Maximilian Ih. Joseph (1745—77), der sein Kurfürstentum zurückerhielt, unter Ver- zicht auf alle weiteren Ansprüche mit Oesterreich den Frieden von Füssen (April 1745). Der Sieg, den die Franzosen unter dem Marschall Moritz von Sachsen (Sohn Augusts des Starken und der Gräfin Königsmark) bei Fontenoy in Belgien erfochten (Mai 1745), hatte auf Deutschland keine Rückwirkung. Aber

9. Neue Zeit - S. 285

1897 - Stuttgart : Neff
285 Theodors, den Schutz des Reiches gegen Oesterreich anzurufen, und schloss mit Friedrich August Iii. (1763 bis 1827) von Sachsen, der das Allodialvermögen des bayrischen Kurhauses beanspruchte, ein Bündnis. Da die Verhandlungen mit Joseph sich zerschlugen, rückten Juli 1778 zwei starke preussische Heere in Böhmen ein, doch kam es, da Friedrich, im Vertrauen auf die friedlichen Gesinnungen Maria Theresias, durch Verhandlungen zum Ziele zu kommen hoffte und das österreichische Heer zum Angriff zu schwach war, zu keinem Entscheidungskampf; im Herbst räumten die Preussen Böhmen wieder („Kartoffelkrieg“). Als auch Katharina Ii. sich gegen die österreichischen Ansprüche erklärte und sich bereit zeigte, Preussen beizustehen, gab Joseph nach; am 13.Mail779 wurde unter russisch- französischer Vermittlung der Friede von Teschen geschlossen: Oesterreich erhielt das Innviertel (östlich von unterer Salzach und unterem Inn, 2200 qkm = 40 Qm) und trat dafür das 3—4mal kleinere Mindelheimer Gebiet (in Schwaben) an Bayern ab; das pfälzische Haus erhielt Bayern unter Garantie der fest- ländischen Grossmächte. Sachsen bekam 6 Millionen Gulden. Der Hohenzollersche Erbvertrag von 1752, wonach Ansbach und Baireuth nach dem Aussterben beider markgräflichen Linien an Preussen fallen sollten, wurde anerkannt (1806 kam er zur Aus- führung). Deutscher Fürstenbund. Als Maria Theresia 29. November 1780 gestorben war, schloss Joseph 1781 mit Russland ein gegen die Türkei gerichtetes „Schutz“-Bündnis und trat, wie Preussen, der „bewaffneten Seeneutralitätul) bei, die Katharina Ii. 1780 mit Dänemark und Schweden zum Schutz der freien Schiffahrt und des Handels der Neutralen aus Anlass des englisch-ameri- kanischen Kriegs (§ 92) errichtet hatte; zwar versagte er sich dem Plan Katharinas, aus der Türkei ein griechisches Kaiser- tum als russische Sekundogenitur zu machen, aber er ermög- lichte es ihr, 1783 die Krim und dann das Kubangebiet Russ- land einzuverleiben. Mit Russlands Zustimmung nahm Joseph 1784 den Plan der Erwerbung Bayerns wieder auf: er wollte Karl Theodor für Bayern die österreichischen Nieder- lande als Königreich geben, Limburg, Luxemburg und Namur ausgenommen, gegen die er das Erzbistum Salzburg einzutauschen gedachte. Während in diesem Sinn Oesterreich mit Karl Theodor, Russland mit Karl von Zweibrücken verhandelte, sollte Frank- ' ___________ 9 Sie enthielt die Grundsätze des modernen Seerechts: die neutrale Flagge deckt feindliches Gut mit Ausnahme von Waffen und Munition; eine Blockade muss, um gültig zu sein, vollständig durchgeführt sein; neutrale Schiffe haben sonst überall freie Fahrt.

10. Neue Zeit - S. 350

1897 - Stuttgart : Neff
350 zollern, unterzeichnet: die Teilnehmer sagten sich förmlich vom Reich los und erklärten sich für souverän, der Erzkanzler Dalberg (der Napoleons Oheim Kardinal Fesch zu seinem Koadjutor er- nannt hatte) wurde „Fürstprimas“ mit dem Sitz in Frankfurt a. M., gleich ihm erhielten die Herrscher von Baden, Hessen und Berg als „Grossherzoge“ königlichen Rang. Alle Reichsstände, deren i Gebiet im Machtbereich der Rheinbundsstaaten lag, wurden von diesen „mediatisiertu (u. a. die Hohenlohe, Fürstenberg, Wald- I bürg, Turn und Taxis, die letzten süddeutschen Reichsstädte Frankfurt und Nürnberg), im ganzen ein Gebiet von 550 Qm mit 1200000 Einwohnern. „Protektor“ des Bundes war der fran- zösische Kaiser. Der Bundestag, dessen Vorsitzender der Fürst- primas sein sollte, trat thatsächlich nie zusammen; seine Be- stimmung erfüllte der Bund dadurch, dass er zu jedem fest- ländischen Krieg Frankreichs seine Kontingente, im ganzen j63000 Mann, unter französischem Oberbefehl, stellte. Am 1. August liessen Napoleon und die Rheinbundsfürsten ihre Er- klärungen in Regensburg übergeben; am 6. August 1806 legte Franz Ii. die Krone des römischen Reichs deutscher Nation nieder und erklärte es (formell rechtswidrig, weil ohne Mitwirkung des Reichstags) für aufgelöst. Dass die Sou- veränität der Rheinbundsstaaten auch in innern Angelegenheiten nur so weit reichte, als Napoleons Belieben es gestattete, zeigte das Schicksal des Nürnberger Buchhändlers Palm, der eine anonyme Schrift „Deutschland in seiner tiefsten Erniedrigung“ verlegt hatte und deshalb auf Napoleons Befehl vor ein Kriegs- gericht gestellt und (26. August 1806) erschossen wurde. Im September trat auch das Kurfürstentum Würzburg dem Rhein- bund bei. § 106. Preussens Fall. Die Verhandlungen bis zum Ausbruch des Kriegs. Während Haugwitz in Paris die Annahme der in Berlin vor- genommenen Aenderungen des Schönbrunner Vertrags erwirken sollte, wurde das preussische Heer am 24. Januar 1806 wieder auf den Friedensfuss gestellt. So musste Preussen den Vertrag annehmen, den Napoleon am 15. Februar in Paris diktierte, und der als einzige wesentliche Veränderung der Schönbrunner Ab- machungen für Preussen die Verpflichtung enthielt, den englischen Schiffen die preussischen Häfen zu schliessen. Auf dies hin er- öffnete das englische Ministerium Fox-Grenville (Pitt war am 23. Januar 1806 gestorben) den Krieg gegen Preussen mit der Wegnahme aller preussischen Schilfe in englischen Häfen (4. April); die durch Patent vom 1. April vollzogene preussische Besitz-
   bis 10 von 479 weiter»  »»
479 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 479 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 575
1 540
2 624
3 447
4 1346
5 1691
6 432
7 1917
8 765
9 313
10 4018
11 908
12 1239
13 167
14 593
15 430
16 917
17 380
18 911
19 1100
20 804
21 510
22 433
23 713
24 534
25 1262
26 1201
27 1143
28 1047
29 561
30 736
31 1257
32 133
33 739
34 1270
35 479
36 648
37 5540
38 851
39 1288
40 407
41 484
42 1021
43 382
44 344
45 2687
46 1072
47 440
48 546
49 560

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 2
1 7
2 0
3 8
4 15
5 15
6 3
7 12
8 58
9 123
10 7
11 2
12 1
13 3
14 0
15 23
16 70
17 74
18 10
19 22
20 22
21 3
22 0
23 34
24 1
25 1
26 1
27 5
28 4
29 123
30 3
31 0
32 7
33 23
34 47
35 2
36 25
37 9
38 29
39 9
40 3
41 36
42 3
43 4
44 166
45 13
46 4
47 0
48 5
49 3
50 3
51 54
52 8
53 0
54 1
55 0
56 11
57 3
58 2
59 15
60 124
61 34
62 1
63 3
64 2
65 1
66 4
67 24
68 17
69 5
70 9
71 12
72 17
73 86
74 149
75 0
76 6
77 18
78 8
79 1
80 25
81 1
82 7
83 1
84 0
85 29
86 23
87 4
88 0
89 2
90 2
91 1
92 68
93 3
94 19
95 3
96 173
97 5
98 60
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 3
1 2
2 2
3 2
4 0
5 5
6 2
7 36
8 1
9 168
10 1
11 6
12 0
13 1
14 6
15 0
16 20
17 7
18 4
19 17
20 0
21 36
22 0
23 0
24 3
25 3
26 6
27 0
28 0
29 1
30 9
31 2
32 0
33 25
34 4
35 19
36 7
37 0
38 2
39 31
40 10
41 0
42 0
43 1
44 38
45 6
46 6
47 6
48 0
49 9
50 6
51 4
52 2
53 9
54 26
55 62
56 0
57 4
58 2
59 18
60 9
61 20
62 7
63 1
64 2
65 12
66 1
67 100
68 7
69 0
70 30
71 29
72 0
73 29
74 0
75 15
76 3
77 2
78 25
79 8
80 26
81 33
82 0
83 1
84 0
85 1
86 1
87 0
88 17
89 1
90 6
91 8
92 0
93 115
94 2
95 0
96 4
97 8
98 20
99 4
100 10
101 0
102 5
103 54
104 0
105 2
106 1
107 2
108 0
109 1
110 0
111 1
112 1
113 2
114 0
115 0
116 2
117 26
118 6
119 3
120 0
121 16
122 8
123 0
124 7
125 0
126 2
127 1
128 0
129 6
130 4
131 11
132 1
133 6
134 0
135 1
136 17
137 0
138 0
139 9
140 18
141 7
142 1
143 3
144 42
145 7
146 0
147 1
148 5
149 3
150 20
151 9
152 4
153 11
154 0
155 19
156 47
157 12
158 3
159 1
160 1
161 0
162 0
163 0
164 0
165 6
166 9
167 8
168 0
169 1
170 21
171 5
172 3
173 12
174 100
175 9
176 75
177 15
178 0
179 3
180 2
181 0
182 57
183 21
184 0
185 1
186 2
187 0
188 7
189 0
190 0
191 10
192 1
193 5
194 3
195 0
196 5
197 113
198 48
199 4