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2. Das Herzogtum Anhalt (42 □ Meilen ober 2300 qkm und
300 T. Einw.) besteht aus 2 Teilen, von denen der östliche an der Elbe
und zu beiden Seiten der Mulde und Saale, der westliche am Unterharz
Kegt. Im Hauptgebiete wird Ackerbau (Zuckerrüben) und Viehzucht, im
Harzgebiete Bergbau getrieben. — Velsan (42 £.) an der Mulde ist Haupt-
und Residenzstadt (s. S. 31). — In Bernburg und Kothen residierten
früher auch Herzöge von Anhalt. — 33 allen steht liegt im Unterharze.
3. Das Herzogtum Sachsen - Kolmrg-Gotha (36 □Meilen oder fast
2000 qkm und 217 T. Einw.) besteht aus 2 Hauptteilen, von
denen der größere am Nordabhange, der kleinere am Südabhange des
Thüringerwaldes liegt. — Gotha (32 T.), die Haupt- und Residenzstadt, ist
die reichste und schönste Stadt Thüringens, wird deshalb die „Perle Thüringens"
genannt. Sie ist durch ihre Wurst und die Feuer- und Lebensversichernngs-
gesellschast bekannt. Nicht weit davon liegt der Jnselsberg, der schönste
Aussichtspunkt des Thüringerwaldes. — In Waltershausen werden „ganze
Wälder in Spielwaren und ganze Schweineherden in Würste umgewandelt."
— Coburg, in schöner Lage, ist gewöhnlich Residenz des Herzogs. Über der
Stadt ist die vormalige Feste Koburg, auf der sich Luther während des
Reichstages in Augsburg (1530) aufhielt.
4. Das Herzogtum Sachsen-Meiningen (45 ^Meil. oder 2500 qkm
und 234 T. Einw.) liegt langgestreckt am Südabhange des Thüringerwaldes
zu beiden Seiten der oberen Werra. — Meiningen (13 T.) an der Werra
ist die Haupt- und Residenzstadt. — Hildtmrghansen an der Werra ist eine
Fabrikstadt. — Bei Saalfeld an der Saale war 1806 ein Gefecht mit
den Fran'zosen. — Sonnelierg ist der Mittelpunkt einer großartigen Spiel-
und Holzwareuiudustrie. — Aus dem Dorfe M ö h r a stammten Luthers
Eltern.
5. Das Herzogtum Sachsen-Ottenburg (24 □ Mßil. oder 1300 qkm
und 180 T. Einw.) ist das kleinste deutsche Herzogtum. Es besteht
aus 2 Teilen, von denen der östliche im Gebiet der Pleiße, der westliche
im Saalegebiete liegt. Dieser ist sehr waldreich und heißt das Holzland;
jener hat ausgezeichnete Felder und Wiesen und wird das Kornland
genannt. Viele Bewohner haben besondere Kleiduug und Sitten. Das Land
hat wenig Städte, aber ansehnliche Dörfer und einen sehr vermögenden
Bauernstand. — ^ltentmrg (33 T.), an der Pleiße, ist Haupt- und Residenz-
stadt. Aus einem Felsen liegt das weithin sichtbare herzogliche Schloß. Aus
demselben raubte 1455 der Ritter Kunz von Kaufungen die Prinzen Ernst
und Albert, welche später die Stammväter der sächsischen Fürstenhäuser
wurden.
7. Die sieben Fürstentümer.
1. und 2. Die Fürstentümer Schwarzburg-Nndolstadt (17 □ Meilen
oder 940 qkm und 88 T. Einw.) und Schwarzlinrg - Sondershansen
(18 [j Meilen oder 860 qkm und 78 T. Einw.) gliedern sich in
2 Gebietsteile, an denen jedes Anteil hat. Die „Oberherrschaft" liegt
am Nordfuße des Thüringer- und Frankenwaldes, die „Unterherrschaft"
im Preußischen im Gebiete der Unstrut und Helme. Die Bevölkerung der
Oberherrschaft treibt Waldwirtschaft, Viehzucht und etwas Bergbau, die der
Unterherrschaft Landwirtschaft. — Uiibölftnöt im Saalthale ist Residenz von
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land]]
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Extrahierte Personennamen: Luther Ernst Albert 88_T.
— 50 —
trägt Eichengebüsch (sogen. Lohhecken), welches Rinde zur Gerberei liefert. —
Die Bewohner sind größtenteils Deutsche, nur au der belgischen und
holländischen Grenze wohnen Flamen und Wallonen. Die Hanptbe-
schästiguug ist Ackerbau, Weinbau und Viehzucht, Bergbau und Industrie.
Die Rheinprovinz ist die industriereichste Provinz Preußens; namentlich
blüht die Leinen- und Metallindustrie (Messing, Eisen, Stahl). Steinkohlen
sind in so großer Menge vorhanden (an der Ruhr, bei Saarbrücken und
Aachen), daß der Kohlenreichtum der Rheinprovinz einer der größten in ganz
Deutschland ist. — Das Rheinland zerfällt in die 5 Regierungsbezirke Köln,
Düsseldorf, Koblenz, Aachen und Trier. Der Regierungsbezirk Düsseldorf ist
nicht nur die bevölkertste Gegend der Rheinprovinz, sondern des ganzen
preußischen Staates.
Köln (s. S. 24). — Loittl (s. S. 24). — Koblenz (s. S. 24). —
Düsseldorf (s. S. 25). — Knljrort besitzt den Hauptausfuhrhafen für die
Steinkohlen des Ruhrgebietes, in welcher Beziehung es das gewerbreiche
Duisburg fdühsbnrg^ überflügelt hat. — Essen (s. S. 27). — Elberfeld
und Lärmen (s. S. 27). — Wesel (s. S. 25). — Solingen und Nemscheid
sind Hauptsitze der rheiuläudischeu Eisen- und Stahlwarenindustrie. — Kre-
feld (108 T.) ist eine der gewerblichsten Städte Deutschlands und der Haupt-
sitz der deutschen Samt- und Seidenindustrie, heißt deshalb auch das „deutsche
Lyon". — dachen (13 0 T.) war die Residenz und der Lieblingssitz Karls
d. Gr., auch beinahe 800 Jahre die Krönungsstadt der deutschen Kaiser
(„Kaiserstadt"). In dem Dome liegt Karl d. Gr. begraben. Aachen hat
berühmte Schwefelquellen und viele Tuchfabriken. — Trier (f. S. 27). —
Saarbrücken an der Saar hat in feiner Umgebung große Steinkohlenlager.
In der Nähe liegen die Spicherer Höhen, wo im Kriege 1870/71 der
erste Kampf zwischen Deutschen und Franzosen stattfand. Saarbrücken ist
die einzige deutsche Stadt, welche die Frauzoseu 1870 einnahmen, aber bald
wieder räumen mußteu.
Zu der Rheinprovinz gehören noch die Hohenmernschen Sande, welche
seit 1849 Preußen einverleibt sind. Sie bilden den Regierungsbezirk Sig-
maringen und sind von Württemberg und Baden eingeschlossen. Die Haupt-
stadt ist Sigmaringen mit einem malerisch gelegenen Schloß, das von
der Donau bespült wird. Auf dem Berge Höh euz ollern liegt die prächtig
wieder hergestellte Stammburg des preußischen Fürstengeschlechtes.
2. Das Königreich Bayern.
(1380 ^Meilen oder 76 000 qkm und 58/i0 Mill. Einw.)
Bayern ist der größte süddeutsche und der zweitgrößte deutsche Staat.
Es ist doppelt so groß als die Provinz Ostpreußen und % so groß als ganz
Preußen. Es besteht aus 2 Teilen, einem östlichen, größeren und einem west-
lichen, kleineren; letzterer heißt die Rheinpfalz oder Rheinbayern und
ist vom Hauptlande durch das Königreich Württemberg und die Großherzog-
tümer Baden und Hessen getrennt. Das Hauptland liegt zu beiden Seiten
der Donau und des Mains und ist im 0. und 8. von Osterreich, im W.
von Württemberg, Badeu und Hessen, im N. von Hessen, den thüringischen
Staaten und dem Königreich Sachsen begrenzt. Die Rheinpfalz liegt am
linken Rheinufer und ist begrenzt von Hesfen, Baden, Elfaß und der Rhein-
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
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Extrahierte Personennamen: Karls Karl_d Karl W.
von_Württemberg
— 37 —
Rheinprovinz, im Erzgebirge und in Lothringen, Blei im Harz, Erzgebirge und
in der Eifel, Zinn im Erzgebirge und Zink in Schlesien und Westfalen.
Die Zinkausbeute beträgt etwa A/2 Mill. Centner, und Preußen überragt in
dieser Beziehung alle Länder der Erde. — Einen Hauptreichtum Deutschlands
bilden auch Kohlen und Salz. Steinkohlen kommen namentlich in West-
falen (an der Ruhr), in der Rheinprovinz (Saarbrücken), in Schlesien
(Waldenburg), Sachsen (Zwickau) und Bayern (Pfalz und Oberfranken) vor.
In der Kohlengewinnung wird Preußen nur von Großbritannien übertroffen.
Graphit wird namentlich in Bayern gewonnen und zur Bleistiftfabrikation
(Nürnberg) benutzt. Berustein liefert die Ostseeküste von Memel bis
Danzig. Salz wird entweder als Steinsalz oder aus Salzsole gewonnen
und ist sehr verbreitet. (Die salzreichste Landschaft ist jetzt die Provinz
Sachsen.) Mineral- und Heilquellen sind zahlreich vorhanden; ihr
Wasser wird teils getrunken, teils zum Baden benutzt. Berühmte Badeorte
sind z. B. Wildbad und Baden-Baden (im Schwarzwalde), Wiesbaden, Ems
und Selters (in der Provinz Hessen-Nassan). — Natürliche Bausteine sind
reichlich in den deutschen Mittelgebirgen anzutreffen. Lithographischen Schiefer
liefert Solnhofen (im Jura), Dach- und Tafelschiefer der Thüringerwald,
Porzellanerde das Königreich Sachsen, Kreide die Insel Rügen, Quadersand-
stein die Sächsische Schweiz, Marmor der Taunus und Serpentin das König-
reich Sachsen (Zöblitz).
b) 3n Lt)ug auf die Wanmwelt. Der Ackerbau ist die Grundlage
des Nationalwohlstandes und beschäftigt etwa 1/8 der gesamten Bevölkerung.
Zu den fruchtbarsten Gegenden gehören Niederbayern, Schlesien, manche Teile
Sachsens, die Goldene Aue am Kyffhäufer, die Magdeburger Börde und die
Marschen Norddeutfchlands. Die beiden Hauptprodukte sind Getreide und
Kartoffeln. Der Getreidebau ist so bedeutend, daß in Europa nur noch
Rußland größere Getreidemengen liefert. Von Kartoffeln werden im Deutschen
Reiche von allen Ländern der Erde die größten Mengen gebaut. Gemüse-
bau ist sehr verbreitet (am stärksten um Bamberg, Hamburg und Erfurt),
Flachsbau in Schlesien, Sachsen und Thüringen, Zuckerrüben um Magdeburg,
Tabak in der Pfalz und Hessen, Hopfen in Bayern. Der Obstbau steht
in höchster Blüte in der Oberrheinischen Tiefebene, am Neckar und Main,
der Weinbau vor allem am Rhein, an der Mosel, am Neckar und Main.
— Von besonderer Wichtigkeit sind die Wälder. des deutschen Landes
ist mit Wald bedeckt. Die schönsten Waldungen sind in Gebirgsgegenden
anzutreffen.
c) In Bezug auf die Tiere. Die Viehzucht steht in fast allen Teilen
des Deutschen Reiches in hoher Blüte, namentlich da, wo Ackerbau getrieben
wird. Pferdezucht blüht besonders in der Provinz Preußen, in Mecklen-
bürg, in Oldenburg und Holstein, die Rind Viehzucht in Holstein, Olden-
bürg, in den Algäuer und Bayerischen Alpen, die Schafzucht in Sachsen,
Schlesien, Brandenburg und in der Lüneburger Heide (Heideschnucken), die
Schweinezucht in Mitteldeutschland, namentlich in Westfalen (westfälischer
Schinken), Braunschweig, in der Provinz Sachsen und im Königreich Sachsen, die
Gänsezucht in Pommern, die Bienenzucht in den nördlichen Heide-
gegenden (namentlich in Hannover). Ackerbau und Viehzucht sind wichtige
Erwerbszweige im Deutschen Reiche. Ihr Ertrag reicht jedoch nicht aus, die
gesamte Bevölkerung zu ernähren; schon seit Jahren muß Getreide von auswärts
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
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TM Hauptwörter (200): [T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral], T174: [Preußen Sachsen Hannover Holstein Provinz Königreich Staat Oldenburg Braunschweig Dänemark], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch]]
488
qierbe geplagt, machte er die Wagenlaternen auf und fand, daß
beibe mit Tabak gefüllt waren. Neuer Schreck! Diesmal lub sich
aber das Unwetter auf den armen Kutscher ab, der durch das
Beispiel der Frau Professorin verleitet, sich für einige Groschen
Tabak in Bremen gekauft und biesen glücklich bis Thüringen in
den Wagenlaternen verborgen hatte. Was half aber alles
Schelten und alles Jammern, kurz, der Herr Professor mußte
zahlen. Nachbem auch dieser Kelch geleert war, fuhren unsere
Reisenben der Heimat wieber zu. Die Freube des Wiebersehens
ließ allen Schmerz und Ärger vergessen. Glücklich hielt der Wagen
vor der Tür des Professors: aber das Kutschkästchen mar zum
Entsetzen der Professorin leer, der Kaffeesack war verschwunden.
Was war bamit geschehen? Die Frau Professorin wagte nicht ba-
nach zu fragen und hat es nie erfahren.
Der Herr Professor hatte ohne Wissen und Willen seiner Ge-
mahlin den unglückseligen Kaffeesack bei seinem Freunbe in Göttin-
gen zurückgelassen.
O. Förster. Aus Lieger u. Wohlrabe: Deutsches Lesebuch.
190. Der preußisch-deutsche Zollverein.
Nach dem Aufhören der Kontinentalsperre erfolgte ein massen-
haftes Einströmen englischer Waren nach Deutschland». Das ba-
durch erzeugte Bebürfnis eines wirksamen Schutzes der nationalen
Inbustrie veranlaßte die deutschen Fabrikanten, sich mit einem
gemeinsamen Gesuch um Herstellung eines solchen Schutzes an den
Bunbestag zu wenben. Dieser Schritt blieb ohne Erfolg. In-
zwischen hatte die preußische Regierung für ihre Staaten ein ge-
mäßigtes Schutzzollsystem eingeführt (1818). Dabei ergab es sich
als ein großer Übelstanb, daß wegen des Abstanbes der westlichen
von den östlichen Provinzen zwei verschobene Zollgebiete nötig
würden, was natürlich unverhältnismäßige Kosten verursachte.
Die preußische Regierung bot daher alles auf. um durch eine Zoll-
einigung mit anberen Staaten diese Lücke auszufüllen. Es ge-
lang ihr, die beiben Hessen bafür zu gewinnen (1828 und 1831).
Gleichzeitig waren anbere, ähnliche Vereine in der Bilbung be-
griffen, ein sllbbeutscher zwischen Bayern, Württemberg, den beiben
Hohenzollern und der „Mittelbeutsche Hanbelsverein" (Sachsen.
Hannover, Braunschweig usw.). Enblich trat 1834 der große
„Preußisch-Deutsche Zollverein" ins Leben, der außer Preußen,
den anhaltinischen Länbern und den beiben Hessen auch Sachsen,
Bayern, Württemberg, die thüringischen Staaten in sich schloß,
dem später auch Nassau, Baden, Frankfurt, Luxemburg, Braun-
schweig beitraten, so daß er im Jahre 1842 ein Gebiet von
8245 Quabratmeilen mit 28^2 Millionen Einwohnern umfaßte.
Die Zollschranken zwischen biesen Länbern fielen: alle Erzeugnisse
des einen Landes (mit alleiniger Ausnahme von Bier und
TM Hauptwörter (50): [T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
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107
Der Konsul darf seine Tätigkeit erst dann beginnen, wenn
er die Genehmigung oder das Erequatur (d. h. er vollziehe) dazu
hat. Die Ernennung der Konsuln ist Sache des Kaisers. Die
Konsuln sind also Reichsbeamte.
Von der Tüchtigkeit unserer Gesandten und Konsuln im
Auslande hängt oft unser gutes Verhältnis zu der betreffenden
Macht ab. Diese Stellung ist daher eine äußerst wichtige und
wird nur mit den tüchtigsten Leuten beseht.
53. Aus der Verfassung des Deutschen Reichs.
(Vom 16. April 1871.)
Seine Majestät der König von Preußen im Namen des Nord-
deutschen Bundes, Seine Majestät der König von Bayern, Seine
Majestät der König von Württemberg, Seine Königliche Hoheit
der Eroßherzog von Baden und Seine Königliche Hoheit der Groß-
herzog von Hessen und bei Rhein für die südlich vom Main be-
legenen Teile des Großherzogtums Hessen, schließen einen ewigen
Bund zum Schutze des Bundesgebietes und des innerhalb desselben
gültigen Rechtes, sowie zur Pflege der Wohlfahrt des deutschen
Volkes. Dieser Bund wird den Namen Deutsches Reich
führen und wird nachstehende Verfassung haben.
I. Bundesgebiet.
Artikel 1. Das Bundesgebiet besteht aus den Staaten
Preußen mit Lauenburg, Bayern, Sachsen. Württemberg. Baden.
Hessen, Mecklenburg-Schwerin, Sachsen-Weimar, Mecklenburg-
Strelitz, Oldenburg. Braunschweig, Sachsen-Meiningen, Sachsen-
Altenburg. Sachsen - Koburg - Gotha. Schwarzburg - Rudolstadt,
Schwarzburg-Sondershausen, Anhalt, Waldeck, Reuß älterer Linie,
Reuß jüngerer Linie. Schaumburg-Lippe, Lippe. Liibeck, Bremen
und Hamburg.
Ii. Reichsgesetzgebnng.
Artikels Innerhalb dieses Bundesgebietes übt das Reich
das Recht der Gesetzgebung nach Maßgabe des Inhalts dieser Ver-
fassung und mit der Wirkung aus, daß die Reichsgesetze den Landes-
gesetzen vorgehen.
Artikel 3. Für ganz Deutschland besteht ein gemeinsames
Indigenat mit der Wirkung, daß der Angehörige (Untertan,
Staatsbürger) eines jeden Bundesstaates in jedem anderen
Bundesstaate als Inländer zu behandeln und demgemäß zum festen
Wohnsitz, zum Gewerbebetriebe, zu öffentlichen Ämtern, zur Er-
werbung von Grundstücken, zur Erlangung des Staatsbürger-
rechtes und zum Genusse aller sonstigen bürgerlichen Rechte unter
denselben Voraussetzungen wie der Einheimische zuzulassen, auch
in betreff der Rechtsverfolgung und des Rechtsschutzes demselben
gleich zu behandeln ist.
TM Hauptwörter (50): [T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land]]
TM Hauptwörter (100): [T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung]]
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
42
An Erfahrungen reicher und wohl vorbereitet für seine bald
folgende Heldenlaufbahn, kehrte der Kronprinz am 7. Mai nach
Berlin zurück, wo ihm der Vater alsbald durch Ernennung zum
kommandirenden General des Ii. Armeekorps eine große Freude
bereitete.
Der dänische Krieg ging nun seinem Ende entgegen. Nach-
dem am 29. Juni durch Eroberung der von den Dänen während
des Feldzuges als Waffen- und Proviantmagazin benutzten,
stark verschanzten Insel Alfen die Niederlage des Feindes vollendet
war, wurde Waffenstillstand gemacht und bald nachher, am
30. Oktober 1864, der Friede zu Wien abgeschlossen, in welchem
der König von Dänemark alle seine Rechte auf die Herzogtümer
Schleswig, Holstein und Lauenburg an den König von Preußen
und den Kaiser von Österreich abtrat und sich zugleich verpflichtete,
alle Änderungen, welche die beiden Fürsten in bezug auf diese
Herzogtümer treffen würden, anzuerkennen.
Durch diesen Friedensschluß, durch die gänzliche Befreiung
der genannten drei Herzogtümer von jeder Verbindung mit Däne-
mark war einer der sehnlichsten Wünsche des Volkes, ein Wunsch,
der seit langen Jahren die Herzen aller Vaterlandsfreunde be-
wegt hatte, weit über die kühnsten Erwartungen hinaus erfüllt;
für Deutschland war ein Zuwachs an Land, an Macht und
Einfluß gewonnen, wie es seit Jahren nicht mehr der Fall ge-
wesen war.
* Trotz dieser erfreulichen Thatsache aber zeigte es sich jetzt
so recht, daß der deutsche Einheitsgedanke noch recht bedenklich ge-
trübt war durch die Sonderinteressen der Einzelstaaten. Deutsch-
land bestand aus mehr denn dreißig Staaten und Stätchen, von
denen jeder eifersüchtig auf die geringste Vergrößerung der Macht
des anderen schaute. Als deshalb Preußen vorschlug, die be-
freiten Herzogtümer möchten doch nun auch von ihren Befreiern
regiert werden, um der überreichen Zahl der Einzelstaaten Deutsch-
lands nicht noch mehr hinzufügen, da widersetzte sich dem die
Mehrzahl der Bundesstaaten. Preußen blieb jedoch fest bei seiner
Forderung, zog Österreich mit auf seine Seite und setzte so mit
einer gewissen Gewalt durch, was durch Güte nicht zu erreichen
war. In der Übereinkunft zu Gastein wurde demnach die
schleswig-holsteinsche Angelegenheit vorläufig dergestalt geregelt,
daß Österreich die Verwaltung von Holstein, Preußen dagegen
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land]]
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Extrahierte Ortsnamen: Berlin Wien Dänemark Holstein Lauenburg Deutschland Holstein
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
40
Seit langer Zeit waren die Könige von Dänemark zugleich
Herzoge von Schleswig-Holstein gewesen, in der Weise jedoch,
daß sie einfach die Negierungsgeschäfte besorgt, im übrigen aber
den beiden meerumschlungenen Herzogtümern ihre Verfassung,
ihre Gesetze, ihre Sprache u. s. w. gelassen halten. In den
letzten Jahrzehnten jedoch war die Absicht der völligen Einver-
leibung Schleswig-Holsteins in Dänemark und damit die Auf-
hebung der Selbständigkeit desselben, die Unterdrückung des
Deutschtums daselbst, bei den dänischen Königen immermehr zu
Tage getreten. Bereits in den Jahren 1848—1850 hatten die
Schleswig-Holsteiner vergebens um ihre Freiheit gekämpft, leider
zu schwach und zu unzureichend unterstützt von ihren deutschen
Brüdern, die mit sich selbst zu viel zu thun hatten. Als deshalb
am 15. November 1863 Friedrich Vii. von Dänemark starb
und Christian Ix. den Thron bestieg, war man in Deutschland
sofort entschlossen, die schleswig-holsteinsche Angelegenheit nun-
mehr endgültig zu regeln. Über die Ausführung dieser Regelung
aber konnte man sich nicht einigen, weshalb schließlich Preußen
und Österreich als deutsche Großmächte die Sache auf eigene
Faust in die Hand nahmen. Der dänische König wurde auf-
gefordert, nachdem er Holstein geräumt, die in Schleswig ein-
geführte Berfaffung binnen 48 Stunden zurückzunehmen, und
als er sich dessen weigerte, erhielten preußische und österreichische
Truppen, im ganzen 45,000 Mann, Befehl, in Schleswig einzu-
rücken.
Der alte Wrangel führte den Oberbefehl, Prinz Friedrich
Karl, der 36jährige kühne und tapfere Vetter des Kronprinzen,
befehligte die Preußen, Feldmarschall-Lieutnant von Gablenz die
durch Schlesien und Brandenburg herbeigerückten Österreicher.
Am 1. Februar 1864 gab Wrangel den Befehl, „in Gottes
Namen draufzugehen", und sprach damit das Losungswort aus
für eine glänzende Reihe von Heldenthaten, welche die preußische
und zum Schluß die deutsche Armee mit unvergänglichen Lorbeern
bedeckte. Das Kommandowort Wrangels eröffnete zwar zunächst
nur den dänischen Feldzug; aus diesem aber entwickelte sich zwei
Jahre später der deutsch-österreichische und abermals vier Jahre
später der deutsch-französische. Der 1. Februar 1864 verdient
demnach sicherlich einen Platz in der Weltgeschichte, denn er ist
der Ausgangstermin des Ruhmes der preußisch-deutschen Waffen
TM Hauptwörter (50): [T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T32: [Tag Jahr Monat Mai Juli März Juni April Ende Oktober], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Vii Friedrich Christian_Ix Friedrich
Karl Friedrich Karl
Extrahierte Ortsnamen: Schleswig-Holstein Schleswig-Holsteins Dänemark Deutschland Holstein Schleswig Schleswig Brandenburg Gottes
Hrsg.: Schreiber, B., Polack, Friedrich, Krämer, J. B., Rockstroh, J., Stier, K., ,
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Ländliche Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): Jungen
412
Xiii. Baterland und Vvlkstuiu.
unseres Vaterlandes hatten als Herzog den dänischen König, aber sie
sollten „up ewig ungedeelt" bei Deutschland bleiben. Doch der Dänen-
könig wollte Schleswig mit Dänemark vereinigen und die deutsche
Sprache und Sitte ausrotten. Das mußte der deutsche Bund ver-
hindern. Preußens und Österreichs Truppen nahmen die Herzogtümer
ein, Preußen durch die Erstürmung der D ü p p e l e r Schanzen und
die Eroberung der Insel Alsen. Dänemark trat beide Herzogtümer
an Preußen und Österreich ab.
So hatte König Wilhelm als deutscher Mann die Schmach
Deutschlands gesühnt und das verlorene Schmerzenskind wieder-
gewonnen. Jeder gute Deutsche sreute sich darüber und jubelte: „Die
Preußen sind die alten noch; du Tag von Düppel, lebe hoch!"
4. W i l h e l m I. a l s tapferer Held im österreichischen
Kriege 1866. Bei der Verwaltung von Schleswig und Holstein
entzweiten sich Preußen und Österreich. Schon lange herrschte zwischen
beiden Reichen eine geheime Feindschaft. Preußen war ein deutscher
Staat und wollte Deutschland einigen. Österreich hatte viele Völker
und Sprachen und konnte seine Oberherrschaft in Deutschland nur be-
haupten, wenn Deutschland zersplittert und uneinig blieb. Der kluge
Minister Otto von Bismarck sprach es aus, „Deutschland könne
nur durch ,Blut und Eisen' geeinigt werden!" In dem Streite über
die Verwaltung der Elbherzogtümer wollte der Bundestag Preußen
zur Nachgiebigkeit zwingen. Da löste ihn Preußen auf und erklärte
Österreich und seinen Bundesgenossen den Krieg. Das vortrefflich ge-
schulte preußische Heer fiel mit drei Heersäulen unter viel siegreichen
Gefechten in Böhmen ein, besiegte am 3. Juli 1866 unter Führung des
Königs bei Königgrätz an der Elbe das österreichische Heer und zwang
Österreich zum Frieden. In demselben erhielt Preußen außer Schleswig-
Holstein das Königreich Hannover, Kurfürstentum Hessen, Herzogtum
Nassau und die freie Stadt Frankfurt a. M. Den entthronten Fürsten
wurden viele Millionen Entschädigung bewilligt. Alle deutschen Staaten
nördlich vom Main vereinigte Preußen zum Norddeutschen Söuitbe.
Der siebentägige Krieg hatte Preußen in der ganzen Welt berühmt ge-
macht. Wie weise hatten der König und seine Räte alles vorbereitet
und ausgeführt! Wie tapfer hatten die Soldaten gefochten! Wie willig
und begeistert hatte das ganze Volk große Opfer gebracht!
5. Wilhelm I. als demütiger Sieger im französischen
Kriege 1870/71. a) Was den Krieg veranlaßte. Die Franzosen
sind seit alten Zeiten die Erbfeinde Deutschlands. Unsägliches Unglück
haben sie schon über unser Vaterland gebracht. Nach dem österreichischen
Kriege waren sie neidisch auf Preußens Siege und Erfolge und suchten
eine Ursache zum Kriege. Da sich eine gerechte nicht fand, so wurde
eine ungerechte vom Zaune gebrochen. Die Spanier hatten ihre
Königin verjagt und einen Prinzen von Hohenzollern zum Könige
gewählt. Das wollten die Franzosen nicht leiden und erhoben darüber
ein großes Geschrei. Da verzichtete der Prinz freiwillig auf die
Krone. Trotzdem verlangte der Kaiser Napoleon voll unserem Könige
ein Entschuldigungsschreiben. Da dies verweigert wurde, erklärten die
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Extrahierte Personennamen: Dänemark Wilhelm Otto_von_Bismarck Otto Wilhelm_I. Wilhelm_I. Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Deutschlands Holstein Deutschland Deutschland Deutschland Schleswig-
Holstein Hannover Kurfürstentum_Hessen Frankfurt Main Deutschlands
Hrsg.: Schreiber, B., Polack, Friedrich, Krämer, J. B., Rockstroh, J., Stier, K., ,
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Ländliche Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): Jungen
Xii.; Gesetz und Recht.
343
Die gelehrten Richter haben hierbei das Amt, durch Vorunter-
suchung und durch die Leitung der Gerichtsverhandlung die
tatsächlichen Umstände des Vergehens bis ins kleinste klarzulegen und
für den Fall der Schuld die Strafe nach dem Gesetzbuche zu bestimmen.
Da die Geschworenen ans Grund der angehörten Verhandlung, wobei
die Untersuchungsschri ft stücke verlesen, die Zeugen vernommen
werden und der Angeklagte sich selbst verteidigen oder durch einen
Rechtsanwalt verteidigen lassen kann, nur ihre Überzeugung aus-
zusprechen haben über die Schuld oder Nichtschuld, so bedürfen sie
keiner eigentlichen Nechtsgelehrsamkeit; es genügt ein klarer Verstand
und ein redliches Gewissen. Wie es bei Gerichtsverhandlungen zu-
geht, davon kann sich jeder leicht eine Vorstellung verschaffen, da sie
in allen höher entwickelten Staaten, soweit nicht besondere Gründe da-
gegen sprechen, öffentlich sind.
Bei bürgerlicher: Streitigkeiten aber, wo alles lediglich auf die
Auslegung des Rechts ankommt, entscheidet allein der fachmännisch ge-
bildete und vom Staate angestellte Richter. Die Rechtsverhältnisse
sind jedoch oft so verwickelt, daß die Richter selbst in Verlegenheit
kommen; es kann vorkommen, daß zwei von ihnen über die gleiche
Sache eine verschiedene Meinung haben. Deshalb begnügt sich eine
gute Rechtsverfassung nicht damit, für alle Fälle nur eine einmalige
Aburteilung zuzulassen; es kann der Verurteilte, namentlich in wichtiger:
Dingen, ein höheres Gericht (eine obere Instanz) anrufen und
z. B. vom Einzelrichter (Amtsrichter) an eir: Kollegialgericht (Land-
gericht usw.) appellieren, damit seine Sache nochmals geprüft
und ein neuer Spruch gefällt werde. Das höchste deutsche Gericht
ist das Reichsgericht in Leipzig, bei dem geger: 100 berühmte
Rechtsgelehrte die allerschwierigsten Rechtsfälle endgültig entscheiden.
Die Rechtsanwälte sind die Fürsprecher für die ftreitenbeu
Parteien und notwendig, weil die rechtlichen Formen so verwickelt
sind, daß ein Rechtsunkundiger nicht damit umgehen kann. Der ge-
richtliche Rechtshandel wird freilich teuer durch die Rechtsanwälte; denn
diese müssen ebensogut wie andere Leute von ihrer Arbeit leben.
Allein ein guter und ehrlicher Rechtsbeistand verhütet auch manche
Rechtsklage, wenn er die Parteien zu einem gütlichen Vergleiche bewegt.
Deimling.
215. Aus der Verfassung des Deutschen Reichs
vom 16. April 1871.
Bundesgebiet. Das Bundesgebiet umfaßt 26 Staaten: die
Königreiche Preußen, Bayern, Sachsen, Württemberg; die Großherzog-
tümer Baden, Hessen, Mecklenburg-Schwerin, Mecklenburg-Strelitz,
Sachsen-Weimar, Oldenburg; die Herzogtümer Braunschweig, Anhalt,
Sachsen-Altenburg, Sachsen-Meiningen, Sachsen-Koburg-Gotha; die
Fürstentümer Schwarzburg-Rudolstadt, Schwarzburg-Sondershausen,
Waldeck, Reuß ü. L., Reuß j. L., Schaumburg-Lippe, Lippe; die freien
Reichs- und Hansestädte Hamburg, Lübeck, Bremen; das Reichsland
Elsaß-Lothringen.
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Hrsg.: Polack, Friedrich, Stier, K., Krämer, J. B., Schreiber, B., Rockstroh, J.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Ländliche Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Berufsbildung
Geschlecht (WdK): Jungen
408
Xiii. Vaterland und Volkstum.
ein, Preußen durch die Erstürmung der Düppel er Schanzen und
die Eroberung der Insel Alsen. Dänemark trat beide Herzogtümer
an Preußen und Österreich ab.
So hatte König Wilhelm als deutscher Mann die Schmach
Deutschlands gesühnt und das verlorene Schmerzenskind wiedergewonnen.
Jeder gute Deutsche freute sich darüber und jubelte: „Die Preußen
sind die alten noch; du Tag von Düppel, lebe hoch!"
4. Wilhelm I. als tapferer Held im österreichischen
Kriege 1866. Bei der Verwaltung von Schleswig und Holstein
entzweiten sich Preußen und Österreich. Schon lange herrschte zwischen
beiden Reichen eine geheime Feindschaft. Preußen war ein deutscher
Staat und wollte Deutschland einigen. Österreich hatte viele Völker
und Sprachen und konnte seine Oberherrschaft in Deutschland nur be-
haupten, wenn Deutschland zersplittert und uneinig blieb. Der kluge
Minister Otto von Bismarck sprach es aus, „Deutschland könne
nur durch -Blut und Eisen' geeinigt werden!" In dem Streite über
die Verwaltung der Elbherzogtümer wollte der Bundestag Preußen
zur Nachgiebigkeit zwingen. Da löste ihn Preußen auf und erklärte
Österreich und seinen Bundesgenossen den Krieg. Das vortrefflich ge-
schulte preußische Heer fiel mit drei Heersäulen unter viel siegreichen
Gefechten in Böhmen ein, besiegte am 3. Juli 1866 unter Führung des
Königs bei Königgrätz an der Elbe das österreichische Heer und zwang
Österreich zum Frieden. In demselben erhielt Preußen außer Schleswig-
Holstein das Königreich Hannover, Kurfürstentum Hessen, Herzogtum
Nassau und die freie Stadt Frankfurt a. M. Den entthronten Fürsten
wurden viele Millionen Entschädigung bewilligt. Alle deutschen Staaten
nördlich vom Main vereinigte Preußen zum Norddeutschen Bunde.
Der siebentägige Krieg hatte Preußen in der ganzen Welt berühmt ge-
macht. Wie weise hatten der König und seine Räte alles vorbereitet
und ausgeführt! Wie tapfer hatten die Soldaten gefochten! Wie willig
und begeistert hatte das ganze Volk große Opfer gebracht!
5. Wilhelm I. als demütiger Sieger im französischen
Kriege 1870/71. a) Was den Krieg veranlaßte. Die Franzosen
sind seit alten Zeiten die Erbfeinde Deutschlands. Unsägliches Unglück
haben sie schon über unser Vaterland gebracht. Nach dem österreichischen
Kriege waren sie neidisch auf Preußens Siege und Erfolge und suchten
eine Ursache zum Kriege. Da sich eine gerechte nicht fand, so wurde
eine ungerechte vom Zaune gebrochen. Die Spanier hatten ihre
Königin verjagt und einen Prinzen von Hohenzollern zum Könige
gewählt. Das wollten die Franzosen nicht leiden und erhoben darüber
ein großes Geschrei. Da verzichtete der Prinz freiwillig auf die
Krone. Trotzdem verlangte der Kaiser Napoleon von unserem Könige
ein Entschuldigungsschreiben. Da dies verweigert wurde, erklärten die
Franzosen Preußen den Krieg. Ganz Deutschland war empört. Alles
eilte zu den Waffen. Die süddeutschen Brüder reichten den nord-
deutschen die Bruderhand zum Bunde, und so war durch den frevel-
haften Angriff ganz Deutschland geeinigt.
d) Wie die deutschen Heere in Frankreich eindrangen.
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Extrahierte Personennamen: Dänemark König_Wilhelm Wilhelm Wilhelm_I. Wilhelm_I. Otto_von_Bismarck Otto Wilhelm_I. Wilhelm_I. Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Holstein Deutschland Deutschland Deutschland Schleswig-
Holstein Kurfürstentum_Hessen Frankfurt Main Norddeutschen_Bunde Deutschlands Deutschland Deutschland Frankreich