§ 9. Die Hauptgestalten der Württembergischen Geschichte.
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zu erhalten, nämlich 9 Reichsstädte: Aalen, Eßlingen, Giengen, Gmünd, Hall,
Heilbronn, Reutlingen, Rottweil, Weil, die Propstei Ellwangen und einige
Klöster mit einer Bevölkerung von 125000 E. Zugleich wurde Friedrich zum
Kurfürsten erhoben. Er vereinigte die neuen Erwerbungen zu einem eigenen,
vom alten Herzogtum getrennten Staat „Neuwürttemberg".
Ii. Friedrich als König. 1. Die Aufrichtung des Königreichs.
Am 2. Dezember 1804 fetzte sich Napoleon I. die Kaiserkrone aufs Haupt.
Dies gab Anlaß zu einem abermaligen Bündnis Österreichs, Rußlands und
Englands gegen Frankreich und zu einem neuen Krieg i. I. 1805. Friedrich
suchte sich vom Kriege fernzuhalten. Aber Napoleon, der mit unerhörter
Schnelligkeit seine Truppen nach Deutschland geworfen hatte, erschien uuer-
wartet in Ludwigsburg, erklärte dem Kurfürsten: „Wer nicht für mich ist, ist
wider mich", und dieser hatte keine andere Wahl, als sich an Napoleon an-
zuschließen und feine Truppen unter französisches Kommando zu stellen. Un-
aufhaltsam rückte Napoleon vor; nach feinem glänzenden Siege in der Drei-
kaiferschlacht bei Austerlitz lag Österreich besiegt zu seinen Füßen; der
Friede von Preßburg brachte Napoleon die erwünschten Früchte seines
Sieges, er brachte auch dem Kurfürsten die in Aussicht gestellte Belohnung
für den Anschluß an Napoleon. Württemberg erhielt eine weitere Vergröße-
ruug aus dem vorderöfterreichifcheu Besitz, die Donaustädte Ehingen, Munder-
kingen, Riedlingen, ferner Sanlgau, Mengen u. a. mit zusammen 150000
Einwohnern und wurde zum Königreich erhoben. Am 1. Januar 1806
nahm Kurfürst Friedrich feierlich die Königswürde an und ließ sich den
Eid der Treue und Untertänigkeit schwören. Im gleichen Jahre trat Württem-
berg dem Rheinbunde bei, der aus 16 deutschen Staaten bestand, die sich
vom Reiche loslösten und unter Napoleons Schutz stellten. Infolgedessen hörte
das Deutsche Reich nach einem Bestände von 1000 Jahren aus. Württem-
berg erhielt dafür abermals einen Zuwachs: es bekam die Herrschaft über
eine Anzahl bisher reichsunmittelbarer Fürsten und Grasen ^Hohenlohe, Wald-
bürg, Limpurg u. a.) und andere Gebiete mit etwa 180000 Einwohnern, und
i. I. 1809 und 1810 kamen an Württemberg Ulm, Ravensburg, Leutkirch,
Tettnang, Mergentheim, Crailsheim, Gerabronn, Geislingen n. a., so daß
Württemberg in wenigen Jahren aus einem Lande von 150 Quadratmeilen
mit 650000 Einwohnern zu dem jetzigen Umfange von 354 Quadratmeilen
mit 1400000 Einwohnern angewachsen war.
2. Jnnereregiernng. Mit der Annahme der Königswürde hob Friedrich
die alte Verfassung auf, wonach die „Landschaft", d. h. die Versammlung der
Prälaten und der Abgeordneten der Städte und Ämter, gewisse Rechte wie
das der Stenerverwillignng gehabt hatte, und regierte unumschränkt als
gewaltiger Selbstherrscher. Er ordnete nun das ganze Staatswesen, um
aus Alt- und Neuwürttemberg einen einheitlichen Staat zu machen. Das
Land wurde in 12 Kreise eingeteilt, diese wiederum in Oberämter; die höchste
Behörde wurden die 6 Ministerien. Auch die Verhältnisse der Kirche wurden
neu geregelt; das Kirchengut wurde vom Staat eingezogen, wogegen dieser
die Ausgaben sür die Kirche übernahm. Dem katholischen Glaubensbekenntnis
wurde gleiches Recht mit dem evangelischen zuerkannt, überhaupt die Gleich-
heit aller vor dem Gesetze streng durchgeführt. Das Schulwesen wurde ge-
hoben und 1811 das erste evang. Lehrerseminar in Eßlingen eröffnet. Der
Rechtspflege wurde besondere Sorgsalt zugewendet. Für Hebung von Gewerbe,
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Napoleon_I. Friedrich Friedrich Napoleon Napoleon Napoleon Napoleon Napoleon Friedrich Friedrich Napoleons Jnnereregiernng Friedrich Friedrich
§ 9. Die Hauptgestalten d. Württembergs Geschichte. — Die Hohenzollernschen Lande. 43
Königs Karl erfreuliche Fortschritte gemacht. Die Industrie nahm einen
ungeahnten Aufschwung; das Eisenbahnnetz dehnte sich immer weiter aus;
das segensreiche Werk der Albwafserverforgnng wurde durchgeführt, Stutt-
gart durch zahlreiche Bauten und Denkmäler verschönert, das Münster in
Ulm vollendet. Auch auf dem Gebiete des Schulwesens wurde weiter-
gearbeitet, namentlich die Universität Tübingen, welche i. I. 1877 die
400jährige Jubelfeier beging, bedeutend erweitert. Dabei erfreuten sich alle
wohltätigen Anstalten der Fürsorge der edlen Königin Olga, deren Name in
einer Reihe von hochherzigen Stiftungen fortlebt, wie z. B. dem Olgastift,
einer Höheren Mädchenschule, welcher die geistvolle Fürstin besonderes Interesse
zuwandte.
Als König Karl am 6. Oktober 1891 kinderlos starb, folgte ihm sein
Nesse Wilhelm Ii. (geb. am 25. Februar 1848). Bei feinem Regierungs-
antritt erklärte er, daß er Frömmigkeit und Gottesfurcht Pflegen, den Armen
und Schwachen ein Freund und Helfer, dem Recht allezeit ein eifriger Hüter
sein wolle, daß er mit unerschütterlicher Treue an den Verträgen, die unser
großes deutsches Vaterland begründeten, festhalte, und daß er in der Förderung
der Wohlfahrt und des Glückes seines Landes das höchste Ziel seines Lebens
erblicke. Möge es dem Könige beschieden sein, in einer langen und gesegneten
Regierung dieses Ziel zu erreichen, damit auch in Zukunft der alte Wahlspruch
gelte: „Hie gut Württemberg allewege!"
B. Die Hohenzollernschen Lande.
§ 1. Lage und Grenzen.
Die Hohenzollernschen Lande liegen im südlichen Teile des Deutschen
Reiches und grenzen im O. und N. an Württemberg, im W. an Württemberg
und Baden, im S. an Baden (5 Exklaven in Baden, 2 in Württemberg,
1 zwischen Württemberg und Baden; 3 württembergische Enklaven).
§ 2. Größe.
Der Flächeninhalt beträgt 1142 qkm, die Einwohnerzahl 66 780.
§ 3. Bodenkunde und Bewässerung.
Hohenzollern beginnt auf der Oberschwäbischen Hochebene nördlich von der
Ostrach, zieht sich nordwärts über die Schwäbische Alb, dann westwärts über
den Neckar bei Horb bis auf den Oftrand des Schwarzwaldes, nimmt somit
an den vier natürlichen Gruppen Württembergs teil.
Es ist durchflössen im N. vom Neckar und dessen Zuflüssen: Eyach und
Starzel rechts, Glatt liuks; im S. von der Donau und deren Zuflüssen:
Ablach und Ostrach rechts, Schmiecha und Lauchert links.
§ 4. Die Bevölkerung.
Die Bevölkerung ist schwäbischen Stammes, zum größten Teil katholisch,
nur etwa 2800 sind evangelisch und etwa 500 jüdisch. Sie beschäftigt sich meist
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TM Hauptwörter (200): [T70: [Stadt Donau München Stuttgart Neckar Nürnberg Ulm Schloß Augsburg Regensburg], T165: [Kunst Wissenschaft Handel Gewerbe Bildung Land Stadt Schule Zeit Volk], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß], T151: [König Volk Kaiser Reich Fürst Land Gott Wilhelm Deutschland Frieden], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]
Extrahierte Personennamen: Württembergs Karl Karl Königin_Olga Karl Karl Wilhelm
38
§ 9. Die Hauptgestalten der Württembergischen Geschichte.
Jugendvergehen bereute und versprach, daß die Zukunft einzig dem Wohle der
Untertanen gewidmet sein solle.
Die guten Vorsätze hielten allerdings nicht immer stand. Es fehlte
nicht an Rückfällen in die frühere Willkürherrschaft; so wurde z. B. der Dichter
Schubart auf hinterlistige Weise gefangen genommen und zehu Jahre laug
auf dem Asperg eingekerkert. Soldaten wurden an die Holländer verkauft
und fanden größtenteils in fernen Ländern ein beklagenswertes Ende. Ämter-
verkauf, Jagdlasten und Wildschaden hörten nicht auf. Aber Herzog Karl war
jetzt doch auch darauf bedacht, das Wohl feines Landes zu fördern. Er richtete
feinen ganzen Eifer auf das Erziehungswesen und die Pflege der Wiffen-
schaften und Künste; er gründete die öffentliche Bibliothek, die er beständig
mehrte, errichtete die Hohe Karlsschule, die aus einem Waisenhans sür
Soldatenkinder auf der Solitude zu einer Hochschule in Stuttgart heran-
wuchs, auch im Ausland einen großen Rus genoß und manche berühmte
Männer zu ihren Zöglingen zählte, so Schwabens größten Dichter Schiller
und den Bildhauer Dannecker. Vieles geschah für die Verbesserung der
Rechtspflege und der Polizei wie für Förderung der Landwirtschast,
der Gewerbe und des Handels, dem die neuen Kunftstraßeu zugute
kamen. Der Herzog nahm sich selbst aller Geschäfte eifrig an, gab jede Woche
Audienzen, zu denen auch die Geringsten freien Zutritt hatten, und so gelang
es ihm, die Erinnerung an die frühere schlimme Zeit bei dem Volke zum
Teil zu verwischen. Die letzten Jahre seines Lebens brachte Karl Eugen meist
in Hohenheim zu; er starb daselbst i. I. 1793 uach eiuer mehr als 50jährigen
Regierung.
König Friedrich (1797—1816).
I. Friedrich als Herzog und Kurfürst. Friedrich, ein Neffe des Herzogs
Karl Eugen, wurde i. I. 1797 Herzog von Württemberg. Er war ein hoch-
begabter Fürst, der überdies in preußischen und russischen Diensten sowie auf
Reifen reiche Erfahrung gesammelt hatte, aber auch hart und gewalttätig.
Freilich brauchte damals Württemberg einen kraftvollen Herrscher, um glücklich
durch die Stürme der Zeit hindurchgerettet zu werden. Wenige Jahre zuvor
war in Frankreich die Revolution ausgebrochen, die Europa in eiue eud-
lose Reihe von Kriegen stürzte, unter denen namentlich Deutschland schwer
zu leiden hatte. Ein Jahr vor dem Regierungsantritt Friedrichs drangen die
Franzosen über den Kniebis herüber in Württemberg ein; trotz der Losung
„Krieg den Palästen, Friede den Hütten" durchzogen sie plündernd das Land,
besetzten Stuttgart, und Württemberg mußte den Frieden mit 8 Millionen
Franken erkaufen. Im Jahre 1799 brach abermals ein großer Krieg aus.
Österreich, Rußlaud und England verbündeten sich gegen Frankreich,
und auch Württemberg trat dem Bündnis bei. Allein die Franzosen drangen
siegreich vor. Die Festung Hoheutwiel ging aus schmähliche Weise verloren
und wurde in die Lust gesprengt, das Land vom Feinde überschwemmt und
gebrandschatzt. Der Herzog flüchtete und konnte erst nach Abschluß des
Friedens von Lüneville (1801) wieder zurückkehren. Durch diesen Frieden
kam das linke Rheinufer au Frankreich, und Württemberg verlor die Graf-
schast Mömpelgard. Allein es gelang Friedrich, unterstützt von dem russischen
Kaiser, nach langen Unterhandlungen, die i. I. 1803 durch die Reichs-
deputation in Regens bürg zum Abschluß kamen, eine reiche Entschädigung
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Extrahierte Personennamen: Schubart Karl Karl Schiller Dannecker Karl_Eugen Karl Eugen Friedrich_( Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Karl_Eugen Karl Eugen Friedrichs Friedrich Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Asperg Stuttgart Schwabens Hohenheim Württemberg Frankreich Europa Deutschland Württemberg Stuttgart England Frankreich Frankreich
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Volksschule
Regionen (OPAC): Brandenburg, Hohenzollern, Pommern, Posen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Geographie und Geschichte
der
heimathlichen Provinz.
Ein Anhang zum Volksschul-Lesetmche.
Sachsen.
A. Wie es in der Provinz Sachsen aussieht.
1. Umschau im Lande.
!^ie Provinz Sachsen ist ein schönes und gesegnetes Land. Von
den bewaldeten Bergen Thüringens und des Harzes breitet sie
sich weit gegen Norden und Osten bis zur Elve und über dieselbe
bis an die Provinz Brandenburg und das Königreich Sachsen
aus; selbst mit Schlesien hängt sie im äußersten Osten eine kleine
Strecke zusammen. Doch nicht Alles, was zwischen ihren Grenzen
liegt, gehört zu ihr. Sie umschließt auch Besitzungen fremder Fürsten.
So haben die Herzöge von Anhalt-Dessau und Köthen und
von Anhalt-Be rn bürg an der Elbe, Mulde und Saale bis
in den Harz hinauf ihre Länder; durch sie werden die Regierungs-
bezirke Magdeburg und Merseburg von einander getrennt,
welche nur bei Aschers leben durch einen schmalen Streifen Zu-
sammenhängen. In Thüringen sind Schw arzburgische Länder
und ein Stück vom Großherzogthum Weimar bei Allstedt von
der Provinz ganz umschlossen. Nach Süden hin, von der Werra
bis über die Elster hinaus, grenzen die sächsischen Herzogthümer:
Weimar, Gotha, Meiningen und Altenburg, an unsere
Provinz. Es gehören aber zu ihr auch einige Stücke, die von
ihrem zusammenhängenden Gebiete ganz getrennt sind; es ist der
Kreis Schleusin gen mit den Städten Schleusingen und Suhl
im Thüringer Walde, und der Kreis Ziegenrück im Voigtlande
Sachsen. 1
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Regionen (OPAC): Brandenburg, Hohenzollern, Pommern, Posen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Geographie und Geschichte
der
heiinalhlichen Provinz.
Ein Anhang zum Volksschul-Lesebuche.
Westphalen.
A. Wie es in der Provinz Westphalen aussieht.
I. Umschau im Lande.
Wir sind Preußen und unser König und Herr wohnt in Berlin.
Das liegt zwar weit von unserer Heimath nach Morgen hin in der
Provinz Brandenburg, jenseit der Elbe. Aber eine Eisenbahn ver-
bindet Westphalen mit der Residenz unseres Landesvaters, und daher
kann man gar schnell in einem Tage den weiten Weg zurücklegen.
Ueber Berg und Thal, Wiesen und Felder. Flüsie und Ströme saust
die Dampfmaschine mit den langen Wagenzügen hin, und früher, als
man's glaubt, ist man am Ziele. Westphalen ist die kleinste unter
den 8 Provinzen, aus denen das Reich unseres Königs besteht; aber
dennoch hat sie eine ansehnliche Ausdehnung; denn sie zieht sich von
der Weser an bis nahe an den breiten Rheinstrom; wer die
Entfernung messen wollte, hätte 28 Meilen zu machen; so groß wie
ihre Länge ist auch ihre Breite, vom rauhen Westerwalde an der
südlichen Grenze bis unterhalb Münster, wo die Ems in die han-
noverschen Lande eintritt.
Bloß nach dem Rheine hin grenzt Westphalen an preußische
Lande, nämlich an die Rheinprovinz; sonst aber ist es von Län-
dern, die fremden Fürsten gehören, umgeben. — Die im Münster-
lande kennen ihre Nachbaren, die in der Ebene nach der Nordsee
hin wohnen, die Niederländer, sehr wohl; denn allsährlich, wenn
die Störche und Schwalben kommen, wandern gar Biele über die
1
Westphalen.
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Extrahierte Ortsnamen: Berlin Rheinstrom Rheine Nordsee
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Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Zur
Geographie und Geschichte
der
heimathiichen Provinz.
Ein Anhang zum Volksschui-Lesebnche.
Die hohenzollernschen Lande.
A. Wie es in den hohenzollernschen Landen aussieht.
1. Umschau.
Hechingen und Sigmaringen waren zwei selbstständige Für-
stenthümer und wurden von souveränen Fürsten regiert, bis sie am
7. Dezember 1849 von diesen an die königliche Linie des Hau-
ses Hohenzollern abgetreten wurden. Das preußische Königshaus
nämlich hat mit den beiden Fürstenhäusern zu Hechingen und Sig-
maringen dieselbe Abstammung; sie sind aus dem hohenzollernschew
Geschlechte und haben darum auch die Burg Hohenzollern zur ge-
meinsamen Stammburg. So ist denn das Stammland der preu-
ßischen Königssamilie nun mit dem mächtigen Reiche, über welches
diese herrscht, vereinigt. Die beiden Fürstenthümer bilden unter dem
Namen: „hohenzollernsche Lande" einen besondern Theil des
preußischen Staates und machen einen Regierungsbezirk aus. Die
Regierung hat ihren Sitz zu Sigmaringen und ist unmittelbar
dem Ministerio in Berlin untergeordnet. Die kirchlichen Angelegen-
heiten beausstchtigt das Consistorium der Rheinprovinz, und in Mili-
tärangelegenheiten gehört der Bezirk zu dem Verbände des 8. Armee-
corps und steht unter dem Oberpräsidenten der Rheinprovinz.
Die hohenzollern'schen Lande liegen zwischen Baden und Würt-
temberg; wenn man ihre Gestalt auf der Karte ansieht, so bilden
sie einen rechten Winkel, dessen Schenkel bei der hochgelegenen Heide-
kapelle nördlich von Tr ochtelfingen sich schneiden; der eine geht von
Osten nach Westen, der andere von Norden nach Süden. Der erstere.
Die hohenzollern'schen Lanve. 1
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Extrahierte Ortsnamen: Hechingen Sigmaringen Hechingen Sigmaringen Berlin Baden
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Schulformen (OPAC): Volksschule
Regionen (OPAC): Brandenburg, Hohenzollern, Pommern, Posen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
2
Wie es in der Provinz Sachsen aussieht.
an der Saale mit den Städten Gefell und Ziegenrück; der
Kreis besteht aus zwei an die genannten Städte sich anschließenden
kleinen Strecken. Diese vereinzelten Stücke gehören zum Regierungs-
bezirke Erfurt, der sich an den Merseburger nach Westen hin
anschließt und bis zur Werra reicht. Man braucht daher in
Thüringen und im Harze nicht eben sehr weit zu reisen, um durch
mehrerer Herren Länder zu kommen. Die Ländertheile, welche jetzt
die Provinz Sachsen ausmachen, haben nicht von jeher zusammen»
gehört; erst seit 1815 machen sie eine Provinz aus. Als die Freiheits-
kriege glücklich beendigt waren, und die europäischen Fürsten den
König von Preußen für die von Napoleon erlittenen Ungerechtigkeiten
und die im blutigen Kriege gebrachten Opfer entschädigten, kamen
ansehnliche Stücke von den Ländern des Königs von Sachsen
an Preußen; neben diesen neuesten Landestheilen enthält die Provinz
aber auch das allerälteste Stück des jetzigen Preußischen Staates,
das Stammland des Kurfürstenthums Brandenburg, aus welchem
das Königreich hervorgegangen ist, das ist die Altmark an der Elbe.
Ungefähr 750 Jahre nach der Gründung der Altmark kam unter
dem großen Kurfürsten das Halberstädtische Gebiet und bald
darauf das Magdeburgische, wozu auch Halle gehörte, zum
Kurfürstenthum Brandenburg.
Das Erfurter Gebiet und das Eichsfeld, sowie Nord-
hausen und Mühlhausen schloffen sich 1802 an die preußischen
Besitzungen an.
So ist die Provinz nach und nach zu ihrer gegenwärtigen Aus-
dehnung angewachsen, und man kann an ihrer allmählichen Ver-
größerung sehen, wie Preußen an Land und Volk immer mächtiger
geworden ist.
Sachsen umfaßt jetzt 450 ^Meilen und nahe an 2 Millionen
Einwohner in den 3 Regierungsbezirken Magdeburg, Merseburg
und Erfurt. Magdeburg ist die Hauptstadt der Provinz; dort
haben die höchsten Behörden ihren Sitz: der Oberpräsident, der
kommandirende General des vierten Armeecorps und der General-
Superintendent mit dem Konsistorium.
Am lieblichsten ist das Land in Thüringen und am Harze,
also in den Gegenden, die an der Saale bis nach Weißenfels
herab, an der Unstrut und von da über Ei öleben nach dem
Harze hin sich ausbreiten. Von den Höhen und Rücken des
Thüringer Landes blicken besonders im Saal- und Unstrutthale
viele Burgen herab, von denen jetzt zum Theil nur noch verfallene
Mauern und Thürme übrig geblieben sind. In den Auen und Thälern
liegt Dorf an Dorf, Feld an Feld; an den Bächen und Flüssen
breiten sich zahlreiche, saftige Wiesen, mit Gebüsch und Obsibäumen
umsäumt, aus; an diese schließen sich die Fluren, und an den Berg-
abhängen und auf den Höhen ziehen sich schattige Laubwälder hin.
Herrliche Obstpfianzungen umgeben die Dörfer, und allerlei Gemüse
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
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Regionen (OPAC): Brandenburg, Hohenzollern, Pommern, Posen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Die Wiedertäufer in Münster. - Wie die Provinz Wcstphalen preußisch geworden ist. 31
Kampf, in welchem die meisten Wiedertäufer sielen. Bockelsohn und
Knipperdolling wurden lebendig ergriffen, und, nachdem man sie in
Käfigen zur Schau durch's Land geführt hatte, in Münster mit glü-
henden Zangen gezwickt, bis ein Stoß mit dem Schwerte durch's
Herz ihrem elenden Leben ein Ende machte. Ihre Leichname ver-
moderten in eisernen Käfigen, aufgehängt am Lambertusthurme. Der
Bischof nahm die Stadt wieder in Besitz, aber der evangelische
Gottesdienst wurde nicht wieder hergestellt.
8. Wie die Dcstandtheiic der Provinz Westphalen preußisch geworden sind.
Die seit 1815 bestehende Provinz Westphalen ist aus verschieden-
artigen Bestandtheilen zusammengesetzt. Die Grafschaft Mark ist
unter ihnen der älteste, durch seine Preußentreue berühmte Besitz der
Hohenzollern. 1614 schon fiel dieses Land an das Kurfürstenthum
Brandenburg. Seit dem Ende des 14. Jahrhunderts war die Graf-
schaft Mark mit Cleve vereinigt, am Ende des 15. Jahrhunderts
heirathete Herzog Johann Ii., der Sohn des tapfern Schutzherrn
von Soest, die Erbin der Lande Jülich, Berg und Ravensberg und
vereinigte diese mit Cleve und Mark zu einem Herzogthume. Als
1609 der letzte Herzog aus dem alten Hause starb, erhob sich ein
Erbfolgestreit zwischen Brandenburg und Psalz-Neuburg. In einem
Vergleich zwischen den streitenden Erben wurde festgesetzt, daß Cleve
(jetzt zur Rheinprovinz gehörig), Mark und Ravensberg an Bran-
denburg kommen sollten. Es war zur Zeit, als Johann Sigismund,
ein Enkel der Schwester des letzten Herzogs von Jülich u. s. w., Kur-
fürst von Brandenburg war. Im sogenannten westfälischen Frieden
erhielt hierzu der große Kurfürst das Fürstenthum Minden 1648;
sein Sohn, der erste preußische König, erwarb 1702 die Grafschaft
Lingen, 1707 die Grafschaft Tecklenburg. Unter Friedrich Wilhelm Iii.
erhielten die westlichen Besitzungen Preußens einen bedeutenden Zu-
wachs. Da wurden die Bisthümer Münster und Paderborn in welt-
liche Fürstenthümer verwandelt und dem König von Preußen 1802
— von Münster wenigstens die Hälfte — zur Entschädigung für
die Landstriche jenseits des Rheins gegeben, welche derselbe an Frank-
reich hatte abtreten müssen. Dazu kam die Abtei Herford und end-
lich 1814 nach glorreich beendigtem Befreiungskriege das alte, ehe-
mals dem Erzbischof von Cöln gehörige Herzogthum Westphalen, die
Abtei Corvey, sowie eine Menge keinerer Herrschaften, deren Herren
ehemals unmittelbar unter dem deutschen Kaiser gestanden hatten.
Vor 1807 war also erst der kleinere Theil der jetzigen Provinz West-
phalen preußisch. In diesem Jahre aber mußte unser König Fried-
rich Wilhelm Iii. diese Länder dem Kaiser Napoleon I. von Frank-
reich im traurigen Frieden von Tilsit abtreten. Sie kamen zum
Theil an das Großherzogthum Berg, welches Napoleon seinem
Schwager Murat schenkte, zum Theil bildeten sie mit benachbarten
Ländern das Königreich Westphalen, über welches der gewaltige Er-
TM Hauptwörter (50): [T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
TM Hauptwörter (100): [T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
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Extrahierte Personennamen: Bockelsohn Cleve Johann_Ii Johann Cleve Johann_Sigismund Johann Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Wilhelm Napoleon_I._von_Frank- Napoleon_I. Napoleon Murat
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Volksschule
Regionen (OPAC): Brandenburg, Hohenzollern, Pommern, Posen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
2
Wie es in der Rheinprovinz ausfieht.
die südlichste Grenzstadt ist. Von der Nahe nach Norden hin bis
zur viel gekrümmten Mosel lagert sich der Hunds rück mit feinen,
hohen, steinichten und wenig ergiebigen Flächen; von der Mosel
aber nach Norden hin liegt der rauheste und ödeste Theil unserer
Provinz; es ist das Hochland der Eisel mit ihren schwarzen Basalt-
und Lavakegeln; das war ehedem eine Gegend voller feuerspeienden
Berge, die heute noch die Spuren ihrer furchtbaren Zerstörung in
den Schlacken und den mit Wasser ausgefüllten Kesseln, welche
Maare heißen, zeigen. Noch verlassener und ärmer ist die hohe
Veen, eine moorige, sumpfige Hochebene westlich und nördlich von
der Eifel. Von Aachen und Jülich an beginnt die fruchtbare
Ebene mit Korn-, Weizen- und Flachsfeldern und saftigen grünen
Wiesen. Der westliche Theil unserer Provinz grenzt an Frankreich,
Luxemburg und Belgien. Auf dem Hundsrück liegen zwei
kleine Ländchen, von denen das eine fast umschlossen ist von preußi-
schem Gebiete; es heißt das Fürstenthum Birkenfeld und gehört
dem Großherzog von Oldenburg; das andere gehört zu Hessen-
Homburg. Die östliche Seite der Provinz grenzt an Nassau
und Westph alen. Auch sie ist gebirgig. Der lieblichste Theil ist das
Siebengebirge oberhalb Bo.nn und der bevölkertste und gewerb-
reichste das Wupperthal und das Ruhrgebiet. Wo nicht die
goldenen Saaten und der berühmte Wein Segen und Wohlstand
verbreiten, da hat der gewerbliche Fleiß seine Fabriken, Eisenhütten
und Hammerwerke aufgebaut und der Handel seine Speicher gefüllt.
An wohlthätigen Anstalten ist unsere Provinz reich. In Sieg-
burg ist eine Provinzial-Jrrenanstalt; in Elb erfeld und B armen
unterhalten die christlichen Kaufleute und andere Freunde des Evan-
geliums ein Missionshaus, eine bergische Bibelgesellschaft und einen
Verein zur Verbreitung kleiner christlicher Schriften (Traktate).
In Düsselthal ist ein großes evangelisches Rettungshaus, und in
Kaiserswerth, wo alljährlich der christliche Kalender gedruckt wird,
blüht das Diakonissenhaus mit seinen wohlthätigen Anstalten.
An der Lahn liegt noch ein kleines Gebiet, was auch mit zur
Rheinprovinz und zwar zum Regierungsbezirke Coblenz gehört,
obgleich es rings von fremden Besitzungen umgeben ist; es ist der
Kreis Wetzlar; die Stadt war ehedem berühmt als Sitz des höch-
sten Gerichts im deutschen Reiche, des Reichskammergerichtes.
Die Provinz besteht erst seit 1815 und ist von dem Könige von
Preußen durch die blutigen Opfer des Befreiungskrieges erworben,
aber das Herzogthum Cleve hat schon seit 1609 dem Hause Bran-
denburg gehört, und hundert Jahre später kam auch das Fürstenthum
Mörs und Obergeldern an Preußen. Mit diesen alten Be-
sitzungen wurden die Herzogthümer Berg und Jülich, die Erz-
bisthumer Cöln und Trier, die Reichsstädte Cöln, Aachen und
Wetzlar und die Gebiete vieler Reichsfürsten vereinigt, so daß die
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Volksschule
Regionen (OPAC): Brandenburg, Hohenzollern, Pommern, Posen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
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Blicke in die Delgangenhcit der Rheinprovinz.
wieder. So kam Brandenburg zum Eintritt in die Union, welche
1608 gegründet war und der gegenüber 1609 ein katholischer Für-
stenbund, Liga, sich bildete. Man hegte allgemein die Hoffnung, daß
der Erbschaftsstreit friedlich würde beigelegt werden. Beide Fürsten
kamen in Düsseldorf zusammen, woselbst eine Heirath zwischen der
Tochter des Kurfürsten und dem noch unverheiratheten Pfalzgrafen
von Neuburg zu Stande gebracht wurde. Noch aber handelte es
sich um die Mitgift; darüber erzürnten sich die Herren beim Weine
also, daß auf eine unverschämte Forderung des Pfalzgrafen der Kur-
fürst mit einer Ohrfeige antwortete. Wüthend reiste der Neuburger
ab, heirathete eine Tochter des Hauptes der Liga, des Herzogs Maxi-
milian von Baiern, und wurde katholisch. Sein alter Vater starb
vor Gram darüber. Der Kurfürst von Brandenburg dagegen trat
am Weihnachtstage 1613 öffentlich von der lutherischen zur refor-
mirten Kirche über. Dadurch wurde er der kräftigen Unterstützung
der rcformirten Holländer und der Treue der Jülicher gewiß. Jetzt
rückten Spanier unter Spinola von der einen, Holländer unter Mo-
ritz von Oranien von der andern Seite in die streitigen Lande. Und
damit brach eine schreckliche Zeit herein den ganzen 30jährigen Krieg
(1618—1648) hindurch. Die fremden Heere brandschatzten im Lande.
Neuburg drückte die Protestanten, Brandenburg die Katholiken zur
Vergeltung. Priester führten die Schaaren gegeneinander. Alle Bande
des Bluts, der bürgerlichen Ordnung waren gelöst; alle Menschlich-
keit schien von der Erde genommen zu sein. Obgleich die Parteien
bereits 1614 in Xanten zu einer Theilung geschritten waren, nach
welcher Cleve, Mark, Ravensberg und Ravenstein an Brandenburg
kamen, so wurden die Streitigkeiten doch erst durch den großen Kur-
fürsten von Brandenburg 1666 endgiltig geschlichtet. Mit den Län-
dern aus der jülichschen Erbschaft legte der brandenburgisch-preußische
Staat die ersten Keime zu seiner Macht am Rhein, und das war
von großer Bedeutung. Gewöhnlich residirte ein brandenburgischer
Prinz von da ab in den rheinischen Landen.
7. Pie preußische Rheinprovinz.
1. Zu diesen Gebieten erwarb der erste preußische König die Graf-
schaft Mörs (1703) und das Herzogthum Obergeldern (1713); dazu
kamen 1803 die Abteien Esten und Werden und einige kleinere Graf-
schaften. Doch gingen 1801 durch den Frieden von Lüneville alle
Theile auf der linken Rheinseite, in dem unglücklichen Frieden zu
Tilsit die übrigen rheinischen Besitzungen dem Königreich Preußen
verloren; sie kamen theils an Frankreich selbst, theils an das von
Napoleon I. abhängige Großherzogthum Berg, welches derselbe seinem
Schwager Murat (spr. Mürah) verlieh. Das Alles erwarb preußische
Tapferkeit in den Jahren der glorreichen Erhebung des preußischen Vol-
kes 1813—14 mit dem Schwerte wieder. Dazu erhielt Preußen als
gerechte Anerkennung der großen Opfer, die es für Deutschlands Be-
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