Schulformen (OPAC): Höhere Schule, Mittlere Schule
Regionen (OPAC): Posen
— 16 —
eine Deputation des polnischen Adels zu Napoleon nach Berlin, um seine unbedingte Ergebenheit und seine Hoffnungen auf eine Wiederherstellung Polens auszusprechen. Am 27. November zog Napoleon in Warschau ein und wurde mit ungeheurem Jubel begrüßt. Im Frieden zu Tilsit, am 9. Juli 1 807, verlor Preußen von den polnischen Erwerbungen ganz Südpreußen, den südlichen, größeren Teil des Netzedistrikts, das Kulmer Land mit Ausnahme der Festung Graudenz, endlich auch Stadt und Gebiet Danzig und am 10. November im Grenzvergleich zu Elbing Neuschlesien. Aus diesem Gebiete wurde außer dem Kreise Bialystock, der an Rußland fiel, das Groß-herzogtumwarschau geschaffen, und der König Friedrich August von Sachsen, Enkel des letzten polnischen Königs aus dem Hause Wettin, als erblicher Monarch an die Spitze desselben gestellt. Doch als das Gebäude der napoleonischen Weltordnung zusammenstürzte, ging auch das Großherzogtum Warschau in Trümmer. Im Wiener Kongreß (1815) wurde es geteilt. Preußen erhielt einen Teil der 1807 abgetretenen polnischen Lande zurück. Danzig, das Kulmerland und die Stadt Thorn kamen zur Provinz Preußen; der zum größten Teil wiedererhaltene Netzedistrikt und der westliche Teil von Südpreußen mit Posen und Gnesen wurden zum Großherzogtum Posen, der jetzigen Provinz, zusammengefaßt. Die neue Provinz zählte bei ihrem Wiederanfall an Preußen 526,21 khmeilen mit 779 000 Einwohnern. In einer Reihe glänzender Feste äußerte sich die freudige Genugtuüng der deutschen Bevölkerung über die Wiedervereinigung mit Preußen. — Auf die Kunde von Napoleons Wiederkehr von Elba im Frühjahr 1815 brach sich das Gefühl der Zusammengehörigkeit mit dem deutschen Mutterlande in der lebhaftesten Weise Bahn. Freiwillige strömten zu den preußischen Fahnen, und zahlreiche Gaben an Geld und anderen Wertgegenständen gingen für die preußischen Truppen ein. — Noch mehreremal haben unruhige Köpfe das Land auf dem Wege der Revolution wieder selbständig machen wollen. Vergeblich; der preußische Adler hält fest, was er gefaßt hat, und zum Besten des Landes, dem der feste Anschluß an deutsche Bildung und Gesittung von den Zeiten des großen Friedrich an zum Segen geworden ist. Tapfer und treu haben dann 1866 und 1870/71 unsere polnischen Krieger in den großen Kriegen Preußens und Deutschlands gefochten, und so soll es immerdar bleiben!
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Pierer'sche Hofbuädruckerei Stephan Geibel & Co. in Altenburg.
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleon Friedrich_August_von_Sachsen Friedrich August Napoleons Friedrich Friedrich Stephan_Geibel
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Volksschule
Regionen (OPAC): Brandenburg, Hohenzollern, Pommern, Posen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Geographie und Geschichte
der
heimathlichen Provinz.
Ein Anhang zum Volksschul-Lesetmche.
Sachsen.
A. Wie es in der Provinz Sachsen aussieht.
1. Umschau im Lande.
!^ie Provinz Sachsen ist ein schönes und gesegnetes Land. Von
den bewaldeten Bergen Thüringens und des Harzes breitet sie
sich weit gegen Norden und Osten bis zur Elve und über dieselbe
bis an die Provinz Brandenburg und das Königreich Sachsen
aus; selbst mit Schlesien hängt sie im äußersten Osten eine kleine
Strecke zusammen. Doch nicht Alles, was zwischen ihren Grenzen
liegt, gehört zu ihr. Sie umschließt auch Besitzungen fremder Fürsten.
So haben die Herzöge von Anhalt-Dessau und Köthen und
von Anhalt-Be rn bürg an der Elbe, Mulde und Saale bis
in den Harz hinauf ihre Länder; durch sie werden die Regierungs-
bezirke Magdeburg und Merseburg von einander getrennt,
welche nur bei Aschers leben durch einen schmalen Streifen Zu-
sammenhängen. In Thüringen sind Schw arzburgische Länder
und ein Stück vom Großherzogthum Weimar bei Allstedt von
der Provinz ganz umschlossen. Nach Süden hin, von der Werra
bis über die Elster hinaus, grenzen die sächsischen Herzogthümer:
Weimar, Gotha, Meiningen und Altenburg, an unsere
Provinz. Es gehören aber zu ihr auch einige Stücke, die von
ihrem zusammenhängenden Gebiete ganz getrennt sind; es ist der
Kreis Schleusin gen mit den Städten Schleusingen und Suhl
im Thüringer Walde, und der Kreis Ziegenrück im Voigtlande
Sachsen. 1
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Volksschule
Regionen (OPAC): Brandenburg, Hohenzollern, Pommern, Posen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Geographie und Geschichte
der
heiinalhlichen Provinz.
Ein Anhang zum Volksschul-Lesebuche.
Westphalen.
A. Wie es in der Provinz Westphalen aussieht.
I. Umschau im Lande.
Wir sind Preußen und unser König und Herr wohnt in Berlin.
Das liegt zwar weit von unserer Heimath nach Morgen hin in der
Provinz Brandenburg, jenseit der Elbe. Aber eine Eisenbahn ver-
bindet Westphalen mit der Residenz unseres Landesvaters, und daher
kann man gar schnell in einem Tage den weiten Weg zurücklegen.
Ueber Berg und Thal, Wiesen und Felder. Flüsie und Ströme saust
die Dampfmaschine mit den langen Wagenzügen hin, und früher, als
man's glaubt, ist man am Ziele. Westphalen ist die kleinste unter
den 8 Provinzen, aus denen das Reich unseres Königs besteht; aber
dennoch hat sie eine ansehnliche Ausdehnung; denn sie zieht sich von
der Weser an bis nahe an den breiten Rheinstrom; wer die
Entfernung messen wollte, hätte 28 Meilen zu machen; so groß wie
ihre Länge ist auch ihre Breite, vom rauhen Westerwalde an der
südlichen Grenze bis unterhalb Münster, wo die Ems in die han-
noverschen Lande eintritt.
Bloß nach dem Rheine hin grenzt Westphalen an preußische
Lande, nämlich an die Rheinprovinz; sonst aber ist es von Län-
dern, die fremden Fürsten gehören, umgeben. — Die im Münster-
lande kennen ihre Nachbaren, die in der Ebene nach der Nordsee
hin wohnen, die Niederländer, sehr wohl; denn allsährlich, wenn
die Störche und Schwalben kommen, wandern gar Biele über die
1
Westphalen.
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Extrahierte Ortsnamen: Berlin Rheinstrom Rheine Nordsee
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Volksschule
Regionen (OPAC): Brandenburg, Hohenzollern, Pommern, Posen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Zur
Geographie und Geschichte
der
heimathiichen Provinz.
Ein Anhang zum Volksschui-Lesebnche.
Die hohenzollernschen Lande.
A. Wie es in den hohenzollernschen Landen aussieht.
1. Umschau.
Hechingen und Sigmaringen waren zwei selbstständige Für-
stenthümer und wurden von souveränen Fürsten regiert, bis sie am
7. Dezember 1849 von diesen an die königliche Linie des Hau-
ses Hohenzollern abgetreten wurden. Das preußische Königshaus
nämlich hat mit den beiden Fürstenhäusern zu Hechingen und Sig-
maringen dieselbe Abstammung; sie sind aus dem hohenzollernschew
Geschlechte und haben darum auch die Burg Hohenzollern zur ge-
meinsamen Stammburg. So ist denn das Stammland der preu-
ßischen Königssamilie nun mit dem mächtigen Reiche, über welches
diese herrscht, vereinigt. Die beiden Fürstenthümer bilden unter dem
Namen: „hohenzollernsche Lande" einen besondern Theil des
preußischen Staates und machen einen Regierungsbezirk aus. Die
Regierung hat ihren Sitz zu Sigmaringen und ist unmittelbar
dem Ministerio in Berlin untergeordnet. Die kirchlichen Angelegen-
heiten beausstchtigt das Consistorium der Rheinprovinz, und in Mili-
tärangelegenheiten gehört der Bezirk zu dem Verbände des 8. Armee-
corps und steht unter dem Oberpräsidenten der Rheinprovinz.
Die hohenzollern'schen Lande liegen zwischen Baden und Würt-
temberg; wenn man ihre Gestalt auf der Karte ansieht, so bilden
sie einen rechten Winkel, dessen Schenkel bei der hochgelegenen Heide-
kapelle nördlich von Tr ochtelfingen sich schneiden; der eine geht von
Osten nach Westen, der andere von Norden nach Süden. Der erstere.
Die hohenzollern'schen Lanve. 1
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Extrahierte Ortsnamen: Hechingen Sigmaringen Hechingen Sigmaringen Berlin Baden
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Volksschule
Regionen (OPAC): Brandenburg, Hohenzollern, Pommern, Posen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
2
Wie es in der Provinz Sachsen aussieht.
an der Saale mit den Städten Gefell und Ziegenrück; der
Kreis besteht aus zwei an die genannten Städte sich anschließenden
kleinen Strecken. Diese vereinzelten Stücke gehören zum Regierungs-
bezirke Erfurt, der sich an den Merseburger nach Westen hin
anschließt und bis zur Werra reicht. Man braucht daher in
Thüringen und im Harze nicht eben sehr weit zu reisen, um durch
mehrerer Herren Länder zu kommen. Die Ländertheile, welche jetzt
die Provinz Sachsen ausmachen, haben nicht von jeher zusammen»
gehört; erst seit 1815 machen sie eine Provinz aus. Als die Freiheits-
kriege glücklich beendigt waren, und die europäischen Fürsten den
König von Preußen für die von Napoleon erlittenen Ungerechtigkeiten
und die im blutigen Kriege gebrachten Opfer entschädigten, kamen
ansehnliche Stücke von den Ländern des Königs von Sachsen
an Preußen; neben diesen neuesten Landestheilen enthält die Provinz
aber auch das allerälteste Stück des jetzigen Preußischen Staates,
das Stammland des Kurfürstenthums Brandenburg, aus welchem
das Königreich hervorgegangen ist, das ist die Altmark an der Elbe.
Ungefähr 750 Jahre nach der Gründung der Altmark kam unter
dem großen Kurfürsten das Halberstädtische Gebiet und bald
darauf das Magdeburgische, wozu auch Halle gehörte, zum
Kurfürstenthum Brandenburg.
Das Erfurter Gebiet und das Eichsfeld, sowie Nord-
hausen und Mühlhausen schloffen sich 1802 an die preußischen
Besitzungen an.
So ist die Provinz nach und nach zu ihrer gegenwärtigen Aus-
dehnung angewachsen, und man kann an ihrer allmählichen Ver-
größerung sehen, wie Preußen an Land und Volk immer mächtiger
geworden ist.
Sachsen umfaßt jetzt 450 ^Meilen und nahe an 2 Millionen
Einwohner in den 3 Regierungsbezirken Magdeburg, Merseburg
und Erfurt. Magdeburg ist die Hauptstadt der Provinz; dort
haben die höchsten Behörden ihren Sitz: der Oberpräsident, der
kommandirende General des vierten Armeecorps und der General-
Superintendent mit dem Konsistorium.
Am lieblichsten ist das Land in Thüringen und am Harze,
also in den Gegenden, die an der Saale bis nach Weißenfels
herab, an der Unstrut und von da über Ei öleben nach dem
Harze hin sich ausbreiten. Von den Höhen und Rücken des
Thüringer Landes blicken besonders im Saal- und Unstrutthale
viele Burgen herab, von denen jetzt zum Theil nur noch verfallene
Mauern und Thürme übrig geblieben sind. In den Auen und Thälern
liegt Dorf an Dorf, Feld an Feld; an den Bächen und Flüssen
breiten sich zahlreiche, saftige Wiesen, mit Gebüsch und Obsibäumen
umsäumt, aus; an diese schließen sich die Fluren, und an den Berg-
abhängen und auf den Höhen ziehen sich schattige Laubwälder hin.
Herrliche Obstpfianzungen umgeben die Dörfer, und allerlei Gemüse
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Volksschule
Regionen (OPAC): Brandenburg, Hohenzollern, Pommern, Posen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Die Wiedertäufer in Münster. - Wie die Provinz Wcstphalen preußisch geworden ist. 31
Kampf, in welchem die meisten Wiedertäufer sielen. Bockelsohn und
Knipperdolling wurden lebendig ergriffen, und, nachdem man sie in
Käfigen zur Schau durch's Land geführt hatte, in Münster mit glü-
henden Zangen gezwickt, bis ein Stoß mit dem Schwerte durch's
Herz ihrem elenden Leben ein Ende machte. Ihre Leichname ver-
moderten in eisernen Käfigen, aufgehängt am Lambertusthurme. Der
Bischof nahm die Stadt wieder in Besitz, aber der evangelische
Gottesdienst wurde nicht wieder hergestellt.
8. Wie die Dcstandtheiic der Provinz Westphalen preußisch geworden sind.
Die seit 1815 bestehende Provinz Westphalen ist aus verschieden-
artigen Bestandtheilen zusammengesetzt. Die Grafschaft Mark ist
unter ihnen der älteste, durch seine Preußentreue berühmte Besitz der
Hohenzollern. 1614 schon fiel dieses Land an das Kurfürstenthum
Brandenburg. Seit dem Ende des 14. Jahrhunderts war die Graf-
schaft Mark mit Cleve vereinigt, am Ende des 15. Jahrhunderts
heirathete Herzog Johann Ii., der Sohn des tapfern Schutzherrn
von Soest, die Erbin der Lande Jülich, Berg und Ravensberg und
vereinigte diese mit Cleve und Mark zu einem Herzogthume. Als
1609 der letzte Herzog aus dem alten Hause starb, erhob sich ein
Erbfolgestreit zwischen Brandenburg und Psalz-Neuburg. In einem
Vergleich zwischen den streitenden Erben wurde festgesetzt, daß Cleve
(jetzt zur Rheinprovinz gehörig), Mark und Ravensberg an Bran-
denburg kommen sollten. Es war zur Zeit, als Johann Sigismund,
ein Enkel der Schwester des letzten Herzogs von Jülich u. s. w., Kur-
fürst von Brandenburg war. Im sogenannten westfälischen Frieden
erhielt hierzu der große Kurfürst das Fürstenthum Minden 1648;
sein Sohn, der erste preußische König, erwarb 1702 die Grafschaft
Lingen, 1707 die Grafschaft Tecklenburg. Unter Friedrich Wilhelm Iii.
erhielten die westlichen Besitzungen Preußens einen bedeutenden Zu-
wachs. Da wurden die Bisthümer Münster und Paderborn in welt-
liche Fürstenthümer verwandelt und dem König von Preußen 1802
— von Münster wenigstens die Hälfte — zur Entschädigung für
die Landstriche jenseits des Rheins gegeben, welche derselbe an Frank-
reich hatte abtreten müssen. Dazu kam die Abtei Herford und end-
lich 1814 nach glorreich beendigtem Befreiungskriege das alte, ehe-
mals dem Erzbischof von Cöln gehörige Herzogthum Westphalen, die
Abtei Corvey, sowie eine Menge keinerer Herrschaften, deren Herren
ehemals unmittelbar unter dem deutschen Kaiser gestanden hatten.
Vor 1807 war also erst der kleinere Theil der jetzigen Provinz West-
phalen preußisch. In diesem Jahre aber mußte unser König Fried-
rich Wilhelm Iii. diese Länder dem Kaiser Napoleon I. von Frank-
reich im traurigen Frieden von Tilsit abtreten. Sie kamen zum
Theil an das Großherzogthum Berg, welches Napoleon seinem
Schwager Murat schenkte, zum Theil bildeten sie mit benachbarten
Ländern das Königreich Westphalen, über welches der gewaltige Er-
TM Hauptwörter (50): [T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
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Extrahierte Personennamen: Bockelsohn Cleve Johann_Ii Johann Cleve Johann_Sigismund Johann Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Wilhelm Napoleon_I._von_Frank- Napoleon_I. Napoleon Murat
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Volksschule
Regionen (OPAC): Brandenburg, Hohenzollern, Pommern, Posen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
2
Wie es in der Rheinprovinz ausfieht.
die südlichste Grenzstadt ist. Von der Nahe nach Norden hin bis
zur viel gekrümmten Mosel lagert sich der Hunds rück mit feinen,
hohen, steinichten und wenig ergiebigen Flächen; von der Mosel
aber nach Norden hin liegt der rauheste und ödeste Theil unserer
Provinz; es ist das Hochland der Eisel mit ihren schwarzen Basalt-
und Lavakegeln; das war ehedem eine Gegend voller feuerspeienden
Berge, die heute noch die Spuren ihrer furchtbaren Zerstörung in
den Schlacken und den mit Wasser ausgefüllten Kesseln, welche
Maare heißen, zeigen. Noch verlassener und ärmer ist die hohe
Veen, eine moorige, sumpfige Hochebene westlich und nördlich von
der Eifel. Von Aachen und Jülich an beginnt die fruchtbare
Ebene mit Korn-, Weizen- und Flachsfeldern und saftigen grünen
Wiesen. Der westliche Theil unserer Provinz grenzt an Frankreich,
Luxemburg und Belgien. Auf dem Hundsrück liegen zwei
kleine Ländchen, von denen das eine fast umschlossen ist von preußi-
schem Gebiete; es heißt das Fürstenthum Birkenfeld und gehört
dem Großherzog von Oldenburg; das andere gehört zu Hessen-
Homburg. Die östliche Seite der Provinz grenzt an Nassau
und Westph alen. Auch sie ist gebirgig. Der lieblichste Theil ist das
Siebengebirge oberhalb Bo.nn und der bevölkertste und gewerb-
reichste das Wupperthal und das Ruhrgebiet. Wo nicht die
goldenen Saaten und der berühmte Wein Segen und Wohlstand
verbreiten, da hat der gewerbliche Fleiß seine Fabriken, Eisenhütten
und Hammerwerke aufgebaut und der Handel seine Speicher gefüllt.
An wohlthätigen Anstalten ist unsere Provinz reich. In Sieg-
burg ist eine Provinzial-Jrrenanstalt; in Elb erfeld und B armen
unterhalten die christlichen Kaufleute und andere Freunde des Evan-
geliums ein Missionshaus, eine bergische Bibelgesellschaft und einen
Verein zur Verbreitung kleiner christlicher Schriften (Traktate).
In Düsselthal ist ein großes evangelisches Rettungshaus, und in
Kaiserswerth, wo alljährlich der christliche Kalender gedruckt wird,
blüht das Diakonissenhaus mit seinen wohlthätigen Anstalten.
An der Lahn liegt noch ein kleines Gebiet, was auch mit zur
Rheinprovinz und zwar zum Regierungsbezirke Coblenz gehört,
obgleich es rings von fremden Besitzungen umgeben ist; es ist der
Kreis Wetzlar; die Stadt war ehedem berühmt als Sitz des höch-
sten Gerichts im deutschen Reiche, des Reichskammergerichtes.
Die Provinz besteht erst seit 1815 und ist von dem Könige von
Preußen durch die blutigen Opfer des Befreiungskrieges erworben,
aber das Herzogthum Cleve hat schon seit 1609 dem Hause Bran-
denburg gehört, und hundert Jahre später kam auch das Fürstenthum
Mörs und Obergeldern an Preußen. Mit diesen alten Be-
sitzungen wurden die Herzogthümer Berg und Jülich, die Erz-
bisthumer Cöln und Trier, die Reichsstädte Cöln, Aachen und
Wetzlar und die Gebiete vieler Reichsfürsten vereinigt, so daß die
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land]]
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Volksschule
Regionen (OPAC): Brandenburg, Hohenzollern, Pommern, Posen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
30
Blicke in die Delgangenhcit der Rheinprovinz.
wieder. So kam Brandenburg zum Eintritt in die Union, welche
1608 gegründet war und der gegenüber 1609 ein katholischer Für-
stenbund, Liga, sich bildete. Man hegte allgemein die Hoffnung, daß
der Erbschaftsstreit friedlich würde beigelegt werden. Beide Fürsten
kamen in Düsseldorf zusammen, woselbst eine Heirath zwischen der
Tochter des Kurfürsten und dem noch unverheiratheten Pfalzgrafen
von Neuburg zu Stande gebracht wurde. Noch aber handelte es
sich um die Mitgift; darüber erzürnten sich die Herren beim Weine
also, daß auf eine unverschämte Forderung des Pfalzgrafen der Kur-
fürst mit einer Ohrfeige antwortete. Wüthend reiste der Neuburger
ab, heirathete eine Tochter des Hauptes der Liga, des Herzogs Maxi-
milian von Baiern, und wurde katholisch. Sein alter Vater starb
vor Gram darüber. Der Kurfürst von Brandenburg dagegen trat
am Weihnachtstage 1613 öffentlich von der lutherischen zur refor-
mirten Kirche über. Dadurch wurde er der kräftigen Unterstützung
der rcformirten Holländer und der Treue der Jülicher gewiß. Jetzt
rückten Spanier unter Spinola von der einen, Holländer unter Mo-
ritz von Oranien von der andern Seite in die streitigen Lande. Und
damit brach eine schreckliche Zeit herein den ganzen 30jährigen Krieg
(1618—1648) hindurch. Die fremden Heere brandschatzten im Lande.
Neuburg drückte die Protestanten, Brandenburg die Katholiken zur
Vergeltung. Priester führten die Schaaren gegeneinander. Alle Bande
des Bluts, der bürgerlichen Ordnung waren gelöst; alle Menschlich-
keit schien von der Erde genommen zu sein. Obgleich die Parteien
bereits 1614 in Xanten zu einer Theilung geschritten waren, nach
welcher Cleve, Mark, Ravensberg und Ravenstein an Brandenburg
kamen, so wurden die Streitigkeiten doch erst durch den großen Kur-
fürsten von Brandenburg 1666 endgiltig geschlichtet. Mit den Län-
dern aus der jülichschen Erbschaft legte der brandenburgisch-preußische
Staat die ersten Keime zu seiner Macht am Rhein, und das war
von großer Bedeutung. Gewöhnlich residirte ein brandenburgischer
Prinz von da ab in den rheinischen Landen.
7. Pie preußische Rheinprovinz.
1. Zu diesen Gebieten erwarb der erste preußische König die Graf-
schaft Mörs (1703) und das Herzogthum Obergeldern (1713); dazu
kamen 1803 die Abteien Esten und Werden und einige kleinere Graf-
schaften. Doch gingen 1801 durch den Frieden von Lüneville alle
Theile auf der linken Rheinseite, in dem unglücklichen Frieden zu
Tilsit die übrigen rheinischen Besitzungen dem Königreich Preußen
verloren; sie kamen theils an Frankreich selbst, theils an das von
Napoleon I. abhängige Großherzogthum Berg, welches derselbe seinem
Schwager Murat (spr. Mürah) verlieh. Das Alles erwarb preußische
Tapferkeit in den Jahren der glorreichen Erhebung des preußischen Vol-
kes 1813—14 mit dem Schwerte wieder. Dazu erhielt Preußen als
gerechte Anerkennung der großen Opfer, die es für Deutschlands Be-
TM Hauptwörter (50): [T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land]]
TM Hauptwörter (100): [T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien]]
TM Hauptwörter (200): [T44: [Preußen Polen Brandenburg Provinz Land Schlesien Sachsen Pommer Friedrich Schweden], T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind]]