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1. Landeskunde der Provinz Westfalen und der Fürstentümer Lippe, Schaumburg-Lippe und Waldeck - S. 34

1894 - Breslau : Hirt
34 Die Fürstentümer. Ix. pie Fürstentümer. 1. Das Fürstentum Lippe-Detmold. Das Fürstentum Lippe-Detmold hat einen Flächeninhalt von 1222 qkm mit 128400 Ew.. darunter 121000 Ref. und Lutheraner, 5000 Katho Wen, 2000 Israeliten. Es bildet ein zusammenhängendes Ganzes zwischen dem linken Weserufer und dem Teutoburger Walde in schöner Abwechselung von Hügel und Ebene. Die höchsten Erhebungen sind der Köterberg (500m), der Velmer- stot, (470 m) und die Groteuburg, (390 in) mit dem Hermannsdenkmal (f. Bild S. 45) bei Detmold. Die Keuperformatiou herrscht im ganzen Lande vor. Zum Fürstentum Lippe-Detmold gehört als sog. Exklave an der Lippe das Amt Lipperode-Kappel, unter dem preußischen Amtsgericht Lippstadt. Von diesem ältesten Besitz des aus der Karolingerzeit stammenden Geschlechts ist der Name Lippe auf die später erworbeneu Besitzungen zwischen Weser und Teutoburger Wald übertragen worden. Das lippische Land berührt mit einer Spitze die Weser, in welche die andern Flüsse des Landes: Werre, Exter, Kalle sich ergießen; die Emmer durchfließt den südöstlichen Teil des Fürstentums. Das Klima ist milde und gesuud, im Mittel 0—4° C. Hauptbeschäftigung der Bewohner ist Ackerbau und Ziegelbrennerei. Außer Raseneisen, Schwefel- kies, Braunkohle und Schiefer liefert das Land keine Mineralien. Mineralquellen find zu Meinberg und Salzuffeln, an letzterem Orte auch eine Saline; auf den Höhen überall stattlicher Hochwald. Alljährlich ziehen 12 000 Ziegel- brenner in alle Lande, auch über Deutschland hinaus, und kehren mit reichem Lohne zurück. Die Industrie beschäftigt sich mit Cigarrenfabrikation, Leinen- Weberei, Gerberei und Brauerei, aber nur in geringem Umfange. Die Lemgo er Meerschaumwaren sind weit und von alters her berühmt. Die Stärkefabrik Hoffmann & Cie. in Salzuffeln ist hervorzuheben, weil sie die größte dieser Art auf dem Kontinent ist. Bis 1529, wo die Reformation unter Simon V. Eingang fand, hießen die Herrscher des Landes Edelherrn, unter diesen großartige Gestalten wie Bernhard I. (1113—1144j, der dem Geschlechte den Namen von der Lippe zulegte, Bernhard Ii., Hermann Ii., deren jüngere Brüder mehrfach die deutschen Bischofsstühle, besonders in Münster und Pader- born, zierten. 1529 nahm Simon V. den Grafentitel an. Dessen Enkel Simon Vi. (1563—16j3) trat zur reformierten Kirche über. Er ist der Stammvater der beiden Linien von Lippe. Sein ältester Sohn stiftete die Linie Lippe-Detmold; sein jüngster nach dem Aussterben der alten Grafen von Schaumburg 1649 die Linie Schaumburg- Lippe lbückeburg). Im Jahre 1729 wurde Simon Heinrich Adolf in den Reicks- sürstenstand erhoben und dessen Enkel Leopold 17s9 in dieser Würde bestätigt. 1897 wurde Lippe-Detmold als Rheinbundsstaat souverän und trat 1813 dem deutschen Bunde bei. Die damalige Fürstin-Witwe Paul ine (f 1822) gab dem Ländchen die erste Konstitution (Verfassung). Der gegenwärtig regierende Fürst heißt Friedrich Waldemar, geb. 18. April 1824. Das ursprüngliche Geschlechtswappen, die „Lippische Rose", ist eine süns- blätterige rote Rose im silbernen Felde, das jetzige Wappen ein Schild mit neun Feldern; die Landesfarbe ist Gelb-Rot. Seit 1786 gilt im Lande Gemeinschaft der Güter unter Ehegatten; bei den Bauerngütern herrscht Unteilbarkeit und Anerbrecht. Das Fürstentum bildet einen eignen Landgerichtsbezirk mit dem Sitz des Landgerichtes in Detmold. Als Oberlandesgericht fungiert laut Vertrag vom 4. Jan. 1879 das preußische Oberlandesgericht in Celle.

2. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 5

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 5 — stellen. Die Haupt- und Residenzstadt wurde Kassel. Zu dem Königreiche wurden die von dem Kaiser unterworfenen Länder links von der Elbe gelegt. Von den jetzt zur Provinz Westfalen gehörigen Paderborn, Minden, Ravensberg, Corvey, Rietberg, wäh- rend andere aus dieser Provinz dem Großherzogtum Berg unter Murat zugeteilt wurden. Außerdem gehörten zu dem neuen König- reiche die Altmark, Magdeburg, Halberstadt, Hohnstein, Hildes- heim, Goslar, Quedlinburg, das Eichsfeld, Mülhausen, Nordhausen, Stolberg-Wernigerode, Göttingen, Grubenhagen mit dem andern Hohnstein und Elbingerode, Osnabrück, das sächsische Mansseld, Gommern, Querfurt, Treffurt, das brauufchweigisch-wolfenbüttelsche und die kurhessischen Länder, letztere mit Ausnahme von Hanau und Katzenelnbogen, zugeteilt. Die Herrlichkeit des neuen Reiches hörte aber zur Freude aller Vaterlandsfreunde bald auf, als der Jerome es nach der Niederlage der Franzosen am 16., 18. und 19. Oktober 1813 verließ und nimmer wiederkehrte. Den Namen westfälische Länder oder Provinzen führten ferner alle die Gebietsteile, die Preußen in der jetzigen großen Provinz Westfalen vor 1815 besaß und wiedergewonnen hatte. Seit dem Wiener Kongreß erhielten dann diese Gebiete mit den neuen andern, die hinzukamen, am 1. Oktober 1815 nicht mit Unrecht die Gesamtbezeichnung „Provinz Westfalen", weil sie zum größten Teile innerhalb der Grenzen des ältsächsischen Westfalen- landes lagen. 3. Ein vorläufiger Blick in die Provinz Westfalen. Unfre Heimatprovinz, so erzählt der Lehrer und spätere Buch- druckereibesitzer Engelbert Hegener zu Lippstadt, ist ein gar schönes, von Gott gesegnetes Land. Das haben Westfalens Kinder zu allen Zeiten tief gefühlt und durch treue Liebe und Anhänglichkeit bekundet. Nur wenige Gegenden unseres preußischen Vaterlandes dürften in der Beschaffenheit der Oberfläche eine größere Abwechselung und Mannigfaltigkeit darbieten. Um dir eine Vorstellung davon zu geben, will ich dich in Gedanken nach einem Punkte führen, von dem man den

3. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 31

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 31 — männlichen Linie ausgestorben waren. Daneben erkaufte Friedrich I. fünf Jahre später (1707) die Grafschaft Tecklenburg, um derer willen die Grafen von Bentheim und von Solms lange Zeit mit einander im Streite gelegen hatten. Als zu Anfang nnfers Jahr- Hunderts durch den Frieden zu Luneville (1801) alles Land auf der linken Rheinseite an Frankreich fiel, wurde auch der König Friedrich Wilhelm Iii. von Preußen für die erlittenen Verluste durch die Gebiete mancher geistlichen Fürsten entschädigt, deren weltliche Herrschaft gänzlich aufhören sollte. Damals (1803) kam von westfälischen Ländern das Bistum Paderborn als ein weltliches Fürstentum an Preußen, ebenso die östliche Hälfte des Bistums Münster mit der Hauptstadt und die Abteien Cappenberg und Herford. Die westliche Hälfte des Bistums (mit den Städten Bo- cholt, Ahaus, Koesfeld :c.) wurde unter verschiedene Fürsten ver- teilt, welche jenseit des Rheines ansässig gewesen waren, nämlich unter die Herzöge von Arenberg (die außerdem die ehemalige köl- nische Grafschaft Recklinghausen empfingen), Croy, Looz-Corswaren, die Wild- und Rheingrafen und die Fürsten von Salm. In dem unglücklichen Kriege von 1806 und 7, welcher durch den Frieden zu Tilsit beendet wurde, verlor der König alle seine Besitzungen in Westfalen, und Napoleon benutzte dieselben zur Bildung des Königreichs Westfalen und des Großherzogtnms Berg für seinen Bruder Hieronymus und seinen Schwager Joachim Mnrat, welch letzterer indessen schon bald daraus zum König von Neapel erhoben wurde. In dem Frieden zu Tilsit, den 9. Juli 1807, nach den blutigen Schlachten bei Preußisch-Eylau, den 8. Februar, und Friedland, den 14. Juni, mußte Friedrich Wilhelm Iii. die Hälfte seiner Länder an den siegreichen Kaiser der Franzosen, Napoleon, abtreten. Der König sah den Glanz seiner Krone erbleichen, aber der Glaube, daß denen, die Gott lieben, alle Dinge zum besten dienen, gab ihm Mut und Zuversicht auf den höchsten Hort, der Trübsal sendet denen, die er lieb hat. Dieser Glaube bewährte an ihm seine Kraft. Er schied, wenn auch mit blutendem Herzen, wie ein Vater von seinen Kindern. Das Abschiedsschreiben, das er an die Bewohner

4. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 340

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 340 — von Stolberg-Wernigerode verlobt war, vor Overberg zum Katho- lizismus über. Er verweilte oft auf dem Gute Lütgenbeck in der Nähe Münsters. 1812 zog er nach dem Gute Tatenhausen (Kreis Halle) und pachtete die Hannöversche Domäne Sondermühlen im Osnabrückschen. Am 5. Dezember 1819 ging er in Frieden heim und wurde in Stockkämpen bei Tatenhausen beerdigt. Von dem großen Münsterianer, Oberpräsidenten von Vincke, haben wir schon gehört. Der letzte Fürstbischof Münsters war Maximilian Franz von Österreich, ein Bruder der unglücklichen Marie Antoinette; von ihr bewahrt der Dom ein von ihr für den Bruder verfertigtes Meß- gewand. Die Säkularisierung geschah infolge des Luneviller Friedens durch den Reichsdeputationshauptschluß am 25. Februar 1803. Damals umfaßte das ganze Stift außer der Haupt- und Residenz- stadt 1. das Niederstift mit den drei Ämtern Meppen (Emsland), Vechta, Kloppenburg, von denen als Entschädigung für Abtretungen am linken Rheinufer das erste der Herzog von Arenberg, die beiden letztern der Herzog von Oldenburg erhielt, in das Oberstift mit den neun Ämtern: Ahaus, Bocholt, Dülmen, Horstmar, Sassen- berg, Stromberg, Werne mit Lüdinghausen, Wolbeck, Rheine mit Bevergern, im wesentlichen also die östliche Hälfte. Diese wurde samt der Stadt Münster mit Ausschluß kleiner Gebiete dem Königreiche Preußen als Erbfürstentum zugeteilt, während die westliche verschiedene Landesherren bekamen. Durch die Rheinischen Bundesakte vom 12. Juli und nach Auflösung des deutschen Reiches am 1. und 6. August 1806 wurde erneut das Oberstift Preußen zugesprochen; in Bezug auf die übrigen Teile fanden einige Ver- ändernngen statt. In dem Kriege Preußens mit Napoleon I. 1806 nahm der König Louis Bonaparte Münster und das ganze Land in Besitz. Im Frieden zu Tilsit 1807 gingen alle preußischen Ge- biete im Münsterschen verloren und an den Großherzog Joachim von Berg über; seit 15. Juli 1808 aber fiel es in die Hände des französischen Kaisers, der den Titel Großherzog von Berg und Cleve annahm, 1809 aber den minderjährigen Sohn des Königs

5. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 4

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 4 — Sprach gelehrten endlich ziehen das englische Wort fellow — Ge- fährte oder ein altes Wort fala = plaga, Feld, Gegend heran. Jedenfalls bezeichnet Westfalen das westliche Land und Volk der alten Sachsen. Von Ludwig dem Deutschen an bis zum Sturze Heinrichs des Löwen 1180 bestand ein Herzogtum Sachsen, zu dem mit Ausnahme des Sieger- und Wittgeusteinschen Landes auch die jetzige Provinz Westfalen gehörte. Dann aber wurde es zer- trennt und ein kleiner Teil unter den Erzbischöfen von Köln zum Herzogtum Westfalen und Engern mit der Hauptstadt Arns- berg gemacht. Es umfaßte etwa 80 Quadratmeilen mit 195 000 Bewohnern in 25 Städten und 9 Freiheiten des Sauerlandes, nämlich die Kreife: Arnsberg, Meschede, Brilon, Olpe und ein- zelne Teile der Kreise Soest, Lippstadt, Iserlohn im jetzigen Re- gierungsbezirk Arnsberg. Der erste Herzog war Erzbischof Philipp zur Zeit Friedrich Barbarossas, der letzte Anton Viktor, welcher das Land 1803 infolge des Reichsdeputationsbeschlusses an Hessen- Darmstadt abtrat. Von ihm ging es 1815 an Preußen über. Ter westfälische Kreis, der achte, den mit neun andern Kaiser Maximilian I. 1512 in Deutschland zur besseren Handhabung des Landfriedens und Vollstreckung der Reichskammergerichts-Urteile einrichtete, zwischen Weser und Maas, umfaßte mit den Herzog- tümcrn Cleve, Jülich, Berg, den Grafschaften Ravensberg, Mark, den Bistümern Lüttich, Münster, Paderborn, Minden, Verden, Osnabrück, den Grafschaften Ostfriesland, Oldenburg, den Abteien Herford, Corvey und kleinern Gebieten z. B. Dortmund einen Flächenraum von 1250 Quadratmeilen und wurde von Teilen des niederrheinischen Kreises, zu dem das Herzogtum Westfalen gehörte, durchschnitten. Die größte Ausdehnung hat Westfalen gewonnen, als infolge des Tilsiter Friedens (9. Juli 1807) Napoleon I. am 18. August 1807 eine Filiale des französischen Kaiserreichs in dem Königreiche Westfalen mit seinem Bruder Jerome Bonaparte als Herrscher errichtete. Es war etwa 690 Quadratmeilen groß, zählte fast zwei Millionen Einwohner und mußte zum Rheinbunde 25 000 Soldaten

6. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 8

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 8 — zu unsrer Linken immer mehr nordwestlich, tritt in den gewerb- reichsten Teil von Westfalen ein und mündet endlich in jener Rich- tnng bei Ruhrort in den Rhein. 4. Die erdkundliche Übersicht über die Provinz Westfalen. Die preußische Provinz Westfalen liegt auf der Karte etwa in Gestalt eines Herzens, in nördlicher Breite von 502/3 bis 521/2 Grad, in östlicher Länge von 6i/g bis 91/2 Greenwich mit einem Flächeninhalt von 20 200 qkm vor uns. Sie ist größer als Schleswig-Holstein, 18 300 qkm, und Hessen-Nassau, 15 700 qkm, aber kleiuer als jede der andern 9 Provinzen. Die größte Ausdehnung von Norden nach Süden, von Schlüsselburg im Kreise Minden bis Burbach im Kreise Siegen beträgt etwa 220 km, die von Westen nach Osten, von Anholt im Kreise Borken bis Corvey im Kreise Höxter 210 km, Die Grenze läuft im Norden an der Provinz Hannover und den: Königreiche der Niederlande, im Westen an demselben und der Rheinprovinz, im Osten an der Provinz Hessen-Nassan, Fürstentum Waldeck, Herzogtum Braun- schweig, Provinz Hannover und Fürstentum Schaumburg-Lippe vor- bei. Wer auf der Grenzlinie um die Provinz gehen und alle Aus- und Einbiegungen beachten wollte, der müßte wohl 25 Tage unterwegs bleiben, wenn er auch täglich einen Marsch von sechs Meilen machen wollte; denn der Umfang beträgt etwa 150 Meilen. Von der Vogelschau aus erscheint die Provinz nach ihrer Bodenbeschaffenheit als eine große Ebene, die mit Unterbrechung durch unbedeutende Hügel sich vom Rheine nach der Weser er- streckt und hufeisenförmig von Bergen umschlossen wird. Diese Fläche trägt den Namen westfälische Bucht, oder weil sie fast ganz im Regierungsbezirke Münster liegt, münsterscher Tieflandbusen. Der Ausdruck Bucht, Busen ist ganz eigentlich zu verstehen, wenn auch das Meer jetzt fehlt. Daß es früher dort war, beweisen die vielen versteinerten Seebewohner, die man findet, sowie ans der Eiszeit die Lehm- und Sandlager mit Einschüssen von größeren und kleineren Kiesel und mit der Ablagerung von granitenen Find- lingssteinen, den erratischen Felsblöcken. Auch die Hügel sind nichts anderes als vom Meere aufgeworfene Dünen. Die ganze Ebene

7. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 30

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 30 — Seine Majestät der König dankte dem Redner in folgenden, mit Bewegung gesprochenen Worten: „Mit Dank gegen die Vorsehung nehme Ich die erneuerten Ge- löbnisse der Treue und Ergebenheit der Provinz Westfalen entgegen, wie sie Mir soeben dargebracht worden sind. Die Gelöbnisse wurzeln in dem Gefühle der Dankbarkeit für die Segnungen, welche die väterlichen Regierungen Meines königlichen Vaters und Bruders über diesen Landesteil ergossen haben. Diesen Dank an deren Statt entgegennehmen zu sollen, gewährt Mir eine hohe Genngthuuug. Tie heutige Feier reihet sich an die gleiche dreier anderer Provinzen, die, wie Westfalen, nach einer verhängnisvollen Trennung mit Preußen wieder vereinigt wurden oder neu hinzutraten. So schließt denn mit heute an einem in so vieler Hinsicht bedeutungsvollen Tage die Jubelfeier fast der Hälfte der Monarchie für die Wohl- fahrt, das Gedeihen und Aufblühen dieser Landesteile nach einer fünfzigjährigen Vereinigung unter Preußens Scepter. Der Blick auf Westfalens Gefilde giebt Zeugnis von den Fortschritten, die ein fünfzigjähriger Friede ermöglichte. Und da, wo dieser Friede auf kurze Zeit unterbrochen wurde, gaben Westfalens Söhne Zeugnis, daß sie in Heldenmut und Hingebung ihren Voreltern gleich waren, und hefteten durch glorreichen Sieg neuen Ruhm an Preußens Fahnen. Möge die Gesinnung, die sich Mir heute kuudgiebt, eine glückliche Vorbedeutung sein, daß nach einem abermaligen halben Jahrhundert gleiche Wohlfahrt und gleiche Treue iu Westfalen angetroffen werde! Das walte Gott!" Der älteste brandenburg-preußische Besitz in Westfalen ist das frühere Bistum und Fürstentum Minden, das infolge des west- fälischen Friedens 1648 dem großen Kurfürsten zufiel. Im Jahre 1666 erhielt er endgültig dazu die Grafschaften Ravensberg und Mark, die als Teile des jülich-clevischen Erbes schon vorläufig seit 1609 von Johann Sigismund und dessen Nachfolger Georg Wilhelm verwaltet waren. 1702 vereinigte Friedrich I., der erste König in Preußen, die Grafschaft Lingen im Norden von Westfalen mit seinen Landen, und zwar wegen seiner Verwandtschaft mit den Oraniern, welche dieselbe früher besessen hatten, jetzt aber in der

8. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 149

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 149 — Nähe liegt das Haus Himmelreich, das aber mit dem Himmel nichts zu thun hat, sondern eigentlich Hammelriek heißt. Es soll von dem Ritter Georg von der Holle, dem westfälischen Sickingen, wie man ihn wohl genannt hat, eingerichtet sein, dessen kriegerische Thaten aus dem 16. Jahrhundert jetzt noch beim Volke nicht ganz vergessen sind, obwohl der Schauplatz meist in der Fremde war; der Ritter diente Philipp von Spanien im Kriege gegen Frankreich 1557 und dem Dänenkönig wider Schweden 1563. In der Marienkirche zu Minden ist sein Grab und Tenkmal. Seiner wird auch in dem nieder- sächsischen Sprichwort gedacht: Halt zum Freunde Mönchhausen, Halle und Holle, so behältst du deine Kuh im Stalle. Auf der Chaussee von Petershagen nach Minden durchschreiten wir den schönen Petershagener Wald und gelangen nach etwa Iv2 Stunden bei dem Dorfe Todtenhausen an ein Denkmal an die dortige Schlacht und ihre Helden. Es ist ein gotisch verzierter Obelisk, vorn mit dem Kopse Ferdinands und der Inschrift: Dem Andenken des von den vereinigten Truppen Preußens, Englands, Hannovers, Hessen- Kassels, Sachsen-Gothas, Brannschweigs und Schaumburg-Lippes unter der Führung Ferdinands, Herzogs von Braunschweig, am 1. August 1759 bei Minden erfochtenen Sieges über die französische Armee. Die dankbaren Nachkommen der verbündeten Krieger am 1. August 1759. An den beiden Nebenseiten zeigt sich auch mit dem Kopfe die Inschriften: Dem Sieger bei Gohfeld am 1. August 1759, Erbprinzen Karl Wilhelm Ferdinand von Braunschweig, und: Dem Verteidiger der Linien bei Todtenhausen am 1. August 1759, Grasen Wilhelm zu Schaumburg-Lippe. Auf der Rückwand stellt sich uns das lorbeerumkränzte Haupt Friedrich des Großen dar. In dem siebenjährigen Kriege, dem Heldenkampfe Friedrichs des Großen gegen das halbe Europa, wird auch der Name Minden mit Ehren genannt. Tie mit Maria Theresia von Osterreich verbündeten Franzosen waren im Frühjahr 1775 unter Marschall d'etrees über den Rhein gedrungen, hatten sich Wesels, dann des Herzogtums Cleve und des Fürstentums Ostfriesland bemächtigt und durchzogen unanfgehalten Westsalen, um Hessen und Hannover zu gewinnen. Der Herzog von

9. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 268

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 268 — weit schlimmer als die Hessen wüteten. Hungersnot und Pest brachen aus. und das ganze Hochstist wurde einer Wüste ähnlich. Im Jahre 1802 „ließ", wie es im Schematismus des Bistums Paderborn heißt, Gott es in seiner unersorschlichen und anbetungs^ würdigen Weisheit zu, daß den Bischöfen Teutschlands die fürst- liche Macht genommen wurde. Paderborn kam als weltliches Fürsten- tum an Preußen, welchem es nach kurzer Unterbrechung durch die Regierung des Königs Hieronymus von Westfalen verblieb. Tie geistliche Macht des Bischofs blieb aber unangetastet und infolge einer Vereinbarung der Krone Preußens und des Papstes Pius Vii. wurde in der Bulle De salute animarum (Wegen des Heils der Seelen) 16. Juli 1821 der Tiöcese nicht nur ihr Bestand gesichert, sondern ihr geistliches Gebiet erweitert. Ter Kirchenprovinz Mainz entnommen und dem Erzbischofe von Köln unterstellt, umfaßt sie jetzt einen westfälischen Anteil, dem auch die Abtei Corvey, das Herzogtum Westfalen, die Fürstentümer Minden und Siegen, die Grafschaften Mark, Wittgenstein, Rietberg, die ganze Grafschaft Ravensberg, das Amt Reckenberg angehören, dazu auch Lippe und Waldeck und einen sächsischen Anteil in den Provinzen Sachsen und Branden bürg, in Gotha, Schwarzburg-Rudolstadt und -Sondershausen. 2) Aus der Geschichte der Abtei Corvey bis zur Herrschaft Preußens. Die Abtei Corvey, deren Gebiet einst den nordöstlichen Teil des jetzigen Kreises Höxter umfaßte, ist eine reichgesegnete und hoch- berühmte Beuediktiner-Stiftung. Adelhard, ein Onkel Karl Mar- tells, der Abt vom Kloster Corbie bei Amiens in Frankreich — es war gleichen Mönchsordens 666 von Bathildis, König Chlod- wigs Gemahlin, gestiftet — faßte den Plan, durch Brüder seines Ordens eine Pflanzfchnle des Christentums in dem von seinem Vetter Karl dem Großen eroberten und mit Bistümern ausgestat- teten Sachsenlande zu gründen. Aus den Tannenwipfeln ragte Eines Türmchens spitzer Kegel, First und Giebel eines Klosters Nach St. Benediktus' Regel.

10. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 341

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 341 — von Holland, Louis Napoleon (den späteren Kaiser Napoleon Iii.) unter seiner eigenen Vormundschaft zum Großherzog von Berg ernannte. Es herrschte dann nach dem französischen Senatsbeschluß vom 13. Dezember 1810 Napoleon als Kaiser in der Stadt Münster und in den Ämtern Ahaus, Bocholt, Rheine, Horstmar, in dem größten Teile des Amtes Dülmen, in einem Teile des Amtes Wolbeck und des Amtes Sassenberg, als Vormund des Großherzogs von Berg aber in einem kleinen Teile des Amtes Dülmen, in einem Teile der Ämter Wolbeck und Sassenberg, im Amte Stromberg und Werne mit Lüdinghausen. Im Wiener Kongreß 1815 erhielt endlich Preußen seinen jetzigen münsterschen Besitz: das ehemalige Oberstift Münster mit Ausnahme eines kleinen Teils des Amtes Bevergern, das früher zum Fürstentum Rheine-Wolbeck gehörte und als mediatisiertes Land an Hannover abgetreten wurde. Das herzoglich Arenbergsche Amt Meppen kam unter Hannover; Oldenburg nahm wieder die Amter Kloppenburg und Vechta in Besitz. Von den kleinen mediatisierten Gebieten innerhalb der preußischen Herrschaft über das alte Fürst- bistum Münster hören wir am besten, um uns nicht zu verwirren, in der nachfolgenden Beschreibung der seit 1815 eingerichteten einzelnen Kreise. Die Huldigung für Preußen erfolgte am 18. Oktober 1815 zu Münster. Die erste Besitzergreifung münsterscher Länder war schon, als 1803 die neue Verteilung der Länder noch nicht vollendet, durch General Blücher und Stein 1801 und 1802 in Münster vor sich gegangen. 2) Das Miinfterland. Wenn man vom Niederrhein ins Münsterland kommt, so tritt man in weite Sandstriche auf braunen Heiden, die mit Moor, Wacholderbüschen und dürstigem Nadelholz untermischt sind. Sel- ten trifft man eine rauchige Hütte mit Kindern davor, noch seltener einen stillen, ärmlich gekleideten Hirten, dessen kleine Schafe auf der mageren Weide nur dürftige Nahrung finden. Aber eine Un- zahl von Krähen und Kiebitzen hält sich da aus. Das dauert mehrere Stunden so fort. Das ganze eigentliche Münsterland ist von einem
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